ifo-Marktbericht
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Poschingerstr. 5 81679 München Tel.: (089) 92 24-0 Fax: (089) 98 53 69 Institut Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V. Leasing und Anlageinvestitionen wachsen im Gleichschritt – moderates Wachstum auch für 2016 erwartet Sonderdruck aus ifo Schnelldienst Nr. 23 im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Leasing-Unternehmen e.V. Markgrafenstraße 19 10969 Berlin Tel.: 030/20 63 37-17 Fax: 030/20 63 37-30 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.leasingverband.de München, Dezember 2015 Leasing und Anlageinvestitionen wachsen im Gleichschritt – moderates Wachstum auch für 2016 erwartet Daten und Prognosen Arno Städtler Die konjunkturelle Entwicklung hat 2014, nach dem schwungvollen Jahresauftakt und der Schwächephase im Sommer, zum Jahresende wieder Fahrt aufgenommen. Für das gesamte Jahr 2014 ergab sich daraus ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,6% (nominal: 3,4%). Die Wachstumsimpulse kamen vor allem aus dem Inland. Insbesondere wurde in Ausrüstungsgüter – darunter fallen hauptsächlich Maschinen und Geräte sowie Fahrzeuge – nominal 4,7% (preisbereinigt: 4,5%) mehr investiert als vor Jahresfrist. Das Leasing insgesamt hat 2014 – mit einem kräftigen Zuwachs von 8,3% – wesentlich besser abgeschnitten als die gesamtwirtschaftlichen Investitionsausgaben, wie der neueste ifo Investitionstest bei den deutschen Leasinggesellschaften zeigt, der auch in diesem Jahr wieder zusammen mit dem Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL) durchgeführt wurde. Hierfür waren sowohl das Immobilien-Leasing, das ein kräftiges Plus von 20,6% auf 1,7 Mrd. Euro erzielte, als auch das Neugeschäft mit Mobilien verantwortlich, das um 7,9% auf 49 Mrd. Euro expandierte. Dadurch erhöhte sich die Leasingquote von 14,7 auf 15,3% und die Mobilienleasingquote von 22,2 auf 23,0%. Das Mobiliengeschäft der herstellerunabhängigen Gesellschaften stieg um 7,8%, das der Hersteller um 8,0%. Die konjunkturelle Erholung der deutschen Wirtschaft hat sich 2015 fortgesetzt. Die aktuelle Prognose der Gemeinschaftsdiagnose führender Forschungsinstitute vom Oktober für die Ausrüstungsinvestitionen liegt bei nominal + 4,5% (vgl. Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose 2015). Die Leasingbranche entwickelte sich ähnlich. Dies belegen die Ergebnisse der Konjunkturumfragen des ifo Instituts im Leasingsektor. Im Jahresdurchschnitt von 2015 dürfte im Neugeschäft ein Wachstum von 3% auf 52,2 Mrd. Euro erreicht werden; wobei bei Mobilien ein Plus von 4,1% und bei Immobilien ein Rückgang von 28,8% zu erwarten ist. Damit schneiden die Leasinggesellschaften bei den Mobilien geringfügig schlechter ab als die gesamtwirtschaftlichen Investitionen. Dies bedeutet für die Leasingquote 2015 ein unverändertes Niveau von 15,3% und bei Mobilien einen minimalen Rückgang von 23,0 auf 22,9%, falls die Prognosen für die Gesamtwirtschaft eintreffen. Für 2016 rechnet die Gemeinschaftsdiagnose erneut mit einem realen Anstieg der Wirtschaftsleistung in Deutschland, und zwar in Vorjahreshöhe. Im Jahresdurchschnitt wird für das BIP ein reales Plus von 1,8% (nominal: + 3,2%) angenommen und für die Ausrüstungsinvestitionen ein Wachstum von nominal wie real knapp 4%. Daran sollten die Leasinggesellschaften zumindest durchschnittlich partizipieren können. Weniger mittelständische Leasinganbieter gaben auf Die Erhebungsunterlagen für die jüngste Leasingumfrage, die wie immer als Total erhebung angelegt war, wurden an alle bekannten Vermieter bzw. Leasinganbie ter von mobilen und immobilen Anlage gütern in Deutschland versandt. Dabei hat der Bundesverband Deutscher Lea sing-Unternehmen seine Mitglieder direkt befragt und das ifo Institut die übrigen Leasinggesellschaften. Die Grundlage des Adressmaterials bilden diejenigen Lea singgesellschaften, die bei der Bundes anstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) als Finanzdienstleistungsunterneh men zugelassen sind. Hinzu kommen die Leasingaktivitäten von Unternehmen, die schwerpunktmäßig in anderen Sektoren der Wirtschaft tätig sind – beispielsweise im Verarbeitenden Gewerbe – und das Vermietungsgeschäft nicht in einer Einheit mit eigener Rechtspersönlichkeit betrei ben. Nach wie vor unberücksichtigt blei ben Firmen, die die kurzfristige Vermietung (Renting, Carsharing) von Ausrüstungs gütern, wie z.B. Fahrzeugen und Maschi nen, betreiben (vgl. Städtler 2015), sowie Immobilienfonds, Bauträgergesellschaf ten (vgl. Rußig 2015), Developer, Pen sionsfonds und sonstige Institutionen, die vor allem gewerbliche Immobilien bauen und vermieten. Die Beteiligung am ifo Investitionstest war auch in diesem Jahr sehr hoch. So konn te für den Bereich der herstellerunabhän gigen Leasinggesellschaften durch Hin zuschätzen der fehlenden Angaben – von ifo Schnelldienst 23/2015 – 68. Jahrgang – 10. Dezember 2015 67 68 Daten und Prognosen meist kleineren Firmen – über ein differenziertes Rechenver fahren ein Gesamtwert der Investitionen ermittelt werden. Für die Herstellervermietung und das Hersteller-Leasing (Captives) sind nur die Berichtskreisinvestitionen ausgewie sen, da uns wohl nicht alle Produzenten, Händler oder Im porteure, die auch im Vermietgeschäft tätig sind, bekannt sind. Nachdem in der Umfrage jedoch alle bedeutenden Anbieter berücksichtigt wurden, dürfte auch dieser Bereich der Anlagenvermietung sehr hoch repräsentiert sein. Die Unternehmensteuerreform von 2008, die Unterwerfung unter eine »moderate« Aufsicht (»KWG-Light«) durch die Bun desanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ein schließlich der Umsetzung der organisatorischen Pflichten in Verbindung mit den Mindestanforderungen an ein Risikoma nagementsystem (MaRisk) sowie die Finanzkrise führen schon seit Jahren dazu, dass zahlreiche Leasinggesellschaf ten – vor allem mittelständische – aus dem Markt und damit auch aus dem Berichtskreis des ifo Investitionstests ausschei den. Gemessen am Bestand war deren Zahl 2009 und 2010 besonders hoch, in den Jahren 2011 bis 2014 setzte sich dieser Trend in abgeschwächter Form fort; 2015 waren es nur noch Einzelfälle. Die Regulierungsdichte ist zugleich eine hohe Hürde für Neugründungen von Leasinggesellschaften. Die zunehmenden aufsichtsrechtlichen Anforderungen, Pflichten und direkte sowie indirekte Kosten, die weder ihrer mittelständischen Struktur, dem Geschäftsmodell noch dem Risikogehalt angemessen sind, haben also bisher schon eine ganze Reihe mittelständischer Leasingunternehmen dazu veranlasst aufzugeben. Diese waren häufig auf be stimmte Investitionsgüter, einzelne Branchen oder regiona le Märkte spezialisiert. Ihren Kunden aus dem mittelständi schen Gewerbe stehen sie als Geschäftspartner nun nicht mehr zur Verfügung. Dieser Kollateralschaden ist der Preis für die hohe Regulierungsdichte. Die Begründungen für das bürokratische Reglement, dem die Leasingbranche ohne Not unterworfen wurde, klingen noch immer wenig überzeugend. Diese Unternehmen haben die weltweite Finanzkrise weder ausgelöst, noch waren sie an ihr beteiligt. Die Banken, die der Ursprung dieses Dramas waren, standen ja schon immer unter Finanzaufsicht. Die Schatten banken mit ihren enormen Finanzvolumina, die inzwischen in der Währungsunion auf mehr als 23 Billionen Euro angewach sen sein sollen, sind nicht reguliert und sitzen oft in exotischen Finanzzentren und Steuerparadiesen, wie eine Studie der Eu ropäischen Zentralbank (EZB) konstatierte. Am gesamten Fi nanzsektor in der Eurozone halten sie mittlerweile einen Anteil von 38% (vgl. Süddeutsche Zeitung 2015). Eine europäische Studie der Wirtschaftsprüfungsgesell schaft Deloitte stellte fest, dass die Ausfallraten beim Leasing gering sind und auch deutlich niedriger als bei vergleichba ren Kreditportfolios. ifo Schnelldienst 23/2015 – 68. Jahrgang – 10. Dezember 2015 In der aktuellen Investitionsbefragung wurden die Neuzu gänge auf den Anlagekonten der Leasinggesellschaften in den Jahren 2013 und 2014 sowie die Güterstruktur und die Empfängersektoren erhoben. Außerdem wurde nach den effektiven Anschaffungswerten und nach den Buchwerten der am 31. Dezember 2014 noch vermieteten Objekte ge fragt. Hinzu kamen Angaben zur Anzahl der 2014 neu kont rahierten und der insgesamt verwalteten Verträge sowie zu den Erwartungen für das Neugeschäft im Jahr 2015. In einer ergänzenden Sonderfrage wurden auch die Stückzahlen der neu vermieteten Straßenfahrzeuge erhoben. 2014: Hoher Marktanteilsgewinn des Leasings Die konjunkturelle Entwicklung hat 2014, nach dem schwung vollen Jahresauftakt und der Schwächephase im Sommer, zum Jahresende wieder Fahrt aufgenommen. Für das ge samte Jahr 2014 ergab sich daraus ein Anstieg des Brutto inlandsprodukts (BIP) von 1,6% (nominal: 3,4%). Die Wachs tumsimpulse kamen vor allem aus dem Inland. Insbesonde re die Bruttoanlageinvestitionen (ohne Wohnungsbau) über trafen das schwache Vorjahresniveau mit nominal 4,5% über raschend deutlich. Dabei wurde in Ausrüstungsgüter, also die Anschaffungen von Maschinen, Fahrzeugen sowie sons tigen Ausrüstungsgütern (insbesondere Software) – nominal 4,7% (preisbereinigt: 4,5%) und in den Nichtwohnungsbau (nominal: + 4,5%) mehr investiert als 2013. Das Leasing insgesamt hat 2014 – mit einem kräftigen Zu wachs von 8,3% – wesentlich besser abgeschnitten als die gesamtwirtschaftlichen Investitionsausgaben (+ 4,5%), wie der neueste ifo Investitionstest bei den deutschen Leasing gesellschaften zeigt, der auch in diesem Jahr wieder zusam men mit dem BDL durchgeführt wurde. Hierfür waren so wohl das Immobilien-Leasing, das ein kräftiges Plus von 20,6% auf 1,7 Mrd. Euro erzielte, als auch das Neugeschäft mit Mobilien verantwortlich, das um 7,9% auf 49 Mrd. Euro expandierte, wozu in erster Linie die Zuwächse bei Maschi nen und Fahrzeugen beitrugen. Das Mobiliengeschäft der herstellerunabhängigen Gesellschaften stieg um 7,8%, das der Hersteller um 8,0% (vgl. Tab. 1) Die Leasingquote, also der Anteil der gesamten Leasing investitionen an den gesamtwirtschaftlichen Anlageinvesti tionen (ohne Wohnungsbau), in der Bundesrepublik erhöh te sich 2014 von 14,7 auf 15,3%. Beim Mobilien-Leasing stieg die Quote kräftig von 22,2 auf 23,0% (vgl. Tab. 2). Die effektiven Anschaffungswerte aller am 31. Dezember 2014 noch vermieteten Anlagen (ohne AfA) addierten sich in der gesamten Leasingbranche auf einen Wert für das Bruttoanlagevermögen von rund 221 Mrd. Euro, verteilt auf rund 5 Mio. Verträge. Daten und Prognosen Tab. 1 Bruttoanlageinvestitionen 2008–2015 in jeweiligen Preisen Deutschland Investitionen (in Mio. Euro) Veränderungen gegenüber dem Vorjahr (in %) Investitionen (in Mio. Euro) Veränderungen gegenüber dem Vorjahr (in %) 2008 2009 27 360 20 000 – 6,5 – 26,9 2010 2011 2012 2013 2014 Herstellerunabhängiges Leasing 21 100 21 100 19 420 18 290 5,5 2015 b) 19 880 19 410 – 8,0 – 5,8 8,7 – 2,4 Hersteller-Leasing 27 480 28 640 28 520 30 820 32 800 – 0,4 8,1 6,4 Anlagenvermietung insgesamt 45 600 48 580 48 060 46 810 50 700 52 210 8,3 3,0 27 240 22 600 24 500 6,3 – 17,0 8,4 0,0 a) 12,2 4,2 c) Investitionen (in Mio. Euro) 54 600 42 600 Veränderungen – 0,5 – 22,0 7,0 gegenüber dem Vorjahr (in %) a) b) c) Vorläufig. – Anhand der Planangaben berechnet. – Soweit erfasst. Quelle: ifo Investitionstest. Die deutsche Leasingindustrie konnte sich zu Anfang des Jahrhunderts an einer dynamischen Entwicklung ihrer Aus landsaktivitäten erfreuen. Sie profitierte von den lebhaften Exportaktivitäten der deutschen Wirtschaft, vor allem mit den osteuropäischen Beitrittsländern. Der Expansions 6,5 – 1,1 – 2,6 schwerpunkt lag dabei weniger beim Cross-Border-Leasing, sondern im Bereich des Offshoring, also in der Gründung von Auslandsdependancen bzw. Joint Ventures. Da die Fi nanzkrise auch diese Zielländer besonders schwer getroffen hat, schrumpfte das Auslandsgeschäft der deutschen Lea Tab. 2 a) Gesamtwirtschaftliche Investitionen 2007–2015 in jeweiligen Preisen Deutschland 2007 Gesamtwirtschaftliche Investitionenb) (in Mio. Euro) Veränderungen gegenüber dem Vorjahr (in %) 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 c) 2015 d) 314 530 327 109 279 659 300 939 326 275 319 822 317 593 331 842 341 830 8,4 Zum Vergleich: Leasing-Investitionene) (in Mio. Euro) 54 890 Veränderungen gegenüber dem Vorjahr (in %) 4,8 Leasingquote (in %) 17,5 darunter: Gesamtwirtschaftliche Ausrüstungsinvestitionenf) (in Mio. Euro) 218 210 Veränderungen gegenüber dem Vorjahr (in %) 8,8 Investitionen des Mobilien-Leasings (in Mio. Euro) 49 480 Veränderungen gegenüber dem Vorjahr (in %) 10,2 4,0 – 14,5 7,6 8,4 – 2,0 – 0,7 4,5 3,0 54 600 42 600 45 600 48 580 48 060 46 810 50 700 52 210 – 0,5 16,7 – 22,0 15,2 7,0 15,2 6,5 14,9 – 1,1 15,0 – 2,6 14,7 8,3 15,3 3,0 15,3 224 330 178 934 197 083 212 751 207 192 204 091 213 239 222 780 2,8 – 20,2 10,1 7,9 – 2,6 – 1,5 4,5 4,5 51 080 40 690 41 430 46 400 46 155 45 400 49 000 51 000 3,2 – 20,3 1,8 12,0 – 0,5 – 1,6 7,9 4,1 Mobilien-Leasingquote (in %) 22,7 22,8 22,7 21,0 21,8 22,3 22,2 23,0 22,9 Gesamtwirtschaftliche a) Bauinvestitionen (in Mio. Euro) 96 320 102 779 100 725 103 856 113 524 112 630 113 502 118 603 119 050 Veränderungen gegenüber dem Vorjahr (in %) 7,6 6,7 – 2,0 3,1 9,3 – 0,8 0,8 4,5 0,4 Investitionen des ImmobilienLeasings (in Mio. Euro) 5 410 3 520 1 910 4 170 2 180 1 905 1 410 1 700 1 210 Veränderungen gegenüber dem Vorjahr (in %) – 27,8 – 34,9 – 45,7 118,3 – 47,7 – 12,6 – 26,0 20,6 – 28,8 Immobilien-Leasingquote (in %) 5,6 3,4 1,9 4,0 1,9 1,7 1,2 1,4 1,0 a) Ohne Wohnungsbau. Zeitreihen vom Statistischen Bundesamt revidiert. – b) Bruttoanlageinvestitionen nach neuem Statistikkonzept (ESVG). – c) Vorläufig. – d) Anhand der Planangaben berechnet. – e) Soweit erfasst. – f) Einschließlich sonstiger Anlagen (z.B. Software); ohne Aufwendungen für Forschung und Entwicklung. Quelle: ifo Investitionstest; Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts. ifo Schnelldienst 23/2015 – 68. Jahrgang – 10. Dezember 2015 69 70 Daten und Prognosen singbranche 2010 deutlich und bewegt sich seither auf nied rigem Niveau. Einige Gesellschaften haben sich auch aus diesem Geschäft zurückgezogen. Wachstum in fast allen Produktgruppen Über zwei Drittel des Neugeschäfts der Leasinggesellschaf ten entfallen jährlich auf Straßenfahrzeuge, daher ist die Branche in hohem Maße von der Entwicklung in diesem Marktsegment abhängig. Die Pkw-Neuzulassungen nahmen 2014 hier zu Lande einen ähnlichen Verlauf wie die Ausrüstungsinvestitionen insge samt. Nur wenige Monate waren von Minusraten geprägt. Der Dezember beschloss das Jahr mit einem kräftigen Wachstum von 6,7%. Für das Gesamtjahr bedeutete dies einen Zuwachs von 2,9%, dabei ging der Anteil der privaten Neuzulassungen zu Gunsten der gewerblichen – die als In vestitionen gezählt werden – erneut zurück. Das fünfte Jahr in Folge schrumpfte der Privatanteil bei den Pkw-Neuzulas sungen auf nunmehr 36,2% (2013: 37,9%) (vgl. Kraft fahrt-Bundesamt 2015a). Auch der Nutzfahrzeugmarkt war 2014, im Gegensatz zum Vorjahr, im Aufwind (+ 3,7%). Die Leasinggesellschaften offerieren schon seit Jahren lau fend neue Angebotsvarianten, um die Wettbewerbsfähigkeit ihres Produkts zu steigern. Im Mittelpunkt dieser Aktionen standen zuletzt nicht nur günstige Leasingraten, sondern auch zusätzliche Dienstleistungspakete auch für Einzelfahr zeuge, die früher eher aus dem Flottengeschäft bekannt waren. Bei diesem »Bundling« werden beispielsweise at traktive Versicherungspakete, Garantieverlängerungen, As sistanceleistungen und Inspektionsschecks offeriert. Bei den Kunden kommen diese Komplettpakete offenbar gut an, auch bei solchen, bei denen der Finanzierungsaspekt nicht im Vordergrund steht. In Zeiten mit extrem niedrigen Finanzierungskosten, geringen Problemen bei der Beschaf fung von Krediten und zugleich recht komfortabler Eigen kapitalausstattung vieler Unternehmen erleichtern derartige Leistungen den Wettbewerb mit konkurrierenden Ange boten. Die Zahl der 2014 neu zugelassenen Leasing-Fahrzeuge beläuft sich auf 1 364 100, das sind 6,3% mehr als 2013. Der Anteil der Leasing-Fahrzeuge an den gesamten Neuzu lassungen des Jahres 2014 in der Bundesrepublik erreichte damit 38,4% nach 37,1% 2013. Wertmäßig entfielen wie im Vorjahr 71,7% der Leasinginvestitionen auf Straßenfahrzeu ge. Deren Anteil am Anschaffungswert der gesamten ge werblichen Fahrzeugkäufe in Deutschland (Leasingquote) stellte sich auf rund 68%. Das heißt, dass das Leasing auch 2014 die eindeutig bedeutendste Beschaffungsform bei Fahrzeuginvestitionen geblieben ist. ifo Schnelldienst 23/2015 – 68. Jahrgang – 10. Dezember 2015 Tab. 3 Kraftfahrzeug-Leasing 2014 a) Investitionen des Fahrzeug-Leasings in Mio. Euro Stückzahlen 36 365 1 364 100 davon: Herstellerunabhängiges Leasing in Mio. Euro Stückzahlen Herstellerabhängiges Leasing in Mio. Euro Stückzahlen 28 030 1 073 700 Gesamte Neuzulassungen von Kraftfahrzeugen in Deutschland Stückzahlen 3 551 475 8 335 290 400 davon: Leasing-Fahrzeuge in % a) 38,4 Neuzugänge. Quelle: ifo Investitionstest; Kraftfahrt-Bundesamt. Von den 1 364 100 in 2014 neu vermieteten Straßenfahrzeu gen waren 1 162 000 Pkw und Kombi (+ 6,3%) sowie 202 100 Lkw, Busse, leichte Nutzfahrzeuge und Anhänger (+ 6,3%). Von den markenunabhängigen Leasinggesellschaf ten wurden rund 290 400 Straßenfahrzeuge neu vermietet, im Bereich des Hersteller-Leasings rund 1 073 700 (vgl. Tab. 3). Die Maschinen für die Produktion erreichten 2014 – bei ei nem kräftigen Anstieg von fast 12% – eine Steigerung ihres Anteils an den gesamten Leasinginvestitionen von 10,1 auf 10,5%; damit konnten sie Rang 2 unter den Leasinggütern behaupten. Nach der EU-einheitlichen Gütersystematik zählt hierzu eine sehr breite Palette von Geräten. Das Spektrum reicht von Werkzeugmaschinen über Pressen, Webmaschi nen, Waschanlagen, Wiege- und Messmaschinen bis zu Gabelstaplern und Baugeräten. Der Computer- und Kommunikationsbereich hat zwar dem auslaufenden Kondratieff-Zyklus seinen Namen gegeben, zählte aber in den letzten Jahren nicht mehr zu den Wachs tumstreibern. Er ist aber noch immer einer der innovativsten in der Wirtschaft. Jeder, der sich mit ihm beschäftigt, muss sich dem rasanten Entwicklungstempo und der teils enor men Markt- und Preisvolatilität anpassen, das gilt natürlich auch für die Leasinggesellschaften. Die Büromaschinen und Datenverarbeitungsanlagen, die bis 1984 im Leasingge schäft immer dominiert hatten, verloren in den Folgejahren – mit dem Siegeszug des PCs – kontinuierlich Anteile an den gesamten Leasinginvestitionen. Dieser Trend konnte ab 1997 gestoppt werden. Seit dem Jahr 2002 – nach Jahr tausendwende und Euroumstellung – musste das EDV-Lea sing bei nominaler Betrachtung aber größtenteils wieder Rückgänge hinnehmen, so auch 2014. Die Leasinginvesti tionen in diesem Segment verringerten sich nominal um 4,6%, hierbei sind allerdings die hier immer noch anhalten den Preissenkungstendenzen zu beachten; real dürfte das Daten und Prognosen Ergebnis besser ausfallen. Der Anteil des IT-Bereichs am gesamten Leasingvolumen ging damit von 8,7 auf 7,7% zurück. Das reichte gleichwohl wieder für den dritten Platz bei den neu verleasten Gütern. Die Entwicklung dieser Pro duktgruppe wird bei nominaler Betrachtung allerdings un terzeichnet, da bei EDV-Anlagen und Büroequipment ein schließlich der Software die Preise seit vielen Jahren rück läufig sind. Experten gehen davon aus, dass dieser Preis verfall zwar an Tempo verliert, aber noch nicht beendet ist. Im Zuge der technischen und organisatorischen Anforderun gen, die im Zusammenhang mit der Einführung von »Indust rie 4.0« stehen, dürfte der Investitionsbedarf bei IKT-Produk ten erheblich zunehmen. Eine kürzlich veröffentlichte Unter suchung stellte hierzu fest: Fast drei Viertel der deutschen Unternehmen (72%) fühlen sich sehr gut auf die digitale Trans formation vorbereitet. Wenn es allerdings um den notwendi gen Um- und Ausbau der IT-Infrastruktur geht, zeigt sich, dass es noch umfangreicher Investitionen in neue Systeme und Infrastrukturen bedarf. Noch immer fließen mehr als zwei Drit tel der IT-Investitionen in den Betrieb der bestehenden IT-In frastruktur und Anwendungslandschaft. Lediglich 33% wen den die Unternehmen dafür auf, neue, dynamische Infrastruk turen aufzubauen – sogenannte Next-Generation-Infrastruc tures –, die auf die speziellen Anforderungen der digitalen Transformation im Hinblick auf Flexibilität, Agilität und Skalier barkeit ausgerichtet sind. Ohne erhebliche Investitionen wird es indes nicht gehen: Die meisten Unternehmen erachten eine Aufstockung ihres IT-Budgets als notwendig. Vier von fünf Befragten (82%) fordern eine Erhöhung des Budgets um 10 bis 30%. Bei der Auswahl neuer Technologien sind sich die Unternehmen bewusst, dass nur der Einsatz einer breit gefächerten Applikationsbasis langfristig erfolgversprechend ist (vgl. computerwoche.de 2015). Die »sonstigen Ausrüstungsgüter« einschließlich Nachrich ten-, Medizin- und Signaltechnik sowie immaterieller Wirt schaftsgüter wurden 2014 als Leasinggüter stärker nach gefragt als im Vorjahr. Sie hatten ein Plus von 7% zu ver zeichnen; damit erreichte ihr Anteil an den gesamten Lea singinvestitionen wieder 5,6%. Das bedeutet weiterhin Platz 4. In dieser Gruppe gibt es neben hochpreisigen im materiellen Assets ein extrem heterogenes Bündel von Lea singgütern, die auch recht unterschiedliche Entwicklungen aufzuweisen haben. Auf dem Gebiet der Telekommunikation besteht beispiels weise nach wie vor ein erheblicher Investitionsbedarf, der sich nicht nur auf relativ niedrigpreisige Endgeräte, sondern auch auf teure Vermittlungstechnik, Sendeanlagen und Sa telliten erstreckt. Diese Technologien erfordern einen enor men Kapitalbedarf, der auch mittels Leasing gedeckt wer den kann. Mit dem wachsenden Bedarf an neuen Fernseh diensten, Handy-TV und vor allem schnellen und breitban digen Internetverbindungen zwischen den Kontinenten in vestieren die Satellitenbetreiber massiv in neue Kapazitäten. Mit dem Angebot neuer Mobilfunkdienste steigt auch der Bedarf an Übertragungseinrichtungen enorm. Zahlreiche Funkstationen befinden sich bereits im Eigentum von Lea singgesellschaften und anderen Vermietern. Wegen der Überlastung der Mobilfunkinfrastruktur müssen die Anbieter in großem Rahmen in ihre Netze investieren und eine Vielzahl zusätzlicher Antennen installieren. Last but not least zählen auch die Produkte der Medizintech nik zur Rubrik der sonstigen Ausrüstungsgüter. Der weltweit wachsende Markt für Medizintechnik, der bis 2020 jährlich um etwa 5% wachsen soll (vgl. Telgheder 2015), umfasst sowohl Massenprodukte als auch Hightech-Artikel, die fast alle auch auf dem Wege des Leasings vertrieben werden. Sogar für aufwendige Spitzentechnologien, wie Protonen quellen wurden Leasingkonzepte entwickelt. Die deutschen Medizintechnikanbieter rangieren in der international führen den Topliga weit oben und erweitern ständig ihre System kompetenzen um Dienstleistungen, zu denen auch Finanz dienstleistungen wie das Leasing zählen. Diese Instrumente können dazu beitragen, den beträchtlichen Investitionsstau in deutschen Krankenhäusern, der bereits mehrfach festge stellt wurde, aufzulösen. Eine ifo-Studie kommt zu dem Er gebnis, dass die Bundesländer, die für die Finanzierung der Krankenhausinfrastruktur zuständig sind, seit Jahren ihre Haushaltsmittel für Krankenhausinvestitionen reduzieren. So seien alleine im Jahr 2011 über 700 Mio. Euro zu wenig in vestiert worden, um den abschreibungsbedingten Wertver lust des Kapitalstocks zu stoppen (vgl. Rösel 2013). Kürzlich stellten die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO und das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI) in einer Studie fest, dass fehlende Investitionsmittel mehr und mehr die Versorgung in den Krankenhäusern erheblich beeinträchtigen. Nur noch ein Viertel der rund 2000 Kliniken sei in der Lage, die notwendi gen Investitionen für patientenorientierte Vorsorge, Fürsorge und Heilung zu bestreiten (vgl. sueddeutsche.de 2015). Auf Platz 5 landeten die Immobilien mit 3,3%, darunter Han delsobjekte, Geschäfts- und Bürogebäude (2,5%), gefolgt von kompletten Produktions- und Versorgungsanlagen so wie Produktionsgebäude, Lagerhallen, sonstige Bauten (0,8%). Weit abgeschlagen belegten die Big Tickets, wie Luft-, Wasser- und Schienenfahrzeuge den letzten Platz. Sie konnten 2014 ihren Anteil von 0,8 auf 1,2% steigern, das erscheint aber im Vergleich mit den Niveaus in den Jahren vor 2009 sehr niedrig. Die Leasingengagements in dieser Gütergruppe verloren seither über zwei Drittel ihres Volu mens. Dieses Produktsegment der Großmobilien hat seit jeher eine sehr volatile Entwicklung aufzuweisen. Angesichts des weltweit sehr hohen Leasinganteils bei Flugzeugen und des Wachstums in diesem Produktsegment mag deren ge ringer Anteil am deutschen Leasingportfolio verwundern. Dieser Markt ist jedoch stark international ausgerichtet und von sehr großen Playern geprägt, die sich auf die wettbe ifo Schnelldienst 23/2015 – 68. Jahrgang – 10. Dezember 2015 71 72 Daten und Prognosen werbsfähigsten Standorte, nicht zuletzt unter steuerlichem Aspekt, konzentrieren. Seit einigen Jahren engagieren sich hier verstärkt chinesische Investoren, auch durch Zukäufe bedeutender ausländischer Unternehmen. Daneben leidet das Flugzeuggeschäft in Deutschland – ähnlich wie das Im mobilien-Leasing – auch unter der Reglementierung im Ge folge der Unterstellung unter die Bankenaufsicht. Zudem waren hier früher vor allem bankenabhängige Leasingge sellschaften engagiert, die seit Jahren bei mobilen wie im mobilen Big Tickets sehr zurückhaltend agieren. Abb. 1 Leasingquoten Bundesrepublik Deutschland Anteil des Leasings an den gesamtwirtschaftlichen Investitionena) in % 28 26 24 Mobilien-Leasing b) 22 20 18 Erhöhte Leasingengagements in fast allen Wirtschaftsbereichen 16 14 Leasing insgesamt 12 Der Dienstleistungssektor ist der größte Bereich in der deut schen Wirtschaft und der Gewinner im Strukturwandel. Seit dem Jahr 1996 ist er auch unangefochten die Nummer 1 im Leasing. Die Leasinggesellschaften erhöhten 2014 ihre In vestitionen in diesem Wirtschaftsbereich um rund 11% und platzierten mit 36,4% über ein Drittel ihres Neugeschäfts in diesem äußerst facettenreichen Wirtschaftsbereich. Der Sek tor wird in Deutschland hinsichtlich seiner Bedeutung noch häufig unterschätzt, was wohl auch daran liegt, dass er ein sehr heterogenes Konglomerat von Gewerbezweigen ist. Es erstreckt sich vom Hotel- und Gaststättengewerbe über Ban ken, Versicherungen, Rundfunkanstalten, Filmgesellschaften, Internetprovider, Autovermieter, EDV- und Multimedia-Dienst leister, Unternehmensberater, Verlage, Werbeagenturen, Call center, Bewachungs- und Reinigungsunternehmen bis hin zu mittelständischen Selbständigen wie Ärzten, Rechtsan wälten, Architekten, Ingenieurbüros, Steuerberatern, Maklern und privaten Stellenvermittlern. In diesen Berufsgruppen ma chen die besonders leasinggeeigneten Fahrzeuge und Bü romaschinen einschließlich EDV-Anlagen den größten Teil des Investitionsbedarfs aus, weshalb sie schon immer eine in teressante Zielgruppe für die Leasinggesellschaften waren. Besonders bei den unternehmensnahen Dienstleistern ent stehen nach wie vor neue Arbeitsplätze, die mit Investitions gütern von hoher Leasingaffinität ausgestattet werden. Das Verarbeitende Gewerbe war seit Gründung der ersten Leasinggesellschaften deren wichtigster Kunde und konnte diese Position 30 Jahre lang halten. Danach ging sein Anteil an den gesamten Leasinginvestitionen ziemlich stetig zurück; seit 2005 erhöhte er sich tendenziell wieder. 2014 hat der Sektor seine Investitionen nominal um 2,1% gesteigert (vgl. Statistisches Bundesamt 2015a), das galt auch für die neuen Leasingengagements, auch sie wurden unterdurchschnittlich um rund 2% angehoben, weshalb sich sein Anteil von 20,1 auf 18,9% verminderte. Dies bedeutet gleichwohl weiterhin unangefochten Rang 2. Auch der Handel gehört zu den tra ditionellen Wirtschaftsbereichen, die als Leasingkunden jah relang an Gewicht verloren hatten. Seit 1998 bewegte sich sein Anteil an den Leasinginvestitionen gelegentlich auch ifo Schnelldienst 23/2015 – 68. Jahrgang – 10. Dezember 2015 10 8 6 4 2 0 85 87 89 91 93 95 97 99 01 03 05 07 09 11 13 15 a) b) Ohne Wohnungsbau. Ab 1991 neues Statistikkonzept (ESVG). Anteil des Mobilien-Leasings an den gesamtwirtschaftlichen Ausrüstungsinvestitionen. 2015: vorläufig. Quelle: ifo Investitionstest; Statistisches Bundesamt. nach oben. 2007 nahmen die Leasingengagements des Han dels sogar sprunghaft um über 25% zu, wodurch sein Anteil von 12,7 auf 15,3% hochschnellte. Von 2008 bis 2013 liegt hier der Anteil an den Leasinginvestitionen konstant bei reich lich 12%. Im Jahr 2014 verminderte er als einziger Sektor seine Leasinginvestitionen, und zwar um knapp 6%, was seinen Anteilswert auf 10,7% reduzierte, das reichte nicht mehr für den dritten Platz, sondern nur noch für den fünften. Die Autoproduzenten in Deutschland »erfanden« in den 1970er Jahren das Privatleasing mit sehr attraktiven Kon ditionen, um die Rabattaktionen beim Neuwagenkauf nicht völlig aus dem Ruder laufen zu lassen und erreichten damit damals – sozusagen aus dem Stand – einen Anteil von 11% an den gesamten Leasinginvestitionen. In der Folgezeit war die Entwicklung dieser Sparte zwar aufwärts gerichtet, aber von beträchtlichen Schwankungen gekennzeichnet. Die herstellernahen Gesellschaften, die hier mit einem Markt anteil von über 90% klar dominieren, beeinflussen mit un terschiedlich starken Verkaufsanreizen für den Autokredit oder das Autoleasing die Entwicklung dieser Leasingsparte maßgeblich. Im Jahr 2014 hatte das Privatleasing – bei leicht rückläufi gen Pkw-Zulassungen – ein moderates Plus von gut 2% zu verzeichnen. Sein Anteil am gesamten Leasingneuge schäft ging von 11,5 auf 10,9% zurück; das reichte jedoch Daten und Prognosen für den dritten Rang, dicht gefolgt vom Sektor Verkehr- und Nachrichtenübermittlung. Dieser steigerte seine Leasing investitionen 2014 um 37%, wodurch sein Anteil am Lea singportfolio von 8,5 auf 10,8% kletterte, was nun Rang 4 bedeutete. Das Baugewerbe weist seit vielen Jahren ein zumindest durchschnittliches Wachstum seiner Leasingengagements auf. Dieser Aufwärtstrend setzte sich auch 2014 mit einem Plus von rund 11% fort, wodurch der Leasinganteil hier von 6,4 auf 6,6% anstieg. Dagegen fallen die selbst bilanzierten Investitionen seit 2000 zum Teil kräftig zurück und liegen 2014 nur auf dem Niveau von 1999. Die Bauwirtschaft fährt an gesichts einer teils sehr volatilen Auftragslage seit geraumer Zeit konsequent ihre eigenen Investitionen zurück und bedient sich intensiv des Angebots aller Arten von Vermietungsdienst leistern. Sie hat inzwischen die mit Abstand höchste Leasing quote aller Sektoren und setzt noch stärker das Renting, also die kurzfristige Anmietung, ein (vgl. Städtler 2015). Der primäre Sektor der Wirtschaft, also die Energie- und Wasserversorgung, der Bergbau sowie die Land- und Forst wirtschaft, hatte 1997 seinen Leasinganteil fast halbiert, 2000 stieg er schließlich wieder auf 4,7% und ging seit 2001 wie der zurück, bis er 2004 seinen Tiefpunkt mit 1,7% erreichte. Seither bewegt sich sein Anteilswert bei rund 2%. Im Jahr 2010 nahmen die Leasinginvestitionen in diesem Bereich um über 50% zu, wodurch der Anteil am gesamten Leasingport folio auf 2,9% anstieg. Diesen Wert konnte er 2011 und 2012 mit 2,8%, nicht ganz halten; 2013 und 2014 stieg der Wert jeweils um einen Zehntelpunkt. Das reichte immerhin um vom letzten auf den vorletzten Platz vorzurücken. Dieses relativ niedrige Niveau geht auch auf die bisher teils weniger für Leasing geeigneten Investitionsgüter der Landwirtschaft zu rück. Nach Einschätzung von Fachleuten vollzieht sich hier allerdings gerade die vierte industrielle Revolution. Nicht nur die Informationstechnologie gewinnt seit Jahren deutlich an Bedeutung, auch die Mechanisierung nimmt unaufhörlich zu. Auch wegen des Fachkräftemangels wird zunehmend Arbeit durch Kapital ersetzt. Bis zu 300 000 Euro kosten heute die leistungsfähigsten Großtraktoren, die reichlich mit Elektronik ausgestattet sind. Um ähnliche Dimensionen geht es auch bei modernen Erntemaschinen (vgl. Dostert 2013). Die öffentliche Hand ist selbst einer der größten Investoren in Deutschland und beeinflusst so, über die Wahl ihrer Fi nanzierungsmittel bzw. die Art der Durchführung von Inves titionen, auch die Höhe der gesamtwirtschaftlichen Leasing quote. Aus verschiedenen, teilweise auch nichtökonomi schen Gründen, machte der Staat in Deutschland von allen Wirtschaftsbereichen bis vor einigen Jahren am wenigsten vom Leasing Gebrauch. Seit dem Jahr 2003 nehmen die Leasinginvestitionen des Staates tendenziell zu, teilweise sogar sprunghaft. Dem enor Abb. 2 Leasinginvestitionen 2014 Verteilung nach Güterarten Sektoren Produktionsgebäude, Lagerhallen u.Ä. 100% 90% 80% Handelsobjekte, Geschäfts-/Bürogebäude sonst. Ausrüstungen, Nachrichtentechnik Büromaschinen einschl. EDV Staat Energieversorgung, einschl. Landwirtschaft Baugewerbe Handel Produktionsmaschinen 70% Verkehr 60% private Haushalte 50% 40% 30% Verarbeitendes Gewerbe Fahrzeuge, einschl. Luft-, Wasseru. Schienenfahrzeuge 20% Dienstleistungen 10% 0% Quelle: ifo Investitionstest. men Wachstum von 2005, von über 60%, folgten 2006 und 2007 allerdings Rückgänge, wodurch der Anteil des Staates an den gesamten Investitionen der Leasingbranche von 3,7 auf 2,8% zurückfiel. Ein Wachstum seiner Leasinginvestitio nen von 35% sorgte 2008 für ein Ansteigen des Anteils auf 3,8%, aber schon 2009 fiel dieser wieder auf 3,1% zurück und konnte sich 2010 jedoch wieder auf 7,2% mehr als ver doppeln und pendelte sich 2011 mit 3,9% wieder auf sein durchschnittliches Niveau ein. 2013 gab es wieder ein kräf tiges Minus von 20%, wodurch der Leasinganteil von 3,4 auf 2,8% zurückging. Im Jahr 2014 stiegen die Leasingengage ments des Staates zwar um gut 3%, sein Anteil am Leasing portfolio reduzierte sich gleichwohl auf 2,7%, damit hält er nun die rote Laterne unter den Leasingkunden. Auslöser die ser starken Schwankungen sind vor allem sehr große Immo bilienprojekte, die diskontinuierlich anfallen, bei Mobilien ver läuft die Entwicklung gleichmäßiger. Wenn man nicht nur den Staat im engeren Sinne, also die Gebietskörperschaften und die Sozialversicherung mit berücksichtigt, sondern auch die Eigengesellschaften der öffentlichen Hand mit eigener Rechtspersönlichkeit, verdoppelt sich der Leasinganteil na hezu. Derartige Kapitalgesellschaften, insbesondere in den Bereichen Personennahverkehr, Energieerzeugung und Ab wasserentsorgung werden statistisch nicht dem Staat, son dern den zuständigen fachlichen Wirtschaftsbereichen zu geordnet. Das gilt entsprechend auch für geleaste Straßen bahnen, Kraftwerke oder Kläranlagen. Diese rechtlich selb ifo Schnelldienst 23/2015 – 68. Jahrgang – 10. Dezember 2015 73 74 Daten und Prognosen ständigen Unternehmen der Gebietskörperschaften haben einen wesentlichen Anteil an den Leasinginvestitionen im Verkehrs- und Entsorgungssektor sowie nicht zuletzt für Kli niken. Eine weitere Form staatsnaher Einrichtungen sind die Organisationen ohne Erwerbszweck, wie etwa Forschungs institute oder karitative Einrichtungen, die in den letzten Jah ren ebenfalls häufiger leasten. Die Gebietskörperschaften, allen voran die Kommunen sind auch in Zukunft eine höchst interessante Zielgruppe für die Leasinggesellschaften. Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) ermittelten für die Kom munen bis zum Jahr 2020 einen Investitionsbedarf von mehr als 700 Mrd. Euro. Dabei handelt es sich vor allem um Infra strukturprojekte wie Ver- und Entsorgungseinrichtungen, Ver waltungsgebäude, Schulen, Straßen und Kindertagesstät ten. Das Difu empfiehlt hierfür auch den Einsatz intelligenter Finanzierunginstrumente und Public Private Partnership (PPP), um größere Investitionsspielräume zu erhalten (vgl. Wenke-Thiem 2008). Leasing hinausgehen oder es sinnvoll ergänzen, die aber auf der Ebene ihrer Kompetenzen als Finanz-, Investitions- und Dienstleistungsexperten liegen. Die Umsätze in diesem Seg ment erreichen heute schon mehrere Milliarden Euro jährlich und haben deutlich steigende Tendenz. Die Palette der An gebote reicht von traditionellem Mietkauf, der 2015, ebenso wie in den Jahren zuvor, alleine schon ein Volumen von 6,7 Mrd. Euro erreichte und vor allem im Nutzfahrzeugge schäft zur Anwendung kommt, über zusätzliche Services, wie Asset- und Facility-Management, Bauconsulting, Fuhr parkmanagement, Versicherungen, strukturierte Finanzierun gen, Fondskonzeptionen, Advising und Packaging bis zur Autovermietung (Renting); selbst die neuen Car-Sharing-Mo delle zählen dazu. Diese Aktivitäten ermöglichen den Gesell schaften, sich über zusätzliche bzw. ergänzende Dienstleis tungen und divergierende Leistungsmerkmale gegenüber anderen Wettbewerbern – insbesondere dem Investitions kredit der Banken – abzuheben und Erträge zu erzielen. Ein ifo-Gutachten stellte fest, dass es zwar unstrittig ist, dass es in Teilbereichen der öffentlichen Infrastruktur Defizite gibt, die sich negativ auch auf die regionale wirtschaftliche Ent wicklung auswirken können. Eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien zeigt jedoch, dass die gesamtwirtschaftlichen Wachs tumseffekte zusätzlicher Infrastrukturinvestitionen zumindest in hoch entwickelten Ländern im Regelfall eher gering ausfal len. Statt eines breitflächigen Ausbaus von Infrastrukturen sollte der Fokus der künftigen Infrastrukturpolitik in Deutsch land daher auf die Instandsetzung sowie auf die Beseitigung von Engpässen gelegt werden. Erhaltungsinvestitionen sollte daher der Vorrang vor dem Neubau von Infrastrukturen ge geben werden (vgl. Ragnitz et al. 2013). Finanzminister Wolf gang Schäuble kündigte am 6. November 2014 im Zuge der jüngsten Steuerschätzung ein Investitionsprogramm über 10 Mrd. Euro für die öffentliche Infrastruktur an. Wenn auch angesichts der Tatsache, dass die öffentlichen Investitionen unter den Abschreibungen liegen, das Vorhaben vielfach als Schritt in die richtige Richtung gesehen wird, kritisieren Volks wirte es massiv: Es komme zu spät und sei zu gering. Die Summe, ab 2016 auf drei Jahre verteilt, ergebe gut 3 Mrd. Euro pro Jahr. Das sind 0,1% im Verhältnis zum Bruttoinlands produkt – die Wirkung wird also bescheiden sein (vgl. Kissler 2014). Daneben gilt es zu prüfen, ob verschiedene Projekte nicht auch sinnvoll von kompetenten privaten Investoren durchgeführt werden könnten. So hat die Versicherungswirt schaft zu erkennen gegeben, dass sie an derartigen Projekten durchaus interessiert sei, da diese über Jahre hinweg stabile Renditen versprächen, was gegenwärtig bei festverzinslichen Wertpapieren nicht der Fall sei (vgl. Leitel 2015). Zudem können diejenigen, die im Bereich der Big Tickets engagiert sind, die hier übliche enorme Volatilität des Auf tragseingangs abfedern. Der ifo Investitionstest misst die Entwicklung der Leasing branche an ihrem bilanzierten Neugeschäft, also dem Zu Abb. 3 Leasing: Entwicklung und Quoten Bundesrepublik Deutschland Investitionsentwicklunga) 130 2004 = 100 125 gesamte Wirtschaft 120 115 110 105 100 95 Leasing 90 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 Anteil gemieteter Anlagen an den gesamtwirtschaftlichen Investitionenb) in % 20 18 16 14 12 10 8 6 Jenseits von Leasing Schon seit einigen Jahren werden von Leasinggesellschaften auch Geschäftsmodelle betrieben, die über das traditionelle 04 a) b) 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 In jeweiligen Preisen. 2014: vorläufig, 2015: Planung. Quelle: ifo Investitionstest Anlagenvermietung; Statistisches Bundesamt. ifo Schnelldienst 23/2015 – 68. Jahrgang – 10. Dezember 2015 Daten und Prognosen gang an aktivierungsfähigen Investitions gütern. Schon definitionsgemäß ist hier das Geschäft mit den werthaltigen zusätzlichen Services nicht enthalten, die seit Jahren ei nen erheblichen Beitrag zum Umsatz und Ertrag der Leasinggesellschaften leisten und die bei Kunden häufig den Ausschlag bei der Entscheidung für das Leasing geben. Dies gilt auch für sehr liquide Unternehmen. Be sonders häufig ist dies beim Autoleasing mit Full Service, bei Büromaschinen und EDV-Equipment, bei Immobilien sowie bei Big Tickets, wie etwa Flugzeugen der Fall. Neue Möglichkeiten auf diesem Betäti gungsfeld eröffnen die Energiewende und die neuen Antriebe für Straßenfahrzeuge. Abb. 4 Immobilien-Leasing Investitionen 12 Quote in % Mrd. € 12 10 10 8 8 6 6 4 4 2 2 0 0 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 Investitionen des Immobilien-Leasings gemessen an den gesamtwirtschaftlichen Bauinvestitionen ohne Wohnungsbau. 2015: Schätzung. Quelle: ifo Investitionstest; Statistisches Bundesamt. 2015: Leasing und gesamtwirtschaftliche Investi tionen legen das gleiche Wachstumstempo vor Die konjunkturelle Erholung der deutschen Wirtschaft hat sich 2015 fortgesetzt. Die Gemeinschaftsdiagnose führender Forschungsinstitute vom Oktober 2015 ging von einem An stieg der nominalen Bruttoanlageinvestitionen von 3,7% (re al: + 2,4%) für das Gesamtjahr 2015 aus, davon + 4,5% (real: + 4,4%) für die Ausrüstungsinvestitionen. Die Investi tionen im Nichtwohnbau sollen um real 1,5% zurückgehen, was nominal ein hauchdünnes Plus bedeuten dürfte (vgl. Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose 2015). Dass der Auf schwung 2015 nicht kräftiger ausfällt, liegt an der weiterhin moderaten Investitionstätigkeit der deutschen Wirtschaft. Die Ausrüstungsinvestitionen nehmen mit 4,5% zwar so stark zu wie im Vorjahr. In Anbetracht der relativ guten Konjunktur und der niedrigen Zinsen ist das jedoch eine im historischen Ver gleich wenig dynamische Entwicklung, wie der Sachverstän digenrat in seinem aktuellen Herbstgutachten feststellte. An gesichts der ungewöhnlich günstigen Finanzierungsbedin gungen deutet die insgesamt moderate Investitionsentwick lung auf relativ verhaltene Erwartungen der Unternehmen über die zukünftige Wirtschaftsentwicklung hin, und es stellt sich die Frage, ob der Investitionsstandort Deutschland hin reichend attraktiv ist (vgl. Sachverständigenrat 2015). In diesem Zusammenhang ist jedoch auch zu berücksich tigen, dass die Wirtschaft neben den Anlageinvestitionen nach wie vor auch erheblich in die Gewinnung neuer Mitar beiter und in die Qualifizierung des vorhandenen Personals investiert. Trotz des eher moderaten Wirtschaftswachstums steigt die Zahl der Beschäftigten in Deutschland scheinbar unaufhaltsam. Wie das Statistische Bundesamt kürzlich mit teilte, wurde im dritten Quartal 2015 mit 43,2 Mio. Erwerbs tätigen ein neuer Höchststand bei der Erwerbstätigkeit seit der Wiedervereinigung erreicht (vgl. Statistisches Bundes amt 2015b). Die deutsche Wirtschaft will auch weiter neue Mitarbeiter einstellen. Das ifo Beschäftigungsbarometer stieg im Okto ber auf 109,9 Punkte, von 109,1 im Vormonat. Dies ist der höchste Wert seit Januar 2012. Der Arbeitsmarktzahlen wer den sich damit anhaltend positiv entwickeln. Die Investitio nen in Humankapital (wie z.B. innerbetriebliche Weiterbil dung) werden in der VGR nicht berücksichtigt. Gerade dem Einsatz hochqualifizierten Personals kommt aber aus Wett bewerbsgesichtspunkten sowie aus Sicht der Innovations fähigkeit von Unternehmen eine wesentliche Bedeutung zu (vgl. Sauer und Strobel 2015). Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die Herausforderungen im Rahmen der Maß nahmen, die unter dem Stichwort »Industrie 4.0« beschrie ben werden. Experten weisen darauf hin, dass bisher die Lösungen vor allem in der Technik gesucht werden. Dabei spiele gerade der Mensch im Innovationsprozess eine wich tige Rolle: als Mitgestalter und Koproduzent, als Anwender und Innovator (vgl. Buhr 2015). Die Leasingbranche entwickelte sich in diesem Jahr ähnlich wie die Anlageinvestitionen der Wirtschaft. Dies belegen die Ergebnisse der Konjunkturumfragen des ifo Instituts im Lea singsektor. Im Jahresdurchschnitt von 2015 dürfte im Neu geschäft ein Wachstum von 3% auf 52,2 Mrd. Euro, erreicht werden; wobei bei Mobilien ein Plus von 4,1% und bei Im mobilien ein Rückgang von 28,8% zu erwarten ist. Damit schneiden die Leasinggesellschaften bei den Mobilien ge ringfügig schlechter ab als die gesamtwirtschaftlichen Inves titionen. Dies bedeutet für die Leasingquote 2015 ein un verändertes Niveau von 15,3% und bei Mobilien einen mi nimalen Rückgang von 23,0 auf 22,9%, falls die derzeitigen Prognosen für die Gesamtwirtschaft Realität werden. Eine wesentliche Stütze für das Leasing in diesem Jahr sind die Fahrzeuginvestitionen. Die Automobilkonjunktur entwi ckelte sich im bisherigen Jahresverlauf von 2015 unerwartet günstig. Bei den Pkw-Neuzulassungen ist in den ersten zehn ifo Schnelldienst 23/2015 – 68. Jahrgang – 10. Dezember 2015 75 76 Daten und Prognosen Monaten ein Plus von 5,1% aufgelaufen, wobei es aber im Oktober nur noch für einen Zuwachs von 1,1% reichte. Für das Gesamtjahr ist daher eher mit einer Steigerung von et was weniger als 5% zu rechnen, zumal noch nicht abzuse hen ist, wie sich die Dieselproblematik auf die Verkäufe aus wirken wird. Dabei ging der Anteil der privaten Neuzulas sungen, die dem privaten Verbrauch zuzuordnen sind, zu Gunsten der gewerblichen erneut zurück, und zwar auf 35,5% (vgl. Kraftfahrt-Bundesamt 2015b). Das heißt, der Anteil der Fahrzeuge, die zu den Investitionen zählen, war mit 65,5% rekordverdächtig hoch. Bei den Nutzfahrzeugen, die als guter Konjunkturindikator gelten, gab es von Januar bis Oktober einen Zuwachs von 3%; hier war zuletzt mit + 7% ein überdurchschnittliches Wachstum erzielt worden. Das Geschäftsklima der Leasinggesellschaften verbessert sich seit dem Jahresbeginn 2015 tendenziell, wie die Ergeb nisse der Konjunkturumfragen des ifo Instituts im Lea singsektor belegen. Die Geschäftslageurteile erreichten im Juli mit + 36% ihren Höhepunkt, blieben damit aber unter dem Maximum des Jahre 2014 mit + 39% (August). In die sem Jahr pendelten die Werte von August bis November um die 30%-Marke, das ist immer noch ein sehr komfortab les Niveau. Die Geschäftserwartungen erreichten im März mit + 27% ein Zwischenhoch, das im Juni mit + 28% noch übertroffen wurde. Nach einem etwas schwächeren Juli (+ 22%) gab es dann wieder einen klaren Zuwachs bei den Optimisten (August + 26%), der in den folgenden Monaten wieder etwas nachließ, im November hat er allerdings deut lich auf + 8% nachgegeben. Das deutet auf eine nachlas sende Dynamik hin. Das vierte Quartal dürfte gegenüber dem dritten ein spürbar geringeres Wachstum aufweisen, da es sich auch mit dem recht hohen Wachstum des Schlussquartals im Vorjahr messen muss. Für das Wachstum der Leasinginvestitionen 2015 ist vor allem die Fahrzeugsparte verantwortlich, die ein Plus von fast 6% erreichen wird, aber auch die Produktionsmaschi nen mit + 4%. Bei den übrigen Produktgruppen waren leich te Rückgänge zu verzeichnen. Das Immobilien-Leasing, das in den vergangenen Jahren kontinuierlich an Bedeutung ver lor, verzeichnete 2015 ein Minus von knapp 29% auf rund 1,2 Mrd. Hier und bei Großmobilien zeigt sich die Zurück haltung der bankenabhängigen Leasinggesellschaften bei Großprojekten. 2016: Ähnliche Entwicklung wie im Vorjahr zu erwarten Für 2016 rechnet die Gemeinschaftsdiagnose erneut mit einem realen Anstieg der Wirtschaftsleistung in Deutschland, und zwar in Vorjahreshöhe. Im Jahresdurchschnitt wird für das BIP ein nominales Plus von 3,2% (real: + 1,8%) ange nommen und für die Ausrüstungsinvestitionen ein Wachs ifo Schnelldienst 23/2015 – 68. Jahrgang – 10. Dezember 2015 tum von nominal wie real knapp 4%. Auch für die Investi tionen in den Nichtwohnbau ist, nach dem Rückgang im Vorjahr, für 2016 ein Zuwachs von real 2,1% veranschlagt, der sich nominal auf etwa 4% belaufen dürfte. An dieser Entwicklung sollten die Leasinggesellschaften zumindest durchschnittlich partizipieren können. Jüngere Prognosen sehen die Aussichten für das kommen de Jahr eine Nuance vorsichtiger. Der Sachverständigenrat rechnet laut seinem im November vorgelegten Gutachten damit, dass sich im Jahr 2016 die verhaltene wirtschaftliche Entwicklung fortsetzt, und zwar mit einer Zuwachsrate des BIP von real 1,6% (nominal: 3,2%). Dieser Zuwachs im Prog nosezeitraum wird aller Voraussicht nach wieder binnenwirt schaftlich getragen sein. Dabei sollen zwar die Konsumaus gaben den größten Wachstumsbeitrag zum BIP liefern, für die Ausrüstungsinvestitionen wird gleichwohl noch ein Zu wachs von nominal 3,6% (real: + 3,4%) angenommen (vgl. Sachverständigenrat 2015). Optimismus ist beim ifo Geschäftsklimaindex für die gewerb liche Wirtschaft Deutschlands zu erkennen. Er ist deutlich gestiegen, von 108,2 Punkten im Oktober auf 109,0 Punk te im November. Die Einschätzungen zur aktuellen Ge schäftslage haben sich wieder verbessert. Auch der Opti mismus mit Blick auf die zukünftigen Geschäfte nahm das dritte Mal in Folge zu. Die deutsche Wirtschaft zeigt sich von der zunehmenden weltweiten Unsicherheit unbeeindruckt. Nicht einmal die Anschläge von Paris haben sich in den Da ten negativ bemerkbar gemacht (vgl. Sinn 2015). Die Ge schäftserwartungen der Unternehmen haben aktuell einen Horizont bis zum Frühjahr; das lässt hoffen, dass bei nicht verschlechterten Rahmenbedingungen, der moderate Wachstumskurs der Wirtschaft beibehalten wird. Zumal auch die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland im November positiv klingen. Der Index steigt gegenüber dem Vormonat um 8,5 Punkte auf einen Stand von 10,4 Punkten (langfristiger Mittelwert: 24,8 Punkte). Dies ist der erste Zu gewinn nach sieben Rückgängen in Folge. »Der Ausblick für die deutsche Volkwirtschaft hellt sich gegen Ende des Jah res etwas auf. Konjunkturpessimismus aufgrund der Terror anschläge in Paris ist nicht erkennbar. Die robuste deutsche Konjunktur dürfte sich insbesondere auf die derzeitige Kon sumfreude der Deutschen, den erneut gesunkenen Außen wert des Euro und die voranschreitende Erholung in den Vereinigten Staaten stützen« (vgl. Fuest 2015). Insgesamt ist also für 2016 – nach derzeitigem Prognose stand – mit nochmals steigenden Ausgaben für die Ausrüs tungsgüter und für die Leasingengagements zu rechnen. Die von Energie sparenden Technologien getriebene Investitions welle ist ein Hoffnungsträger für die Leasingbranche über 2016 hinaus. Daneben dürfte die unter dem Schlagwort »In dustrie 4.0« beschriebene vierte industrielle Revolution be trächtliche Investitionen anstoßen, vor allem auf mittlere Frist. Daten und Prognosen Darunter versteht man im Produktionsumfeld die echtzeitna he Vernetzung von Maschinen, Menschen und Objekten al ler an einer Wertschöpfung beteiligten Bereiche über das Internet. Fachleute sehen Industrie 4.0 als wesentlichen Trei ber für den Erhalt und den Ausbau der Konkurrenzfähigkeit Deutschlands (vgl. Wimber 2014). Laut einer Umfrage wollen deutsche Industrieunternehmen pro Jahr 40 Mrd. Euro in die Fabrik der Zukunft investieren, allen voran die Informationsund Kommunikationsindustrie (vgl. Freitag 2014). Kissler, A. (2014), »Schäubles 10-Milliarden-Programm fällt bei Volkswirten durch«, 7. November, verfügbar unter: www. wsj.com. Auch früher wurden schon neue Technologien maßgeblich via Leasing verbreitet, wie schon in der Gründungsphase der institutionellen Leasinggesellschaften vor über 50 Jah ren, zu Beginn der Computer-Ära bzw. des digitalen Zeital ters. Die Chancen für die Leasingindustrie, wieder zu den Pionieren bei der Verbreitung innovativer Wirtschaftsgüter zu gehören, stehen also nicht schlecht. Für eine Finanzie rung durch Banken kommen neue Produkte mit rascher technischer Obsoleszenz und schwer einschätzbarer tech nischer Reife weniger in Frage, es sei denn, es handelt sich bei den Banken um Institute von Herstellern. Ragnitz, J., A. Eck, S. Scharf, Chr. Thater und B: Wieland (2013), Öffentliche Infrastrukturinvestitionen: Entwicklung, Bestimmungsfaktoren und Wachstumswirkungen, Endbericht zum Forschungsvorhaben im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, ifo Institut, Mün chen, Dresden. Die Leasing-Wirtschaft sieht daher im Thema Industrie 4.0 für sich erhebliches Wachstumspotenzial, wie deren Ver band kürzlich darlegte: Hier stehen immense Investitionen an, um Deutschlands Position als Leitanbieter von Indust rie-4.0-Technologien zu sichern. Experten schätzen bis 2020 ein jährliches Investitionsvolumen der deutschen In dustrie von 40 Mrd. Euro. Doch Investitionen in Industrie 4.0 stellen auch eine Herausforderung dar, denn der Investi tionsbegriff verändert sich gänzlich. Es geht nicht mehr nur um klassische Anlageninvestitionen, sondern verstärkt um innovative Prozesse, die finanziert werden müssen. »Weiche Investitionen« in immaterielle Werte wie Software und Pa tente gewinnen an Bedeutung. Die Leasing-Branche fühlt sich prädestiniert dafür, diese Investitionen zu realisieren, da in den Gesellschaften Ingenieure arbeiten, die mit ihrem Know-how die neuen Prozesse und Geschäftsmodelle be werten und begleiten können (vgl. BDL 2015). Literatur BDL (2015), »Industrie 4.0 – Chancen und Herausforderungen für die Lea sing- Wirtschaft«, Pressemitteilung, 19. November. Buhr, D. (2015), »Weit mehr als Technik: Industrie 4.0«, ifo Schnelldienst 68(10), 10–11. Leitel, K. (2015), »Zum Allianz-Airport, bitte!«, Handelsblatt, September, 29. Kraftfahrt-Bundesamt (2015a), »Fahrzeugzulassungen im Dezember 2014«, Pressemitteilung Nr. 1/2015. 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