Strategiepapier DaF-Draft-2
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Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 Deutsch als Fremdsprache in den USA in der Krise? Eine Bestandsaufnahme zum Thema Deutsch mit Empfehlungen und möglichen Maßnahmen Washington, den 29. September 2010 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 INHALTSVERZEICHNIS: ZUSAMMENFASSUNG 2 VORBEMERKUNG 4 KAPITEL 1: DEUTSCH ALS FREMDSPRACHE IN DEN USA – EINE BESTANDSAUFNAHME6 1.1. 1.1.1. 1.1.2. 1.1.3. 1.2. 1.2.1. 1.2.2. 1.2.3. 1.2.4. 1.2.5. FREMDSPRACHEN IN DEN USA ALLGEMEIN FREMDSPRACHEN HABEN IN DEN USA EINEN SCHWEREN STAND FREMDSPRACHEN WERDEN IN DEN USA ÜBERWIEGEND IN DER SCHULE GELERNT SPANISCH IST ERSTE FREMDSPRACHE IN DEN USA - CHINESISCH UND KOREANISCH ERFREUEN SICH STEIGENDER BELIEBTHEIT DEUTSCH IN DEN USA DEUTSCHSPRECHER IN DEN USA DEUTSCH ALS FREMDSPRACHE IN DEN USA GRÜNDE FÜR DAS GERINGE INTERESSE AN DEUTSCH ALS FREMDSPRACHE MOTIVE ZUM ERLERNEN VON DEUTSCH ALS FREMDSPRACHE DIE BISHERIGEN ANSÄTZE ZUR FÖRDERUNG DER DEUTSCHEN SPRACHE IN DEN USA KAPITEL 2: LÖSUNGSANSÄTZE UND EMPFEHLUNGEN FÜR DIE FÖRDERUNG DER DEUTSCHEN SPRACHE IN DEN USA 6 6 9 10 13 13 15 21 23 25 28 2.1. DER ERFOLG DER ANDEREN 28 2.2. EMPFEHLUNGEN UND ZIELE FÜR DIE FÖRDERUNG VON DEUTSCH ALS FREMDSPRACHE IN DEN USA 29 EMPFEHLUNG 1 DEUTSCH-PROGRAMME BEWAHREN UND STÄRKEN 29 EMPFEHLUNG 2 VERLOREN GEGANGENE DEUTSCHLERNMÖGLICHKEITEN NEU SCHAFFEN 30 EMPFEHLUNG 3 KRÄFTE BÜNDELN, NETZWERKE KNÜPFEN, PARTNERSCHAFTEN EINGEHEN 30 EMPFEHLUNG 4 AUF ZIELGRUPPEN UND REGIONEN KONZENTRIEREN 31 EMPFEHLUNG 5 NEUE WEGE DER DEUTSCHFÖRDERUNG BESCHREIBEN 32 EMPFEHLUNG 6 DEUTSCHLEHRER STÄRKEN UND UNTERSTÜTZEN 32 EMPFEHLUNG 7 NETZ DER PASCH-SCHULEN FESTIGEN 33 EMPFEHLUNG 8 ZIELGRUPPENORIENTIERT FÜR DEUTSCH WERBEN („DEUTSCH – IT’S ÜBERCOOL!“) 33 1 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 Zusammenfassung Die USA sind ein Land von Einwanderern 1 und Fremdsprachensprechern, deswegen aber noch kein Land von Fremdsprachenlernern. Einer großen Mehrheit der Bevölkerung erscheinen Fremdsprachenkenntnisse für das eigene wirtschaftliche, intellektuelle oder gesellschaftliche Fortkommen nicht relevant. Diejenigen, die Fremdsprachen lernen, tun dies vorwiegend in der Schule. Aber auch hier gilt: Nur eine Minderheit (20 %) der Schüler lernt eine Fremdsprache. An erster Stelle steht dabei Spanisch, gefolgt von Französisch und Deutsch/Chinesisch – ein seit Jahren stabiler Befund. Die meisten Deutschsprecher leben auch heute noch in den historischen Siedlungsgebieten deutscher Einwanderer. Aber obwohl Amerikaner deutscher Abstammung die größte ethnische Gruppe in den USA bilden, ist die Zahl der Personen, die Deutsch im Alltag nutzen, verschwindend gering (unter 1 %). Bei den Fremdsprachenlernern ist Deutsch unterschiedlich populär, je nachdem, ob Schulen oder Hochschulen betrachtet werden. An US-Schulen ist das Interesse an Deutschkursen in den letzten 50 Jahren kontinuierlich gewachsen. Dies belegen sowohl die absoluten Einschreibungszahlen als auch der prozentuale Anteil der Deutschlerner an der Gesamtzahl der Fremdsprachenlerner. Dieses in langfristiger Perspektive seit den 1960er Jahren gestiegene Interesse hat aber bedauerlicherweise nicht auch zu einer Steigerung der Lernangebote geführt. Im Gegenteil, in Grund- und Sekundarschulen ist ein beachtlicher Abbau von Lernangeboten zu beklagen. Auf Hochschulebene dagegen setzt sich das Interesse an Deutschkursen jedoch nicht fort. Sinkende Einschreibungszahlen belegen hier, dass Deutsch als Fremdsprache in den vergangenen 50 Jahren bei Studenten an Popularität verloren hat. Aufgrund der sinkenden Nachfrage kam es hier ebenfalls zur Schließung zahlreicher Deutschprogramme. Bei der Qualität des Spracherwerbs zeigen sich je nach Lernort enorme Unterschiede. Während Immersionsschulen mit Schwerpunkt Deutsch hinsichtlich der Beherrschung der Sprache die besten Ergebnisse hervorbringen, bleiben die Sprachkenntnisse von Deutschlernern an Grund- und Sekundarschulen insbesondere dort auf niedrigem Niveau, wo das Kursangebot erst auf der späten Sekundarstufe (High School) einsetzt. Auch auf Hochschulebene ist dieses Phänomen festzustellen. Die Ursachen für das relativ geringe Interesse am Erlernen der deutschen Sprache ist von politischen und sozioökonomischen Faktoren abhängig. Die deutsche Abstammung, bis Ende des Ersten Weltkrieges geradezu Garant für hohe Lernerzahlen, spielt seither kaum noch eine Rolle. Die Förderung außereuropäischer Sprachen durch die USRegierung und finanzielle Engpässe in den Bildungshaushalten der Bundesstaaten tragen zur Schließung von Deutschprogrammen an Schulen und Hochschulen bei. Weil die Vermittlung von Fremdsprachenkenntnissen in der US-Schul- und Bildungspolitik keine hohe Priorität genießt, fehlt bei Entscheidungsträgern - gerade in Zeiten knapper öffentlicher Kassen - oft der politische Wille, sich für den Erhalt von Deutsch1 Zur leichteren Lesbarkeit wurde die männliche Form personenbezogener Hauptwörter gewählt. Frauen und Männer werden jedoch mit den Texten gleichermaßen angesprochen. 2 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 Programmen einzusetzen. Durch das Vordringen anderer Sprachen wie insbesondere Spanisch und Chinesisch ist Deutsch zusätzlich unter Druck geraten. Bei jungen Menschen kommt schließlich ein weiterer Faktor hinzu: Deutsch wird nicht als „cool“ empfunden. Um diesem in der Tendenz seit Jahren bestehenden Befund entgegenzuwirken, wurden in der Vergangenheit bei der Förderung von Deutsch Schwerpunkte gesetzt. Dazu gehörten die Fortbildung von Multiplikatoren, die Vergabe von Stipendien für Lehrende und Lernende, die Unterstützung schulischer Spezialformen wie Immersionsschulen sowie die allgemeine Werbung für die deutsche Sprache. Diese Schwerpunkte haben auch weiterhin ihre Gültigkeit. Wie nachstehend im einzelnen dargestellt, sollten sich künftige Maßnahmen zur Förderung der deutschen Sprache in den USA auch an folgenden Empfehlungen orientieren: 1. Erfolgreiche Deutsch-Programme bewahren und stärken sowie deren Attraktivität für neue Deutschlerner steigern 2. Alternativen für verloren gegangene Deutschlernprogramme schaffen 3. Die Zusammenarbeit der Institutionen stärken und fördern, die sich der Förderung der deutschen Sprache in den USA verpflichtet fühlen 4. Maßnahmen auf strategisch ausgewählte Regionen und Zielgruppen konzentrieren 5. Moderne Wege der Sprachvermittlung suchen 6. Deutschlehrer in den USA stärken und unterstützen 7. Netz der Partnerschulinitiative festigen 8. Motivation zum Erlernen der deutschen Sprache stärken („Deutsch – it’s übercool!“) 3 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 Deutsch als Fremdsprache in den USA Vorbemerkung Deutsche Außenpolitik ist werteorientiert und interessengeleitet. Besonders klar wird das in Deutschlands auswärtiger Kultur- und Bildungspolitik, mit der Werte ganz unmittelbar vermittelt werden. Wer eine fremde Sprache spricht, begegnet dem anderen Menschen mit Respekt, öffnet sich für die Welt des anderen und legt den Grundstein für gegenseitiges Verständnis. Viele persönliche Beispiele zeigen, dass Maßnahmen der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik Menschen dauerhaft an Deutschland binden können. Diese Bindung beginnt mit dem Erlernen der deutschen Sprache. Die deutsche Sprache ist der Schlüssel zur deutschen Literatur, Musik, Philosophie und Wissenschaft, zum Reichtum großer europäischer Kulturtradition. Deutschkenntnisse eröffnen Einzelnen Chancen. Sie öffnen den Weg zu einem der besten Ausbildungssysteme der Welt, schaffen die Möglichkeit auf eine wissenschaftliche Karriere in mehr als 350 Hochschulen und stärken so den Wissenschaftsstandort Deutschland. Über Sprache und Kultur vermitteln wir ein aktuelles Deutschlandbild, das für Offenheit und Freiheit, für Bildung und Innovation steht. In Deutschland sind Wirtschaft und Industrie stark auf den Export und somit auf das Ausland angewiesen. Für den Erfolg der Exportwirtschaft ist daher die Vermittlung eines positiven Deutschlandbilds von zentraler Bedeutung, weil es das Vertrauen in das Land und in seine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit fördert. Vertrauen ist gerade in Krisenzeiten ein Stabilitätsfaktor. Vertrauen wiederum hängt mit Verstehen zusammen. Die deutsche Sprache zu erlernen ist daher der beste Weg, um Deutschland und seinen Menschen wirklich nahe zu kommen. Das gilt auch für Europa insgesamt. Denn keine andere Sprache ist im alten Kontinent für mehr Menschen Muttersprache. Die Vereinigten Staaten von Amerika gehören zu Deutschlands wichtigsten internationalen Partnern. Mit den USA verbinden uns nicht nur gemeinsame Werte, sondern auch ein in die Breite und Tiefe der beiden Gesellschaften gehendes Netz politischer, menschlicher, wirtschaftlicher, wissenschaftlicher und kultureller Beziehungen. Es gibt kaum eine die Kerninteressen Deutschlands betreffende Herausforderung, die ohne enge Einbindung der USA zu bewältigen ist. Hierfür ist die Kenntnis des Partners erforderlich -- wie er denkt und agiert, was seine Zwänge und Möglichkeiten sind. Dazu gehört die Kenntnis der jeweils anderen Sprache und Kultur. Die USA gehören zu den wichtigsten Partnern Deutschlands. Es ist jedoch ein Faktum, dass gerade in Schulen und von Multiplikatoren die Bedeutung und Relevanz von Deutsch und Deutschland zunehmend kritisch betrachtet, gleichzeitig die Konkurrenz anderer Fremdsprachen immer intensiver wird und sich andere Länder dazu entschlossen haben, ihre Ressourcen gezielt aufzustocken, um US-Amerikanern ihre 4 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 Sprache als wichtiger und relevanter als Deutsch zu präsentieren. Die Zuneigung der US-amerikanischen Bevölkerung zu Deutschland ist groß, seit Ende des Kalten Krieges sind die Kenntnisse über das moderne Deutschland jedoch weniger verbreitet als zuvor. Hinzu kommt die Tatsache, dass das Lernen von Fremdsprachen, darunter Deutsch, in den USA alles andere als ein Massenphänomen, daher nicht tief in der USamerikanischen Bildungslandschaft verankert und daher auch von bildungspolitischen Modeerscheinungen leicht beeinflussbar ist. Daher ist Deutschunterreicht oft ein attraktiver Kandidat für Kürzungen, wenn chronisch unter Ressourcenknappheit leidende Schulbezirke Streichungen vornehmen müssen. Deshalb ist es besonders wichtig, Menschen in den USA für die deutsche Sprache und Deutschland zu begeistern. Die langfristige Alternative: ein Abdriften und Schwächung der bilateralen Beziehungen, was zu Lasten deutscher Interessen ginge. Darum ist es besonders wichtig, Menschen in den USA für die deutsche Sprache und Deutschland zu begeistern. „Deutsch als Fremdsprache in den USA ist in der Krise“ – diese Zustandsbeschreibung hört man allenthalben. Mit diesem von der Kulturabteilung der Deutschen Botschaft Washington initiierten und gemeinsam mit den Generalkonsulaten sowie den in den USA im Bereich Deutsch als Fremdsprache tätigen Mittlerorganisationen (Goethe-Institut, Deutscher Akademischer Austauschdienst, Zentralstelle für das Auslandsschulwesen) und US-Partnern (American Association of Teachers of German, German Studies Association, Concordia Language Villages, German Language School Conference, Sprachschulverbände GASA und GASANC, Deutsche Sprachschule Washington, Max Kade Institute for German American Studies) erstellten Papier soll der Frage nachgegangen werden, ob dieser Satz die Lage von Deutsch als Fremdsprache zutreffend wiedergibt und welche Konsequenzen daraus gezogen werden können. Dazu wird in einem ersten Kapitel die Lage von Deutsch als Fremdsprache in den USA analysiert. Im zweiten Kapitel werden gemeinsame Empfehlungen entwickelt, die die Arbeit aller vorgenannten Organisationen in den kommenden Jahren leiten sollen. Im dritten Kapitel schließlich werden Maßnahmen vorgeschlagen, die einzeln und in ihrer Summe dazu geeignet sind, die entwickelten Empfehlungen zu erreichen. 5 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 Kapitel 1: Deutsch als Fremdsprache in den USA – eine Bestandsaufnahme Die Situation von Deutsch als Fremdsprache in den USA lässt sich nicht isoliert betrachten. Zunächst soll untersucht werden, welche Haltung in den USA grundsätzlich zum Fremdsprachenerwerb eingenommen wird und welche Fremdsprachen in welchen Institutionen gelehrt und gelernt werden. Erst dann ist die Frage zu stellen, welchen Stellenwert die deutsche Sprache und Kultur in den USA gegenwärtig haben. Wer spricht oder lernt in den USA Deutsch aus welchen Gründen und in welchem Zusammenhang? Was sind die Motive dafür, sich für Deutsch als Fremdsprache zu entscheiden? Diesen Fragen soll im zweiten Abschnitt dieses Kapitels nachgegangen werden. 1.1. Fremdsprachen in den USA allgemein 1.1.1. Fremdsprachen haben in den USA einen schweren Stand In den USA als klassischem Einwandererland sind andere, nicht englische Muttersprachen sehr verbreitet. Zum Prozess der Integration gehört aber von jeher das Erlernen der englischen Mehrheitssprache. Das Erlernen von Fremdsprachen hingegen ist alles andere als ein Massenphänomen. Nur ein geringer Teil der US-Bevölkerung lernt eine Fremdsprache. Im Jahr 2006 waren es insgesamt etwas über 10 Millionen Menschen, die im Rahmen ihrer schulischen bzw. akademischen Ausbildung mindestens eine Fremdsprache erlernten – d.h. kaum mehr als 3 % der Gesamtbevölkerung. In Kindergarten und Schule (K-12) waren es im Jahr 2005/2006 4,7 Millionen (30 % aller Schüler), 2 während an Hochschulen (Community Colleges, Universitäten) im Jahr 2006 knapp 1,52 Millionen Studenten 3 (8,6 % aller Studenten) eine Fremdsprache erlernten. Insgesamt verzeichnet der US-Fremdsprachenlehrerverband American Council on the Teaching of Foreign Languages (ACTFL) im Bereich Schule und Kindergarten seit 1960 allerdings ein kontinuierlich steigendes Interesse am Erlernen von Fremdsprachen. Waren es 1960 nur 19,5 % aller Schüler, die eine Fremdsprache in Kindergarten oder Schule erlernten, stieg der Anteil der Fremdsprachenlerner bis zum Jahr 2000 in Wellen kontinuierlich auf 42,5 % aller Schüler. Acht Jahre später lag dieser Anteil allerdings wieder bei deutlich bescheideneren 31,6 %. 4 2 American Council on the Teaching of Foreign Languages (ACTFL), Foreign Language Enrollments in K12 Public Schools 2010, S. 9. 3 The Modern Language Association of America (MLA), Enrollments in Languages Other Than English in United States Institutions of Higher Education, Fall 2006, Tabelle 1a, S. 13. 4 Aufgrund einer Änderung der Methodologie, die ACTFL bei der Datenerhebung seit 2008 anwendet, ergeben sich für die Jahre 2005 (rückwirkend) und 2008 deutlich niedrigere Zahlen: Für 2005 wurden 8.638.990 Fremdspracheneinschreibungen bei insgesamt 47.983.788 Schuleinschreibungen (18,1 %) registriert. Im Jahr 2008 gab es 8.907.201 Fremdsprachenschüler bei 48.112.069 Schülern insgesamt (18,5 %), vgl. American Council on the Teaching of Foreign Languages (ACTFL), Foreign Language 6 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 Tabelle 1-A: Fremdsprachenschüler im Bereich K-12 in den USA (ACTFL), 1960-2008 5 Jahr 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1968 1970 1974 1976 1978 1982 1985 1990 1994 2000 2005 2008 Zahl der Fremdsprachenschüler 1.867.358 2.192.207 2.391.206 2.781.737 2.898.665 3.067.613 3.518.413 3.514.053 3.127.336 3.023.498 3.048.331 2.740.198 3.852.030 4.093.002 4.813.031 5.720.661 4.767.249 5.373.513 Gesamt-Schülerzahl 8.649.495 9.246.925 9.891.185 10.750.081 11.075.343 11.611.197 12.721.352 13.301.883 13.648.906 13.952.058 13.941.369 12.879.254 12.466.506 11.099.648 11.847.469 13.457.780 15.853.504 17.003.841 Anteil Fremdsprachenschüler an Gesamtschüleranzahl in % 19,5 23,7 24,2 25,9 26,2 26,4 27,7 26,4 22,9 21,7 21,9 21,3 30,9 36,9 40,6 42,5 30,1 31,6 Anders sieht die Lage im Hochschulbereich aus. Die Modern Language Association (MLA) erfasst die Zahl der Fremdsprachenstudenten an US-Hochschulen seit 1960 und stellte fest, dass sich immer weniger Studenten in Fremdsprachenkurse einschrieben. Waren es 1960 noch 16,1 % aller Studenten, sank der Anteil der Fremdsprachenstudenten im Jahr 2006 auf 8,6 % der Studenten. Enrollments in K-12 Public Schools 2010, Table 1 “Total National Foreign Language Enrollment by Year”, S. 9. Um die Vergleichbarkeit zu den vorherigen Zahlen zu erhalten, werden hier die Zahlen zugrunde gelegt, die nach der ursprünglichen Umfragemethodologie ermittelt wurden. 5 Draper/Hicks, Foreign Language Enrollments in Public Secondary Schools, Fall 2000 und American Council on the Teaching of Foreign Languages (ACTFL), Foreign Language Enrollments in K-12 Public Schools 2010, Table 22, 23 – Public Secondary Students Enrolling in Foreign Language Courses in 2004-2005 and 2007-2008, S.36, 37. 7 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 Tabelle 1-B: Fremdsprachenstudenten an Hochschulen in den USA insgesamt (MLA) Jahr 1960 1965 1968 1970 1972 1977 1980 1983 1986 1990 1995 1998 2002 2006 Zahl der Fremdsprachenstudenten Gesamt-Studentenzahl 608.749 975.777 1.073.097 1.067.217 963.930 883.222 877.691 922.439 960.588 1.138.880 1.096.603 1.151.283 1.347.036 1.522.770 3.789.000 5.920.864 7.513.091 8.580.887 9.214.820 11.285.787 12.096.895 12.464.661 12.503.511 13.818.637 14.261.781 14.506.967 16.611.711 17.648.000 6 Anteil Fremdsprachenstudenten an Gesamtstudentenzahl in % 16,1 16,5 14,3 12,4 10,5 7,8 7,3 7,4 7,7 8,2 7,7 7,9 8,1 8,6 Sucht man nach den Gründen für dieses vergleichsweise geringe Interesse der amerikanischen Bevölkerung am Erlernen einer oder mehrerer Fremdsprachen, so trifft man auf eine ganze Reihe von Erklärungen. Die augenfälligste und einfachste Erklärung wurzelt in der Geographie und der Bedeutung der Mehrheitssprache des Landes: Mit Kanada als überwiegend englischsprachigem nördlichen Nachbarn erschließt sich dem durchschnittlichen Bürger der Weltmacht, deren Sprache die Welt versteht und spricht, nicht der Sinn und die Notwendigkeit, eine Fremdsprache zu lernen. Einer großen Mehrheit scheinen Fremdsprachenkenntnisse für das eigene wirtschaftliche, intellektuelle oder gesellschaftliche Fortkommen schlicht nicht relevant. Vor diesem Hintergrund fehlen in den USA auch politisches Bewusstsein und politischer Wille, der Vermittlung von Fremdsprachen einen besonderen Stellenwert zuzuweisen und sie als verpflichtend in den Lehrplänen des Schul- und Universitätswesens zu verankern. 7 Sicherheitspolitische Erwägungen, die zeitweise zu einer verstärkten Aufmerksamkeit für Fremdsprachen führen, ändern hieran im Grundsatz nichts. Mit Auslaufen der finanziellen Förderungen von Fremdsprachenunterricht im Rahmen des National Defense Education Act (NDEA) von 1958 ist seit den 1970er Jahren das Interesse an der Vermittlung von Fremdsprachen im Schul- und Hochschulbereich kontinuierlich zurückgegangen. Das 2001 verabschiedete Schulreformgesetz der BushAdministration „No Child Left Behind“ (NCLB), das den Kenntnisstand in den Fächern Rechnen, Lesen und Schreiben landesweit auf ein Mindestniveau heben sollte, 8 wies 6 Zum Vorstehenden vgl. Modern Language Association, Enrollments in Languages Other Than English in United States Institutions of Higher Education, Fall 2006, S. 13. 7 Der National Council of State Supervisors for Languages (NCSSFL) hat 2010 eine Umfrage unter den State Departments of Education publiziert und u.a. auch die Frage gestellt, ob Fremdsprachenunterricht Voraussetzung für Schulabschlüsse sei. Nur 10 von 50 Bundesstaaten (Delaware, Michigan, New Jersey, New York, North Carolina, South Carolina, Texas, Utah,Tennessee und Wyoming) beantworteten diese Frage positiv. 8 Nähere Informationen auf der Internetseite des U.S. Department of Education. 8 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 Fremdsprachenkenntnissen keine Priorität zu. Gemäß der Zielsetzung des Gesetzgebers wurde die Unterrichtszeit für Rechnen, Lesen und Schreiben verlängert, während diejenige für Fremdsprachen verringert wurde. 9 In Zeiten knapper Kassen werden Haushaltsmittel häufig für andere Bereiche als Fremdsprachen verwendet, was in vielen Schuldistrikten zur Schließung von Fremdsprachenprogrammen geführt hat. Die Regierung Obama hat zwar die Reform von NCLB zu einer ihrer prioritären politischen Vorhaben erklärt, dass sich dies auch in Form einer Stärkung des Fremdsprachenunterrichts äußern wird, ist allerdings nicht zu erwarten. Auch die seit 2006 greifenden Förderungsmaßnahmen der National Security Language Initiative sind in erster Linie wirtschaftsstrategisch und sicherheitspolitisch motiviert. Von der Förderinitiative profitieren vor allem Programme für asiatische Sprachen oder auch für Arabisch. 10 Deutsch wird von dieser Initiative nicht erfasst. Kaum Anreize für das Erlernen einer Fremdsprache finden sich zudem in den Aufnahmebedingungen für US-Colleges und Universitäten, die vielfach lediglich den Nachweis über das Ableisten eines zweijährigen Fremdsprachenunterrichts in der High School als Voraussetzung für den Hochschulzugang vorsehen. Dies hat bisweilen negative Auswirkungen auf das Niveau des Spracherwerbs, da damit ein wichtiger Motivationsfaktor für das sorgfältige Erlernen einer Fremdsprache wegfällt. 1.1.2. Fremdsprachen werden in den USA überwiegend in der Schule gelernt Sucht man nach den Institutionen, in denen in den USA Fremdsprachen angeboten und erlernt werden, so ist der Befund eindeutig: Der Hauptteil der Fremdsprachenvermittlung findet im Bereich der klassischen Bildungsinstitutionen Schule und Hochschule statt. Die Schulen sind dabei die Institutionen, an denen bei weitem die meisten Fremdsprachenschüler lernen. Je nach statistischer Berechnungsmethode lernen 8,9 Millionen bzw. 5,4 Millionen Kinder und Jugendliche vom Kindergarten bis zur High School mindestens eine Fremdsprache, 11 gut 1,5 Millionen Studenten setzen dies an Community Colleges und Universitäten fort. 12 Hinzu kommen die mangels verlässlichen Datenmaterials nicht quantifizierbaren und damit in der weiteren Betrachtung unberücksichtigt bleibenden Teilnehmer von kommerziell angebotenen Sprachkursen. Betrachtet man die absoluten Zahlen, lässt sich feststellen, dass seit 1960 das Interesse am Erlernen von Fremdsprachen sowohl im Schul- als auch im Hochschulbereich im Langzeittrend in Wellenbewegungen gestiegen ist. 9 Vgl. Rhodes/Pufahl, Foreign Language teaching in U.S. Schools. Results of a National Survey, Washington, DC, 2010, S. 75ff. 10 Vgl. U.S. Departments of Education, of State, of Defense and Office of the director of national intelligence, Enhancing Foreign Language Proficiency In the United States - Preliminary Results of The National Security Language Initiative. 11 American Council on the Teaching of Foreign Languages (ACTFL), Foreign Language Enrollments in K12 Public Schools 2010, S. 9 bzw. S. 36, 37. 12 Furman/Goldberg/Lusin, Enrollments in Languages Other Than English in United States Institutions of Higher Education, Fall 2006, MLA-Studie, Web publication, 13 November 2007, Fig. 1 (22.3.2010). 9 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 Tabelle 2: Fremdsprachenschüler an Schulen und Hochschulen in den USA in absoluten Zahlen 13 Jahr 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1968 1970 1974 1976 1978 1982 1985 1990 1994 2000 2005 2008 Zahl der Fremdsprachenlerner an Schulen 1.687.358 2.192.207 2.391.206 2.781.737 2.898.665 3.067.613 3.518.413 3.514.053 3.127.336 3.023.498 3.048.331 2.740.198 3.852.030 4.093.002 4.813.031 5.720.661 4.767.249 5.373.513 Jahr 1960 1965 1968 1970 1972 1977 1980 1983 1986 1990 1995 1998 2002 2006 Zahl der Fremdsprachenlerner an Hochschulen 608.749 975.777 1.073.097 1.067.217 963.930 883.222 877.691 922.439 960.588 1.138.880 1.096.603 1.151.283 1.347.036 1.522.770 1.1.3. Spanisch ist erste Fremdsprache in den USA - Chinesisch und Koreanisch erfreuen sich steigender Beliebtheit Bei der Frage, welche Fremdsprachen von diesem im Langzeittrend jedenfalls im Schulbereich steigenden Interesse an Fremdsprachen am meisten profitiert haben, ergibt sich ein eindeutiger Befund. Angesichts des mittlerweile hohen Anteils der hispanischen Bevölkerung und damit des über die Jahre immer intensiver gewordenen Kontakts mit Spanisch im Alltag, ist Spanisch in Schule und Hochschule die Fremdsprache, die am häufigsten erlernt wird. Das Angebot von Spanischunterricht ist entsprechend der Nachfrage daher über die Jahre gestiegen bzw. auf hohem Niveau geblieben. Französisch ist die am zweithäufigsten gewählte Fremdsprache. Deutsch liegt – und das seit sechzig Jahren – konstant auf dem dritten Platz. 14 Besonders erfreulich ist, dass im Bereich Schule (K-12) das Interesse an Deutsch in der letzten erfassten Periode (2007-2008) im Vergleich zur Vorperiode (2004-2005) um 8,21 % gestiegen ist. Im gleichen Zeitraum ist aufgrund steigender Nachfrage das Angebot für Chinesisch mit kräftiger Unterstützung der chinesischen Regierung in allen Schultypen und im Hochschulbereich ausgebaut worden, während Französisch- und Deutsch-Programme zurückgefahren wurden. 13 Siehe oben Fn. 4, 5. 14 Bei genauerem Hinsehen ergibt sich eine Differenzierung: Während Chinesisch in der Primarschule am dritthäufigsten als Fremdsprache gewählt wird und Deutsch auf den vierten Platz verdrängt hat, konnte sich Deutsch im Bereich Sekundarschule und Hochschule auf der Bronzeposition halten. 10 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 Tabelle3-A: Fremdsprachenschüler im Bereich K-12 in den USA (ACTFL), 2004-2005 nach Sprachen 15 Anteil aller Sprache Schüler Fremdsprachenschüler 6.295.512 72,87 % Spanisch 1.296.249 15,00 % Französisch 365.040 4,23 % Deutsch 225.372 2,61 % Latein 61.981 0,72 % Japanisch 20.292 0,23 % Chinesisch 12.082 0,14 % Russisch 362.462 4,20 % Andere 8.638.990 Insgesamt Tabelle3-B: Fremdsprachenschüler im Bereich K-12 in den USA (ACTFL), 2007-2008 nach Sprachen 16 Veränderung Anteil aller Sprache Schüler zu 2004-2005 in Fremdsprachenschüler % 6.418.331 72,06 % 1,95 % Spanisch 1.254.243 14,08 % - 3,24 % Französisch 395.019 4,43 % 8,21 % Deutsch 205.158 2,30 % - 8,97 % Latein 72.845 0,82 % 17,53 % Japanisch 59.860 0,67 % 194,99 % Chinesisch 12.389 0,14 % 2,54 % Russisch 489.356 5,49 % 35,01 % Andere 8.907.201 Insgesamt Tabelle 4: Die 10 am meisten gelernten Fremdsprachen in den USA auf Hochschulebene (Colleges, Universitäten) im Jahr 2006 17 - ohne Latein, Altgriechisch, Hebräisch, Zeichensprachen Fremdsprache Zahl der Lerner (2006) Veränderung im Vergleich zu 2002 in % Spanisch 822.985 +10,3 Französisch 206.426 +2,2 Deutsch 94.264 +3,5 Italienisch 78.829 +22,6 Japanisch 66.605 +27,5 Chinesisch 51.582 +51,0 Russisch 24.845 +3,9 Arabisch 23.974 +126,5 Portugiesisch 10.267 +22,4 Koreanisch 7.145 +37,1 15 American Council on the Teaching of Foreign Languages (ACTFL), Foreign Language Enrollments in K12 Public Schools 2010, S. 9. 16 ebd. 17 Furman/Goldberg/Lusin, Enrollments in Languages Other Than English in United States Institutions of Higher Education, Fall 2006, MLA-Studie, Web publication, 13 November 2007, Table 1a, S. 13. 11 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 Der hohe Anteil der Spanischlerner muss dabei allerdings auch vor dem Hintergrund gesehen werden, dass in einigen Bundesstaaten der Anteil hispanischstämmiger Kinder an der Schülerschaft (K-12) besonders hoch ist18 und daher die Vermutung naheliegt, dass ein nicht unerheblicher Teil der Schüler Spanisch nicht als wirkliche Fremdsprache, sondern aus anderen Gründen belegt. Fragt man nach der geographischen Verteilung von Fremdsprachenlernen in den USA so ergibt sich ein uneinheitliches Bild, je nachdem, welches Kriterium zugrunde gelegt wird. Betrachtet man die Ebene College und Universität, so sind es die Regionen Northeast, Midwest, South Atlantic und Pacific Coast, die die meisten Fremdsprachenlerner zählen. Schaut man auf die Verteilung unter dem Blickwinkel der Kursdauer, ergibt sich ein anderes Bild. Während bei Zweijahres-Kursen die Region Pacific Coast mit 36,8 % aller Einschreibungen vorn liegt (gefolgt von South Atlantic mit 16,1 %, Midwest mit 15,5 %, Northeast mit 14,1 % sowie South Central und Rocky Mountains mit 8,7 %), ist es bei Vierjahres-Kursen mit 25 % aller Einschreibungen die Region Northeast (Midwest mit 23,5 % und South Atlantic mit 22,9 %). 19 Fazit: Die USA sind ein Land von Einwanderern und Fremdsprachensprechern, deswegen aber noch kein Land von Fremdsprachenlernern. Einer großen Mehrheit der Bevölkerung erscheinen Fremdsprachenkenntnisse für das eigene wirtschaftliche, intellektuelle oder gesellschaftliche Fortkommen schlicht nicht relevant. Dementsprechend gering ist auch die politische Motivation, hieran etwas zu verändern. Nie genoss – und in Zeiten knapper Kassen erst recht nicht - die Vermittlung von Fremdsprachen eine hohe politische Priorität. Vor allem die Schule (Primar- und Sekundarstufe) ist der Ort, an dem zahlenmäßig die meisten Menschen in den USA eine Fremdsprache erlernen, dies jedoch nicht selten auf niedrigem Niveau. Regional gesehen sind es die Regionen Northeast, Midwest, South Atlantic und Pacific Coast, die die meisten Fremdsprachenlerner zählen. Hauptfremdsprache ist Spanisch, gefolgt von Französisch und Deutsch/ Chinesisch. 18 New Mexico 53 %; Kalifonien 48 %, Texas 44 %; Arizona 42 %; Nevada 35 %; Colorado 27 %; Florida 23 %; Illinois 20 %; New York 20 % 19 Modern Language Association, Enrollments in Languages Other Than English in United States Institutions of Higher Education, Fall 2006, S. 5. 12 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 1.2. Deutsch in den USA 1.2.1. Deutschsprecher in den USA Im Jahr 2000 waren 82 % der US-Bürger im Alter von über fünf Jahren EnglischMuttersprachler. 18 % der Gesamtbevölkerung oder 47 Millionen Menschen nutzten dagegen im Alltag eine andere Sprache als Englisch. Spanisch lag dabei mit knapp 10 % an erster Stelle, gefolgt von Chinesisch (0,8 %), Französisch (0,6 %) und Deutsch (0,5 %). 20 Deutsche Kultur und deutsche Sprache haben in den USA eine lange Tradition, bereits 1608 kamen die ersten deutschen Einwanderer in der „Neuen Welt“ an. So wurde auch die Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776 in deutscher Übersetzung herausgegeben, da viele Menschen Englisch nicht verstanden. Seither hat sich das Bild vollständig verändert, auch wenn im Jahr 2000 immerhin 42,8 Millionen Amerikaner (also 15,2 % der Gesamtbevölkerung; Volkszählungsstatistiken 2000), und im Jahr 2007 insgesamt 50,75 Millionen Amerikaner (16,82 % der Gesamtbevölkerung) 21 angaben, deutsche Wurzeln zu haben. Auf die Verbreitung der deutschen Sprache im Alltag hat dies allerdings keine nennenswerten Auswirkungen. Im Jahr 2007 nutzten nur knapp 1,1 Millionen Amerikaner Deutsch als Sprache im Alltag. 22 Damit bilden Deutschstämmige zwar die größte ethnische Gruppe in den USA, aber nur 0,4 % aller Menschen über 5 Jahren in dieser Gruppe nutzen Deutsch auch als Alltagssprache. Tabelle 5: In US-Haushalten im privaten Kontext gesprochene Sprachen im Jahr 2007 Sprache Englisch Spanisch Chinesisch Tagalog Französisch Vietnamesisch Deutsch Koreanisch Russisch Italienisch Arabisch Polnisch Zahl der Sprecher in Mio. Sprechern über 5 Jahren 225,51 34,55 2,46 1,48 1,35 1,20 1,11 1,06 0,85 0,79 0,77 0,63 23 Anteil an Gesamtbevölkerung über 5 Jahren in % 24 80,27 12,30 0,88 0,53 0,48 0,43 0,40 0,38 0,30 0,28 0,27 0,22 20 U.S. Census Bureau, Language use and English-speaking ability: 2000. 21 Quelle:. U.S. Census Bureau, 2007 American Community Survey, People Reporting Ancestry. 22 Quelle: U.S. Census Bureau, 2007 American Community Survey, Language Spoken at Home. 23 Quelle: U.S. Census Bureau, 2007 American Community Survey, Language Spoken at Home. 24 Auf der Grundlage von 280,95 Mio. Menschen über 5 Jahren. 13 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 Betrachtet man die geographische Verteilung der Deutschsprecher in den USA, so überrascht es nicht, dass gerade in den Gebieten, in denen historische Siedlungsgebiete deutscher Einwanderer liegen, auch heute noch die meisten Menschen leben, die Deutsch im Alltag nutzen - in ihrem familiären Umfeld, am Arbeitsplatz und in der Freizeit. Proportional wohnen die meisten Deutschsprecher in den Bundesstaaten Montana, Wisconsin, North Dakota und South Dakota. Dort nutzen 0,8 % der Gesamtbevölkerung die deutsche Sprache, gefolgt von Minnesota, Indiana, Colorado und Washington, in denen der Prozentsatz zwischen 0,7 und 0,8 liegt. In Florida, wo inzwischen sehr viele Deutschsprechende leben, liegt der Anteil von Deutschsprechern zwischen 0,5 % und 0,6 %. Auf die wenigsten Deutschsprecher treffen wir im Süden des Landes, in den Bundesstaaten Arkansas, Louisiana, Mississippi, Tennessee, Alabama und North Carolina. Die dort ansässigen Deutschsprachler nutzen ihre Muttersprache im privaten Bereich nur zu einem verschwindend geringen Teil. Abb.1: Geographische Verteilung der Deutsch-Sprecher in den USA 25 25 Quelle: U.S. English Foundation Research. 14 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 Hierfür können eine Reihe von Gründen identifiziert werden. Die Nachkommen der frühen Einwanderungsgenerationen sind über die Jahrhunderte längst zu einem integralen Bestandteil der amerikanischen Gesellschaft geworden. Besonders nordeuropäische Einwanderer assimilierten sich rasch. Dies stärkte zwar die Integration, nicht aber die Pflege der Herkunftssprache. Die Weltkriege, besonders der Erste Weltkrieg, brachten eine zusätzliche Zäsur, als „die Sprache des Feindes“ im öffentlichen und privaten Bereich stark zurückgedrängt wurde und sich Amerikaner deutscher Abstammung nur noch ungern als solche zu erkennen gaben. 26 Kurzzeitig war sogar das Lehren und Sprechen von Deutsch gerichtlich verboten. Die damaligen Verhältnisse legten es nahe, als Amerikaner deutscher Abstammung oder Zunge möglichst unsichtbar zu sein. Hiervon hat sich die deutsche Sprache in den USA nie mehr erholt. Fazit: Obwohl Amerikaner deutscher Abstammung die größte ethnische Gruppe in den USA bilden, ist die Zahl der Personen, die Deutsch im Alltag nutzen, verschwindend gering. Historische Ereignisse wie die beiden Weltkriege haben zur Schwächung der Stellung der deutschen Sprache beigetragen. Auch heute sind in den historischen Siedlungsgebieten deutscher Einwanderer die meisten Deutschsprecher zu finden. 1.2.2. Deutsch als Fremdsprache in den USA Von seiner Bedeutung her ist Deutsch als Fremdsprache in den USA im Bereich Schule (K-12) im Langzeittrend (1960 bis 2008) innerhalb einer bestimmten Bandbreite relativ stabil geblieben, während es im Hochschulbereich im Langzeittrend (1960 bis 2006) an Bedeutung verloren hat. Während 1960 noch leicht über 146.000 Einschreibungen in Deutschkurse auf Community College- und Universitätsebene verzeichnet wurden, waren es 2006 nur noch 94.264 - ein Rückgang um 35,5 %. Im Zeitraum von 1995 bis 2006 pendelte sich die Zahl der Einschreibungen für Deutschkurse relativ konstant auf dem Niveau von 90.000 ein. Der Anteil der Deutschlerner an allen Fremdsprachenlernern ist in diesem Zeitraum allerdings kontinuierlich gesunken: von einem knappen Viertel 1960 (24 %) auf 6 % im Jahr 2006. Betrachtet man die Periode 2002 bis 2006, zeigt sich allerdings eine leichte Steigerung um 3,5 %. Dennoch muss festgestellt werden: Deutsch hat in den vergangenen 50 Jahren unter allen Sprachschülern auf Hochschulebene an Popularität verloren (vgl. Tabelle 6). 26 Während Anfang des 20. Jahrhunderts die Deutsche Sprache noch weit verbreitet war und 6 % der Grundschüler ausschließlich auf Deutsch unterrichtet wurden, führte der Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg zur weitgehenden Einstellung des Deutschunterrichts und deutschsprachiger Gottesdienste, vgl. Hawgood, John (1970, 1940), The Tragedy of German-America, New York: Arno Press. 15 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 Tabelle 6: Einschreibungen in Deutschkursen auf College- und Universitätsebene in den USA zwischen 1960 und 2006 27 Jahr Einschrbg. Hochschule insgs. Fremdsprachenschüler insgs. Deutsch % 1960 1968 1980 1986 1990 1995 1998 2002 2006 3.789.000 7.513.091 12.096.895 12.503.511 13.818.637 14.261.781 14.506.967 16.611.711 17.648.000 608.749 1.073.097 877.691 960.588 1.138.880 1.096.603 1.151.283 1.347.036 1.522.770 Französisch % 16,1 14,3 7,3 7,7 8,2 7,7 7,9 8,1 8,6 146.116 216.263 126.910 121.022 133.348 96.263 89.020 91.100 94.264 24,0 19,2 13,7 12,1 11,3 8,5 7,5 6,5 6,0 Spanisch % 228.813 388.096 248.361 275.328 272.472 205.351 199.064 201.979 206.426 37,6 34,4 26,9 27,4 23,0 18,0 16,7 14,5 13,1 % 178.689 364.870 379.379 411.293 533.944 606.286 656.590 746.267 823.035 29,3 34,4 41,0 41,0 45,1 53,2 55,0 53,4 52,2 Bei der Anzahl der Abschlüsse in den Fächern Deutsch und Deutsche Literatur hat sich dieser Rückgang des Interesses tendenziell ebenfalls niedergeschlagen 28 . Seit 1987 liegt diese mit Ausschlägen nach oben und unten bei 1.200 Abschlüssen pro Jahr. Der Trend ist jedoch rückläufig. Zahl der Deutschabschlüsse an US-Universitäten nach Abschlußniveau 1949 - 2008 Quelle: Depatment of Education 3000 2500 Bachelor' Master 2000 Doctor 1500 1000 500 0 1949- 1967- 1970- 1972- 1974- 1976- 1978- 1980- 1982- 1984- 1986- 1988- 1990- 1992- 1994- 1996- 1998- 2000- 2002- 2004- 200650 68 71 73 75 77 79 81 83 85 87 89 91 93 95 97 99 01 03 05 07 27 Modern Language Association, Enrollments in Languages Other Than English in United States Institutions of Higher Education, Fall 2006, Tabelle 2, S. 9, Tabelle 3a S. 10, Tabelle 5, S. 19 und Tabelle 6, S. 20. 28 Vgl. US Department of Education, Institute of Education Sciences, Degrees in French, German, Italian, and Spanish conferred by degree-granting institutions, by level of degree: Selected years, 1949-50 through 2007-08 16 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 Der Rückgang des Interesses am Erlernen von Deutsch als Fremdsprache an Hochschulen spiegelt sich auch wieder in der Anzahl der angebotenen DeutschProgramme. Nicht wenige Universitäten reagierten auf die sinkende Nachfrage durch Schließung von Deutschprogrammen, vornehmlich aus Kostengründen. Anzahl der Colleges mit Deutsch‐Programmen (1997‐2011) Quelle: MLA 1540 1520 1500 1480 1460 1440 1420 1400 1380 1360 1340 1997‐98 1998‐99 1999‐00 2000‐01 2001‐02 2002‐03 2003‐04 2004‐05 2005‐06 2006‐07 2007‐08 2008‐09 2009‐10 2010‐11 Dieser Trend ist auch bei Französisch zu beobachten, wo es im gleichen Zeitraum (19602006) einen Rückgang von 37,6 % auf 13,1 % gab. Bei den anderen wichtigen Fremdsprachen ist im gleichen Zeitraum der umgekehrte Trend feststellbar. Bei Spanisch stieg der Anteil von knapp einem Drittel aller Fremdsprachenstudenten (29,3 %) im Jahr 1960 bis zum Jahr 2006 auf über 50 %. Insbesondere bei nicht-europäischen Sprachen gab es zum Teil enorme Zuwächse – freilich auf der Basis sehr niedriger Ausgangswerte. So legten in der Zeit zwischen 2002 und 2006 Einschreibungen für Arabischkurse um 126,5 %, für Chinesisch um 51 % und für Japanisch um 27,5 % zu.29 Anders sieht es im Schulbereich (K-12) aus. Hier lässt sich seit 1960 ein kontinuierliches Ansteigen der Deutschlernerzahlen von knapp 151.000 Schülern im Jahr 1960 bis 395.000 im Jahr 2008 feststellen. Auch der Anteil der Deutschlerner an der Zahl aller Fremdsprachenlerner an US-Schulen ist in diesem Zeitraum gestiegen: von 1,7 % im Jahr 1960 auf 4,4 % im Jahr 2008. Für den Schulbereich kann daher festgestellt werden: Deutsch hat in den vergangenen 50 Jahren unter allen Sprachschülern an US- Schulen an Popularität gewonnen (vgl. Tabelle 7). 29 Zum Vorstehenden vgl. Modern Language Association, Enrollments in Languages Other Than English in United States Institutions of Higher Education, Fall 2006, S. 14. 17 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 Tabelle 7 A: Deutsch im Vergleich zu anderen Fremdsprachen im Bereich K-12 in den USA (ACTFL), 1960-2000 30 Jahr 1960 1968 1970 1974 1978 1982 1985 1990 1994 2000 Einschrbg. FremdsprachenSchule insgs. schüler insgs. % 8.649.495 12.721.352 13.301.883 13.648.906 13.941.369 12.879.254 12.466.506 11.099.648 11.847.469 13.457.780 1.687.358 3.518.413 3.514.053 3.127.336 3.048.331 2.740.198 3.852.030 4.093.002 4.813.031 5.720.661 19,5 27,7 26,4 22,9 21,9 21,3 30,9 36,9 40,6 42,5 Deutsch Französisch % 150.764 423.196 410.535 392.983 330.637 266.901 312.162 295.398 325.964 283.301 1,7 3,3 3,1 2,0 2,4 2,1 2,5 2,7 2,8 2,1 Spanisch % 744.404 1.328.100 1.230.686 977.858 855.998 857.984 1.133.725 1.089.355 1.105.857 1.075.421 8,6 10,5 9,3 7,2 6,1 6,7 9,1 9,8 9,3 8,0 % 933.409 1.698.034 1.810.775 1.678.057 1.631.375 1.562.789 2.334.404 2.611.367 3.219.775 4.057.608 10,8 13,3 13,6 12,3 11.7 12,1 18,7 23,5 27,2 30,2 Seit 2007 erhebt ACTFL die für die Erstellung ihrer Statistiken erforderlichen Daten aufgrund einer anderen Methodik. Daher sind die Daten, die bis zum Jahr 2000 erhoben wurden, nicht mehr mit Daten ab 2005 vergleichbar. 31 Tabelle 7 B: Deutsch im Vergleich zu anderen Fremdsprachen im Bereich K-12 in den USA (ACTFL), 2005-2008 32 Jahr 2005 2008 Einschrbg. FremdsprachenSchule insgs. schüler insgs. % 47.983.788 48.112.069 8.638.990 8.907.201 18,0 18,5 Deutsch Französisch % 365.040 395.019 4,2 4,4 Spanisch % 1.296.249 1.254.243 15,0 14,1 % 6.295.512 6.418.331 72,9 72,1 Auch bei den Schulen wurden trotz der insgesamt steigenden Nachfrage nach Deutsch als Fremdsprache in den vergangenen Jahren zahlreiche Deutschprogramme geschlossen. Das Center for Applied Linguistics (CAL) ermittelte, dass 1987 28 % aller US-Sekundarschulen Deutschunterricht anboten, 1997 nur noch 24 % und 2008 noch 14 %. 33 Allein im Zeitraum 2000 bis 2005 sank die Anzahl der Deutsch-Programme um fast 22 %. Auch im Grundschulbereich sank die Zahl der Deutschangebote von 5 % aller Grundschulen im Jahr 1997 auf 2 % im Jahr 2008; das entspricht einem Schwund von 30 Draper/Hicks, Foreign Language Enrollments in Public Secondary Schools, Fall 2000 31 American Council on the Teaching of Foreign Languages (ACTFL), Foreign Language Enrollments in K12 Public Schools 2010, S. 8 32 American Council on the Teaching of Foreign Languages (ACTFL), Foreign Language Enrollments in K12 Public Schools 2010, S. 9 und 17 33 Rhodes/Pufahl: Foreign Language teaching in US Schools. Results of a National Survey, Washington, DC 2010, Tabelle 4. 18 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 60 % innerhalb von nur 11 Jahren. 34 Dort, wo Deutschprogramme angeboten werden, ist die Nachfrage in den Klassenstufen 7 bis 12 am größten. 35 Die Goethe-Institute in den USA bieten Deutschkurse an ihren Standorten in Boston, Chicago, San Francisco und Washington/DC an sowie in Kooperation mit Partnern außerdem in Atlanta und New York. Insgesamt lernen an den Goethe-Instituten in den USA jährlich ca. 3.000 Amerikaner Deutsch, weitere 2.500 besuchen Kurse an den Goethe-Instituten in Deutschland. Die US-Amerikaner bilden damit seit über zehn Jahren die größte Kundengruppe für die Deutsch-Kurse der Goethe-Institute in Deutschland. Im Rahmen der sog. PASCH-Initiative konnten an Schulen FIT-1 und FIT-2 Prüfungen des Goethe-Instituts angeboten werden, die auf großes Interesse stießen. Allerdings ist die Anzahl der Prüfungen relativ gering, da die GI solche Prüfungen nur kostendeckend anbieten können. Im Bereich der Deutschen Sprachschulen (Teilzeitschulen) werden etwa 6.000 Sprachschüler beschult. Von Nachteil ist, dass Deutschkurse in Sprachschulen und die hier abgelegten Deutschprüfungen (u.a. das Deutsche Sprachdiplom der Kultusministerkonferenz der Länder) oft nicht für das Credit-System der High Schools anerkannt werden. Bemühungen, hier eine Änderung herbeizuführen, tragen inzwischen erste Früchte. New Jersey erkennt die Deutschprüfungen der Sprach-Teilzeitschulen mittlerweile an; Georgia ist dabei, dies ebenfalls zu ermöglichen. 36 Die SprachTeilzeitschulen sind Exzellenzschulen mit Bestergebnissen. Mit kontinuierlichem Unterricht von meist Pre-K–8/12 sind es ihre Schüler, die (seit 1982/1983) die meisten DSD-I und II-Prüfungen ablegen. Bei der Qualität des tatsächlichen Spracherwerbs lassen sich je nach Lernort und Interesse der Schüler zum Teil erhebliche Unterschiede feststellen, die vor allem der Dauer des Deutschlernens geschuldet sind. In den Immersionsschulen für Deutsch als Fremdsprache, in denen insgesamt etwa 3.000 Schüler beschult werden, erreichen die Schüler regelmäßig eine sehr hohe Sprachfertigkeit. Dies liegt daran, dass an Schulen dieses Typs der Unterricht in mindestens der Hälfte und bis zu 100 % der Fächer (ausgenommen Fremdsprachen) auf Deutsch erteilt wird. Die Erfahrungen mit den bisher 18 Immersionsschulen in den USA sind außerordentlich positiv. Besonders erfolgreich sind diese Schulen dort, wo sie von privaten oder öffentlichen gemeinnützigen Interessengemeinschaften gegründet und betrieben werden und z. B. als öffentlich finanzierte „Charter Schools“ eine weitgehende pädagogische und curriculare Autonomie genießen. Nach Angaben des USDeutschlehrerverbandes AATG sind die Hälfte der Schüler dieses Schultyps Kinder, die 34 Rhodes/Pufahl: Foreign Language teaching in US Schools. Results of a National Survey, Washington, DC 2010, Tabelle 3. 35 2002 insgesamt 332.980 Deutschlerner in den Jahrgangsstufen 7-12, im Gegensatz zu nur 5.627 Grundschülern im gleichen Jahr Draper/Hicks/American Council on the Teaching of Foreign Languages, Foreign Language Enrollments in Public Secondary Schools, Fall 2000, May 2002, S. 10. 36 In Massachusetts haben die seit zwei Jahren andauernden Bemühungen um eine tragbare Regelung bisher leider geringe Fortschritte gebracht. 19 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 hier das erste Mal mit der deutschen Sprache in Berührung kommen. 37 Dies tut ihren allgemeinen akademischen Leistungen aber keinen Abbruch. Im Gegenteil, Schüler von Immersionsschulen erzielen bei landesweiten Tests in vielen Bereichen Bestergebnisse. 38 Dieser Umstand hat Akzeptanz und Ansehen von Immersionsschulen in der Bevölkerung in den vergangenen Jahren erheblich erhöht. Insbesondere die deutschsprachigen Immersionsschulen gelten an ihren bisherigen Standorten als Exzellenzschulen. Im Bezugssystem des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen (GER) erreichen die immersiv beschulten Schüler der Klassenstufen 7 und 8 problemlos das Niveau B1, das der ersten Stufe des Deutschen Sprachdiploms der Kultusministerkonferenz (DSD I) entspricht. Dass Schüler dieser Einrichtungen in den zukünftig aufzubauenden zwölfjährigen Bildungsgängen das Deutsche Sprachdiplom II (Niveau C1 im GER) erreichen, steht außer Frage. Während die Qualität des Spracherwerbs aufgrund der intensiven Vermittlung der Sprache bei Immersionsschulen mit Schwerpunkt Deutsch naturgemäß sehr hoch ist, ist das Niveau der Sprachbeherrschung an allgemeinen Grund- und Sekundarschulen im Großen und Ganzen deutlich geringer. Dennoch: Hier können nach zwei Jahren „Novice High (A1 plus bis A2)“ und nach vier Jahren „Intermediate Low (B1)“ und für „Advanced Placement“ mit Note 3 das Niveau B1 plus oder B2 nach dem Europäischen Referenzrahmen für Sprachen erreicht werden. Im Hochschulbereich besteht das Problem, dass ein großer Teil der über 94.000 Deutschlerner eben nur dieses sind – Deutschlerner, die im Rahmen einer von der Hochschule gestellten Sprachanforderung („Language Requirement“) ein oder zwei Jahre Sprachunterricht belegen, um die erforderlichen Credits zu erwerben, oft allerdings ohne durchschlagenden Lernerfolg. Die Zahl der Studierenden, die im Haupt- oder Nebenfach das Fach Deutsch wählen und darin auch einen Abschluss machen, ist dagegen sehr gering (ca. 1.200). Trotzdem sprechen sich Sprachpraktiker an den Universitäten dafür aus, das „Language Requirement“ beizubehalten. Nur so sei gewährleistet, dass sich Studenten überhaupt für eine Fremdsprache interessierten und diese dann auch im Haupt- oder Nebenfach belegten; ohne „language requirement“ wäre die Zahl der an Fremdsprachen interessierten Studierenden noch geringer. Auf der Grundlage der verfügbaren Datenbasis, von der davon ausgegangen werden muß, dass sie nicht wirklich alle Deutschlerner in der USA erfasst, kann davon ausgegangen werden, dass landesweit insgesamt etwas über 500.000 Personen jährlich in den Bereichen Schule, Hochschule, Teilzeitschule und GI-Sprachkurse Deutsch lernen. Das entspricht, bezogen auf die Gesamtbevölkerung der USA, einem Anteil von 0,16 %, und, bezogen auf die Gesamtzahl aller Fremdsprachenlerner, von etwa 5 %. 37 Einzelheiten zu Konzeption und Umsetzung bei Wilhelm in: AATG, Infoblatt Kinder lernen Deutsch, Winter 2009-2010, S. 14 f. 38 Vgl. beispielsweise WINSS Successful School Guide - Data Analysis; hierzu ferner Wilhelm in: AATG, Infoblatt Kinder lernen Deutsch, Winter 2009-2010, S. 14 (15). 20 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 Fazit: Deutsch als Fremdsprache erfreut sich an US-Schulen steigender Beliebtheit. Sowohl die absolute Zahl der Einschreibungen an Deutschkursen ist in den letzten 50 Jahren kontinuierlich gestiegen als auch der Anteil der Deutschlerner an der Zahl aller Fremdsprachenlerner. Leider setzte sich dieses steigende Interesse nicht in eine Steigerung der Lernangebote um. Im Gegenteil, in Grund- und Sekundarschulen ist ein zum Teil erheblicher Rückgang an Deutschlernangeboten zu beklagen. Auf Hochschulebene setzt sich das Interesse an Deutsch bedauerlicherweise nicht fort. Sinkende Einschreibungszahlen belegen, dass das Erlernen von Deutsch als Fremdsprache in den vergangenen 50 Jahren dort an Popularität verloren hat. Hier führte die sinkende Nachfrage zur Schließung zahlreicher Deutschprogramme. Dennoch ist die Anzahl der Deutschlerner mit ca. 500.000 Jährlich und einem Anteil von ca. 5 % an der Gesamtzahl der Fremdsprachenlerner in den USA vergleichsweise gering. Bei der Qualität des Spracherwerbs zeigen sich erhebliche Unterschiede. Während Immersionsschulen mit Schwerpunkt Deutsch hinsichtlich der Beherrschung der Sprache die besten Ergebnisse hervorbringen, bleiben die Sprachkenntnisse von Deutschlernern an Grund- und Sekundarschulen aufgrund geringerer Lernintensität nicht selten auf niedrigem Niveau. Dieses Phänomen ist auch auf Hochschulebene festzustellen. Hinzu kommen im Sekundarschulbereich ein später Spracherwerbsbeginn (in der Regel in Klasse 9) sowie häufig ein Fokus auf das Erfüllen von Pflichtauflagen für den Collegeeintritt (zwei Lernjahre). 1.2.3. Gründe für das geringe Interesse an Deutsch als Fremdsprache Die Gründe für die mangelnde Attraktivität von Deutsch als Fremdsprache in den USA sind unterschiedlicher Natur, sie reichen von historischen über bildungspolitische bis hin zu budgetären Gründen und der Immigration. Deutsch wurde, bedingt durch die beiden Weltkriege, in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts aus dem öffentlichen Raum zurückgedrängt und dadurch nachhaltig geschwächt. Innerhalb der Gruppe der deutschstämmigen US-Amerikaner wird Deutsch kaum noch genutzt, eine Erneuerung und Verstärkung der deutschen Sprache durch Immigration findet nicht statt. Eine Verbindung zwischen deutscher Abstammung und der Bereitschaft zum Erlernen der deutschen Sprache ist im Bereich der öffentlichen Schulen nicht erkennbar. In einer Umfrage aus dem Jahre 2000 gab lediglich 1 % der Schüler an, 21 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 dass sie Deutsch aufgrund ihrer deutschen Herkunft lernten. 39 Nur bei den etwa 6.000 Schülern der Deutschen Sprachschulen ist dies anders. Allerdings haben diese Schulen gegenüber anderen Lehreinrichtungen einen wichtigen strategischen Nachteil: Für das Absolvieren eines Deutschkurses in einer solchen Sprachschule erhalten die Schüler in der Regel keine High-School-Credits, was dazu führt, dass sie eventuell bestehende Fremdsprachenerfordernisse für den Collegeeintritt nur auf anderem Wege erfüllen können. 40 In der Zeit des Kalten Kriegs gab es Interesse für Deutsch, da viele Amerikaner sofort verstanden, dass die Teilung Deutschlands auch die Sicherheits- und sonstigen Interessen ihres eigenen Landes betraf. 12 Millionen GIs wohnten in Deutschland (mehr als in irgendeinem anderen Land) und lernten dort die Sprache. Nach dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung, die die Relevanz Deutschlands für viele Amerikaner weniger nachvollziehbar machten, verschwand diese Motivation; die Anzahl der Deutschlernenden in den USA reduzierte sich rapide: Zwischen 1990 und 1995 sank die Zahl der Deutschlerner auf Universitätsebene um 27,5 %, und zwar von 133.348 auf 96.263. Das Bildungssystem der USA, das ohnehin kaum auf den Erwerb von Fremdsprachen setzt, reagiert auf Budgetkürzungen mit einer klaren Prioritätensetzung. Dabei fallen Fremdsprachenprogramme mit geringer Nachfrage schnell dem Rotstift zum Opfer, Deutschprogramme gehören nicht selten in diese Kategorie. Leider gibt es auch Standorte, an denen Deutschprogramme eingestellt werden, obwohl sie gut nachgefragt werden. Dies hat seinen Grund zumeist in der sprachenpolitischen Prioritätensetzung des jeweiligen Schulbezirks. Mit der Zahl der Deutschschüler sinkt auch die der Deutschlehrer und damit derjenigen, die Lobbyarbeit für Deutsch als Fremdsprache betreiben könnten. Aufgrund der deutlichen Zunahme der spanischsprachigen Bevölkerung wird Spanisch als Zweitsprache der USA in einigen Gegenden immer wichtiger. Daher sind spanischsprachige Programme in den vergangenen Jahren besonders gestärkt worden. 41 39 G. Jendretzki, Zum Stand des Deutschunterrichts in den USA um die Jahrtausendwende, in: G. F. Peters (Hrsg.): Teaching German in America: Past Progress and Future Promise, Baltimore, 2002, S. 79. 40 Die Regelungen sind jedoch von Bundesstaat zu Bundesstaat verschieden. Grundsätzlich steht es im Ermessen der lokalen Schulbehörden High School Credits zu erteilen. In verschiedenen anderen Bundesstaaten wie etwa New Jersey, New York, Connecticut, Ohio und Michigan existieren gesetzliche Regelungen, die den Schülern von Sprachschulen bei Erfüllung bestimmter Voraussetzungen, die sich meist auf amerikanische Prüfungen beziehen, High School Credits einräumen. Nachteilig ist auch, dass die an den Sprachschulen abgelegten, von Deutschland angebotenen Deutschprüfungen (u. a. das Deutsche Sprachdiplom der Kultusministerkonferenz der Länder) nicht für das Credits-System der High School und auch nicht für das Credits-System der Colleges und Universitäten anerkannt werden. Deshalb legen viele Sprachschüler den AP German Language Test vom College Board ab, damit sie je nach Regelung der Colleges vom Fremdsprachenstudium befreit oder in eine höhere Klasse eingestuft werden können. 41 Die spanische Regierung finanziert 27 Fachberater in den USA. 22 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 Immer mehr Eltern sorgen sich um die wirtschaftliche Zukunft ihres Nachwuchses und entdecken China als bevölkerungsstärksten Markt der Welt. Dies, gepaart mit der vor allem im Westen der USA gefühlten Nähe zu Asien und dem Umstand, dass Chinesisch zu den Sprachen gehört, deren Vermittlung aus strategischen Gründen mit zusätzlichen Mitteln gefördert wird, hat zu einer starken Steigerung der Nachfrage nach ChinesischProgrammen geführt. Dies übt wiederum zusätzlichen Druck auf Deutschprogramme aus. Und auch ein letzter Grund sollte nicht unterschätzt werden. Deutschland hat in den USA zwar ein positives Image. 42 Dieses ist aber geprägt durch Begriffe wie „Qualität“, „Seriosität“ und „Ernsthaftigkeit“ und weniger durch „Lebenslust“ oder „Zukunftsfreude“. Gerade in einem Land, das wie die USA zukunftsorientiert ist, erscheint das Lernen der deutschen Sprache für junge Menschen oft nicht "cool" genug. 43 1.2.4. Motive zum Erlernen von Deutsch als Fremdsprache In zwei Umfragen fragte der US-Deutschlehrerverband im Zeitraum 1991 bis 2000 unter 4.422 High School-Schülern und im Jahr 2000 unter 500 Studenten nach den Motiven, die den Ausschlag für das Erlernen von Deutsch als Fremdsprache gaben. 44 Danach wird zunächst den Deutschlehrern in Schulen und Hochschulen ein gutes Zeugnis ausgestellt. Auch wird deutlich, dass eine erhebliche Anzahl der Deutschlerner ohnehin eine Prädisposition hatte, die Sprache Thomas Manns und Tokio Hotels zu lernen. Von den 500 befragten College-Studenten gaben fast zwei Drittel (59 %) an, dass das Erlernen von Deutsch ihnen Spaß machen würde; für 21 % war der Spaßfaktor weniger ausschlaggebend. Insgesamt 54 % der Befragten gaben als Motivation auch an, dass sie sich für Fremdsprachen ganz generell interessierten; für 19 % war dies nicht der entscheidende Grund. Weitere Faktoren, die die Entscheidung positiv beeinflussten, waren die Beherrschung der Sprache durch Eltern und/oder Großeltern, der Ruf eines bestimmten Deutschkurses, der Umstand, dass Freunde und/oder Familienmitglieder die Sprache ebenfalls erlernten oder eine Empfehlung von Beratern (school counselors). Weder positiven noch negativen Einfluss auf die Entscheidung hatten der Umfrage zufolge Besuche in Deutschland oder erwartete berufliche Vorteile. Keinen Einfluss hatten Faktoren wie Relevanz für den Collegeabschluss, die Bedeutung für andere Studienfächer, die Ermutigung durch Professoren, außercurriculare Aktivitäten oder mit dem Erlernen von Deutsch verbundene Stipendien. Die Gründe, die dazu führten, 42 Zuletzt wurde dies bestätigt durch eine vom Deutschlandzentrum an der Botschaft Washington in Auftrag gegebene Studie Frank N. Magid Associates, Inc., „Perceptions Of Germany And The Germans Among The U.S. Population“, März 2010. 43 The Future of German Language in America, June 23-24, 2010, Waldsee German Language Village, Summary Highlights and Recommendations. 44 Vgl. hierzu Andress, James u.a., Maintaining the Momentum from High School to College: Report and Recommendations, Die Unterrichtspraxis. 35.1 (2002), S.: 1-12 und Sinka, M and R, Zachau. “An Articulation Study of Post-Secondary German Students: Results, Implications, and Suggestions.” Language Program Articulation: Developing A Theoretical Foundation. Eds. C. Barrette and K. Paesani. AAUSC Issues in Language Program Direction. Boston: Thomson Heinle, 2005, 94-109. 23 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 Deutsch über die Erfordernisse der jeweiligen Hochschule hinaus weiter zu lernen, waren zu 89 % gute Fortschritte, zu 88 % interessanter Unterricht, zu 86 % ein angenehmes Lernumfeld, zu 84 % die Liebe zum Deutschen und zu 67 % die Aussicht, in Deutschland zu leben. Bei Schülern ist die Motivlage ähnlich. 71 % der befragten 4.422 Jugendlichen gaben an, Deutsch gewählt zu haben, weil es „interessant“ erschien. 60,3 % sahen voraus, dass es ihnen Spaß machen würde, und 53,7 % hatten ohnehin eine besondere Vorliebe für Deutsch. Nur ein gutes Drittel der Schüler (38,9 %) gab an, Deutsch im Hinblick auf das Aufnahmeerfordernis für Colleges gewählt zu haben, und für 31,9 % waren es die Hoffnungen auf einen Vorsprung bei der späteren Arbeitssuche. Für immerhin 28,6 % war die Reputation des betreffenden Deutschkurses ausschlaggebend. Danach gefragt, welche Gründe dafür maßgeblich waren, Deutsch länger als ein Jahr zu lernen, antworteten 70 % der Schüler, sie wollten zu Ende bringen, was sie begonnen hätten. 65,7 % gaben an, dass es einfach Spaß gemacht habe. Für 64 % waren es die Noten, die Ansporn für das Weitermachen waren, und für 61,9 % die Liebe zur deutschen Sprache. Fazit: Die Beobachtung der Entwicklung von Deutsch als Fremdsprache in den USA über einen langen Zeitraum zeigt, dass das Interesse am Erlernen der Sprache von geopolitischen und sozioökonomischen Faktoren abhängig ist. Die deutsche Abstammung, bis Ende des Ersten Weltkrieges geradezu Garant für das Erlernen der Sprache von Eltern und Großeltern, spielt seither kaum noch eine Rolle bei der Wahl der zu erlernenden Fremdsprache. Die Vermittlung von Fremdsprachen genießt darüber hinaus keine hohe Priorität in der US-Schul- und Bildungspolitik. Auch deswegen fehlt bei Entscheidungsträgern - gerade in Zeiten knapper öffentlicher Kassen - oft der politische Wille, sich besonders für den Erhalt von Deutsch-Programmen einzusetzen. Die Förderung außereuropäischer Sprachen durch die US-Regierung und finanzielle Engpässe in den Bildungshaushalten der Bundesstaaten tragen zur Schließung von Deutschprogrammen an Schulen und Hochschulen bei. Und nicht zuletzt ist Deutsch als Fremdsprache durch das Vordringen anderer Sprachen wie insbesondere Spanisch und Chinesisch zusätzlich unter Druck geraten und wird gerade bei jungen Menschen nicht als „cool“ empfunden oder mit „Spaß“ in Verbindung gebracht. Bei denen allerdings, die diese Hürde überspringen und Deutsch lernen, ist es genau das Gegenteil: Der Spaßfaktor ist Hauptmotiv und wird wiederum bedingt durch interessanten und effektiven Deutschunterricht. 24 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 1.2.5. Die bisherigen Ansätze zur Förderung der deutschen Sprache in den USA Die Förderung der Spracharbeit in Nordamerika hatte in der Vergangenheit drei Schwerpunkte: die Fortbildung von Lehrkräften und Fortbildnern, die allgemeine Werbung für das Erlernen von Deutsch sowie die Zertifizierung erworbener Sprachkenntnisse. Die Fortbildung von Lehrkräften wurde als notwendig angesehen, da die amerikanische Bildungslandschaft ein solches Angebot nur eingeschränkt vorsieht. Sie hat zum Ziel, die Qualität des Unterrichts weiterzuentwickeln, damit die Schüler und Studenten einen motivierenden, attraktiven und effizienten Unterricht erleben. Dieser Ansatz hat weiterhin Gültigkeit. Die Fortbildungsangebote der Goethe-Institute richten sich daher einerseits direkt an die Lehrkräfte im Einzugsbereich eines Instituts und stellen damit ein Angebot der klassischen Lehrerfortbildung dar. AATG und Goethe-Institut arbeiten in diesem Bereich besonders eng zusammen, seitdem sie ihre jeweiligen Lehrerfortbildungsprogramme integriert haben und damit Deutschlehrer über die 61 AATG Landesverbände Zugang zu diesen Maßnahmen haben. Fortbildungsangebote der ZfA richten sich vor allem an die Lehrer an Samstags- und Immersionsschulen. Andererseits gibt es eine Fortbildung für Fortbildner, die sich an Multiplikatoren richtet, die dann ihrerseits lokale Fortbildungsangebote für Lehrkräfte anbieten. In den USA existieren drei solcher Trainernetzwerke. Durch Einsatz einer Lernplattform in den Trainernetzwerken soll der fachliche Austausch verstetigt und gestärkt werden. Von der ZfA werden, oft mit infrastruktureller Unterstützung des Goethe-Instituts, Fortbildungen auch für an Immersions- und Sprach-Teilzeitschulen tätige Lehrer/innen realisiert. Ein erster Workshop des Goethe-Instituts für die Leiter der Sommerschulen hat Anfang 2010 in New York stattgefunden. Resultat ist die Schaffung einer gemeinsamen Webseite, gemeinsamer Werbung und vor allem ein verbessertes Marketing der Sommerschulen. Zum zweiten Schwerpunkt, der allgemeinen Werbung für das Erlernen von Deutsch, gehören Wettbewerbe wie der German Embassy Teacher of Excellence Award oder der GI-Award of Excellence, Schreib- und Lesewettbewerbe der ZfA sowie DeutschAusstellungen wie "Herzliche Grüße" und Broschüren wie „Why German is for your Students" und "Why German is for you", die das Goethe-Institut herausgibt und die in großer Zahl auch über den AATG vertrieben werden. Auch Musiktourneen und GermanBus-Aktionen und Fußballturniere (Transatlantic Soccer Bridge) schaffen Aufmerksamkeit und Motivation. Webprodukte wie "Step into German" (Musik) und "Todo Alemán" (Fußball, Kultur, MyClub) nutzen die modernen Medien, um vor allem bei der jüngeren Generation für Deutsch zu werben. Beim dritten Schwerpunkt, der Zertifizierung von Sprachkenntnissen, hat es in den letzten Jahren eine erfreuliche Entwicklung gegeben. Die von der ZfA im Auftrag der KMK angebotenen Formate „Zentrale Deutschprüfung“ und „Deutsches Sprachdiplom“ wurden 2010 von über 1.000 Schülern abgelegt (2007: 268). 25 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 Die stärkste Bindung an Land und Sprache und damit die beste Werbung für das Erlernen von Deutsch erfolgt durch eigenes Erleben. Dies wird durch die jüngste Umfrage, die durch das Deutschlandzentrum der Botschaft Washington in Auftrag gegeben wurde, bestätigt. 45 Danach gaben über die Hälfte der Befragten an, dass sich ihr Deutschlandbild durch ihren Aufenthalt in Deutschland zum Positiven verändert habe. Aus diesem Grund bietet das Goethe-Institut jährlich ca. 70 Stipendien für Lehrkräfte, Journalisten und Kulturschaffende an, die an einer Fortbildung in Deutschland teilnehmen. Dieses umfassende Stipendienangebot des GI und des DAAD ist ein wichtiger Trumpf der deutschen Förderung, ein vergleichbares Programm kann von Mittlern anderer Ländern nicht geboten werden. Zusätzlich gibt es Großprojekte wie das „German American Partnership Program“ (GAPP). Hierbei handelt es sich um ein sehr erfolgreiches Austauschprogramm des GI und des Pädagogischen Austauschdienstes der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder (PAD) amerikanische und deutsche Schüler. An diesem Programm haben seit den siebziger Jahren bereits mehr als 300.000 Schüler aus Deutschland und den USA teilgenommen. In seit Jahren erfolgender intensiver Zusammenarbeit mit dem PAD kommen über AATG jährlich mindestens 150 vorwiegend selbstzahlende Deutschlehrer zu Fortbildungsmaßnahmen nach Deutschland. Mit dem „Transatlantic Outreach Program“ (TOP) wird die Gruppe der geisteswissenschaftlichen Professoren und Lehrer angesprochen, die Zugang zu aktuellen deutschlandkundlichen Informationen durch eigens erstelltes Material, Workshops und Reisen nach Deutschland erhalten. Im Jahr 2008 wurde das Ensemble der Förderinstrumente durch die Partnerschulinitiative des Auswärtigen Amts (PASCH) ergänzt, die in Kooperation mit dem Goethe-Institut, der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA), dem Deutschen Akademischen Austauschdienst und dem PAD umgesetzt wird. Fünf Deutsche Auslandsschulen, 67 durch die ZfA geförderte DSD-Schulen und neun durch das Goethe-Institut unterstützte FIT-Schulen bilden derzeit das Netz der Partnerschulen in den USA. 46 Insbesondere die deutschen Auslandsschulen entfalten durch die ihnen häufig angeschlossenen Sprachschulen zusätzliche Breitenwirkung und setzen so wichtige Akzente im Bereich DaF. Die Zahl der ZfA-betreuten Sprach-Teilzeitschulen ist in den zurückliegenden Jahren weitgehend konstant geblieben. An 54 Einrichtungen erlernen zurzeit ca. 5000 Schüler Deutsch. Zugenommen hat die Zahl der sog. Immersionsschulen. An 17 Einrichtungen dieser Art werden landesweit zurzeit ca. 3000 Schüler/innen beschult. Deutlich zugenommen hat zuletzt die Anzahl der abgelegten DSD-Prüfungen: War bis 2005 das DSD nur an wenigen Einrichtungen der Ostküste etabliert, legen inzwischen über 1000 Schüler die ZDP- oder die höherwertigen DSD-Prüfungen ab. Seit 2009 beteiligen sich auch ausgewählte staatliche High Schools an diesen auf dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen basierenden Prüfungen. Die Ausweitung des Netzes an Immersionsschulen und das bislang nicht ausgeschöpfte Potenzial an staatlichen High Schools lässt einen weiteren Anstieg dieser Zahlen erwarten. 45 Frank N. Magid Associates, Inc., „Perceptions Of Germany And The Germans Among The U.S. Population“, März 2010. 46 Vgl. http://www.pasch-net.de. 26 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 Bei der PASCH-Förderung werden neben der Unterstützung von lokalen Projekten und der Beihilfe zur Ausstattung mit Lehr- und Lernmitteln sowie neuester Lerntechnologie vor allem die Sprachstipendien für Schüler bzw. Fortbildungen für die Lehrkräfte wahrgenommen und geschätzt. Fazit: Zu den Schwerpunkten bei der Förderung von Deutsch als Fremdsprache gehören die Fortbildung von Multiplikatoren, die Vergabe von Stipendien für Lehrende und Lernende, die Unterstützung schulischer Spezialformen wie Immersionsschulen sowie die allgemeine Werbung für die deutsche Sprache mit unterschiedlichen Instrumenten. 27 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 Kapitel 2: Lösungsansätze und Empfehlungen Förderung der deutschen Sprache in den USA 2.1. für die Der Erfolg der Anderen In einer Studie aus dem Jahr 2006 untersuchte die Modern Language Association (MLA) die Anzahl der Einschreibungen für Fremdsprachenkurse in universitären Einrichtungen des Landes. Die Untersuchung erfasst den Zeitraum von 1960 bis 2006, so dass Langzeittrends erkennbar werden. Während die Einschreibungen bei Deutsch und Französisch in diesem Zeitraum zurückgingen, stiegen diese zum Teil dramatisch bei anderen Sprachen. Italienisch legte in diesem Zeitraum um 603 % zu (1960: 11.142, 2006: 78.368), Chinesisch um 2.698 % (1960: 1.844, 2006: 51.582) und Japanisch sogar um 3.714 % (1960: 1.746, 2006: 66.605). 47 Auch wenn diese Steigerungsraten bedingt sind durch extrem niedrige Ausgangswerte, so haben die hinter ihnen stehenden Strategien doch dazu geführt, dass die absoluten Zahlen der jeweiligen Einschreibungen im Jahr 2006 deutlich zu der Zahl der Einschreibungen für Deutsch aufgeschlossen haben. Die Steigerung der Nachfrage bei diesen drei Sprachen dürfte auf die in diesem Zeitraum erfolgte Einwanderung zurückgehen, die im Falle Italiens in den 1960er Jahren und im Falle Japans und Chinas zwischen 1970 und 2000 besonders hoch war. Daneben sind aber auch die Bemühungen der jeweiligen Regierungen, die Nachfrage zu beflügeln oder einfach nur zu befriedigen, nicht ohne Wirkung geblieben. Im Falle Chinas geht die sehr hohe Steigerung der Chinesischlerner auf eine erfolgreiche Kampagne zurück. 2004 begann die chinesische Regierung mit der Einrichtung der ConfuciusInstitute, die heute über 50 Mal in den USA vertreten sind und in Zusammenarbeit mit Universitäten Sprachkurse anbieten. Zudem werden jetzt sogar für einen bestimmten Zeitraum Personalkosten für Sprachlehrer von der Regierung übernommen, wenn sich die betreffende Bildungseinrichtung verpflichtet, das Sprachprogramm auch nach Auslaufen der Förderung noch weiter zu erhalten. Vor dem Hintergrund knapper Mittel an den Schulen und Hochschulen ist dies ein lukratives Angebot für alle Beteiligten. 48 Die Japan Foundation Los Angeles hat für das Jahr 2010-2011 ein vergleichbares "Special Salary Assistance Program for Japanese Languages Courses" angeboten. Die Stiftung übernimmt zwei Drittel des Gehalts und die Krankenversicherung für die Sprachlehrer für zwei Jahre, wenn sich die betreffende Bildungseinrichtung zur anschließenden Aufrechterhaltung des Sprachprogramms verpflichtet. Ähnlich liegt es im Fall von Italienisch. Die italienische Regierung stellt über die Auslandsvertretungen Gelder bereit, die über lokale gemeinnützige Vereinigungen Schulen bei Einrichtung eines Italienischprogramms als Anschubfinanzierung zur 47 Modern Language Association, Enrollments in Languages Other Than English in United States Institutions of Higher Education, Fall 2006, Tabelle 3a S. 10. 48 Vgl. NYTimes, 21.01.2010: Foreign Languages Fade in Class — Except Chinese. 28 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 Verfügung gestellt werden. Auch hier dürfen die bereitgestellten Mittel für die Finanzierung von Lehrkräften eingesetzt werden. 2.2. Empfehlungen und Ziele für die Förderung von Deutsch als Fremdsprache in den USA Für die Förderung von Deutsch als Fremdsprache in den USA muss es darauf ankommen, Strategien zu entwickeln, die langfristig gesehen das Reservoir an Deutschlernern auf möglichst hohem qualitativen und quantitativen Niveau stabil hält. Direkte Zuschüsse zu Deutschlehrergehältern nach chinesisch-japanisch-italienischem Muster sind zwar ein probates Mittel, um der Einstellung bedrohter Deutsch-Programme zu begegnen. Ohne zusätzliche (kostspielige) Begleitmaßnahmen würde dieser Ansatz aber nur an den Symptomen kurieren und keinen langfristigen Erfolg garantieren. Auf lange Sicht wäre er zudem schwer finanzierbar. Angesichts der in den kommenden Jahren zu erwartenden knappen öffentlichen Kassen wird es daher darauf ankommen, mit dem Einsatz der verfügbaren Mittel bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Vor dem Hintergrund der im ersten Kapitel getroffenen Feststellungen zum Stand von Deutsch als Fremdsprache in den USA haben sich die in der Einleitung aufgeführten Organisationen und Mittler auf nachfolgende Empfehlungen zur Verbesserung der Förderung von Deutsch als Fremdsprache in den USA geeinigt. Empfehlung 1 Deutsch-Programme bewahren und stärken Deutsch-Programme sollten überall dort bewahrt und gestärkt werden, wo sie erfolgreich sind und durch besonderes Engagement von Eltern, Lehrern, Schulleitungen oder Schulbehören getragen werden. Wichtig ist, landeseigene Initiativen und erfolgreiche USProgramme zu unterstützen und zu stärken, statt deutsche Modelle zu importieren. Dies sollte anhand von Maßnahmen geschehen, welche die Attraktivität der Programme auch für potentielle neue Deutschlerner steigern, zum Beispiel: a. durch Aus- und Fortbildungsangebote, die auf nationalen Standards beruhen und Deutschlehrer/innen die Möglichkeit geben, ihr Können in Richtung eines modernen, schülerzentrierten und handlungsorientierten Unterrichts zu verfeinern bzw. zu entwickeln; b. durch häufiger sichtbare und persönliche Präsenz deutscher und amerikanischer Mittlerorganisationen in Deutsch-Programmen; c. durch Anreize, wie z. B. Wettbewerbe und Stipendien, den Deutsch-Unterricht bereichern, Lernmotivation halten und Neugier wecken; 29 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 d. durch die Profilierung qualitativ hochwertiger Einrichtungen und Programme sowie von besonders motivierten Deutschlehrenden kann Deutsch auch in der Breite gestärkt werden, vor allem im öffentlichen High-School-Segment, in dem nach wie vor die meisten Menschen mit der deutschen Sprache und Kultur in Verbindung kommen; e. durch Zusammenarbeit mit landeseigenen Mittlerorganisationen, um verstärkt Programme zu fördern und zu unterstützen, die eine Verbindung zwischen deutscher Sprache und inhaltlichen Themen herstellen, bei denen positive Assoziierungen mit Deutschland bestehen: Musik, Wirtschaft, "Grüne" Themen/Nachhaltigkeit, und Sport. Empfehlung 2 Verloren gegangene Deutschlernmöglichkeiten neu schaffen Wir werden mit den für die Förderung der deutschen Sprache zur Verfügung stehenden Mitteln Entscheidungen von Schul- und Hochschuladministratoren zur Schließung einzelner Deutschlernangebote auch in Zukunft nicht verhindern können. Deshalb sollte nach Alternativen gesucht werden, wie verloren gegangene Deutschlernmöglichkeiten an anderer Stelle neu generiert werden können. Die Gründung von deutschsprachigen Immersionsschulen in Regionen mit hoher Bevölkerungskonzentration oder hohem Deutschlernerpotential als private oder öffentliche Charter-Schools, die Gründung oder der Ausbau von Sprach-Teilzeitschulen, von “enrichment programs" innerhalb von Grund- und Mittel-Schulen oder die Unterstützung erfolgreicher, landeseigener Sommersprachprogrammen, wie sie an den Waldsee Concordia Language Villages und von Goethe-Instituten angeboten werden, haben sich in der Vergangenheit als erfolgreich erwiesen und sind Ansätze mit hervorragendem Potential. Das Netz der Immersions- und Sprach-Teilzeitschulen sollte daher weiter ausgebaut werden, indem bestehende Einrichtungen gefördert und die Gründung neuer Einrichtungen angeregt und begleitet wird. Auch im Hochschulbereich gibt es erfolgversprechende Ansätze, mit denen neue Deutschlernmöglichkeiten geschaffen werden könnten. Hierzu gehört z. B. das Programm der University of Rhode Island, das mit der Kombination von Deutschprogramm und Fachstudium erfolgreich ist und als Vorbild für weitere vergleichbare Programme dienen sollte. Empfehlung 3 Kräfte bündeln, Netzwerke knüpfen, Partnerschaften eingehen Es gibt in den USA viele Institutionen, die sich der Förderung der deutschen Sprache verpflichtet fühlen und ein starkes Interesse an der Förderung der deutschen Sprache haben. In einem Land mit stark dezentralisierten Bildungsstrukturen wie den USA ist es von entscheidender Bedeutung, dass diese Institutionen Kenntnis von einander und von ihrer jeweiligen Arbeit haben. Deshalb ist es unverzichtbar, bestehende Netzwerke zu stärken und zu erweitern sowie neue Netzwerke zu knüpfen, wie sie schon durch die 30 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 gemeinsame Erarbeitung dieses Strategiepapiers initiiert wurde. Seit vielen Jahren gibt es eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit verschiedener Institutionen untereinander. Es sollte jedoch nach Formen des Austauschs, der Kooperation und der Netzwerkbildung gesucht werden, die alle an der Förderung der deutschen Sprache in den USA interessierten Institutionen (unter Einschluss von Institutionen aus der Wirtschaft) einschließt und regelmäßigen Dialog auf nationaler und regionaler Ebene ermöglicht. Dadurch können die Kräfte Aller auf gemeinsam entwickelte Ziele ausgerichtet, Doppelarbeit verhindert, Ressourcen geschont und der Erfolg maximiert werden. Durch das Eingehen strategischer Partnerschaften können neue Zielgruppen und Finanzierungsmöglichkeiten erschlossen werden. Empfehlung 4 Auf Zielgruppen und Regionen konzentrieren Die USA sind als Flächenland mit knapp 310 Millionen Einwohnern zu groß, als dass die Förderung von Deutsch als Fremdsprache mit traditionellen Präsenzangeboten flächendeckend erfolgen könnte. Die Konzentration unserer Bemühungen auf strategisch ausgewählte Regionen und Zielgruppen ist daher die einzig realistische Alternative. Unsere Bemühungen sollten sich daher besonders auf Zielgruppen richten, • bei denen aus familiären, beruflichen oder sonstigen Gründen eine Prädisposition zu Deutschland oder zum Erlernen der deutschen Sprache vorausgesetzt bzw. Interesse für die deutsche Sprache geweckt werden kann, • die aus Ausbildungsgründen vor der Entscheidung stehen, eine Fremdsprache wählen zu müssen (Schüler und Studenten), • die als Multiplikatoren in Schule oder Hochschule für Deutschprogramme Verantwortung tragen (Lehrer und Hochschullehrer) und • die in Politik und Verwaltung gestaltenden Einfluss auf die Rahmenbedingungen für Fremdsprachenunterricht haben. Regional sollten wir uns dabei auf Gebiete konzentrieren, in denen ein besonderes Interesse am Erlernen der deutschen Sprache oder an Deutschland allgemein vorausgesetzt werden kann, zum Beispiel auf Regionen, in denen • sich deutsche Wirtschaftsunternehmen konzentrieren, • sich Schulen und Hochschulen mit erfolgreichen Deutschprogrammen befinden, • es eine hohe Konzentration von Deutschlernern gibt, • besonders starkes Interesse an verstärktem Deutschunterricht festgestellt werden kann, • größere Gruppen ehemaliger Angehöriger der US-Streitkräfte leben, aus deren Umkreis sich erfahrungsgemäß viele Deutschlerner rekrutieren lassen, 31 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 • lebendige Städtepartnerschaften genutzt werden können, um eine zusätzliche Dynamik zu entfalten. Darüber hinaus sollten wir uns auch um solche Gruppen bemühen, die bisher nicht vorrangiges Ziel unserer Bemühungen waren. In Frage kommen hier insbesondere auch Einwanderergruppen, an deren (Vor-)Kenntnisse der deutschen Sprache angeknüpft werden kann. Empfehlung 5 Neue Wege der Deutschförderung beschreiben Die Art und Weise, in der wir in den USA Deutsch als Fremdsprache fördern, hat sich stets den gesellschaftlichen Veränderungen angepasst. Wir sollten auch weiterhin nach modernen, unkonventionellen und zielgruppenorientierten Wegen suchen, um das Deutschlernen effektiv, spannend und attraktiv zu machen. Neben der Vermittlung eines aktuellen Deutschlandbilds sollten wir insbesondere auch dafür sorgen, dass neue elektronische Medien genutzt werden. Wir sollten uns bemühen, in den USA engagierte deutsche und in Deutschland aktive amerikanische Unternehmen sowie Einzelpersonen aus den USA mit Deutschkenntnissen einzubinden, die aufgrund ihrer öffentlichen Präsenz und Popularität prominente Protagonisten für Deutsch und Deutschland sind. Wir sollten uns auch bemühen, US-Amerikaner direkt zu engagieren und zu profilieren, die selber erfolgreiche Methoden und Ideen initiert haben, um gerade junge und neue Zielgruppen für deutsche Sprache und Deutschland zu begeistern. Empfehlung 6 Deutschlehrer stärken und unterstützen Auch Lehrer müssen motiviert werden, wenn man von ihnen hohe Qualitätsstandards und starkes Engagement erwartet. Unterstützungs- und Weiterbildungsinstrumente für Deutsch-als-Fremdsprache-Lehrer aus allen Bereichen gilt es fortzuentwickeln und auszubauen. Entscheidend dabei muss es sein, in Schule (K-12) und Hochschule hohe Unterrichtsqualität auf allen Sprachniveaus zu sichern, und zwar durch bedarfsgerechte und an die spezifischen Lerncharakteristika der jeweiligen Zielgruppen angepasste Fortbildung von Deutschlehrern. Um eine möglichst große Anzahl von Deutschlehrern in den Genuss von Fortbildungsangeboten kommen zu lassen, sollten diese die konkreten Lehrumstände ihrer Zielgruppen berücksichtigen und aus Praktikabilitätsgründen im Zweifel eher in den USA als in Deutschland stattfinden, so wünschenswert Deutschlandaufenthalte auch immer sind. Durch Partnerschaften deutscher und amerikanischer Institutionen können für die jeweilige Zielgruppe maßgeschneiderte Fortbildungsprogramme entwickelt werden. Assistenzlehrer (teaching assistants) an Universitäten sind als zukünftige Deutschprofessoren und Sprachlehrer an Community Colleges dabei eine besonders wichtige Zielgruppe für Unterstützungs- und Fortbildungsmaßnahmen. 32 Strategiepapier DaF Status: Endfassung vom 29.09.2010 Die in den 80er Jahren vorhandenen Programme für Assistenzlehrer waren seinerzeit erfolgreich. Auch wenn sich seither einige Parameter verändert haben, sollte darüber nachgedacht werden, ob und gegebenenfalls wie Deutschlehrer an US-High Schools durch die (zeitweise) Vermittlung von muttersprachlichen Hilfslehrern unterstützt werden können; eine Gefährdung von Lehrerstellen an amerikanischen Schulen darf dadurch nicht entstehen. Empfehlung 7 Netz der PASCH-Schulen festigen Ein wichtiger Ansatzpunkt bei der Stärkung von Deutsch-Programmen an US-High Schools ist die 2008 gestartete Partnerschulinitiative (PASCH). Das Gütesiegel Partnerschule ist nicht nur Ausweis hoher Qualität, es wirkt auch motivierend auf Lehrer und stärkt ihnen den Rücken in Verhandlungen mit Schulleitungen und Schulverwaltungsbehörden. Gerade auch für Partnerschulen in privater Trägerschaft hat sich das Gütesiegel als erfolgreiches Werbemittel erwiesen. Das einmal aufgebaute Netz der PASCH-Schulen muss auch in Zukunft besonders gepflegt werden, und zwar mit dem Ziel, einerseits den hohen Qualitätsstand der Deutschprogramme im bestehenden Partnerschulnetzwerk zu sichern und andererseits den Pool an Exzellenzprogrammen mit Leuchtturmfunktion zu erweitern. Der Vernetzungsgedanke sollte in Zukunft auch auf der administrativen Ebene verstärkt werden. Besondere Veranstaltungen für Schulleiter und Angehörige der Schulaufsicht können dazu beitragen, weitere Fürsprecher für Deutsch zu gewinnen. Empfehlung 8 Zielgruppenorientiert für Deutsch werben („Deutsch – it’s übercool!“) In einem Umfeld, in dem Fremdsprachenerwerb nur geringer Stellenwert eingeräumt wird, sollten wir US-Lehrer und Pädagogen unterstützen und profilieren, die junge Amerikaner für deutsche Sprache begeistern. Wir sollten zudem zielgruppenorientiert noch besser erklären, warum es sich lohnt, Deutsch zu lernen. Eine besonders wichtige Zielgruppe sind junge Menschen, insbesondere Schüler der Klassen 4 bis 6, der mittels einer Kampagne „Deutsch – it’s übercool!“ vermittelt werden sollte, dass „Deutsch“ und „Deutschland“ auch mit Begriffen wie „Spaß“, „cool“, „witzig“, „leicht“ und „Sprachvergnügen“ in Verbindung zu bringen ist. Für diese Kampagne sollten wir uns der Unterstützung der zahlreichen deutsch-amerikanischen Vereinigungen versichern. Prominente Film- und Fernsehpersönlichkeiten sollten nach Möglichkeit ebenfalls einbezogen werden. 33