Interpretationsaufsatz zu einem Gedicht oder

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Interpretationsaufsatz zu einem Gedicht oder
Baden-Württemberg | Abitur
Prüfungswissen | Original-Prüfungen
É Abitur 2014 | Aufgabe 2
Lösungsblatt (ausführlich)
Interpretationsaufsatz zu einem Gedicht oder Gedichtvergleich
Thema:
Paul Fleming (1609-1640): Zur Zeit seiner Verstoßung
Heinrich Heine (1797-1856): Ich wollte bei dir weilen
Quellen:
Paul Fleming: Gedichte, Auswahl v. J. Pfeifer, Stuttgart: Reclam Verlag 1980, S. 73.
Heinrich Heine: Sämtliche Gedichte in zeitlicher Folge, Hg. v. Klaus Briegleb. Frankfurt a.M./
Leipzig: Insel Verlag 1993, S. 176 f.
Interpretation 1: Paul Fleming: Zur Zeit seiner Verstoßung
É Die Gedichte interpretieren
Tipp
Der Operator interpretieren verlangt, dass du einen Sachverhalt oder einen gegebenen
Text deuten kannst. In diesem Fall sollst du zwei Gedichte interpretieren. Der Übersichtlichkeit halber empfehlen wir dir, dass du Interpretation und Vergleich nicht zusammenfasst,
denn so ist dein Text schwieriger zu strukturieren und die Wahrscheinlichkeit höher, ein
Detail zu übersehen. Verfasse daher erst einmal zwei getrennte Interpretationen, bevor du
in einem Vergleich das gegenüberstellst, was du aus beiden Gedichten herausinterpretiert
hast.
Da du beide Gedichte später vergleichen sollst, liegt der Schluss nahe, dass beide dasselbe
Thema behandeln, nämlich das Verlassenwerden von der Geliebten. Paul Flemings Gedicht
solltest du daher an vielen Stellen als Allegorie auffassen: Nimm es nicht wörtlich, sondern
arbeite heraus, was hinter den Bildern steckt! Falls du dich noch einmal vergewissern möchtest, wie man eine Gedichtinterpretation schreibt, dann wirf ruhig noch mal einen Blick in
unser Skript Methodik: Interpretation: Gedichtinterpretation.
Paul Flemings Sonett Zur Zeit seiner Verstoßung, welches um das Jahr 1637 herum entstanden ist, stellt die Klage eines lyrischen Ichs dar, welches von seiner Ehefrau verlassen
wurde. Es vergleicht sein Schicksal mit dem eines Kaufmanns, der all seinen Besitz verliert.
Der Gedanke an den Verlust seiner Ehefrau stürzt das lyrische Ich in Verzweiflung.
In der ersten Strophe warnt das lyrische Ich davor, sich vor dem Unglück in Sicherheit zu
wähnen und verdeutlicht dies mit dem Bild eines Kaufmanns, der sein Schiff und seinen
Besitz mit ihm verliert. In der zweiten Strophe setzt sich das lyrische Ich mit dem Kaufmann gleich, auch ihm sei der Besitz weggenommen worden, wobei es den Besitz als seine
Frau ausweist, die das lyrische Ich für einen anderen Mann verlassen hat. Die dritte und
die vierte Strophe beleuchten die Gefühle des lyrischen Ichs. Es fühlt sich verzweifelt, von
der Trennung gepeinigt, meint sogar, den Verstand zu verlieren. Es wünscht sich seine Frau
zurück und gibt an, sein Selbst mit der Frau verloren zu haben.
Zur Zeit seiner Verstoßung ist ein Sonett, wie es zur Zeit des Barock typisch war. Nach italienischem Vorbild besteht es aus vier Strophen, nämlich zwei Quartetten, die jeweils vier
Verse fassen und zwei Terzetten, die jeweils drei Verse fassen. Da man im Barock zur formalen Regelmäßigkeit tendierte, die Ausdruck der Fähigkeit des menschlichen Geistes war,
die Dinge der Welt zu ordnen, ist auch Paul Flemings Sonett formal streng konzipiert. In den
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Quartetten verwendet er einen umarmenden Reim, sodass sich der erste und der letzte
Vers einer Strophe sowie der zweite und der dritte Vers reimen. Das umarmende Reimschema war zur Zeit des Barock in den Quartetten sehr gebräuchlich. Fleming verwendet in
beiden Quartetten dieselben Reime, wobei der dritte Vers der zweiten Strophe mit einem
unreinen Reim endet: Fleming reimt „Summen“ auf „weggeschwommen“. Zudem benutzt
Fleming in der ersten Strophe für den ersten und letzten Vers einen identischen Reim, die
beiden Verse enden also mit demselben Wort. Ansonsten findet sich keine Unregelmäßigkeit in den Quartetten, weshalb sich das Reimschema abba/ab(b)a ergibt. In den Terzetten
verwendet Fleming einen Schweifreim (cdd/cee).
Auch metrisch bewegt sich das Sonett im Rahmen des Gebräuchlichen zur damaligen Zeit.
Fleming behält den Alexandriner bei, ein jambisches Versmaß, wonach jeder Vers sechs
Hebungen enthält. Darüber hinaus sind Zäsuren ein Merkmal des Alexandriners, d.h. Gedankeneinschnitte, die nach der dritten Hebung, also nach der sechsten Silbe in der Mitte
eines Verses erfolgen. In der ersten Strophe findet sich zwar nur im zweiten Vers eine solche
Zäsur, doch ab der zweiten Strophe befindet sich in jedem Vers ein Gedankeneinschnitt in
seiner Mitte. Die ersten und vierten Verse der Quartette enden mit männlicher Kadenz und
bestehen aus zwölf Silben, die mittleren Verse der Quartette enden wegen ihrer dreizehn
Silben mit weiblicher Kadenz. Außer den ersten Versen der Terzette gilt letzteres auch für
die anderen Verse der Terzette. Deren ersten Verse sind metrisch wie die ersten und letzten
Verse der Quartette gestaltet. Sprachlich zeichnet es sich zudem durch einen Zeilenstil aus:
Satz- und Versende stimmen zumeist überein.
Bereits der Titel von Paul Flemings Gedicht weist darauf hin, dass es sich nicht um die Beschreibung des Schicksals eines Kaufmanns handelt, wie es die erste Strophe oberflächlich
vermuten lassen könnte. Die „Verstoßung“ im Titel wird in der zweiten Strophe als Verstoßung von der Geliebten deutlich. So gesehen ergibt sich im Sonett ein klarer Handlungsverlauf. Die erste Strophe deutet das Thema an, wobei sie allegorisch für das steht,
was dem lyrischen Ich widerfahren ist. In der zweiten Strophe setzt es Bezugspunkte zur
Allegorie her und erzählt dem Leser somit von seiner eigenen Vergangenheit. Die Terzette
spiegeln die Gefühlswelt des lyrischen Ichs noch einmal wider.
Das Gedicht beginnt mit einem drohenden Unterton, die erste Strophe ist ein Appell an
den Leser. Das lyrische Ich warnt, dass der nicht nur gefährlich, sondern „hochgefährlich
dran“ sei (S. 1, V. 2), der „sein Gut nur einem Schiffe traut“ (S. 1., V. 1), denn mit einem
Schlag kann einem dieses genommen werden. Paul Fleming verarbeitet hier das VanitasMotiv, eines der Leitmotive des Barock. Indem es unter dem Wort Memento Mori (lat. für
„Bedenke, dass du sterben wirst“) dem Menschen seine Sterblichkeit und die Vergänglichkeit allen Seins vor Augen hielt, warnte es vor einer zu großen Verankerung im Irdischen.
Da dieses vergänglich ist, ist eben der gefährdet, der seine Existenz daran knüpft, denn
durch einen Schicksalsschlag wie einen Schiffbruch kann all das, was ein Mensch sein eigen genannt hat, zerstört werden und ihn ratlos und verzweifelt zurücklassen. Das lyrische
Ich warnt hier also vor dem Hochmut, dass man die Gefahr durch die Vergänglichkeit
und unglückliche Wendungen des Schicksals ausblendet – man könne sich also nicht in
Sicherheit wiegen. Das Vertrauen, das der Kaufmann seinem Schiff gegenüber hegt, ist ungerechtfertigt und führt zu dem Verlust seines Besitzes. Das lyrische Ich resümiert: „Der
fehlt, der allzuviel auf ein Gelücke traut.“ (S. 1, V. 4) Damit wird die Thematik über die Geschichte eines Kaufmanns, der Schiffbruch erleidet, hinausgetragen. Die Strophe ist somit
eine Warnung an alle, nicht zu sehr darauf zu vertrauen, dass alles beim Guten bleibt. Dieses Gute ist ein Glück, somit Bestandteil des Zufalls und keine feste Konstante.
Die Metapher des Schiffes, das (wahrscheinlich durch einen Sturm) zerstört wird, verstärkt
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die Bedrohlichkeit der Warnung. Ein Mensch ist auf einem Schiff den Naturgewalten ausgesetzt, er kann sich nicht gegen sie wehren und muss darauf hoffen, dass der Sturm vorüberzieht, ohne Schaden anzurichten. Der Mensch befindet sich auf dem Schiff also tatsächlich
ein einer Situation, in der er keine Kontrolle hat. Das Unglück bricht von außen herein,
wobei der Mensch nichts gegen dieses ausrichten kann. Was der Schiffbruch bewirkt, wird
am Schicksal eines Kaufmanns gezeigt. Dieser steht für weltlichen Reichtum, für eine hohe
Position in der Gesellschaft. Der Schiffbruch nimmt ihm sein Gut – und damit auch
seine Identität. Wenn ein Kaufmann besitzlos ist, kann er seinen Beruf nicht mehr ausführen, er verliert seinen Reichtum und damit sein gesellschaftliches Ansehen. Auch, wenn
der Schiffbruch ihn nicht umbringt, so ist sein bisheriges Leben, da er sich am Weltlichen
orientierte, dahin.
Die zweite Strophe präzisiert das Thema, vom Allgemeinen schließt das lyrische Ich auf das,
was ihm selbst widerfahren ist. Die Haut „schauret“ ihm dabei (S. 2., V. 1), es empfindet
Schrecken während der Erinnerung. Es hat das Unglück also nicht überwunden. Das Zerbrechen des Schiffs und das Wegschwimmen des Guts deutet es auf sein eigenes Leben hin,
denn wie dieses Schiff hat sein Leben auch einen Bruch erlitten, was ihm teuer war, hat sich
von ihm entfernt und ist außer Reichweite. Es hat nun „nichts mehr“ (S. 2, V. 3), ist also wie
der Kaufmann besitzlos. Sarkastisch und verbittert erklärt es, dass dies „kurze Summen“,
also keinen Ertrag erbringe (S. 2, V. 3). Sein Schicksal bereitet ihm nun „Müh und Angst“
(S. 2, V. 4), das lyrische Ich wurde also in eine Krise gestürzt, es wird immer noch durch
das Geschehene geplagt. Was genau ihm widerfahren ist, erfahren wir am Ende der zweiten
Strophe: „Ein andrer [hat] meine Braut.“ (S. 2, V. 4) Die Allegorie des Schiffbruchs erschließt
sich dem Leser also nun. Das Schiff steht für das gemeinsame Leben des lyrischen Ichs mit
seiner Frau. Dieses ist nun aber zerbrochen, das heißt, sie haben sich getrennt. Die Frau,
die das Gut darstellt, ist „weggeschwommen“ zu einem Anderen, das lyrische Ich bleibt nun
allein zurück. Es fühlt sich nun wie ein besitzloser Kaufmann, nämlich leer und ohne das,
was seine Identität ausmacht. Das lyrische Ich empfindet die Trennung als eine Gewaltsamkeit des Schicksals. Das Zerbrechen des Schiffs zeigt, dass das bisherige Leben des
lyrischen Ichs sich nicht bloß geändert hat, sondern zerstört wurde. Es empfindet das Ende
der Beziehung nicht als seinen Fehler, nur, dass es dieses hat nicht kommen sehen, dass
es sich so stark an seine Frau gebunden hatte, empfindet es im Nachhinein als unklug. Das
Ende der Beziehung wurde für das lyrische Ich von außen verursacht, es hatte also keinen
Teil daran. Dennoch tröstet das lyrische Ich diese Erkenntnis nicht, da ihm ohne seine Frau
etwas fehlt.
In der dritten Strophe gibt uns das lyrische Ich einen Blick in seine innere Verfassung. Es
beklagt sich selbst, bezeichnet sich als „Unglückseliger“ (S. 3., V. 1) und meint, sein Herz
werde „zerrissen“ (ebd.). Dies verdeutlicht noch einmal, dass die gegenwärtige Situation
vom lyrischen Ich als extrem schmerzhaft und brutal aufgefasst wird. Die Krise, in der es
sich befindet, beschreibt das lyrische Ich nun genauer: „Mein Sinn ist ohne sich; mein Geist
zeucht von mir aus.“ (S. 3, V. 2) Das Ausziehen des Geistes weist auf den Tod hin, der
nach christlichem Verständnis den Auszug der Seele aus dem Körper bewirkt. Die Trennung
erschüttert das lyrische Ich also so sehr, dass es meint, dass es sterbe, dass sein Geist
ihn verlasse. Es wird sozusagen besinnungslos, wird in eine psychische Extremsituation
gedrängt, weshalb es denkt, dass es den Verstand verlieren würde. Sein „Alles wird nun
Nichts“ (S. 3, V. 3), es meint, alles verloren zu haben. Wieder greift das lyrische Ich damit
das Leitmotiv der Vanitas auf. Die Vanitas bewertet das irdische Leben als sinnlos und leer,
somit gewissermaßen als Nichts. Für das lyrische Ich hat das Leben nun seinen Sinn
verloren.
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In der vierten Strophe behauptet das lyrische Ich, für eines, nämlich die Ehefrau, alles andere aufzugeben zu wollen (vgl. S. 4, V. 1). Daraus wird ersichtlich, dass das lyrische Ich
zwar nicht im materiellen Sinne besitzlos ist, doch dass ihm dieser Besitz nichts bedeutet,
sofern es die Liebe seiner Frau nicht mehr erfährt. Es hasst somit seine Frau nicht, sondern
wünscht sie sich zurück, es würde auf alles andere verzichten.
Das lyrische Ich führt an, sich selbst verloren zu haben. Der Verlust der Liebe hat also
zum Verlust der Identität geführt, da das lyrische Ich offensichtlich in der Ehefrau den
Sinn seines Lebens gesehen hat. Das lyrische Ich hat also kein ausgeprägtes Selbstbewusstsein, da es nicht bloß aufgrund des Lebens willen leben kann, sondern dafür eine andere
Person benötigt. „Ohne sie“ (S. 4, V. 3) heißt, ohne sich zu sein. Die seelische Zerrüttung hat
nun schon krankhafte Züge angenommen. Der Verlust des Selbst, das das lyrische Ich beschreibt, kann auf eine Depersonalisation hindeuten, auf ein Symptom einer psychischen
Krankheit, welches die Entfremdung von der eigenen Person verursacht. Die Betonung der
Sinnlosigkeit des Daseins ohne die Ehefrau macht eine Depression für dieses Symptom
wahrscheinlich. Die Trennung hat zur Verzweiflung des lyrischen Ichs geführt, es betont seine Abhängigkeit, seine tiefe Verletzung und den Verlust der Identität.
Paul Fleming zeichnet unter dem Leitmotiv der Vanitas nach, was ein zu großes Vertrauen
in irdisches Glück mit sich bringen kann: Der plötzliche Verlust der Ehefrau bewirkt beim
lyrischen Ich ein Gefühl der Leere, der Sinnlosigkeit, es wähnt sich besitzlos, wo ihm sein
Teuerstes genommen wurde. Das lyrische Ich ist dabei keine starke Persönlichkeit, sondern
betont die eigene Schwäche, den früheren Hochmut und deutet sogar eine psychische Erkrankung an. Der Dichter beschreibt also, wie schmerzhaft und fatal die Auswirkungen einer
Trennung sein können.
Interpretation 2: Heinrich Heine: Ich wollte bei dir weilen
É Die Gedichte interpretieren
Tipp
Siehe den Tipp zur ersten Interpretation. Wegen des späteren Vergleichs ist es wichtig, dass
du vor allem die Reaktion und die seelische Verfassung des lyrischen Ichs herausarbeitest.
In Heinrich Heines Gedicht Ich wollte bei dir weilen, das um das Jahr 1824 herum entstanden ist, richtet das lyrische Ich seine Worte an seine frühere Geliebte, die das lyrische Ich
verlassen und verhöhnt hat. Das lyrische Ich zeichnet ihre Trennung nach und behauptet,
sich vom Verhalten der Geliebten nicht in Verzweiflung und Trauer stürzen zu lassen.
In der ersten Strophe berichtet das lyrische Ich, dass es von der Geliebten wegen einer
fadenscheinigen Begründung verlassen worden ist. Es zeichnet nach, wie es ihr einen Liebesbeweis gemacht hat, wofür sie das lyrische Ich ausgelacht habe. Sie habe ihm bei der
Trennung jedwede Nähe verwehrt. In der letzten Strophe behauptet das lyrische Ich, sich
von der ehemaligen Geliebten nicht derart verletzen zu lassen, dass sie ihm den Lebenswillen nehmen könne.
Heinrich Heines Gedicht Ich wollte bei dir weilen besteht aus vier Strophen. Durch seine
formale Schlichtheit, die relativ kurzen Verse mit jeweils drei Hebungen und der typischen
Vierzeilerform (eine Strophe besteht aus vier Versen) kann man das Gedicht der Gattung
des Lieds zuordnen, die sich wegen der zur Zeit der Entstehung des Gedichts in Deutschland noch sehr einflussreichen Romantik großer Beliebtheit erfreute, da sie die Form der
Volkslieder aufgriff.
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Reimschematisch ist das Gedicht regelmäßig strukturiert: Heine behält das Kreuzreimschema das gesamte Gedicht über bei (abab/cdcd/...). Lediglich der dritte Vers der vierten
Strophe reimt sich unrein auf den ersten Vers derselben („Süße“ auf „erschieße“).
Metrisch hat das Gedicht eine Tendenz zur Regelmäßigkeit, zeigt aber stellenweise
Varianz. Vorherrschende Versfüße sind der Jambus und die Anapäst. Neben rein jambischen Versen wie dem ersten, dritten und vierten Vers der ersten Strophe finden sich auch
Verse wie den ersten Vers der zweiten Strophe, die eine Anapäst enthalten („meine Seele“
[Anapäst durch den Verfasser farblich hervorgehoben]). So erzeugt Heine eine rhythmische
Vielfalt und vermeidet metrische Monotonie und damit einen getragenen Tonfall.
Streng regelmäßig ist jedoch die alternierende Kadenz: Der erste und dritte Vers jeder
Strophe endet mit einer weiblichen Kadenz, jeder zweite und vierte Vers mit einer männlichen. Die meisten Verse fassen sieben Silben, bloß der vierte Vers der ersten Strophe fasst
nur sechs; der erste und der zweite Vers der zweiten Strophe, der dritte Vers der dritten
und der erste Vers der vierten Strophe fassen dagegen acht Silben.
Der Titel gibt dem Gedicht seine Richtung: Ich wollte bei dir weilen bedeutet, dass der Willen des lyrischen Ichs in der Vergangenheit liegt, dass sich das lyrische Ich nicht mehr
wünscht, die Beziehung zu seiner Geliebten fortzuführen. Daher beschreibt das lyrische Ich
nun die Geschehnisse, die dazu geführt haben, dass sich das lyrische Ich die Beziehung
nicht mehr wünscht, im Stile eines Berichts, der zwar die Gefühle des lyrischen Ichs schildert, sich aber auf die Geschehnisse konzentriert.
Unsentimental und lakonisch erzählt das lyrische Ich in der ersten Strophe, wie es „bei
[der Geliebten] weilen“ gewollt habe (S. 1, V. 1), um an ihrer „Seite [zu] ruhn“ (S. 1, V. 2). Es
hat die Trennung also nicht gewünscht, vor allem die Verwendung des Wortes „ruhen“
signalisiert die Funktion, die die Geliebte für das lyrische Ich hatte. Sie hat einen Ruhepunkt für das lyrische Ich dargestellt, der es besänftigt und ihm Halt gibt. Dem Begriff
der Ruhe setzt das lyrische Ich nun die Eile der Geliebten entgegen, die nicht beim lyrischen Sprecher hat verweilen wollen. Allein durch diese Wortwahl verdeutlicht der lyrische
Sprecher, dass sie zum Zeitpunkt der Trennung bereits sehr unterschiedliche Menschen gewesen sind. Er selbst hat bei ihr Ruhe gesucht, doch sie ist in Eile verfallen, sich von ihm zu
trennen. Sie hat offenbar keine starken Gefühle mehr für ihn gehegt, denn statt die Ruhe
bei ihm zu suchen, hat es sie von ihm weggedrängt, was bereits auf starken Widerwillen
oder sogar Abneigung hinweist. Unhöfliches und unehrliches Verhalten bezeugt sie
dadurch, dass sie als Grund der Trennung angegeben hat, sie hätte „viel zu tun“ (S. 1, V. 4),
was keine ausreichende Begründung darstellt, mit jemandem, der einen liebt, nicht mehr
zusammen sein zu wollen. Es ist in der ersten Strophe bereits ersichtlich, dass sie sich keine
Mühe gegeben hat, die Gefühle des lyrischen Ichs nicht zu verletzen, das ihren zur Trennung
angeführten Grund ironischerweise unkommentiert lässt.
In der zweiten Strophe berichtet das lyrische Ich von seinem Liebesbeweis an die Geliebte, womit es wohl die Trennung hat verhindern wollen. Es hat der Geliebten bezeugt, dass
seine Seele ihr „gänzlich ergeben sei“ (S. 2, V. 2), wobei das Wort „gänzlich“ darauf hinweist, dass der Liebesbeweis auch eine Selbstaufgabe des lyrischen Ichs bedeutet hat.
Es hat seine Seele, also seine Liebe, Treue und sein Schicksal der Geliebten angeboten.
Anstatt sich geehrt zu fühlen und die Gefühle des lyrischen Ichs stärker zu beachten, hat
diese einen Knicks vollführt und dabei „aus voller Kehle“ (S. 2, V. 3) gelacht. Sie hat also
den Liebesbeweis nicht ernst genommen und das lyrische Ich für seine Gefühle damit verspottet. Selbst der Akt der Höflichkeit, nämlich der Knicks, wirkt durch ihr Lachen
falsch und unhöflich. Die Geliebte hat also keinerlei Sympathie zum lyrischen Ich erkennen
lassen und damit bewiesen, dass sie kein Interesse an ihm hat und ihr an seinem Wohler-
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gehen nicht gelegen ist.
Das lyrische Ich gibt in der dritten Strophe zu, dass es durch ihr Verhalten verletzt wurde
und klagt sie an, ihm „sogar den Abschiedskuss“ verweigert zu haben (S. 3, V. 4). Sie hat
damit nicht nur gezeigt, dass sie seine Nähe nicht will, sondern den lyrischen Sprecher auch
noch zurückgewiesen. Dies wiederum signalisiert, dass er ihr nichts mehr bedeutet hat.
Die vierte Strophe gibt die Gegenwart des lyrischen Sprechers wieder: Es hat seine innere Stärke wieder gefunden. Es zeigt gegenüber der ehemaligen Geliebten keine
Zärtlichkeit mehr, sondern einen festen Charakter, der sich von ihr lossagt. „Glaub nicht,
dass ich mich erschieße, / Wie auch die Sachen stehn!“, versichert der lyrische Sprecher
seiner ehemaligen Geliebten (S. 4, V. 1-2). Er beweist damit Stolz und Eigenständigkeit,
die Trennung hat nicht zu einer nachhaltigen, tiefen Verletzung geführt und dem lyrischen
Sprecher nicht seinen Lebenswillen genommen. Er gibt an, sich nicht erschießen zu werden und verweist damit auf Die Leiden des jungen Werther von Johann Wolfgang von
Goethe, in dessen Werk sich der titelgebende Protagonist wegen der Unmöglichkeit seiner
Liebe erschießt. Dass die ehemalige Geliebte dies „nicht glauben“ soll, zeigt, dass das lyrische Ich einen Suizid als Sieg der Geliebten werten würde, der es unterstellt, es in die
Verzweiflung treiben zu wollen. Stattdessen gibt es zwar zu, dass es seelische Schmerzen
empfindet, da es die Situation als „schlimm“ bezeichnet, doch resigniert es dadurch nicht.
Nun verwendet es selbst Sarkasmus wie sie, nennt sie trotz der Trennung seine „Süße“
(S. 4, V. 3) und stellt ihre frühere Beziehung so dar, als sei sie nichts Besonderes gewesen,
da ihm solch eine Trennung „schon einmal geschehn“ (S. 4, V. 4) sei.
In Heines Gedicht spricht ein lyrisches Ich zu seiner ehemaligen Geliebten, das trotz der
tiefen Verletzung, die es durch diese erfahren hat, keine Reue und keine Trauer zeigt, sondern Charakterfeste und den Willen, sich selbst zu behaupten. Der Tonfall des Gedichts und
besonders der vierten Strophe lässt eine Abrechnung des lyrischen Ichs mit seiner Geliebten vermuten. Jedenfalls behauptet es seine Unabhängigkeit und Selbstachtung, indem es
sich nicht umbringen will und Hoffnung auf eine Besserung seiner Situation äußert, da es
schon einmal eine solche Situation überwunden hat.
Gedichtvergleich
É Die Gedichte vergleichen
Tipp
Die beiden Gedichte sollen verglichen werden. Das heißt, dass du Gemeinsamkeiten und
Unterschiede der Gedichte herausarbeiten und diese erläutern sollst. Vergleiche die Form
(Sonett aus der Zeit des Barock, Lied zur Zeit der Romantik), aber vor allem den Inhalt der
beiden Gedichte. Beide stellen sie eine Reaktion des jeweiligen lyrischen Ichs zur Trennung
von der Geliebten dar. Was verursacht die Trennung in ihnen, welche Gefühle empfinden
sie beim Gedanken an die Trennung? Wie bewerten sie ihre Rolle und die ihrer Geliebten
dabei? Deine Meinung darfst du nur im Schlussteil einbringen, wenn du die Ergebnisse
deines Vergleichs in einem Fazit zusammenfasst.
Paul Flemings Gedicht Aus der Zeit seiner Verstoßung und das lyrische Werk Heinrich Heines mit dem Titel Ich wollte bei dir weilen eignen sich aufgrund der gleichen Thematik für
einen Vergleich: Ein lyrisches Ich berichtet von seiner Trennung von seiner Geliebten und
was diese Trennung in ihm auslöst. Die Gedichte von Fleming und Heine bilden inhaltlich
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Gegenpole und zeigen so dem Leser beider Werke, wie verschieden und extrem die Reaktionen von Menschen auf das Ende einer Beziehung sein können.
Bereits formal unterscheiden sich Aus der Zeit seiner Verstoßung und Ich wollte bei dir weilen, da sie während verschiedener Epochen entstanden sind. Folglich lässt sich Aus der
Zeit seiner Verstoßung als barockes Sonett ausweisen, während Ich wollte bei dir
weilen ein Lied darstellt, dessen Form von der zur Zeit der Entstehung des Gedichts in
Deutschland vorherrschenden Romantik beeinflusst ist.
Fleming verwendet zudem einen Zeilenstil, denn Vers- und Satzende stimmen zumeist
überein. Zusätzlich behält er noch das Versmaß des Alexandriners bei, die Zäsuren in der
Mitte der Verse führen zu einer zusätzlichen Strukturiertheit des Gedichts. Gleichzeitig verstärkt die Form mit dem stets eingehaltenen jambischen Metrum den getragenen Ton des
Sonetts. Die durch Zäsuren und den Zeilenstil entstehenden Pausen geben den Zustand des
lyrischen Ichs wieder, welches die Trennung als ein nicht rückgängig zu machendes Ende
wertet. Die Pausen stellen im übertragenen Sinne die Schlusspunkte des lyrischen Ichs dar,
die es in Bezug auf seine Vergangenheit setzt und spiegeln seine Hoffnungslosigkeit und
Niedergeschlagenheit wider. Auch aus Sicht der Perspektive ist das lyrische Ich allein: Es
richtet seine Worte an keine ihm bekannte Person, sondern beklagt sein Schicksal für sich.
Die Andersartigkeit von Heines Gedicht in Bezug auf die Form weist auch auf eine andere
Aussage hin. In seinem Lied variieren Metrum und Verslänge, wobei Jambus und Anapäst stets die einzigen verwendeten Versfüße bleiben und die Verse zumindest aus einer
ähnlichen Anzahl von Silben bestehen. Dem Zeilenstil Flemings stehen häufige Enjambements gegenüber. Dadurch entsteht bereits rhythmisch der Eindruck von Lebendigkeit,
auch wenn der Ton des Gedichts natürlich nicht freudig, sondern durchaus ernst ist. Jedoch
ist die formale Gestaltung ein Ausdruck des im lyrischen Ich nicht erloschenen Willens zu
leben. Es fühlt sich durch die Trennung nicht niedergeschlagen und „am Ende“, sondern
sieht bereits in die Zukunft. Als direkte Ansprache der Geliebten stellt das Gedicht eine Abrechnung des lyrischen Ichs mit dieser dar.
Die lyrischen Sprecher beider Gedichte sehen sich mit einer sehr ähnlichen Grundsituation
konfrontiert. Die Geliebte des lyrischen Sprechers aus Heines Gedicht musste „von [ihm]
eilen“ (S. 1, V. 3), die Frau des lyrischen Sprechers aus Flemings Sonett ist gleich einem Gut
nach einem Schiffbruch vom lyrischen Sprecher „weggeschwommen“ (S. 2, V. 2). Beide
Beziehungen waren für die lyrischen Sprecher offenbar sehr wichtig und wurden
als innig empfunden. So fühlt Flemings lyrisches Ich die Trennung, als sei „sein ganzes“
(S. 1, V. 2) verloren gegangen, das lyrische Ich aus Heines Gedicht hat seiner Geliebten
versichert, dass seine Seele ihr „gänzlich ergeben“ sei (S. 2, V. 2). Die Trennung von der
Geliebten hat aber für jedes lyrische Ich andere Konsequenzen.
Flemings Gedicht beginnt mit einer Drohung. Darin wird der Leser dazu beschworen,
nicht auf sein Glück zu vertrauen, da er wie ein Kaufmann bei einem Schiffbruch seinen
ganzen Besitz verlieren könnte. Die Trennung wird damit als ein gefährlichen Szenario dargestellt, das mit den Urgewalten der Natur, die auch tödlich sind, verglichen wird. Typisch
für ein Gedicht aus dem Barock, verbindet das lyrische Ich sein Schicksal mit dem Grundsatz der Vanitas, der Vergänglichkeit und Sinnlosigkeit aller irdischen Dinge, zu denen es
auch das Liebesglück zählt. Dass es sich mit seiner Beziehung in Sicherheit gewähnt hat,
sieht es im Nachhinein als einen fatalen Fehler. Hier schwingt auch die barocke Kritik
am Hochmut mit. Festzuhalten ist, dass das lyrische Ich seinen Fehler angibt, vielleicht,
um andere vor seinem Schicksal, das es als extrem bedrückend empfindet, zu bewahren.
Bezeichnend ist noch, dass sich das lyrische Ich seiner Vergangenheit durch eine Allegorie
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annähert, das, was es bewegt, also zuerst indirekt anspricht.
Das lyrische Ich aus Heines Lied hingegen wurde von seiner Trennung nicht so stark erschüttert wie dasjenige aus Flemings Sonett, denn es rekonstruiert den Bruch mit seiner Geliebten mithilfe einer direkten Ansprache an diese, wobei es sich keiner Umschreibungen
bedient. Es beschreibt keine eigenen Fehler, sondern ausschließlich die seiner ehemaligen
Geliebten, obwohl man sich als kritischer Leser durchaus fragen kann, wieso das lyrische
Ich einer Frau seine Seele verspricht, wo sie dieses doch derart verächtlich behandelt.
Bereits am Anfang der Gedichte kristallisieren sich zwei verschiedene Haltungen der
lyrischen Sprecher heraus: Derjenige Heines selbstsicher und anklagend, derjenige
Flemings deprimiert, verbittert und sich selbst beklagend. Dieser Unterschied zeigt sich
unter anderem an den verschiedenen Arten der Ironie, die die lyrischen Sprecher verwenden, als sie ihre Trennung darstellen. So ist die Ironie des lyrischen Ichs aus Heines Gedicht
eine rhetorische Spitze gegen seine ehemalige Geliebte, die es trotz deren untragbaren
Verhaltens seine „Süße“ nennt (S. 4, V. 3), wobei es gleich danach behauptet, sie sei nichts
Besonderes gewesen. Auch lässt es ihren vorgeschobenen Trennungsgrund, sie hätte „viel
zu tun“ (S. 1, V. 4) ironisch für sich stehen. Seine Ironie kritisiert die ehemalige Geliebte
also, stellt sie als unehrliche Partnerin dar. Hingegen ist die Ironie des lyrischen Sprechers
aus Flemings Gedicht eher als Galgenhumor zu benennen, denn es zieht die bittere Bilanz,
dass es „kurze Summen“ mache (S. 2, V. 3), wenn es nichts mehr besitze.
Beim lyrischen Ich aus Flemings Gedicht haben wir es im Vergleich zu demjenigen aus
Heines Gedicht mit einem schwächeren Charakter zu tun. Die Trennung führt bei ihm
zu einer Krise. Es ist in einem psychisch zerrütteten Zustand, in welchem es großen seelischen Schmerz empfindet, dass es meint, sein Herz werde „zerrissen“ (S. 3, V. 1). Seine
Frau war ihm „Alles“ gewesen, ohne sie bleibt ihm nur das „Nichts“ (S. 3, V. 3). Offensichtlich empfindet das lyrische Ich ein Leben ohne seine Frau als sinnlos und leer, es ist
nicht in der Lage, seinen Lebenswillen ohne sie aufrechtzuerhalten. Nur eines könnte seine
Situation zum Guten ändern: das Wiedergewinnen der Ehefrau. Dafür ist das lyrische Ich
bereit, alles zu opfern (vgl. S. 4, V. 1). Der Ton des Gedichts verdeutlicht aber, dass das
lyrische Ich resigniert und alle Hoffnung aufgegeben hat. Es gibt keinen Hinweis darauf,
was es zu tun gedenkt, um sich aus seinem seelischen Zustand zu befreien, stattdessen
klagt es weiterhin über sein Schicksal. Deutlich zeigt sich ein Verlust des Ich, der lyrische
Sprecher behauptet, durch die Trennung sich selbst verloren zu haben.
Dem steht der feste Charakter des lyrischen Ichs aus Heines Gedicht gegenüber:
Dieses lyrische Ich verliert sich nicht selbst, sondern betont die Unabhängigkeit von
der ehemaligen Geliebten. Zwar hat auch dieses lyrische Ich Trennungsschmerz, nämlich „Liebesverdruss“ (S. 3, V. 2) empfunden, doch hat es dadurch nicht den Lebenswillen
verloren, hat nicht resigniert, empfindet Hoffnung und statt Trauer nun Wut. Statt wie das
lyrische Ich aus Flemings Sonett die Hoffnung und die Welt aufzugeben, was darauf hinweist, dass es sich nicht mehr als aktiver Teil dieser Welt ansieht, richtet das lyrische Ich
Heines seine Worte direkt an die frühere Geliebte, geht damit in die Offensive und also auf
die Welt zu. Trotz der starken Liebe, die sich im Angebot der eigenen Seele zeigt, führen die
Trennung und das Verhalten der Geliebten dazu, dass der Stolz des lyrischen Ichs entfacht.
Unmissverständlich betont dieses, dass es sich nicht umbringen werde. Dass ihm etwas
Ähnliches „schon einmal geschehn“ sei (S. 4, V. 4), weist auf die Hoffnung des lyrischen
Ichs hin, auch diese Situation zu überwinden.
Komprimiert gesehen, sind die in den Gedichten dargestellten Reaktionen auf die Trennung
Gegensätze. Das lyrische Ich aus Flemings Sonett verliert die Hoffnung und den Lebenswillen, betont die eigenen Fehler, sieht sein Leben am Ende, wünscht sich seine Frau zurück
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Karlsruhe 2014 | SchulLV | Felix Uhl
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É Abitur 2014 | Aufgabe 2
Lösungsblatt (ausführlich)
und sieht sich in seiner Einsamkeit als minderwertiger Mensch. Das lyrische Ich aus Heines
Lied hingegen gibt Ausblick auf die Hoffnung, die Situation zu überstehen, es befindet sich
in keiner psychischen Krise wie das lyrische Ich aus Flemings Gedicht, es verliert daher nicht
sein Selbst, sondern bestärkt seine Eigenständigkeit, thematisiert die Fehler seiner Geliebten, die es sich nicht zurückwünscht und auf deren Verhalten es nun mit sarkastischer Ironie
antwortet. Die Gedichte zeigen also zwei Extreme. Auf der einen Seite zeigt Fleming, wie
ein Mensch verzweifelt, da eine besondere Liebe endet, an der gemessen das Leben bedeutungslos erscheint. Auf der anderen Seite steht Heines Gedicht, das zwar das Scheitern
einer von Seiten des lyrischen Ichs starken Liebe behandelt, wobei der Trennungsschmerz
überwunden werden kann und das eigene Leben dem lyrischen Ich wichtiger erscheint als
die Liebe.
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