Baltic - MARRIAGE

Transcription

Baltic - MARRIAGE
Baltic
SOUTH COAST
kommt
Und was
Osten?
im
Ein Heft für Segler, die gerne ihren Horizont erweitern
S
Wie geht es hinterm
Horizont weiter?
Vielleicht war Neugier der Grund,
weshalb Menschen überhaupt das
erste Mal losgesegelt sind. In diesem Heft
steht, weshalb es eine gute Idee ist,
immer mal wieder zu etwas ganz Neuem
aufzubrechen. Und warum es sich
besonders empfiehlt, auch mal ostwärts
die südliche Ostseeküste entlang zu
segeln. Die folgenden Seiten laden
mithin ein zu einer Horizonterweiterung
im wahrsten Sinne, bei der es weit
mehr zu entdecken gibt als topmoderne
Marinas:
Geschichten, Genüsse und
Begegnungen zwischen Rügen und
der Kurischen Nehrung
Inhalt
14
Achtung, Nächte
oft stürmisch
Polen können
feiern. Da kann
unser Autor Geschichten erzählen. Die nackten
Girls auf dem
Herrenklo waren
aber nur Puppen
Geschichte und Gelassenheit
06 Im ehemals deutschen Stettin,
das nach dem Krieg für viele Polen zur
neuen Heimat wurde, spiegelt sich die
Geschichte der ganzen Ostseeregion von
Deutschland bis Litauen wider. So auch
in der Familiengeschichte von Anna, die
heute für die Reize dieser Region wirbt.
06
10 Ob in Stettin, Danzig oder Greifswald
Viele neue Museen ermuntern zur entspannten Auseinandersetzung mit der
Vergangenheit der Region.
Sympathische
Geschichte
Heiter, aber auch
erkenntnisreich:
das deutschpolnische Treffen
unseres Autors
mit Anna und
ihrer Großmutter
in Stettin
Begegnungen der netten Art
10 Wenn Sie Schweinswale sehen,
begegnen Sie ihnen freundlich und machen
Sie eine Notiz ins Logbuch – das Meeresmuseum in Stralsund wird es Ihnen danken.
Ohnehin lohnt da mal ein Besuch.
14 Von einer Partynacht
in der Dreistadt Gdańsk, Sopot und Gdynia,
in der unser Autor Bekanntschaft mit den
Polen und ihrem Nightlife gemacht hat –
und aus der er um einige Anekdoten reicher
aufgewacht ist.
Das sieht gut aus
18 Bäderarchitektur aus der Gründerzeit
und maritimer Modernismus. An Reizen
fürs architektonisch interessierte Auge ist
entlang dieser Küste kein Mangel.
20 Zwei Fragen an den Regisseur Volker
Koepp, dem die Schönheit der Kurischen
Nehrung zwischen Königsberg und Klaipėda
einen eigenen Film wert war.
Mal wieder so richtig segeln
22 Für einen Vater und seinen erwachse-
18
Eine schöne Abrundung –
Moderne Architektur zeigt sich hier oft
runder und gefälliger und macht sich gut
neben dem klassischen Bäderstil
22
Wild wild east, dachten
Vater und Sohn, als sie nach
Kaliningrad aufbrachen.
Und stellten fest: Ist man
erstmal unterwegs, klappt
alles wie am Schnürchen.
3
nen Sohn ist ein Traum wahr geworden.
Sie haben einen Törn nach Kaliningrad
unternommen. Hier erzählen sie, warum
das für sie „Segeln pur“ war.
24 Und noch viel mehr, das es selbst
zu entdecken gibt. Eine Übersichtskarte.
SOUTH COAST BALTIC
INTERVIEW
-
Sich ein
” Zielsetzen“
Unser Gehirn liebt Gewohnheiten. Sie machen unser Leben einfacher.
Neue Abläufe kosten mehr Energie. Das gilt für ein Frühstücksritual genau
wie für die Planung der Ferien – ein Grund, weshalb viele Menschen immer
wieder an den gleichen Ort fahren. Statt schon wieder nach Dänemark zur
Abwechslung lieber mal in Richtung Osten segeln? Die Sportwissenschaftlerin
Julia Thurn erklärt im Interview, wieso neue Ziele gut für uns sind.
Frau Thurn, warum fällt es uns oft so
schwer, uns zu etwas Neuem aufzuraffen? Wieso sind wir solche Gewohnheitstiere?
Julia Thurn: Gewohnheiten machen einen
Großteil unseres Verhaltens aus. Rund 45
Prozent unserer alltäglichen Verhaltensweisen sind von Gewohnheiten bestimmt.
Das heißt, wir machen uns keine Gedanken drüber, was wir als nächstes tun, sondern wir tun es einfach. Anders könnte es
gar nicht sein. Wir müssten viel zu viel kognitive Energie dafür aufwenden, wenn wir
erst überlegen würden, ob wir erst Zähneputzen oder uns einen Kaffee machen sollen. Das läuft automatisch ab. Gewohnheiten sind wichtig, weil unser Alltag dadurch
vereinfacht wird. Andererseites erschweren sie uns vieles, weil uns das Gewohnheitsverhalten unflexibler macht, anders
zu handeln.
SOUTH COAST BALTIC
Wie sind Sie als Sportwissenschaftlerin
dazu gekommen, sich mit Gewohnheiten zu beschäftigen?
Mich hat interessiert, wieso es viele Menschen zwar schaffen, ihr Verhalten zu ändern, also zum Beispiel körperlich aktiv zu
werden oder ihre Ernährung umzustellen,
weshalb es ihnen dann aber sehr schwer
fällt, langfristig dabei zu bleiben. Wobei
wir unter körperlicher Aktivität gar nicht
bloß Sport verstehen, sondern auch Tätigkeiten wie Gartenarbeit oder mit dem
Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Typisch
ist, dass man sich an Silvester vornimmt,
zweimal die Woche Joggen zu gehen, und
dass man das zunächst auch schafft. Aber
nach ein paar Wochen fällt man in die alte
Verhaltensweise zurück. Ich wollte wissen,
wieso das so ist. Und wie man es schaffen
kann, sein Verhalten langfristig zu ändern,
so dass es gut für die Gesundheit ist.
4
Verraten Sie uns, wie das geht.
Wir müssen oft, wenn wir ein neues Verhalten beginnen, eine alte Gewohnheit
dafür aufgeben. Also zum Beispiel die Angewohnheit, dass ich von der Arbeit nach
Hause komme, meine Schuhe ausziehe
und mich erstmal eine halbe Stunde vor
den Fernseher setze, um mich berieseln
zu lassen. Das ist also die Schwierigkeit:
Wie kann ich eine für mich bewährte Verhaltensweise aufgeben und im besten Fall
durch eine andere ersetzen – einen Spaziergang machen oder Joggen gehen.
Was ist so schwierig daran?
Ein typisches Merkmal einer Gewohnheit
ist, dass ich etwas mit einer bestimmten
Regelmäßigkeit mache. Das trifft auch auf
den Urlaub zu, dass ich zum Beispiel in
jedem Sommer an einen bestimmten Ort
fahre. Bei so einem Gewohnheitsverhalten
INTERVIEW
setzt ein Automatismus ein. Das heißt, ich
stelle mir gar nicht mehr die Frage, möchte
ich nach Dänemark oder mal in Richtung
Osten segeln. Sondern die Entscheidung,
dass ich wieder nach Dänemark fahre, wo
ich schon mehrmals war, läuft mehr oder
weniger automatisch ab.
Zumal, wenn ich mit diesem einen Ort
gute Erfahrungen gemacht habe –
dann fällt es mir wahrscheinlich erst
recht schwer, etwas Neues,
Unbekanntes auszuprobieren?
Das stimmt. Aber zunächst einmal findet
hier eine Koppelung von Reiz und Reaktion statt. Das heißt, ich nehme bestimmte
Reize wahr, und das löst eine bestimmte
Reaktion aus. Bei körperlicher Aktivität könnte das zum Beispiel sein, ich bin
morgens aufgestanden und habe meinen
Tee getrunken – und das ist automatisch
der Auslöser, dass ich als nächstes Joggen
gehe. Mit dem Urlaub ist es genauso. Es ist
wieder Frühling, ich mache mir Gedanken
über meinen Sommerurlaub, und dann
ruft vielleicht der Freund an, mit dem ich
die letzten Male unterwegs war. Frühling,
Urlaub, Freund – diese Reize können dann
schon der Auslöser sein, dass ich mich wieder für den gleichen Ferienort verabrede.
Und gute Erfahrungen verstärken
so einen Automatismus?
Genau. Das ist der zweite Punkt, die Emotionen. Ich war zum Beispiel schon mal in
Dänemark beim Segeln, und das war schön.
Wir sprechen dann von somatischen Markern, die im Körper gespeichert werden.
Man kann es auch Bauchgefühl nennen.
Dieses Bauchgefühl sorgt dafür, dass ich
auch bei einer neuen Entscheidung wieder
in diese Richtung strebe. Denn ich möchte
dieses positive Gefühl, das ich hatte, wieder erleben.
Julia Thurn forscht als Sport- und
Gesundheitswissenschaftlerin an der
Universität Stuttgart. In ihrer Doktorarbeit
hat Thurn sich mit der Frage befasst,
wie man Gewohnheiten durchbricht, um
körperlich aktiv zu werden.
„Wenn man
etwas Neues
macht, ist es
einfacher im
Team oder als
Gespann.
“
Wie kann man sich dann selber bei der
Stange halten, wenn man etwas anders
als gewohnt machen will?
Der erste Schritt besteht darin, mir bewusst etwas vorzunehmen, auch für eine
kurzfristige Verhaltensänderung. Und sich
dann ein Ziel zu setzen, für diese Absicht.
Ziele sind sehr wichtig, auf kurze Sicht,
aber auch, damit es langfristig funktioniert. Das Ziel sollte spezifisch sein, es soll5
te messbar sein, erreichbar und realistisch.
Und es sollte terminiert sein. Ich könnte
also sagen, ich möchte diesmal Richtung
Osten segeln, und noch spezifischer werden, indem ich mir bestimmte Orte aussuche. Dann kann ich den Urlaub auch terminieren, also schon ein Datum festlegen.
Und realistisch wäre diese Absicht auch,
denn schwierig ist das ja nicht.
Was gibt es noch für „Tricks“,
um dranzubleiben?
Sehr hilfreich ist es, sich einen Plan zu machen, in dem man auch kritische Situationen durchspielt. In der Psychologie nennt
man das Implementierungsintentionen.
Man legt fest, was man machen möchte,
wo man es machen möchte, mit wem, und
so weiter. Und man überlegt, wie man kritische Situationen überwinden kann. Also:
Wenn ich weiß, dass ich bei Regen nicht
gern Joggen gehe, lege ich vorher fest, wie
ich die Situation überwinden kann. Es ist
wichtig, dass man so einen Wenn-DannPlan in der Hinterhand hat. Auch ganz
wichtig ist der gesellschaftliche Aspekt.
Wenn man etwas Neues macht, ist es einfacher im Team oder als Gespann. Einem
anderen Menschen sage ich nicht so leicht
ab wie mir selbst. Und er kann mich natürlich auch mitziehen, wenn ich mal nicht so
motiviert bin.
Spaß machen soll es doch auch, oder
wie kann man sich sonst motivieren?
Ja, aber man sollte es sich gerade anfangs
nicht schönreden. Man sollte sich darüber
im klaren sein, dass eine neue Verhaltensweise vielleicht erstmal anstrengend sein
und negative Dinge mit sich bringen können. Dass man beim Laufen zum Beispiel
Seitenstechen bekommt oder danach einen
Muskelkater hat. Vor allem sollte man sich
aber selbstkongruente Ziele setzen, wie wir
das nennen. Das heißt, die Ziele, die ich mir
setze, sollten zu meinen eigenen Einstellungen und Vorstellungen passen. Sie sollten sozusagen aus mir heraus kommen und
nicht von außen – etwa, indem mir jemand
hundert Euro dafür bietet, dass ich etwas
Bestimmtes tue. Spaß ist die höchste Motivation, die ich haben kann. Dann brauche
ich keine Belohnung mehr, wenn ich ein
Ziel erreicht habe. Die Belohnung kommt
dann aus mir selbst. SOUTH COAST BALTIC
GESCHCIHTE & GELASSENHEIT
Hafen auch
für
Menschen
So jugendlich Stettin auch wirkt: Die meisten Einwohner der Stadt tragen eine
historische Last. Oft berühren die Geschichten ihrer Familien die der ganzen östlichen Ostseeregion zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs. Nach Kriegsende wurde die
Hafenstadt zu einem Hafen auch für Menschen. Viele Polen, die aus den verlorenen
Gebieten im Osten vertrieben und umgesiedelt wurden, fanden hier Zuflucht – oder
bekamen sie aufgezwungen. Was unseren Autor erstaunt hat, ist wie ausgelassen so
ein Gespräch über diese Vergangenheit sein kann.
A
nnas Großmutter
kam, als die Steine gingen. Die
typischen braunen Ziegel, aus denen einmal eine deutsche
Stadt namens „Stettin“ bestanden hatte.
Und die jetzt größtenteils ein Trümmerhaufen war, aus dem Millionen Steine ostwärts transportiert wurden, um damit die
Altstädte von Danzig und Warschau wiederaufzubauen. Damals waren Irena Kiewra, ihre Schwester und ihre Mutter Teil
eines Stromes aus tausenden Flüchtlingen,
die in die entgegengesetzte Richtung zogen, gen Westen, und eine polnische Stadt
namens „Szczecin“ aufbauen sollten. Wobei sie selbst kleinere Pläne hatten. „Uns
ging es damals immer nur um den nächsten Schritt“, sagt Irena, die auch mit ihren
über achtzig Jahren rundum lebenstüchtig
wirkt. „Für meinen Mann gab es hier Arbeit als Ingenieur auf der Werft. Wir bekamen eine Wohnung und ich konnte meinen
AUTOR Oliver Geyer
Annas Großmutter Irena gehörte zu den
tausenden Polen, die nach dem Zweiten
Weltkrieg aus dem Osten des Landes nach
Stettin umgesiedelt wurden
7
FOTOS Silke Weinsheimer
Schulabschluss nachholen.“ Später wurde
sie Lehrerin für Mathematik, Physik und
Chemie, dann sogar Schulleiterin.
Nach Kriegsende waren Irena, ihre
Schwester und ihre Mutter zunächst aus
den verlorenen polnischen Ostgebieten
vor den Russen über Lublin nach Strzelce
Krajeńskie geflohen. Dort hatten sie ein
paar Jahre gelebt – ohne den Vater, den
die Russen ins Arbeitslager gebracht hatten. Als Irena sich in ihren späteren Mann
verliebte, machte sie sich mit ihm auf nach
Stettin. In diese fremde Stadt, die noch
kurz zuvor deutsch gewesen war. Kann man das bringen, einfach weiter seine Suppe zu löffeln, während einem
drei Generationen einer Familie von Verbannung, Vertreibung und Not erzählen?
Nein, denke ich. Und tue es doch. Was hier
aufgetischt wird, schmeckt einfach zu gut.
Außerdem gehen Annas Großmutter, ihre
Mutter und Anna selbst mit der Geschichte
ihrer Familie sichtlich locker um.
SOUTH COAST BALTIC
Es waren die jungen
Stettiner, die sich als
erste wieder der Geschichte zuwendeten
Die Stimmung ist ausgelassen. Die drei
Frauen haben sich im Haus der Familie
rund um den Wohnzimmertisch versammelt, um mir von ihrer Vergangenheit
zu erzählen – wenn sie mir nicht gerade
Nachschlag anbieten. Die polnische Gastfreundschaft zeigt sich in Form von randvollen Tellern mit Fischsuppe und einem
Berg süßer Pasteten. Dazwischen liegt ein
Blatt Papier, auf das Anna einen Familienstammbaum gekritzelt hat. Viele Namen,
viele Orte – in der heutigen Ukraine, in
Weißrussland, in Litauen. Wieso Annas
andere Großmutter so einen deutsch klingenden Mädchenname hatte, frage ich.
„Ihre Mutter hatte einen deutschen Mann“,
sagt Irena. „Die polnischen Frauen waren
immer schon sehr hübsch, die Deutschen
haben sie immer gemocht.“
Eingeladen zu dieser heiteren familienhistorischen Runde hat Anna, die für
das Stadtmarketing Szczecin arbeitet. Im
Alltag kümmert die 32-Jährige sich mehr
um die Zukunft ihrer Stadt. Etwa um den
neuen Yachthafen, der 2015 fertig werden
sollte – mitten in der Stadt, in Gehweite zu
geschichtsträchtigen Bauten, nur ein paar
Bootsmeilen entfernt vom Stettiner Haff
und dem Dammschen See. Anna gehört
zu einer neuen Generation von Stettinern,
SOUTH COAST BALTIC
Aus dem
Undenkbaren
wurde in
rasender
Geschwindigkeit
eine Selbstverständlichkeit.
die ihr Interesse für die Vergangenheit
entdeckt haben. Die begonnen haben, bei
den Großeltern nachzufragen. Wie war
es dort, wo ihr hergekommen seid? Was
war hier, bevor ihr kamt? Die deutsche
Vorgeschichte Szczecins ist zum kollektiven Lieblingsthema aufgestiegen. Ihre
Spuren kann man ja noch an jeder Ecke
sehen. Deutsche Worte stehen auf alten
Hauswänden, auf Gullideckeln und Grabsteinen. Die Tourismusbehörde hat dazu
Erklärtafeln auf Polnisch, Englisch und
Deutsch aufgestellt. So weit ging die Begeisterung für das deutsche Stettin, dass
8
schon Kritik aufkam. Man solle die polnische Geschichte darüber nicht vergessen.
Auch deshalb wurde gleich neben der
neuen Philharmonie am Plac Solidarności
ein Museum errichtet. Anna präsentiert
das Gebäude auf einem kleinen Stadtrundgang mit offenkundigem Stolz – und reagiert sehr routiniert auf meinen verdutzten Gesichtsausdruck: „Doch doch, da ist
das Museum, es liegt hauptsächlich unter
der Erde.“ Zu sehen ist hier nur ein gepflasterter Platz, der sich an manchen Stellen
nach oben wölbt. Ganz so als habe sich eine
unterirdische Spannung entladen. Das
„Zentrum des Dialogs“ soll sich einer lange vernachlässigten Frage annehmen: Wie
steht es um die Identität der Bevölkerung
von Szczecin? Und wer ist das überhaupt?
Menschen wie Irena Kiewra, die aus
den verlorenen polnischen Gebieten im
Osten kamen. Juden aus den befreiten
Konzentrationslagern der Deutschen. Viele tausende republikanische AK-Soldaten,
die hier als Partisanen noch bis lang in die
Nachkriegszeit hinein auf den Einmarsch
westlicher Truppen hofften und den alten
polnischen Nationalstaat wiederherstellen
wollten. Sie alle bildeten die neue Bevölkerung Stettins, nachdem fast alle Deutschen
geflohen waren oder vertrieben wurden.
GESCHCIHTE & GELASSENHEIT
Ein Schmelztiegel von Menschen mit den
verschiedensten Zielen, Wünschen und
Hoffnungen. Doch ein Problem hatten die
meisten von ihnen: Sie fühlten sich lange
nicht heimisch an diesem Ort. Nicht nur,
weil der weit westlich gelegene Ort aus polnischer Perspektive auf einem anderen Planeten lag, sondern auch weil die offizielle
Propaganda sie verunsicherte. Der völkerrechtliche Status der Stadt blieb lange im
Ungefähren und diesen Umstand machten
sich die Agitatoren zunutze: Wenn sich in
der Bevölkerung Szczecins ein Freiheitswille regte, etwa die Arbeiter der Werft
in den Streik gingen, wurde gedroht: Wer
die Front schwäche, liefere Szczecin dem
Klassenfeind, den Revisionisten aus dem
Westen aus. Erst seit der Wende 1989 und
der endgültigen Anerkennung des Grenzverlaufs ist die Unsicherheit verschwunden
– und die Voraussetzung gegeben, um hier
Wurzeln zu schlagen.
Annas Büro gehört zu einem Verbund von Fremdenverkehrsämtern der
südlichen Ostseeküste, von Stralsund bis
Klaipėda, die die Schönheiten der Region
mit vereinten Kräften bekannt machen.
Es ist ein gemeinschaftliches Projekt, über
die Grenzen von Ländern hinweg, in denen
jahrzehntelang Krieg, Leid und Vertreibung herrschten. In historischen Dimensionen gemessen wurde hier aus dem Undenkbaren in rasender Geschwindigkeit
eine Selbstverständlichkeit.
Am Kaffeetisch gibt es noch eine kleine Meinungsverschiedenheit. Großmutter
Irena ist nicht so begeistert von dem modernen Museumsgebäude. Sie sagt, es sehe
dort aus wie auf einer Rollschuhbahn für
Kinder, was für allgemeine Erheiterung
sorgt. Dabei gilt das Museum auch Menschen wie ihrem Mann. Der war dabei,
als in den 1970er Jahren auf der Stettiner
Werft die Streiks begannen und die Freiheitsbewegung ihren Lauf nahm. Aber Irena mag lieber die Viertel der Stadt weiter
oberhalb des Oder-Ufers, wo noch mehr der
alten Gebäude erhalten sind. Die aus den
typischen braunen Steinen. MUSEUMSKULTUR
HISTORY

Brüche und Umbrüche
Ab Sommer 2015 in Stettin:
Das neue Zentrum des Dialogs
„Przelomy“ (Umbrüche)
Das Museum erinnert an die Verwerfungen der Flüchtlingsstadt Szczecins
nach dem Krieg und markante Daten
des gesellschaftlichen Wandels – etwa
die illegalen Streiks auf der Werft, die
als wichtiger Impuls für die polnische
Freiheitsbewegung und den Umbruch
in Osteuropa gelten.
www.przelomy.muzeum.
szczecin.pl
]
H
Kunst von Welt
Werft der Freiheit
Das Pommersche Landesmuseum Greifswald spielt als Museum
oben mit
„Niemand sollte aus Greifswald
abreisen, ohne vorher dieses
­Museum gesehen zu haben“,
schreibt die ZEIT. Auf wunderbare
Weise fließen in dem Ensemble
aus vier Gebäuden Klassizismus,
Mittelalter und Moderne schon
architektonisch zusammen. In der
Gemäldegalerie trifft man auf
Caspar David Friedrich, van Gogh
und Liebermann. Ebenso sehenswert: Die Ausstellung über 600
Millionen Jahre Erdgeschichte und
pommersche Landeskunde.
www.pommerscheslandesmuseum.de
*In diesem Heft verwenden wir je nach Zusammenhang
(ob historisch oder aktuell) mal die polnischen und mal
die deutschen Ortsnamen: Stettin wird dann zu Szczecin,
Danzig zu Gdańsk und Zoppot zu Sopot.
Das Solidarność-Zentrum Danzig:
große europäische Geschichte in
Laufweite der Marina
Das Solidarność-Zentrum mit
seiner den rostigen Schiffsrümpfen
der Lenin-Weft nachempfundenen
Fassade ist 2014 eröffnet worden.
Und es ist thematisch hochaktuell:
Gezeigt wird die Freiheitsbewegung Osteuropas – besonders
die der Gewerkschaft Solidarność,
die sich hier unter Lech Wałęsa
formiert hat.
www.ecs.org.pl 9
SOUTH COAST BALTIC
C
Europäisches Museum
des Jahres
Kein Wunder, dass das Ozeaneum in Stralsund 2010 mit dem
„Museums-Oscar“ ausgezeichnet
worden ist.
Wie rund geschliffene Steine, die am
Ufer das Wasser umspült, liegt der
fünfteilige Bau am Hafen. Es umgeben ihn Menschen, Licht und die
Backsteingotik von Stralsund, die bis
heute den Stolz der Hanse ausstrahlt
und seit 2002 zum Weltkulturerbe
der UNESCO gehört. Fünf große
Erlebnisausstellungen – darunter die
weltweit größte Ausstellung zur Ostsee – und 45 Wasserbecken machen
das Ozeaneum zu einer Mischung
aus Aquarium, Zoo und Naturkundemuseum. Allein das Heringsbecken
ist einen Besuch wert: Man könnte
stundenlang zusehen, wie die silbrig
glänzenden Fische im Schwarm hinter der Scheibe vorbeiziehen.
Sich loszureißen lohnt sich, unter anderem für das Tunnelaquarium mit
Sandtigerhai Niki, die Pinguine auf
der Dachterrasse sowie die „Riesen
der Meere“. Hier liegt der Besucher
gemütlich auf dem Rücken, wie auf
dem Meeresgrund, und sieht in dem
20 Meter hohen Raum zu lebensecht
nachgebildeten Walen auf.
www.deutschesmeeresmuseum.de/ozeaneum
SOUTH COAST BALTIC
10
H
Schweinswalsichtung in der Ostsee
Die Biologin Anne Herrmann leitet am Deutschen Meeresmuseum
ein Meldesystem, an dem sich Segler beteiligen.
„Den Meeressäugern machen vor allem
die Umweltverschmutzung und die
Überfischung, aber auch der zunehmende Lärm im Meer zu schaffen. In der
westlichen Ostsee gibt es schätzungsweise an die 35.000 Schweinswale. Im
östlichen Teil sind es geschätzt nur 450
Wale. Wir beobachten die Populationen, um herauszufinden, wo und wie
die Schweinswale leben und woran sie
verenden. Im Jahr werden uns rund
SOUTH COAST BALTIC
700 Sichtungen gemeldet, von Fährpassagieren, Seglern und Motorsportlern.
Sie geben uns Bescheid, wenn sie tote
oder lebende Tiere sehen, übrigens auch
Robben, wie die Kegelrobbe. Bisweilen
sind es sogar ganze Gruppen von Tieren,
voriges Jahr etwa hat ein Segler gleich
15 Schweinswale auf einmal gesichtet.
Mittlerweile geht das Melden per App
auf dem Handy – meistens zücken die
Segler ja sowieso das Smartphone, um
12
die Wale zu fotografieren. Auf dem Foto
sind die Uhrzeit und die Position dann
gleich dabei.“
Melden können Sie
Schweinswale und Robben
auch online unter
www.schweinswalsichtung.de
Die App finden Sie im
AppStore unter OstSeeTiere

Steckt mehr drin
Bei Bernstein denkt man ja eher
an ältere Damen mit Halsketten.
Aber langsam spricht sich rum,
dass da mehr geht.
In Polen und im Baltikum weiß
man um die besonderen Eigenschaften des versteinerten Harzes
schon lange. Seit Menschengedenken setzen sie das gelbe Gestein
hier als traditionelles Heilmittel
ein, um Entzündungen und Wunden zu behandeln. Neuerdings
haben aber auch kleine Kosmetikhersteller die desinfizierenden
und harmonisierenden Kräfte des
Bernsteins für sich entdeckt und
bieten Cremes, Massageöle und
Peelings mit Bernstein an – wie
das „Spa Amber“ in Litauen.
www.spaamber.lt
13
SOUTH COAST BALTIC
Wenn
Tische
unter
High Heels
wackeln
BEGEGNUNGEN DER NETTEN ART
Sie tanzen auf den Tischen, und Lumumba verzieht
keine Miene. Hat auch eben nicht geblinzelt, als die
Dunkelhaarige die Stühle beiseite geschoben hat, mit
zwei Schritten hochgestiegen ist, ihre blonde Freundin
hinterher. Und auch jetzt nicht, als sie sich beide im
Takt bewegen, umeinander, miteinander, auch jetzt
guckt Lumumba einfach reglos vor sich hin, während
die Türsteher sich angucken und anerkennend nicken.
Party Polska. Läuft.
F
Freitagabend in Gdańsk
Ein Bunker aus dem
Zweiten Weltkrieg ist
heute ein Großraumclub
auf vier Stockwerken
AUTOR Johannes Ehrmann FOTOS Fabian Weiß
Danzig. Und am nächsten Morgen kratzt
du dir den pochenden Schädel und sammelst die Erinnerungsfetzen vom Boden
auf und fragst dich, wo genau der Abend
aus dem Ruder gelaufen ist.
Vielleicht unter Studenten im CZARNA WOŁGA, wo sich keiner wirklich für
die Segelregatten auf dem riesigen Flatscreen interessiert hat. Vielleicht im
DWIE ZMIANY, der neuen Artsy-Bar, wo
auf einmal ein „Mad Dog“ auf der Theke
stand, Nationalgetränk, polnische Fahne
aus Himbeersirup und Wodka, Mischung
meist so 20/80. Vielleicht schon viel früher, beim Abendessen, als die ersten Haselnussschnäpse kamen, auf einem langen
Holzbrett, noch vor dem Żurek.
Keine Ahnung. Egal. Samstag in Sopot,
der Körper kommt nach einem Strandspaziergang so langsam wieder auf Touren, und
das Wochenende ist noch einen Abend lang.
Also ab ins Taxi und runter nach Gdańsk. reitagnacht in Sopot, irgendwann zwischen Mitternacht und drei Uhr morgens, wenn die Zeit zerfließt
unter Bier und doppelten Wodkashots, und
im SPATiF im ersten Stock über der Flaniermeile Monte Cassino die Tische unter
den High Heels wackeln. Und Lumumba,
der gute, alte Fabrice, blickt stoisch, mit
leichter Milde über alles drüber, die Zapfhähne, die Feiernden, auf Tischen und
Teppichen, der Sozialistenführer aus dem
Kongo, dessen Porträtbild über der Bar
hängt, neben dem großen Smirnoff-Adler
mit den zwei Köpfen, keine 200 Kilometer
bis Kaliningrad, und die 80er-Jahre-Beats
fetzen ihm um den Hut, girls just want to
have fun.
Es sollte nur ein lockeres Aufwärmen
werden, ein lässiger Freitagabend in den
Bars des Ostseebads, inmitten der Dreistadt, im Norden Gdynia, im Süden das alte
15
SOUTH COAST BALTIC
Auf ein Bier zu Józef K
Die Kneipe ist nach
dem Romanhelden aus
Franz Kafkas „Prozess“
benannt.
Startpunkt CAFÉ LAMUS hinter der alten
Markthalle. 70er-Jahre-Sonnen und ein
Björn-Borg-Racket an der Wand, MinimalRennräder unter der Decke. Frischer Cider
vom Fass: „Cydr@libi“, halb Apfel, halb Birne, feines Stöffchen, aus einer der circa 100
polnischen Mikrobrauereien, genau wie die
Biere hier. Das hat in den letzten drei, vier
Jahren richtig angezogen, sagt Łukasz, einer der Besitzer, gerade die jungen Bars verzichten immer öfter auf die Industriebiere,
verkaufen lieber „Hopus Pokus“, „Sir Arthur“, „Jules“ oder „Doctor Brew“.
Nebenan im LAWENDOWA 8, größer,
backsteiniger, wirst du in breitem Australisch bedient, hinterm Zapfhahn Andy aus
Adelaide, er ist noch nicht allzu lange hier,
für den Anfang hatten sie ihm ein Schild an
die Wand gehängt, auf das er zeigen konnte, „Andy spricht kein Polnisch“, und dass
noch was anderes drunter stand, was mit
männlichen Geschlechtsorganen, haben sie
ihm erst später gesagt, großes Hallo jedenfalls bei den Gästen.
Der Humor ist herzlich und manchmal
rauh, hier in der alten Hansestadt, und passend zum Thema gibt’s dann im CAFÉ ABSINTHE unten im Theatergebäude direkt
mal einen Shot namens „Sperma BarmaSOUTH COAST BALTIC
„ Es sollte nur
ein lockeres
Aufwärmen
werden, ein
lässiger Abend.
“
na“, und der sieht dann auch genau so aus,
wie er klingt, also drei Stück dann, hat der
Barmann gefragt, kann ne Weile dauern,
höhöhö. Ähja.
Und draußen unterm Goldenen Tor
singen sie Protestsongs aus den 80ern, drei
junge Typen, Akustikklampfen, wilde Mähnen, laute Stimmen, und eine Handvoll
Fußballfans singt mit, grün-weiße Schals,
gute Stimmung, Lechia hat 1:0 gewonnen.
Dann am bronzenen Jan III. Sobieski
vorbei, n‘Abend, Retter des Okzidents, über
die Hauptstraße und durch einen Hausdurchgang. Hier, im dunklen Innenhof,
liegt das LOFT, Post-Industrie-Charme und
Bier und herrliche Schmalzstullen, Besitzer
16
Tomasz zapft mit tätowierten Unterarmen,
seine Frau backt die Brote, auch sie sind
„Remigranten“, waren in Dublin, als sich
das noch lohnte, jetzt sind sie wieder hier,
bauen sich was auf, haben Spaß dabei. Spezialität derzeit im LOFT: Alkobärchen für
zwei Złoty, das sind Gummibärchen, eingelegt in… ja, genau.
Runter damit. Und dann Zeit für
ein bisschen Stadtgeschichte. Also noch
mal quer durchs Zentrum und ab in den
BUNKIER, der dem Weltkrieg plangemäß
standgehalten hat und heute ein Großraumclub auf vier Etagen ist. Junges Publikum, meist aus den Vorstädten, die Hosen noch ein bisschen enger, die Schuhe
noch ein bisschen hochhackiger. Bunker
ist Programm: Stahlhelm am Eingang,
„Achtung!“-Schilder an den Wänden, viel
Beton, nicht immer echt, Sitzecken wie Gefängniszellen. Und nackte Frauen im Männerklo… Auch nicht echt.
Raus aus dem Bunker, schnelle Wegzehrung, einen frischen Riesenburger mit
Roter Beete aus einem der Foodtrucks an
der Lawendowa, und dann noch mal hoch
nach Sopot, noch mal ins SPATiF, weil‘s so
schön war. Aber das ist jetzt, um kurz vor
drei am Sonntagmorgen, so voll, dass du
dich gar nicht mehr bewegen kannst. Ein
kurzer Blick über die wogende Menge, offene Hemden und Gelfrisuren, ein letzter
Gruß nach oben, zum alten Freund über
der Bar. Tschüss, Fabrice. Gute Nacht, TriCity. Bald mal wieder, ja?. BEGEGNUNGEN DER NETTEN ART
INSIDER
AUSGEHEN UND EINTAUCHEN

Karczma Irena
Gemütliches Restaurant im
Souterrain unter der gleichnamigen
Pension „Irena“ in Sopot
Altpolnisches Flair, viel Holz und
Kerzenschein und alte Gemälde mit
Schnurrbartmännern. Auf der Karte
vor allem Spezialitäten wie Żurek
(Roggenmehlsuppe mit Würstchen)
und Pierogi (eine Art polnische
Maultaschen), dazu freundliche
Bedienung und gute Preise, nur einen
Steinwurf vom Trubel von Monte
Cassino und dem Strand entfernt.
Ideal als herzhafte Grundlage für
den weiteren Abend.
Sterneküche
auf Usedom
Baltische
Bierspezialitäten
In einer der schönsten Villen des
Kaiserbades Heringsdorf kochen
Tom Wickboldt und sein Team.
Burger, Burritos und dazu wechselndes „Gastbier“ in Klaipėda
Und zwar so gut, dass der
„Guide Michelin“ sie mit einem Stern
ausgezeichnet hat. Klassiker der
gehobenen französischen Küche,
modern interpretiert mit Zutaten
aus der Region, wie Räucheraal und
Auster mit Wasabicreme.
Weitere Infos sowie
Reservierungen unter
www.pensjonat-irena.com
www.restaurant-wickboldt.de
Dass Litauen eine jahrhundertealte
Brautradition hat, wissen in Deutschland die wenigsten. Angeblich gibt
es in dem Baltenstaat – gemessen
an der Einwohnerzahl – sogar mehr
Brauereien als bei uns. Besonders
gut schmeckt das litauische Bier im
„Herkus Kantas“ in Klaipėda (Kepėjų
g. 17), wo sich die örtliche Seglerszene triff t. Kipras Paldauskas, der
Wirt, hat früher selbst Segelevents in
Klaipėda organisiert. Zum Essen sitzt
man schön im Gewölbekeller.
www.herkuskantas.lt
c
Hannis Hafenkneipe
Eigentlich heißt Hannis Hafenkneipe „Zur Fähre“.
Aber so sagt hier niemand. Alle nennen das Lokal nach der rotgelockten Wirtin,
Hannelore Höpner. Hanni schenkt neben Bier aus der Störtebeker Braumanufaktur auch das „Stralsunder Fährwasser“ aus, einen Kümmelschnaps, den es bloß
hier gibt. Dazu spielt oft Live-Musik. „Zur Fähre“ ist eine der ältesten Hafenkneipen Europas, sie wurde erstmals 1332 urkundlich erwähnt.
www.zurfaehre-kneipe.de
17
Zeitreise in die
Siebziger Jahre
Die Eisdiele Lodziarnia Miś in
Gdańsk (ul. Sukiennicza 18) hat
nur im Sommer auf. Dann gibt es
dort das beste Eis ganz Polens,
wie manche sagen. Vielleicht
auch, weil im Miś auf so charmante
Art die Zeit stehengeblieben ist.
SOUTH COAST BALTIC
DAS SIEHT GUT AUS
ARCHITECTURE
VON KLASSISCH BIS MODERN
Seebäder
Um die Jahrhundertwende
entstanden an der Ostseeküste
dutzende Seebäder.
Die Bäderarchitektur prägt
bis heute das Bild von Ferienorten wie Binz, Ahlbeck und
Heringsdorf. Weiter östlich,
in Polen, waren Kolberg, Leba
und Zoppot beliebte Seebäder
– wer es sich leisten konnte,
stieg im „Grand Hotel Sopot“
ab, das heute zu einer französischen Hotelkette gehört.
Malediven auf Rügen
Till Jaich gibt es zu. Es stimme,
dass die Slawen, die vor langer
Zeit auf Rügen siedelten, schon
Pfahlbauten auf dem Wasser
kannten. Aber in Wahrheit habe
ihn etwas anderes zu seiner
Feriensiedlung inspiriert: „Ich
hatte zufällig mal einen Katalog
von einem Resort auf den Malediven in der Hand und dachte
sofort: Sowas müssen wir auch
machen“, sagt Jaich. Dieses „Sowas“ steht heute in Lauterbach,
an der Südküste von Rügen.
SOUTH COAST BALTIC
Knapp zwei Dutzend Pfahlhaussuiten, ein asiatisches Wasserdorf – mit Blick auf die Ostsee.
Zum Wasser hin sind die Bauten
verglast, die Räume lichtdurchflutet, mit Blick aufs Meer. Die
Anlage habe „eingeschlagen wie
eine Bombe“, sagt Jaich. Inzwischen kommen viele Stammkun-
den. Auch Bootsbesitzer, die es
schätzen, direkt neben dem Haus
anzulegen oder morgens erstmal
von der überdachten Loggia ins
Wasser zu springen. Das Ganze
mit dem guten Gefühl, mit „Bio“Siegel zu wohnen: Die Pfahlhäuser wurden unter strengsten
Ökoauflagen gebaut.
www.im-jaich.de
18
DAS SIEHT GUT AUS
Die Schalenbauten von Ulrich Müther
Der Bauingenieur aus Binz auf Rügen wurde in den
60er Jahren durch seine Schalenbauten in ganz
Europa bekannt. Hier der ehemalige Ausguck der
Rettungsschwimmer in Binz, die heutige Außenstelle
des Standesamtes.
Drehbrücke Darłowo
Die Drehbrücke in Darłowo ist ein schönes Beispiel
dafür, dass die Architektur der kommunistischen
Moderne in der Volksrepublik Polen gerne in einer
etwas verspielten Form interpretiert wurde. Die
Stadt Darłowo ist uns Deutschen eher unter ihrem
alten Namen „Rügenwalde“ bekannt.
Schöne Abrundung
Auch moderne Architektur gibt
sich in dieser Region oftmals ein
wenig gefälliger
Sachlichkeit und Klarheit sind
Kennzeichen der architektonischen Moderne. An der südlichen
Ostseeküste aber finden sich viele
Beispiele moderner Architektur, in
der die charakteristischen klaren
Linien eine schöne Abrundung
erfahren. Besonders wenig Ecken
und Kanten hat die Stadt Gdynia, die größtenteils erst in den
zwanziger und dreißiger Jahren
erbaut wurde. Hier hat der moderne Baustil eine maritime Ausprägung gefunden: Die Abrundungen
erinnern an die Form von Schiffsrümpfen, manche Aufbauten an
Kommandobrücken. Als typisch
für diese edle Einfachheit gilt das
Gebäude der Polish Ocean Line. 19
SOUTH COAST BALTIC
KURISCHE NEHRUNG
„Es würde ein Bild
in der Seele fehlen“
Der Regisseur Volker Koepp hat
viele Gegenden Osteuropas filmisch
verarbeitet. So auch die Kurische
Nehrung, einen schmalen Landstrich
zwischen Kaliningrad und Klaipėda.
Wie sind Sie darauf gekommen,
einen Film nur über die Kurische
Nehrung zu machen?
Ich habe zu DDR-Zeiten die Gedichte von Johannes Borowski
gelesen. Da entstand der Wunsch,
in diesen besonderen Landstrich
zu kommen. Damals war das aber
noch schwierig. In den 90er Jahren
bin ich dann sofort aufgebrochen.
Inzwischen kannte ich noch mehr
Texte. Wilhelm von Humboldt hatte
gesagt, ihm würde ein Bild in der
Seele fehlen, hätte er die Kurische
Nehrung nicht gesehen. Thomas
Mann schwärmte von dem „großartigen Reiz“ dieser Landschaft mit
ihren Wanderdünen, den Kiefern
und dem tiefblauen Wasser.
Welches Bild haben Sie in der
Seele, wenn es um die Kurische
Nehrung geht?
Für mich hängt das stark auch mit
den Menschen zusammen, die ich
dort kennengelernt habe. Dadurch
entstehen für mich starke Verbindungen. Auch deshalb ist die
Kurische Nehrung für mich ein
Sehnsuchtsort.
SOUTH COAST BALTIC
20
-
Kaliningrad
und
zurück
Die Einfahrt in die Häfen an der
polnischen Außenküste soll schwierig
sein? Die Einreise nach Kaliningrad
kompliziert? Georg Hohaus und sein
Vater Eberhard haben ganz andere Erfahrungen gemacht – ihr Törn von Danzig
nach Kaliningrad mit einer Hai 710 war
eine Sammlung schöner Erlebnisse.
Ein Reisebericht.
Die südliche Ostseeküste ist für deutsche Segler bislang ein eher ungewöhnliches Revier. Was hat Sie bewogen,
sich von Ihrem Heimathafen Usedom in
Richtung Kaliningrad aufzumachen?
Georg Hohaus: Uns ging es darum, Neuland zu entdecken, diese Ursprünglichkeit.
Dass es dort eben noch nicht so ist wie in
Deutschland oder Dänemark. Anfangs,
als wir vor Jahren das erste Mal in östliche Richtung gesegelt sind, wussten wir
auch nicht, was uns erwartet, ob das vielleicht noch wie zu Ostblock-Zeiten ist. Und
obwohl man im Grunde weiß, dass es natürlich nicht so ist, wird man geradezu erschlagen von dem, was dort alles geschieht
und vorangeht. Es wird in dieser Region für
jeden Geschmack etwas geboten – von der
SOUTH COAST BALTIC
stylischen Marina mit gehobenen Restaurants bis zu Naturhäfen, wo man die Seerose neben dem Boot schwimmen hat.
Mit was für einem Boot sind
Sie unterwegs?
Georg Hohaus: Wir segeln seit vielen Jahren
mit einer sieben Meter zehn langen „Hai“.
Ein Kielschwerter, mit der wir auch in flache
Gewässer kommen, so wie im vergangenen
Jahr an der Weichsel und am Frischen Haff.
Wie ist Ihr Eindruck von der Region?
Was hat Sie überrascht?
Georg Hohaus: Das Bemerkenswerteste
für uns war die Freundlichkeit der Leute.
Die südliche Ostseeküste, gerade die polnische Küste, ist fast wie das Mittelmeer.
22
Wie Mallorca oder die Côte d’Azur. Ganz
anders als unsere nordischen Gewässer, als
in Deutschland, Dänemark und Schweden,
wo die Menschen eher ein ruhiges Wesen
haben. In Polen sind die Leute offener, herzlicher, fast so, wie man das dem Mittelmeer
zuschreibt. Wenn man da in einem Hafen
ankommt, wird nebenan immer irgendwo
getanzt und Live-Musik gespielt. Man findet dort in jedem Ort am Strand alle möglichen Diskotheken, Zelte mit Clubmusik, in
den Städten auch Jazz und klassische Musik, es gibt da ein riesiges Angebot.
Noch fremder als Polen und Litauen ist
für deutsche Segler die russische Exklave Kaliningrad. Was haben Sie da für
Erfahrungen gemacht?
MAL WIEDER SO RICHTIG SEGELN
Rally gen Osten
Mit elf weiteren Booten
haben die Hohausens
an der „South Coast
Baltic Boating Rally“
teilgenommen.
Georg Hohaus: Es war einfacher als gedacht. Ich hatte uns vorab beim Konsulat
in Bonn ein Touristenvisum besorgt, das
kostete 35 Euro pro Kopf. Wenn man sich
darum nicht kümmern will, beauftragt
man eine Agentur. Dann kostet es ein
bisschen mehr, und die machen alles für
einen.
Eberhard Hohaus: Und man braucht
eine Einladung. Wir sind ja in einer Gruppe gesegelt, mit der „South Coast Baltic
Boating Rally“, und da hatten wir eine
Einladung vom Kaliningrader Wirtschaftsministerium. So machen es auch
die Urlauber, die mit dem Reisebus hinfahren – es gibt für den Bootstourismus
verschiedene Stellen, die Einladungen
ausstellen, das ist kein Problem.
Wie sind Sie denn aufgenommen
worden? Haben Sie als Deutsche
irgendwelche Ressentiments gespürt?
Georg Hohaus: Überhaupt nicht. Im Gegenteil, die Leute sind sehr offen und aufgeschlossen, auch uns Deutschen gegenüber.
Gerade die Russen waren, trotz der laufenden Ukraine-Krise, ungeheuer herzlich.
Sie haben den Kontakt regelrecht gesucht.
Man hat deutlich ihre West-Orientierung
gespürt: Dass sie Interesse daran haben,
mit Deutschland, mit Europa Handel zu
treiben, und dass wir gegenseitig gute
Nachbarn sind. Sie sind ja geografisch viel
näher an uns dran als an Russland.
Eberhard Hohaus: Als wir ein paar
Tage im Hafen waren, am Pregel, gab es
keine öffentlichen Verkehrsmittel in die Innenstadt von Königsberg. Ab und zu kamen
da Leute vorbei, und die haben wir gefragt,
ob sie uns mitnehmen würden. Jedes Mal
haben wir dann eine große Stadtrundfahrt
bekommen. Einmal ist ein Mann weit mit
uns ins Hinterland gefahren, um uns eine
alte deutsche Burg zu zeigen. Das war ein
pensionierter Leiter einer Ölförderanlage
in Sibirien, der kein Wort Deutsch konnte,
und drei Worte Englisch. Aber seine Nichte
spricht fließend Deutsch – die hat er angerufen, und dann ging das Handy zwischen
uns hin und her. Das war ein schöner Tag.
Solche Begegnungen machen ja auch den
Reiz einer Reise aus.
Ging es immer so gut? Oder hatten Sie
bisweilen Verständigungsprobleme?
Georg Hohaus: Das war nirgendwo ein
Problem. Viele sprechen in der Region Englisch, nicht nur die jüngeren. Oft merken
sie an meinem Akzent, dass wir Deutsche
sind – und fallen dann ins Deutsche. Ich
würde das aber nicht voraussetzen, schon
aus Gründen der Höflichkeit. Ich spreche
Leute immer erst auf Englisch an.
Wie anspruchsvoll ist die
Route seglerisch?
Georg Hohaus: Es ist dort sehr gut zu segeln, gerade auch weil sehr viele neue Häfen gebaut worden sind. Man kann kurze
Etappen segeln, man kann lange Etappen
segeln. Ich würde sagen, im Schnitt sind
es von Hafen zu Hafen rund dreißig Meilen, da ist man also fünf bis sechs Stunden
23
„ Man muss
erstmal loskommen in diese
Richtung – dann
sieht man, dass es
gutgehen wird.
“
Eberhard Hohaus, Chemiker, Siegen
unterwegs. Wenn man bis Danzig will, vielleicht auch mal etwas mehr, aber immer so,
dass man es tagsüber schafft. Der normale
Segler fährt ja nachts nicht so gerne. Genau das ist unsere Spezialität: Wir schaffen
sehr viel in kurzer Zeit, weil wir die Nächte
mit nutzen. Einer von uns schläft, der andere fährt.
Eberhard Hohaus: Die Deutschen haben oft Respekt vor dieser Küste, weil sie sagen, das ist eine lange Küste, und wenn sehr
starker Wind ist, ist sie ungeschützt. Bei
stürmischer Wetterlage stimmt das ja auch,
dann sollte man besser im Hafen bleiben.
Es sei denn, man hat das geeignete Schiff
und traut sich das zu. Trotzdem kann man
die Küste gut absegeln, auch als Anfänger.
Wir zeigen mit unserem kleinen Boot zu
zweit ja gerade, dass es unproblematisch
ist. Es gibt sehr viele und moderne Häfen in
kurzen Abständen. Man muss halt erstmal
loskommen in diese Richtung – und dann
sieht man, dass es gutgehen wird.
SOUTH COAST BALTIC
Usedomer Musikfestival
Der Klang vom anderen Ufer
Nicht nur das Meer verbindet die
Anreiner der Ostsee, auch klassische Musik kann das. Zum Usedomer Musikfestival kommen alljährlich in der Zeit von September
bis Oktober namhafte Interpreten
klassischer Musik aus den Anreinerstaaten, vor allem aber aus dem
je aktuellen Gastland. Zusätzlich
gibt es Auftritte von Gaststars aus
aller Welt. In Kirchen, Schlössern,
Villen, Galerien und kaiserzeitlichen
Hotels erklingen dann die musikalischen Reichtümer der Länder und
Regionen. Das Musikprogramm ist
begleitet von Kunstausstellungen
und Vorträgen. Auf immer andere,
neue und unerwartete Art wird hier
die eigene Kultur und Befindlichkeit
im Spiegel der Anderen betrachtet.
EXPLORE
www.usedomermusikfestival.de
5
Orte
Die
selber
entdecken
1
Ozeaneum Stralsund
(S. 10)
2 Hafenkneipe
„Zur Fähre“
Stralsund (S. 9)
3 Pfahlbauten:
Malediven auf Rügen
(S. 18)
4 Sterneküche
auf Usedom (S. 17)
SOUTH COAST BALTIC
5 Musikfest Usedom
(siehe oben)
6
Pommersches
Landesmuseum
Greifswald (S. 9)
7 „Zentrum des
Dialogs“ Stettin
(S. 9)
8 Drehbrücke
in Darłowo (S. 19)
9 Bäderarchitektur:
Grand Hotel Sopot
(S. 18)
10 Nightlife Gdańsk,
Sopot und Gdynia
(S. 14)
11 Maritimer Modernis-
mus in Gdynia (S. 19)
12 Restaurant Karczma
Irena in Sopot (S. 17)
24
1 2
3
6
4
5
7
13 Solidarność-Zentrum
17 Traumlandschaft
14 Deutsche Literatur
18 Baltisches Bier in
Danzig (S. 9)
aus Gdańsk
(siehe rechte Seite)
15 70er-Jahre-Eisdiele
in Gdańsk (S. 17)
16 Segeltörn nach
Kurische Nehrung (S. 20)
Klaipėda (S. 17)
19 Kosmetik aus Bernstein
in Litauen (S. 13)
20 Skulpturen in
Klaipėda (siehe
rechte Seite oben)
Kaliningrad (S. 22)
R
Stadt der Skulpturen
Stadtbummel oder Museumsbesuch? Im litauischen Klaipėda stellt
sich die Frage nicht –
Skulpturen scheinen in Klaipėda
(deutsch „Memel“) aus dem Boden
zu sprießen. Geister, Drachen, Spinnen – an jeder Ecke der Stadt eine
andere Überraschung aus Bronze.
Vor dem Bahnhof steht die Skulptur
„Abschied“: Eine Mutter mit Kopftuch und Koffer und ein Junge mit
Teddybär in der Hand. Sie erinnert
daran, wie schwer vielen Deutschen
der Abschied aus „Memel“ fiel, das
1923 litauisch wurde. Schöne Stadt.
Man kann es verstehen.
www.cdp.muzeum.szczecin.pl
20
Gedanken lesen
in Gdańsk
18
17
8
11
10
9
12 13 15
14
14
Danzigs Zurück in der
deutschen Literatur –
20
19
c
16
Praktischer
Hafenführer
Von Vorpommern bis Klaipėda –
In diesem Handbuch finden Segler
und Motorbootfahrer alle nötigen
Informationen für einen Törn
entlang der südlichen Ostseeküste. Es präsentiert Wissenswertes
über die oftmals erst kürzlich
entstandenen oder modernisierten Marinas und Anlegestellen des
Reviers sowie noch viel mehr
touristische Attraktionen, als in
diesem Heft Platz hatten. Der
Hafenführer ist auf Polnisch,
Englisch, Deutsch und Russisch
erhältlich – und auch im Internet:
Nach Günther Grass („Die Blechtrommel“) hatte sich kein deutschsprachiger Schriftsteller mehr
an Danzig als Romanschauplatz
herangetraut. Nun ist die 1985 geborene deutsch-polnische Autorin
Sabrina Janesch das Wagnis mit
ihrer Familiensaga „Ambra“ eingegangen – und Danzig hat wieder
eine Stimme in der deutschsprachigen Literatur. Genauer gesagt
sind es zwei Stimmen: Die von
Kinga, dem besserwisserischen
deutschen Stadtschreiber und die
einer in Bernstein eingeschlossenen Spinne. Wer sie an einer
Kette um den Hals trägt, kann
Gedanken lesen. Ein Buch im Stile
des magischen Realismus, das
eine ganz neue Annäherung an die
Stadt ermöglicht.
Sabrina Janesch, „Ambra“,
Aufbau Verlag
www.southcoastbaltic.eu
SOUTH COAST BALTIC
ANSPRECHPARTNER
ADRESSEN FÜR MEHR INFORMATIONEN
INDEX
SÜDLICHE OSTSEEKÜSTE
POMORSKIE / POMMERN
„SOUTH COAST BALTIC“
MARKETINGINITIATIVE
REGIONALER TOURISMUSVERBAND
POMORSKIE
www.pomorskie.travel
www.southcoastbaltic.eu
VORPOMMERN
TOURISMUSZENTRALE RÜGEN
www.ruegen.de
USEDOM TOURISMUS GMBH
www.usedom.de
TOURISMUSZENTRALE STRALSUND
www.stralsundtourismus.de
WEICHSEL-WERDER-RING /
PĘTLA ŻUŁAWSKA
www.petla-zulawska.pl
REGION KALININGRAD / KÖNIGSBERG
OBLAST KALININGRAD
www.visit-kaliningrad.ru
VISUM FÜR KALININGRAD
www.russische-botschaft.de
ZACHODNIOPOMORSKIE /
WESTPOMMERN
REGION KLAIPĖDA
WOJEWODSCHAFT
ZACHODNIOPOMORSKIE
www.meerderabenteuer.eu
TOURISMUSINFORMATION
KLAIPĖDA
www.klaipedainfo.lt
WESTPOMMERSCHE SEGELROUTE
www.marinas.pl
HAFEN KLAIPĖDA
www.portofklaipeda.lt
STADT SZCZECIN
www.szczecin.eu
IMPRESSUM
HERAUSGEGEBEN VON
Verband der Küstenstädte
und Küstengemeinden (ZMIGM),
Gdańsk/Polen im Auftrag
der SOUTH COAST BALTIC
Marketinginitiative
www.project-marriage.eu
Gdańsk 2015
PROJEKTKOORDINATION
PLANCO Consulting GmbH, Essen
KONZEPTION UND REDAKTION
Kerstin Löffler, Oliver Geyer, Berlin
SOUTH COAST BALTIC
KONZEPTION UND GESTALTUNG
Michael Pfötsch, Berlin
© COPYRIGHT
by Verband der Küstenstädte und
Küstengemeinden
BILDREDAKTION
David Dörrast, Berlin
BILDNACHWEISE
COVER Matthias Schade (1), S.3
Fabian Weiß (1), Silke Weinsheimer
(1), Eberhard Hohaus (1), Michael
Pfötsch (1); S.5 Julia Thurn (1), S.6–8
Silke Weinsheimer (2), Familienfoto
(Quelle: privat) (1); S.9 Centrum
Dialogu Przełomy (1), Pommersches Landesmuseum (1), Grzegorz
Mehring/ECS Archives (1); S.10–11
Johannes-Maria Schlorke (1),
ÜBERSETZUNG
Cherrie Kishazy
Eric Rosencrantz
PRODUKTION
Geyer – Gestaltung Werbung
Kommunikation GmbH,
Bielefeld
26
©Ozeaneum Stralsund (1); S.12 Solvin
Zankl (1); S.13 Michael Pfötsch (1);
S.14–16 Fabian Weiß (3); S.17 Hanni
Höpner (1), Arturas Morozovas (1);
S.18–19 Michael Pfötsch (5); S.20–21
Mark Robertz (1), Edition Salzgeber
(1); S.22–23 Jens Masuch (1), Eberhard Hohaus (1); S.24–25 Michael
Pfötsch (1), Usedomer Musikfestival
(1), Klaipėda State Seaport Authority
(1); S.27 Kerstin Löffler (1), Oliver
Geyer (1), Michael Pfötsch (1), Fabian
Weiß (1), South Coast Baltic
Marketinginitiative (1), Jens Masuch
(1); Iconset Dario Ferrando
CONTRIBUTORS
Oliver Geyer
Konzeption
und redaktionelle
Umsetzung
Kerstin Löffler
Konzeption
und redaktionelle
Umsetzung
Lebt als freie Journalistin in
Berlin und hat zuvor mehrere
Jahre lang als Auslandskorrespondentin aus Frankreich
berichtet. Vor Projektbeginn
hat Kerstin Löffler keinen
Hehl daraus gemacht, dass
sie noch nie in ihrem Leben
gesegelt ist. Seit sie mit Vater
und Sohn Hohaus über deren
Törn nach Kaliningrad gesprochen hat, ist sie sich aber
sicher, dass sie es sehr bald
mal ausprobieren wird.
Ist freier Journalist in Berlin
und schreibt für überregionale
Zeitungen und Magazine, darunter auch Reisereportagen
für die Welt am Sonntag und
die Frankfurter Sonntagszeitung. Besonders überrascht
hat ihn, wie viel Stettin zu bieten hat. Dort war er im Zuge
der Recherche tatsächlich zum
ersten Mal, obwohl er ganz in
der Nähe auf deutscher Seite
zusammen mit Freunden ein
Wochenendhaus besitzt.
Johannes Ehrmann
Autor
Michael Pfötsch
Konzeption
und Gestaltung
Arbeitet als Art Director und
Editorialdesigner in Berlin.
Als er sich mit den Themen
dieses Heftes vertraut machte, hatte es ihm besonders
die Architektur sofort angetan – und er hat es sich nicht
nehmen lassen, die Seite
eigenhändig zu illustrieren.
South Coast Baltic Marketinginitiative
Herausgeber
21 Tourismus-Akteure aus vier Ländern haben mit diesem Magazinprojekt
einmal bewusst das Heft aus der Hand
gegeben, um es von einer Gruppe freier
Journalisten machen zu lassen. Wie
die ihre Regionen sahen, war für die
Auftraggeber manchmal etwas überraschend – dann aber erfrischend. Und
der Blick von außen wurde als Bereicherung empfunden.
Schreibt unter anderem für
den Tagesspiegel und das
Magazin 11Freunde und ist
2014 für seine Reportage
„Wilder, weiter, Wedding“ mit
dem angesehenen TheodorWolff-Preis ausgezeichnet
worden. Bei seiner Recherchereise in die Dreistadt sah
sich Ehrmann wieder einmal
bestätigt, dass die Polen
in puncto Feierfreudigkeit
mit den Berlinern locker mithalten können.
Jens Masuch
Projektkoordination /
PLANCO Consulting GmbH
War als externer Projektkoordinator eine
Zeitlang als Grenzgänger unterwegs – zwischen der Redaktion und den teilnehmenden
Tourismus-Akteuren. Viele E-Mails und Telefonate später ist es da: Ein journalistisches
Magazin, in dem sich dennoch alle wiederfinden. Masuch ist mit einer Polin verheiratet,
die aus genau jenem Ort in Masuren stammt,
aus dem sein Vater 1962 nach Deutschland
ausgewandert ist.
„SOUTH COAST BALTIC“ ist eine gemeinsame Marketinginitiative lokaler und regionaler Wassertourismusakteure aus Vorpommern / DE, Zachodniopomorskie / PL, Pomorskie / PL, dem Oblast Kaliningrad / RU und
der Region Klaipėda / LT. Sie wird im Rahmen des South Baltic Programme Projektes „MARRIAGE“ finanziert
und durchgeführt (www.project-marriage.de).
Teilfinanziert durch die Europäische Union (Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung) im Rahmen des
South Baltic Cross-border Co-operation Programme 2007–2013.
SOUTH COAST BALTIC