Lernen hilft Leben

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Lernen hilft Leben
Dokumentation
Lernen hilft Leben
Schulaktionen in München 2006
Grußwort
Es ist inzwischen Tradition, dass die Städtepartnerschaften der Welthungerhilfe immer auch mit
Globalem Lernen an Schulen verbunden werden, so
auch 2006 bei der Städtepartnerschaft der Welthungerhilfe mit München. Dabei wurde auch in
München getreu dem Prinzip des Globalen Lernens
das Nahe mit dem Fernen verbunden: Münchner
Schüler und Lehrer spürten der Frage nach: Was
verbindet München mit der Welt und speziell mit
der Arbeit der Welthungerhilfe?
Vom 16.-20. Oktober fand die Schulprojektwoche
unter dem Motto „Lernen hilft Leben“ statt.
1.500 Schüler aus 42 Schulklassen und von 16
Münchner Schulen befassten sich mit internationalen Themen rund um Ernährung, Kinderarbeit und
Kulturen der Welt.
Dafür tauchten die Schüler mit allen Sinnen in die
nicht immer leicht verständlichen Themen ein und
wandten vielfältige Methoden des Globalen Lernens
an. Sie spielten Theater zum Thema „Kinderarbeit“,
sie sahen sich den aufrüttelnden Film „We feed the
world“ im Kino an und erstellten aus der sich
anschließenden Diskussion eindrucksvolle Plakate.
Sie fertigten faszinierende Kunstobjekte aus
Pappmaschee zum Thema „Arm und Reich“ an,
recherchierten im Internet zum Thema Kinderarbeit,
komponierten und texteten aus ihren Ergebnissen
einen eigenen Rap-Song, sammelten Sprichwörter
aus Afrika, Asien und Lateinamerika. Sie befassten
sich mit den komplexen Zusammenhängen von
Wasserverbrauch hier und in den Ländern des
Südens. Und sie lernten ganz viel über
Ernährungsgewohnheiten und den Zugang zu
Nahrung hier und in den Ländern des Südens.
Dabei konnte die Welthungerhilfe wieder auf
geschulte Referenten der Aktion WeltGeschichten
zählen, die in den Unterricht gingen, um aus ihren
eigenen Erfahrungen über Brasilien, Mali, Tansania,
Mosambik und Indien zu berichten. Auch diesmal
war ein Mitarbeiter der Welthungerhilfe aus dem
Partnerland Indien innerhalb der Städtepartnerschaft eingeladen: Venkat Reddy von der MVFoundation in Indien. Er brachte den Schülern das
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für uns unvorstellbare Leid der Kinder und
Jugendlichen bei der gefährlichen Arbeit auf den
Baumwollfeldern und in den Fabriken Indiens nahe
und berichtete anschließend über die Erfolge der
MV-Stiftung, die schon 400.000 Kinder aus der
Kinderarbeit heraus in die Grundbildung an staatlichen indischen Schulen gebracht hat.
Auf dem Lernfest am 20. Oktober im altehrwürdigen
Künstlerhaus am Lenbachplatz hatten viele
Münchner die Gelegenheit, die Ergebnisse der
Schulprojektwoche zu bestaunen. An Ständen und
auf der Bühne präsentierten die Schüler mit sichtlicher Freude an der gemeinsamen Arbeit ihre
Plakate, Songs, Theaterstücke und eine internationale Modenschau. Alle diese Erfolge verdanken wir der
gemeinsamen guten Arbeit mit dem Schulverwaltungsamt München unter der Leitung von Charlotte
Maier und Gerhard Nickel. Ein großer Dank gilt auch
der Leiterin des Künstlerhauses am Lenbachplatz,
Maja Grassinger, die zum ersten Mal ihr Haus für ein
solches Gemeinschaftsprojekt öffnete.
Die Zutaten für das internationale Buffet sponserten
die Landfrauen im Bayerischen Bauernverband und
das Indische Restaurant Swagat vom Prinzregentenplatz sowie die Hofpfisterei.
Die Gewinne für die Lernrallye kamen vom DW-Shop
in Königswinter bei Bonn. Wir danken allen, die zum
Gelingen der Schulprojektwoche und des Lernfestes
beitrugen, vor allem dem Bundesministerium für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
für die Bezuschussung der Lernprojekte zum Thema
„WeltFrühstück“.
Unser besonderer Dank gilt allen Schülern und
Lehrern, die sich mit so viel Einsatz für das Globale
Lernen und für die Kinder in Indien engagierten getreu dem Motto: Lernen hilft Leben.
Ingeborg Schäuble
Vorstandsvorsitzende der Deutschen
Welthungerhilfe
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
Inhalt
Grußwort
„Mit knurrendem Magen kann man nicht lernen und arbeiten!“ (Vorwort)
Übersicht: Projektwoche „Lernen hilft Leben“
Unsere Schulaktionen zum Thema “Lernen hilft Leben”
„Lernen macht Sinn, Schule ist in, wir gehen da hin!“ (Einleitung)
Fragen an Angela Tamke (Welthungerhilfe)
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Referenten
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• Es war einmal in Afrika…: Hermann Schulz
• Mali heute : Dorothee Kolbe
• Fette Maden zum Frühstück: Michael Netzhammer
• Mit Comics Einblicke in Kinderseelen: Juan Acevedo
• Multi-Kulti-Kauderdeutsch oder Siegfriedisch?: Zé do Rock
• Hoher Besuch aus Indien: Venkat Reddy
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Fotogalerie
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Außerschulische Lernpartner
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• Gut drauf in Pasing - Fit für die Zukunft: Ökoprojekt-MobilSpiel
• Fragen an Marion Loewenfeld (Ökoprojekt-MobilSpiel)
• „Wie riechen Nelken und wie schmeckt Bio-Schokolade?“:
Vera Stöcker von Natur und Erleben
• Gerechtigkeitswaage - Was bringt die Welt ins Gleichgewicht?:
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Münchener Agenda 21-Koordination Eine Welt
• Das Nahrungsmittel-Paradox: Initiative n-a-h-r-u-n-g-s-k-e-t-t-e
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Hunger und Überfluss (Elsa-Brändström-Gymnasium)
Kilometergeld für Mosambik (Aktion LebensLäufe)
Rezepte
Solidaritätsprojekt
Pressespiegel
Adressen (Lernpartner und Lernorte in München)
Impressum
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Die Schulaktivitäten auf einen Blick
• Adolf-Weber-Gymnasium
13, 23
• Berufsschule für Großhandels- und Automobilkaufleute
18, 32
• Berufsschule für Körperpflege
17-18
• Berufsschule zur Berufsvorbereitung
• Elsa-Brändström-Gymnasium
• Käthe-Kollwitz-Gymnasium
• Louise-Schroeder-Gymnasium
25
25, 27-28, 33-34
8, 22, 25, 38
24, 28, 41
• Michaeli-Gymnasium
13, 15
• Ricarda-Huch-Realschule
19, 32
• Sophie-Scholl-Gymnasium
• Thomas-Mann-Gymnasium
• Werner-von-Siemens-Realschule
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
8, 23
15, 18, 20, 22, 30
18, 24
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„Mit knurrendem Magen kann
man nicht lernen und arbeiten!“
München/Deutschland Die 11-jährige Ina sitzt
gemeinsam mit ihren Eltern am Frühstückstisch. Es
gibt Orangensaft, Brot, Marmelade, Wurst und
Käse. Die Familie nimmt sich jeden Morgen Zeit für
ein ausgiebiges Frühstück. Heute ist ein besonderer Tag in der Schule. Die 5. Klasse nimmt am
Projekt WeltFrühstück der Deutschen
Welthungerhilfe teil. Dabei schauen sich die
Schüler an, wie das Frühstück in anderen Ländern
aussieht. Sie reden darüber, warum sich manche
Kinder kein Frühstück leisten können, bevor sie in
die Schule gehen, und dass viele Kinder keine
Schule besuchen und stattdessen schwerste
Arbeiten verrichten müssen. Dann wird jedes Kind
in Inas Klasse nach seinen Frühstücksgewohnheiten befragt. Das Ergebnis überrascht: Fast ein
Drittel der Kinder frühstückt daheim nicht regelmäßig. Viele Familien nehmen sich nicht die Zeit für
ein gemeinsames Frühstück.
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Andhra Pradesh /Indien Der 12-jährige Ramesh
sitzt mit seiner Mutter, seinem Vater und seinen
drei Geschwistern auf dem Boden eines Zeltes in
einem Lager für Steinbrucharbeiten und frühstückt.
Es gibt Reis mit einer Linsencurry-Sauce, das ArmeLeute-Frühstück in Indien. Dazu trinken sie Tee. Die
Familie ist vor einem Jahr als Wanderarbeiterfamilie
in das Bergbaugebiet gezogen. Sie konnten sich
nach einer Dürre daheim das teure Saatgut und die
Schädlingsbekämpfungsmittel für ihre Reisfelder
nicht mehr leisten und waren gezwungen, die
Landwirtschaft aufzugeben. Bis vor einem Jahr ist
Ramesh wenigsten hin und wieder zur Schule
gegangen, doch in dem Arbeitslager gibt es keine
Schule. Nach dem Frühstück arbeitet er in der
Granitmine. Er schneidet zusammen mit seinem
Vater Granitblöcke und poliert sie. Seine Mutter
und die drei jüngeren Geschwister arbeiten ebenfalls. Sie destillieren das zum Schneiden der
Granitblöcke genutzte Kerosin aus der schlammigen Erde. Dabei müssen sie den festen Schlamm
im Wasser so lange kneten, bis sich das Kerosin
abschöpfen lässt.
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
Projektwoche „Lernen hilft Leben“
Zeit und Ort:
16. bis 20. Oktober 2006 in München
Beteiligung insgesamt:
16 Schulen, über 42 Schulklassen und 2 AGs,
insgesamt 1.500 Schüler
Themenvielfalt:
Bedeutung von gesundem Essen • Tansanisches
Frühstück • Alltagsleben in Afrika • Kinderarbeit am
Beispiel Fußball • Spielzeug aus Müll • Anfertigen
von Plakaten zu vielfältigen Themen • Ökolandbau
und Siegel für fairen und ökologischen Handel •
Jugendliche in Westafrika • Gesundes Frühstück •
Film „We feed the world“ • Kunstobjekte – Figuren
– Genussbilder • Tüten herstellen in Kinderarbeit •
Theaterstücke zu Reichtum und Armut •
Sprichwörter aus Afrika, Asien und Lateinamerika •
Umgang mit Wasser hier und in den Ländern des
Südens • Journalistenreise u.v.m.
Teilnehmende Schulen:
• Adolf-Weber-Gymnasium
• Berufsschule für Bürokommunikation und
Industriekaufleute
• Berufsschule für Großhandels- und
Automobilkaufleute
• Berufsschule für Körperpflege
• Berufsschule zur Berufsvorbereitung
• Riemerschmid Wirtschaftsschule
• Elsa-Brändström-Gymnasium
• Käthe-Kollwitz-Gymnasium
• Louise-Schroeder-Gymnasium
• Michaeli-Gymnasium
• Ricarda-Huch-Realschule
• Thomas-Mann-Gymnasium
• Werner-von-Siemens-Realschule
Lernfestunterstützung
• Carl – Spitzweg-Gymnasium • Sophie-SchollGymnasium • Werner-von-Siemens-Gymnasium
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
Lernpartner:
Agenda 21-Koordination Eine Welt im Referat
Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt
München; Nahrungskette; Natur und Erleben; Ökoprojekt – MobilSpiel; Schulreferat; VerbraucherZentrale Bayern
Referenten:
• Juan Acevedo, Agenda 21-Koordination Eine Welt
in München
• Dr. Sabine Daude, Welthungerhilfe
• Dorothee Kolbe, Welthungerhilfe
• Michael Netzhammer, Welthungerhilfe
• Venkat Reddy, MV-Foundation/Welthungerhilfe
• Zé do Rock, Welthungerhilfe
• Hermann Schulz, Welthungerhilfe
• Dr. Inci Sieber, n-a-h-r-u-n-g-s-k-e-t-t-e
• Vera Stöcker, Natur und Erleben
• Katja Tebbe und Christine Wölfl, Ökoprojekt MobilSpiel e.V.
• Ulrike Zinsler, Agenda 21-Koordination Eine Welt
in München
Lehrerfortbildung:
Zwei Lehrerfortbildungen zur Vorbereitung im Juli
und September 2006, eine zur Nachbereitung im
Dezember 2006
Lernfest:
Zeit und Ort: 20. Oktober 2006 im Künstlerhaus am
Lenbachplatz
Teilnehmer: 1.500 Schüler
Inhalt: Podiumsdiskussion, Vorstellung der
Schülerprojekte der Projektwoche teils auf der
Bühne, teils als Ausstellung, Vorträge und
Darbietungen der Referenten, Frühstücksbuffet
(teils von den Schülern vorbereitet, teils von
Organisationen gesponsert)
Moderation: Tanja Mairhofer von KI.KA und
Bayerischem Fernsehen sowie Jo Zawadzki,
Schauspieler und freier Moderator
5
Unsere Schulaktionen zum Thema
“Lernen hilft Leben”
Zu jeder Aktion bietet die Welthungerhilfe kompetente Fachreferenten sowie
passende Unterrichtsmaterialien an.
WeltFrühstück – Gesundes Frühstück für alle
Ein gesundes Frühstück ist Grundvoraussetzung fürs Lernen überall auf der Welt. Am Thema Ernährung
lässt sich der Zusammenhang zwischen unserer Ernährung und den Ursachen für Armut und Hunger in
unserer Welt hautnah darstellen. Mit allen Sinnen wollen wir im Unterricht und an außerschulischen
Lernorten in München die Esskulturen der Völker und unsere eigene Ernährung besser kennen und
schätzen lernen.
Kontakt: [email protected], Tel.: 0228 / 2288-129, Fax: 0228 / 2288 - 188
www.welthungerhilfe.de/weltfruehstueck.html
WeltGeschichten – Afrika zum Greifen nah
Nicht die Armut der Nationen, sondern ihre kulturellen Reichtümer stehen im Blickfeld der Aktion
WeltGeschichten, mit der die Welthungerhilfe zum Dialog mit den Kulturen der Welt lädt.
Literaturlesungen, Erzähltheater, Musik, Berichte von AugenZeugen und interessante Materialien gehören
zur Angebotspalette der WeltGeschichten. Persönliche Begegnungen gewähren authentische und differenzierte Einblicke in die Lebenswelten der Menschen und helfen Vorurteile, die oft im Nichtwissen
begründet sind, abzubauen.
Kontakt: [email protected], Tel.: 0228 / 2288-286, Fax: 0228 / 2288 - 274
www.welthungerhilfe.de/weltgeschichten.html
Aktion LebensLäufe –
die Verbindung von Sport und Engagement
Die Aktion LebensLäufe verbindet den Spaß am Sport mit aktiver Hilfe für Menschen in Not: Mit einem
LebensLauf feiern Sie und Ihre Schule ein sportliches Fest, bei dem sich Schülerinnen und Schüler nach
Lust und Laune austoben können, und gleichzeitig nach dem Prinzip der Sponsorenläufe Spenden für
Hilfsprojekte der Welthungerhilfe sammeln. Für welches konkrete Projekt Sie sich engagieren wollen,
bestimmen Sie selber.
Kontakt: Aktionsteam LebensLäufe, [email protected], Tel.: 0228 / 2288-258,
Fax: 0228 / 2288 - 274, www.welthungerhilfe.de/lebenslaufe.html
Stopp Kinderarbeit! Schule ist der beste Arbeitsplatz
Kinder arbeiten, weil sie arm sind. Kinderarbeit macht aber auch arm. Mit der Kampagne “Stopp
Kinderarbeit! Schule ist der beste Arbeitsplatz” setzen sich die Welthungerhilfe und ihre internationalen
Partner dafür ein, dass sich in Ländern, in denen es Kinderarbeit gibt, nachhaltig etwas verändert.
Grundbildung für alle Kinder gilt zunehmend als das wichtigste Instrument zur Überwindung von Armut,
Hunger und Ausbeutung – und damit zur Abschaffung von Kinderarbeit.
Kontakt: [email protected], Tel.: 0228 / 2288-205, Fax: 0228 / 2288 - 188
www.welthungerhilfe.de/stopp_kinderarbeit.html
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Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
„Lernen macht Sinn, Schule ist in,
wir gehen da hin!“
Lernen hilft Leben
Ein gesundes Frühstück ist Grundvoraussetzung
fürs Lernen und Arbeiten überall auf der Welt. Am
Thema Ernährung lässt sich der Zusammenhang
zwischen unserer Ernährung und den Ursachen für
Armut und Hunger in der Welt darstellen. Hunger
ist das Symptom der Krankheit Armut. Bildung ist
ein Weg aus der Armut. Das gilt für unser Land
genauso wie für jedes Land der Welt!
Die Welthungerhilfe setzt bei ihren Projekten in
aller Welt genau hier an: bei der Bildung. Sie unterstützt beispielsweise Ernährungsprojekte in
Schulen in Entwicklungsländern und setzt sich
dafür ein, dass Kinder nicht arbeiten müssen und
den Zugang zur Grundbildung erhalten.
Aber auch in Deutschland ist die Welthungerhilfe
tätig: Hier bietet sie sich als Lernpartner von
Schulen und anderen Bildungseinrichtungen an –
jedes Jahr in einer anderen Stadt.
München: Städtepartner 2006
2006 war München Städtepartner der Welthungerhilfe. Während der „Woche der Welthungerhilfe“
vom 13. bis 22. Oktober 2006 fanden zahlreiche
Aktionen an Münchens Schulen statt. Unter dem
Motto „ Lernen hilft Leben“ verknüpfte die
Welthungerhilfe in München zum ersten Mal ihre
bewährte Aktion WeltFrühstück mit drei weiteren Schulaktionen: WeltGeschichten – Kulturen
kennen keine Grenzen hat die kulturellen
Reichtümer verschiedenster Nationen im Blickfeld
und vermittelt sie authentisch mit Referenten aus
verschiedenen Ländern mittels Musik, Lesungen,
etc. Die Aktion LebensLäufe verbindet den Spaß
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
am Sport mit aktiver Hilfe für Menschen in Not. Im
Rahmen der „Woche der Welthungerhilfe” fand am
13. Oktober 2006 ein LebensLauf im Olympiastadion München statt. 22 Schulen aus München
haben sich bereit erklärt, bei einem Sponsorenlauf
Spenden für ein Schulspeisungsprojekt in
Mosambik zu sammeln.
Die Kampagne Stopp Kinderarbeit! Schule ist
der beste Arbeitsplatz verbindet die beiden
Themen Abschaffung von Kinderarbeit und Zugang
zu kostenloser Grundbildung. Zu allen Aktionen bietet die Welthungerhilfe vielfältiges Informationsmaterial an, mit dem sich handlungsorientierte
Unterrichtseinheiten oder Projekttage gestalten lassen.
WeltFrühstück ist Dekadeprojekt
Das Projekt WeltFrühstück soll eine Klammer zwischen Umwelt und Entwicklung, sowie zwischen
regionalem und globalem Bezug schaffen. Daher
hat die Deutsche UNESCO-Kommission das Projekt
auch als offizielles Dekadeprojekt 2006/07 der UNDekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet. Im Rahmen von Projekttagen beschäftigten sich die Schüler mit den Facetten eines
Frühstücks. Denn die Unterschiede bei den Frühstücksgewohnheiten sind groß und ein Frühstück
kann spannende Geschichten über die Menschen
der Region, über ihre Ess- und Lebensgewohnheiten, über ihre Kultur, ihre Religion und über die
Herkunft der Lebensmittel erzählen. Wie wurden
Eier, Fleisch oder Reis produziert? Stammen sie aus
dem Umland oder haben sie schon einen weiten
Weg hinter sich? Welche Vitamine stecken in den
Speisen? Sind sie wertvoll oder schädlich für unse7
ren Körper? Stecken gentechnisch veränderte
Stoffe in den Lebensmitteln? Die Annäherung an
andere Kulturen über das Schmecken schärft den
Blick auf die eigene, nicht selten ungesunde Ernährungsweise. Und sie wirft einen Blick auf globale
Perspektiven: Alle Kinder dieser Welt haben ein
Recht auf ein gesundes Frühstück, ein gesundes
Leben und positive Zukunftsperspektiven. Daher ist
ein Ziel des Projektes, dass die Schüler das
Gelernte in Beziehung zu ihrem eigenen Alltag setzen können.
Projekt-Methoden
„Globales Lernen findet am besten in einem
fächerübergreifenden Kontext statt“, berichtet
Angela Tamke aus ihren Erfahrungen mit dem
Projekt aus den vergangenen Jahren. „Hierbei spielen verschiedene Lernorte und außerschulische
Kooperationspartner vor Ort eine wichtige Rolle“.
Das galt für alle Aktionen, die in München an den
Start gingen. Damit die Schüler Spaß an der
Projektarbeit hatten, wurde das „Lernen mit allen
Sinnen“ gefördert und unterschiedliche Methoden
wie Theaterspiel, einen Film drehen, in die Rolle
eines Reporters schlüpfen, Diskussionsrunden,
Kunstprojekte erstellen, Autorenlesungen etc. eingesetzt. Eine Vielzahl von Projekten zu den Themen
tansanisches Frühstück, Alltagsleben in Afrika,
Kinderarbeit am Beispiel Fußball, Spielzeug aus
Müll, Essen in aller Welt, Kinderarbeit, Wasser etc.
kamen zustande. Dabei standen den Schulen für
die Projektwoche außerschulische Lernpartner zur
Seite, die mit ihnen Projekte planten und gemeinsam umsetzten. Außerdem hatte die Welthungerhilfe als Referenten einen Kinderbuchautor, einen
Journalisten, eine Entwicklungshelferin, einen
Comiczeichner sowie einen Künstler in die Schulen
eingeladen, um den Schülern die Themen über
Autorenlesungen, authentische Berichte oder
anhand neuer Methoden näher zu bringen.
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Unterstützung für Lehrer
Türöffner, um mit den Lehrer ins Gespräch zu kommen, waren die zwei Lehrerfortbildungen der Welthungerhilfe, die im Vorfeld der Projektwoche stattfanden. Hier stellten die Mitarbeiter der Welthungerhilfe das Projekt und dessen Ziele vor. Die
Lehrer hatten die Möglichkeit, untereinander und
zu den Lernpartnern Kontakte zu knüpfen, Ideen
für ihr Projekt zu sammeln und Details zur Umsetzung zu erfahren. Zudem bot die Welthungerhilfe
durch einen Zuschuss des Bundesministeriums für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
eine finanzielle Unterstützung von rund 500 Euro
pro Schule an, um Materialien, außerschulische
Lernpartner und Referenten bezahlen zu können.
Unterstützung erhielten die Lehrer auch durch
Arbeitshilfen und zahlreiche Materialien.
Ein buntes Abschlussfest
Belohnt wurden die Schüler am Ende der „Woche
der Welthungerhilfe“ am 20.10. 2006 mit einem
großen Lernfest im Künstlerhaus am Lenbachplatz.
Das Festprogramm entpuppte sich als ein gelungener Abschluss der Woche. Für Stimmung sorgte die
Samba-Truppe des Sophie-Scholl-Gymnasiums. Auf
vielfältigste Art und Weise präsentierten die
Schüler ihre Projekte: In einem einzigartigen
Bühnenprogramm führten sie ihre selbsterdachten
Theaterstücke und Rap-Songs auf. Selbstgebastelte
Fühlkisten, selbstgeschriebene und gemalte
Plakate und Zeitungen konnten sich die Gäste an
Ausstellungsständen genauer anschauen und
erklären lassen. Hier präsentierten sich auch die
Münchner Lernpartner. Geschäftig wurden hier
Kontakte untereinander geknüpft, Ideen und
Adressen ausgetauscht und Treffen vereinbart.
Auch für die hungrigen Mägen war gesorgt: Die
Schüler füllten eine große Festtafel mit einem bunten Frühstück aus selbstgemachten kulinarischen
Köstlichkeiten aus aller Welt.
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
Experten diskutieren über
Kinderarbeit
Für die älteren Schüler und Gäste fand eine spannende Expertendiskussion zum Thema „Ethisches
Konsumverhalten und Sozialstandards“ statt.
Alle Diskussionspartner waren sich einig: Kinderarbeit muss weltweit verboten und geahndet werden. Die „Woche der Welthungerhilfe“ mit ihren
Projekten an Münchner Schulen sowie das Lernfest haben hierzu einen kleinen Beitrag leisten können: Die Münchner Kinder und Jugendlichen konnten durch ihre eigenen Projekte und durch die
authentischen Berichte der Referenten einen kleinen Blick in die Lebenswelt der Kinder anderer
Nationen werfen. So rappten Schüler des ThomasMann-Gymnasiums: „Lernen macht Sinn, Schule ist
in, wir gehen da hin!“
Wie geht es weiter?
Die Welthungerhilfe wünschte sich im Sinne der
Nachhaltigkeit, dass die Lehrer sich mit ihren
Schülern auch nach der Projektwoche weiterhin
mit dem Thema befassen. Daher fand nach dem
Lernfest ein weiteres Treffen mit den Lehrern und
Projektpartnern statt. In einer regen Diskussion
stellten die Teilnehmer gemeinsame Überlegungen
zur weiteren Vernetzung an. Einen Anknüpfungspunkt zur Zusammenarbeit sahen die Teilnehmer
insbesondere in den in Bayern nun vielfach entstehenden Ganztagsschulangeboten. Insgesamt beurteilten alle Akteure die Aktionswoche und das
Lernfest als zwar anstrengend und zeitintensiv,
aber von großem Nutzen für die Lernfortschritte
der Schüler und für die Verankerung des Globalen
Lernens im Unterricht. Durch das Projekt haben die
Schüler Mut bekommen, solche großen Projekte
anzupacken.
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
Podiumsgespräch:
Schüler der Sekundarstufe II
befragen Experten
„Ethisches Konsumverhalten und
Sozialstandards“
Unsere Gäste:
Marion Breithaupt-Endres, Referentin Ernährung
Verbraucherzentrale Bayern (Verbraucherschutz)
Sibylle Duncken, Leiterin Thema
Sozialverantwortung bei OTTO (Wirtschaft)
Thilo Hoppe, Vorsitzender des Ausschusses für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
im Deutschen Bundestag/MdB (Politik)
Michael Klaiber, Gesamtvertriebsleiter gepa Fair
Handelshaus (Fairer Handel)
Dr. Hans-Joachim Preuß, Generalsekretär der
Welthungerhilfe
Venkat Reddy, Stellvertretender Leiter der renommierten indischen Kinderrechtsorganisation MV
Foundation und Partner der Welthungerhilfe
Heinz Schulze von der prämierten Münchner
Kampagne „Made by Kinderhand“
(Nichtregierungsorganisation)
Kevin Voss, Deutscher Gewerkschaftsbund –
Jugend Bayern
Moderation: Jo Zawadzki
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Angela Tamke ist Referentin für Globales Lernen bei
der Welthungerhilfe und Organisatorin des jährlich
in verschiedenen deutschen Städten stattfindenden
Projektes WeltFrühstück und der Schulaktionswoche. Das Interview wurde zum Projekt WeltFrühstück als Angebot zum Globalen Lernen geführt.
Fragen an Angela Tamke
Frau Tamke, schon seit sechs Jahren organisieren Sie jährlich das Projekt WeltFrühstück der
Welthungerhilfe in verschiedenen Städten
Deutschlands. Ihr Projekt WeltFrühstück wurde
in München erstmalig um die Aktion WeltGeschichten, die Aktion LebensLäufe und die
Kampagne Stopp Kinderarbeit! Schule ist der
beste Arbeitsplatz erweitert. Was motiviert Sie,
diese Aktionen mit gewaltigem Organisationsaufwand jährlich zu wiederholen?
Die Aktionen haben bisher immer dazu geführt,
dass sich die Schulen einer Stadt einmal über
einen längeren Zeitraum intensiv mit entwicklungspolitischen Themen befasst haben und selbst
einen Beitrag gegen Hunger und Armut in der Welt
leisten konnten. Der Aufwand ist dem Ergebnis
angemessen: Viele Schüler befassen sich im
Unterricht mit entwicklungsrelevanten Themen und
erhalten Lernimpulse von Fachreferenten, möglichst authentisch aus einem der Partnerländer der
Welthungerhilfe.
Z.B. setzen sie sich mit dem Begriff Hunger auseinander. Wer kennt schon Hunger in unserem Land?
Sie erarbeiten sich selbst die Inhalte mit allen
Sinnen indem sie kochen wie in einem afrikanischen Land, musizieren, Plakate herstellen,
Theaterstücke selbst verfassen und aufführen,
Interviews führen, Internetrecherche betreiben,
eine Zeitung erstellen usw. Und sie präsentieren
ihre Ergebnisse dann der breiten Öffentlichkeit.
Was macht die Lernangebote der Welthungerhilfe für Lehrer und Schüler interessant?
Das Besondere an den Lernangeboten der Welthungerhilfe ist, dass sich hier alle Schüler, egal wie
leistungsstark sie sind, je nach ihren Fähigkeiten
beteiligen können. Gerade für Schüler mit Migrationshintergrund bieten unsere Angebote viele
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Möglichkeiten, sich einmal mit ihren Stärken zu
präsentieren und sich für andere zu engagieren.
Sie binden immer wieder lokale Partner in die
Aktionen ein. Warum ist Ihnen das wichtig?
Auch das ist ein Prinzip des Globalen Lernens:
Global denken – lokal handeln.
Die Lehrer und Schüler sollen die Angebote ihrer
Stadt, die Lernpartner und Lernorte zu den jeweiligen Schwerpunktthemen der Welthungerhilfe, kennen und schätzen lernen.
Angeregt durch die Kooperation mit der
Welthungerhilfe nehmen die Lernpartner oft auch
noch zu ihrem schon vorhandenen Angebot globale Themen mit auf und tragen sie in den Unterricht,
Die Schüler wiederum nehmen ihre Stadt mehr aus
der globalen Perspektive wahr.
Wie sollen die Partner in den Städten die durch
die Aktionswoche neu entstandenen Bündnisse
nutzen?
Wir haben oft Rückmeldungen erhalten, dass die
Lehrer durch die gemeinsame Aktion ermutigt wurden, sich mit globalen Themen im Unterricht zu
befassen und Lernpartner in den Unterricht einzuladen. Die Schüler haben rückgemeldet, dass sie
endlich mal wieder mit Freude gelernt haben und
es Spaß gemacht hat, in andere Kulturen und
Lebensweisen einzutauchen. Die Lehrer erhalten
jetzt regelmäßig die Materialien der Welthungerhilfe und können die Themen kontinuierlich im
Unterricht behandeln. Die Schüler haben die
Welthungerhilfe auf eine sehr praktische Weise
kennen gelernt und werden so an die großen globalen Themen herangeführt.
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
Hermann Schulz wurde 1938 als Sohn eines
Missionars in Nkalinzi/Ostafrika geboren, wuchs in
Westdeutschland auf und arbeitete nach einer
Buchhändlerlehre im Bergbau. Von 1967 bis 2001
leitete er den Peter Hammer Verlag in Wuppertal.
Inzwischen ist er ein erfolgreicher Schriftsteller.
Bekannt sind insbesondere seine Kinder- und
Jugendromane, die dem jungen Publikum, ohne zu
moralisieren, das Leben in Afrika näher bringen.
Referenten
Während der Schulaktionswoche in München gingen neben Referenten der Münchener Lernpartner
WeltGeschichten-Referenten in den Unterricht, um aus ihren eigenen Erfahrungen zu berichten: die
Entwicklungshelferin Dorothee Kolbe über Alltag und Projektarbeit in Mali, der Autor Hermann Schulz zum Thema
Tansania, der Journalist Michael Netzhammer zum Thema „Ernährung“ und „Wasser“, der Autor Zé do Rock zu
Brasilien und die Agrarfachfrau Dr. Sabine Daude zu Mosambik. Auch diesmal war ein Mitarbeiter der
Welthungerhilfe aus dem Partnerland Indien innerhalb der Städtepartnerschaft eingeladen: Venkat Reddy von der
MV-Foundation in Indien, der über Kinder und Jugendliche bei der gefährlichen Arbeit auf den Baumwollfeldern
und in den Fabriken Indiens sowie über die Erfolge der MV-Foundation berichtete.
Nicht die Armut der Nationen, sondern ihre kulturellen Reichtümer stehen im Blickfeld der Aktion
WeltGeschichten, mit der die Welthungerhilfe zum Dialog mit den Kulturen der Welt einlädt. Künstler und
Referenten aus Ländern des Südens gewähren authentische und differenzierte Einblicke in ihre Lebenswelten. Die
persönlichen Begegnungen bieten gerade Schülern die Möglichkeit, sich aus erster Hand zu informieren und helfen so Vorurteile abzubauen, die oft im Nichtwissen begründet sind. Die WeltGeschichten-Referenten können das
ganze Jahr über zu verschiedenen Anlässen gebucht werden (weitere Informationen und Kontakt s. S. 6).
Es war einmal in Afrika…
Hermann Schulz
bringt Schülern des Adolf-Weber-Gymnasiums, des
Michaeli-Gymnasiums und des Käthe-KollwitzGymnasiums den Alltag von Kindern in Tansania
nahe.
„Meint ihr ich hätte erfunden, dass Kinder Ameisen
essen?“ fragte Kinderbuchautor Hermann Schulz
sein gebanntes Publikum. Eifrig sausten die Finger
von Schüler der 5. und 6. Klasse des Münchner
Michaeli-Gymnasiums in die Höhe. „Ich habe schon
mal davon gehört...“, „Ich habe da eine
Dokumentation im Fernsehen gesehen ...“ Die
Antworten kamen wie aus der Pistole geschossen.
Ein Junge aus der 5. Klasse, dessen Großvater in
Tansania gelebt hat, wusste sogar: „ Dort essen die
Leute Heuschrecken. Die habe ich auch probiert –
die schmecken wie Chips“. Das Adolf-WeberGymnasium, das Michaeli-Gymnasium und das
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
Käthe-Kollwitz-Gymnasium haben in der Woche der
Welthungerhilfe den Buchautor Hermann Schulz
eingeladen, aus seinen Kinderromanen vorzulesen
„Der Kontakt zu Personen, die direkt
mit der Thematik befasst sind, ist ungeheuer wichtig und bereichernd.“
Josef Brandstetter, Religionslehrer,
Michaeli-Gymnasium
und den Schülern das Leben in Afrika näher zu
bringen. Dem „hohen Besuch“ waren zahlreiche
Projekte und Aktionen zum Thema „Alltag in Afrika“
vorausgegangen, die die Klassen auf Anregung der
Welthungerhilfe durchführten.
So näherten sich die Schüler des Adolf-WeberGymnasiums dem Thema durch die Lektüre des
Jugendromans von Hermann Schulz „Auf dem
Strom“. Sie schrieben den Roman aus der Ich-
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Perspektive weiter und bastelten ein langes Plakat
in Form eines Flusslaufes, das den Fluss aus der
Lektüre mit seinen wichtigsten Stationen darstellte.
Außerdem besuchten sie das Völkerkundliche
Museum in München. Hier sammelten sie viele
Impressionen über Menschen und Lebensweisen
in der ganzen Welt. Gemeinsam mit Hermann
„Ich fand interessant, wie die Schule in
Afrika so läuft“.
Schüler der 8. Klasse, Adolf-Weber-Gymnasium
Schulz frühstückten die Schüler dann ausgiebig
und nach afrikanischen Rezepten.
Danach las Hermann Schulz aus seinem Buch vor.
Fazit der Deutschlehrerin Elisabeth Karner: „Der
Besuch von Hermann Schulz stellte ein Highlight
dar. Er begeisterte auch solche Schüler, die bei der
Lektüre und der Anfertigung der Lernplakate für
das Lernfest wenig Engagement gezeigt hatten.“
Auf dem Lernfest stellten die Schüler ihre erarbeiteten Plakate und ihren selbst gebastelten Fluss
dem Publikum vor und versorgten die Besucher
mit Maisbällchen und Hirsebrei. Mit Spendendosen
ausgerüstet sammelten einige Schüler eifrig Geld
für das Projekt der MV-Foundation in Indien.
(s. S. 39 )
Auch für die Klasse 5a des Michaeli-Gymnasiums
„Seine Lesung regte zum Nachdenken an.“
Rafael und Joschua, 8. Klasse,
Adolf-Weber-Gymnasium
bildete ein Roman von Hermann Schulz den
Ausgangspunkt und die Grundlage für das Projekt.
Sie lasen im Deutschunterricht das Buch „Wenn
dich ein Löwe nach der Uhrzeit fragt“ und die
Schüler fertigten jeweils ein individuelles
Lesetagebuch an, das sie völlig frei gestalten durften. Es entstanden Zeichnungen, Briefe an
12
Personen aus dem Buch, Zusammenfassungen
und Sammlungen von besonders lustigen, traurigen oder spannenden Textstellen. Die Schüler sammelten Informationen über das Land Tansania.
Dabei recherchierten sie im Internet, in Fachbüchern und Zeitschriften oder befragten Verwandte
und Bekannte. Zu den einzelnen Kapiteln gab die
Deutschlehrerin Claudia Renner weitere fachspezifische Arbeitsanregungen. Zum Lernfest präsentierten die Schüler dann stolz ihre Lesetagebücher,
aus denen Ihr Enthusiasmus für das Projekt deutlich herauszulesen war.
Die insgesamt positive Resonanz der Schüler auf
das Projekt bestätigten auch die Eltern im
Gespräch mit den Lehrern. Neben den inhaltlich
spannenden und faszinierenden Erfahrungen und
dem gemeinsamen Erarbeiten der afrikanischen
Lebenswelt hat den Schülern insbesondere der
fächerübergreifende Charakter des Projektes gut
gefallen.
Buchtipps
Hermann Schulz: Wenn dich ein Löwe
nach der Uhrzeit fragt. Carlsen Verlag,
Hamburg 2006, Taschenbuch, 127 S., ab
10 Jahre, ISBN 3-5513-5295-X
Temeo Kirschstein ist ein afrikanischer
Junge, eines von vielen Kindern einer
Afrikanerin und eines deutschen
Geologen am Tanganjikasee. Eines Tages
verunglückt Temeos Vater, der
Edelsteinsucher, in seiner Grube. Nun
kommt täglich der Arzt, der so viel kostet, dass Temeos Mutter schon bald in finanzielle Not gerät.
So schickt sie Temeo los, um Geld bei allen möglichen Leuten
zu leihen. Für Temeo wird dies der Auftrag seines Lebens…
Mit Witz, Humor und Treffsicherheit und ohne mitleidigen
Unterton vermittelt der Autor seinen LeserInnen das Leben
von Temeo in Tansania.
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
Hermann Schulz: Auf dem Strom.
Carlsen Verlag, Hamburg 2005, gebundene Ausgabe, 140 Seiten, ab 14 Jahren,
ISBN 978-3-551-58150-1
Nur eine Bootsfahrt von fünf Tagesreisen
den Fluss hinunter zum Hospital kann
der Tochter von Missionar Friedrich
Ganse das Leben retten. Fünf Tage paddelt der Vater um das Leben seiner
Tochter und erzählt ihr dabei
Geschichten, die seine Geschichten
sind. Zuerst sind es Selbstgespräche, denn er hält seine
Tochter für bewusstlos. Später merkt er, dass sie ihm zuhört.
So sind Vater und Tochter einander so nahe wie nie zuvor
und Friedrich Ganse versöhnt sich mit ihr, mit seiner Mission
und mit seinem Gott. Eine spannende und zugleich sinnliche
Geschichte über die heilende Kraft des Erzählens.
Regina und Gerd Riepe: Wenn dich ein
Löwe nach der Uhrzeit fragt.
Didaktisches Material zu Ostafrika für
die Sekundarstufe I. Hrsg. Peter
Hammer Verlag in Zusammenarbeit mit
der Deutschen Welthungerhilfe, Essen
2006, 49 S., DIN A4, ISBN 3-7795-0070-1
Es liegt nahe, das gleichnamige Buch
von Hermann Schulz zum Anlass zu
nehmen, in der Schule einen Unterrichtsschwerpunkt oder eine
Projektwoche zum Alltag in Tansania zu gestalten. Die
Unterrichtsmaterialien geben hierfür wertvolle Tipps und
Konzepte, um Afrika im Unter-richt lebendig werden zu lassen. Die Themen sind handlungsorientiert und altersgerecht
aufbereitet und der Bezug zum Alltag der Schüler in
Deutschland wird hergestellt, so wie es den Prinzipien des
Globalen Lernens entspricht.
Ado lf-W eber-Gym nasi um
Projekt: Das Leben von Kindern in Afrika
Klasse: 5 und 6
Fächer: Deutsch
Ansprechpartner: Ursina Meighörner, Elisabeth Karner
Themen: Das Leben (von Kindern) in Afrika, afrikanische
Speisen, Geografie, Völkerkunde, Politik Afrikas, etc.
Aktivitäten: Autorenlesung, Diskussion mit dem Autor,
Buchlektüre, Vorbereiten eines gesunden WeltFrühstücks
mit afrikanischen Speisen, Kochen nach afrikanischen
Rezepten, Besuch des Völkerkundlichen Museums,
Gestaltung von Plakaten und dem Flusslauf im Roman
mit seinen wichtigsten Stationen, Lernkorb mit
Materialien aus dem Leben von Kindern in Tansania von
der Welthungerhilfe, Weiterschreiben des Romans mit
veränderten Perspektiven, Diktate aus dem Roman,
Besuch des Honorarkonsuls von Benin, Diskussion
Referent: Hermann Schulz, Aktion WeltGeschichten
Lernpartner: Ökoprojekt - MobilSpiel
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
Michaeli-Gymnasium
Projekt: Das Leben von Kindern
in Afrika
Klasse: 5 und 6
Fächer: Deutsch, Religion, Kunst
Ansprechpartner: Josef Brandste
tter, Religionslehrer,
Claudia Renner, Deutschlehrerin
Themen: Das Leben (von Kindern)
in Afrika, afrikanische Speisen, Geografie, Völkerku
nde, Politik Afrikas u.a.
Aktivitäten: Autorenlesung, Buc
hlektüre, Erarbeitung
eines Kurzreferats in Gruppenarbe
it anhand von
Materialien von Hilfsorganisationen,
Gestaltung von
Plakaten, Gestaltung eines Lesetage
buches, Recherche
im Internet, in Fachbüchern, Befragun
g,
Aktion Torwandschießen anlässlic
h des
Herbstflohmarktes mit Spendensam
mlung,
Comicgestaltung
Referent: Hermann Schulz, Aktion
WeltGeschichten
13
Die Diplom-Geoökologin Dorothee Kolbe arbeitet seit
1992 in Togo, Burkina Faso und Mali. Sie arbeitete u.a.
als Entsandte des Deutschen Entwicklungsdienstes
und in einem agrarökologischen Projekt der Welthungerhilfe. In Deutschland ist es ihr Anliegen, ein
authentisches Bild von Westafrika und insbesondere
von Mali zu vermitteln. Sie will Verständnis für
Menschen anderer Kulturen wecken und Einblicke in
ihre Arbeit geben.
Mali heute
Dorothee Kolbe
bringt Schülern des Michaeli-Gymnasiums und des
Thomas-Mann-Gymnasiums das afrikanische Land
Mali nahe.
„Der Vortrag von Dorothee Kolbe fügte sich in die
Lehrplanvorgaben sehr gut ein“, freute sich
Geografielehrerin Gertrud Sänger über den Besuch
der Geoökologin. Die Klassen 8b und 9e des
Michaeli-Gymnasiums erarbeiteten im Vorfeld des
Besuchs im Fach Geografie einen Überblick über
den Naturraum der Tropen und erhielten einen kurzen Überblick über das Land Mali. Der Unterricht
sieht weiterhin vor, die natur- und kulturräumliche
Vielfalt der Entwicklungsländer zu besprechen. „Die
Schüler sollen neben den Möglichkeiten auch die
Grenzen der Entwicklungsarbeit erfahren“, so
Sänger. Auch für die Schüler der 8. Klasse des
Thomas-Mann-Gymnasiums war die Veranstaltung
ein Einstieg in das Thema Entwicklungsländer. So
„Ich stellte fest, dass in Mali Menschen
leben wie du und ich. Häufig sind die
Wünsche und Träume gar nicht so
unterschiedlich.“
Dorothee Kolbe
freuten sich die Schüler der beiden Schulen jeweils
auf den persönlichen mit Dias untermalten
Erfahrungsbericht von Dorothee Kolbe, die mehrere Jahre in Togo, Burkina Faso und Mali tätig war.
“Der Vortrag gab uns viele Informationen, sodass
wir das Leben und die Probleme der Menschen in
Mali verstehen“, schrieb ein Schüler des ThomasMann-Gymnasiums in der Nachbereitung auf.
Auch die Schüler des Michaeli-Gymnasiums ließen
das Gehörte in Gruppenarbeit noch einmal Revue
passieren und fassten den Vortrag thematisch
14
geordnet auf Papierbögen zusammen. Angeregt
diskutierten Christian, Simon und Tim zu ihrem
Thema Transport und schrieben auf: „Im Buschtaxi
sitzen die Menschen viele Stunden eng aneinandergedrängt im Auto. Gegenstände und lebende
Tiere werden auf dem Dach transportiert.“ Natali,
Sara, Nicole und Jina machten sich Gedanken zu
den Kindern in Mali: „Sie verkaufen Lebensmittel,
putzen Schuhe für andere, helfen im Haushalt,
hüten die Ziegen und besuchen selten Schulen. In
ihrer Freizeit spielen sie Fußball mit Bällen ohne
Luft und barfuß auf Steinen.“ Auch die von Kolbe
mitgebrachten Gebrauchsgegenstände weckten
Wir fanden den Vortrag von Dorothee
Kolbe sehr schön und meinen, dass die
Arbeit der Welthungerhilfe lebenswichtig
für die Menschen in der Dritten Welt ist“
Lukas, Julian und Andreas, Schüler der Klasse 8b,
Thomas-Mann-Gymnasium
bei den Schülern großes Interesse. Besonderes viel
Spaß hatten sie dabei, typische Kleidungsstücke
aus Mali selber anzuprobieren und der landestypischen Musik zu lauschen.
Angeregt durch den spannenden Vortrag zauberten die Schüler des Michaeli-Gymnasiums mit viel
Mühe und Einfallsreichtum eine Vielfalt typischer
afrikanischer Gerichte für das Lernfest.
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
Thomas-Mann-Gymnasium
Projekt: Mali heute
Klasse: 8
Michaeli-Gymnasium
Projekt: Mali heute
Klassen: 8 und 9
Fach: Geografie
Ansprechpartner: Gertraud Sänger
Themen: Natur- und Kulturraum der Tropen,
Alltagsleben in Mali
Aktivitäten: Besprechung des Naturraums Tropen,
Vortrag mit Diashow, authentischer Bericht über das
Fach: Geografie
Ansprechpartner: Herr Rossmann
Themen: Alltagsleben in Mali
Aktivitäten: Vortrag mit Diashow, zwei authentische
Berichte über Mali von Referentin und Lehrer, landestypische Musik, Anprobieren landestypischer
Kleidungsstücke, Anschauen von Gebrauchsgegenständen, Diskussion zur Nachbereitung
Referentin: Dorothee Kolbe
Leben in Mali, landestypische Musik, Anprobieren
landestypischer Kleidungsstücke, Anschauen von
Gebrauchsgegenständen, thematisch geordnete
Zusammenfassung des Vortrags, Zubereitung afrikanischer Gerichte
Referentin: Dorothee Kolbe
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
15
Michael Netzhammer studierte Politik- und
Geschichte mit dem Schwerpunkt Entwicklungszusammenarbeit. Er arbeitete journalistisch und wissenschaftlich zu Themen wie Bildung und „Dritte
Welt“, Armut und Hunger sowie über die Grenzen und
Möglichkeiten von Entwicklungspolitik. Seit 15 Jahren
bereist er Afrika, Amerika und Asien und bringt seine
Geschichten zu sozialen und ökologischen Themen in
verschiedenen Printmedien zu Papier.
Fette Maden zum Frühstück
Michael Netzhammer
Schüler des Thomas-Mann-Gymnasiums und der
Berufsschule für Großhandels- und Automobilkaufleute staunen über Michael Netzhammers Reiseerzählungen.
„Weiß jemand von euch, was für ein Tag heute ist?“
‚Heute’ war der 16. Oktober 2006, der Tag an dem
Angela Tamke, Referentin für Globales Lernen der
Welthungerhilfe, gemeinsam mit dem Journalist
Michael Netzhammer den Leistungskurs Deutsch
des Thomas-Mann-Gymnasiums besuchte. Die
Antwort der Schüler kam prompt: „Heute ist
Welternährungstag!“ Dieser Tag soll auf den weltweiten Hunger aufmerksam machen. Um den
Jugendlichen eine Vorstellung davon zu geben, wie
es ist, nicht jeden Tag genügend Essen auf dem
Tisch zu haben, besuchte Michael Netzhammer
neben Schülern des Thomas-Mann-Gymnasiums
auch die Berufsschule für Großhandels- und
Automobilkaufleute. Hier erzählte er von seinen
Reisen nach Thailand, auf die Philippinen, nach
Kolumbien, Indien, ins Amazonasgebiet und nach
Afrika, sprach über seine Erfahrungen mit den
Menschen und über seine kulturellen Fettnäpfchen,
„So sollte ich im Amazonas bei
Ureinwohnern dicke Maden essen...“.
Dass insbesondere das Essen viel
Aufschluss über ein Land gibt, erfuhr
Netzhammer viele Male.
in die er regelmäßig tritt. So brauchen beispielsweise die Ureinwohner die Maden als Eiweiß-Lieferanten. Oder in Nepal essen die Leute jeden Tag nur
Reis und Linsen, weil sie sich nichts anderes leisten
können. Wir tragen mit Verantwortung dafür, dass es
Menschen in vielen Ländern des Südens schlechter
als notwendig geht", so Netzhammer. Denn die
16
Europäische Union unterstützt beispielsweise unsere Bauern mit einer beträchtlichen Summe und
belegt zudem Waren außerhalb Europas mit
Einfuhrzöllen. „So hebt man den Markt aus den
Angeln“.
Angela Tamke: „Was fällt euch zu dem
spruch „Geiz ist geil” ein?“ Schüler des
Thomas-Mann-Gymnasiums, Leistungskurs Deutsch: „Kinderarbeit ist billig,
und die Produzenten können daher
ihre Ware auch billiger verkaufen.“
Brennendes Interesse hatten die Klassen insbesondere an Netzhammers Beruf als freier Journalist. So
wollten die Jugendlichen wissen, wie Themen
zustande kommen, wie lange er an einem Artikel
schreibt, ob er als freier Journalist tatsächlich frei ist
und ob er meint, durch Journalismus die beste
Aufklärung betreiben zu können. „Es wäre vermessen zu sagen, ich brauche nur etwas zu schreiben
und die Welt wird besser. Aber ich möchte meinen
Teil dazu beitragen“, beantwortet Netzhammer die
Frage. Er forderte die Schüler auf, kritisch zu sein,
denn oft taucht das normale Leben in Zeitungen
und Zeitschriften kaum auf, dafür aber politische
und wirtschaftliche Themen, die sich massenhaft
verkaufen.
Aber auch Netzhammers Reisen faszinierten die
jungen Leute. So schilderte Netzhammer den
Schülern, wie sehr ihn die Situation von den philippinischen Kindern bewegt hat, die er dabei beobachtete, wie sie in einem Abwasserkanal nach Metall
schöpften und ihm dabei fröhlich zuwinkten. „Ich
versuche diese Gefühle nahe an mich heran zu lassen, damit ich sie genau beschreiben kann und ihr
das Gefühl habt, dabei zu sein!“
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
Wasser ist zum Waschen da?!
Angehende Friseure der Berufsschule für Körperpflege beschäftigen sich mal anders mit dem
Thema Wasser.
Dass Wasser unumgänglich für ihre Arbeit ist, war
für die zukünftigen Friseure der Berufsschule für
Körperpflege schon lange vor ihrer Projektarbeit
klar, bei der sie sich weiterreichende Gedanken
über das nasse Medium machten. Mit ihrer
Lehrerin Hajnalka Kovac überlegten die zukünftigen
Friseure an einem Projekttag, bei welchen
Gelegenheiten Wasser verbraucht wird. „Für fast
alles braucht man Wasser! Das habe ich mir vorher
noch nie so bewusst gemacht“, staunte eine
Schülerin. Gemeinsam stellten sie auf Plakaten die
Wassernutzung in unseren Breiten dar. Für ein
Kontrastprogramm sorgte der Journalist Michael
Netzhammer, den die Schüler eingeladen hatten,
etwas über die Bedeutung des Wassers in den
Ländern des Südens zu erzählen. Beim
„Was Durst bedeutet, wird kaum
jemand von uns erfahren“.
Michael Netzhammer
Wasserverbrauch gibt es riesige Unterschiede, so
der Journalist. Während wir Deutschen
579 m3 und Bewohner der USA dreieinhalb Mal so
viel im Jahr verbrauchten, müsse ein Sudanese mit
28 m3 auskommen. Schlimmer. Jeder sechste Erdbewohner hat keinen Zugang zu Wasser. Die
Schüler staunten über diese Zahlen. „Warum ziehen die Leute denn nicht einfach ans Wasser?“,
war die berechtigte Frage einer Schülerin.
„Zunächst gab es dort Wasser, aber mit der Zeit
sind die Brunnen versiegt. Und nun können die
Menschen nicht einfach zur nächsten Wasserstelle
ziehen, weil es dort ja auch schon Menschen gibt“,
so Netzhammers Antwort. Dann zeigte er den
Schülern Dias zum Thema und erzählte von
Menschen, die in mühseliger Handarbeit Wasser
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
aus Brunnen schöpfen oder pumpen, von Wassertankwarten, die den Menschen in den Dörfern das
Wasser liefern und manchmal einfach nicht kommen und von schwer beladenen Eseln, die Wasser
für die Felder und das Vieh transportieren.
„Menschen, die arm sind, müssen oft viel mehr für
Wasser bezahlen, als Menschen die reich sind. In
Manila beispielsweise geben die Leute 30 Prozent
„Die Menschen in den Ländern des
Südens sind so wie wir. Sie haben dieselben Träume, nur nicht dieselben
Chancen.“
Michael Netzhammer
ihres Geldes aus, damit sie an Wasser kommen“. In
einer anschließenden Diskussion fragten die
Schüler, wie man denn helfen könne. „Dass Länder
arm sind, hat auch etwas damit zu tun, dass andere Länder reich sind“, erklärte Netzhammer. „ In
Afrika sind die Leute deshalb so arm, weil sie keine
fairen Preise für Baumwolle oder Kaffee bekommen, die Handelsstrukturen sind ungerecht.“
Neben fairen Preisen für ihre Produkte helfen
Projekte von Organisationen wie der Welthungerhilfe, die mit Partnerorganisationen und den
Menschen vor Ort zusammenarbeiten. Den
Schülern wurde deutlich, dass Wohlstand und
Demokratie keine Selbstverständlichkeit sind.
„Eigentlich leben wir in einem tollen Land mit vielen Chancen, die wir natürlich auch nutzen müssen“, ermuntert Netzhammer sie, „Ich möchte
euch das Bild vermitteln, dass wir etwas tun können“, schloss er seinen Bericht. Man merkte den
Schülern an, dass sie durch die Beschäftigung mit
dem Thema Wasser einige neue Erkenntnisse mit
nach Hause nahmen.
17
Berufsschule für Großhandelsund Automobilkaufleute
Thomas-Mann-Gymnasium
Projekt: Journalistenreise
Ansprechpartnerin: Annette Wermuth
Themen: Berufsbild Journalist, „Fettnäpfchen“ als
Journalist, Journalismus in Entwicklungsländern, fremde
Fach: Deutsch
Ansprechpartnerin: Theresia Steinfeldt, Alexandra
Kulturen und Kulturschock, Armut und Reichtum,
Gastfreundschaft
Aktivitäten: Vortrag mit Diashow, Diskussionsrunde,
schriftliche Reflexion
Referent: Michael Netzhammer
Berufsschule für Körperpflege
Projekt: Wasser
Fach: Fachunterricht
Ansprechpartnerin: Hajnalka Kovac
Themen: Die Bedeutung von Wasser hier und in den
Ländern des Südens, Ungerechtigkeiten der Handels-
Projekte: Das Korn des Lebens; Berufsbild Journalist
12. Klasse, Leistungskurs
Helmrich
Themen: Was ist Hunger?; Kultur und Esskultur; fremde
Kulturen und Kulturschock, wirtschaftliche
Zusammenarbeit: EU-Einfuhrzölle - Armut und
Reichtum, Gastfreundschaft, Journalismus: gute
Berichterstattung über Entwicklungsländer zeigt sich
an…
Aktivitäten: Vortrag mit Diashow, Gesprächsrunde,
schriftliche Reflexion
Referent: Michael Netzhammer
strukturen, fremde Kulturen, Armut und Reichtum
Aktivitäten: Diskussion über Wasser (auch anhand des
eigenen Berufsbildes), Gestaltung von Plakaten zur
Bedeutung von Wasser und zum Wasserverbrauch bei
uns, Vortrag mit Diashow, Diskussionsrunde
Referent: Michael Netzhammer
Werner-von-Siemens
Realschule
Projekt: Wasser
Fach: Deutsch
Ansprechpartnerin: Karina Medvei
Themen: Die Bedeutung von Wasser hier und in den
Ländern des Südens, Ungerechtigkeiten der
Handelsstrukturen, fremde Kulturen, Armut und
Reichtum, Berufsbild Journalist
Aktivitäten: Vortrag mit Diashow, Diskussionsrunde
Referent: Michael Netzhammer
18
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
Juan Acevedo hat sich in seinem Heimatland Peru u.a.
durch seine Comic-Strips über das politische
Geschehen in den wichtigsten Tageszeitungen Perus
einen Namen gemacht. In zahlreichen Kursen mit
Landarbeitern, Kindern aus Armenvierteln, Schülern
und Studierenden in Peru beweist er: Nach seiner
Methode kann jeder einen eigenen Comic erstellen.
Mit Comics Einblicke in Kinderseelen
Juan Acevedo
zeichnet mit Schülern der Ricarda-Huch-Realschule
Comics zu Kinderrechten. Jeder kann Comics
zeichnen. Das jedenfalls glaubt Juan Acevedo. Und
der muss es wissen, denn er ist einer der bekanntesten Comiczeichner Südamerikas und hat schon
zahlreichen Kindern und Erwachsenen das
Comiczeichnen beigebracht. Eingeladen von der
Agenda 21-Koordination des Referats für
Gesundheit und Umwelt der Stadt München führte
Juan Acevedo mit den Schülern der 5. Klasse der
Ricarda-Huch Realschule einen dreitägigen
Comicworkshop durch. Dabei sollte sich alles um
das Thema Kinderrechte drehen.
„Dürft ihr oder müsst ihr in die Schule gehen?“
Diese Frage stellte Heinz Schulze von der
Agendakoordination den Schülern. Er erklärte
ihnen zunächst, dass Kinder Rechte haben, was
Kinderrechte sind und welche es gibt. Danach lern-
„Für mich ist es das Schönste, wenn
sich Kinder durch das Comiczeichnen
nach einer Zeit öffnen und einen
Einblick in ihre Seele lassen“
Juan Acevedo
ten sie schrittweise, wie Comics gemacht werden.
Am letzten Tag entwickelten sie einen eigenen
Comicstrip zum Thema Kinderrechte. Themen
waren häusliche Gewalt und Verbote, Konflikte zwischen Großen und Kleinen sowie Kinder und ihre
Rechte in anderen Ländern. Hierzu dachte sich
jeder Schüler eine eigene Figur und eine eigene
Story aus. „Es war schön zu sehen, dass auch
sonst ruhigere SchülerInnen mit viel Elan bei der
Sache waren und sogar andere unterstützt haben“,
so Schulze. Sehr einfühlsam wurden sie dabei von
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
Juan Acevedo unterstützt. Zum Abschluss zeichnete er eine kleine Comicfigur für jedes Kind. Das
Meerschweinchen “el cuy“ war ein besonders
beliebtes Motiv. Ganz Mutige ließen sich sogar ihr
„Jeder kann etwas für seine Rechte
und die Rechte der Kinder tun.“
Heinz Schulze, Agenda 21-Koordination
Konterfei als Karikatur zeichnen. Auf dem Lernfest
präsentierten die Schüler stolz ihre Comics, waren
aber tunlichst darauf bedacht, ihre Werke am Ende
des Festes wieder in den eigenen Händen zu
haben.
Ricarda-Huch-Realschule
Projekt: Comics zeichnen
Klasse: 5
Fächer: fächerübergreifendes Projekt
Ansprechpartnerin: Brigitte Blume, Claudia Hanke
Themen: Kinderrechte, Kinderarbeit, Schule
Lernpartner: Heinz Schulze von der Agenda 21Koordination des Referats für Gesundheit und Umwelt
der Stadt München
Aktivitäten: Comics zeichnen lernen
Referent: Juan Acevedo
19
Zé do Rock ist ein in München lebender brasilianischer Schriftsteller, der auf Deutsch und teilweise auf
Portugiesisch schreibt, Kabarettist und Filmemacher.
Er wuchs in Brasilien auf, hat eine musikalische und
schauspielerische Ausbildung. Er unternahm ausgedehnte Reisen in alle Erdteile. Seine Bücher sind in
"Ultradoitsh", "Wunschdeutsch", "Siegfriedisch" und
"Kauderdeutsch" verfasst, satirisch verfremdeten
Spielarten des Deutschen.
Multi-Kulti-Kauderdeutsch oder
Siegfriedisch?
Diese Frage stellten sich die Schüler des ThomasMann-Gymnasiums nach der Literaturshow des
„Sprachjongleurs“
Zé do Rock
Die Achtklässler des Thomas-Mann-Gymnasiums
staunten nicht schlecht, als sie von ihrem
Besucher Zé do Rock im rasanten Tempo eine
Lehrstunde über die deutsche Sprache erhielten.
Der Künstler erläutert ihnen an diesem Morgen,
wie kompliziert doch die deutsche Sprache mitsamt der neuen Rechtschreibereform ist. Und er
überlegt gemeinsam mit seinen gebannten
Zuhörern, wie die Zukunft der deutschen Sprache
aussehen soll: „Multi-Kulti-Kauderdeutsch“, also "a
sort internationaliset deutsh"? Oder ist
"Siegfriedisch" die Zukunft der deutschen Sprache
- ein reingermanisches Deutsch, das Fremdwörter
wie Tisch und Zwiebel durch Wortschöpfungen wie
"Essbrett" und "Heulgemüse" ersetzt? Spielerisch
zeigt er den Schülern, wie absurd und armselig die
Sprache wäre, wollte man fremde Einflüsse aus
dem Deutschen heraushalten. Veranstaltungen mit
Zé do Rock sind nicht einfach nur Lesungen, sondern einzigartige Literaturshows. Zudem erzählt er
auf höchst amüsante Weise von seiner Weltreise
durch mehr als 100 Länder. Und es ist auch Platz
für ernste Themen: Der Künstler berichtet auch von
seinem Heimatland Brasilien und von der Arbeit
der Welthungerhilfe dort. Alle Schulklassen, die
seine rasante Show während der Projektwoche
verpasst haben, hatten die Gelegenheit, Zé do
Rock beim großen Abschlussfest zu erleben.
20
Thomas-Mann-Gymnasium
Projekt: Literaturshow
Klasse: 8
Fächer: fächerübergreifend
Ansprechpartnerin: Theresia Steinfeldt
Themen: Zukunft der Deutschen Sprache,
Fremdeinflüsse, Menschen und Sprachen in anderen
Ländern, Leben in Brasilien
Aktivitäten: Literaturshow
Referent: Zé do Rock
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
Venkat Reddy ist ein unermüdlicher Streiter für
Kinderrechte, insbesondere für das Recht von Kindern
auf Grundbildung – etwas, das für Kinder in Indien
überhaupt nicht selbstverständlich ist. Als ProjektKoordinator der bekannten Kinderrechtsorganisation
MV-Foundation ist es ihm und seinem Team gelungen,
zusammen mit vielen jugendlichen Aktivisten mehr als
400 000 ehemalige Kinderarbeiter aus der
Kinderarbeit heraus in die Schulen zu holen.
Hoher Besuch aus Indien
Venkat Reddy diskutiert mit den EnglischLeistungskursen des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums
und des Thomas-Mann-Gymnasiums über
Kinderarbeit in Indien.
„Könnt ihr euch vorstellen, bei 45 Grad Hitze
Granitsteine in Steinbrüchen zu schlagen?“ fragte
Venkat Reddy, stellvertretender Leiter der indischen
Kinderrechtsorganisation MV-Foundation, die
Schüler des Leistungskurses Englisch am KätheKollwitz-Gymnasium. Während der Woche der
Welthungerhilfe besuchte Reddy die Schüler der
Englisch- Leistungskurse des Käthe-KollwitzGymnasium und des Thomas-Mann-Gymnasiums.
„Wenn Kinder in die Schule geschickt
werden, dann ist das ein Weg aus der
Armut!“ Venkat Reddy
Er erzählte von den vielen indischen Kindern, die
statt zur Schule zu gehen, in Steinbrüchen, in der
Landwirtschaft oder im Haushalt, oft weit weg von
zu Hause, Arbeiten verrichten. „Die Kinder träumen
genauso wie ihr von ihrer Zukunft. Doch sie wissen, wenn sie nicht zur Schule gehen, dann brauchen sie nicht zu träumen – denn sie haben keine
Zukunft“, so schilderte Venkat Reddy seinem
gespannt zuhörenden Publikum die Realität indischer Kinder. Ein kurzer Film über Alltagsszenen
von Kindern aus Indien bei der Arbeit auf
Baumwollfeldern schockierte die Jugendlichen und
machte ihnen klar, wie sehr Kinderarbeit in der
indischen Gesellschaft verankert ist. Im Anschluss
an seinen kurzen Vortrag entbrannte unter den
Jugendlichen eine lebhafte Diskussion über
Kinderarbeit. In bemerkenswert gutem Englisch
fragten sie interessiert nach der Gesetzeslage zu
Kinderarbeit und Schulpflicht in Indien und wie
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
gegen Kinderarbeit vorgegangen wird. Zum
Abschluss lud Venkat Reddy die Schüler nach
Indien ein. „Bitte lest mehr zum Thema
Kinderarbeit, haltet Augen und Ohren offen und
besucht mich in meinem Projekt in Indien!“
Auch Tage später machten sich die Schüler des
„An den Einstellungen und Traditionen
der indischen Bevölkerung muss gearbeitet werden, nicht nur an dem
Problem der Kinderarbeit an sich, das
eher ein Symptom als ein Grund für die
Probleme in Indien zu sein scheint.“
Schüler des Thomas-Mann-Gymnasiums in einem
Brief an Venkat Reddy
Thomas-Mann-Gymnasiums noch viele Gedanken
über das Projekt. So schrieben sie an Venkat Reddy
und seine Organisation Briefe, in denen sie die
Arbeit der MV-Foundation lobten aber auch kritisch
hinterfragten. So schrieb ein Schüler: „Ich wusste
vorher nicht viel über Kinderarbeit, so war Mr.
Reddy perfekt, um uns aufzuklären. Es ist wirklich
schlimm, wie Familien und insbesondere die Kinder
in Indien leiden müssen und kaum genug verdienen können.“ Die Schüler des Käthe-KollwitzGymnasiums werden sich, laut Englischlehrerin
Sabine Seitz, auch in einer späteren Facharbeit
nochmals mit dem Thema Indien auseinandersetzen. „So war das für sie schon mal ein sehr
guter Einstieg!“
21
Käthe-Kollwitz-Gymnasium
Projekt: Kinderarbeit in Indien
Klasse: 12
Fach: Leistungskurs Englisch
Ansprechpartner: Sabine Seitz
und Andrea
Wieshuber
Themen: Kinderarbeit in den Länd
ern des
Südens, Arbeit der MV-Foundation
Aktivitäten: Film über Kinderarbeit
, Vortrag mit
Diashow, Diskussionsrunde, schriftlic
he Reflexion
Referent: Venkat Reddy
22
Thomas-Mann-Gymnasium
Projekt: Kinderarbeit in Indien
Klasse: 12
Fach: Leistungskurs Englisch
Ansprechpartner: Alexandra Helm
rich und Theresia
Steinfeld
Themen: Kinderarbeit in den Länd
ern des Südens,
Arbeit der MV-Foundation
Aktivitäten: Film über Kinderarbeit
, Vortrag mit
Diashow, Diskussionsrunde, schriftlic
he Reflexion
Referent: Venkat Reddy
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
Das Lernfest der Münchner Schulen fand am 20.10.2006
im ehrwürdigen Künstlerhaus am Lenbachplatz statt.
Die Sambagruppe des Sophie-Scholl-Gymnasiums eröffnete
das Lernfest mit heißen Trommelrhythmen.
Die Eröffnungsrede hielt Venkat Reddy von der MV-Foundation,
einer Partnerorganisation der Welthungerhilfe, die sich dafür
einsetzt, dass alle Kinder aus der Kinderarbeit heraus kommen
und stattdessen in die Schule gehen können.
Ulrike Zinsler vom Lernpartner Agenda 21-Koordination
Eine Welt in München erklärt Schülern beim Lernfest
die Gerechtigkeitswaage.
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
Besuch aus Leipzig:
Rosi Schneider (2. v.l.), die seit vielen Jahren für das
Projekt WeltFrühstück der Welthungerhilfe in Leipzig
wirbt, besuchte mit Lehrern aus Leipzig das Münchner
Lernfest.
Schüler des Adolf-Weber-Gymnasiums an ihrem Stand
im Künstlerhaus: Sie hatten zum Roman „Der Strom“
von Hermann Schulz passende Plakate und den
Flusslauf gestaltet.
23
Tanja Mairhofer vom KI.KA und Bayrischen Fernsehen mit
Schülern. Sie übernahm gemeinsam mit Jo Zawadzki die
Moderation beim Lernfest.
Schüler der Klasse 5 des Louise-Schroeder-Gymnasiums
zusammen mit ihrer Lehrerin Susanne Bühl. Sie boten
leckere selbstgebrannte Mandeln in selbstgeklebten
Tüten zugunsten der MV-Foundation an.
Schüler des Louise-Schroeder-Gymnasiums demonstrieren Kinderarbeit anhand von Papiertütenkleben.
Der brasilianische Autor Ze do Rock (3.v.l.) beim
Signieren seiner Bücher, hier mit Gerhard Nickel vom
Schulverwaltungsamt München und Angela Tamke von
der Welthungerhilfe.
Internationale Modenschau der Klasse 8 der Werner-vonSiemens-Realschule mit ihrer Lehrerin Karina Medvei
24
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
Schüler der Klasse 7 des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums boten
den Besuchern leckere Brote an – selbst geschmiert mit frisch
hergestellter Butter.
Sie sind zufrieden mit den Lernergebnissen der Schulen:
Dr. Hans-Joachim Preuß, Generalsekretär der
Welthungerhilfe, Stadtschulrätin Elisabeth Weiß-Söllner
und Charlotte Maier vom Schulverwaltungsamt
München.
Stadtschulrätin Elisabeth Weiß-Söllner freut sich über
die vielen Spendenschecks aus der Aktion LebensLäufe
und aus den WeltFrühstücksfesten zugunsten der MVFoundation in Indien.
Für die beiden vorbereitenden Lehrerseminare hatten die
Schüler der Berufsschule zur Berufsvorbereitung gemeinsam
mit ihren Lehrern Herr Daschner und Herr Röder jeweils sehr
schmackhafte indische und malische Mahlzeiten zubereitet.
Staunend stehen die großen und kleinen Besucher des Lernfests vor den eindrucksvollen Pappmascheefiguren zum
Thema „Hunger und Überfluss“ der Klasse 13 des Elsa-Brändström-Gymnasiums.
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
25
Außerschulische Lernpartner
Gut drauf in Pasing - Fit für die Zukunft
Ökoprojekt – MobilSpiel
führte mit Schülern ein Projekt zu den Themen
Gesundheit, Ernährung und Kinderrechte durch.
„Wie frühstückt ihr denn?“ fragte Kunstlehrerin
Angelika Mayer die Schüler der 5. Klasse des ElsaBrändström-Gymnasiums. Unter dem Motto
„Gut drauf in Pasing – Fit für die Zukunft“ beschäftigten sich die drei fünften Klassen der Ganztagsschule jeweils an einem Projekttag mit den
Themen gesunde Ernährung und Kinderarbeit. Das
Konzept zu diesem Projekt lieferte Ökoprojekt –
MobilSpiel, Kooperations- und Lernpartner der
Welthungerhilfe im Projekt WeltFrühstück in
München. Im Vorfeld schulten zwei Mitarbeiterinnen von Ökoprojekt die beteiligten Lehrer und
„Am besten fängt der Tag an, wenn ich
mir ein bisschen Zeit nehme und nicht
auf dem Weg zum Bus frühstücke“,
bemerkt eine Schülerin.
stellten ihnen das Arbeitsmaterial zur Umsetzung
in den Klassen zur Verfügung.
Auf die Frage nach ihrem Frühstück nannten die
Schüler Tee, Müsli, Bananen, Milch, Vitamintabletten und Orangensaft. Nach der Einstiegsrunde, in
der mit Hilfe von Schaubildern die wichtigsten
Aspekte eines gesunden und fairen Frühstücks
gemeinsam erarbeitet wurden, konnten die Schüler
zwischen der Teilnahme am Kochstudio, Theaterstudio oder Pressestudio wählen.
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Zuckersüße Nahrung
Im Kochstudio setzten sich die Kinder zunächst mit
den Inhaltsstoffen von Nahrungsmitteln auseinander. Sie erhielten 142 Stücke Würfelzucker, die sie
einem Müsliriegel, einer Ketchupflasche, einer
Colaflasche und einer Gummibärchentüte je nach
Menge des enthaltenen Zuckers zuordnen sollten.
Großes Erstaunen herrschte bei der Auflösung:
Fast die Hälfte der Zuckerstücke, nämlich 63 Stück
sollten sich vor der Gummibärchentüte türmen.
„Wie kann man denn herausfinden, wie sich die
Inhaltsstoffe in den Lebensmitteln mengenmäßig
zusammensetzen?“ fragte Deutschlehrer und
Projektleiter der Gruppe, Robert Borschert. Die
Schüler betrachteten die Informationen über die
Inhaltsstoffe in den Produkten: „Wenn beispielsweise Zucker an erster Stelle auf der Inhaltsstoffliste steht, dann ist davon am meisten drin“, weiß
eine Schülerin. Doch die genaue Menge ist nicht
erkennbar. Nachdem die Gruppe noch verschiedene Lebensmittel auf Inhaltsstoffe, wie künstliche
Aromastoffe, Geschmacksverstärker, Farbstoffe,
Stärke, Konservierungsstoffe etc., untersuchte und
deren Ernährungswert besprochen hatte, ging es
ans Waffeln backen. Natürlich wurden Vollkornwaffeln hergestellt. Und damit alles frisch ist, wurden sogar die Körner unter größter Anstrengung
mit der Handmühle gemahlen. Die Waffeln sollten
schließlich ihren Mitschülern gut schmecken.
Emsige kleine Journalisten
In der Zwischenzeit suchten die Reporter im
Internet, insbesondere auf der Seite www.agendakids.muc.kobis.de, mit Hilfe eines Recherchebogens
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
nach Informationen zu den Themen gesunde
Ernährung, Kinderrechte und Fairer Handel. In einer
Redaktionssitzung besprachen sie die Ergebnisse
der Recherche und legten das weitere Vorgehen
fest. Über welche Themen sollen Artikel geschrieben werden? Wie soll die Zeitung heißen? Wer
gestaltet das Titelblatt? Wer interviewt die
Klassenkameraden aus dem Koch- und Theaterstudio? Ähnlich wie in einer echten Zeitungsredaktion ging es gegen Ende recht hektisch zu.
Alle Artikel mussten rechtzeitig fertig werden,
damit das „Elsa-Blatt“ in Druck gehen konnte.
Theaterworkshop: Es ist schwer,
arm zu spielen
Die Theatergruppe begab sich zunächst in eine fiktive Papiertütenfabrik: Sie saßen schweigend auf
dem Boden und klebten 20 Minuten lang in DIN A4Stücke geschnittene Zeitungen zu einer Papiertüte
zusammen. Nach Ablauf der Zeit zählten sie, wie
viele Papiertüten sie hergestellt hatten und berechneten ihren Lohn. Für 10 Tüten gibt es in Indien ein
Paisa (100 Paisa sind ca. 12 Cent). 1 kg Reis kostet
etwa 150 Paisa. Die Schüler, die sich schon nach
der kurzen Zeit ihren steifen Nacken massierten,
waren schockiert: „Selbst in Indien kann man sich
für das bisschen Geld für die harte Arbeit kaum
etwas kaufen“, bedauerte eine Schülerin das
Leben indischer Kinder.
Nach dieser Erfahrung war es für sie ein Einfaches,
sich ein Theaterstück auszudenken. In zwei unterschiedlichen Szenen stellten sie nach, wie eine
Mutter hier und eine Mutter in Indien mit ihren
Töchtern zum Einkaufen geht. „Es ist schwer, arm
zu spielen, wenn man gar nicht weiß, wie das ist,
arm zu sein“, gestand die junge Schauspielerin, die
die Rolle der indischen Mutter übernommen hatte.
In der letzten Stunde des Projekttages stellten die
Schüler ihre Ergebnisse im Plenum vor und ließen
sich die gesunden Vollkornwaffeln schmecken. Die
Begeisterung über den einmal ganz anderen
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
Schultag stand in ihren Gesichtern geschrieben.
Freudig, aber auch nachdenklich, gingen die Kinder
in ihre wohlverdiente Mittagspause.
Auch Angelika Mayer, die das Projekt an der Schule
initiiert hatte, sowie ihre Kollegen waren begeistert
von dem Projekt: „Unsere Schule ist eine Ganztagsschule mit Mittagessen. Dem Kollegium fiel auf,
dass bei den Kindern sehr wenig Bewusstsein über
und Wertschätzung von Lebensmitteln herrscht.
Deshalb unterstützte das Kollegium unser Projekt,
das den neuen 5. Klassen eine verantwortungsvollere Einstellung zum Thema Nahrung vermittelte.
Geplant ist, den Themenbereich auch in
Zusammenarbeit mit den Eltern weiter zu vertiefen.“ Im Mai 2007 wird es einen weiteren gemeinsamen Projekttag aller fünften Klassen geben, der
auf dem vergangenen Projekt aufbaut. Des
Weiteren ist geplant, dass in Zukunft alle neuen
fünften Klassen an einem Projekttag zum Thema
gesunde und faire Ernährung teilnehmen.
Ökoprojekt – MobilSpiel e.V. stellte als Projektpartner
der Welthungerhilfe in München die Kontakte zu den
Lernpartnern her, beriet Schulen und Lernpartner zur
Projektwoche und war für die Bereitstellung der
Materialien der Welthungerhilfe vor Ort zuständig. Als
Lernpartner bot der Verein eine Lehrerfortbildung und
pädagogische Unterstützung bei der Konzeption und
Durchführung eines Projekttages zum Thema gesundes
und faires Frühstück an.
Ökoprojekt – MobilSpiel e.V., seit über 20 Jahren in der
außerschulischen Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung tätig, wendet sich mit seinem
Angebot an Kinder, junge Jugendliche, Familien und
MultiplikatorInnen. Klassische Umweltbildung, Ökologische Kinderrechte, Projekte zur Agenda 21 und
Kinderpolitik sind die Bausteine einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. An der Schnittstelle zur schulischen Umweltbildung kooperiert das Ökoprojekt mit
Schulen und führt projektbezogen Schulklassenprogramme zum Themenbereich der Nachhaltigkeit durch.
Drüber hinaus vernetzt es die in der Umweltbildung
Tätigen über regelmäßige Treffen und einen Rundbrief.
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Elsa-Brändström-Gymnasium
Projekt: Gesundheit, Ernährung und Kinderrechte
Klasse: 5
Fächer: Kunst, Biologie, Deutsch, Religion, Erdkunde
Ansprechpartnerin: Angelika Mayer
Themen: (Recht auf) gesunde Ernährung,
Konsumverhalten, Kinderarbeit, Fairer Handel, Herkunft
und Zusammensetzung von Lebensmitteln, Hunger und
Überfluss
Aktivitäten: gemeinsame Gespräche und
Diskussionen, Kleingruppenarbeit, Kochstudio
(Würfelzuckerquiz, Zutatenliste unter der Lupe,
Vollkornwaffeln selber backen), Theaterstudio
(Kinderarbeit erleben durch Papiertütenfalten,
Theaterstück entwickeln und aufführen), Pressestudio
(Internetrecherche, Textarbeit, Erstellen einer eigenen
Projektzeitung)
Lernpartner: Ökoprojekt – MobilSpiel e.V.
Louise-Schroeder-Gymnasium
Projekt: AG-Go Social!: Wir lernen fremde Kulturen
kennen! Stopp Kinderarbeit–Zirkus Spendikus
Klasse: klassenübergreifend
Fächer: Religion und Arbeitsgruppe (AG)
Ansprechpartnerin: Anneke Elei
Themen: Wie leben Kinder anderswo? Kinderarbeit
Aktivitäten: regelmäßige Aktivitäten und Arbeitstreffen
der AG Go Social, Spendenlauf, Zirkusveranstaltung
Internet: www.agendakids.muc.kobis.de,
www.praxis-umweltbildung.de,
www.fruehstueckstisch.de
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Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
Rap-Song
von Schülern der 6. Klasse des Thomas-Mann-Gymnasiums:
entstanden im Rahmen eines Ernährungs – Projekts mit
Ökoprojekt-MobilSpiel und der Lehrerin Theresia Steinfeldt
Alle:
Schule ist scheiße,
doch ich muss dahin.
Jeden Tag nur lernen,
das macht doch keinen Sinn.
Die Lehrer zu ertragen,
ist schon schlimm genug.
Und dann noch diese Exen,
das geht doch niemals gut.
Alle:
Ich würd gern in die Schule,
doch ich darf nicht hin.
Ich würde so gerne lernen,
das macht für mich nen Sinn.
Jeden Tag zur Arbeit,
bin Müllsammlerin.
Täglich hier im Dreck,
Ich will hier endlich weg.
Gruppe 1:
Es ist unsere Qual,
wenn wir aus dem Haus gehen
Müssen uns beeilen,
dürfen nicht noch ne ziehen gehen!
Ich halt´s nicht mehr aus,
Muss hier raus!
Denn Schule ist scheiße,
Schule stinkt!
Ich muss lernen,
am meisten beim Herrn Fink,
aber das ist OK, im Gegensatz zu Frau Topé!
Denn die schreibt ständig Exen,
wenn wir bei der schwätzen,
dann hagelts dauernd Sechsen.
Und mich verlässt der Mut,
doch in mir is ne` große Wut!
Aber es gibt Kinder,
die müssen da nicht hin,
so eins wär ich auch gern,
sonst würd ich ja spinn´n!
Müsste nicht in der Schulbank sitzen,
und mich vor Angst zu Tode schwitzen.
Aber es gibt Kinder,
die müssen da nicht hin,
so wär ich auch gern,
sonst würd ich ja spinn´n!
Mein Traumleben wär-
Gruppe 2:
Es ist unsre Qual,
wenn wir aus dem Haus gehen!
Müssen uns beeilen,
würden uns am liebsten abseilen!
Ich halt´s nicht mehr aus,
Muss hier raus!
Denn Arbeit ist scheiße,
Arbeit stinkt!
Ich muss Müll sammeln,
meistens auf´m Schrottplatz.
Unsre Eltern sind krank,
und auch arbeitslos.
Wir Kinder sind billig,
Und die Nachfrage ist groß,
Doch mich verlässt der Mut,
hab Angst vorm Boss!
Aber es gibt Kinder,
die können in die Schule,
so eins wär ich auch gern,
das ist doch klar!
Müsste nicht in die Arbeit gehen,
Und mich vor Angst zu Tode quälen.
Aber es gibt Kinder,
die können in die Schule,
so wär ich auch gern,
das ist doch klar!
Mein Traumleben wär-
Keine Schule mehr!!
Keine Arbeit mehr!!
Alle: Und was lernen wir daraus?
Lernen macht Sinn, denn Lernen hilft Leben!
Wir wissen jetzt warum, manche Kinderrücken sind krumm!
Wer lernt, der weiß irgendwann,
Wie er sich gegen Unterdrückung und Ausbeutung wehren kann!
Schule macht Sinn,
Alle: Wir geh`n dahin!!!!
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
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Marion Loewenfeld ist u.a. Vorsitzende der
Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung, ANU,
LV Bayern e.V. und Mitbegründerin des Vereins Ökoprojekt – MobilSpiel. Das Interview mit Marion
Loewenfeld von Ökoprojekt – MobilSpiel thematisiert
die Rolle der außerschulischen Lernpartner!
Fragen an Marion Loewenfeld
Mit welchen Themenschwerpunkten befassen
sich Ihre Schulprojekte?
Unsere Projekte mit Schulklassen aller weiterführenden Schularten befassen sich schwerpunktmäßig mit Lebensstilthemen im Sinne nachhaltiger
Entwicklung. Dazu zählen Ernährung, Kleidung,
Konsum, Gesundheit, Kosmetik etc. Die Schülerinnen und Schüler erkunden in unseren Projekten
einen Vormittag lang, wo Produkte herkommen,
wie sie hergestellt werden, was für ökologische
Rucksäcke sie haben, ob Kinderarbeit mit im Spiel
ist und was wer für seinen Teilbereich der Produktion bezahlt bekommt. Für Kinder und Jugendliche
ist es meist neu, dass z.B. die Vermarktung eines
Markennamens um die 50 Prozent der Kosten
eines Produktes beträgt. Wir erklären ihnen, was
Fairer Handel mit sozialer Gerechtigkeit in einer
globalisierten Welt zu tun hat. Und die Schüler
reflektieren ihr persönliches Konsumverhalten und
entwickeln Handlungsalternativen. Z.B., dass es
einen riesigen Unterschied in Sachen CO2Verbrauch macht, ob der Apfel, den ich esse, von
einem heimischen Apfelbaum stammt oder ob er
aus Argentinien eingeflogen wurde.
Was lernen Schüler bei außerschulischen
Projekten?
Sie lernen, wie man sich komplexe Sachverhalte
erschließt und welche weltweiten Zusammenhänge bei ganz alltäglichen Dingen bestehen, die
sie einkaufen, die sie essen oder als Kleidung tragen. Außer der Auseinandersetzung mit Inhalten
und Werten lernen die Schüler bei der eigenständigen Arbeit in Kleingruppen Schlüsselkompetenzen,
wie Team- und Kooperationsfähigkeit, vorausschauendes Denken, Darstellung komplexer
Sachverhalte und Selbstbewusstsein.
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Wie unterscheiden sich Ihre Methoden von
denen in Schulen?
Wir arbeiten sehr anschaulich in Kleingruppen mit
kreativen Methoden der Kinder- und Jugendkulturarbeit, mit Theater, Rollenspiel, Experimenten,
Spielen, aber auch mit Internet und Medieneinsatz.
Wie profitieren die Schulen von Ihrem Angebot?
Mit vielen Schulen besteht schon eine langjährige
Kooperation, weil die Lehrer wissen, dass wir komplexe, fächerübergreifende Sachverhalte sehr praxisnah am Interesse der Schüler, mit allen Sinnen,
kreativ und dennoch ergebnisorientiert aufbereiten. Die Schüler sagen hinterher oft: „Es hat so viel
Spaß gemacht, wir haben gar nicht gemerkt, wie
viel wir gelernt haben!“Wir werden gerne für
bestimmte Themen gebucht, die interdisziplinär
und aktuell sind. Zum Beispiel ist unser Handyprojekt sehr gefragt, weil sich die Lehrkräfte da in
der Regel nicht gut auskennen. Für die Schulen ist
das eine Entlastung, und sie holen sich Kompetenzen, die sie nicht haben und bereichern ihr
Schulprofil.
Welche Rolle werden außerschulische Anbieter
in Zukunft für die Schulen spielen?
Wir streben feste Kooperationsverträge mit
Schulen an. Ein Ziel wäre dabei, dass unsere
Methoden Eingang in den Schulalltag finden, ein
anderes, dass wir gemeinsam mit der Schule und
den Eltern über die Projekte hinaus das Schulprofil
in Richtung Nachhaltigkeit weiterentwickeln. Im
Rahmen der Ganztagsschule werden außerschulische Partner eine ganz wichtige Rolle spielen.
Spannende, an der Lebenswelt der Kinder und
Jugendlichen orientierte Projekte, in denen Kinder
und Jugendliche selbstbestimmt und kreativ spielerisch lernen, sind da die Stärke der außerschulischen Lernpartner.
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
Vera Stöcker, Dipl.-Ing. (FH) Landespflege, ist seit 1992
als Landschaftsarchitektin planerisch tätig. 2003 gründete sie Natur und Erleben, um Kinder und Jugendliche im Rahmen erlebnisorientierter Umweltbildung
für ökologische Zusammenhänge und eine Wertschätzung der Ressourcen zu sensibilisieren. Ihre
Bildungsangebote haben zum Ziel, eigene Verhaltensweisen auf globale Auswirkungen zu überprüfen, vernetztes Denken zu fördern und gemeinsam Handlungsmöglichkeiten zu erarbeiten.
Wie riechen Nelken und wie
schmeckt Bio-Schokolade?
Vera Stöcker
von Natur und Erleben
hat mit den Siebt-Klässlern des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums erlebt, wie sich ein ungesundes von einem
gesunden Frühstück unterscheidet. „Das riecht wie ich weiß nicht – vielleicht ein bisschen nach Weihnachten?“ Eine Schülerin der 7. Klasse des KätheKollwitz-Gymnasiums schnuppert an einem der
Riechsäckchen, die Vera Stöcker für das Schulprojekt mitgebracht hatte. In drei Schulstunden, in
denen normalerweise der evangelische Religionsunterricht stattfindet, durften die Schüler gemeinsam mit Lehrerin Evelin Bürgel-Eberl und Vera
Stöcker entdecken, wo ein gesundes Frühstück herkommt.
Zunächst sollten sich die Schüler auf ihre Sinne verlassen: Sie ertasteten, erschnupperten und
erschmeckten Lebensmittel, Zutaten und Gewürze.
Nelken befanden sich als ganzes im Tastkarton und
gemahlen im Duftsäckchen; Säckchen mit Kaffee
sowie mit Salbei und Pfefferminze für den Tee und
als Zutat eines Frühstücks konnten sie erschnuppern. Auch Trauben, Bananen, Erdnüsse sowie
Schokolade aus ökologischem Landbau dürften sie
probieren. Danach besprach Stöcker mit ihnen die
Herkunft der verschiedenen Produkte. Anhand der
fair gehandelten Ökoschokolade erklärte sie den
Jugendlichen Biosiegel und Zertifikate des Fairen
Handels. Danach las sie einen Auszug aus Rigoberta
Menchús „Harte Arbeit auf der Kaffee-Finca“, um
den Schülern die Bedeutung von fair gehandelten
Produkten für Gleichaltrige in anderen Kontinenten
klar zu machen.
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
In vier Gruppen aufgeteilt erarbeiteten die Schüler in
der nächsten Schulstunde anhand eines Fragenkatalogs und Materialien eigenständig Fragen zum
ökologischen Pflanzenanbau und zur ökologischen
Tierhaltung, zur Vermarktung von ökologischen und
saisonalen Lebensmitteln und zu fair gehandelten,
globalen Nahrungsmitteln. Anschließend stellten sie
im Plenum ihre Ergebnisse vor. Danach überlegten
die Schüler, was sie zum Lernfest beitragen möchten. „Hat schon mal jemand von euch Butter
gemacht?“, fragte Vera Stöcker. Sofort waren die
Schüler Feuer und Flamme: „Man muss ein Glas mit
Sahne schütteln, dann bilden sich kleine Flöckchen.
Das können wir auf dem Lernfest zeigen und mit der
Butter Brote schmieren.“ So verköstigten sie an
einem sehr gelungenen Stand ihre Besucher mit
Biobrot, dazu selber geschüttelte Butter, Gemüseund Schnittlauchbelag und Kräutersalz. Mit in ihrer
Freizeit erstellten Plakaten klärten sie über ökologischen Landbau und zu den Bio-Siegeln auf. Für
Verwirrung sorgten sie mit ihren eigens kreierten
Fühlsäckchen aus Schuhkartons und alten Socken:
Alle Besucher befanden das, was sie da ertasteten,
eindeutig als Birne. Die Schüler hatten jedoch einen
Zierkürbis in ihr Fühlsäckchen eingeschmuggelt!
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Gerechtigkeitswaage: Was bringt die
Welt ins Gleichgewicht?
Die Münchner Agenda 21Koordination Eine Welt
macht sich mit Schülern Gedanken über die
Schieflagen der Welt.
Die Schüler der Berufsschule für Großhandels- und
Automobilkaufleute staunten nicht schlecht, als
Ulrike Zinsler von der Agenda 21-Koordination Eine
Welt des Referats für Gesundheit und Umwelt der
Stadt München mit dem Münchner Kindl unterm
Arm in ihr Klassenzimmer marschierte. An diesem
Morgen nahmen die jungen Leute an dem Projekt
„Gerechtigkeitswaage: Was bringt die Welt ins
Gleichgewicht“ teil.
Das Münchener Kindl, alias Gerechtigkeitswaage,
ist eine fast menschengroße Figur. Diese hält eine
Weltkugel vor sich und an den beweglichen Armen
hängen zwei Körbe. Vorbereitet sind kleine
Pappschachteln, einerseits mit Texten zu vielen
Bereichen und Themen, die „die Welt nach unten
ziehen“, also Probleme, mit denen die Welt zu
kämpfen hat. Andererseits gibt es Pappschachteln
mit Aktionen, die die Welt „ins Gleichgewicht bringen“, also positive Beispiele. Je nach Bedeutung
sind die „guten“ und „schlechten“ Schachteln mit
unterschiedlich vielen Steinchen aufgefüllt, die das
Gewicht dieses positiven oder negativen Themas
darstellen sollen. Die Informationen versuchen,
komplizierte Aspekte, wie Welthandel, Neoliberalismus oder Fairen Handel einfach und anschaulich
darzustellen. Damit ist die Gerechtigkeitswaage gut
geeignet, um in Schulprojekten im Rahmen eines
interaktiven Mitmach-Spiels jungen Leuten
Probleme und Lösungen unserer Erde nahe zu
bringen.
Die Schüler der Berufsschule machten sich an dem
Projekttag sogar eigene Gedanken über Lösungsmöglichkeiten zu den Schieflagen der Welt. Diese
konnten sie dann selber auf Zettel schreiben, auf
eine Schachtel kleben und in die Waagschale werfen. Ulrike Zinsler stellte die Waage auch auf dem
Lernfest vor.
Berufsschule für Großhandelsund Automobilkaufleute
Projekt: Gerechtigkeitswaage
Fächer: Fachunterricht
Ansprechpartnerin: Annette Wermuth
Themen: ökologische, wirtschaftliche, kulturelle und
soziale Problemlagen der Welt und
Lösungsmöglichkeiten, Themen wie z.B. Welthandel,
Neoliberalismus, Fairer Handel
Aktivitäten: Diskussion, Gruppenarbeit, Waage und
Schachteln als veranschaulichendes Medium, interaktives Gruppenspiel
Lernpartner: Ulrike Zinsler, Agenda 21-Koordination
Eine Welt des Referats für Gesundheit und Umwelt der
Stadt München
Ricarda-Huch Realschule
5. Klasse, fächerübergreifendes, dreitägiges Projekt
Ansprechpartnerin: Brigitte Blume, Claudia Hanke
Themen: Kinderrechte, Kinderarbeit, Schule
Aktivitäten: Comics zeichnen lernen
Lernpartner: Heinz Schulze von der Agenda 21Koordination des Referats für Gesundheit und Umwelt
der Stadt München
Referent: Juan Acevedo
32
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
Das Nahrungsmittel-Paradox
Gemeinsam mit der
Initiative n-a-h-r-u-n-g-s-k-e-t-t-e
schauten sich die Schüler der 8. Klassen sowie die
Energieexperten des Elsa-Brändström-Gymnasiums
den Film „We feed the world“ im neuen Rex Kino
an und diskutierten über die ungerechte Verteilung
von Nahrungsmitteln. In dem Film wird beispielsweise gezeigt, wie in Brasilien der Urwald abge-
„Wir konnten anhand des Films herausfinden, wie von uns die Umwelt zerstört wird und auf was man achten
sollte, wenn man Lebensmittel kauft“,
erklärt ein Schüler den Grund für den Besuch im
Kino.
holzt wird, obwohl der Boden für den Sojaanbau
nicht geeignet ist, damit unsere Zuchttiere gefüttert
werden können. Doch neben dran stirbt die dort
ansässige Bevölkerung, weil ihnen das Land zum
Nahrungsanbau fehlt und das Wasser stark verschmutzt ist. Der Staat kümmert sich nicht um
seine Bürger. „Paradoxerweise wird bei uns der
Mais zum Heizen verbrannt und Brot, das noch
nicht einmal zwei Tage alt ist, weggeschmissen,
obwohl es eigentlich noch etliche Tage haltbar
wäre“, resümierte eine Schülerin bei der anschließenden Diskussion in der Klasse. In dem Film wird
ebenfalls gezeigt, wie sehr unsere Umwelt industrialisiert ist. Ein Beispiel dafür ist der Fischfang:
Kleine Betriebe werden von riesigen Fischereiindustrien ersetzt. Die Folge: Die Meere werden
überfischt, und es wird bald kaum noch Fanggebiete geben. Auch werden viele Gemüsesorten in
Gewächshäusern „künstlich“ angebaut und genmanipuliert. Sie haben mit der ursprünglichen
Tomate fast nur noch den Namen gemein. „Das
wiederum heißt, dass wir künstliche Tomaten
essen, damit Geld gespart wird!“, so eine
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
Schülerin. „Das Beste, was man dagegen tun kann
ist, dass man immer darauf achtet, woher die
Lebensmittel kommen und aus was sie bestehen“,
resümieren die jungen Leute. Für das Lernfest stellten sie Plakate mit ihren Kommentaren zum Film
zusammen, die sie an ihrem Stand aufhängten und
den Besucher präsentierten.
Elsa-Brändström-Gymnasium
Projekt: „We feed the world“
Klasse: 8
Fächer: Religion, Ethik
Ansprechpartner: Dr. Josef Berger
Thema: Hintergründe und Folgen der globalisierten
Lebensmittelproduktion
Aktivitäten: außerschulischer Lernort Kino, Film
anschauen und reflektieren, Diskussion über das
Thema des Films und die eigenen Verhaltensweisen,
Inhaltswiedergabe des Films sowie Verfassen schriftlicher Kommentare zum Film
Lernpartner: n-a-h-r-u-n-g-s-k-e-t-t-e
n-a-h-r-u-n-g-s-k-e-t-t-e
Die Initiative n-a-h-r-u-n-g-s-k-e-t-t-e ist eine rein
ehrenamtliche Verbraucher- und Umweltorganisation,
die sich für sichere und gesunde Lebensmittel sowie
für ökologisch und ethisch verträgliches
Konsumverhalten einsetzt. Sie ist im Rahmen der
Initiative "bel air" auch für gute, rauchfreie Luft in der
Gastronomie. Durch Eingehen von Kooperationen mit
zahlreichen Verbänden, wie Bund Naturschutz,
Umweltinstitut, Kassenärztliche Vereinigung Bayerns,
Kinderschutzbund München, macht sich die
n-a-h-r-u-n-g-s-k-e-t-t-e im Sinne einer Lobby für
Umwelt und Gesundheit stark. Die Vernetzung mit
Bildungsinstitutionen ist der Initiative ebenfalls ein
Anliegen, um Verbraucheraufklärung voranzutreiben.
33
Hunger und Überfluss
„Ich bin überrascht, wie viel ungesundes Essen
man in Zeitschriften finden kann – alles trieft voll
Fett und ist kalorienbeladen.“ Die Schülerin des
Elsa-Brändström-Gymnasiums modelliert an einer
der drei lebensgroßen Figuren aus Draht und
Pappmachee. Die Figuren, deren Grundgerüst
zunächst von den Schüler aus Maschendraht konstruiert wurde, werden mit Kleister bearbeitet und
Zeitungspapier überklebt. Die dabei verwendeten
Zeitschriften und Werbeblättchen mit ihren massenhaften Konsumaufrufen riefen bei den für das
Thema sensibilisierten Schüler beinahe Ekel hervor.
Zu Beginn des Projektes entwickelten die jungen
Leute die Idee, durch die Modellierung überlebensgroßer Figuren das Thema Hunger und Überfluss
darzustellen. Ihre Kunstlehrerin Angelika Mayer
unterstützte sie bei ihren Ideen und der
Konstruktion. „Diese Arbeit war etwas ganz anderes. So etwas haben wir noch nie in der Schule
gemacht, so riesig! Zuerst war ich skeptisch, ob wir
das schaffen würden“, kommentiert eine Schülerin
die großartigen Werke nach ihrer Fertigstellung.
Entstanden sind eine sehr dicke, überlebensgroße
Frau und ihre essende Tochter, die
„Wohlstandsmenschen“. Die Mutter hat bereits
„Durch die praktische Arbeit ist uns der
Unterschied zwischen verfressen und
ausgehungert besonders deutlich
geworden“, so eine der KünstlerInnen nach
vollbrachtem Werk.
einen Sonnenbrand, die Tochter will gerade in
einen Hamburger beißen, in der Hand hält sie eine
Coladose. Mutters Badeanzug und das Oberteil der
Tochter wurden aus fotografierten Nahrungsmitteln
beklebt. Die Jeans des Mädchens ist, entsprechend
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der heutigen Mode, mit Rissen und Flickstellen versehen. Daneben steht die Kontrastfigur: Ein völlig
abgemagertes afrikanisches Kind, dessen Blöße
nur mühsam durch einen zerfetzten Lendenschurz
verhüllt wird. Es kniet vor einem Müllhaufen, in
dem es nach Essen sucht. Die ausdrucksstarken
Figuren bekamen auf dem Lernfest einen
Ehrenplatz: Sie konnten direkt neben der Bühne
von den zahlreichen Besuchern bestaunt und
bewundert werden.
Elsa-Brändström-Gymnasium
Projekt: Figuren Hunger und Überfluss
Klasse: 13
Fach: Kunst Leistingskurs
Ansprechpartnerin: Angelika Mayer
Themen: Ernährung, Konsumverhalten, Kinderarbeit,
Hunger, Überfluss
Aktivitäten: Modellierung von drei überlebensgroßen
Figuren aus Maschendraht und Pappmachee
Erwin Wagenhofer, Max Annas: We
feed the World – Was uns das Essen
wirklich kostet. Orange Press, Freiburg
2006, 191 S., ISBN 3-9360-8626-5
Das Buch zum gleichnamigen Film liefert nähere Hintergründe und Folgen
der globalisierten Lebensmittelproduktion. In klaren, unverhüllten Worten
wird den Lesern vor Augen geführt,
was Konsum hinter den Kulissen der
makellosen Nahrungsmittelprodukte und ihrer Werbung
anrichtet. Die Autoren liefern Hintergründe der scheinbar
im Dienste des Konsumenten global operierenden
Lebensmittelindustrie und erläutern Produktzyklen von
Milch, Gemüse, Brot, Fisch, Fleisch und Wasser. Nach dem
Konsum des Buches wird das Einkaufen nicht mehr dasselbe sein – jedenfalls für eine Weile!
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
Kilometergeld für Mosambik
2.800 Schüler, 22 Schulen und mehrere tausend
Kilometer. Das ist die beachtliche Bilanz des großen LebensLauf-Tages der Aktion LebensLäufe am
13.10. 2006 in München. Damit wurden alle
Erwartungen weit übertroffen.
Zu Beginn brachte Caroline Casaretto, HockeyOlymnpiasiegerin, die Schüler im Olympiastadion in
Bewegung. Nach ihrem Warm-Up gab sie den
Startschuss, und die Kinder und Jugendlichen
zogen ihre 700-m-Runden rund um die Tribünen in
der beeindruckenden Kulisse des Stadions.
Manche wollten gar nicht mehr aufhören zu laufen!
Die Schüler hatten sich im Vorfeld in Eigenregie
Sponsoren gesucht, die jede Runde mit einem
bestimmten Betrag honorierten. Mit der Spende
werden Grundschulen in Mosambik gebaut und die
Kinder dort erhalten in ihrer Schule eine warme
Malzeit am Tag. Der Erlös wurde mit anderen
Spendenschecks auf dem Lernfest überreicht.
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
35
Rezepte
Bananenküchlein
Herkunft: Mali (traditionelle Beilage)
Menge: ergibt 15 Stück
Zeitbedarf: 45 Minuten
Zutaten:
6 reife Bananen
1/4 Tasse warmes Wasser
1/4 Tasse Zucker
1 Tasse Mehl
1 Messerspitze Muskatnuss
Öl
Zubereitung:
Bananen pürieren. Zucker in warmes Wasser auflösen,
Mehl mit Wasser und Bananenpüree vermengen, bis ein
glatter Teig entsteht. Öl in einem Topf erhitzen. Mit einem
Löffel kleine Mengen vom Teig abstechen und goldbraun
im siedenden Fett backen.
Schmecken am besten warm, aber auch kalt auf dem
Buffett.
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Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
Chapati – Fladenbrot
heute auch viel in Ostafrika
Herkunft: kommt aus Indien, wird
(Kenya) serviert
Menge: ca. 8 Fladen
Zeitbedarf: 45 Minuten
Zutaten:
300 g Weizen
1 Prise Meersalz
2 EL Sonnenblumenöl
1/2 Tasse Wasser
etwas Kardamom gemahlen
Zubereitung:
mahlen und mit Salz und
Den Weizen möglichst frisch fein
ugeben und alle Zutaten einige
Kardamom gut vermischen. Öl daz
n und so lange kneten, bis ein
Minuten kneten. Wasser hinzufüge
einer bemehlten Fläche kneten,
Teig entsteht. Zuletzt den Teig auf
Teig in 8 gleich große Stücke teibis er schön geschmeidig ist. Den
und etwa tellergroß ausrollen. Die
len, die Stücke zu Kugeln formen
legen und immer etwas Mehl
ausgerollten Fladen übereinander
ecken, damit sie nicht austrockdazwischen geben. Die Fladen abd
n und die Chapatis nacheinander
nen. Die Pfanne ohne Fett erhitze
es mehr ein Trocknen, das ein
leicht braun backen. Eigentlich ist
ert: Die Pfanne darf nicht zu heiß
wenig Fingerspitzengefühl erford
noch Risse bilden. Optimal sind
sein, der Teig sollte weder kleben
ken eine große Blase bildet, die
die Chapatis, wenn sich beim Bac
Fladen aber schön locker macht.
zwar wieder zusammenfällt, die
ter bepinseln und möglichst frisch
Die Fladen nach Belieben mit But
servieren.
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
37
Butter selber
machen
Zeit
Ca. 30 Minuten
Material
hohes
Arbeitgeräte: Schraubglas, Mixer,
l mit
üsse
Sch
Gefäß, großes Glas, feines Sieb,
ser
kaltem Was
Zutaten: 1 l Sahne
Ablauf
ngruppen
Die Gruppe teilt sich in zwei Klei
„altmodiauf
er
auf. Eine Gruppe stellt Butt
e Art“.
dern
„mo
auf
ere
sche Art“ her, die and
funusge
hera
wird
erb
tbew
In einer Art Wet
ob
und
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Fragen:
geht schneller?
Art
1. Welche
Chai mit Milch
Herkunft: Somalia (anregendes
Nomadengetränk)
Menge: 1 Liter
Zeitbedarf: 20 Minuten
Zutaten:
4 Esslöffel schwarzer Tee
1 l Wasser
Kardamon, Zimt, Nelken
nach Bedarf
100g Zucker
fettreiche Milch (eigentlich
Kamelmilch)
Zubereitung:
Wasser erhitzen, den Tee zugeben, zugedeckt köcheln lassen.
Gewürze im Mörser zerstoßen
und zugeben. Nach 15 Minuten
durch ein Sieb gießen. Kräftig
gesüßt und mit einer großen
Portion Milch versehen genießen.
er
2. Überlegt, warum Hausarbeit früh
!
anstrengender war
gleich?
3. Schmecken beide Buttersorten
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Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
Solidaritätsprojekt
Stopp Kinderarbeit:
Die südindische MV-Foundation
(MVF)
In Indien gehen mehr als 100 Millionen Kinder im
Alter von 5-14 Jahren nicht zur Schule, sondern
schuften zum Teil unter den unmenschlichsten
Bedingungen auf Feldern, in Steinbrüchen, Kleinbetrieben oder in privaten Haushalten. Dies ist ein
schwerwiegender Verstoß gegen die Rechte der
Kinder auf Bildung und auf Schutz vor Ausbeutung.
Andhra Pradesh ist einer der ärmsten indischen
Bundesstaaten mit der höchsten Anzahl arbeitender Kinder in ganz Indien. Seit 1991 leistet die indische Stiftung MVF (M. Venkatarangaiya Foundation)
dort beispielhafte Arbeit. Das Ziel der Stiftung ist
die Abschaffung von Kinderarbeit und die
Sicherung einer staatlichen Grundbildung für alle
Kinder. Ihre Zielgruppe sind alle Kinder, die nicht zur
Schule gehen, besonders aber Mädchen und
Kinder, die in Schuldknechtschaft leben, das sind
Kinder, die von ihren Eltern gegen Geld „verliehen“
werden.
In den vergangenen Jahren konnte die MV Stiftung
wesentliche Fortschritte in Andhra Pradesh erzielen: Sie hat mehr als 400.000 ehemalige Kinderarbeiter erfolgreich eingeschult und 7.000 Kinder aus
der Schuldknechtschaft befreit. Die MVF arbeitet in
13 der 23 Distrikte in Andhra Pradesh, einen
Schwerpunkt bildet der Ranga Reddy Distrikt, wo
sie in 960 der 1.000 Dörfer arbeitet. 697 Dörfer sind
dort inzwischen schon „kinderarbeitsfrei“.
Funktionsträger auf Gemeindeebene sowie Regierungsvertreter in ihre Überzeugungsarbeit mit ein.
Dabei lässt sie sich nicht von ihrem Grundsatz
abbringen, dass jedes Kind eine staatliche Tagesschule besuchen muss. Die MV Stiftung lehnt Parallel- oder Alternativstrukturen ab (z.B. Abendschulen) und arbeitet an der Verbesserung von bestehenden staatlichen Strukturen und Programmen. In
25 sogenannten „Brückenschulen“ bereitet sie die
Kinder auf den Besuch staatlicher Schulen vor.
Besonders wichtig ist die umfassende Bewusstseinsänderung, die die MV Stiftung erzielt hat:
Eltern z.B. sind jetzt bereit, enorme Opfer an Geld
und Zeit zu bringen, um ihr Kind in die Schule zu
schicken. Sie sind stolz darauf, wenn ihr Kind lesen,
schreiben und rechnen kann und damit mehr
Chancen im Leben hat. Die MV Stiftung hat bewiesen, dass Armut kein Hinderungsgrund ist, Kinder
zur Schule zu schicken. Ihre Leiterin, Prof. Shantha
Sinha, wurde 2003 mit dem renommierten Ramon
Magsaysay Preis, dem Friedensnobelpreis Asiens
ausgezeichnet.
Die Welthungerhilfe unterstützt die Arbeit der MV
Stiftung seit 2001, vor allem im Bereich der
Mädchenbildung. Seit 2003 führt sie gemeinsam
mit ihren Alliance 2015 Partnern in sechs europäischen Ländern die Kampagne Stopp Kinderarbeit!
Schule ist der beste Arbeitsplatz durch. Das Ziel der
Kampagne ist es, einen Beitrag zur Abschaffung
jeder Form von Kinderarbeit zu leisten, indem bis
2015 allen Kindern der Zugang zu staatlicher
Grundbildung ermöglicht wird.
Die MV Stiftung ist so erfolgreich, weil sie einen
ganzheitlichen Ansatz verfolgt: Sie bezieht die
unterschiedlichsten Interessengruppen wie Kinder,
Eltern, Lehrer, Arbeitgeber, Dorfgemeinschaften,
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
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Pressespiegel
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Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
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Adressen
Lernpartner in München
Lernorte
AEW Arbeitsstelle EineWelt
Christoph Steinbrink, Landeshauptstadt München Schulund Kultusreferat,
Abteilung PI/FWE, Tal 31, 80331 München,
Tel: 089-233 279 65, [email protected]
Botanischer Garten München
Menzinger Str. 61, 80638 München, Tel: 089-178 61 310,
Fax: 089-178 61 340, [email protected], www.botanik.biologie.uni-muenchen.de/botgart
Agenda 21-Koordination Eine Welt
c/o Referat für Gesundheit und Umwelt, Heinz Schulze,
Bayerstr. 28 a, 80335 München,
Tel: 089-233-47561, [email protected]
Landeshauptstadt München
Schul- und Kultusreferat - Fachabteilung 2
Charlotte Maier, Neuhauserstr. 39, 80331 München,
Tel: 089-233 256 51,
Fax: 089-233 255 79, [email protected]
n-a-h-r-u-n-g-s-k-e-t-t-e Verbraucher- und
Umweltinitiative für sichere und gesunde
LEBENsmittel (ehrenamtliche, unabhängige, private
Initiative)
Dr. Inci Sieber, Postfach 440413, 80753 München,
Tel: 089-300 11 22,
Fax: 089-300 31 38, [email protected],
www.nahrungs-kette.de
Natur und Erleben
Vera Stöcker, Ilmmünsterstr. 28, 80686 München,
Tel: 089-546 05 54, [email protected],
www.naturunderleben.de
Ökoprojekt – MobilSpiel e.V.
Christine Wölfl, Welserstr. 23, 81373 München;
Tel: 089-769 60 25,
Fax: 089-769 36 51, [email protected],
www.mobilspiel.de/Oekoprojekt
Verbraucherzentrale Bayern e.V.
Sabine Schuster-Woldan, Mozartstr. 9, 80336 München,
Tel: 089-53 98 70,
Fax: 089-53 75 53, [email protected], www.verbraucherzentrale.de
Deutsches Museum München
Museumsinsel 1, 80538 München, Tel: 089-217 91,
Fax: 089- 217 93 24, [email protected],
www.deutsches-museum.de
Die Färberei
Kreisjugendring München Stadt, Claude-Lorrain-Straße
25, 81543 München, Tel: 089- 62269274,
[email protected], www.diefaerberei.de
EineWeltHaus München e.V.
Schwanthalerstr. 80, 80336 München,
Tel: 089-85 63 75 13, Fax: 089-85 63 75 12, [email protected], www.einewelthaus.de
Fairkauf Handelskontor
Brecherspitzstr. 8, 81541 München, Tel: 089-65 69 84,
Fax: 089-651 57 00, [email protected],
www.fairkauf-handelskontor.de
Internationale Jugendbibliothek Schloss Blutenburg
München
Schloss Blutenburg, 81247 München, Tel: 089-891 21 10,
Fax: 089-811 75 53, [email protected] www.ijb.de
Kinder- und Jugendbibliothek München
Rosenheimer Str. 5, 81667 München, Tel: 089-480 98 338,
Fax: 089-480 98 365, www.muenchner-stadtbibliothek.de
Museums-Pädagogisches Zentrum (MPZ) München
Ansprechpartnerin: Monika Jerg,
Tel: 089-1213 23-60; Fax: 089 - 1213 23-43,
[email protected], www.mpz.bayern.de
Ökologisches Bildungszentrum München
Englschalkinger Str. 166, 81927 München,
Tel: 089-93 94 89 72, Fax: 089-93 94 89 81,
www.oebz.de
Staatliches Museum für Völkerkunde
Maximilianstr. 42, 80538 München, Tel: 089-210 136 100,
Fax: 089-210 136 247, [email protected],
www.voelkerkundemuseum-muenchen.de
Städtisches Gut Riem
Freisinger Landstr. 153, Tel: 089-324686-0,
Fax: 089-324686-20, [email protected]
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Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
Impressum:
Dokumentation Lernen hilft Leben
Schulaktionen in München 2006
Herausgeber:
Deutsche Welthungerhilfe e.V.
Friedrich-Ebert-Straße 1,
53175 Bonn
Redaktion: Angela Tamke,
Isabella Walde, Mareike Haupt (Ökoprojekt - MobilSpiel)
Kathrin Lamberts-Broden, Stephanie Schmücker
Text: Mareike Haupt
Gestaltung: Moritz Mannhardt
Fotos: Jörg Böthling, Gregor Bresser, Corinna Kreidler,
Vera Stöcker, Angela Tamke, Isabella Walde, Welthungerhilfe
Dezember 2007
Lagernummer: 460-5300/2
Unser Dank gilt dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung für die finanzielle Unterstützung der Schulen im Rahmen des Titels „Entwicklungspolitische Bildungsarbeit“. Wir danken
dem DW-Shop für die Unterstützung beim Lernfest mit den Sachpreisen als Gewinne bei der Lern-Rallye und
dem Indischen Restaurant Swagat sowie der Hofpfisterei München für die Bereitstellung von indischen und
bayrischen Spezialitäten auf dem WeltFrühstückstisch.
In dieser Dokumentation wird der Einfachheit halber nur die männliche Form verwendet.
Die weibliche Form ist selbstverständlich immer mit eingeschlossen.
Dokumentation Lernen hilft Leben München 2006 | Welthungerhilfe
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Deutsche Welthungerhilfe e.V.
Friedrich-Ebert-Str. 1
D-53173 Bonn
Telefon: +49 (0)2 28 22 88-0
Telefax: +49 (0)2 28 22 88-333
www.welthungerhilfe.de