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Hück schreibt über VW Porsches Betriebsrats-Chef kämpft für den Mutterkonzern DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, 22. NOVEMBER 2015 Broder schreibt übers G Der Daihatsu-Fahrer probiert den Monster-Mercedes Seite 4/5 Schmerzhaft elegant, gefährlich schnell, unfassbar teuer und feenhaft selten: Ferrari sind Diven auf vier Rädern. Und im Augenblick aufregender denn je Seite 8 Danke für die Flut von E-Mails an uns und die netten Kommentare auf Facebook zur letzten Ausgabe. Wir freuen uns, dass unser taufrisches Projekt nach nur einem Jahr eine der renommiertesten Auszeichnungen für Design und innovativen Journalismus erhalten hat: einen Lead Award in Silber. Grund genug, noch mehr Gas zu geben. Gerade in Zeiten, in denen die Dummheit einiger VW-Manager das Auto, besonders das aus Deutschland, unter Generalverdacht stellt. Unsere Liebe zu einem GTI oder auch GTD kann das nicht erschüttern. Mehr als CO2 und Verbrauchswerte interessieren uns Drehmoment, PS, Sekunden von 0 auf 100, Hubraum. Wir sagen das natürlich nur heimlich. Weil: Wir sind supergrün. Unsere Autos auch. Die werden nämlich nie weggeschmissen, sondern gehegt und gepflegt. Anders als die öden Sparsemmeln. Gute Fahrt! Ihr ULF POSCHARDT P.S.: Kritik und Lob bitte wieder an [email protected] Wayne Miller/ Magnum Photos/ Agentur Focus Alain Delon und Ehefrau Nathalie 1964 im Ferrari 250 GT Spyder California. Delon besaß ihn nur zwei Jahre, 2014 wurde der Wagen in einer Scheune wiedergefunden und für 14,2 Millionen Euro versteigert SCHÖNHEITSIDEAL Null Follower. Einfach mal was anderes fahren. Der Beetle Dune. Wild. Weit. Weg. Kommt mit einem Schlechtwegefahrwerk und verbreiterter Spur, Sportsitzen und vielen weiteren Extras. Mehr unter: www.volkswagen.de/wasanderesfahren Vorverkaufsstart des Beetle Dune in der KW 47. Abb. zeigt optionale Sonderausstattung. SEITE 3 dem Karmann Ghia weine ich keine Träne nach. Aber bei meinem ersten BMW werde ich sentimental. Ich werde ihn erhalten und pflegen lassen – und ab und zu ausfahren. Er wohnt dem Städtchen Montecito, ganz in der Nähe vom legendären Highway 101 entlang des kalifornischen Pazifiks. Eine der schönsten Küstenstraßen der Welt zwischen Ozean, Strand und Palmen auf der einen Seite und den Santa Ynez Mountains auf der anderen. Atemberaubend. In seinem Roman „Ein Freund der Erde“ hatte T.C. Boyle diese Traumgegend in einer nicht mehr allzu fernen Zukunft unter Wasser gesetzt. Klimakatastrophe. El Niño. Es gibt nicht viele Öko-Thriller, die Konsum- und Zivilisationskritik so brüllend komisch verpacken wie dieser. Das ist das Markenzeichen von Boyle: eine schwarze Heiterkeit, die nichts und niemanden schont. Auch ihn selbst nicht. Denn die Leute, die für alle zukünftigen Umweltschlamassel verantwortlich sind, das sind seiner Ansicht nach auch Typen wie er. Typen, die Komposthaufen anlegen, Altglas sammeln und Regenwasser auffangen – und dann zu Hause fünf Autos in der Garage stehen haben. Der Mann mit der Vogelnestfrisur hat kein Problem damit, Freund der Erde und Freund der Autos zu sein. Politisch korrekt zu sein war noch nie sein Ding. Mr. Boyle, Sie besitzen vier BMW und einen Chevy-Geländewagen. Ist dieser Fuhrpark nicht selbst für einen autoverrückten Amerikaner ein bisschen zu groß? Da ist was dran. Meine drei Kinder sind längst aus dem Haus. Nur haben sie ihre Autos nicht mitgenommen. Als mein Sohn Milo nach New York zog, sagte er, dort brauche er kein Auto – und ließ seinen BMW hier stehen. Bei meiner Tochter Kerry war es ähnlich, als sie aus L. A. wegzog. Sie sagte damals: Ich stelle den Wagen nur kurz bei dir ab – das ist jetzt sechs Jahre her (lacht). Als meine Kinder noch alle bei uns zu Hause lebten, brauchten wir diese Autos. Und wer seinen Führerschein bestanden hatte, kriegte zunächst meinen allerersten BMW, einen knallroten 320 IS Baujahr 1982. Den älteren Geschwistern schenkten wir dann jeweils einen neuen Wagen. So kamen immer mehr Autos in die Familie: Mit dem BMW 320 S fing es an, dann kamen ein 320 i, ein 328 i, ein 95er M3 und zuletzt ein neuer M3 dazu. Und noch der Chevy Yukon für besondere Trips. Aber fahren gelernt haben alle meine Kinder in meinem ersten BMW. Welcher von all diesen Wagen in Ihrem Fuhrpark ist Ihr Hauptauto? Mein M3. Ich liebe ihn. Den fahre ich richtig aus. Ich meine: Vollgas. Es ist gut, so ein Auto zu besitzen. Warum? Nehmen wir an, irgendein verrückter Idiot kommt an einer roten Ampel neben mir zum Stehen. Mit quietschenden Reifen. Sagen wir: in einem Porsche. Und dann stehen wir beide vor dieser roten Ampel, warten darauf, dass es grün wird und lassen die Motoren aufheulen. Das sind dann jene seltenen Momente, in denen ich meinen inneren Teenager wieder rauslassen kann. Sportmodus zuschalten und – abheben! Ich komme mir dann immer so vor, als säße ich im Millennium Falken und hätte gerade den Hyper-Antrieb aktiviert. Wuuush! Und innerhalb von Sekunden ist der Porsche nur noch ein klitzekleiner Punkt in meinem Außenspiegel (lacht). Nimm das, Porsche-Fahrer! Von MARTIN SCHOLZ Für den Schriftsteller T. C. Boyle gehören Autos zur Familie. Sie sind Kostbarkeiten, die man nicht einfach so weiterverkauft. Ein Gespräch über seine Leidenschaft für rote BMW, den Rausch der Geschwindigkeit und Radarfallen Sind Sie für „Fast and Furious“Spielchen nicht ein bisschen zu alt? Ich bin ein Krieger der Straße. Na ja, zumindest war ich mal einer, in jenen Jahren, als ich von meinem Wohnort hier in Montecito mehrmals in der Woche auf dem Küsten-Highway nach L. A. fahren musste. Ich habe dort an Schon mal auf die Idee gekommen, ein paar der Autos, die jetzt bei Ihnen rumstehen, zu verkaufen? Es gab verschiedene Leute, die meinen ersten BMW kaufen wollten. Zuletzt war der übrigens wieder in die Hände meiner Tochter übergegangen. Sie hat sich energisch dagegen gewehrt, dass der Wagen verkauft werden sollte. Sie Olaf Heine/Agentur Focus So weit geht Ihre Liebe zum Auto also nicht, dass Sie solche Arbeiten selbst machen würden? Nee, das ist nichts für mich. Ich hasse es, Dinge zu reparieren, ich will, dass Maschinen funktionieren. Einen Reifen- und Ölwechsel bekomme ich hin, mehr mache ich nicht. Ein guter Freund von mir, ein Automechaniker in L. A., hatte das gemacht. Als er den Wagen an Spencer übergab, sagte er: „Junge, dein Vater liebt diesen BMW wirklich sehr. Du musst ihn immer in Top-Zustand halten, um deinen Vater zu ehren.“ Da war selbst ich perplex – ich hätte es nicht besser sagen können. Mein Sohn fragte fassungslos: „Hä, wovon redest du?“ (lacht). fühlt sich diesem BMW sehr verbunden. Ich kann das gut verstehen, mir geht es ja genauso. Warum hängen Sie so an diesem ersten BMW? Was macht ihn für Sie so besonders? Abgesehen davon, dass es unser Familienauto ist, war es mein erster Wagen, der wirklich funktionierte. Alle anderen davor waren Schrott. Mein VW Karmann Ghia beispielsweise war der schlimmste Wagen, den ich je hatte. Den hatte ein Freund mir gratis vermacht – das hätte mich eigentlich stutzig machen müssen. Wenn ich darin saß, dachte ich jedes Mal, die Karre würde augenblicklich explodieren. Der absolute Horror. Sprang nie an, ich musste immer anschieben. Die Fahrertür war eingedrückt und ließ sich nicht mehr öffnen. Um sie in den Angeln zu halten, hatte ich sie innen festgebunden – mit einem Seil an der anderen Tür. Warum haben Sie diese Kiste denn nicht einfach verschrottet? Das kann ich Ihnen heute auch nicht mehr genau erklären. Ich wollte mir eigentlich gleich nach einer Woche einen neuen Wagen kaufen, habe dann aber doch mehrere Monate in dem Ding durchgehalten. Bei meinem Karmann Ghia funktionierte noch nicht mal die Bremse richtig. Die einzige Möglichkeit, diesen Wagen zu stoppen, war ein beherzter Griff zur Handbremse. Ich bin deshalb immer sehr langsam und nur auf Nebenstraßen zur Arbeit gefahren. Das war immer Stress, ein Riesenaufwand. Hat trotzdem funktioniert. Einmal bin ich mit vier komplett platten Reifen durch den Schnee gefahren. Irre. Dieser VW verstieß allein schon durch seine bloße Existenz gegen jede Regel der Verkehrsordnung. Hätte mich je ein Polizist darin erwischt, wäre ich wahrscheinlich auf der Stelle erschossen und der Wagen verbrannt worden. Also, Eine Selbsteinschätzung, gerne eine kritische: Was für eine Art Fahrer sind Sie? Ich bin perfekt. Kritisch! (lacht). Okay, okay. Ich kenne hier in der Umgebung jeden Kreisverkehr, jedes Stoppschild. Und: Ich stoppe immer an diesen Schildern. Viele Fahrer werden irgendwann träge, machen das nicht mehr – bis ihnen dann jemand in den Wagen kracht. Ich bin ein sehr vorsichtiger Fahrer. Aber auch extrem ungeduldig, deshalb fahre ich sehr schnell. Das ist vielleicht mein größter Fehler. Obwohl ich noch nie in einen Unfall verwickelt war und in meinem Leben bestimmt mehr als eine Million Meilen gefahren bin. Wissen Sie, viele Fahrer haben keine Vorstellung davon, was es eigentlich bedeutet, einen Wagen zu steuern. Viele wirken dabei seltsam geistesabwesend, so als würden sie gerade ein Bad nehmen. Sie essen Pizza beim Fahren oder sie brabbeln ständig in ihre Smartphones. Das ist eigentlich das Schlimmste. „In Deep Concentration“: T. C. Boyle in Gang Starr-Pose Klingt, als wäre das fast eine Art Initiationsritus? Ich erzähle Ihnen dazu eine Geschichte! Als ich den 320er an meinen jüngsten Sohn Spencer weitergegeben hatte, sah der Wagen schon ziemlich funky aus, um nicht zu sagen: mitgenommen. Meine anderen beiden Kinder hatten ihn sehr viel gefahren. Ich habe ihn für Spencer neu lackieren und wieder in Schuss bringen lassen. wacht, weil ich fahren MUSSTE. Verstehen Sie? Ich musste nach L. A., um dort zu arbeiten. Und zwischen meinem Zuhause und dem Ziel lag eine 150 Kilometer lange Strecke, die regelmäßig durch zu viele Autos verstopft war. Staus und stockender Verkehr – das musste ich überwinden. Die Lücke finden. An einem Schnarcher vorbeiziehen. Das gelingt nur mit einer gewissen Anspannung. Ich bin nicht so der Schönwetterfahrer. der University of Southern California Creative Writing unterrichtet. Seit ich damit aufgehört habe, fahre ich nicht mehr so häufig. Einfach so zum Spaß über den 101 brettern – das machen Sie nicht? Nicht mehr so oft. Ich gehe mehr zu Fuß, einfach nur spazieren. Ehrlich gesagt: Es fällt mir schwer, Ihnen das abzunehmen. Also gut: Ich sage ja nicht, dass ich jetzt im Kloster lebe. Wenn Sie einen Sportwagen wie den M3 besitzen, ist es ab und zu ganz nett, sich daran zu erinnern, warum man sich so ein Geschoss angeschafft hat. Und dann bretter´ ich los wie ein Irrer, bis die Reifen glühen. Großartige Sache. Es würde mich schmerzen, wenn ich auf dieses Erlebnis ganz und gar verzichten müsste. Was ich meine ist: Dieser StraßenKrieger in mir ist immer nur dann er- Und Sie selbst machen das nicht? Nein. Nie. In der Hinsicht bin ich fanatisch. Ich habe noch nie einen Anruf beim Fahren angenommen, noch habe ich selbst jemanden angerufen, während ich am Steuer saß. Wenn ich mich ins Auto setze, bin ich in einem Alarmzustand. Wenn ich telefonierte, würde mich das zu sehr ablenken. Das wäre so, als würde ich förmlich darum betteln, Probleme zu bekommen. Ich hasse das: All diese Leute, die mit dem Smartphone am Ohr ständig die Überholspur blockieren, weil sie beim Reden nicht merken, dass sie mit 70 km/h da langkriechen. Passiert es schon mal, dass die PS-Stärken mit Ihnen durchgehen und Sie dann von der Highway Patrol angehalten und verwarnt werden? Yep, vor ein paar Jahren haben sie mir einen Strafzettel verpasst. Da war ich auf dem 101 nach Los Angeles zu schnell gefahren. Es war ein wunderschöner, sonniger Tag gewesen, ausnahmsweise waren kaum Autos um mich herum. Die Küste, die Berge, der Pazifik, Strand, Palmen flogen an mir vorbei, ich sang zur Musik – Eminem oder die Doors, „Riders On The Storm“, ich weiß es nicht mehr genau. 90 km/h waren erlaubt, ich fuhr 130 – und direkt in eine Radarfalle hinein. Es war nicht völlig unverantwortlich, weil kaum jemand um mich herum war. stoppen dich, kommen zu deinem Wagen, fragen dich nach deinem Führerschein und den Fahrzeugpapieren. „Ok, ihr werdet mir jetzt einen dieser verdammten Strafzettel verpassen“, sagte ich zu dem Polizisten. „Habt ihr schon mal darüber nachgedacht, wer eigentlich dafür bezahlt, dass ihr in diesen gottverdammten Wehrmachtsstiefeln herumlaufen könnt? Wer bezahlt für eure Waffen und für das Benzin in eurem Tank? Ich sage es euch: Ich bin das!“ Das hat Ihnen in der Situation vermutlich nicht weitergeholfen. Nein, kein guter Anfang für ein Gespräch. Ich musste zahlen. Bringt nichts, mit Polizisten zu streiten. Und die Radarmessung sprach ja gegen mich. Seitdem halte ich mich an die Limits. Das Problem ist: Es gibt ja immer mehr davon. Und die HighwayPolizisten sind schon recht bedrohlich, mit denen sollte man sich besser nicht anlegen. Meine Tochter, damals 22, hat mir mal erzählt, wie sie von der Polizei nachts angehalten wurden. Ziemlich einschüchterndes Erlebnis. Sie trinkt nicht, nimmt keine Drogen. Aber das Erste, was der Polizist sie fragte, war: „Wie viel hast du getrunken?“ Das fragen sie automatisch jeden Teenager, der zu dieser Uhrzeit unterwegs ist. Die meisten antworten dann: „Nur ein bisschen.“ Ganz falsch. Was wäre die richtige Antwort? „Ich trinke nie, ich bin Mormone.“ Sie müssen noch die ganz große Frage beantworten: Warum lieben Männer Autos? Bevor es Autos gab, liebten Männer wahrscheinlich Pferde. Und zwar aus dem gleichen Grund, aus dem sie heute Autos lieben. Autos sind eine Kraft, die wir kontrollieren können, die es uns ermöglicht, loszuziehen, Grenzen zu überwinden. Das ist aufregend. Autos sind die natürliche Verlängerung unserer selbst. Heute ist diese romantische Vorstellung der Freiheit auf den Straßen leider ein Auslaufmodell. Das Lebensgefühl von Jack Kerouac, die Freiheit, von Küste zu Küste fahren zu können, immer dem offenen Horizont entgegen – all das ist inzwischen Vergangenheit. Ich gestehe: Ich liebe es, durch weite offene Landschaften zu fahren. Eine Cowboy-Fantasie. Kalifornien ist in Teilen immer noch der Wilde Westen. Um in den vordringen zu können, um auf die Gipfel der Sierra Nevada zu gelangen, wohin ich mich regelmäßig zurückziehe, brauche ich hin und wieder ein Vierrad-Monster wie meinen Chevy Yukon. Plagt Sie manchmal das schlechte Gewissen, weil Sie ein wandelnder Widerspruch sind? Ich bin kein Heiliger, ganz richtig. Ich habe aber auch nie gepredigt oder Leuten Anweisungen gegeben, wie sie leben sollten. Ich beschreibe Widersprüche, mit denen wir alle leben. Ich bin Satiriker, der nach allen Seiten austeilt – und mache mich selbst zur Zielscheibe meines Spotts. Ich weiß, dass ich Teil des Problems bin. Sehen Sie, die einzige Art, als radikaler Umweltschützer unseren Planeten bewahren zu können, wäre, sich auf den Komposthaufen zu legen, mit Laub zu bedecken und dann in den Kopf zu schießen. Zur Person: Wie ging es weiter? Radarfallen sind deshalb so furchtbar, weil du nicht diskutieren kannst, nachdem sie dich erwischt haben. Meine kritische Haltung Polizisten gegenüber macht die Sache auch nicht besser. Sie Tom Coraghessan Boyle, 1948 bei New York geboren, gehört zu den bedeutendsten zeitgenössischen US-Schriftstellern. Er veröffentlichte rund 20 Romane, 2015 erschien von ihm „Hart auf Hart“ (Hanser). Er lebt nahe der kalifornischen Pazifikküste in einem Haus von Frank Lloyd Wright, ist verheiratet und hat drei inzwischen erwachsene Kinder. DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, 22. NOVEMBER 2015 SEITE 4 S OLIDARI TÄT! VW hat gelogen und betrogen, dennoch bleibt der Konzern ein wunderbarer Autohersteller, der unser Mitgefühl verdient. Darum haben wir einen Experten für Empathie um ehrliche, klare Worte gebeten. Uwe Hück ist Amateurboxer und Betriebsratsvorsitzender von Porsche Schwarz-Rot-Gold vorm Reichstag – deutscher als VW geht es nicht, auch wenn die Namen Golf, Passat und Touareg (v.l.) anderes andeuten SEITE 5 tinksauer war ich. Wir waren erschüttert, als wir zum ersten Mal von den Abgasmanipulationen und auch von den falschen Angaben bei CO2-Werten, die Volkswagen selbst aufdeckte und veröffentlichte, gehört hatten. Wir brauchen doch Kunden wie den Sauerstoff zum Atmen. Betrug ist so unnötig wie ein Kropf. Einen Kunden zu gewinnen braucht schließlich viel Zeit, einen zu verlieren geht dagegen schnell. VW hat viel Vertrauen verloren, das mühsam aufgebaut wurde. Aber die letzten Tage zeigen auch, wie intensiv Vorstand und Betriebsrat daran arbeiten, Transparenz zu schaffen. Es wird alles getan, um schonungslos und schnell aufzuklären und die Schuldigen zu identifizieren. Einen Splitter muss man schnell ziehen, sonst fängt es an zu eitern. Das heißt: Jetzt muss schnell aufgeräumt werden, damit die 600.000 Beschäftigten und die Kunden keinen Schaden nehmen. Vorstandschef Matthias Müller und Betriebsratschef Bernd Osterloh sind dafür genau die Richtigen. Und beide haben dabei einen starken Partner: die Mitbestimmung. S Es gibt zwar keine Mitbestimmung bei der Entwicklung von Motoren – was ich sehr schade finde. Aber es gibt Mitbestimmung immer dann, wenn es um Menschen geht. Unsere Mitbestimmung ist das Schutzschild für unsere Kolleginnen und Kollegen im Konzern und auch für den Konzern selbst. Sie schützt die, die jeden Tag nichts anderes wollen als Autos bauen und nichts für die Manipulationen können. Es wäre fatal, jetzt alle Beschäftigten unter Generalverdacht zu stellen. Die Hexenjagd ist in Deutschland seit Jahrhunderten vorbei. Und die Beschäftigten bei VW können froh sein, dass es bei VW eine derart starke Mitbestimmung gibt und jemand wie mein Freund Bernd Osterloh an der Spitze des erfolgreichen Betriebsrats steht. Unsere Mitbestimmung schützt die Beschäftigten davor, den Mist ausbaden zu müssen, den das alte Management angerichtet hat. Und wie bei einem gedopten Körper, der sich umstellt und fit für Olympia macht, wird auch VW stärker als zuvor zurückkommen. Wir schaffen einen Olympiasieg auch ohne Doping, da bin ich mir ganz sicher. Matthias Müller und Bernd Osterloh werden alles Notwendige tun, um VW zu stabilisieren und die Kunden zufriedenzustellen. Sie werden notfalls sogar am offenen Herzen operieren, damit VW schnell wieder in die Spur kommt. Wir haben ein großes Vertrauen in die Verantwortlichen in Wolfsburg. Die kommenden Wochen und Monate werden schwierig, aber VW ist und bleibt eine superstarke Marke. Und im Konzern wird zusammen mit den anderen Marken auch nach wie vor Geld verdient. Jetzt gilt es, die Folgen der aktuellen Situation zu meistern und Schaden von den Arbeitsplätzen und den Kunden abzuwenden und die Krise zu bewältigen. Das schafft niemand bei Volkswagen alleine, nicht alleine der Vorstand, nicht alleine der Betriebsrat und nicht alleine die Anteilseigner. Wir schaffen das nur gemeinsam. Wir Porscheaner und die anderen Marken des Konzerns lassen VW jedenfalls nicht im Stich. Jetzt ist Solidarität angesagt. Und eines muss auch mal gesagt werden: Volkswagen ist und bleibt ein Leuchtturm der deutschen Wirtschaft. PS Foto JAN FRIESE DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, 22. NOVEMBER 2015 SEITE 6 warmen Wasser und Stofftuch säubern, rät ein Experte, allenfalls ein wenig Spüli nehmen, niemals scharfe Reiniger. Diese oberflächlichen Nachteile nimmt in der Szene jeder gern in Kauf, für das lustvolle Gefühl, von mehreren nachempfunden war. Oder man nehme ein Vintage-Exemplar aus Zuffenhausen, wo Porsche den Mut hatte, metallicfarbenes Leder zu integrieren, die Mutter aller Raketen. Leder in Autos gibt es schon, seitdem es überhaupt immer aus pflanzlich gegerbtem Rindsleder ohne Oberflächenfärbung, das wie Pferdesättel mit Hilfe von Ölen und Fetten imprägniert war. Aber schon sehr früh kam man auf die Idee, die ersten kopf- oder oberflächengefärbten Glatt- Haut, nah Der automobile Fetisch zu Ende gedacht. Erst mit dem Leder der Sitze, der Türtafeln und Armaturenbretter kann ein Auto zur Legende werden. Unser Autor Ralf Eibl unternimmt eine Reise in eine ölgefettete Welt Schichten Kuh umschlossen zu werden. Am besten handgenäht und von Exemplaren stammend, die so freiheitlich über die Wiese stolzieren durften, dass ihr prachtvoller Hintern und die prallen Oberschenkel niemals mit einem Weidezaun kollidierten und somit verschont geblieben sind von StacheldrahtBrandings oder sonstigen Tätowierungen. Für die Puristen steht in Hautsachen fest: am besten pflanzengegerbtes, ölgefettetes Naturleder wie einst in einem Rolls. Oder eines dieser beigefarbenen Rindsnappa, das Alfa Romeo früher in seinen Interieurs gerne verbaute. Oder ein cinghialino, italienisch für Frischling, das in manchen BMW zum Einsatz kam und dessen Prägung der Narbung eines Wildschweinleders Vehikel gibt. Der Übergang von lederbezogenen Kutschböcken zu ledernen Sitzpolstern in motorisierten Fahrzeugen war im besten Sinne des Wortes nahtlos. Nur die Queen macht ihre Ausnahme: Die Polster im Fond ihres Bentley sind nicht etwa mit ConnollyLeder oder Tierhaut anderer edler Herkunft bezogen, sondern mit grauem Tuch. Auch das hat Tradition: Als die britische Krone noch mit Pferdefuhrwerken unterwegs war, saß der Kutscher im Freien auf gegerbter Tierhaut. Die vor Nieselregen geschützten Royals konnten auf höherwertigen Polstern Platz nehmen, auf gewebten Bezügen. Zurück zu den in größerer Stückzahl produzierten Modellen: Anfangs waren die Bezüge des Straßenproletariats leder zu verwenden. Diese Innovation machte die Leder unempfindlicher gegen die Witterung und Verschmutzungen. Der Standard der Lederszene bis in die Eighties, danach wurden Chromgerbungen aktuell. Heute wird für die Nase des Puristen längst zu viel Chemie verarbeitet – und in den meisten Fabrikationen die Kuhhaut bis zur Unkenntlichkeit gespalten. Ledermenschen erkennen ihren geschätzten Stoff, also oberflächengefärbt und pflanzlich gegerbt, an dessen brauner Rückseite. Die breitere Öffentlichkeit horchte vor allem auf, sobald sie den Namen Connolly hörte, jener Firma, die gut hundert Jahre lang als Synonym für hochwertige Lederausstattungen galt. Nicht nur Aston Martin, Lagonda, der DIE GLORREICHEN 7 Tim Scott/ Courtesy of RM Sotheby Rolls wie der Jaguar und der Bentley trugen die Haut der britischen Manufaktur. Sondern natürlich auch die rasanten Italiener aus Modena und Maranello. Und sowohl auf den Bänken im britischen Parlament, auf dem Piloten- Cedric Buchet/Art Partner Licensing E ine Elektrobeats-Hymne aus meiner Jugend beschreibt mit einer auf einem Korg 700-Synthesizer erzeugten Schlichtheit einen Autounfall, bei dem ein Paar nach dem Aufprall und vor dem Tod noch Sex auf ihren (kunst)lederbezogenen Autositzen hat. Das Cover dieser ersten und einzigen Single von The Normal, „T.V.O.D.“ mit jener legendären B-Seite „Warm Leatherette“, zeigt ein Crashtest-DummyPärchen im Moment der Kollision. Mal davon abgesehen, dass diese Scheibe (verlegt und selbst eingespielt von Label-Boss Daniel Miller) zum Fundament der Londoner Depeche-Mode-Plattenfirma Mute Records wurde, nimmt ihre Optik mit Wumms Bezug auf den 1973 erschienenen Roman „Crash“ von James Graham Ballard. Jenem Roman also, dem Regisseur David Cronenberg in seinem gleichnamigen Film ein Denkmal setzt. Oder besser: Mit Zerstörungskraft die Anziehungskraft des Automobils noch einmal unterstreicht, das wie kein zweites Freiheit, Potenz, aber auch Sex bei Knautschzone versinnbildlicht. Leder strahlt dabei auf PSAficionados seine Aura bis heute unvermindert aus. Ob als automobiler Fetisch, in den Mythen unseres Alltags, ob mit Aufprall oder ohne: Es gibt für das CarInterior keine anziehendere Textur, auch wenn die Kuhhautpolster bei Temperaturschwankungen ihren stoffbezogenen Artverwandten längst meilenweit unterlegen zu sein scheinen, wie uns die Wissenschaft glauben machen will. Aber einmal Leder, immer Lederszene: „Quick, let's make love/Before you die“, stöhnt The Normal in seiner holterdiepolterhaften Show für Petrolheads. Und an wie viele Jaguar-, Porsche- oder RomeoSeitenscheiben hat man sich als Heranwachsender herangeschlichen, um sich die Nase platt zu drücken und einen Blick auf die savanna- oder tiefroten Rindslederkurven zu erhaschen? Keine Leder-Lady, selbst mit den geschmeidigsten Roeckl-Lederhandschuhen ausstaffiert, konnte seither mit dieser Sinnessensation mithalten ... Sofern einem die Erinnerung hier nicht doch einen Streich spielt. Die Liebe zum Material sieht großzügig über manche von dessen Befindlichkeiten im Jahresverlauf hinweg. Die Nachteile liegen erst einmal auf der Außenhaut: Ledersitze können in der Sommerhitze zu heiß und schweißtreibend sein und an frostigen Wintermorgen wesentlich klammer als Exemplare aus anderen Materialien. Und man muss seine Sitze pflegen, sofern die nicht bald so aussehen sollen wie die narbige Haut eines Elefantenbullen im Okavango-Delta. Dabei hält Leder bei richtiger und regelmäßiger Pflege nahezu ewig. Bitte immer nur mit lau- sitz im Spitfire-Jagdflieger wie auf Mies van der Rohes legendärem BarcelonaChair war Connolly mit im Spiel; in der Concorde sowieso. Aber trotz Überschallgeschwindigkeit übernahmen die Briten sich bei einer gescheiterten Expedition in den amerikanischen Massenmarkt ziemlich. Und so wurde Connolly 2002 liquidiert, um dann unter neuem Namen wieder ein wenig weiter zu produzieren, wesentlich schlanker, zwar immer noch hochwertig, aber auch irgendwie dem Markt unterworfen. Es entspricht dem Zeitgeist, dass die Nachfrage nach „veganen“ Autos in den vergangenen Jahren ebenfalls stetig zugenommen hat. Mehr als ein Dutzend Hersteller bieten mittlerweile Modelle ohne tierische Zusätze an, wenngleich zumeist noch bei den Kleinst- und Kleinwagen. Und doch ist in den meisten Petrolheads noch immer der Zusatz verhaftet geblieben, der als Synonym für ein gutes Auto stand: Schau’ her, mein lieber Nachbar – meiner hat Ledersitze! Erst roch man, dann fühlte und spürte man das echte Auto; es gibt für den Mobilisten keine bessere Garderobe. Wobei es ja so ist, dass der Ledergeruch seit Jahrzehnten schon ein synthetischer Duft ist, welcher der obersten Schicht beigemengt wird, dessen Haut in der industriellen Produktion gerne mal mehrfach gespalten wird und durch mehrere chemische Bäder geht. Glücklich schätzen darf sich, wer einem Sattler vertrauen kann, der mit dem duftenden Naturprodukt arbeitet. Doch dies hat auch seinen Preis. Wobei teuerstes Leder auch nicht automatisch ethisch gutes ist. Der osteuropäische LuxusAutobauer Dartz hatte vor einigen Jahren die Dinge auf die Spitze getrieben, als man den edelsten SUV der Geschichte bauen wollte – wobei die gemeine Vorstellung, was edel sei, mitunter recht zweifelhafte Sprösslinge treibt. Die Ablagen und Zierleisten wurden verziert mit Diamanten, Gold war natürlich im Spiel, und die Sitze der Fahrgastzelle sollten mit Leder von Walpenissen bezogen werden. (Auch der griechische Mogul und Reeder Aristoteles Onassis ließ ja einst die Barhocker seiner Yacht „Christina O.“ mit Walpenisleder beziehen, um bei jeder sich bietenden Gelegenheit die gleiche Zote zu reißen: „Madame, Sie sitzen gerade auf dem größten Schwanz der Welt!“) Hier ist Präzisierung notwendig: Bei dem Material handelte es sich um die Vorhaut der Wale, aus welcher das geschmeidigste Leder der Welt hergestellt werden kann. Eine bemerkenswerte Volte war, dass gerade Pamela Anderson von Tierschützer-Seite angeheuert wurde, um den Wal vor Tod zwecks Beschneidung zu retten. Zusammen mit Greenpeace und dem WWF organisierte der „Baywatch“-Star eine Protestaktion – mit vollem Erfolg. Der Autobauer ruderte zurück und entschied sich, kein Walvorhaut-Leder zu verwenden: Alle Autositze unserer mobilen Wohnlandschaft würden ab jetzt nur noch aus synthetischen Materialien hergestellt, beteuerte Dartz. Dann schon lieber zurück zu „Warm Leatherette“ und den Lederfetischisten, die sich mitsamt all ihren Karossen in ihren erotischen Obsessionen verfangen. Für den ultimativen Kick reicht weder schwarzes Leder noch Sex mehr, es muss ein Frontalunfall sein. Während Mensch und Maschine auf dem Bildschirm in radikaler Weise verschmelzen, sitzt man in einem alten Rover-Chair von Ron Arad. Auch dessen Leder könnte mal wieder zur Pflege massiert werden. RENAULT 5 TURBOII Oranie boven! Spektakuläres Aufeinandertreffen von Leder und Kunststoff im knalligen Memphis-Look CARDI BODY Bordeauxrotes Ding. Ein seltenes Exemplar aus Russland. Der Innenraum wirkt wie ausgegossen mit edler Tierhaut PEGASO Z-102 BERLINETTA interTOPICS/ mptv Die grüne Gefahr. Das endschicke Modell ist ein Fifties-HispanoFlitzer. Wirklich gekonnt zweifarbig DINO FERRARI 246 GTS CORVETTE ZR 1 Marsrote 90er-Raumfahrt auf Rädern. Schalensitze mit Schaltkulissen in den Seitenwangen Minimal in Beige. Interieur als Space Disco. Als in Maranello noch Ästheten am Werk waren BMW 2002 Black Beauty in Skai. Bis in die 80er war es in der Mittelklasse üblich, die Sitze komplett in Skai zu halten. Oft schweißtreibend, aber abwischbar FIAT 500 JOLLY Ein Traum in Sand. Von der Terrasse ins flotte Cabriolet. Korbgeflecht mit wenig Seitenhalt ANZEIGE Die neue Cadillac V-Series PERFORMANCE OHNE KOMPROMISSE 649 PS, 855 Nm Drehmoment, von null auf 100 km/h in 3,7 Sekunden, 320 km/h Höchstgeschwindigkeit – so lesen sich die Leistungsdaten des neuen Cadillac CTS-V. Was hier nüchtern zu Papier gebracht wird, ist der überzeugende Ausdruck der V-Series: die aktuell schnellste Straßenlimousine ihrer Klasse G etestet wurde die V-Series auf der Rennstrecke, um sich als herausragendes Performancefahrzeug mit eigenem Charakter auf der Straße zu bewähren. Hier gibt es keine Zugeständnisse, Ausreden oder Kompromisse. Es geht nur um reine Power und kraftvolle Eleganz. Der CTS-V ist das stärkste Modell in der 113-jährigen Historie der Marke Cadillac. Die klaren, eleganten Linien und extrabreiten Kotflügel sorgen für ein markantes Erscheinungsbild und berücksichtigen gleichzeitig die die Performance unterstützende Aerodynamik. Jede Kurve, Kante und Linie wurde bewusst gewählt, um beste Ergebnisse zu erzielen. Der exklusive V-Series Kühlergrill und die Luftauslässe in der Motorhaube und an den Kotflügeln sorgen für maximalen Luftstrom. Und der fein abgestimmte Vierfachauspuff kündigt Ihre Ankunft mit einem satten Sound an. KEINE ZUGESTÄNDNISSE. KEINE AUSREDEN. KEINE KOMPROMISSE. V-SERIES Das schöne Äußere setzt sich im Innenraum fort. Auch hier bietet Cadillac Leistung ohne Kompromisse. Jedes Element des Innenraums wurde speziell an die Bedürfnisse des Fahrers angepasst. Optionale V-Series RECARO®-Sitze mit Veloursleder-Akzenten, Schaltwippen aus Magnesium und ein serienmäßiges, farbiges Headup-Display ermöglichen optimalen Fahrspaß. Ausreichend Platz für alle Beifahrer und Gepäck ist selbstverständlich vorhanden. Alles ist perfekt integriert und auf Sie abgestimmt. Im CTS-V wurde eine spezielle Version der volldigitalen, hochauflösenden, 12,3-ZollInstrumentenanzeige mit der für die V-Serien typischen Darstellung und den markanten Rundinstrumenten realisiert. Darüber hinaus verfügt der CTS-V – genauso wie übrigens der ATS-V – über die neuesten Kommunikationstechnologien von Cadillac: CUE, die Cadillac User Experience mit HD Navigation Standard, Bluetooth und Spracherkennung sowie Apple CarPlay, das Fahrern mit einem iPhone erlaubt, über den berührungsempfindlichen Bildschirm oder mittels Spracheingabe via Siri Anrufe zu tätigen, Mitteilungen zu erhalten oder Musik zu hören. Hinzu kommen das Premium Bose SurroundSound-System mit 13 Lautsprechern und induktives (kabelloses) Laden von Mobilgeräten. Der 6,2-Liter-V8Kompressormotor verleiht dem CTS-V enorme Power. Der kompakte Eaton®Kompressor mit vier Rotorflügeln arbeitet Hand in Hand mit dem Active Fuel Management®. Das Ergebnis? Tadellose Motorleistung und Alltagstauglichkeit. Ob Sie nun das volle Potenzial Ihrer Fahrkünste durch Fahrdaten in Echtzeit nutzen, den satten Sound genießen oder die Straße wie nie zuvor im Blick haben – die V-Serie bietet jede Menge fortschrittliche Technologien für ein noch besseres Fahrgefühl. Das V-getunte Fahrwerksystem Magnetic Ride Control passt sich der Umgebungstemperatur an, liest bis zu 1000-mal pro Sekunde die Fahrbahnbedingungen ab und reagiert entsprechend. Zusammen mit den vier wählbaren Fahrmodi erleben Sie perfekten Fahrspaß und maximale Leistung. Sie haben die Wahl zwischen Tour, Sport, Rennstrecke und Schnee für ultimatives Ansprech- und Lenkverhalten. Mit dem optional erhältlichen Performance Data Recorder können Sie Ihre Fahrten zur Analyse und Weitergabe aufzeichnen. Damit können Videos von der Strecke, Audio im Innenraum und Fahrdaten, darunter beispielsweise 0−100 km/h, Rundenzeit und G-Kräfte, erfasst werden. Wir machen gute Fahrer noch besser. Und bessere Fahrer unschlagbar. Mehr erfahren: www.v-series.de CTS-V Limousine: Kraftstoffverbrauch (l/100km) innerstädtisch/außerstädtisch/kombiniert: 20 / 8.9 / 13; CO2-Emission kombiniert (g/km): 459 / 203 / 298; Energieeffizienzkategorie: G Die gezeigten Bilder können Produktdetails enthalten, die sich auf US-amerikanische oder kanadische Fahrzeugausstattungen beziehen, welche sich möglicherweise von den in Europa erhältlichen Ausstattungen unterscheiden. Die Informationen sind in Bezug auf den europäischen Markt so umfassend und sachgerecht wie möglich gestaltet. Dies ist ein Angebot von Cadillac Europe GmbH, Stelzenstrasse 4, 8152 Glattpark, Schweiz. DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, 22. NOVEMBER 2015 SEITE 8 R eden wir über Moral, wenn man ein Auto fährt, das so viel kostet wie ein Einfamilienhaus in Bad Hersfeld? Bei dem man für einmal Volltanken so viel bezahlen muss, wie ein Lehrer in Rumänien im Monat verdient? Das als Geländewagen für Jäger und Militärs konzipiert wurde und heute eines der Statussymbole der städtischen Schickeria ist? Beweist jemand, der sich ein solches Auto leistet, angesichts des Elends in der Welt nicht ein eiskaltes Herz? Was würde Frau Käßmann dazu sagen? Ich sitze hinter dem Lenkrad eines Mercedes-AMG G 63 wie auf einem Kutschbock, lausche dem kräftigen, aber sehr dezenten Brummen des 5,5 Liter großen V8-BiturboMotors und frage mich etwas anderes: Was würden meine Eltern sagen, wenn sie mich jetzt sehen könnten? „Junge, Du hast es geschafft!“ oder doch „Junge, hast Du es nötig?“ oder vielleicht: „Was werden die Nachbarn dazu sagen?“ Denn das war immer ihre größte Sorge – was die Nachbarn über mich, ihren missratenen Sohn, denken. Noch lieber freilich würde ich an meiner alten Schule, dem Hansa-Gymnasium Köln, das ich aus vollem Herzen gehasst habe, vorfahren und meine ehemaligen Mitschüler fragen: „Und was ist so aus Euch geworden?“ Ja, ein AMG G 63 ist hervorragend dazu geeignet, alte Rechnungen zu begleichen. Es steht ja nirgendwo dran, dass es nur ein Werkswagen ist, der dem Fahrer für ein paar Tage zur Verfügung gestellt wurde. Übermorgen werde ich wieder meinen Daihatsu Materia fahren, kein schlechtes Auto, aber verglichen mit dem G 63 eine Seifenkiste. Da heißt es, die Zeit optimal zu nutzen. Wir fahren die Karl-Marx-Allee, die vom Alexanderplatz nach Friedrichshain führt, hin und her, umrunden den Strausberger Platz und das Frankfurter Tor und bewundern die mächtigen „Arbeiterpaläste“ zu beiden Seiten der Straße, die im Stil des Sozialistischen Klassizismus errichtet wurden. So kann man den 25. Jahrestag der Wiedervereinigung auch feiern. Was hätte Honecker dafür gegeben, einmal in einem solchen Auto fahren zu dürfen! Alles, wovon er träumen konnte, war ein Volvo, die Schwedenschleuder. Dann parken wir den G 63 auf dem breiten Mittelstreifen genau zwischen dem Café Moskau und dem Kino International. Das Café Moskau hat längst zugemacht, aber im International, das unter Denkmalschutz steht, werden noch immer große Filme auf großer Leinwand gezeigt. Demnächst im Programm: „Die ewige Jugend“ mit Michael Caine, Harvey Keitel und Rachel Weisz. Was für ein Zufall! Wenn der G 63 etwas verkörpert, dann ist es die ewige Jugend. Oder die Unvergänglichkeit einer Idee, die auch Ritter Sport-Schokolade zu Ruhm verholfen hatte: „Quadratisch. Praktisch. Gut.“ Es ist ein Auto, an dem der Zeitgeist vorbeigegangen ist. Und so wie man ein Haus aus der Dessauer Bauhaus-Schule auf den ersten Blick erkennt, weil es Ecken und Kanten hat und auf modische Schnörkel verzichtet, so erkennt man auch den G 63, ohne zweimal hinschauen zu müssen. Auch für ihn gilt das Gestaltungsprinzip: Form follows function. Fotos PETER RIGAUD Die ewige Jugend Henryk M. Broder über das Vergnügen, die G-Klasse von Mercedes zu fahren. In der AMG-Version. Mit 571 PS Lässig mit einer Hand am Lenkrad oder gravitätisch auf dem privaten Feldherrnhügel – keine Pose ist verkehrt, wenn man den Mercedes-AMG G 63 dabei hat Und es war ausgerechnet der iranische Herrscher, Mohammed Reza Schah Pahlavi – Ehrentitel: „Sonne der Arier“ –, der Prunk und royalen Kitsch über alles liebte, dem die Mercedes G-Klasse und damit letztlich auch der G 63 seine Entstehung verdankt. Der Herr aller Perser wünschte sich ein neues Auto, das er für die Jagd in der Wüste benutzen konnte, und das für Patrouillenfahrten entlang der Grenze taugte. Geländetauglich sollte es sein, kräftig und pflegeleicht. Und da der Schah ein paar Daimler-Benz-Aktien im Depot hatte, ging der Auftrag, ein solches Auto zu entwickeln, an Mercedes in Stuttgart, wo man sich mit dem österreichischen Nutzfahrzeugbauer Steyr-Daimler-Puch zusammentat. 1979 begann die Serienproduktion in Graz. Dort wird der Wagen bis heute hergestellt, und wann immer das Ende der Produktion angekündigt wird, protestieren die G-Klasse-Fans so laut, dass ein neues, verbessertes Modell vom Band läuft, das nicht nur von Jägern und Militärs, sondern auch von Feuerwehrleuten, UN-Mitarbeitern im Außendienst und Snobs geschätzt wird. Nun ist der Wagen, zumal als G 63 mit 571 PS, für den Gebrauch in der Stadt natürlich vollkommen überdimensioniert. So als würde man sich eine Kuh zulegen, nur um ab und zu ein Glas frische Milch zu trinken. Für die Fahrt zu Aldi oder um die Kinder zur Schule zu bringen würde auch ein X5 von BMW oder ein Land Rover reichen. Deswegen suchen wir eine Stelle, an der wir den G 63 richtig fordern können. Der Kippwinkel soll bei 38 Grad liegen, je nach Beladung und Untergrund. Hinter Pankow finden wir eine Brache, die so aussieht, als wäre sie für einen Härtetest ideal. So sehr ich mich auch bemühe, der Wagen will nicht kippen. Er bricht nicht mal zur Seite aus. Vor uns kurvt ein Smart durch das Gelände, dessen Fahrer offenbar auch wissen will, was er seinem Auto zumuten kann. Aber auch der Smart fällt nicht um. Zufrieden und um eine Erfahrung reicher, steuere ich den G 63 zurück in den Westen, durch den Prenzlauer Berg, am Alexanderplatz vorbei über die Leipziger Straße. Niemand dreht sich um oder zeigt mir die Faust. Die DDR gibt es nicht mehr, aber der G 63 läuft und läuft und läuft. Es ist das reine Fahrvergnügen. MERCEDESAMG G 63 GELÄNDE-LEGENDEN Was die anderen sagen: Ein rollender Irrsinn, aber immerhin mit extrem glaubwürdigen Offroad-Fähigkeiten. Was wir sagen: Es leben die Emirate! Dort wohnen Leute, die den G 63 kaufen. Oder den G 65 mit 12-Zylinder. Leistung: 571 PS, Hubraum: 5,5 l, Motor: V8-Biturbo mit Automatik, 0-100 km/h: 5,4 s., Vmax: 210 km/h, Grundpreis: 143.216 € Puch G-Modell von 1979 Mercedes G 500 von 1998 MercedesAMG G 63 von 2015 Designstudie Ener-G von 2012 SEITE 9 K Herr Direktor und der BMW André M. Wyst ist genau der Art Director, den die PS WELT braucht, findet Stefan Anker. Denn unser oberster Kreativer beweist sein Stilgefühl auch auf der Straße: Er fährt eines der schönsten Autos aus den 60er- und 70er-Jahren Besonderes Kennzeichen: Hasenzähne. Dazu Weber-Doppelvergaser mit Hornissenaugen. Eine Ikone des deutschen Automobilbaus in Taigagrünmetallic Stefan Anker (3) urze Werbung vorneweg: Wir machen online, auf welt.de/motor, eine schöne Serie: Sie heißt „Petrolhead der Woche“, und jeden Montag stellen wir jemanden vor, für den ein Auto mehr ist als ein Fahrzeug. Diese Menschen haben in der Regel besonders sportliche oder besonders alte Autos, und als ich mich zum Fotoshooting traf mit André M. Wyst und seinem BMW 2002 von 1973, da wusste ich zweierlei. Erstens: Wenn ich mal als altes Auto wiedergeboren werde, dann will ich zu André. Zweitens: André, der freiberufliche Buchund Magazingestalter, möge noch lange Art Director der PS WELT bleiben. Denn er ist kreativ und perfektionistisch, man könnte sagen: pe-ni-bel. Nicht dass er den Wagen vorm Fotografieren nur gewaschen hätte, wie es professionelle Sitte ist. Nein, er hat den Wagen zum Aufbereiten gegeben. 140 Euro hat ihn das gekostet, erzählt er mir, und er ist verblüfft darüber, dass mich das wundert. Es war so eine Art Liebe auf den ersten Blick, als André seinen 2002 kaufte, vor 16 Jahren. Schuld war, wie so oft: die Farbe. Taigagrünmetallic, allein auf diesen Namen muss man kommen, aber vor allem die Mischung aus Pigment und Glanz, das gleichzeitig Zarte und Kräftige in diesem Ton, das kann den Menschen schon verzaubern. Wir machen ein paar Fahraufnahmen, und der zwei Liter große Vierzylinder lässt weithin hören, dass er arbeitet. Alte Autos klingen immer ein bisschen lauter, oft unruhiger als neue Wagen, für diesen hier gilt das ebenso, aber er hört sich auch – besser an. Bei Fahraufnahmen gibt es immer viel Ausschuss, ich lasse André also ein paar Runden drehen und genieße. Von Hause aus sei der 2002 mit zwei Solex-Vergasern unterwegs gewesen, erzählt André. Wie damals oft üblich, sei der Motor mit zwei Weber-Doppel- vergasern aufgerüstet worden – „gekrönt mit offenen Ansaugtrichtern wie beim Formel-Sport der 70er-Jahre“. Er habe wohl nun 130 statt 120 PS. André ist nicht der Typ, den man sich mit ölverschmierten Fingern vorstellt. Aber der Eindruck täuscht. „Ich arbeite digital, das Auto ist analog. Mal ein Nebenaggregat austauschen, Wartungsarbeiten erledigen, Teile ersetzen – das ist für mich ein Ausgleich. Vieles, wofür man keine Hebebühne braucht, kann ich selber machen.“ Für das große Foto auf der Doppelseite 4/5 hat André neulich den VW Golf gesteuert, die Solidität und die große haptische Qualität dieses neuzeitlichen Wagens haben ihn beeindruckt. Doch kaum ist er wieder bei seinem 2002, weiß er, was ihm wirklich wichtig ist: zierliche Fenstersäulen und große Glasflächen, einfach Leichtigkeit in Technik und Design. Darum will André seinen BMW auch behalten, trotz des aktuellen Trends auf dem Markt. „Nach Jahren der Stagnation ziehen die Preise für halbwegs originale Exemplare deutlich an.“ Andererseits: Der Kurs für den 2002 liegt um 12.000 Euro, und selbst wenn jemand 15.000 oder 20.000 Euro bietet – warum soll man ihn weggeben, den Traum in Taigagrünmetallic? Anzeige Gefühlt: die Augen überall. Alles im Fokus mit dem Audi virtual cockpit im neuen Audi A4.* Fortschritt spüren. audi.de/a4 *Sonderausstattung gegen Mehrpreis erhältlich. DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, 22. NOVEMBER 2015 SEITE 10 Einen Monat ohne – klingt wie Fasten, ist aber Fahrverbot Ich bin ein Raser. 130 statt 80 km/h, zum ersten Mal muss ich den Führerschein abgeben. Erst habe ich überlegt, ob es Rechtswege für mich gibt. Aber obwohl ich mich sehr, sehr abgezockt fühle (das Tempolimit wurde erst weit hinter der Baustelle an einer strunzleeren Autobahn aufgehoben), habe ich beschlossen, mich nicht zu wehren. Ich habe nicht nach den Regeln gespielt und verloren, das muss man dann auch mal einsehen. 130 statt 80, das ist natürlich Raserei – aber nur, wenn es mir mitten in der Baustelle passiert wäre. Das halte ich aber für unmöglich, denn ich stelle, ganz egal, wo auf der Autobahn ich irgendeiner Geschwindigkeitsbeschränkung begegne, den Tempomat exakt auf 15 km/h über dem Limit ein. Ja, ich bin dann zu schnell, aber nicht so sehr. Mir ist wichtig, dass ich an der Mehrheit der anderen Autos vorbeiziehe, sonst könnte ich ja gleich mit dem Zug fahren. Das werde ich in den nächsten vier Wochen wohl öfter machen. Auch das Fahrrad, der Bus (wie entwürdigend!) oder einfach nur meine Füße werden mich von A nach B bewegen. Sie können das von morgen an in unserem Blog ps.welt.de verfolgen. Wenn Sie Spaß an depressiven Texten haben. IMPRESSUM Chefredakteur Jan-Eric Peters Redaktionsleitung Dr. Ulf Poschardt (V.i.S.d.P.) Redaktion Stefan Anker, Ralf Niemczyk Stefan Ankers Führerschein ist für einen Monat unter Verschluss Artdirektion André M. Wyst Bildredaktion Stefan A. Runne Layout Katja Fischer Schlussredaktion Bettina Schneuer Die Reise nach Australien wurde von Land Rover unterstützt. TO BREAK THE RULES, YOU MUST FIRST MASTER THEM. UM REGELN BRECHEN ZU KÖNNEN, MUSS MAN SIE ZUERST MEISTERN. DAS VALLÉE DE JOUX: SEIT JAHRTAUSENDEN WURDE DIESES TAL IM SCHWEIZER JURAGEBIRGE VON SEINEM RAUEN UND UNERBITTLICHEN KLIMA GEPRÄGT. SEIT 1875 IST ES DIE HEIMAT VON AUDEMARS PIGUET, IM DORF LE BRASSUS. DIE ERSTEN UHRMACHER LEBTEN HIER IM EINKLANG MIT DEM RHYTHMUS DER NATUR UND STREBTEN DANACH, DIE GEHEIMNISSE DES UNIVERSUMS DURCH IHRE KOMPLEXEN MECHANISCHEN MEISTERWERKE ZU ENTSCHLÜSSELN. DIESER PIONIERGEIST INSPIRIERT UNS AUCH HEUTE NOCH, DIE REGELN DER FEINEN UHRMACHERKUNST STETS ZU HINTERFRAGEN. ROYAL OAK EWIGER KALENDER EDELSTAHL. DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, 22. NOVEMBER 2015 ROTE WER AUTOS LIEBT, LIEBT FERRARI. OBWOHL DAS UNTERNEHMEN NERVT – SEINE AUTOS SIND ATEMBERAUBEND, AUCH IN DER WERTENTWICKLUNG. 2016 WIRD DAS JAHR FÜR FERRARI: IN DER FORMEL 1, IN HOLLYWOOD, AN DER BÖRSE, BEI AUKTIONEN SEITE 13 SONNE AUTOR Ulf Poschardt Krass gebrettert Daniel Brühl In „Rush – Alles für den Sieg“ spielt Brühl den Niki Lauda des Jahres 1976, hier sitzt er am Steuer eines zeitgenössischen Ferrari 308 GTB Thomas Rabsch/ laif SEITE 12 DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, 22. NOVEMBER 2015 SEITE 14 V ielleicht hat das besondere Verhältnis der Ferrari-Fahrer zu ihren Autos damit zu tun, dass sie ihr Leben gerne und oft in die Sitze ihres Ferrari legen. Wer einen Ferrari richtig bewegt, gelangt zügig in einen Bereich, in dem Mut, Können und Selbstbeherrschung gut harmonieren. Seit es Ferrari gibt, sind sie zu schnell für die Straßen, für die sie erdacht wurden. Das hat mit ihrem Erfinder zu tun. Enzo Ferrari, 1898 als Sohn eines Handwerkers bei Modena geboren, erfüllte sich den Kindheitstraum, Rennfahrer zu werden. Das machte er nicht schlecht, aber er war intelligent genug zu erkennen, dass er ein weitaus besserer Rennleiter wäre als ein Rennfahrer. Mit der Geburt seines Sohnes Dino hängte er den Helm an den Nagel und begann Autos zu erträumen, um sie dann zu bauen. Die DNA all dessen, was er schuf, war von der Raserei infiziert. Sein Geburtsort sollte zum Geburtsort seiner Erfindungen werden. Enzo Ferrari kommt aus dem Nirgendwo im Süden von Bologna. Maranello ist kein schöner Ort, so sehr sich die Ferrari-Bosse Luca di Montezemolo und auch Jean Todt Mühe gaben, mit neuer Architektur im Werk das Rustikale der Umgebung zu brechen. Der alte Eingang der Fabrik hat etwas Muckeliges, er erinnert ein wenig an das Werk 1 in Zuffenhausen. Die großen Genies der Automobilkunst, Ferdinand Porsche und Enzo Ferrari, waren denkbar uneitel und fokussiert auf das Produkt. Für Ferraristi bleibt aber die Verwunderung beim Erstbesuch: Wie kann es sein, dass die elegantesten Autos der Welt aus einer derart uneleganten Kleinstadt in Italien stammen? Sebastian Vettel beschreibt das Werk in Maranello als „etwas Magisches“. Das Haus von Enzo Ferrari ist von einer kargen Schönheit. Es steht an der Teststrecke von Fiorano, wo alle Ferrari, jene für die Straße wie die für den Grand Prix, getestet werden. Neben dem bescheidenen Schreibtisch des commendatore steht ein kleiner Monitor, mit dem er seine Rennfahrer beim Testen beobachten konnte. Daneben ein Telefon mit wenigen Knöpfen. Im Rücken von Ferrari waren die hellgelben Fliesen mit dem Logo des springenden Pferdes verziert. Enzo Ferrari hat nichts von der Welt gesehen: Er war bei keinem Formel-1-Rennen vor Ort. Die Welt musste zu ihm pilgern, der Papst ebenso wie der italienische Staatspräsident. Less is a bore Justin Bieber & Rod Stewart Erst 21 und schon zwei Ferrari: Der Popstar orderte den Hybrid LaFerrari, den 458 Italia fährt er schon länger. Altrocker Rod verkaufte 2014 am Wohnsitz L.A. seinen roten F40, nun führt er die Gattin im 458 Spider aus. In der britischen Heimat bevorzugte er den Ferrari Enzo und den Testarossa (und einen Lamborghini Murciélago) Schon den ersten Ferrari, der 1947 unter diesem Namen produziert wurde, gab es in drei Versionen. Als Sport, als Competizione und als Gran Premio. Sie stehen für drei Arten der Raserei: die zivile, die rennsportliche und die der Formel 1. In allen drei schlagen das gleiche Herz und die gleiche Seele. Werden aus dem „Anderthalbliter“-Zwölfzylinder für den Hausgebrauch 72 PS und eine Spitze von 175 km/h angepeilt, hat der Grand-Prix-Wagen „ca. 300“ PS, wie die ersten PR-Texte in Deutschland erklären. Damit sollte der 125 dank eines Leergewichts von nur 650 Kilo gut 280 km/h schnell sein. Die Rennversion des 125er gewinnt sogleich den Großen Preis von Rom, am 25. Mai 1947. Der erste Ferrari hat die Schönheit und Extravaganz guter italienischer Küche. Sie ist auch dort virtuos, wo sie das Einfachste arrangiert. Zum 60. Geburtstag der Marke verbrachte der Autor dieser Zeilen einen Tag mit den berühmtesten Ferrari der Geschichte und mit Michael Schumacher in Fiorano. Der älteste Testfahrer von Ferrari (damals 69 Jahre!) ließ für mich den winzigen Zwölfzylinder mit seinem fast lächerlichen 1,5-Liter-Hubraum an. Es schepperte und röhrte, aber schon nach 30 Sekunden sang der Motor mehr, als dass er lärmte. Italien ist auch das Land der Oper. Vorsichtig, mit fast kindlichem Respekt, kletterte der beste Rennfahrer aller Zeiten in den 125 S. Der alte Testwagenfahrer gab Schumacher ein paar Tipps. Der Motor müsse ständig hochgedreht werden, sonst gehe er aus. Als der 38-jährige Kerpener nach der zweiten Runde den Wagen verstanden hatte, jagte er ihn in einem Höllentempo über den Kurs. Die fünf Gänge mussten mit Zwischengas geschaltet werden. Die unglaublich leichte Schüssel drehte problemlos bis 7000 Touren. Der Ursprung von Ferrari im klassischen Rot verbreitet als Miniatur jene Aura der Sportlichkeit, die seither bestimmend blieb. Eigentlich hat sich seither nichts geändert. Der Wahnsinn war von Anfang an schön, betörend, aufreizend, die Grenzen der Physik bemühend. Beim Blick unter die Motorhaube staunte der Experte: Einen kleineren Zwölfzylinder wird es wohl nie mehr geben. Michael Schumacher hat damals gestanden, dass ihn alte Autos nicht wirklich interessieren. Den 125 S liebte Schumacher trotzdem. Er hat ihn wieder fliegen lassen. Den Namen erhielt der 125er vom Volumen jedes einzelnen Zylinders, der es auf 124,73 Kubikzentimeter brachte. Eine technoide Kennzeichnung, die jenes Produkt purer Leidenschaft semantisch abkühlte. Diese Tendenz sollte bleiben, auch wenn sich die Namen – wohl anfangend mit dem California, gipfelnd im Dino und rührend im Enzo – weithin romantisierten. action press DER ERSTE FERRARI Ferrari waren und sind Waffe und Spielzeug in einem, Skulptur und Ingenieurskunst zugleich. Die Idee des deutschen Idealismus, dass das Wahre auch das Schöne und Gute sei, sollte ebenso stimmen wie das klassizistische Ebenmaß, das in Italien Palladio-Villen mit der unaufgeregten Eleganz von Armani oder Loro Piana verband. Nur in den hyperhedonistischen 80er-Jahren verließ Ferrari diese vornehme Tradition mit dem Testarossa und seinem kleinen achtzylindrigen, etwas zerknautschten Bruder, dem 348er, für jene Show, die Ferrari eigentlich nie nötig hatte – und gerne den geschmähten Kollegen in Sant’Agata überließ. Als Enzo Ferrari 1988 starb, war seine Marke ein wenig manieristisch und exzentrisch geworden – und die Qualität wenig überzeugend. Ein Jahr bevor Luca di Montezemolo Boss von Ferrari wurde, hatte er sich einen Traum erfüllt. Als Belohnung für die Kärrnerarbeit als Generaldirektor des Organisationskomitees der Fußball-WM 1990 in Italien hatte er sich den neuen Ferrari 348 bestellt, doch die Freude währte kurz. Der achtzylindrige Mittelmotorsportwagen war eher Pein als Prämie. Montezemolo, von klein auf ein Ferrari-Fan, pilotierte ein Fahrzeug, das in nahezu keiner Hinsicht dem Mythos der wohl leidenschaftlichsten Sportwagenschmiede entsprach. Sein Entsetzen behielt er für sich. Erst Jahre später, nachdem er den Laden aufgeräumt hatte, gab er in einem Interview zu, wie enttäuscht er damals war: „Das war das schlechteste Produkt, das Ferrari in langer Zeit geschaffen hatte.“ Das hatten auch andere bemerkt. Autotester bemängelten, dass die angegebenen Beschleunigungs- und Höchstgeschwindigkeitswerte eher optimistische Fantasien waren als harte Fakten. Die Schaltung hakte, das Blech schep- perte, das Design erinnerte an einen zu heiß gewaschenen Versace-Anzug. Selbst wenn Ferrari in der Vergangenheit stets als liebenswerte Mängelprodukte verführt hatten, war die Dimension der Produktenttäuschung zu groß. Auch weil andere Sportwagenhersteller aufgeholt hatten. Das Understatement und die Zuverlässigkeit der Porsche hatten Standards geschaffen, und nun war es ausgerechnet eine japanische Flunder, die Ferraristi weltweit schockierte. Der Honda NSX jagte den Ferrari nicht nur auf Autobahnen von der Überholspur. Als Fiat-Pate Gianni Agnelli in dieser Zeit Montezemolo fragte, ob er Ferrari übernehmen und damit retten wollte, sagte der schnell zu. Ferrari hatte nicht mehr viel Zeit. Die Verkäufe waren eingebrochen. Statt 4000 Autos im Jahr 1990 verkauften die Italiener ein Jahr später nur mehr knapp 2200 Stück. Die miese Lage des Unternehmens erleichterte radikale Reformen. Alle Mitarbeiter wussten, dass es so nicht weitergehen konnte. Mit preußischem Elan ging der Piemonteser daran, die Firma umzukrempeln. Sie sollte wieder mehr werden wie er: nobel, elegant und verlässlich. Und damit auch des Gründers der Firma würdig. Montezemolo hatte Enzo Ferrari schon als Student derart verehrt, dass er Anfang der 70er-Jahre in einer Radiosendung über die damalige Krise bei Ferrari anrief, um den Gründer, das Unternehmen und den Motorsport zu verteidigen. Obwohl nicht als Initiativbewerbung geplant, wurde dies der Anfang einer wunderbaren Freundschaft. Der 74-jährige Ferrari hatte die Sendung gehört und schickte umgehend seine Biografie mit Widmung dem jungen Mann zu. Wenige Monate später wurde Montezemolo persönlicher Assistent, dann Leiter der Rennsportabteilung. Der Einserjurist war zu „NIEMAND ERINNERT SICH DARAN WER ZWEITER WURDE – UND DAS WERDE ICH NIEMALS SEIN.“ * SEITE 15 In den ersten drei Minuten von „Somewhere“ (2010) spielt dieser 360 Modena die Hauptrolle, danach wird er in Sofia Coppolas ArthouseFilm über einen lebensgelangweilten Schauspieler, der ziellos durch Hollywood düst, zum supporting actor Studienzeiten selbst Autorennen auf Fiat und Lancia gefahren und konnte nun Leidenschaft und Manager-Ehrgeiz einsetzen: für eine der ruhmreichsten Aufgabe des italienischen Sports, direkt nach der Squadra Azzurra. Die Scuderia Ferrari hatte 1973 ihren absoluten Tiefpunkt erreicht, das Team war das Gespött der Formel 1. Montezemolo ließ in dem heruntergewirtschafteten Rennstall keinen Stein auf dem anderen. Und wurde zügig belohnt. Mit Niki Lauda wurde Ferrari drei Mal Weltmeister. Danach galt Montezemolo, 30-jährig, als Legende. Als Heilsbringer verklärt, musste er in den 90er-Jahren beweisen, dass er kein one-hit wonder war. Bei den Straßenfahrzeugen beendete er die manieristisch-exotische Phase, in der fragwürdige technische Lösungen in groteskem Design serviert wurden. Die vornehme Noblesse der Mailänder Oberschicht und die Anmut von Comer-See-Anwesen waren einer lauten Vulgarität gewichen. Letztere bewährte sich als dramaturgisches Detail für amerikanische Fernseh-Cops wie bei „Miami Vice“, nicht aber als daily driver für die Vertreter europäischer Königshäuser oder stilsicherer Mittelständler aus dem Rheinland, die neben den wunderbaren Porsche vor allem Ferrari fuhren. Unter Montezemolo wurde in rasanter Geschwindigkeit der Futurismus durch Klassizismus ersetzt und die Anfälligkeit der Technik reduziert. Aus dem verbeulten Klassiker, zu dem Ferrari geworden war, machte Montezemolo wieder jenes Auto, das es in seinen Träumen stets war: die aufregendste und schönste Sache der Welt. Der Nachfolger des kleinen, missratenen 348er war ein Wiedergänger der superklassischen 308- und 328Modelle, die wiederum nur eine Weiterführung der Dino waren. Die beiden 12-Zylinder-GT, der 456 und der Maranello, erinnerten an die große Tradition der Frontmotor-GT vom 250er bis zum Daytona. Mit der neuen alten Noblesse kam nun eine technische Ausgereiftheit und Solidität zum Tragen, die man bei Ferrari lange, viel zu lange vernachlässigt hatte. Ein Ferrari war vor Montezemolo eine fragile Diva, stets der Nervenkrise näher als der pannenfreien Raserei. Ende der 90er-Jahre wurde er ein nahezu preußisch verarbeiteter Luxusgegenstand. Montezemolo hielt sie rar. D DER NEUESTE FERRARI Bislang folgt auch der neue Chef, Fiat-Tycoon Sergio Marchionne, der Logik der Verknappung. Ferrari ist eine Art Monarchie. Und der Rücktritt Montezemolos, der eigentlich eine Entlassung war, zeigt, wie der einst übermächtige König von einem Fiat-Boss im Pullover vom Hof gejagt wird. Doch bislang hat der erste Nicht-Petrolhead an der Spitze dieses Unternehmens noch kein Unheil anrichten können. Vor wenigen Wochen wurde in Fiorano eine limitierte Renn-Version des sowieso schon brachial motorisierten Spitzenmodells F12 vorgestellt, der F12tdf – und alle Ferraristi wissen, was diese erratische Abkürzung bedeutet: Tour de France. Damit verbeugt sich Ferrari einmal mehr vor der eigenen Geschichte, die vor allem eine Geschichte von Rennerfolgen ist. Die Siege bei Grand Prix in Frankreich in den 50er-Jahren mit dem F250 führten zu Tour-de-France-Modellen, die stets versuchten, das Rennerbe denkbar kompromisslos auf die Straße zu bringen. Der F12tdF hat 780 PS, herausgekitzelt aus 6,3-Liter Hubraum und zwölf Zylindern. Von null auf hundert springt dieser Ferrari in unter drei Sekunden. Er ist leichter und hat sogar einen virtuell verkürzten Radstand, was ebenfalls eine Hommage an die Geschichte der tdf-Modelle ist. Was sich wie ein Marketing-Gag anhört, ist technisch betrachtet nichts anderes als eine mitlenkende Hinterachse. Beim Einlenken in Kurven folgt der F12tdf williger, spurtreuer und lässt höhere Kurvengeschwindigkeiten zu. Das ging früher eben nur durch einen verkürzten Radstand. Ungeübte seien aber gewarnt: Bei abgeschalteten elektronischen Fahrhilfen verlässt der Wagen die Haftungsgrenzen in Kurven so vehement, dass nur extrem schnelle Fahrerreaktionen einen Abflug verhindern. Den neuen F12tdf wird es nur 799 Mal geben, alle Exemplare sind längst verkauft – und das für je 451.000 Euro. Das zahlen Sammler, die neuen Rendite- und Garagengold-Jäger ebenso wie jene die-hard-Fans, die es sich erlauben könnten. Mit viel Detailarbeit ist der F12tdF zu einem der extremsten Ferrari der Markengeschichte gewachsen, was seine hohe Begehrlichkeit erklärt. Dass die starke Perforierung der Außenhaut durch neue Luftkanäle und Flaps verhindert, dass er den Schönheitspreis gewinnt, wird die HardcoreFans und Beschleunigungsjunkies nicht interessieren. In Deutschland, immerhin einem der größten Märkte für Ferrari weltweit, gibt es knapp 7000 Autos mit dem ddp images/ Tobis Film Car Porn Stephen Dorff schwarzen springenden Pferd auf gelbem Hintergrund. Von denen wohl gut die Hälfte ihr Leben komplett in der Garage verbringt und die andere Hälfte bestenfalls sporadisch ausgeführt wird. Bei insgesamt über 43 Millionen zugelassenen Fahrzeugen eine wahrhaft feenhafte Existenz. Diese seltenen Anblicke eines echten Ferrari werden kontrastiert mit der medialen Omnipräsenz dieser Sportwagen. Natürlich dank der Formel 1, und jener besonderen Verbindung deutscher Fahrer wie Wolfgang Berghe von Trips, dann Michael Schumacher und nun schließlich Sebastian Vettel. Auch junge Menschen, die mit Autos eigentlich nicht mehr viel am Hut haben wollen, drehen den Kopf um, wenn ein Ferrari vorbeifährt, weil die Marke in den angesagten Computerspielen ebenso prominent vertreten ist wie in Lego-Spielsets und Hollwoodfilmen. Justin Bieber fährt eben auch am liebsten Ferrari, Paris Hilton sowieso, und Rod Stewart kann auch nicht anders. DER AKTUELLE HYPE Wer Autos liebt, kommt am Ende an Ferrari nicht vorbei. Im Augenblick nimmt die Liebe rauschhafte Züge an: Wer alte Autos liebt, kommt auch an alten Ferrari nicht vorbei. Der High End-Bereich des Vintage-Handels und der Versteigerungen wird im Augenblick dominiert und fast monopolisiert durch das hochpreisige Verschieben von handgemachten Raritäten aus Maranello. Der 250 GTO ist das im Augenblick teuerste Auto der Welt: 35 Millionen Dollar. Doch auch die Young- und Newtimer von Ferrari erleben gerade eine Nachfrage, die selbst jene überrascht, die sich DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, 22. NOVEMBER 2015 SEITE 16 „Tower Heist“, US-Komödie, 2011: 250 GT Lusso „The Man with Bogart’s Face“, US-Film, 1980 Alain Delon im 250 GT, um 1964 „Ferris macht blau“ US-Komödie, 1986: 250 GT „Miami Vice“, US-Serie, 1988: Testarossa Steve McQueen mit dem Geburtstagsgeschenk von seiner Frau, einem 250 GT Lusso, um 1966 „La lune dans le caniveau“, französisches Drama, 1983 MOVIES, MYTHEN & TV-LEGENDEN „Magnum“, US-Serie, ab 1980: 308 GTS Daft Punk: „Elektroma“, 2011 ® Auf Google gibt es über 290 Millionen Einträge zum Thema Ferrari. Mercedes hat immerhin 419 Millionen, Sex knapp 1,7 Milliarden. Amazon.com listet 11.836 Einträge unter FerrariBüchern, Mercedes: über 12.000, Sex: rund 318.000. ® Enzo Anselmo Ferrari kam am 18. Februar 1898 in Modena zur Welt. Sein offizielles Geburtsdatum ist aber der 20. Februar – weil es derart stark schneite, konnten ihn seine Eltern Alfredo und Adalgisa, geborene Bisbini, erst zwei Tage später an- melden. Auch sein Tod am 14. August 1988 wurde der Öffentlichkeit erst zwei Tage später bekannt gemacht. ® Enzo hatte einen älteren Bruder, Alfredo (der 1916 an einer Grippe starb, aus dem gleichen Grund und im gleichen Jahr wie sein Vater). Er heiratete Laura Dominica Garello im Jahr 1923, sie gebar ihm 1932 einen Sohn, Alfredo, besser bekannt als Dino. Mit seiner Geliebten Lina Lardi degli Adelardi hatte er 1945 einen zweiten Sohn, Piero, den er erst 1978, nach dem Tod von Laura, anerkennen konnte und der heute VizePräsident von Ferrari ist sowie 10 Prozent der Aktien besitzt. Diese sind seit dem Börsengang am 23.10.2015 rund eine Milliarde Euro wert. ® Sein erstes Rennen sah Enzo im Alter von zehn Jahren in Bologna, es gewann Felice Nazzaro; damals beschloss er, Rennfahrer zu werden. Mit 13 lernte er fahren, sein erster Start erfolgte 1919 am Steuer eines C.M.N., ein Bergrennen von Parma auf den Poggio di Berceto: Ferrari wurde Vierter in der Klasse bis drei Liter. Insgesamt bestritt er 47 Rennen, als wertvollstes Resultat darf aber sein zweiter Rang bei der Targa Florio 1920 gewertet werden. ® Seine Mutter Adalgisa und seine Gattin Laura konnten einander nicht ausstehen. Trotzdem kaufte Enzo den beiden in Modena eine riesige Villa, die sie je zur Hälfte bewohnten. ® Zwar wurde Enzo Ferrari später gerne als il commendatore betitelt, doch in seiner Zeit bei Alfa Romeo hatte er einen anderen Beinamen: il drago, der Drache. Er war anscheinend schon damals ein unangenehmer Vorgesetzter. Mauro Forghieri, viele Jahre Chefkonstrukteur bei Ferrari, sagte einmal über seinen Chef: „Als Konstrukteur ein Genie, als Mensch eine Null.“ „Bad Boys II“ US-Actionfilm, 2003: 550 ® Fast 20 Jahren lang arbeitete Enzo Ferrari für Alfa Romeo, ab 1920 als Werksfahrer, später als Leiter der Rennabteilung. Die außergewöhnlichste Maschine, die er von seinen Ingenieuren einforderte, war der Bimotore, je ein Kompressor-Achtzylinder vorne und hinten, Allradantrieb, 540 PS. Es funktionierte allerdings nicht. ® Das erste von Enzo Ferrari konstruierte Fahrzeug stammte aus seiner eigenen Firma Auto Avio Costruzioni: der AAC 815 aus dem Jahre 1940. Alberto Ascari fuhr den Wagen mit einem 72 PS starken 1,5-LiterReihenachtzylinder erstmals bei der Mille Miglia 1940, kam aber nicht ins Ziel. Zwei Exemplare wurden produziert, eines existiert heute noch. ® 1943 zog Ferrari von Modena nach Maranello um, dies mit Unterstützung von Mussolini. Die Fabrik wurde 1944 von den Engländern zerbombt, 1946 wieder aufgebaut. Der erste Ferrari war ein Jahr später der 125 S mit einem von Aurelio Lampredi konstruierten 1,5-LiterV12-Motor. ® Der erste Ferrari-Rennsieg geht auf das Konto von Franco Cortese, in Rom 1947. Den ersten internationalen Sieg für Ferrari schaffte Alberto Ascari beim Großen Preis der Schweiz 1949. Unterdessen hat Ferrari über 900 Formel-1Rennen bestritten (Rekord), 16 Mal den Konstrukteurstitel gewonnen (Rekord), 15 Mal den Fahrer-Titel für sich holen können (Rekord), 223 Rennen gewonnen (Rekord), 208 PolePositions, 232 schnellste Runden geschafft (Rekord). Außerdem gewann Ferrari neun Mal die 24 Stunden von Le Mans (kein Rekord, den hält Porsche mit 17 Siegen). ® Es stimmt nicht, dass Ferrari an allen Formel-1-Rennen teilgenommen hat. Beim allerersten Grand Prix in Silverstone am 13. Mai 1950 war Ferrari nicht dabei. Am 18. Juli 1959 fehlten Wayne Miller/Magnum Photos/Agentur Focus; Chester Maydole/intertopics; NBC Universal/Getty Images; A.P.L. All Star Picture Library; Mute Records; action press (7) „Can‘t buy me love“, US-Komödie, 1987: 328 GTS die Italiener beim GP von Großbritanien – weil die Fahrer streikten. In den 60er-Jahren mussten einige Übersee-Rennen aus Geldmangel ausgelassen werden, und ab Saisonmitte 1973 blieb das Team Ferrari daheim in Maranello, weil man keinen Blumentopf gewinnen konnte. ® Der Tod seines Sohnes Dino 1956 war der schlimmste Moment im Leben von Enzo Ferrari – und danach setzte er seine Sonnenbrille nicht mehr ab. Doch entgegen der oft gehörten Meinung, dass er seine Rennfahrer nicht gut behandelte, hatte er sehr wohl eine sehr enge Beziehung zu einigen von ihnen. Der Tod von Alberto Ascari ging ihm sehr nahe; und von Gilles Villeneuve, der am 8. Mai 1982 verstarb, hängte er ein Bild neben das Foto seines Sohnes Alfredo. ® Ferrari fuhr nur selten eines seiner eigenen Autos, „ich kann mir das nicht leisten“, sagte er gerne. Dafür bewegte er in Modena und Maranello jahrzehntelang ein Motorrad der britischen Marke Rudge. SEITE 17 hauptberuflich damit auseinandersetzen. So wie der Händler Dr. Ralf-Hendrik Steinkühler, der sich vor zwei Jahren mit der charmanten Idee selbstständig machte und dafür seinen gut bezahlten Job als Manager im Maschinenbau verließ, um „günstige“ Einstiegsferrari zu verkaufen. Die waren bislang vom Markt eher vernachlässigt worden. Doch die angebotenen Modena, Maranello, 355er und 400i haben sich in den vergangenen eineinhalb Jahren von Gebrauchtwagen zu Klassikern von morgen verwandelt. Mit Wertentwicklungen, die kaum ein Aktiendepot oder ein Fonds anzubieten hat. Der im Ton eher nüchterne, im Umgang mit den Autos angenehm penible Steinkühler hat sich schon in früher Jugend in Italien und Ferrari verliebt. Dazu gehörten Urlaube mit den Eltern, der erste Alfa Romeo, den er zu Studienzeiten fuhr und schließlich die Formel 1. In Steinkühlers Kindheit war das Team Ferrari der einzige Autohersteller, der nicht nur Motoren lieferte, sondern der gleich ein komplettes Fahrzeug konstruierte und es mit einem eigenen Team einsetzte. „All das hat mich fasziniert und mich mit dem Ferrari-Virus infiziert. Bestimmte Modellautos in der Kindheit spielten sicherlich auch eine Rolle.“ Die Geschäftsidee zu Emilia Auto war dann nur eine Frage der Zeit. Viele Gespräche mit anderen Ferraristi und die eigene Erfahrung bei der Suche nach geeigneten Fahrzeugen haben den promovierten Kaufmann überzeugt, dass am Markt vieles nicht dem entspricht, was man sich unter einem zuverlässigen und gepflegten Exemplar vorstellt. „Das hat mich in meinem Wunsch bestärkt, hier anzusetzen und eben diesen Service anzubieten: mit einer genauen Analyse des Marktes und einer gehörigen Portion Leidenschaft just die Wagen zu finden, die den zukünftigen Besitzern genau die Faszination vermitteln, wie ich sie empfinde.“ Wie alle Ferraristi kennt Steinkühler auch die Schattenseiten. „Worüber meine Töchter heute noch schmunzeln: Als wir an einem lauen Sommerabend in einem kleinen Ort vor einem italienischen Restaurant liegen blieben. Kein technischer Defekt, nein, die etwas eigenwillige Tankuhr meines Mondial t. Zum Glück war die nächste Tankstelle nicht weit. In der Zwischenzeit nutzte der italienische Koch die Zeit für ein paar Schnappschüsse und erinnert sich heute noch an mich. Nicht die Art von Aufmerksamkeit, die man sich als Ferrari-Besitzer wünscht.“ Aber dennoch: Selbst eine Panne wird mit dem Ferrari etwas Unvergessliches. Wenig charmant ist es, dass der Norddeutsche als Ferrari-Fahrer schon mehrfach die Beifahrerin bitten musste, vor dem Überqueren eines Bordsteins oder einer Rampe das Auto zu verlassen, um durch die Gewichtsentlastung die Bodenfreiheit auf das nötige Maß zu erhöhen. Auch diese Art von Irrsinn gehört zum Alltag mit einem Ferrari dazu. Wer etwas anderes will, kann ja einen Jaguar, Bentley oder Mercedes kaufen. An seine Kunden mailt Steinkühler stets seine genauen Marktbeobachtungen. Und er staunt selbst ein wenig über die Dynamik bei einigen gebrauchten Ferrari. Im ersten Halbjahr 2015 hat sich der Markt für klassische Fahrzeuge und speziell für Ferrari und andere italienische Sportwagen weiterhin sehr dynamisch entwickelt, und einzelne Modelle haben gehörige Preissprünge gemacht. Besonders die jüngeren Modelle wie F355, 550/575M Maranello und Testarossa sowie 512 TR und M waren begehrt und haben preislich weiter zulegen können. Im Vorjahresvergleich sind die heute gezahlten Preise oft mehr als doppelt so hoch. Im dritten Quartal 2015 hat sich die Entwicklung etwas beruhigt und die Aufwärtstendenz sich nicht bei allen Modellen fortgesetzt. Die Preise blieben seitdem eher stabil, außer bei Modellen, bei denen der Markt zur Zeit sehr eng ist, wie zum Beispiel beim Ferrari F355 GTS. Wir gehen davon aus, dass sich der positive Trend der Preise jedoch fortsetzen wird. Dies gilt vor allem für Exemplare mit besonderen Eigenschaften wie lückenlos nachvollziehbarer Historie, besonderen und seltenen Ausstattungen – und speziell für Versionen, die in sehr geringer Stückzahl produziert wurden. HOLLYWOOD LIEBT FERRARI Dazu passt, dass 2016 auch Hollywood in einem ungewöhnlichen Doppelschlag und ohne wirklichen aktuellen Anlass zwei Ferrari-Filme drehen und in die Kinos bringen will. Angeführt werden die Projekte von zwei Legenden. Auf der einen Seite Robert de Niro, der Enzo Ferrari selbst spielen will, in einem Biopic, das die Lebensgeschichte des commendatore nacherzählen soll. Deutlich petrolheadiger könnte es in dem Film von Michael Mann werden, dessen FerrariLeidenschaft in seinem Werk schon markante Spuren hinterlassen hat und die italienische Sportwagenmarke zu einer Hauptdarstellerin in der Fernsehserie „Miami Vice“ gemacht hatte. Während in den ersten beiden Staffeln noch eine Re- ® Der Sieg von Phil Hill beim Großen Preis von Italien 1960 in einem Dino 246 war der letzte Triumph eines Formel-Rennwagens mit Frontmotor. ® Ein unschönes Kapitel: die Palast-Revolution im Herbst 1961. Vertriebsleiter Girolamo Gardini hatte ein Problem mit Laura Ferrari, die großen Einfluss auf Enzo und die Verkaufsstrategien hatte. In der Folge musste Gardini gehen – und mit ihm nahmen der Direktor der Prototypen-Entwicklung, Giotto Bizzarrini, Entwicklungschef Carlo Chiti, der Rennleiter Romolo Tavoni, Fausto Galasi und Enzo Selmi ihre Hüte. Bizzarrini und Chiti waren herbe Verluste: Beide hatten maßgeblich zur Entwicklung des 250 SWB und des 250 GTO beigetragen – und ärgerten Ferrari in der Folge mit starker Konkurrenz: Chiti bei Alfa Romeo und mit Autodelta, Bizzarrini bei A.T.S., Iso und Lamborghini. plika mit Corvette-Basis das wertvolle Daytona-Cabrio mimen musste, drohte Ferrari den Produzenten mit einer Klage, falls diese Produktfälschung weiter so liebevoll inszeniert würde – und bot freundlicherweise zwei Testarossa an, die ab der dritten Staffel zum Dienstwagen für den UndercoverCop Sonny Crockett (Don Johnson) werden sollte. Zuckerbrot und Peitsche auf Italienisch. Als Mann 2006 ein Kino-Update der zum Klassiker gereiften TV-Serie drehte, war klar, dass auch der FerrariDienstwagen in die Gegenwart transformiert werden musste. Heraus kam ein 430 Spider, der praktisch mit den ersten Szenen zum Dingsymbol eines abenteuerlichen, wenig beamtenartigen Lebensstils werden sollte. Wie auch in der Fernsehserie ist dieser Sportwagen ein blechernes Double seiner Piloten. Er ist der Held als Auto. Wie melancholisch und zerbrechlich man sich diesen Helden vorstellen muss, davon erzählte Sofia Coppola in ihrem leider etwas übersehenen Meisterwerk „Somewhere“ aus dem Jahr 2010, das das späte Erwachsenwerden eines kindlich egoistischen Hollywoodstars erzählt, der durch die intensiven Tage und Wochen mit seiner Tochter Abstand von seinem ebenso hohlen wie glamourösen Leben gewinnt. Der Film startet mit Aufnahmen auf einem racetrack, auf dem ein schwarzer 360 Modena einsame Runden dreht, in seiner Sinnlosigkeit so arrangiert wie ein Beckett-Theaterstück. Es endet knapp 100 Minuten später mit einem Helden, der seinen Ferrari (die Analogie zum schwarzen Hengst des Cowboys) am Straßenrand mitten im kalifornischen Nirgendwo stehen lässt, die Schlüssel stecken noch, und grinsend losmarschiert. Ein neues Leben wartet auf ihn. Dafür muss er aber seinen Ferrari zurücklassen. D DAS UNTERNEHMEN NERVT Ferrari ist im Kontakt ein mitunter furchtbares Unternehmen. Auch in Vorbereitung dieser Geschichte war die Kommunikation mit Ferrari, ob in Deutschland oder in Italien, eine ziemliche Katastrophe. Eigentlich so dysfunktional, wie man das von keinem anderen Unternehmen kennt, von Sekten abgesehen. Das passte ein wenig zu dem, was Chris Harris, der wunderbare englische Autoblogger, so erlebt hat und so lange erlebt hat, bis er sich entschied, auszupacken: auf Jalopnik, dieser Website für Autoverrückte. Auszupacken über den Kontrollwahn, die Manipulation, die Gängelung des Journalisten, den Versuch, Tests so zu drehen, dass am Ende in jedem Fall Ferrari gewinnt – oder aber es gibt keinen Ferrari zum Test. Harris kotzte sich aus, verkaufte seinen 575 Maranello und wollte kein Ferrari-Besitzer mehr sein. Er hatte genug. Das war 2011. Er hielt es nicht lange aus, weil er die Firma zwar noch immer nicht mochte, aber es so sehr vermisste, Ferrari zu fahren. Deswegen kaufte er sich wenig später einen 599 GTB und wurde von Ferrari begnadigt. Seitdem berichtet er wieder begeistert, wie es sich anfühlt, diese grandiosen, irre schnellen Rennwagen für die Straße zu fahren. Wir hier bei der PS WELT stehen immer noch unter Schock über eine wirklich einzigartige Mischung aus Chaos, Volatilität und dem Versuch, den Journalisten von seinem Vorhaben über Ferrari abzuhalten. Wir sind so etwas – kurzum – nicht gewohnt. Die drei berühmtesten Motorjournalisten der Welt, Jeremy Clarkson, James May und Richard Hammond, sind allesamt Ferrari-Fans, -Käufer, -Fahrer, aber auch sie staunen manchmal über Ferrari. Zuletzt auch über die Neigung der Firma, ihr Label auf Aftershaves und carbonfolierten Helmen zu verkaufen, die mit der Farbe jenes Ferrari abgestimmt sind, den die wenigsten Helm- oder Aftershavekäufer haben. Das Merchandising hat die Neigung, das Label zu vulgarisieren, anstatt dessen endlose Eleganz und Designtradition nachhaltig weiterzuentwickeln. Die konsumistische Phänomenologie des Neureichen wird ebenso bedient wie jene des protzenden Ehrgeizlings, der vor allem bluffen will. Bis zum Kohlefaser-Schachspiel für 1600 Euro ist alles dabei. Auch die Aktie hat ein wenig den Ruch des Lauten. Bemerkenswert ist das Börsenkürzel RACE, unter dem das Unternehmen an der Wall Street gelistet ist. Fiat hatte zehn Prozent seines Anteils zu 52 Dollar an die Börse gebracht und will den Rest auch noch verkaufen, um Geld für die anderen Marken zu haben. Das Unternehmen bringt 10,1 Milliarden Dollar auf die Börsenwaage und hat im vergangenen Jahr netto 282 Millionen Dollar verdient. Ferrari 22 Fakten über Maranello Von PETER RUCH ® Bizzarrini hatte 1958 einen kleinen Vierzylinder mit 1-LiterHubraum konstruiert. Der Wagen hätte eigentlich als Ferrarina verkauft werden sollen, doch Enzo Ferrari verbot es. Als ASA 1000 GT kam der Wagen mit 97 PS trotzdem auf den Markt, wahrscheinlich 120 Stück wurden gebaut. Oder vielleicht auch nur 52 ... ® Es gab aber auch Rennwagen mit VierzylinderMotoren, der berühmteste war der 500 Mondial von 1953, der auch der erste von Scaglietti eingekleidete Ferrari war. Sechszylinder gab es mehr, zumeist unter der Bezeichnung Dino. ® Ferruccio Lamborghini war ein guter Kunde bei Ferrari. Er besaß auch einen 250 GT, mit dem er 1962 Ärger mit der Kupplung hatte. Er fuhr immer wieder nach Maranello, wo der Wagen wird damit mit dem 35-fachen seines Gewinns bewertet, was sehr hoch ist, auch wenn man in diesem Jahr durch den Verkauf von 7700 Autos deutlich mehr verdienen will. Immerhin liegt die operative Marge mit 14 Prozent deutlich über dem Branchenschnitt von 4,7 Prozent. Die Aktie gehört wegen der hohen Bewertung zu den Lieblingen der shortseller, das sind jene Menschen, die auf einen fallenden Preis spekulieren. Ablesen lässt es sich daran, dass 78 Prozent der verfügbaren Aktien verliehen sind. Durch die shortseller ist die Aktie bereits von über 60 auf aktuell 53,71 Dollar gefallen. Autoaktien sind im Durchschnitt mit einem KGV von zehn bewertet, Ferrari als Luxusanbieter würde ich die doppelte Bewertung zutrauen. Dafür müssen aber ordentliche Zahlen her. Für Experten ist die Aktie kein Kerninvestment, sondern eher ein Liebhaber-Stück für jemanden, dem der Party Talk über den Besitz der Aktie wichtiger ist als die bloße Rendite. MARANELLO UNDERGROUND „ICH HABE EINEN ZWÖLFZYLINDERMOTOR GEHEIRATET UND MICH NIE SCHEIDEN LASSEN.“ * dann für mehrere Stunden in der Werkstatt verschwand. Doch das Problem konnte nie zur Zufriedenheit von Lamborghini gelöst werden. Er fand dann heraus, dass Ferrari jene Kupplung beim gleichen Hersteller bezog wie er die für seine Traktoren, und maßte sich nicht nur an, eine stärkere Variante in seinen Ferrari einzubauen, sondern die auch noch in Maranello vorführen zu wollen. ® 1963 hatte Ford genug von den dauernden Ferrari-Siegen in Le Mans – und bot damals unglaubliche 18 Millionen Dollar für den ganzen Betrieb. Doch Ferrari wollte die Herrschaft über den Rennbetrieb behalten, so kam der Deal nicht zustande. Die Amerikaner bauten dann mit Hilfe von Lola den GT40, der die Siegesserie beim legendären 24-Stunden-Rennen 1966 beendte. 1969 verkaufte Ferrari 40 Prozent seiner Firma an Fiat. ® Es gab nie einen echten Viersitzer im ModellProgramm von Ferrari. Am nächsten noch im Dazu passt auch ein wenig die offizielle Markenpflege in den Klubs. Die möglicherweise stets etwas Prätentiöses haben, bei Ferrari aber oft genug wie ZDF-FernsehspielVariationen des Lebens der oberen Zehntausend anmuten. Da bekommt das Ferrari-Fahren dann etwas Gediegenes, was eigentlich dem athletischen Individualismus der Autos widerspricht. Das Internet ist voll mit Videos jener Parvenüs, die äußerst ungeschickt und tumb ihre nagelneuen Geschosse gegen Bäume, Häuserwände oder über den Fuß eines Polizisten setzen. Der Ferrari-Fahrer als Aufschneider, der an allen gut besuchten Verkehrskreuzungen von Metropolen quietschende Ampelstarts und lächerliche Stop-and-go-Manöver praktiziert, ist ebenfalls gut dokumentiert. Dort wird der Ferrari-Fahrer eine Art unansehnliche Karikatur, laut und ordinär. Käufer von Secondhand-Ferraris lernen eigenwillige Menschen kennen, die auf fast rührende Weise ihren letzten Euro zusammengekratzt haben, um sich einen Traum zu erfüllen, der ihren Lebensstil überfordert oder eine ziemlich fragwürdige Existenz aufwerten soll. Der amerikanische Autoblogger Doug DeMuro hat sehr lustig beschrieben, wie es ist, einen Ferrari zu suchen und zu kaufen, und wie schwierig es ist, einen zu verkaufen. Das mag bei anderen Labels auch nicht anders sein, doch die Extreme bei Ferrari sind besonders. Ganz zu schweigen von den Händlern, die sich mit Ferrari schmücken. Natürlich war Ferrari eigentlich das Auto der Könige und Weltstars, der Intellektuellen und Playboys. Künstler wie Frank Stella wurden und werden von ihren Kindern aufgezogen, weil sie das ganze, viele Geld in Rennpferden und Ferrari anlegen. Auch Andreas Gursky bekennt sich, wenn auch in der für ihn so typisch stillen und bescheidenen Art, zum Ferrari-Fahren, indem er es nicht versteckt oder daraus ein Geheimnis macht. Ob hyperinnovative Werber oder Internet-Start-up, die kreativen Eliten lieben Ferrari, wenn sie es sich leisten können. Sie verkörpern auch eine Art Idee des Ferrari-Fahrers. Elvir Omerbegovic, der Selfmade-Rap-Mogul aus Düsseldorf, kann mit Gediegenem wenig anfangen. Der ehemalige Basketball-Profi, hochgewachsen und sichtbar durchtrainiert, wirkt mit seinen Tattoos denkbar untypisch für die Typologie des Ferrari-Fahrers. In seiner Garage stehen ein Ferrari und ein Porsche. Eine durchaus übliche Dreiecksbeziehung unter Petrolheads. Für den Multimillionär bedeutet Ferrari „in erster Linie Freude, es wird quasi ein Instantlächeln auf das Gesicht gezaubert. Ferrari ist in jedem Fall dazu in der Lage, die komplette Bandbreite an Emotionen abzurufen.“ Um dann zu ergänzen: „Angst ist dabei weniger geil, aber kommt zumeist beim Bremsen.“ Lachen. Seinen Porsche 911 Turbo S liebt er wie seine Ehefrau. „Stets einsatzbereit, smart und dennoch ein super Sportwagen. Der perfekte Begleiter. Der 458 Spider ist die rassige Sommergeliebte. Wenig rational, aber so verführerisch irrational, dass man bei gutem Wetter nicht von ihr lässt.“ Omerbegovic steht für einen neuen Typus Ferrari-Fahrer, so wie Hank Moody mit der US-Serie „Californication“ sexsüchtig, punkig und zynisch einen neuen Typus Porsche-Fahrer prominent machte. Auch Thomas Marecki, Skateboarder, Snowboarder, Verleger, Designer verkörpert einen new-school-Ferraristo. Er hat zwei alte Ferrari, einen Dino 308 GT4 und einen Mondial t, mit denen er medial schon jede Menge Aufmerksamkeit erhalten hat. Warum? Weil das so gar nicht zu jener gediegenen Etabliertheit der Neuwagenkunden passt. „Zuviel Statusgebaren im Habitus“, vermutet Marecki, „aber so wird das Auto nun mal verkauft.“ Was für ihn, den Styler mit polnischen Wurzeln, Ferrari von allen anderen Marken unterscheidet, ist, dass Prototyp Pinin von Pininfarina im Jahr 1980. Enzo verbot die Serienproduktion. ® Der 308 GT4 von 1973 war in verschiedener Hinsicht ein außergewöhnliches Fahrzeug für Ferrari. So war er das erste Serienprodukt aus Maranello, das von Bertone gezeichnet wurde. Eigentlich sollte die Karosserie aus Fiberglas bestehen. Die ersten Prototypen vibrierten so stark, dass die Anbauteile wegflogen. Im letzten Moment wurde die Produktion auf Stahl umgestellt. ® Der Mondial war Nachfolger des 308 GT4 – und wurde wieder von Pininfarina gezeichnet. Das zwischen 1980 und 1989 gebaute Modell, das anfangs nur gerade 214 PS stark war, gilt als langweiligster Ferrari aller Zeiten. Entsprechend tief sind die Preise heute. ® Der erste Ferrari mit Automatik-Getriebe war der 400GT im Jahre 1976. 400er Ferrari mit manueller Schaltung erreichen heute doppelt so hohe Preise wie diese Automaten. Ferrari hatte auch die halbautomatische Schaltung in die Formel 1 eingeführt, Nigel Mansell gewann den Großen Preis von Brasilien im Jahr 1989 gleich beim ersten Auftritt. ® Die 38,115 Millionen Dollar, die im August 2014 für einen Ferrari 250 GTO auf einer Bonham's-Versteigerung in den USA bezahlt wurden, sind als offizieller Weltrekord für ein Automobil eingetragen. Es gilt aber als sicher, dass Ende der 80er-Jahre sowie im vergangenen Jahr auch schon über 50 Millionen für einen GTO bezahlt wurden. Nettes Detail: Der englische Rennfahrer Alain de Cadenet hatte 1966 einen GTO für 2500 Pfund gekauft, fuhr ein Jahr Rennen damit – und verschacherte ihn danach, in erbärmlichem Zustand, wie er selber sagte, für 1500 Pfund. DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, 22. NOVEMBER 2015 SEITE 18 He’s gotta have it! Einer unserer Autoren plünderte vor über einem Jahr sein Sparkonto, um einen 575 Maranello zu kaufen. Jetzt will er – mehr. Und findet gute Gründe dafür Auf ps.welt.de können Sie noch dieses Jahr lesen, was es denn für einer geworden. Oder wenn falls Sie einen loswerden wollen: an [email protected] mailen. Bulls / Bauer Griffin D er Ferrari 575 M war das beste Invest in meinem Leben. Als ich ihn im September des vergangenen Jahres zum Preis eines bescheidenen Audi A6 Avant kaufte, folgte ich einer Laune und einem alten Impuls, der aus der Zeit rührte, als ich als junger Mann kein schöneres Auto kannte. Da ich schon vorher einmal einen Ferrari besessen hatte, behaupteten einige Freunde, ich wäre rückfällig geworden. Jetzt, nach gut einem Jahr, kann ich nur sagen: Wenige Dinge – abseits meiner Familie und dem Job – machen mehr Freude. Nichts hat innerhalb von 15 Monaten eine vergleichbare Wertentwicklung genommen. Heute dürfte so ein topgepflegter Maranello, zweite Hand mit gut 39.000 Kilometern, über 100.000 Euro teuer sein und die Tendenz ist weiter steigend. In der britischen Oldtimer-Bibel „Classic Car“ wird bei den Kauftipps für 2016 bloß ein einziges Auto zweimal empfohlen, der Maranello, sowohl der 550er als auch der 575. Nur ganz kurz: Deswegen habe ich diesen benzinschluckenden GT nicht gekauft, es hilft nur, sicherzustellen, dass der Wahnsinn mit der Hauptidentität der hart arbeitenden schwäbischen Hausfrau nicht kollidiert. Im Gegenteil, in Nullzins-Zeiten sind Bluechip-Oldtimer wie Mercedes, Porsche oder Ferrari hervorragende Wertanlagen, die darüber hinaus ihre Rendite in Euphorie, Endorphinen, Abenteuern und ästhetischer Erziehung auszahlen. Meine Fahrt in den nördlichsten Norden der Republik, frühmorgens an einem Samstag hin und frühmorgens an einem Sonntag zurück auf komplett leeren Autobahnen, hat verdeutlicht, wie gut und sicher der Maranello auch über Tempo 300 auf der Straße liegt. Ganz ohne Spoiler. Schreiend, jubelnd saß ich, die Hände sehr fest am Lenkrad, als der Motor bei Tempo 280 nochmals richtig lospolterte. Kultiviert, samten, brachial, zwölfzylindrig, einzigartig. Nur beim Tanken, dem häufigen, habe ich gemerkt, dass knapp sechs Liter Hubraum dann doch Zeit kosten – an der Zapfsäule. Dieser Maranello in seiner ausgereiftesten Version als 575 M bietet mit dem Fiorano-Paket (das für sportliche Fahrer unerlässlich ist und extrem zu empfehlen) einen ziemlich einzigartigen Fahrgenuss. Verpackt in einer megadezente Hülle. Irgendwann im Laufe des vergangenen Jahres ist mir klar geworden, dass ich noch einen weiteren Ferrari will. Den Maranello könnte ich mir jetzt nicht mehr leisten, die anderen Ferraris steigen und steigen. Sie werden – so verriet mir das PS WELT-Team – eher teurer werden. Also habe ich mit der Bank telefoniert, meine alte Schweizer Uhr verkauft und sonstige Wertsachen im Haus via Ebay und Secondhand versilbert. Ja, es sind klare Anzeichen einer Sucht. Nein, ich will nicht therapiert werden. Aber Treffen der Anonymen FerrariFahrer würde ich gerne besuchen – wenn sie denn ein wenig Anreise über Landstraße erfordern. Seit gut zwei Monaten suche ich und eigentlich wollte ich meinen Lesern erzählen, welcher es geworden ist. Am nächsten kam ich dem 360 Modena, den ich in Brüssel vom Parkplatz eines Global Players zu einer Testfahrt abholte. Zuerst mit dem verkaufenden Topmanager am Steuer, dann – etwas widerwillig – mit mir. Und auf der Autobahn und zügig in Kurven. Aber am Ende war es nicht die richtige Farbe, in den Details gab es zu viele Minizeichen von Verwahrlosung. Ich sagte schweren Herzens ab, denn der kultivierte Mann war als solcher einer der wenigen Verkäufer mit Bildung und Manieren. Ansonsten herrscht ein Alptraum aus Halbkompetenz, miesem Umgang, bitteren Viertelwahrheiten, undurchsichtigen Historien, quälenden Telefonaten, Laune zerstörendem Autismus. Kurzum: FerrariKauf ist Vertrauenssache. Und nachdem der nächste der dritte sein würde, habe ich schon einiges gelernt. Beim leisesten Zeichen von Unseriosität lasse ich die Finger davon. Das wird sonst immer zu kostspielig. Wer günstig Ferrari kauft, bezahlt teuer. Der Maranello hatte bislang keine Probleme, bis auf einen geplatzten Kühlschlauch, aber ich habe selten einen ADAC-Abschlepper so strahlen sehen wie bei dieser Fahrt. Selbst ein lädierter Ferrari erweckt Emotionen, die so aus der vernünftig pragmatischen Gegenwart verschwunden scheinen. Wer es sich irgendwie leisten kann, investiert in die Nichtalltäglichkeit des Alltags. Im Kopf behalten muss man aber, wie kostenintensiv die Wartung eines Blechkunstwerks aus Maranello ist. Doch jeder Tag mit ein paar Minuten am Steuer eines Ferraris kann schon nicht mehr schlecht werden. dieser Wagen vom Papst gesegnet ist. Ein klassischer Marecki-Joke. Ob er die Autos jetzt, wo sie wertvoller werden, in der Garage lässt? „Nein, dass kann ich mir nicht leisten.“ Ein weiterer Marecki-Joke. In seinem Umfeld geht das Gerücht, dass er mit Gleichgesinnten einen Klub gründet für jene Ferrari-Fahrer, die eher Nike-Dunks tragen als Prada-Turnschuhe, niemals eine Hublot-Uhr anziehen würden und sich in ausgewaschenen Shorts und verbeultem schwarzem T-Shirt wohler fühlen als im Boutiquenallerlei der Statussymbole. Denen es ums Fahren geht und nur darum. „MU“ soll das Ganze heißen, Maranello Underground. Spricht man Marecki auf dieses Gerücht an, wiegelt er ab. „Der ‚MU’ ist nur ein Phantom.“ Marecki wie Omerbegovic sind ganz Kinder der Popkultur und haben doch eine Heidenehrfurcht vor den Klassikern. Würde ihnen eine Fee einen Wunsch erfüllen, parkte beim Rap-Manager in seiner schicken Garage in DüsseldorfOberkassel „der 275 GTB/4, so wie er in Maranello im Museum steht“. Bei Marecki wären es ein F40 und ein 512 BBi. Anders als bei Porsche, wo die Autos als Intellektuellen-, Architekten- und Künstlerbegleiter berühmt geworden sind und längst die eigene blecherne Banalität ins Magische transzendiert haben, ist die kulturelle und subkulturelle Valorisierung des Ferrari noch Mangelware. Phänomene wie die „R Gruppe“ oder „Luftgekühlt“ in Kalifornien, die eine militant unangepasste Klientel von bohemians und Akademikern in Porsche-Geheimwelten versammelt, und die durch unzählige Blogs und Aktivitäten lebendig gehalten wird, fehlen bei Ferrari fast vollständig. Ein „MU“ wäre dringend notwendig. DIE ALTEN ORGINALE Vorbei sind ein wenig die Zeiten, als Exzentriker und Verrückte die Ferrari-Welt prägten, als diese Sportwagen noch in homöopathischen Dosen produziert und verkauft wurden. An diese Zeiten erinnerte eine Figur wie Reinhard Schürer, der bis in die Nuller-Jahre hinein in München die Ferrari-Gemeinde, die denkbar buntscheckigste, um seine Werkstatt versammelte. Heute führt die Werkstatt jemand anders. Aber die Begegnung des Autors mit Schürer Anfang der Nuller Jahre ist unvergesslich. Der damals schon ältere Herr definiert jene Kauzigkeit, die in der Ferrari-Szene verloren gegangen ist. „AERODYNAMIK IST FÜR LEUTE, DIE KEINE MOTOREN BAUEN KÖNNEN.“ * Wenn er zu erzählen begann, polterten die Anekdoten nur so heraus. Die mit Enzo Ferrari zum Beispiel: Wie so oft pilgerten die Schürers gemeinsam mit anderen Ferraristi nach Maranello, um am Geburtsort der Fahrzeuge mit dem springenden Pferd im Emblem ein wenig zu wallfahren. Und weil die oberbayrische Fahrgemeinschaft so ausgemachte Preziosen an den Ort ihres Ursprungs mitbrachte, durfte sie auf der Werksteststrecke in Fiorano ihre Runden drehen. „Da haben wir es dann richtig krachen lassen“, wie Herr Schürer erinnerte. „Ich bin am 365er BB hinterher, der ja mindestens dreiß’g PS mehr und eine bessere Straßenlage hatte. Aber der is’ mir net auskommen.“ Die Rundenzeiten wurden immer kürzer, und Herr Schürer jagte seinen Daytona auch mal über die Streckenränder hinaus, bis ein kleiner, zorniger Mann im Trenchcoat schreiend zur Ziellinie hampelte und den oberbayrischen Raser als „grande bandite, grande bandite“ beschimpfte. Es war Enzo Ferrari, und das Rennen war vorbei. Warum? Weil der Firmengründer Angst um die Kameras bekam, die er am Ein- wie Ausgang der Kurven hatte einbauen lassen, um die Technik seiner Formel-1-Fahrer zu studieren. Und er hatte wohl Angst, dass sie der unglaublich schnelle Daytona mit dem Münchner Kennzeichen durch den um sich fliegenden Schotter zerstören könnte. Die Kameras blieben heil, nicht jedoch der Daytona, bei dem die Steine die Keilriemen zerschossen hatten. Die Biografie von Schürer ist voll solcher Anekdoten – aber erst, seit er die Liebe seines Lebens gefunden hatte: Ferrari. Aufgewachsen ist Reinhard Schürer, geboren 1942, im niederbayerischen Eggenfelden. Mit 23 Jahren hörte er bei Auto König in der Gabelsberger Straße in Schwabing zum ersten Mal den Klang eines Ferrari-Zwölfzylinders, und da war es um ihn geschehen. Er wurde Experte und Fan in Personalunion. Wenig später lernte er seine Frau Christa kennen und die mit ihm die symphonischen Qualitäten einen Ferrari 250 GT SWB. Holte er nämlich seine Geliebte zu Hause ab, erkannte die am Singen und Raunen des Dreilitermotors, dass ihr Galan nicht mehr weit sein konnte. So stand sie dann meist strahlend am Gartentor, wenn das silbergraue Coupé mit grünen Sitzen um die Ecke bog. Der seltene Ferrari hat eine lange Hinterachse und fährt mit dieser Übersetzung im ersten Gang 90, Spitze 300 Stundenkilometer. Ein Ferrari, das war selbst im wohlhabenden München Mitte der 60er-Jahre eine Rarität. Fünfzehn Stück gab es, erinnert sich Herr Schürer, und heute, „ja, circa 500“. Für Schürer SEITE 19 Der Tod fährt mit Schöne Frauen, smarte Anzüge und ein gesplittertes Holzlenkrad. Porfirio Rubirosa war einer der letzten großen internationalen Playboys. Er liebte seine Ferrari über alles. Eine Leidenschaft, die ihm ein tragisches Ende hinter dem Steuer bescherte. Sein wildes Leben hat der Italien-Aficionado Andreas Zielcke kenntnisreich seziert. Ein Mann als Mythos Sie beschreiben die damalige Zeit als ein elegantes Abenteuer: Welche besondere Stellung hatte der Ferrari für die Aufregungen der Playboys? Eleganz und Abenteuer, das sind in der Tat die beiden Koordinaten in dem zweidimensionalen Leben der Playboys. Zu Rubirosa passten nicht zufällig auch die Flügeltüren des Mercedes 300 SL. Doch Ferrari war noch mondäner, vor allem aber bot es die Wahl zwischen den beiden Dimensionen: Für das Rennabenteuer zum Beispiel den 500 Mondial Spider PF, den Rubirosa auf der Carrera Americana oder in Sebring fuhr. Für den stilvollen Auftritt hingegen konnte sich kein Auto mit der unvergleichlichen Eleganz des 250 Pininfarina II messen. Ausgerechnet mit diesem noblen Gefährt, nicht mit dem ungestümen Rennauto verunglückte Rubirosa dann tödlich. Malibu Girl: Paris Hilton Im California, passend zum Outfit lackiert, shoppt die als It-Girl getarnte Geschäftsfrau seit vier Jahren. Allerdings steigt sie eventuell bald um? Der neue Austroboyfriend schenkte ihr gerade einen AMG, twitterte sie. Ansonsten stehen in ihren Garagen noch McLaren 650S und Lexus LFA genossen schon. Leute, die sagen, „Ich baue Siedlungen, keine Häuser.“ – „Beese Leid“, wie Schürer weiß. Zuhälter? „Na, I woas ned. Nachtklubbesitzer, logisch. James Grasser, der Playboy, hoad an ghoabd.“ Manche der geschäftigen Unternehmer und Ärzte, die Ferrari fahren, rauchen – und dann muss der Schürer schon mal ein Auto abholen, wo der Aschenbecher überquillt und „Tod un Deifel“ rumfliegt. Das stört ihn weniger als wenn Leute beim Einsteigen ihre Füße nicht heben und das Einstiegsblech zerkratzen. Oder die Sünde, mit einem Testarossa durch die Waschstraße zu fahren. Die Konsequenzen sind enorm. Wenn Schürer am Samstagmittag in der Werkstatt ist, und das Telefon klingelt, dann weiß er, was los ist. Wieder einer durch die Waschstraße, und wieder einer mit heftigem Schaden an der Motorelektronik. „Wissen Sie, wia des klingt, wenn a Testarossa nur noch auf nein Zylinder laaft?“ Dem Ohr von Schürer entging kein Defekt. Es war – wie bei einem erfahrenen Arzt – sein bestes Diagnosegerät. Auf dem Schreibtisch seiner Werkstatt lag ein Herzschrittmacher, den ihm einer seiner Kunden geschenkt hatte, seines Zeichens Herzchirurg. Das innige Verhältnis von Reinhard Schürer zu seinen Kunden lebte vom engen Verhältnis der Kunden zu ihren Autos, die wie Familienmitglieder umsorgt wurden. Und Herr Schürer als Hausarzt gehörte damit zur Familie, noch mehr, wenn er sonntags zum Kaffeetrinken eingeladen wird. „Mit dem Daytona“, wie die Einladenden flehen. Schürer tat’s gut gelaunt, die Frau weniger. Denn sie weiß, spätestens nach dem zweiten Bier ihres Mannes musste sie sich die Lederhandschuhe anziehen und das riesige Volant ergreifen, mit der Kupplung und den Schaltwegen kämpfen, um den gelben Ferrari nach Hause zu bringen. Nur seine Frau durfte den fahren, gleichwohl einige Gastgeber darauf spekulierten, den Gast nach Hause chauffieren zu dürfen. Die Filme werden toll, Vettel wird Weltmeister, die Preise für ältere Ferrari steigen, einige fallen. Wir freuen uns auf ein spannendes F-Jahr. Jeder gefahrene Kilometer in einem Auto aus Maranello wird ein gesegneter sein. Enzos Traum ist lebendiger denn je. Seine Autos sind in den letzten 20 Jahren so einzigartig geworden wie selten zuvor. Mitarbeit: Holger Zschäpitz und Jürgen Zöllter Gehört das Spiel mit dem Leben zur Urgeste des Verführers und Betörers? Nicht in allen Epochen. Casanova musste um Freiheit und Leben allenfalls fürchten, wenn er sich Mächtige zum Feind machte, deren Ehefrauen er verführte, oder schlicht, weil er Spielschulden nicht beglich. Zu den Playboys des 20. Jahrhunderts aber gehörte die Aura des Verwegenen, der sein Leben aufs Spiel setzt wie andere einen Jeton beim Roulette. ALLE ZITATE VON ENZO ANSELMO FERRARI selbst kein schlechtes Geschäft, denn nachdem er sich in den 70er-Jahren selbstständig machte, wuchs die Kundschaft exponentiell. Es hatte sich in ganz Süddeutschland herumgesprochen, dass „der Schürer“ einen 250 GT LWB „Tour de France“, Baujahr 57, ebenso blind zusammenschrauben konnte wie Testarossa-Zwölfzylinder aus den frühen 90er-Jahren – und, was viel wichtiger ist, dass er sein Handwerk nicht nur liebt, sondern als einen quasi sakralen Dienst an automobilen Heiligtümern versteht. Wann immer in der Fachpresse über alte Ferrari berichtet wird, findet man am Ende des Textes die Telefonnummer des Mannes, der liebenswert wie Meister Eder zwischen den zum Teil Millionen Euro teuren Sport- und Rennwagen steht. Schnell fahren tut er nicht nur gern, er muss es sogar. „Manchmoj“, gesteht er ernst dreinblickend, „manchmoj muss i jeden Dogg mindestens zwohundertachtzgi, zwohundertneinzgi foarn. Weil wenn der Kunde soggt, dass er ab zwohundertsechzgi nimmer ziagd, no muss mer des ausfoarn.“ Tempo 300 ist eher Routine, auch wenn ihm seine Frau immer über den Hof nachschreit, er soll „ned so schnell foarn“. Sie ahnt wohl, was kommt. Die Kunden liebten ihn dafür, und er liebte die meisten seiner Kunden. Auch die absonderlichsten: Diejenigen, die auf der Autobahn nach Salzburg ihren Maserati zerlegten und sich mit dem Taxi samt abgeschraubten Nummernschildern zum Schürer karren ließen, um dort zu fragen, welcher der Wagen zu kaufen sei, und zwanzig Sekunden später die Nummernschilder an das neue Auto schraubten. Jene, die einen Formel-1-Wagen in der Standardgarage mit Kipptor neben einem Erdinger Mehrfamilienhaus parken. Solche, die ihr Boot mit dem Maserati-Motor aus Jugoslawien zum Schürer schleppen lassen, damit der die Ventile richtig einstellt. Und jene, die ihm wie der junge Mann mit dem Testarossa einen gelben Matchbox-Daytona schenken. „Des war immer mein Lieblingsauto. Mit dem habe ich immer gespielt. Ihr Auto. Ich finde, es sollte ihnen gehören.“ Fast verlegen holt der Schürer das kleine Spielzeugauto aus der mittleren Schublade seines Schreibtisches und präsentiert es sichtlich gerührt. „Des gibt’s aso nur beim Ferrari“, erklärt er, und seine Frau nickt von ihrem Schreibtisch gegenüber zustimmend. Leute, denen er das Auto am liebsten abgenommen hätte, gab es nicht. Glücklicherweise. Unangenehme Zeit- Rubirosa blieb Ferrari treuer als seinen Frauen. Warum passt gerade diese Automarke so gut zu ihm? „Treue“ ist ein exotischer Begriff im Leben dieser Männer. Aber es gab natürlich Symbiosen. Ferrari haben besonders die Draufgänger-Verführer unter ihnen bevorzugt, weil keine Marke die abenteuerliche Attacke und den weltmännischen Schick so lässig vereinen konnte wie sie. * Hätte es für ihn einen anderen Tod geben können? Ja, gewiss, aber eben als menschliches Drama, nicht als performative Schlusspointe. Nach was war PR süchtiger: nach Frauen oder nach Autos? Weder noch. Mit einer Sucht kämpft man. Die Verluste, action press Oder konnten Playboys das damals gar nicht groß unterscheiden im Sinne einer Pflichtleidenschaft? Große Playboys waren vollendete Narzissten. Entsprechend bedingungslos waren ihre Leidenschaften: brennend. Pflichtgefühle hätten diese nur abgekühlt, ja ruiniert. Wie waren seine letzten Stunden vor dem Tod? Hätte er sich auch nüchtern im Ferrari umgebracht? Man hat sich angewöhnt, bei Playboys wie Rubirosa nicht von der Tragödie des Todes zu sprechen, sondern allein den Stil des Abgangs zu beurteilen. So pietätlos das ist, sie hätten es einem nicht übel genommen. Niemand, und auch Rubirosa nicht, konnte sich den alt und grau werdenden „Spieljungen“ vorstellen. Der zufällige Tod durch Unfall erleichtert einem das Verdrängen dieses Abstiegs, was der Selbstmord nicht zulässt. Gamma Keystone/ Getty Images Was war Porfirio Rubirosa wichtiger: Frauen oder Autos? In dem Moment, in dem Rubirosa sich diese Frage gestellt hätte, wäre sein Charme dahin gewesen. Zu wem passt der Tod hinter dem Lost Moderne: Rubirosa, von Beruf Diplomat und Genießer, Lenkrad besser: zu dem Metrosexuheiratete fünf schöne und/oder reiche Frauen und liebte ellen James Dean oder zum Megazahllose mehr. 1965 fuhr er nach einer Polo-Party in den Tod macho Rubirosa? James Dean wollte unbedingt auch den Ferrari 500 Mon- die sie verursacht, sind immer schmerzhaft präsent. Doch Rubirosa erfuhr wegen seines Liebes- und autodial haben, den Rubirosa in den 50er-Jahren besaß. In diesem Punkt waren sich die beiden so grundverschiede- mobilen Luxuslebens keinerlei Verluste. Es war nicht Sucht, es war sein verspieltes Leben. Da draußen soll es nen Typen also sehr nahe, aber auch nur hier. Selbst das noch was anderes geben? Mag sein, interessiert mich Lebensende, obwohl beide Mal am Steuer, trennte ihre nicht, berührt mich nicht, bekümmert mich nicht. Geschichten ultimativ. James Dean wurde durch den frühen Tod zum Mythos und lebt als solcher fort, Rubirosa starb als Mythos und nahm diesen mit ins Grab. Welche Leidenschaft war herausfordernder? Tatsächlich waren die erotischen Ausschweifungen der Playboys ohne Drive und Stil der Luxuskarossen nicht Waren die Autos schöner als er? Oder wurde er durch sie schöner? denkbar – unmöglich, mit der Straßenbahn zur Villa der Umworbenen zu fahren. Doch im Zentrum der Rubirosa galt nie als „schön“. Das erhöht aber nur sein Leidenschaft ging es stets nur um das Eine, wie oft und erotisches Geheimnis. Autos waren Accessoires, Ausflüchtig auch immer. Die Größe solcher Playboys wie druck und Belohnung seines Machismo. Also war er Rubirosa zeigte sich dann darin, dass sie im entscheiihnen etwas schuldig. Als Reporter ihn einmal baten, denden erotischen Moment alles Materielle – und daneben einem „vulgären“ amerikanischen Auto für ein mit auch das kostbare Auto – vollständig vergessen und Foto zu posieren, lehnte er dies mit Verachtung ab. nebensächlich machten. Luxus und Auto boten die Bühne und Requisiten, aufgeführt aber wurde einzig In einer Gunter-Sachs-Doku sieht man Rubirosa und allein das Lustspiel. Nur im Gespräch an der Bar mit einem Ferrari im Renntrim den Villenvorhof unter Gleichgesinnten der men’s world konnte es zur einrollen. War das nicht eigentlich vulgäre Angebeoptischen Täuschung kommen, als drehte sich alles um rei – und das bei einem fränkischen Millionenerbe? Tempo und PS: Über fabelhafte Autos ließ sich stunGunter Sachs hatte vielleicht viele Affären, aber ein denlang palavern, über die Leidenschaft zu einer Frau Playboy vom Schlage solcher erotischen Heroen wie aber verbot die Diskretion jedes Wort. Auch darin war Rubirosa war er nicht. Sachs konnte mit seinem ReichRubirosa ein Meister. tum Frauen erobern, Rubirosa eroberte reiche Frauen. Mit Vermögen anzugeben wäre daher bei Rubirosa völlig verfehlt gewesen, von der Stillosigkeit ganz zu Dr. Andreas Zielcke: „Der letzte Playboy. Das Leben des Porfirio schweigen. Rubirosa“. L.S.D. im Steidl Verlag 2015. 104 Seiten, 14,80 Euro ANZEIGE PEUGEOT 308 GTi – KOMPAKT UND SPORTLICH Das Beste aus DIESE AUFGABE WAR SCHON EINE KLEINE HERAUSFORDERUNG: WIE LÄSST SICH EIN SPORTLICHES AUFTRETEN IN EINE KOMPAKTE FORM GIESSEN? MIT DEM PEUGEOT 308 GTi BY PEUGEOT SPORT ZEIGEN DIE INGENIEURE VON PEUGEOT SPORT, WIE ES GEHT. STARKER AUFTRITT Schon der Kühlergrill mit Rennflaggenmuster signalisiert, dass mit dem tiefergelegten Peugeot 308 GTi ein ultimativer Kompakt-Sportwagen auf die Straßen kommt SPORTLICHES HECK Ein schöner Rücken kann auch entzücken. Der Doppelrohrauspuff ist nur eines der für einen Sportwagen typischen Merkmale, mit denen der Peugeot 308 GTi zum Hingucker wird INNOVATIVES I-COCKPIT In die fließenden Formen der Armaturentafel fügt sich der Touchscreen nahtlos ein, die Instrumente sind hochgesetzt, das kleine Lenkrad etwas tiefer platziert CHARAKTERISTISCHE BREMSEN Die rot lackierten Bremssättel tragen das Logo von Peugeot Sport. Groß dimensionierte Bremsscheiben sorgen für eine ausgezeichnete Verzögerung ompakt, aber oho sollte er werden, K charakteristischen Look von Peugeot Sport, ein Küh- der neue Peugeot 308 GTi by lergrill mit Rennflaggenmuster, GTi-Logos an den Peugeot Sport. Sicher und gleich- vorderen Kotflügeln und der Heckklappe, großzügige zeitig temperamentvoll, damit der Lufteinlässe für den Ladeluftkühler oder aerodyna- Fahrspaß nicht zu kurz kommt. Entsprechend ist mische Luftleitelemente unten an den Stoßfängern. schon am Äußeren erkennbar, was für ein Sportsgeist Auffällig ist aber auch gleich die optionale „Coupe in ihm steckt. Details wie ein um 11 Millimeter Franche“ Lackierung. Die messerscharfe Linienfüh- tiefergelegtes Fahrwerk und 19-Zoll-Alufelgen rung in Ultimate-Rot und Perla-Nera-Schwarz wird „Carbone“ geben erste Hinweise darauf, dass hier an exklusiv für die GTi-Modelle von Peugeot durchge- einem starken Auftritt gearbeitet wurde. Weitere der führt. Dieses temperamentvolle Farbschema wirkt für einen typischen Sportwagen charakteristischen besonders dynamisch und unterstreicht perfekt den Merkmale dürfen natürlich nicht fehlen – so wie der unbändigen Charakter des neuen 308 GTi by Peugeot Doppelrohrauspuff, Bremsscheiben mit 380 Milli- Sport. Das Ganze wird noch weiter betont meter Durchmesser und rote Bremssättel vorn im durch LED-Blinker mit Lauflicht.1 Dies ist ein Angebot der PEUGEOT DEUTSCHLAND GmbH, Edmund-Rumpler-Straße 4, 51149 Köln ANZEIGE zwei Welten PEUGEOT 308 GTi IM ÜBERBLICK • STOLZE 200 KW/272 PS2 • IN NUR 6,0 SEKUNDEN VON NULL AUF 100 KM/H • UM 11 MILLIMETER TIEFERGELEGTES FAHRWERK • 19-ZOLL-ALUFELGEN „CARBONE“ • SOUND DER AUSPUFFANLAGE BESONDERS SPORTLICH • OPTIMALER ANTRIEB MIT TORSEN®-SPERRDIFFERENTIAL AB 34.950 EURO3 usgewählte Details beim Peugeot 308 GTi A vative Peugeot i-Cockpit ab. Schönes Extra: Beim by Peugeot Sport sorgen dafür, dass eine Einschalten der Zündung erscheint auf dem Display gut ausgewogene Balance zwischen Sportlichkeit eine Empfangsbotschaft von Peugeot. Noch inten- und Sicherheit erreicht wird. Das Peugeot i-Cockpit siver wird das Fahrerlebnis mit dem Sport-Paket: Ein- ist zum Beispiel so gestaltet, dass es einen intuitiven fach auf die Sport-Taste der Mittelkonsole drücken, Zugang zu allen Funktionen ermöglicht. Darum ist um die Fahrparameter zu verändern. Die dadurch das nur 351 × 329 Millimeter große, griffige Leder- erhöhte Fahrdynamik ist danach mit jeder Faser lenkrad sportlich tief platziert. Das macht Spaß und des Körpers spürbar. Das Gaspedal reagiert noch bewirkt gleichzeitig, dass das Kombiinstrument auf sportlicher, die Lenkung direkter, der Motor klingt Augenhöhe und der Tachometer mit Rennflaggenmu- noch satter, und die Anzeige des Kombiinstruments ster stets im Blick bleibt. Es ist mit roter Zentriermar- verändert sich von Weiß in Rot. Außerdem werden ke und GTi-Logo nicht nur etwas fürs Auge, sondern nun Informationen zum Fahrzeugbetrieb wie z. B. liegt eben auch hervorragend in der Hand. Auch der Leistung, Ladedruck, geliefertes Drehmoment oder Entscheidend für einen Sport- 9,7-Zoll-Touchscreen (24,6 cm) ist ergonomisch Längs- und Querbeschleunigung angezeigt. wagen sind natürlich auch die perfekt positioniert und erlaubt so eine instinktive Vom Peugeot 308 GTi kann man nicht die Hände inneren Werte, selbst wenn er so kompakt und sichere Bedienung – bei einem Fahrzeug mit lassen: Hochwertige Materialien, präzise Verar- daherkommt wie der Peugeot 308 GTi by dieser Motorisierung von essenzieller Bedeutung. beitung, perfekt abgestimmte Komponenten – die Peugeot Sport. Unter der Motorhaube hat Der Touchscreen fügt sich nahtlos in die fließenden Qualität dieses Kompakt-Sportwagens fühlt man er 200 kW/272 PS2. Damit erreicht er eine Formen der Armaturentafel ein und rundet das inno- in jedem kleinen Detail. Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in nur sechs Sekunden. Die 1000 Meter aus dem Stand schafft er in nur 25,5 Sekunden. Um unabhängig vom Straßenbelag und der Witterung immer den optimalen Antrieb zu ermöglichen, setzt er auf ein Torsen®-Sperrdifferenzial. Die von Peugeot Sport konzipierten Schalensitze passen sich perfekt dem Körper an. Bezogen sind sie mit Kunstleder und Alcantara. Bei schnelleren Schaltrhythmen und höheren Geschwindigkeiten bieten sie zudem ausgezeichneten Seitenhalt. Die Auspuffanlage sorgt zudem dafür, dass der sportliche Charakter gleich zu hören ist. So wird ein weiterer Sinn angesprochen, um den Fahrspaß zu erhöhen. 1 Beleuchtung mit 100 % Leuchtdioden. 308 GTi 1.6l THP Stop & Start 200 kW: Kraftstoffverbrauch (kombiniert) in l/100 km: 6,0; CO2-Emissionen (kombiniert) in g/km: 139. Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch, den offiziellen spezifischen CO2Emissionen und dem Stromverbrauch neuer Personenkraftwagen können dem „Leitfaden über den Kraftstoffverbrauch, die CO2-Emissionen und den Stromverbrauch neuer Personenkraftwagen“ entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen kostenlos erhältlich ist oder über www.dat.de unentgeltlich erhältlich ist. Die Angaben wurden gemäß vorgeschriebenem Messverfahren in der jeweils aktuell geltenden Fassung ermittelt. 3 Unverbindliche Preisempfehlung der PEUGEOT DEUTSCHLAND GmbH zzgl. Überführungskosten. Angebot gilt für Kaufverträge von Privatkunden und Kleingewerbe bei allen teilnehmenden Händlern. Abb. zeigt evtl. Sonderausstattung/höherwertige Ausstattung. 2 GLEICH SELBST TESTEN? MEHR ERFAHREN UNTER: WWW.PEUGEOT.DE DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, 22. NOVEMBER 2015 SEITE 22 S and, endloser roter Sand. Er wird mich vier Tage lang begleiten, er wird sich in meinem Auto breit machen, Haare und Kleidung färben, und am Ende wird er die weißen Handtücher des Hotels ruinieren, denn es braucht mehr als eine Dusche, um ihn wieder abzuspülen. Im Moment aber ist der Sand kein hygienisches Problem, sondern ein fahrtechnisches. „Hier, merkst du das?“, ruft Dag Rogge. Der Chef der Land Rover Experience Tour sitzt am Steuer seines Discovery und fährt absichtlich ein bisschen zu schnell über die Piste im australischen Outback. Was ich tatsächlich spüre: Das Auto wird unruhig. „Viele glauben, dass sie schnell durch weichen Sand fahren müssen, aber das ist falsch“, sagt Rogge. „Wenn die Räder keinen Grip mehr aufbauen und durchdrehen, dann graben sie sich ein.“ Damit das nicht passiert, nimmt Rogge den Fuß wieder vom Gas und rollt geradezu aufreizend langsam den Hügel hinan, voller Vertrauen auf seine eigenen Fähigkeiten und die des Autos, das nun tatsächlich brav in der Spur bleibt. Wir können uns also weiter unterhalten, jedenfalls solange die Funkgeräte nicht krächzen. Dag Rogge ist permanent verbunden mit 18 anderen Geländewagen und einem Truck, zwei Handsets liegen auf seinem Schoß, vier Frequenzen sind für ihn nutzbar. Und er ist gefragt, manchmal mehr, als ihm lieb ist. „Einmal wollte einer wissen, wo er noch Toilettenpapier findet. Meine Güte.“ A AUS Von Gove Airport im Norden des Northern Territory bis zum Ayers Rock legten die Autos 3615 Kilometer zurück, fast überall ohne Asphalt. Mobile Navigationsgeräte zeigten die Strecken an, die wenigen Wegweiser im Outback dienen mehr als Gedächtnisstütze für Eingeweihte Eine Reifenpanne am Lkw bedeutet Schwerstarbeit in der Nacht Am Ziel: Discovery Sport vorm Ayers Rock bei Sonnenaufgang Das ist der Fluch der guten Tat. Denn jedem, der hier mitfährt, wird schnell klar: Es liegt vor allem an dem 53Jährigen, dass Land Rover überhaupt regelmäßig die Experience Tour veranstaltet, 2015 schon zum elften Mal. Das Prinzip in Kürze: Aus gut 30.000 Bewerbern werden sechs Teilnehmer ausgewählt, die sich drei Wochen lang fern der Heimat durch unwegsames Gelände kämpfen, begleitet von Land-Rover-Instruktoren, Technikern, Fotografen, Kamerateams, Journalisten und zwei Köchen. „Auf meinen Schultern lastet ein unglaublicher Druck“, sagt Rogge – schon weil alle heil wieder nach Hause kommen sollen. Doch diesen Druck lässt er sich in der Regel nicht anmerken, im Gegenteil: Rogge verbreitet im Hauptberuf gute Laune. Sein ansteckender Optimismus ist wichtig, weil die Touren anstrengend sind. Zwar dient das Ganze als Werbung für die Marke Land Rover und das jeweils neueste Produkt (dieses Jahr ist es der Discovery Sport), doch stehen dahinter tatsächlich herausfordernde Etappen. 1274 Kilometer in vier Tagen sind etwa für den Abschnitt geplant, den ich begleite – das ist weit, wenn man keinen Asphalt unter den Rädern hat, sondern Schotter oder Sand. Unser Durchschnittstempo sinkt vor allem an den ersten beiden Tagen bis auf 24 km/h, viele Autos kommen erst nach Einbruch der Dunkelheit ins Zeltlager. Ja, Zeltlager. Für niemanden gibt es ein Hotelzimmer, es gibt keine Dusche und keine Toilette. Es hat jeder nur ein winziges Einmannzelt, den tiefschwarzen Sternenhimmel, dazu absolute Stille und das Wissen: Im Umkreis von zig Kilometern wohnen keine anderen Menschen. „Raus aus der Komfortzone“, sagt eine Teilnehmerin dazu, und genau darum geht es auch Dag Rogge. 2008 war er mit seiner Tour in Malaysia, als die Regenzeit überraschend früh einsetzte. „Bis zu 18 Stunden am Tag waren wir unterwegs, und wenn es pünktlich um 16 Uhr anfing zu regnen, dann gab es eine Wand aus Wasser, und die Tour stand still. Keinen Meter konnten wir da weiterfahren.“ Damals hätten etwa zwei Drittel der Teilnehmer dem Druck nicht standgehalten und seien nur noch antriebslos dem Tross gefolgt – ein kleiner Rest habe sich den Widrigkeiten gestellt, Bäume gefällt, Wege gesucht, Autos aus dem Matsch gezogen. In Australien setzen die Hitze (35 bis 45 Grad im Schatten) und der Sand den Menschen zu. Die Klimaanlagen der Autos laufen mit voller Leistung, ein eingebauter Kühlschrank hält Getränke auf Temperatur, das ist der Luxus. Doch wer nach etwa zwei Stunden Fahrt seinen Kopiloten ans Steuer lässt, nickt auf dem Beifahrersitz sofort ein. Weil permanentes Offroadfahren mental nicht weniger anstrengend ist als mit einem Sportwagen eine Rennstrecke zu befahren. Permanent scanne ich die Strecke nach verborgenen Löchern, ich sitze rechts (englische Autos) und muss einschätzen, wie nah ich mit dem linken Außenspiegel den Baumstämmen und Zweigen komme. Viele Komm mit mir ins Abenteuerland Die Land Rover Experience Tour ist extreme Auto-Erfahrung und Marketingaktion in einem. Und sie ist das Lebenswerk eines Optimisten. PS WELT-Autor Stefan Anker hat die letzte Etappe im australischen Outback begleitet Fotos STEFAN ANKER SEITE 23 Spiegel gehen verloren im Outback, und die Strafe folgt auf dem Fuß: Weil im Spiegel der Temperatursensor für die Klimaanlage steckt, stellt die ihre Arbeit ein. Die größte Gefahr für das Vorankommen aber geht von den Termitenhügeln aus. Wie kleine Kakteen, bis zu gut einem Meter hoch, stehen sie überall in der Landschaft. Zu Tausenden habe ich sie gesehen, und manche von ihnen finden sich auch mitten auf den Sandwegen. Nur aus Termitenspeichel gebaut, härten sie in der australischen Hitze so aus, dass sie beinahe die Festigkeit von Beton erreichen. Wer sie mit dem Auto streift, handelt sich fast unweigerlich einen Plattfuß ein, weil die schroffe Struktur der bizarren Bauten die Reifenflanken aufschlitzt. Einem Journalisten gelingt es sogar, frontal gegen einen Termitenhügel zu fahren und sein Auto in einen Totalschaden zu verwandeln. Der Wagen muss in der Wüste zurückgelassen werden, drei Personen samt Gepäck finden Asyl in anderen Autos, und die Verantwortlichen haben Mühe, Contenance zu bewahren. Am Abend bitten sie sogar darum, den Vorfall in der Berichterstattung zu verschweigen. Auch Dag Rogge sagt: „Das hilft doch niemandem.“ Nun ja, es illustriert immerhin, dass das hier keine Kaffeefahrt ist. Und auch die Technik der Autos wird auf eine harte Probe gestellt. Zwar erweist sich das Terrain Response System, mit dem man Getriebesteuerung, Gasannahme und Lenkcharakteristik auf die Bodenverhältnisse einstellen kann, als Segen, vor allem im Sand. Doch verursachen die extremen Verhältnisse auch Elektronik-Macken. Hier setzt sich wegen der langsamen Fahrt ein Rußfilter zu, worauf der Motor ins Notlaufprogramm schaltet und nicht mehr genug Power für Sand und Steigung hat. Da leuchtet die Motorkontrollleuchte einfach nur so – vermutlich weil die Antriebsschlupfregelung auf manchen Abschnitten permanent regelt. Der Tour-Tipp: ESP ausschalten. Bei einem Discovery Sport steigt sogar der elektronisch verwaltete Allradantrieb aus, und dieses Auto bleibt denn auch, zurückgeworfen auf Frontantrieb, an zwei Steigungen liegen und will geschoben werden. Belgien etwa, Italien, Spanien, Holland. Die Entscheidung fiel im Februar 2015, und Dag Rogge wusste sofort: „49 Leute, das schaffen wir nicht ohne Lkw.“ Also begleitet ein wuchtiger Mercedes Arocs die Tour, 22 Tonnen schwer, Sechsradantrieb, Innenausbau nach Rogges Plänen: Kühltruhen, Tische, Stühle, Ersatzteile, Werkzeug, der Truck ist ein Raum- und Kraftwunder, aber er dient auch als emotionaler Leitstern. Mit seinen Suchscheinwerfern beleuchtet der Lkw das Zeltlager, um ihn herum wird die Küche aufgebaut, der Lkw schafft ein Zuhause-Gefühl. Und er ist ein Klotz am Bein. „Viele Passagen sind nicht breit genug für den Truck“, sagt Dag Rogge, „wir haben die Tour ja nicht mit Lkw geplant.“ Also heißt es auch hier wieder: Bäume fällen, wo nötig – oder auch mal ein paar Hundert Kilometer weiter fahren als die Geländewagen, weil eine Brücke nicht stark genug ist. Das nimmt dann Dag Rogge selbst auf sich und vertraut die große Gruppe seinen Instruktoren an. „Für uns ist die Strecke ja wie Autobahn“, sagt er. Bedeutet: Die Instruktoren haben immer einen Teil ihrer Aufmerksamkeit für Teilnehmer und Begleiter frei. Außerdem ist die Härte der Tour an das Auto angepasst, das zur Verfügung steht. Und dass der Discovery Sport, den Teilnehmer und Journalisten fahren, eher SUV als Geländewagen ist, merkt man schon an der Bodenfreiheit. Vielfach sind die Pisten so ausgefahren, dass die Autos heftigen Bodenkontakt haben – was aber nicht so schlimm ist, weil sie mit speziellen Blechen geschützt sind. „Das sind aber die einzigen Änderungen gegenüber der Serie.“ Am Ende sind alle gesund nach Hause gekommen, und das havarierte Auto befindet sich auf dem Seeweg nach Europa. Von Dag Rogge könnte man erwarten, dass er nun Urlaub macht, aber er hat Termine auf seiner Offroad-Farm in Namibia. Im Land Rover Experience Center in Wülfrath, das er leitet, ist Arbeit liegen geblieben. Und die Tour für 2017 will geplant sein, im Frühjahr 2016 muss die Vorbereitung beginnen, aber noch steht nicht einmal das Land fest. „Ideen“, sagt Dag Rogge, „Ide- PRÄSENT PERFECT Das schenken (sich) Petrolheads: Geile Gaben mit Benzingeruch TRACK RECORDS 30 Porschemotoren beim Starten, Bummeln, Beschleunigen, Losjagen. CD plus bildstarke Hommage. „Porsche Sounds“ edel.com Alle Wetter! Gegen Sturm, Sonne, Regen und Staubwinde schützt der Cabrio-Doppelschirm über dem Cockpit vintagedriver.de SLOW-MO Archaische Optik aus Zink-, Eisen- oder Weißblech mit schön laaangsam laufendem Federwerk handmade-by-puttkamer.de Back to the Routes: Wenn der 4x4 zickt, will man Macken selbst beheben. Wie, lernt man im Schrauberkurs der Hamburger offroadmanufaktur.com Das Outback ist AborigineLand. Die Ureinwohner leben in Dörfern, die sie ab und zu auch aufgeben und als Geisterstädte zurücklassen „Nordamerika ist mir zu zivilisiert“ Dag Rogge, Chef der Land Rover Experience Tour, findet US-Bundesstaaten für seine Veranstaltung ungeeignet Koppstoff: Die todschicke Bommelmütze in rot-weißgelber Norweger-Optik stammt von den Berliner Modedealern sourkrauts.de TOOL & COOL Oben rollen die Werkzeuge mit, unten das Bier & der vegane Chia-Smoothie gastro-cool.com In the Army now: Umgewidmete Armeekanister fassen das, was Petrolheads auf Reisen brauchen danish-fuel.dk Bond Street: Seinen Aston Martin DB10 lenkt 007 in „Spectre“ mit ihnen – das Modell heißt „Fleming“ Termitenhügel bilden auf Dag Rogges Tour die größte Gefahr dents.co.uk Umso unverständlicher ist für Dag Rogge das Gemaule einiger Begleiter am ersten Abend. „Die sagen mir, das ist hier kein richtiges Offroadfahren.“ Wahrscheinlich verwechseln sie Offroad mit Trial, also dem Kraxeln über Felsen. Strecken mit solchem Anspruch habe er bei den Vorbereitungstouren auch gesehen, sagt Dag Rogge. „Aber die kannst du nicht mit einer Gruppe fahren.“ Zumal die Gruppe auch größer ist als in den vergangenen Jahren, was den Tross langsamer macht. Das wiederum kann schon mal die Planung über den Haufen werfen. Dag Rogge ist zum ersten Mal etwa eineinhalb Jahre vor dem Tourstart nach Australien gereist, er hat einen ersten Streckenverlauf festgelegt und den mit dem Flugzeug abgeflogen. „Auf 300 Fuß. Der Pilot hat gesagt, das wird ungemütlich.“ Während des Fluges wurde die Strecke per GPS-Tracker erfasst, und am Ende war die Tour für 2015 zu 80 Prozent fertig. Danach kam die Vor-Tour im Oktober 2014, als Rogge mit einem fünfköpfigen Team aus OffroadExperten die gesamten 3600 Kilometer binnen fünf Tagen abfuhr. Und dann hatte irgendjemand diese neue Idee. Seit 2000 war die Experience Tour eine Veranstaltung von Land Rover Deutschland, nun aber wollten auch andere Importeure Teilnehmer und Journalisten mitschicken: en habe ich noch für zehn Jahre.“ Wobei er weiß, dass man nicht jedes „Abenteuerland“, wie er es nennt, bereisen kann. Kriegsgebiete sind tabu, aber auch instabile Länder wie Irak oder Afghanistan sind zu gefährlich. „Die könnte ich mit dir zusammen befahren, und wir wären sicher. Aber mit der großen Gruppe geht das nicht.“ Nordamerika ist ihm „zu zivilisiert“, Europa zieht nicht genug Medieninteresse an, wie sich auf der SchottlandTour 2005 zeigte. Südamerika biete noch Möglichkeiten, etwa Peru oder Kolumbien. Afrika findet Rogge ebenfalls großartig, aber er sieht auch die Risiken. „Du brauchst einfach ein Land, das beim Start der Tour noch im selben Zustand ist wie zum Beginn der Vorbereitung.“ L AND ROVER DISCOVERY SPORT Was die anderen sagen: Der Discovery Sport ist das, was früher mal der Freelander war, nur teurer. Was wir sagen: Ein SUV, das überraschend viel Gelände kann. Nur die Bodenfreiheit macht etwas Kummer. Leistung: 180 PS, Hubraum: 2,0 l, Motor: Turbodiesel-Vierzylinder, Automatik, 0-100 km/h: 8,9 s., Vmax: 188 km/h, Grundpreis: 44.300 € BABY, CAN I DRIVE YOUR CAR? Muskelmodelle aus Buche, gemixt aus GTO, Mustang und Camaro. Sixties-Look, erdacht in Brooklyn für Kinder. Wegnehmen erlaubt candylabtoys.com Good Years: Wild war diese Ära des Motorsports, authentisch und intim sind die Aufnahmen davon. „Gasoline and Magic“ editionpatrickfrey.com DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, 22. NOVEMBER 2015 SEITE 24 Fotos CHRISTIAN WERNER Stilvolle Ankunft nach der großen Reise – Ehepaar Deiss/Schwilden in Seillans Der Jaguar und die zärtliche Rebellion Mit 300 PS durch Südfrankreich. Unser Autor Frédéric Schwilden ließ sich auf seiner Hochzeitsreise vom turboladenden Zischen des neuen Jaguar XF genauso begeistern wie von der Unvernunft der Liebe D as Örtchen Seillans in der Region ProvenceAlpes-Côte d’Azur ist eines der schönsten Dörfer Frankreichs. Offiziell von einer Plakette an seinem Eingang bestätigt. „Les plus beaux villages de France“ steht dort. Und tatsächlich ist Seillans überaus hübsch, nicht nur für französische Verhältnisse. Der Ort liegt an einem Hang mit sehr viel Morgensonne. Vermutlich sind die Bewohner von Seillans deswegen auch nicht verwundert, als wir, also meine Frau Amely und ich, in einem von 300 PS angetriebenen Jaguar XF Turbodiesel JA G U A R XF 30D Fahrzeug (Radstand 2,96 Meter) manchmal Angst haben muss, in einem Zug durchzukommen. Eine Angst, die sich aber in den meisten Fällen als unbegründet herausstellt, auch wegen der wunderbaren Von-oben-Ansicht, die, von mehreren Kameras erzeugt, auf einem großen Touchscreen in der Mittelkonsole bei der Navigation hilft und ein wenig an ein Computerspiel erinnert, das 1997 zu einem Welthit wurde. Wir passieren den Boule-Platz, an dem schon gegen 9 Uhr 30 reger Betrieb herrscht. Ein Neunjähriger bezwingt gerade seinen Vater mit der BackspinTaktik. Im Flug dreht sich die Boule- Portrait des Fahrers als jugendlicher Mann Impressionen von der Côte d’Amour Was die anderen sagen: Sieh mal an, Jaguar kann inzwischen auch sehr ordentliche Dieselmotoren bauen. Was wir sagen: Oh, Baby, ja, du bist großartig, gib’s mir, gib’s mir, 700 Newtonmeter. Oh! Mein!! Gott!!! „Pure Vernunft darf niemals siegen“ Leistung: 300 PS, Hubraum: 3,0 l, Motor: V6-Turbodiesel, 0-100 km/h: 6,2 s., Vmax: 250 km/h, Grundpreis: 61.510 € zum Frühstücken in der „Bar Charlot“ erscheinen – Frühaufsteher bringt nichts aus dem Konzept. Wir starten an unserem Hotel „Des Deux Rocs“, was deswegen so heißt, weil gegenüber davon zwei Steine stehen. Die Zimmer sind so luftig und so in der Zeit stehen geblieben, Badewannen auf Löwenfüßen schwebend, sogar ein mit Samt überzogener Beichtschemel steht in einer Ecke, Mariendarstellungen, eine Sänfte im Flur. Mit dem XF gleiten wir in das Zentrum dieses Dorfs, das der Künstler Max Ernst und der Schauspieler Sean Connery so sehr schätzten, dass der eine sich dort ein Haus kaufte, der andere ein Schloss. Die Straßen sind kurvig und an einigen Stellen so eng, dass man mit dem 4,95 Meter langen Kugel rückwärts so, dass sie sehr nah neben ihrer Aufschlagstelle liegen bleibt. Das können wir genau erkennen, weil die XF-Fenster vorne so schön groß sind, und ich erinnere mich an ein Boule-Set von Hermès, von dem ein Freund einmal schwärmte, für 1000 Dollar könne man nicht mehr Spaß haben. Der Jaguar kostet etwas mehr als 1000 Dollar; den V6-Diesel mit 300 PS gibt es ab 61.510 Euro. Was zunächst nach sehr viel klingt, bei der näheren Betrachtung des Verbrauchs aber eine vernünftige Investition ist. Fährt man nicht im Sportmodus, mit dem meine Amely so gerne, begleitet vom turboladenden Zischen, durch die Landschaft surrte, verbraucht der Jaguar nur etwas über sechs Liter auf hundert Kilometer. Der Dresscode muss stimmen Steinalte Kirche mit blutjunger Limousine Hatte ich die leichte Aluminiumkarosserie schon erwähnt? Aber ist Vernunft überhaupt ein Gut? Wir befinden uns ja auf unserer Hochzeitsreise. Sollte man da über Vernunft nachdenken? Ist die Heirat ohne Ehevertrag, ohne den Zwang einer Nutzehe, vernünftig? Wir glauben, es ist unvernünftig, aber unvernünftig wunderbar. So ist die Unvernunft unserer Hochzeit auch Ausdruck einer zärtlichen Rebellion in einer Zeit, die so auf Vernunft ausgelegt ist, eine Entscheidung, die von mit uns bekannten, aber nicht nahe verbundenen Menschen häufig mit einem „Warum?“ in Frage gestellt worden ist. Sich zu lieben ist immer ein Aufbegehren gegen das Grau der Welt. Sich für die Liebe zu entscheiden ist irrational. Ebenso wie es irrational ist, mehr als ein Jahresgehalt für ein Auto auszugeben. Aber genau das macht es ja so richtig. „Pure Vernunft darf niemals siegen“, hören wir durch das Tonsystem von Meridian. Vor den Hauseingängen von Seillans stehen mit Wasser gefüllte Plastikflaschen, die das Morgenlicht diamantengleich brechen. Der Wirt der „Bar Charlot“, ein gestrandeter Engländer, erklärt deren Nutzen, als er in Richtung des Jaguars blickend den Expresso (in Frankreich mit x geschrieben) serviert: „It’s because of the cats. They like to piss in front of our doors. And because of the bottles, they don’t. It drives them crazy.“ Durch das Koffein angeregt, brechen wir in Richtung des Badeorts Fréjus auf. Einzig das Navigationssystem ist ein wenig verschlafen, will man es bedienen. Die Palmen wiegen sich sanft im Wind. In Frankreich steht man später auf, fährt dann zum Meer, das funkelt und auf uns sehr, sehr anziehend wirkt.