Paraplegiker 1/2012
Transcription
Paraplegiker 1/2012
Humanis Verlag für Gesundheit GmbH • Silcherstrasse 15 • D-67591 Mölsheim • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt • ZKZ D 05475 • ISSN 0723-5070 r e n n e r B e h c i re g l o Erf e n n a H : in r e eit r r su Vereint s e r mit D 30. Jahrgang 1/ 2012 editorial In Ihrem Interesse – FGQ! Liebe Leserin, lieber Leser, nicht erst seit den Erfolgen der Piraten-Partei wird deutlich, dass mand… Das ist aber gar nicht das hüpfende Komma. Auf den sich unsere Medienlandschaft verändert. Dass Facebook und Co. Inhalt kommt es an. Das ist vielleicht der Punkt, wo ich bei den Vorteile und Gefahren mit sich bringen, wird von ihren jungen Piraten noch auf zusätzliche Einsicht hoffe. Es ist eben nicht und älteren Nutzern wenig diskutiert, sie nutzen einfach das gleich, ob Päderasten und Nazis das Netz nutzen oder die or- Medium. Dass Google weltweit darüber Bescheid weiß, wofür ganisierte Selbsthilfe. Missbrauch gehört bekämpft, Freiheit wir uns interessieren, interessiert uns im alltäglichen Gebrauch ist kein Selbstzweck, sonst können wir die Rechte kleiner und nicht. Dass eBay und Amazon aber ganz genau wissen, was uns schwacher Menschen vergessen. Selbsthilfe dagegen braucht gefällt, überrascht uns so wenig, dass uns auch eine gezielte den Austausch und die Verbreitung, da kommen die Möglich- Werbung inklusive Ansprache mit unserem Namen nicht über- keiten des www gerade recht. rascht. So ist das eben mit den Medien – wir nutzen sie ohne ihren Sinn, Zweck und Gebrauchswert ständig zu überdenken. Wir alle haben da noch einiges zu lernen. Zwar hat die För- Der Fernseher läuft bei vielen täglich über Stunden, Radio bildet dergemeinschaft der Querschnittgelähmten (FGQ), unser He- Klangkulissen, Musik plätschert von digitalen Speichern. rausgeber, schon früh angefangen, die ihr zur Verfügung stehenden Informationen und auch die Kontaktmöglichkeiten Dann gibt es ja noch das alte, Gedruckte, neudeutsch: Print. Letztens habe ich gelesen, ein Buch sei das Eckige, das auf Opas Bauch liege, wenn er auf dem Sofa eingeschlafen sei. Davon abgesehen, dass auch alte Männer gern beim Fernsehen einschlafen – so schlimm ist es noch nicht. Ich wette um mein veraltetes Handy, dass bei Fortbestand dieser Zivilisation (die Bedingung muss sein) in 100 Jahren noch Bücher gelesen werden, vermut- innerhalb des eigenen Netzwerkes über das Internet zu verbreiten, aber da sind wir bis heute wenig interaktiv. Denn das ist auch ein Nachteil dieses Mediums: Es fördert stark die Konsumhaltung. Jede Info, viele Unterhaltungsangebote und manche Dienstleistung sollen möglichst nichts kosten, nicht einmal ein Danke, aber sofort zur Verfügung stehen. lich auch gedruckte. Das sorgt gelegentlich für Frust bei denen, die Rat geben. Das Ich persönlich halte es ja auch nicht für den Untergang des sind in der Fördergemeinschaft einige: Mediziner, Sozialarbei- Abendlandes (das auf einigen Gebieten den Orient in sich auf- ter, Rechtskundige, Betroffene, Angehörige. Sie engagieren zunehmen begonnen hat, nicht nur zu unserem Nachteil), wenn sich in AGs, Stützpunkten und Kontaktstellen, alle zu finden künftig Bücher auf elektronisch erzeugten Seiten statt auf Pa- unter www.fgq.de. Sie helfen gern weiter, die Betroffenen un- pier zu lesen sind. Einerseits finde ich den Gedanken erfreulich, ter ihnen gehörten auch einmal zu den Ratsuchenden. Die- Platz im Haus zu schaffen, wenn ständig neue Klassiker, Krimis se große Erfahrungsdatei ist sehr wertvoll und muss ständig und Bildbände keine ständig überquellenden Regale, sondern gepflegt werden. Um den Content zu erhalten und aktuell zu nur gut gefüllte Literatur-Datei-Sammlungen bilden. Zwar kann halten ist Mitarbeit nötig und erwünscht. Das soziale Netz- man dann nicht mehr so gut nach dem Schmöker greifen und werk FGQ arbeitet für die Interessen seiner Mitglieder. Da- auch die schon von Heinz Erhardt beschriebenen Buch-Funkti- beisein kostet Betroffene lediglich 15 € jährlich! Werden Sie onen wie Fliegenklatsche, Höhenausgleich für wackelnde Sitz- Mitglied, es ist in Ihrem Interesse. möbel und Türstopper fielen flach, denn dafür eignet sich ein eBook wirklich nicht. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ob wir in 10, 20 oder 30 Jahren den PARA nicht mehr gedruckt Ihr in Händen halten weiß ich nicht. Sonst übrigens auch nie- P.S. Wir begrüßen den Rechtsanwalt und ASBH-Vorsitzenden Christian Au (siehe PARA 2/11) als neuen Ratgeber für FGQ-Mitglieder (Kontakt: www.rechtsanwalt-au.de). ABOTELEFON (0 62 43) 900 704 3$5$3/(*,.(5 3 Seite 14 inhalt editorial 3 In Ihrem Interesse – FGQ! forum 6 menschen 10 Erfolgreiche Dressurreiterin: Hanne Brenner 14 Matthias Vernaldi: Wie ein Nachhausekommen Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom bericht 18 Foto-Ausstellung: Anderer Blick auf Menschen mit Behinderung 20 32 Werden Behinderte bei der Jobsuche diskriminiert? Seite 18 Nach Schlaganfall, Hirnblutung oder Schädelverletzung: Mit Geduld und Geschick neue Sprache erlernen 36 Hilft Amputationen vermeiden: Gefäßsport bringt das Blut in Fluss 46 Die Initiative tanzfähig: Vielfalt, nicht nur schöne Körper glosse 24 Vorbilder – die Helden des Alltags kultur 26 Karikaturen von Barbara Früchtel Seite 40 q – querschnitt spezial 4 27 Das silberne Spar-Schwein: 28 Ambulante Ergotherapie: Versorgungspauschalen sind keine Höchstbeträge Zwischen Empörung und Frust PARAPLEGIKER 1/12 Seite 38 inhalt unterwegs Seite 44 40 Gartenausstellung der Superlative: 42 Jetzt schon den Urlaub planen: 44 Schnuppertauchen: 48 Hippotherapie in Ecuador (I): Flora und Florian laden ein… Mit dem Hausboot über die Havel… Berauschendes Gefühl Auf dem Rücken der Pferde markt Seite 46 51 52 CARPOINT mobilzentrum 53 54 Faltbares Fliegengewicht 55 REHA Group Automotive: PARAVAN Caddy Selbstfahrer: Fahrspaß und Fahrkomfort Am 13. Mai bei PRO ACTIV: Handbike Cup 2012 Individuelle Lösungen für Aktivund Passivfahrer technik Seite 48 Seite 56 56 Mercedes E-Klasse T-Modell: 59 kleinanzeigen Das sparsame Raumwunder recht 60 63 Das neue „Familienpflegezeitgesetz“ 65 abo 66 impressum Schadensersatz nach Unfall: Behinderungsbedingte Mehraufwendungen Titelfoto: Privat PARAPLEGIKER 1/12 5 forum Christian Oeynhausen-Jones, Grevenbroich: Filmprojekt Hallo Herr Mand, im PARAplegiker 3/11 schreibt Ralf Kirchhoff über die Peinlichkeiten des Rollstuhlfahrerlebens. Ich musste herzhaft lachen und fand mich oft wieder. Die Serie ist ohnehin sehr lebensnah. Mir schwebt nun schon seit einiger Zeit vor, solche Kuriositäten zu sammeln und selbst einen Film daraus zu machen, der für uns wie für Nicht-Rollstuhlfahrer unterhaltsam und darüber hinaus aufschlussreich ist. Da meine Erlebnisse und diejenigen aus dem Artikel für einen Film nicht ausreichen, würde ich gerne einen Aufruf starten, um von einem möglichst großen Personenkreis solche Geschichten zu bekommen. Kann ich das im Paraplegiker starten? Das wäre ein gutes Forum, und meine Hoffnung ist, dass es einige Aktivisten unter den Lesern gibt, die bereit und in der Lage sind, sich zu beteiligen. Was meinen Sie? (Gute Idee, meint d. Red.) Ich sitze selbst im Rollstuhl seit 1995 und arbeite in einer Film- und Video-Postproduktionsfirma. Meine Frau ist Mitglied der FGQ. Das Unternehmen wäre natürlich non-profit, egal wie klein oder groß es aufgezogen würde. eMail: [email protected] Patrick Mayer aus der Schweiz: Kleine Ski für Rollstuhllenkräder Bevor ich etwas über mein spannendes Projekt erzähle, möchte ich mich kurz vorstellen. Mein Name ist Patrick Mayer, ich bin 33 Jahre alt und seit einem Snowboardunfall im April 2000 inkomplett querschnittgelähmt. Ich wurde 1979 in Tübingen, einer Universitätsstadt in Süddeutschland, geboren, lebe aber nun schon fast die Hälfte meines Lebens in der Schweiz. Im Alter von 17 Jahren entschloss ich mich nach Absprache mit meinen Eltern, auf das Hochalpine Institut in Ftan zu wechseln, um meinen großen Traum vom Snowboard-Profi zu verwirklichen. Die ersten vier Jahre waren wirklich gut, ich habe sehr schnell Fortschritte gemacht und meine ersten Sponsorenverträge unterzeichnet. Leider hat meine sportliche Karriere durch den Unfall im Jahr 2000 ein jähes Ende gefunden aber trotz allem hab ich mich für die richtige Richtung entschieden und lebe heute ein sehr zufriedenes und dankbares Leben. Nun zu meinem Projekt: Vor vier Jahren habe ich damit angefangen, kleine Skier für Rollstühle zu entwickeln. Ich habe sie Wheelblades getauft. Sie wissen ja selber wie schwierig es ist, mit dem Rollstuhl über verschneite oder vereiste Gehwege zu fahren. Das Problem sind immer die kleinen Vorderräder, die aufgrund ihrer kleinen Auflagefläche sehr schnell in dem weichen Untergrund einsinken und somit die Fortbewegung mit dem Rollstuhl verhindern. Genau aus diesem Grund können viele Rollstuhlfahrer bei Schneefall nicht aus dem Haus gehen, sondern müssen warten, bis die Straßen wieder frei sind. Die Wheelblades lösen dieses Problem auf eine sehr einfache Art. Durch ihre breite Auflagefläche verteilen sie den Druck des Rollstuhlfahrers optimal auf den Untergrund und verhindern somit das Einsinken im Schnee. Die Fortbewegung mit dem Rollstuhl erfolgt nun genau gleich wie auf Asphalt, ein ausbalancieren auf den Hinterrädern ist nicht mehr nötig. Ich werde diesen Oktober mit meinem Produkt in Serienproduktion gehen, um allen Rollstuhlfahrern diese Art von Freiheit zu einem vernünftigen Preis zu ermöglichen. Weitere Infos per E-Mail unter [email protected] oder tel. 00 41-78 898 7411. Bernhard Kähny, Hilsbach: Bei Carsharing außen vor? Neulich habe ich im DLF-Radio-Marktplatz eine Sendung zum Thema Carsharing angehört. Leider sitzen wir Menschen mit Behinderung wieder außen vor. Das 6 PARAPLEGIKER 1/12 sollte nicht akzeptiert werden. In den meisten Erstrehas wird einem das Autofahren in der neuen, speziellen Situation erläutert. forum Mit dem Carsharing Konzept ließen sich bedingt sinnvolle Privatinvestitionen vermeiden. Genial erscheint mir das Deutsche Bundesbahn Konzept, bis auf den Status Quo, dass wir ausgeschlossen sind. Geschichte wird gemacht – es geht voran! Hiermit bitte ich um Ihren Einsatz, damit auch wir Zugang zu diesem zeitgemäßen Mobilitätskonzept „Carsharing“ bekommen. Im Folgenden meine bisherige Korrespondenz zum Thema. Anfrage zu Carsharing, DLF Marktplatz (15.01.2012) Sehr geehrte Damen und Herren vom DLF-Marktplatz, wie ist deutschlandweit der Anteil an Fahrzeugen mit Handgerät für Gas-Bremse und Drehknopf am Lenkrad, sowie Raum für den Rollstuhl? Mit freundlichen Grüßen Bernhard Kähny Voran bringen Soweit die Korrespondenz: Mein Gedanke war die UN Konvention – selbstbestimmte gesellschaftliche Teilhabe – voran bringen. Mindestens eine Autovermietung (www.hertz.de) ist wohl schon weiter. Zitat: „Hertz bietet Ihnen Fahrzeuge, bei denen die Funktion des Gas- und Bremspedals wahlweise rechts oder links am Lenkrad angebracht werden kann, welche für Kunden mit eingeschränkter Beinmobilität geeignet sind. Dieser Service wird in mehreren europäischen Ländern an den Hauptvermietstationen angeboten (Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg, den Niederlanden und Spanien) sowie an allen Vermietstationen in Großbritannien. An diversen anderen europäischen Stationen ist dieser Service bei Anmietungen ab fünf Tagen erhältlich. Reservierungen müssen mindestens 72 Stunden im Voraus über die internationale Reservierungszentrale erfolgen (48 Stunden in Großbritannien). Für nähere Informationen Antwort vom Bundesverband CarSharing e.V. Der Deutschlandfunk hat Ihre Anfrage an uns weitergeleitet. Anzeige Bedauerlicherweise kann ich Ihnen die gewünschte Zahl nicht liefern. Der Bundesverband CarSharing e.V. (bcs) erhebt zwar einmal jährlich die Kennzahlen für das CarSharing in Deutschland, dabei werden Ausstattungsmerkmale – „Fahrzeuge mit Handgerät für Gas- Bremse und Drehknopf am Lenkrad, sowie Raum für den Rollstuhl“ – jedoch nicht erfasst. Da es sich um sehr spezielle Fahrzeuge handelt, wird es jedoch im Fahrzeugbestand der CarSharing-Anbieter nur sehr wenige oder eher gar keine solchen Fahrzeuge geben. Hingegen sind Fahrzeugtypen wie Renault Kangoo oder Opel Combo, in denen man problemlos einen Rollstuhl transportieren kann, recht beliebt bei einigen Anbietern. Wie hoch jedoch die Zahl dieser Fahrzeugtypen an der Gesamtzahl der CarSharing-Fahrzeuge ist, vermag unser Verband aus den o. a. Gründen nicht zu sagen. Möglicherweise kann Ihnen aber das Kraftfahrtbundesamt in Flensburg Auskunft erteilen. Mit freundlichen Grüßen www.carsharing.de DIE EDAG-ROLLSTUHL-LADEHILFE für VW, OPEL, Skoda, Audi* und Renault Möchten Sie unser System einmal testen? Wir besuchen Sie gern kostenlos und unverbindlich mit einem unserer umgebauten Fahrzeuge. Rufen Sie uns an oder senden Sie eine E-Mail! * auf Anfrage Kontakt: EDAG GmbH & Co. KGaA Geschäftsbereich Ladehilfe Reesbergstraße 1 · 36039 Fulda Telefon: +49 661 6000-240 E-Mail: [email protected] www.edag-rollstuhl-ladehilfe.de forum kontaktieren Sie bitte Ihre lokale Vermietstation.“ HertzAutovermietung hat an jedem internationalen Flughafen ein Kfz mit Drehknopf am Lenkrad und Handgerät, sowie die Einrichtung zur Nutzung als Passivfahrer. Die Deutsche Bahn hat das car-sharing Angebot: http:// www.flinkster.de/, wie ich meine, sollte es auch hier möglich werden, als Mensch mit Behinderung teilnehmen zu können. Jürgen Wecke vom RoKoDat Zentrum: Null Barrieren! Eigentlich begann alles im Sommer 1973, als ich zur Umschulung an das BFW Wildbad entsandt wurde. Hier sollte aus dem Kfz-Mechaniker ein Industriekaufmann werden. In meinem Kurs saßen 24 Personen, von denen neun auf den Rollstuhl angewiesen waren. Mit einer von Geburt an querschnittgelähmten Kurskameradin freundete ich mich sehr bald an, sie gefiel mir, weil sie erstklassig mit ihrer Situation fertig wurde: Niemals hörte man von der jungen Frau direkte Hinweise auf ihre Behinderteneigenschaft. Sie war behindert, das konnte der Rollstuhl nicht verbergen, aber sie jammerte nicht. Zum Jammern war mir immer dann zumute, wenn ich erleben musste, wie ekelhaft sich jene benahmen, die an den Rollis ihr gutes Geld verdienten. Am schlimmsten war die Äußerung einer Einzelhändlerin gegenüber dem BFW, die verbot den Rollis den Zutritt zu ihrem Laden mit der Begründung: „Die klauen doch alle!“ Das war der Hammer, der mich dazu bewegte, im BFW einen Kiosk zu organisieren und damit die Einnahmen der alten Dame zu reduzieren. Episoden dieser Art reihten sich aneinander und für mich stand bald fest, hier muss etwas getan werden. Zuerst stellte ich insbesondere fest, dass die meisten behinderten Mitbürger von Nichtwissen geplagt waren, also versprach ich jedem die Information zu beschaffen, die er brauchte, und das gelang mir zum größten Teil. Und immer wieder surfte ich im Internet und griff Sachen auf, bei denen sich Betroffene hilflos verhielten. Ein Beispiel: Ein Rollstuhlfahrer wollte an einer Raststätte in Niedersachsen das Rolli-WC benutzen, doch er hatte Pech, beim Übersetzen brach das WC Becken unter ihm zusammen. Seine Familie, die im PKW sitzen geblieben war, vermisste den Verunglückten bald und rettete ihn, der Raststättenpächter, der irgendwie von der Sache Wind bekommen hatte, verlangte von dem Verunglückten Schadenersatz und rief sofort die Polizei. Der gute Mann war sich nicht sicher, wie er sich hier zu verhalten hatte und setzte in einer Mailingliste einen Hilfeschrei ab. Daraufhin habe ich mich an die Bundes- 8 PARAPLEGIKER 1/12 raststättenverwaltung gewandt und habe denen den Fall geschildert . Am Ende brauchte der gute Mann überhaupt nichts zu bezahlen, sondern er wurde für den Ärger noch von dem Treibstofflieferanten der Raststätte mit einem großen Tankgutschein entschädigt. Dieser kleine Erfolg machte mich ein wenig stolz und ich forschte weiter nach Problemen und löste auch das eine oder andere. Das setzte sich bis in die Neuzeit fort, hier waren es aber hauptsächlich Probleme mit unserer politischen Führung, z. B. meint das BMAS unter dem Stichwort „Behindern ist heilbar“ eine große Poster-Aktion starten zu müssen, um damit Inklusion erzeugen zu wollen. Da mich diese Aktion in keiner Weise überzeugen konnte, habe ich der zuständigen Staatssekretärin Frau Dr. Niederfranke einige Zeilen gegönnt. Nullabsenkung an Bordsteinen Aber es gibt immer etwas zu tun, deshalb packe ich schon seit Wochen das Thema an, welches von den Behindertenverbänden komplett verschlafen worden ist, ich gehe gemeinsam mit einem ebenso interessierten Netzwerkkameraden das Thema der absoluten Barrierefreiheit = Nullabsenkung an. Der DBSV (Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V.) verdammt unsere Aktivität und reagiert mit dem Forschungsprojekt Bordsteinkante. Nullabsenkung – ein Thema, das alle angeht, welche sich auf Rädern durch die Gegend bewegen. Ganz gleich ob Rollis, Skater, Rollatorgeher oder Elektromobilnutzer, alle werden durch die immer noch vorhandenen Bordsteinkanten mächtig behindert. Intensive Bemühungen verschiedener Aktiver werden noch intensiver vom DBSV niedergeschrieben. Ich selbst habe verschiedene Kontakte aufgenommen und von überall andere Antworten bekommen, ein Verbandsfunktionär aus dem Osten sagte deutlich, dass das alles kalter Kaffee sei. Als ich diese Aussage mit einem hessischen Verbandsfunktionär diskutierte, wischte er die Aussage mit dem Hinweis, der hat sicher noch einiges Restsehvermögen, vom Tisch. Der einzige mir persönlich bekannte Blinde argumentierte mit einer Verbandsdrucksache und der Radiomann Sascha Lang vertrat auch die Meinung, dass er keine Bordsteinkante braucht, sondern dass ihm jede forum Möglichkeit, die das Ende des Gehweges signalisiert, recht sei. Wir haben hier in Pfinztal beschlossen, eine jede Straßenquerung auf Null abzusenken und den Übergang von Gehweg zur Straße mit einer taktilen Platte zu signalisieren. Diese vom DBSV abgelehnte Variante der Straßenquerung wird mittlerweile deutschlandweit immer häufiger angewendet. Ich konnte in Bayern Orte ausmachen, die diese fortschrittliche Art der Straßenquerung verwenden. Aber auch große Städte wie z. B. Ulm kommen den Menschen auf Rädern näher. Mit entsprechenden taktilen Bodenkennzeichen werden auch die blinden Mitbürger berücksichtigt, denn im Gegensatz zum DBSV denken viele nicht nur an sich, sondern auch an die anderen Betroffenen. ignorieren, wie die Blindenverbände die Probleme der Rollstuhlfahrer, Rollatorgeher und Elektromobilfahrer. Es ist die Aufgabe der Verbände, dieser Mitbürger, sich gegen die Diktatur des DBSV zu wehren und die unbedingt notwendige Nullabsenkung durchzusetzen. Interessante Websites zu diesem Thema: http://www.nullabsenkung.de http://www.easycross.de/system.html Kontakt: Jürgen Wecke RoKoDat Zentrum FGQ Kontaktstelle tel 07 21-4 99 99 01 12-16 h nur AB Gegenseitiger Respekt gefragt Das momentan laufende „Forschungsprojekt Bordsteinkante“ ist wieder ein Beleg für die Einseitigkeit der Blindenverbände. Allein das Anschreiben des DBSV an seine Mitglieder zeigt, dass nur die Interessen des DBSV zu gelten haben. Behinderte Menschen sollten zusammenhalten und sich nicht gegenseitig das Leben schwer machen. Wenn wir uns intern immer nur bekämpfen, dann wird es uns nie gelingen, die große Politik davon zu überzeugen, dass Menschen mit Behinderung mehr Beachtung benötigen, als sie zur Zeit bekommen. Die Zeit der Ignoranz ist vorbei, deshalb ist es auch unbedingt notwendig, dass behinderte Menschen sich gegenseitig respektieren. Rollende Menschen haben die Wünsche blinder Menschen nach Sicherheit immer akzeptiert, aber sie konnten diese Akzeptanz nie erfahren. Wir haben nie allein die Nullabsenkung gefordert, sondern uns immer Gedanken dazu gemacht, wie die sichere Abgrenzung von Straße und Gehweg machbar ist. Und wir sind in unserem Denken noch einiges weiter gegangen, denn die Sicherheit des Gehweges endet mit dem Verlassen desselben. Dann ist der Langstockgeher völlig darauf angewiesen, dass ein Kraftfahrer ihn früh genug erkennt.. Wir haben daran gedacht, die typische Armbinde mit einer Ultraschallelektronik auszustatten, die ein heran näherndes Fahrzeug erkennt und meldet. Ich habe mir beim Schreiben dieses Textes noch eine Erweiterung der Sicherheitselektronik einfallen lassen, nämlich in dem Augenblick wie der Ultraschallsensor ein Fahrzeug erkennt, eine blinkende LED-Kette eingeschaltet wird, dadurch wird der Kraftfahrer eher vor dem lebenden Hindernis gewarnt. Diese Gedanken gehen weit über den Gehweg und dessen Abgrenzung hinaus. Ich glaube nicht, dass die Mitbürger, die auf Räder angewiesen sind, die Probleme der blinden Menschen so Anmerkung: Die in dieser Rubrik veröffentlichten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit denen von Verlag, Herausgeber oder Redaktion überein. Anzeige RL-50 Deckenlift mit Rollstuhlaufhängung Bundesweiter Vertrieb und Service: 02 34 – 91 600 50 Dank der speziell entwickelten Fahrschiene bleibt ihre Treppe in ganzer Breite frei. Der Einbau kann in Mehrfamilienhäusern, engen Treppenhäusern, über mehrere Etagen erfolgen. Haltestellen sind frei wählbar. Die Bedienung erfolgt auch bei eingeschränkter Mobilität durch den Benutzer oder Begleitperson. Fernsteuerbar ohne Kabelmontage. HÖGG Liftsysteme Hattinger Straße 712 a 44879 Bochum [email protected] www.hoegglift.de menschen Erfolgreiche Dressurreiterin: Hanne Brenner Wie ein Nachhausekommen D as Pferd war sehr gehorsam im Gelände. Es ging super – bis zu jenem Hindernis, bei dem es stutzte. Hanne Brenner erinnert sich an diesen Tag im Oktober 1986 wohl noch so, als sei es gestern gewesen. Die passionierte Reiterin, die schon im Alter von 12 Jahren mit diesem Sport begann, hatte an einer Landesmeisterschaft im Vielseitigkeitsreiten in der Nähe von Hamburg teilgenommen. Beim drittletzten Hindernis ging alles schief. Beim Sprung blieb das Pferd mit den Vorderbeinen hängen, stürzte und begrub mit seinen 640 Kilo die Reiterin unter sich. Hanne Brenner spürte ihre Füße nicht mehr, dafür aber einen Schmerz im Rücken. In einer Hamburger Klinik diagnostizierten die Ärzte eine inkomplette Querschnittlähmung. Warum sie dennoch vom Reiten nie loskam und wie sie ihr Leben heute lebt, erzählt die im Süden gelandete gebürtige Norddeutsche an diesem Abend bei einer Veranstaltung in Schwetzingen. Beim „Talk im Hirsch“, zu dem der Heidelberger Redakteur Rolf Kienle regelmäßig mehr oder weniger Prominente aus allen Sparten der Gesellschaft einlädt, ist Hanne Brenner gemeinsam mit Handballtorwart Henning Fritz und Ex-Hockeynationaltrainer Bernhard Peters zu Gast. Ihre Pferde hat sie sozusagen gedanklich mitgebracht, denn eins scheint klar: Ohne sie wäre die Reiterin heute nicht da, wo sie ist. Ganz nahe: „die Olle“. Von deutschen Meisterschaften bis zu Paralympics: Die Dressurreiterin Hanne Brenner ist seit Jahren höchst erfolgreich in ihrem Sport. Was sie bewegt hat, nach einem Reitunfall weiterzumachen und wie sie ihre gesellschaftliche Rolle als Mensch mit einer Behinderung sieht, erzählte sie bei einer Talkrunde in Schwetzingen. 10 PARAPLEGIKER 1/12 Die Wende kam mit „Geronimo“ Nach ihrem fünfmonatigen Klinikaufenthalt hatte sie, in sehr eingeschränkter Weise, das Reiten wieder aufgenommen, obwohl der Chefarzt fand, dass es dafür viel zu früh sei. „Angst hatte ich damals nicht, die kam erst später“, sagt Hanne Brenner rückblickend. Zehn Jahre betrieb sie das Reiten als Hobby und spielte ansonsten in Heidelberg-Kirchheim Rollstuhl-Basketball. 1997 erwarb sie ihr eigenes Pferd, „Geronimo“, und alles änderte sich. „Das war wie ein Nachhausekommen“, menschen erinnert sich die Sportlerin. Relativ schnell spürte sie das Bedürfnis, wieder Turniere zu reiten, wobei das Ziel klar war – die Dressur. Sie fing zunächst im Regelsport ganz unten an und arbeitete sich langsam wieder hoch. Gleichzeitig bestritt sie Spezialturniere für Reiter mit Handicap, und der Erfolg ließ hier nicht lange auf sich warten: Gold in der Pflicht bei der Weltmeisterschaft 1999 in Dänemark. Auch wenn es ein Jahr später bei den Paralympics im australischen Sydney nur zu einem vierten Platz in der Kür reichte – „es lief nicht so, wie es laufen sollte“ –, blieb ihr der Erfolg bei nationalen und internationalen Turnieren bis heute treu. Durch die Pferde gewann die achtfache deutsche Meisterin, die seit 2008 im rheinhessischen Wachenheim bei Dorte Christensen trainiert, nach eigenen Worten ihr Selbstvertrauen zurück. Wenn Hanne Brenner von ihnen erzählt, merkt man, wie innig sie sich den Tieren verbunden fühlt. Zum Beispiel „Women of the World“ (die heißt wirklich so), eine inzwischen 17-jährige Hannoveraner Fuchsstute. Sie nennt sie auch, durchaus zärtlich, „die Olle“ und berichtet von deren „Starallüren“… In Aktion: „Women of the World“ zeigt, was sie gelernt hat. „Women of the World“,– eine inzwischen 17-jährige Hannoveraner Fuchsstute. Sie nennt sie auch, durchaus zärtlich, „die Olle“ und berichtet von deren „Starallüren“. Auch wenn sich das manche nicht vorstellen können: Das Dressurreiten ist ein Konditionssport, der richtig anstrengt, weiß Hanne Brenner. Das Schöne und Reizvolle dabei ist für sie, dass diese Form des Reitens immer feiner, immer anspruchsvoller wird: „Je weiter man kommt, desto mehr sieht man, was man nicht kann“. Tägliches Training ist angesagt, Entspannt. Hanne Brenner mit „Women of the World“. Anzeige Einfach ankuppeln und abfahren, wohin Sie wollen! Machen Sie eine Probefahrt! ATEC Ing. Büro AG Tel. +41 41 854 80 20 Fax +41 41 854 80 21 CH-6403 Küssnacht a.R. Wir sind an der IRMA ¤‚⁄¤! www.swisstrac.ch ⁄.-- ‹. Juni, Bremen menschen Als sie von der Idee der Fotografen Sonja Hünecken und Michael Inselmann erfuhr, einen Kunstkalender mit Aktbildern von Teilnehmern der Paralympics 2004 in Athen zu machen, teilte sie den beiden ihre Bereitschaft mit, daran mitzuwirken. „Und dann haben die sich tatsächlich gemeldet“, schildert die Reiterin den Moment, als sie merkte, worauf sie sich da eigentlich eingelassen hatte und ihr das Herz doch etwas in die Hose rutschte. Aber sie bewies Mut und nahm mit ihrem Hengst „Lyriker“ an dem Projekt teil, in dessen erotischen Bildern es darum ging, die Ästhetik des Körpers und den Menschen mit seiner jeweiligen Behinderung zu zeigen. Sie erkannte sich darin wieder und hat es nicht bereut, für die Aktaufnahmen zu posieren. Die stärkste Grenze liege in einem selbst, findet sie, und folgerichtig lautet ihr Motto: „Behindert ist nur der, der sich selbst behindert“. Erfolg: Nach einem Turnier. und wenn die Motivation mal nicht so recht vorhanden ist, hilft ihr die Trainerin, die auch das Pferd trainiert. Dass sie den Reitsport mit ihrem Beruf vereinbaren kann, verdankt sie der Sportförderung und Sponsoren. Dadurch kann sie ihre Tätigkeit – seit 2009 schult sie als Angestellte von Lotto Rheinland-Pfalz in Mainz Menschen, die in Lotto-Annahmestellen arbeiten möchten – auf drei Tage in der Woche beschränken. Die Grenze in einem selbst Zur gesellschaftlichen Integration von Behinderten hat sie ihre eigene Meinung: Sie beginnt nach ihrer Überzeugung bei den Betroffenen selbst. „Ich gehe erst mal auf Menschen zu“, sagt Hanne Brenner. Wenn sie mit dem Rolli ins Schwimmbad komme, gucken natürlich alle: Wie macht die das jetzt? „Das würde ich selbst auch so machen“, meint sie, und plädiert für einen normalen Umgang von Behinderten mit ihrem Handikap – dann verhalte sich die Umwelt ebenso. Die stärkste Grenze liege in einem selbst, findet sie, und folgerichtig lautet ihr Motto: „Behindert ist nur der, der sich selbst behindert“. 12 PARAPLEGIKER 1/12 Seit fünf Jahren feiert Hanne Brenner beständig Erfolge im Dressurreiten. Und hat noch viel vor. „Das kann man eigentlich sehr lange machen“, meint sie – schließlich gab es da doch mal einen Josef Neckermann, der ist mit 80 noch geritten, und auch Hugo Simon, inzwischen 70 jährig, ist noch bei großen Springen dabei. Ihre Vision für die Paralympics in London 2012: Gold. Text: Arndt Krödel Fotos: privat Hanne Brenner: Stationen (ark) Auf Medaillenrängen ist die 1963 geborene Dressurreiterin Hanne Brenner bei Spezialturnieren für behinderte Sportler seit 1999 regelmäßig zu finden. Nach einem Reitunfall im Jahr 1986 inkomplett querschnittgelähmt, nimmt sie an nationalen, Europa- und Weltmeisterschaften sowie an den Paralympics teil, gewinnt mehrfach Gold und Silber, zuletzt 2010 zweimal Gold und Teamsilber bei den Weltreiterspielen in Kentucky/USA. Auch im Regelsport verzeichnete sie zahlreiche Siege und Platzierungen bis zur Klasse M. Nach einem Studium in Heidelberg arbeitete Brenner zunächst bei der Deutschen Telekom, um seit 2009 eine Tätigkeit bei Lotto RheinlandPfalz auszuüben. Sie lebt mit ihren Pferden in Wachenheim in der Nähe von Worms. www.volkswagen-mobil.de HIER SCHRÄNKT SIE NUR DIE StVO EIN. schen t für Men 1 o b e g n A tes % Verbesser rad ab 50 g s g n u r e d mit Behin Besonders für Sie. Der Tiguan2 mit Mobilitätshilfen für Menschen mit Handicap. Schon mit seinen regulär bestellbaren Assistenzsystemen erleichtert der Tiguan Ihren Alltag enorm. Zusammen mit individuell auf Ihr Handicap angepassten Lösungen steht Ihnen dann nichts mehr im Weg. Sämtliche Fahrhilfen bieten wir Ihnen übrigens direkt ab Werk in Volkswagen geprüfter Qualität an. So entfallen teure Nachrüstungen und lange Wartezeiten. Mehr Informationen erhalten Sie bei Ihrem Volkswagen Partner. 1 Die Volkswagen AG gewährt Menschen mit Behinderung in dem Zeitraum 1. Januar 2012 – 30. Juni 2012 beim Kauf von nahe- zu allen fabrikneuen Fahrzeugen der Marke Volkswagen einen Nachlass von 15 % auf den zum Zeitpunkt der Bestellung gültigen Listenpreis, nicht für Sondereinbauten. Voraussetzung: Grad der Behinderung mind. 50 %, Conterganschädigung oder eine im Führerschein eingetragene erforderliche Fahrhilfe. 2 Kraftstoffverbrauch des Tiguan in l/100 km, kombiniert von 8,6 bis 5,3. CO2-Emissionen in g/km, kombiniert von 199 bis 139. Abbildung zeigt Sonderausstattungen gegen Mehrpreis. menschen Matthias Vernaldi: Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom Oktober 2010 vor dem Haus des Finanzsenates in Berlin: Eine Menschenansammlung erregt Aufsehen. Offensichtlich hat man sich hier versammelt, um für eine angemessene Vergütung von Assistenzkräften einzutreten. Aus der Menge ragt der Ausleger eines Krans, an dem ein Drahtkäfig mit einem Transparent baumelt. Den Rollstuhl darin sieht man erst auf den zweiten Blick. Der Mann im Rollstuhl, der sich wagemutig in schwindelerregende Höhe hieven ließ, ist kaum zu erkennen, es ist Matthias Vernaldi. Ü ber ihn kann man so einiges lesen: Er sei ein Quertreiber, studierter Theologe, langhaariger Hippie, Romanschreiber, Reisender, Kommunarde, Zeitungsredakteur, Widerborst, Sexualberater. Er schwimme gegen den Strom, sei eine Laus im Pelz von Bürokratie, klug, beharrlich, ein Kämpfer. Texte von ihm greifen Themen auf, an die sich andere kaum wagen, oft ironisch, provokant, verblüffend offen. Ende Januar 2012, doch noch Winter in Berlin. Durch das Fenster schaut ein griesgrauer Tag. Mir gegenüber sitzt ein bärtiger, eher zart wirkender Mann im besten Alter, wie man sagt. Er blickt mich freundlich an, einige Floskeln helfen über die erste Verlegenheit. Dann beginnt er zu erzählen. Ohne Bitternis, ruhig, souverän, in der Stimme den Anflug eines gemütlichen Dialekts, ab und an ein Lächeln um die Mundwinkel. 14 PARAPLEGIKER 1/12 Seine Schulzeit in den 60er und 70er Jahren musste er (als Schwerbehinderter) in Heimen verbringen. Danach gab es eigentlich nur zwei Möglichkeiten, aber er wollte nicht wählen zwischen der Abhängigkeit einer Pflege bei den Eltern oder der in einem Altenpflegeheim, wartend. Das nicht. Ungeachtet der medizinischen Prognose, er würde sein 20. Lebensjahr nicht lange überleben, begann er zu studieren, im Fernstudium, Theologie. Und es fand sich auf dem Land ein leeres Haus, Platz für eine Wohngemeinschaft. Mehr Menschen gesellten sich zu ihnen und er, bärtig, langhaarig, so wie man sich einen Hippie gemeinhin vorstellt, hielt die Gruppe zusammen, erledigte den Schriftverkehr mit Behörden, schrieb Theaterstücke, Gedichte, reiste, beschäftigte sich mit Malerei, Tarot, wurde 1990 Abgeordneter im Ge- menschen meinderat und Leiter des Sozialausschusses. Pflege und Assistenz, die Unterstützung, die er Tags und des Nachts brauchte, bekam er innerhalb der WG. Das wurde jedoch immer schwieriger, auch, weil das zuständige Sozialamt der Ansicht war, dies wäre eben so nebenher unentgeltlich zu erledigen. Assistenzflüchtling Einige seiner Reisen hatten ihn nach Berlin geführt, wo er herausfand, dass es dort Finanzierungsmöglichkeiten für ein selbstbestimmtes Leben gab. Mitte der 90 er Jahre entschloß er sich, dorthin überzusiedeln, wurde „Assistenzflüchtling“, wie er es nennt. Zunächst suchte er eine Beratungsstelle auf, in der Menschen mit ähnlichem Erfahrungshinter- Anzeige grund als Berater tätig sind (Peer-CounselingPrinzip), um überhaupt seinen täglichen Bedarf an Unterstützung zu beziffern und die konkrete Rechtslage zu erkunden. Es galt, eine Wohnung zu finden und zu lernen, im Rahmen des Persönlichen Budgets selbst Assistenten zu gewinnen, anzuleiten, Arbeitsabläufe zu organisieren. So wurde er Arbeitgeber, Fachmann für persönliche Assistenz und im Rahmen des Vereins „Arbeitsgemeinschaft für selbstbestimmtes Leben schwerstbehinderter Menschen“ (ASL) selbst ein Berater, aktiv im Vorstand des Vereins „Ambulante Dienste“, der Assistenz anbietet, aktiv beim „Bündnis für selbst bestimmtes Leben behinderter Menschen“. Er sitzt dann im Landesbehindertenbeirat, verhandelt mit dem Senat. Zwischendrin ist er im Radio zu hören, hält Vorträge, schreibt einen Roman, der 1995 erscheint. menschen Was nun, wenn nur mehr der Verstand, die Lippen und die Schwellkörper bewegbar sind, autoerotisches Tun, Sex mit sich selbst unmöglich ist? Die Leidenschaft verdrängen? Als Matthias Vernaldi nach Berlin kam, war er noch in der Verfassung, allein zu essen. Das änderte sich mit der Zeit und zum Ende des Jahrtausends; just als seine langjährige Beziehung am Ende war, konnte er sich nicht mehr rühren. Was nun, wenn nur mehr der Verstand, die Lippen und die Schwellkörper bewegbar sind, autoerotisches Tun, Sex mit sich selbst unmöglich ist? Die Leidenschaft verdrängen? Bleibt da nur, begehrliche Blicke zu senden, die Phantasie, in Erinnerungen schwelgen in Hoffnung auf einen feuchten Traum? Ein Freund meinte „Versuch es doch mal mit einer Professionellen“. Der Gedanke, für Sex zu zahlen, bereitete Unbehagen. Und da war noch die Moral- die gesellschaftliche und die eigene. Als er seine Skrupel über Bord werfend, dennoch probierte, war es ein Desaster. Vernaldi spricht von den Auswirkungen des Körperkultes, von einer Hierarchie der erotischen Anziehung, von Attraktivität, die sich am Aussehen und an den Fähigkeiten orientiert. Dabei seien Menschen wie er, die sich nicht bewegen können, ganz unten. Besonders fatal sei es, dieses negative Bild für sich zu übernehmen, zu verinnerlichen. Etwas wie Liebe und Zugewandtheit, Partnerschaft ist nicht einklagbar, Sex als Grundbedürfnis im Grunde schon. In Nachbarländern gibt es „Sex auf Krankenschein“, hier in Deutschland wäre das Sozialamt zuständig für die Finanzierung einer Zeitspanne, sich schön zu fühlen unter den kosenden Händen und Lippen einer Frau. 2007 ein neues Projekt. Er ist beteiligt an der Gründung einer Zeitung, die Barrieren, Behinderung sowie auch andere Themen rund um Körper und Normierung meist mit Humor und/ oder Sarkasmus aufgreift: „Mondkalb – Zeitschrift für das Organisierte Gebrechen“, und seitdem auch noch ein Zeitungsredakteur. Furcht kann einen beschleichen im Zeitalter von Pränataldiagnostik, Selektion und Patientenverfügungen, wo Mensch im Allgemeinen genau zu wissen glaubt, welches Leben wert ist und welches nicht, infolgedessen notwendige Handlungen dann möglicherweise unterlassen werden. Vernaldi erinnert sich an das eine Mal, als Rettungssanitäter mit lebenserhaltenden Maßnahmen für ihn befasst waren und der Notarzt zu seinem Assistenten sinngemäß sagte: „Was soll die Quälerei, lassen wir ihn doch einfach in Ruhe sterben.“ Das macht Angst. Keine halben Sachen Der zweite Versuch verlief erfreulich, Bedenken blieben. Deshalb brachte er eines Tages die Leute an einen Tisch: Prostituierte, Behinderte, Mitarbeiter der Hurenorganisation Hydra, um über Wünsche und Vorurteile auf beiden Seiten zu sprechen. Sie stellten gemeinsam fest, dass es an Austausch bisher mangelte. Nun organisierte Matthias Vernaldi Parties für Begegnungen und etablierte im Jahr 2000 die Initiative „Sexybilities“ (Sexualberatung) innerhalb der ASL. „Sexybilities“ soll dazu dienen, Menschen bei der Verwirklichung ihres Rechts auf selbstbestimmte Sexualität zu unterstützen. Ebenso geht es darum, Ratsuchende zu ermutigen, erlebte Verletzungen, Abwertung zu benennnen, sich selbst Wünsche überhaupt zuzugestehen (und aufkommender Skepsis aus dem Umfeld zu begegnen), die persönliche Lebenslage zu betrachten, Adressen zu vermitteln. 16 PARAPLEGIKER 1/12 Wir reden auch über zufällige Begegnungen, Spaziergänge im Kiez, Musik und Wein. Auf meine Frage zum Abschied, wie er denn einen guten Rotwein erkennt, grinst er mich an und meint: „Der Wein sollte älter sein als die Frau, mit der ich schlafe.” Text: Christiane Jähnichen Zeitschrift Mondkalb http://awan.awan.de/mondkalb2// ASL Berlin www.asl-berlin.de/ Auch die Fördergemeinschaft berät: www.fgq.de /XVWDXI/HEHQ HQ HUJUR 6LHJHUG VLQLWLDWLYH G Q 0LWWHOVWD (UOHEHQ6LH)UHLKHLW PLW7HFKQLNPDGHLQ*HUPDQ\ .de ,KU(5ROOVWXKOSHUIHNWHU*HIlKUWHLP$OOWDJ ,KU$XWR8PEDXLQGLYLGXHOOIUMHGHQ%HKLQGHUXQJVJUDG ,KU/HQN)DKUV\VWHP6SDFH'ULYHYLHOIDFKDXVJH]HLFKQHW ,KUH)DKUVFKXOHVLFKHUXQWHUZHJVWURW]+DQGLFDS ,KUH6SH]LDO6LW]HEHTXHPXQGPXOWLIXQNWLRQDO ,KU0LHWZDJHQJQVWLJXQGXQEURNUDWLVFK 3$5$9$1*PE+ 3DUDYDQ6WUDH '3IURQVWHWWHQ$LFKHODX 7HOHIRQ LQIR#SDUDYDQGH ZZZSDUDYDQGH 3$5$9$1*PE+ 1LHGHUODVVXQJ+HLGHOEHUJ %RQKRHIIHUVWUD '+HLGHOEHUJ 7HOHIRQ KHLGHOEHUJ#SDUDYDQGH ZZZSDUDYDQGH 3$5$9$1*PE+ 1LHGHUODVVXQJ3DGHUERUQ %DUNKDXVHU6WU '3DGHUERUQ 7HOHIRQ QUZ#SDUDYDQGH 3$5$9$1*PE+ 1LHGHUODVVXQJ+DPEXUJ %HLGHU$SRVWHONLUFKH '+DPEXUJ 7HOHIRQ PDUFRSIRUU#SDUDYDQGH (LQKHU]OLFKHV'DQNHVFK|QDQDOOHXQVHUH.XQGHQ6LHKDEHQXQV]XGHPJHPDFKWZDVZLUKHXWHVLQG bericht llung: Foto-Ausste k c i l B r e r Ande n e h c s n e auf M g n u r e d n mit Behi mit Behinn e h c s n e M n Wie werde en? Zweifelm m o n e rg h derung wa Medienwelt r re e s n u in los haben n Einfluss e d n e g rä p n Bilder eine die Behint h te s l e g e R n und in der ergrund, wen rd o V im g n deru ächtigung tr in e e B it m Menschen fehlt ist der s a W . n e rd e gezeigt w ht ormalität. Nic N ie d f u a k c Bli ben utschland le e D in n n e d z normal, inderung. n h a e g B t r is e in in e e s it m perfekt zu en Menschen n o li il M n h e z z.B. D ie klischeehafte Wahrnehmung von Menschen mit Behinderung aufzubrechen, ist das Motiv einer Kooperation zwischen Nieder-Ramstädter Diakonie (NRD) und dem Fotografie Schwerpunkt des Fachbereichs Gestaltung der Hochschule Darmstadt (h-da). Ein Dutzend Studierende, die für ihr Hauptstudium den Schwerpunkt Fotografie gewählt haben, nehmen unter Leitung von Professor Michael Kerstgens am Kooperationsprojekt teil. In kreativer Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Behinderung entstehen hier Fotografien, die in einer öffentlichen Ausstellung gezeigt werden. Im April 2011 hat die Fotoklasse mit Kerstgens die NRD besucht, um einen Überblick über die Einrichtung und ihre vielfältigen Arbeitsbereiche zu gewinnen. Danach wurden einzelne Studierende von Mitarbeiterinnen der NRD-Öffentlichkeitsarbeit mit Einzelthemen vertraut gemacht. Im Mai begann die Arbeit der Studentinnen und Studenten. Sie knüpften Kontakte mit Wohn- und Arbeitsgruppen oder Einzelpersonen und führten Hospitationen durch, um ihr Thema genauer zu beleuchten, und Men- 18 PARAPLEGIKER 1/12 schen anzusprechen, die an einer Zusammenarbeit interessiert sind. Daran herrschte kein Mangel. Viele ließen sich gerne fotografieren, besonders da sie auch mit entscheiden sollten, wie sie sich zeigen möchten. Kontakt zu Menschen, die nicht sprechen Manuel Wollgarten und Julia Wisswesser haben NRD-Bewohner im Secondhand-Shop der Mühltaler Einrichtung aufgenommen. „Ich mache mich schön“ könnte eine der Anregungen sein, sich im Shop einmal zu „verkleiden“ und für ein Foto in Pose zu stellen. “ Silke Widderich hat mit ihrer Kamera die Arbeit in der NRD-Gärtnerei beleuchtet, Alex Fischer hat Kontakt zu Menschen mit Autismus aufgenommen, Michael Graefen hat Fotoshootings in einer Montage- und Verpackungsgruppe der Mühltal-Werkstatt gemacht. Zum gegenseitigen Kennenlernen hat er die Arbeitsgruppe bei einem Ausflug ins Darmstädter Vivarium begleitet und fleißig auf den Auslöser gedrückt. Mit seinem Notebook kam er kurz darauf in die Werkstatt, um die Aufnahme zu präsentieren. Was ihn bewogen hat, sich für bericht den Kurs bei Michael Kerstgens anzumelden, bei dem es um Methoden der Darstellung ging? „Für mich ist es eine Herausforderung, auch mit Menschen in Kontakt zu kommen, die nicht sprechen. Das habe ich mir schwerer vorgestellt. Ich muss wirklich sagen: Mir ging das Herz auf, als ich die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen beim Besuch im Vivarium erlebte.“ Geliebt und akzeptiert werden Kira Koswig hatte die Idee, ein Paar fotografisch darzustellen. Elvira und Thomas H., beide um die 50 Jahre alt, waren schnell dazu bereit. Sie haben sich schon als Kinder in der NRD kennen gelernt, sind seit 34 Jahren ein Paar und haben im Sommer 2008 geheiratet. Zum Fotoshooting schlug das Ehepaar den Frankfurter Palmengarten vor, Elviras Lieblingsort. Thomas H. ließ sich von Kira Koswig auch bei der Arbeit in einem Pfungstädter Großmarkt ablichten. „Ich wünsche mir einen offeneren Umgang mit behinderten Menschen“, sagt Kira Koswig, die selbst einen Onkel mit Down-Syndrom hat. Dass behinderte Menschen Assistenz und Hilfe in unterschiedlichem Maß benötigen, ist für sie nicht gleichbedeutend damit, sie in Sachen Liebe und Partnerschaft bevormunden zu dürfen. „Es gibt nichts Schöneres, als einen Menschen zu finden, der einen liebt und akzeptiert, wie man ist. Das gilt für alle“, so Kira Koswig. Michael Kerstgens freut sich über die Ideen, die das Projekt hervorgebracht hat. Er ist gespannt auf die Ergebnisse. Kooperationen mit externen Partnern aus der Industrie, Kultur und Medien, und auch mit sozialen Einrichtungen sind für ihn ein wichtiger Bestandteil der fotografischen Hochschullehre. „Die Studierenden sollen lernen, im Dialog mit Menschen unterschiedlichster Biographie und sozialem Hintergrund fotografische Konzepte zu entwickeln, die als Kommunikationsmittel eingesetzt werden. Fotografie wird nicht zum Selbstzweck gelehrt und ein verantwortungsvoller Umgang mit Bildern ist heute wichtiger denn je“, so Kerstgens. Text: Heike Stüvel Abb.: NRD, h-da Anzeige %HUXIVJHQRVVHQVFKDIWOLFKH8QIDOONOLQLN0XUQDX 'DVTXDOLIL]LHUWH%HKDQGOXQJV]HQWUXPIU4XHUVFKQLWWJHOlKPWHLP6GHQ 'HXWVFKODQGV]XU XPIDVVHQGHQ$NXWEHKDQGOXQJEHL9HUOHW]XQJHQXQG(UNUDQNXQJHQGHV 5FNHQPDUNV )UKUHKDELOLWDWLRQPLWIDFKEHUJUHLIHQGHUlU]WOLFKHU%HWUHXXQJHLQVFKOLHOLFK GHU1HXUR8URORJLH %HKDQGOXQJDOOHUOlKPXQJVEHGLQJWHQ.RPSOLNDWLRQHQ OHEHQVODQJH1DFKVRUJH $PEXODQWH%HKDQGOXQJXQGXPIDVVHQGH%HUDWXQJEHUHLQH6SH]LDOVSUHFKVWXQGH .RQWDNWDXIQDKPH 7HOHIRQ )D[ HPDLOGPDLHU#EJXPXUQDXGH ,QWHUQHWZZZEJXPXUQDXGH bericht Werden Behinderte bei der Jobsuche diskriminiert? fristig etwas bewegen will, der muss sich für eine gemeinsame Schulbildung behinderter und nicht behinderter Menschen einsetzen. Dort findet die Integration statt. Der neueste Boom am deutschen Arbeitsmarkt geht an behinderten Arbeitnehmern vorbei. Vorurteile wirken stärker als der Aufschwung. Unternehmen kaufen sich frei. Oftmals blenden die Personalverantwortlichen, vor allem kleinerer Firmen, die Möglichkeit einer Beschäftigung von Menschen mit Behinderung von vornherein aus. Grund ist nicht bösartige Ignoranz, sondern es sind Unkenntnis und Unsicherheit, die letztlich Vorurteilen den Boden bereiten. Mangelnde Kenntnis im Umgang mit behinderten Menschen ist unter anderem zurückzuführen auf systematische Ausgrenzung Behinderter in Deutschland. Politikfloskeln und Wirklichkeit Bettina Unger von Life e.V. D ie Konjunktur boomt und die Wirtschaftskrise ist vorbei. Behinderte Menschen haben davon bisher nicht profitiert. Aus den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) geht hervor, dass die Zahl der arbeitslosen Schwerbehinderten in den vergangenen drei Jahren auf etwa 183 500 gestiegen ist. „Die Situation arbeitsloser schwerbehinderter Menschen ist weiterhin nicht zufriedenstellend“, so der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Hubert Hüppe. Behinderte haben schlechtere Karten auf dem Arbeitsmarkt. Und in Deutschland ganz besonders schlechte – das zeigt eine EU-Studie. Die nördlichen Staaten heben sich dagegen wieder einmal positiv ab. In Schweden und Norwegen ist die Arbeitslosenrate unter behinderten Menschen identisch mit der Nicht-Behinderter. Das Problem liegt primär in den Köpfen vieler Arbeitgeber. Dass behinderte Menschen leistungsfähig, engagiert und kreativ sein können, haben sie nie hautnah erlebt. Wer lang- 20 PARAPLEGIKER 1/12 „Inklusion“ – betont Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU), sei in unserer Gesellschaft wichtig. „Das bedeutet: Nicht die Menschen mit Behinderung passen sich unserer Gesellschaft an, sondern wir organisieren den Alltag so, dass sie selbstverständlich mittendrin und dabei sind.“ Durch zahlreiche Sonderlösungen werde das Zusammenleben heute eher erschwert als erleichtert. Erfüllt ein Unternehmen die Quote nicht, kann es sich mit einer monatlichen Abgabe zwischen 105 und 260 Euro an das Integrationsamt „freikaufen“. bericht Vorgeschrieben ist eine Beschäftigungsquote schwerbehinderter Menschen von fünf Prozent, so der Arbeitsrechtler Torsten Walter vom deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Tatsächlich sind bei privaten Unternehmen ab 20 Beschäftigten beispielsweise in Berlin im Schnitt 3,7 Prozent der Mitarbeiter schwerbehindert, in öffentlichen Einrichtungen sind es sieben Prozent. Erfüllt ein Unternehmen die Quote nicht, kann es sich mit einer monatlichen Abgabe zwischen 105 und 260 Euro an das Integrationsamt „freikaufen“. Daimler erfüllt die vorgeschriebene Quote und beschäftigt Schwerbehinderte in allen Bereichen. „Jede Behinderung ist nur so lange eine Behinderung, bis man die richtige Stelle gefunden hat“, so Alfons Adam, Konzernund Gesamtschwerbehindertenvertreter der Daimler AG. Oft seien Menschen mit Handi- kap in Teilbereichen sogar leistungsfähiger, wenn die passende Tätigkeit gefunden sei. Qualifizierte Jobs Hartnäckige Vorbehalte hielten die meisten Firmen davon ab, behinderte Menschen einzustellen. Dabei sei es angesichts des steigenden Fachkräftemangels interessant, qualifizierten Menschen mit Behinderungen den Einstieg ins Arbeitsleben zu ermöglichen, sagt Torsten Prenner von der Zentralen Auslandsund Fachvermittlung (ZAV), einer Abteilung der Bundesarbeitsagentur. Prenner vermittelt Jobs für schwerbehinderte Akademiker und erhält derzeit öfter Nachfragen nach IT-Experten oder Ingenieuren mit Behinderung. Doch insgesamt habe sich das Stellenangebot nicht verbessert, weil zugleich viele potentielle Jobs im Öffentlichen Dienst aus Kostengrün- )h5,+5(02%,/,7b7 We n n Q u a l i t ä t e i n e F r ag e d e r Berat ung i s t, d a n n sind wir die Nummer 1 ! 'LH 5(+$ *URXS $XWRPRWLYH LVW '(5 6SH]LDOLVW IU H[]HOOHQW DQJHSDVVWH YLHOVHLWLJH XQG EHGLHQHUIUHXQGOLFKH 0RELOLWlWV KLOIHQLQ.UDIWIDKU]HXJHQ 8QVHUH .XQGHQ VLQG 0HQVFKHQ GLH HLQ )DKU]HXJ NUDQNKHLWV DOWHUV RGHU XQIDOOEHGLQJW QXU HLQJHVFKUlQNW QXW]HQ N|QQHQ 8QVHUJU|WHV$QOLHJHQLVWGLHSURIHVVLRQHOOHXQGXPIDVVHQGH%H UDWXQJGDPLWZLUJHPHLQVDPIU6LHGLHRSWLPDOH/|VXQJIU,KUH LQGLYLGXHOOH0RELOLWlW¿QGHQ'DIUVWHKHQ,KQHQEXQGHVZHLWXQVHUH JHVFKXOWHQ3URGXNWEHUDWHU]XU6HLWHGLH6LHYRU2UWDXFKEHL,KQHQ ]X+DXVHEHUDWHQ 5XIHQ 6LH XQV DQ :LU ¿QGHQ GLH EHVWH /|VXQJ IU 6LH www.reha.com · Kostenlose Hotline: 0800 700 9 800 Unsere Niederlassungen sind bundesweit für Sie da: Hilden (bei Düsseldorf) Schlitz (bei Fulda) · Hamburg · Berlin · München · Paderborn · Dresden Ein Unternehmen der www.kirchhoff-gruppe.de · 225 Jahre Tradition · Autos nach Maß für Menschen mit Handicap! · Zertifiziert nach DIN/EN ISO 9001:2008 Ihre Mobilität endet nicht am Wohnort Anzeige bericht den weggefallen seien. Erschwerend kommt hinzu, dass viele der behinderten Arbeitsuchenden älter als 50 Jahre sind. Um den beruflichen Wiedereinstieg zu erleichtern, gibt es Unterstützung von der Arbeitsagentur. Sie fordert die Eingliederung von Behinderten ins Arbeitsleben, indem sie zum Beispiel Eingliederungszuschüsse zahlt oder Probebeschäftigungen ermöglicht. Doch auf der Arbeitgeberseite gibt es viel Zurückhaltung. „Viele Arbeitgeber meinen, dass Behinderte häufiger krank oder weniger leistungsfähig sind“, sagt Uwe Hoppe vom Berliner Behindertenverband. Der Verein repräsentiert Menschen mit körperlichen Behinderungen. Er versteht sich als Selbsthilfeverband und setzt sich für Arbeitsplätze für Behinderte außerhalb von Werkstätten ein. Auf der Arbeitgeberseite gibt es viel Zurückhaltung. „Viele Arbeitgeber meinen, dass Behinderte häufiger krank oder weniger leistungsfähig sind“ „Ich habe großes Glück, dass ich eine Arbeit gefunden habe, die zu meiner Qualifikation passt“, sagt Bettina Unger vom Bildungsträger Life e.V. Die Literaturwissenschaftlerin sitzt seit elf Jahren im Rollstuhl. Sie ist bei dem Verein für Öffentlichkeitsarbeit zuständig und arbeitet mit an dem Projekt „Mit Kraft und Initiative“, das behinderte Frauen mit Berufsausbildung beim Wiedereinstieg in die Arbeitswelt unterstützt. Zirka 20 Prozent der Teilnehmerinnen fanden nach den bisherigen Kursen einen Job, selten jedoch auf dem ersten Arbeitsmarkt. So steigen einige Frauen etwa bei Beratungsstellen für Behinderte ein. Für die Teilnehmerinnen sei ein Minijob eine gute Alternative. „Menschen mit Behinderung haben oft einen hohen Energieaufwand, um sich in der Berufswelt zu bewegen. Es kommt ihnen entgegen, ihre Kräfte zeitlich begrenzt gezielt und effektiv einzusetzen“, so Bettina Unger. tionsamt getragen. Wenn der Arbeitsvertrag mindestens zwölf Monate läuft, finanziert das Amt die komplette Einrichtung eines behindertengerechten Arbeitsplatzes, vom „unterfahrtauglichen“ Schreibtisch bis zum Umbau von Schränken und Regalen auf Rollstuhlfahrhöhe. Die Arbeitgeberverbände verweisen darauf, dass zwischen 2007 und 2009 bei den privaten Unternehmen gut 45 000 neue Stellen für Schwerbehinderte entstanden seien. Auch das Bundesarbeitsministerium meldet einen positiven Trend: Knapp 900 000 Schwerbehinderte hatten 2009 überhaupt einen Job, etwa 160 000 mehr als sieben Jahre früher. Die Zahl der Unternehmen, die lieber zahlen, als die Fünf-Prozent-Quote einzuhalten, ist jedoch zurückgegangen. Davon beschäftigten knapp 38 000 überhaupt keinen Behinderten. Behinderte sollten ihre Ansprüche sehr konkret und hartnäckig einfordern, damit die Beteiligten das Gesetz auch endlich zur Kenntnis nehmen. Es gibt Förderungsmöglichkeiten, die es für Arbeitgeber attraktiv machen, behinderte Menschen zu beschäftigen. Behinderte sollten ihre Ansprüche sehr konkret und hartnäckig einfordern, damit die Beteiligten das Gesetz auch endlich zur Kenntnis nehmen. Wenn sich in den Köpfen nichts ändert, werden diese Bemühungen jedoch nicht den langfristigen Erfolg bringen. Änderungen in den Köpfen ? Viele Arbeitgeber scheuen die Kosten eines behindertengerechten Arbeitsplatzes. Dabei werden diese zu einem Großteil vom Integra- 22 PARAPLEGIKER 1/12 Text: Heike Stüvel Foto: privat „LofricSense hat mir meine Unabhängigkeit zurück gegeben.“ „LoFric Sense ist sehr einfach und praktisch - ich kann nicht mehr ohne ihn leben!“ „LoFric Sense ist schnell und einfach anzuwenden, diskret und zuverlässig das ist der Grund warum er hier in der Klinik unsere erste Wahl ist.“ „Ich schlafe viel besser seit ich LoFric Sense benutze und es fällt mir jetzt viel leichter morgens meinen Pflichten als Mutter nachzukommen.“ Der Katheter, der sich Ihrem Leben anpasst – www.lofric.de LoFric Sense wird nicht nur den medizinischen Bedürfnissen, sondern auch dem Lebensstil einer modernen Frau gerecht. Erfahren Sie mehr unter www.lofric.de, einschließlich Tipps und Tricks für eine einfachere Katheterisierung und vieles mehr. Astra Tech ( " $( ' T! (Fax: (www.astratech.de © 2012 Astra Tech DE. All rights reserved. 76717-DE-1201 Erleben Sie, welche Erfahrungen andere Anwenderinnnen gemacht haben unter LoFric.de glosse Vorbilder – die Helden des Alltags sack. Es gehört zum Wesen des Vorbildes, dass es Sachen macht, die man glaubt nie erreichen zu können. Vorbilder sind wichtig im Leben. Sie können uns Mut machen etwas Unbekanntes auszuprobieren. Sie zeigen uns neue Wege, die wir uns nicht getraut hätten zu gehen. Sie eröffnen Perspektiven, auf die wir nicht allein gekommen wären. Sie bringen uns weiter im Leben, wenn wir bereit sind ihnen zu folgen. Mein erstes Vorbild im Rollstuhl war Gregor. G regor war Schwede. Er kam mit seinem Auto aus Schweden, um sich in Deutschland auf die Paralympics vorzubereiten. Aber nicht wegen seiner Qualitäten im Sport war er Vorbild. Der Typ war Tetraplegiker und besaß den Mut, alleine mit seinem Auto zwei Monate durch Deutschland zu fahren. Das war noch die Zeit, als es in ganz Deutschland etwa zwölf rollstuhlgerechte Toiletten gab, sieben abgeschrägte Bordsteine (ausschließlich in Berlin) und genau 17 behindertengerechte Hotelzimmer, alle Fünf-Sterne-Kategorie und so teuer wie eine Woche Mallorca mit Vollpension. Gregor machte das nichts. Er übernachtete bei Leuten, die er tagsüber kennenlernte oder notfalls in seinem Kombi mit Schlaf- 24 PARAPLEGIKER 1/12 Ins Fernsehen kam Gregor nie. Im Fernsehen kommt Samuel Koch. Jetzt wieder im Jahresrückblick, oder vor Wochen mit Peter Hahne. Alle finden es toll, dass er sein Schicksal so toll meistert. Dass er an sich glaubt, dass er Ziele hat und trotzdem Schauspieler werden will. Hallo Kerkeling, hallo Hahne oder Kerner! Das ist zu früh! Nach einem Jahr waren wir alle stolz auf uns, dass wir uns nicht von der Brücke gestürzt haben oder in den Bodensee gerollt sind. Aber mehr Stolz ist nach einem Jahr noch nicht. Und mehr Vorbild auch nicht. Lasst den Mann doch erst mal machen! Vorbild kommt erst, wenn man was auf die Beine gestellt hat. Willy und die Fliege Mein zweites Vorbild war Willy. Willy war recht unglücklich auf dem Trampolin aufgeschlagen. Also nicht mit den Füßen… – daher konnte Willy lediglich mit den Schultern zucken. Was aber nicht zu seiner Grundhaltung im Leben führte. Willy nahm die Dinge selbst in die Hand. Und glosse Willy kam nie im Fernsehen. Im Fernsehen kommt jetzt immer Monika Lierhaus. Ich kenne eigentlich niemanden, der toll findet, wie sie das macht. Aber es gibt viele, die es toll finden, dass sie es trotzdem macht. Trotzdem sie nicht so schön ist wie früher, trotzdem sie schleppend spricht, trotzdem macht sie ihren Job. Ist Monika Lierhaus ein Vorbild? Ist jemand der „trotzdem“ was macht, ein Vorbild? Oder anders gefragt: Hätte jemand der spricht, sich bewegt und aussieht wie Monika Lierhaus bei einem Casting im öffentlich rechtlichen Fernsehen eine Chance auf einen Moderatorenjob? Wäre es nicht vorbildlich, wenn sie etwas machen würde, für das sie wirklich geeignet ist? O.K., sie macht es für Aktion Mensch, dafür ist sie wirklich geeignet. Aktion Mensch hieß früher Aktion Sorgenkind. Sorgen brauchen wir uns jetzt um Monika Lierhaus nicht mehr machen, bei einem Gehalt von knapp einer halben Million EURO im Jahr. Das Beste draus machen In diesem Sinne ist Frank Williams ein Vorbild. Als er in Nordfrankreich seinen Privatwagen schrottete, und sich selbst dazu, verlangte er nicht von der Rennfahrer-BG, seinen Lebensabend zu finanzieren. Er besann sich auf das, was er konnte und machte seinen Rennstall zu einem der führenden. Aber die Medien lieben nicht den Realisten, der das Beste aus seiner Situation macht. Die Medien lieben den Helden, der versucht das Unmögliche möglich zu machen, auch wenn es keinen Sinn macht. Sie liebten Christopher Reeve, den Supermann, der nicht mehr fliegen konnte, aber auch nicht im E-Rollstuhl fahren wollte und deshalb so lange therapiert wurde bis er tot war. Für seine Frau und seine Kinder wäre da wohl weniger Mehr gewesen. Der schlimmste Feind des Helden ist der Alltag. Insofern taugen die Helden für uns nicht als Vorbild. Denn unsere Aufgabe ist der Alltag, der ganz normale Wahnsinn zwischen Dekubitus, Pflegedienst und Schulterschmerzen. Wer da alles gibt, um ein aktives, selbstbestimmtes Mitglied der Gesellschaft zu sein, der ist ein Vorbild. Willy, Gott hab ihn selig, Du hast oft genervt und Du konntest nur mit den Schultern zucken, aber du hast dich immer über Grenzen hinweg gesetzt. Die Fliege könnte ein Lied davon singen. Dieser Text ist für dich. Text: Ralf Kirchhoff • Illustration: Kasia Anzeige Kennenlerntage Traumhafter Urlaub in der Seenplatte des Ruppiner Landes. Entdecken Sie die Natur vor den Toren Berlins. ς 3 Übernachtungen inkl. Frühstücksbuffet ς Schwimmbad und Saunen kostenfrei Gültig für Erstkunden / Gäste werben Gäste, nur einmal buchbar Reisezeit bis 20.12.2012 ausser Ostern 159,– € AB pro Person im DZ HausRheinsberg | Hotel am See Donnersmarckweg 1 | 16831 Rheinsberg Tel. (03 39 31) 344 0 | Fax (03 39 31) 344 555 [email protected] | www.hausrheinsberg.de Ba r r i e r e f r e i e E r h o lu n g Paraplegiker_02/12 das waren weit mehr Dinge als ich mir vorstellen konnte, für jemand, der einem nicht mal einen Vogel zeigen kann. Eines Nachts lag Willy wach. Willy lag immer auf dem Rücken. In dieser Nacht war er nicht alleine im Zimmer. Eine Fliege hatte sich zu ihm gesellt. Die Fliege war weniger müde als Willy, was zu einem Interessenkonflikt führte. Willy hatte eine Vorrichtung mit der er seine Mutter hätte wecken können. Aber Willy nahm die Herausforderung an. Er öffnete seinen Mund und streckte die Zunge weit heraus. Er musste lange warten. Die Zunge wurde immer wieder trocken. Er musste sie immer wieder einfahren und anfeuchten. Aber irgendwann landete die Fliege auf Willys Zunge. Es war ihre letzte Landung. Die Mutter konnte durchschlafen und Willy jetzt endlich auch. kultur Karikaturen von Barbara Früchtel 26 PARAPLEGIKER 1/12 q – querschnitt spezial Das silberne Spar-Schwein: Versorgungspauschalen sind keine Höchstbeträge Die Zeitabstände, in denen sich Patienten auf Neues einstellen müssen, werden immer kürzer. Da schließen sich Krankenkassen zu größeren Einheiten zusammen, andere müssen Insolvenz anmelden und der Gesetzgeber verabschiedet immer neue Gesetze und Verordnungen im Gesundheitswesen. So zum Beispiel die Vorschrift, dass ich Hilfsmittel zu Lasten der Krankenkassen nicht mehr unbedingt beim Sanitätshaus oder der Apotheke meines Vertrauens beschaffen kann. Heutzutage geht das nur noch, wenn sie Vertragspartner meiner Krankenkasse sind. Dann gibt es noch Pools für wiederverwertbare Hilfsmittel, Festbeträge, Versorgungspauschalen usw. Kein Wunder, dass da manche nicht mehr durchblicken und vorbehaltlos den Informationen ihrer Versorger vertrauen. Schließlich sind sie ja deren Kunden – und das oft mit erheblichen Umsätzen und über viele Jahre hinweg. Doch leider wird dieses Vertrauen viel zu oft ausgenutzt. Allgemein bekannt ist, dass der Handel immer wieder Fabrikate bevorzugt empfiehlt, bei denen er ein paar Prozente mehr Rabatt bekommt oder andere Vorteile hat. Damit könnte man ja noch leben, wenn es nicht auch Praktiken geben würde, die schon fast kriminell die Kunden unter Druck setzen. Insbesondere bei den Versorgungspauschalen für Inkontinenz- oder Stomaversorgungen, die die Krankenkassen neuerdings immer öfter mit Homecarefirmen und Sanitätshäusern vereinbaren, wird von den Versorgungsunternehmen oft ein falsches Spiel getrieben. Denn diese Pauschalvereinbarungen gelten nur für das Verhältnis von Krankenkassen und Versorgern untereinander. Sie gelten nicht für Patienten, die solche Hilfsmittel benötigen. Pauschalen sind Durchschnittsbeträge, die aus statistischen Werten einer Vielzahl von Anwendern ermittelt und dann zwischen Krankenkassen und Handel ausgehandelt werden. Das beinhaltet natürlich auch, dass Kunden mit einem höheren Bedarf keinen Aufschlag bezahlen müssen, ebenso wie sie für einen geringeren Bedarf keine Gutschrift bekommen. Eigentlich logisch, aber nicht unbedingt lukrativ. Nur so ist es zu erklären, dass immer öfter die ohnehin schon verunsicherten Kunden von ihren Versorgern hören müssen „Ihr Bedarf ist höher als das, was die Krankenkasse uns bezahlt. Entweder wir liefern weniger oder Sie müssen den Rest privat bezahlen“ oder auch „Diese Katheter sind zu teuer. Für die Pauschale, die wir von der Krankenkasse bekommen, können wir nur die Katheter XY liefern. Wenn Sie das Fabrikat nicht wechseln wollen, müssen Sie die Differenz selbst übernehmen.“ Kriterium für die „Ehrung“ ist die Kreativität der Begründung für eine Ablehnung. Je unsinniger, desto besser sind die Chancen. Ob man darüber eher schmunzelt oder sich mehr über die Ignoranz ärgert, bleibt jedem selbst überlassen. Vorschläge sind willkommen. Herbert Müller Rechtsbeistand im Sozialrecht der Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten in Deutschland e.V. Freiherr-vom-Stein-Str. 47 56566 Neuwied-Engers tel 0 26 22-88 96-32; Fax: -36 eMail: [email protected] Um solche eigenmächtig festgesetzten und rechtlich unzulässigen „Höchstbeträge“ zu vermeiden, hilft nur ein Anruf bei der Krankenkasse oder notfalls ein Lieferantenwechsel. Gefallen lassen sollte man sich das auf keinen Fall. Denn jeder gesetzlich Versicherte hat gegenüber seiner Krankenkasse den Anspruch auf die kostenlose Versorgung mit den von ihm benötigten Hilfsmitteln, sowohl was die Menge als auch was die Qualität und Ausführung angeht. Text: Herbert Müller PARAPLEGIKER 1/12 27 q – querschnitt spezial Ambulante Ergotherapie: Zwischen Empörung und Frust „Die ambulante Versorgung von Querschnittpatienten steckt bei uns noch in den Kinderschuhen“, lautet das Statement von Anna Czerney. Sie ist Ergotherapeutin, hat seit gut zwei Jahren eine eigene Praxis und betreut schwerpunktmäßig querschnittgelähmte Patienten. Dass die Arbeitsumstände anders sein würden als in der Klinik, das hatte sie erwartet. „Aber dass der Unterschied so gravierend ist, das war mir nicht klar“, sagt sie heute. A Trotz ultrahoher Querschnittsymptomatik sind manche froh, dass sie überhaupt eine Rehabilitation in irgendeiner RehaEinrichtung genehmigt bekommen haben Anzeige 28 PARAPLEGIKER 1/12 nna Czerney hat jahrelange Erfahrungen in Querschnittzentren gesammelt, in den Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannstrost Halle/Saale und in der Rehabilitationsklinik Bavaria Kreischa. Heute hat sie eine eigene Praxis. Auf Grundlage ihres Wissens und ihrer Erfahrungen kann sie also durchaus beurteilen, wie eine vernünftige Betreuung von Para- oder Tetraplegikern aussehen kann. Und da stößt sie im ambulanten Bereich auf Zustände, die sie – vorsichtig ausgedrückt – überraschen. Als niedergelassene Ergotherapeutin lernt sie jetzt nämlich auch Patienten kennen, die beispielsweise noch nie ein Querschnittgelähmtenzentrum von innen gesehen haben. „Wie gesagt, geahnt habe ich das“, erklärt sie, „aber dieses Ausmaß hätte ich nicht erwartet“. Das können beispielsweise Menschen sein, die das Pech hatten, ihre Erstrehabilitation nicht in einem Querschnittgelähmtenzentrum zu verbringen. „Manche sind froh, dass sie im zweiten Anlauf überhaupt eine Rehabilitation in irgendeiner Reha-Einrichtung vom Kostenträger genehmigt bekommen haben“, so Czerney, „trotz ultrahoher Querschnittsymptomatik“. Ergotherpeutin Anna Czerney. Dass auftretende medizinische Probleme im Bereich der Wirbelsäule nicht immer wirklich engagiert behandelt werden können, hängt ihrer Ansicht nach auch damit zusammen, dass der Unterricht über Querschnittlähmungen (Paraplegiologie) in der Ausbildung der medizinischen Berufe zu kurz kommt. Das könnte daran liegen, dass es deutlich weniger Querschnittgelähmte gibt als zum Beispiel Schlaganfallpatienten. Pech für die Paras und Tetras? Sie lernte zum Beispiel eine junge Frau mit geistiger Retardierung kennen, die seit sechs Monaten mit Dauerkatheter und in Windeln gepackt im Bett lag. Mit ganz dünnen Gliedmaßen, an denen sich die Muskeln stark zurückgebildet hatten. „Sie ist vielleicht nicht besonders intelligent“, beschreibt die Ergotherapeutin, „aber sie kann jedem Gespräch folgen und Fragen adäquat beantworten“. Nur: Wer hätte ihr Fragen zu ihrem Gesundheitszustand stellen sollen? Eine vernünftige ambulante Versorgung fand hier nicht statt. Die Eltern umsorgten die Frau, so gut sie konnten, und glücklicherweise fanden sie die Ergotherapie-Praxis rein zufällig bei einem q – querschnitt spezial Besuch des Sanitätshauses, in dem Czerney sich eingemietet hat. Ganz andere Lebensqualität Die Ergotherapeutin konnte nicht glauben, was sie zu sehen und hören bekam, und übernahm sofort die ergotherapeutische Behandlung. Diese ultrahochgelähmte Patientin mit einer inkompletten Symptomatik passte genau in ihr Behandlungsfeld. Bisher bedeutete Ergotherapie für diese Patientin vor allem, dass sie im Bett liegend Greifund Steckübungen machen musste. Kein Durchbewegen, keine Hilfsmittelanpassung, auch kein klitzekleines AdL-Training (AdL = Aktivitäten des täglichen Lebens), keine physikalischen Anwendungen wie Fango, Strom oder Lymphdrainage. Czerney passte den vorhandenen Pflegerollstuhl an und unterstützte die Eltern beim Rollstuhltransfer. Dann erprobte sie Alternativen zum Pflegerollstuhl, um ein selbstständiges Fortbewegen zu ermöglichen. In Absprache mit den behandelnden Ärzten und gegen Widerstände des Pflegedienstes führte sie ein Blasenmanagement (Cystofix) und ein Darmmangement auf einem Toilettenrollstuhl ein – Abläufe, die normalerweise unbedingt zur Erstrehabilitation von Querschnittgelähmten in einem speziellen Querschnittgelähmtenzentrum gehören. Dadurch haben Eltern und Tochter heute eine ganz andere Lebensqualität. Einerseits könnte man diese Veränderungen als gute Sache beschreiben. Aber läuft bei uns nicht irgendetwas verkehrt, wenn sich dafür der Vater der Patientin und die Ergotherapeutin zufällig über den Weg laufen müssen? Zufällig traf Czerney auch auf eine Patientin, welche in einem Wohnheim für geistig Behinderte lebt, an Trisomie 21 leidet und zudem unter einer Schädigung im HWS-Bereich (Spinalkanalstenose mit neurologischen Ausfällen). Die Ergotherapeutin weiß, dass sich bei dieser Diagnose typischerweise die Fähigkeiten von linker und rechter Körperhälfte stark unterscheiden, „Asymmetrie des funktionellen Status der linken und rechten Körperhälfte“ heißt das fachsprachlich. Sie berichtet davon, dass nicht nur diese Patientin in der Physiotherapie an einer Schlaganfallsymptomatik behandelt wird, obgleich solch eine Diagnose nie gestellt wurde. Die Betreuenden kann- ten sich mit der Spastizität der Bewohnerin nicht aus und Mediziner äußerten den Verdacht auf eine Epilepsie. Die Ergotherapeutin versuchte also, über das Thema Spastik aufzuklären, und besonders der Bewohnerin die Angst vor diesen „Zuckungen“ bei Lagewechsel zu nehmen. Auch geistig völlig klare Menschen werden ihrer Erfahrung nach in der ambulanten Versorgung nicht unbedingt gut versorgt. Sie berichtet von Pflegediensten und urologischen Praxen, die beispielsweise „unglaubliche Verbände am Cys-tofix machen“. Mag sein, dass so ein Verband „bei einer Magensonde oder ich weiß nicht was“ passen könnte – „jedenfalls nicht zu einer Cystofix-Versorgung, wo sie die gefürchtete Harnwegsinfektion doch sehr begünstigen“, so Czerney. Wie kann man vorschlagen, dass sich ein hochgelähmter Patient einen Nachtstuhl neben das Bett stellen soll? Kampf um Hilfsmittel Ein anderes Beispiel sind die Hilfsmittel, die sie für ihre Patienten förmlich erkämpfen muss. Wie kann man vorschlagen, dass sich ein hochgelähmter Patient einen Nachtstuhl neben das Bett stellen soll? „Der Patient kann sich auf dem vorgeschla- 6SeW[`l[YI[UZf[YW[_>WTW` e[`VV[WEbgdW`ha`>[WTW V[Wi[dZ[`fWd^SeeW`iW``i[diWYYWZW` $OEHUW6FKZHLW]HU $OV6DOYDWRUH$YDJOLDQR DP)HEUXDUYRQ XQVJHJDQJHQLVWKDW HULQMHGHP0HQVFKHQ GHULKPLQVHLQHP/HEHQ EHJHJQHWLVW6SXUHQ KLQWHUODVVHQ(UZDUQLFKW QXUGHU3LRQLHULP%HKLQ GHUWHQWRXULVPXVVRQGHUQ KDWWHHLQH3HUVËQOLFKNHLW XQGHLQ&KDULVPDGHP PDQVLFKQLFKWHQW]LHKHQ NRQQWH,QGHPYRQLKP NUHLHUWHQ)HULHQ]HQWUXP IÑU5ROOVWXKOIDKUHULQ ,WDOLHQOHEWVHLQ*HLVWLQ MHGHP6WHLQXQGMHGHU 3IODQ]HZHLWHU q – querschnitt spezial Woran sterben Paraund Tetraplegiker? Ärzte aus dem Hamburger Querschnittgelähmtenzentrum wollten es wissen und starteten eine Nachuntersuchung bei 102 verstorbenen querschnittgelähmten Patienten. Dabei stellten sie fest, dass heute einerseits auch ein alter Querschnitt alt werden kann: Die Patienten mit verletzungsbedingter Lähmung hatten durchschnittlich 19,1 Jahre mit ihrer Lähmung gelebt. Wenn man die Patienten ausschließt, die an frühen Komplikationen verstorben waren, dann waren es sogar über 21 Jahre. Die Patienten wurden durchschnittlich 54,8 Jahre alt. Andererseits sterben „alte“ Querschnitt-Patienten zu immerhin 15 Prozent an den Folgen von Druckgeschwüren und zu 5 Prozent an schweren Harnwegsinfektionen. An Erkrankungen also, die möglicherweise durch eine bessere Pflege, Therapie und Hilfsmittel oder eine kompetentere ärztliche Versorgung verhindert werden könnten. Thietje, Kowald, Hirschfeld: Woran sterben Querschnittgelähmte heute? Rehabilitation 2011; 50: 1-4. Anzeige Verband mit suprapubischem Katheter. genen Stuhl nicht einmal halten, er braucht einen fahrbaren Toilettenstuhl mit entsprechender Rückenlehne und Einstellmöglichkeiten im Bereich der Fußrasten und so weiter“, so Czerney. Und warum kann ein Querschnittpatient auf dem Ergorezept keine thermische Anwendung erhalten? Bei einem Schlaganfallpatienten ist das möglich! Ähnlich ist es bei Botoxinjektionen. „Ich werde mir immer klarer darüber, dass die Querschnittgelähmten leider so gar keine Lobby haben außerhalb der Querschnittzentren“, fasst sie ihr Fazit zusammen. Manche Kassenmitarbeiter machen ihrer Erfahrung nach sogar Hausbesuche, um ihren Standpunkt mit Nachdruck darzustellen. Schade, wenn eingeschüchterte Patienten sich dann nicht mehr trauen, vernünftige Hilfsmittel zu fordern. Also verbringt sie ihre Wochenenden damit, im Namen ihrer Patienten Widersprüche zu schreiben und Strategien in den Auseinandersetzungen zwischen Patienten und Kostenträgern zu überdenken. Auch Gespräche mit Herstellern und Anwälten gehören dazu – ohne Honorar. Auch ihre Arbeit wird durch Geldnöte bestimmt, so dass sie sich das eigene Honorar immer wieder erkämpfen muss. Czerney hat sich spezialisiert, wird also nur einen kleinen Kreis von Patienten in der direkten Umgebung ihrer Praxis finden. Wer nicht mobil genug ist, benötigt einen Hausbesuch. Logisch also, dass bei ihrer Arbeit Fahrtkosten entstehen, oder? Offensichtlich ist der Zusammenhang nicht für alle Krankenkassen einleuchtend, dass sie zu einem Hochgelähmten auch mal den einen oder anderen Kilometer weiter fährt. Dabei ist ihre Tätigkeit mit Sicherheit Kosten sparend. „Eine gute Werbung ist so ein Verhalten wohl für keine Kasse“, erklärt sie nüchtern. Weitermachen? Bisher ist sie jedenfalls traurig oder auch wütend über die Form der ambulanten Arbeit mit Querschnittgelähmten und speziell den Hochgelähmten: „Es gibt außerhalb der Querschnittzentren fast keine Fachleute, die für die ambulante Versorgung von Querschnittgelähmten zur Verfügung stehen. Deshalb ist es so wichtig, dass betroffene Patienten in entsprechenden spezialisierten Einrichtungen erst- und nachversorgt werden. Dazu ist eine entsprechende Verweildauer von Nöten. Auch, um den Betroffenen die Notwendigkeit der Selbstfürsorge nahelegen zu können, und sie selbst zu ihrem besten, eigenen Fachmann für ihre Symptomatik ausbilden zu können, um „draußen“ handlungs- und urteilsfähig zu sein.“ Sie wünscht sich ein Management für den Rehaverlauf von Querschnittgelähmten, welches durch eine übergeordnete Stelle gelenkt und geleitet werden müsste. Nachdenklich fährt sie fort: „Als ich noch in der Klinik tätig war, ahnte ich, dass es wohl einige wenige Patienten geben wird, die uns „durch die Lappen gehen“, aber dass sie mir nun, und in meinem klitzekleinen Handlungsgebiet, was ich mir gerade aufbaue, direkt vor die Füße fallen, damit hätte ich nicht gerechnet.“ Die Praxis von Anna Czerney findet man in Radebeul oder unter www.anna-ergotherapie.de. Text: Ruth Auschra Fotos: privat Kinnsteuerung © Ottobock · OK2629_A4=DE-01-1202 Tastenmodul Umfeldkontrolle Eine Lösung mit Charakter Sondersteuerungen: auf Ihr Leben eingestellt Was möchten Sie bedienen: den Rollstuhl, den Fernseher oder das Licht? Wie möchten Sie dies bedienen: mit der Hand, dem Kinn oder dem Fuß? Die Sondersteuerungen von Ottobock richten sich nach Ihren Wünschen. Sie können individuell am Rollstuhl angebracht werden und per Infrarot/ Bluetooth/Funk auch Geräte in Ihrem Umfeld steuern. So gestalten Sie Ihre Freiheit – ganz nach Ihren Bedürfnissen. www.ottobock.de · [email protected] · T 05527 848-3433 bericht Nach Schlaganfall, Hirnblutung oder Schädelverletzung: Mit Geduld und Geschick neue Sprache erlernen Der Ausfall von Funktionen im Zentralnervensystem kann die Sprechfähigkeit erheblich beeinträchtigen. Mit einer Sprachtherapie lernen Betroffene, wieder zu kommunizieren und sich verständlich(er) zu artikulieren. A ls Pressesprecher eines großen Unternehmens war der Patient früher nie um eine schlagfertige Antwort verlegen. Nun war der 62 jährige infolge eines Schlaganfalls halbseitig gelähmt (Hemiplegie) und im wahrsten Sinn des Wortes „sprachlos“. Um die Aphasie (griechisch „aphasia“ = „Sprachlosigkeit“) zu überwinden, hatte er während der stationären Akutbehandlung und des anschließenden Reha-Aufenthaltes mit Sprech- und Sprachübungen begonnen. Nach der Heimkehr wurde die Sprachtherapie ambulant fortgesetzt. „Sprachliche Defizite können zu Missverständnissen, zuweilen sogar in die Isolation führen“ „Als der Mann im Rollstuhl in mein Sprechzimmer kam, wollte ihm immer noch nicht einmal ein einfacher Gruß über die Lippen kommen“, berichtet Friederike Salfeld, Medizinische Sprachheilpädagogin in der sprachtherapeutischen Praxis des „KöKi - Verein zur Förderung körperbehinderter Kinder e.V.“ 32 PARAPLEGIKER 1/12 Sprachtherapeutin Friederike Salfeld. in Braunschweig. Der gemeinnützige Verein wurde vor über vierzig Jahren für die Unterstützung von Kindern mit Handikap und deren Familien gegründet. Seit der Kassenzulassung nutzen auch Erwachsene die therapeutischen Angebote des „KöKi“. „Sprachliche Defizite können zu Missverständnissen, zuweilen sogar in die Isolation führen“, erläutert Friederike Salfeld. „Deshalb müssen Menschen mit eingeschränkter Sprechfähigkeit lernen, das Handikap so gut wie nur irgend möglich zu kompensieren. Und dabei sollte keine Möglichkeit der Kommunikation von vornherein ausgeschlossen werden.“ Ein Schlaganfall (auch Gehirnschlag, zerebraler Insult oder apoplektischer Insult) wird durch plötzlichen Sauerstoffmangel im Ge- bericht hirn infolge einer gestörten Blutversorgung ausgelöst. Dabei fallen Funktionen des zentralen Nervensystems aus. Die Folge kann eine halbseitige Lähmung sein, ein Verlust der Sprache, der Lesefähigkeit und anderes mehr. Die Rehabilitation muss in allen Bereichen möglichst umgehend erfolgen durch Physiotherapie, Ergotherapie und auch die Sprachtherapie. Maßgeschneiderter Therapieansatz Bei schwer betroffenen Patienten kann das Sprachverständnis massiv gestört sein, selbst Laute können nicht mehr abgerufen werden. Das gesamte Situationsverständnis ist möglicherweise verloren gegangen, so dass ein Patient eine alltägliche Situation gar nicht mehr richtig einschätzen kann oder ganz anders reagiert, als man es von ihm erwartet. Das kann zu großen Problemen im häuslichen Umfeld führen, sowohl von Seiten der Angehörigen als auch von der des Patienten. An dieser Stelle ist – sobald der Patient das begreift – ein großes Stück Trauerarbeit zu bewältigen. Es gibt auch Aphasiepatienten, die nur sehr geringe sprachliche Einbußen haben. Manchmal hat nur der Patient selbst den Eindruck, dass es mit dem Sprechen „irgendwie nicht mehr so wie früher“ ist. Kommt ein solcher Patient zur Sprachtherapie, werden schwierigere Übungen zum Wortverständnis, zur Abgrenzung der Bedeutung von Wörtern gegeneinander und zur Schnelligkeit des Wortabrufs durchgeführt, zum Teil auch in realen Situationen. Um herauszufinden, wo sie den Betroffenen „abholen“ kann, muss Friederike Salfeld zunächst mit Hilfe von Tests eine Diagnose stellen, um dessen erhaltene Sprach- und Sprechfähigkeiten, seine Lernbereitschaft, die Fähigkeit zum logischen Denken und die Anzeige Medizinprodukte-Vertrieb ) UHXQGOLFKHXQGIDFKNXQGLJH %HUDWXQJEHL%HGDUIDXFK ]X3URGXNWDOWHUQDWLYHQ .RVWHQORVH3URGXNWPXVWHU % HTXHPH%HVWHOOXQJ SHU7HOHIRQ)D[ (0DLORGHU3RVW 8QVHU6HUYLFH I¾U,KUH/HEHQVTXDOLW¦W .DXPHLQHUKDWVLHZLUQHKPHQVLHXQV=HLW$OVEXQGHVZHLWW¦WLJHV+RPHFDUH8QWHU QHKPHQPLWGHP6FKZHUSXQNWGHUKHUVWHOOHUQHXWUDOHQ,QNRQWLQHQ]YHUVRUJXQJVWHKHQ 6LHDOV0HQVFKI¾UXQVLP0LWWHOSXQNW:LUEHUDWHQ6LHYHUO¦VVOLFKXQGIDFKNXQGLJ XQGLQYHVWLHUHQJHUQHGLHGDI¾UQ¸WLJH=HLWGDPLW6LHXQV,KU9HUWUDXHQVFKHQNHQ 6HUYLFHQXPPHUNRVWHQIUHL .RVWHQORVHV,QIRPDWHULDODQIRUGHUQZZZSKDUPDFDUHGH ) UDQNLHUWH5¾FNXPVFKO¦JH ]XU=XVHQGXQJYRQ5H]HSWHQ = XYHUO¦VVLJHVFKQHOOH XQGDXI:XQVFKGLVNUHWH /LHIHUXQJ 3KDUPD&DUH*PE+ 5DLʼnHLVHQDOOHH 2EHUKDFKLQJ NXQGHQVHUYLFH#SKDUPDFDUHGH bericht Kreativität einschätzen zu können. Dabei sind die Erkenntnisse des behandelnden Neurologen und bildgebende Befunde hilfreich. Doch ein Krankheitsprozess wird immer ganz individuell erlebt. Daher sind letztendlich viel Erfahrung, Intuition und Ideenreichtum die entscheidenden Kriterien, um einen Patienten aus der Reserve zu locken und „den roten Faden“ für einen „maßgeschneiderten“ Therapieansatz aufzunehmen. Kommunikation aufbauen Manche Aphasiker können zu Beginn der Sprachtherapie überhaupt keinen Ton produzieren. Die Sprachtherapeutin versucht dann, über die Atmung, Vibrationen am Körper, emotionale Lautäußerungen oder nonverbale Kommunikationsstrategien (Mimik und Gesten) Zugang zu ihnen zu finden. „Ich versuche mit den Patienten eine Kommunikation aufzubauen, ihre ‚Antworten’ zu verstehen und entsprechend zu reagieren. Auf diese Weise motiviere ich sie, im Dialog zu bleiben.“ Solch eine Übung kann einem Betroffenen, dem sonst nicht viel gelingt, ein Erfolgserlebnis vermitteln Manchmal lässt sich die Sprache über die Fortsetzung von Sätzen, denen das letzte Wort fehlt, deblockieren. Oder über den Einsatz von im Alltag häufig benutzten Phrasen wie zum Beispiel Begrüßungen und Verabschiedungen. „Insbesondere älteren Patienten spreche ich den Anfang bekannter Sprichwörter vor – mit starker Betonung, um die letzten Worte oder auch ‚nur’ das letzte Wort des Sprichwortes dann von ihnen ergänzen zu lassen. Solch eine Übung kann einem Betroffenen, dem sonst nicht viel gelingt, ein Erfolgserlebnis vermitteln“, so Friederike Salfeld. 34 PARAPLEGIKER 1/12 Häufig ist die Artikulation durch eine Dysarthrie (verwaschene Aussprache durch Ausfall von Hirnnerven) erschwert. Dann muss gegebenenfalls zunächst jeder einzelne Laut wieder mit viel Mühe erarbeitet werden, bevor der Patient an Sprechübungen von Worte und ganzer Sätze herangeführt werden kann. Manchem an sensorischer Aphasie leidenden Patienten, der unbewusst nicht verstehbare, weil lange verschachtelte und zuweilen nur aus Wortfragmenten bestehende Sätze spricht, fehlt die Einsicht, dass er eine Therapie braucht. Damit er sich darauf einlässt, muss ihm mit viel Fingerspitzengefühl zunächst über ein Training das für einen Therapieerfolg notwendige Störungsbewusstsein vermittelt werden. Ist eine Aphasie hingegen motorisch bedingt, spricht der Betroffene meistens nur wenig. Hürden überwinden Bewährte Hilfsmittel sind Gegenstände und illustrierte Karten, deren Funktion der Patient nonverbal (anhand von Mimik oder Gesten) erklären muss. Friederike Salfeld: „Je nach Artikulationsfähigkeit kann ich die Betroffenen auch motivieren, die Gegenstände oder Bilder zu benennen oder sie auf Anweisung herzugeben.“ Eine weitere Übung ist, geschriebene Wörter und Sätze Gegenständen bzw. Abbildungen zuzuordnen. Im Idealfall werden das Verstehen und Produzieren von Sprache in einem Übungsablauf kombiniert. Hat ein Patient die ersten ‚Hürden’ überwunden und ist er zu einer aktiven Mitarbeit bereit, wird an der korrekten Bildung einzelner Laute mit Hilfe von Mundbildern, Abbildungen von Emotionen und/oder Buchstabenkarten gearbeitet. Wortschatz- und Wortfeldarbeit sind weitere Inhalte einer Sprachtherapie. In der Fortsetzung werden zum Beispiel inhaltlich verkehrte Sätze korrigiert, unvollständige Wörter ergänzt und Verfälschungen – etwa die Titel von Volksliedern identifiziert. Die Aufgaben richtet die Sprachtherapeutin möglichst an der individuellen Alltagsbewältigung des Patienten und den dafür notwendigen Kommunikationsstrukturen aus. Unter Anzeige anderem schreibt sie gemeinsam mit Betroffenen Geburtstagskarten für Angehörige. „Die Therapie orientiert sich immer daran, was für einen Patienten persönlich wichtig ist“, erklärt Friederike Salfeld. In diesem Zusammenhang erinnert sie sich an einen Mann in den mittleren Jahren, der den Namen seiner Frau nicht mehr richtig aus- „Die Therapie orientiert sich immer daran, was für einen Patienten persönlich wichtig ist“ sprechen konnte. Das konnte aber die „bessere Hälfte“ nur schwer ertragen. Schließlich gelang es dem Patienten, seine Frau wieder so anzusprechen, wie sie es gern hörte. „Nicht nur der Betroffene, sondern auch sein Partner wird mit einer ganz neuen Situation konfrontiert“, so Friederike Salfeld. In vielen Situationen des Alltags gerät die „bessere Hälfte“ in die Rolle eines Therapeuten. Außerdem muss der Partner manche Aufgabe übernehmen, die er vorher nicht hatte. Deshalb muss abgeklärt und daran gearbeitet werden, wie er trotzdem ein Partner bleiben kann, so Friederike Salfeld. Das Ziel einer Sprachtherapie ist indessen nie Perfektion, sondern immer ein optimales Ergebnis im Rahmen der individuellen Möglichkeiten und Fähigkeiten des Patienten. Info: KöKi e.V. tel 05 31-7 51 45 eMail: [email protected] www.koeki.de Text: Reinhard Wylegalla Foto: Rainer Büldt chaf tseine Gemeins eitstraining ist ter und küschall®. rh he sic hr Fa Das z, Hollis ercedes-Ben ak tion von M Nähere Infos gibt‘s hier: www.invacare.de Vertrieb in Deutschland durch: Invacare GmbH Alemannenstraße 10 / 88316 Isny / Deutschland Tel.: +49 7562 700-0 / kontakt@ invacare.com küschall® ist ein registrierter Markenname. Copyright © 2012, Küschall AG, Schweiz – Alle Rechte vorbehalten. bericht Hilft Amputationen vermeiden: Gefäßsport bringt das Blut in Fluss Jedes Jahr werden in Deutschland 40 tausend bis 60 tausend Beinamputationen durchgeführt. Der Verlust eines Beins ist „eine gewaltige, weil irreversible Erschütterung. Ein Stück Fuß, ein Knie ist kein austauschbares Ersatzteil, sondern ein unwiederbringliches, einmaliges Stück Leben“, unterstrich die Gründerin und Vorsitzende der Amputierten - Initiative e.V. / Gefäßkranke, – seit 1991 – Dagmar Gail, auf dem 8. Berliner Gefäßtag am 3. Dezember 2011. Nur in etwa 13 Prozent aller Fälle müssen untere Extremitäten ganz oder teilweise nach Unfallverletzungen, wegen Infektionen, Tumoren, angeborenen Fehlbildungen, Behandlungsfehlern und anderer Ursachen amputiert werden. Mehr als 87 Prozent der Betroffenen – darunter 27 Prozent Diabetiker – leiden hingegen an arteriellen Durchblutungsstörungen, Mediziner Der Zehenstand hilft gegen Wadenschmerzen beim Gehen. sprechen von der PAVK (Periphere Arterielle Verschlusskrankheit). Dagmar Gail: „Neuere Daten aus dem Jahr 2008 zeigen leider nach wie vor einen Anstieg der gefäßbedingten Amputationen.“ Bildet sich ein Akuter Peripherer Arterienverschluss (Verstopfung eines Gefäßes durch ein Blutgerinnsel) – Dagmar Gail spricht ebenso wie viele prominente Angiologen lieber von einem Beininfarkt –, muss schnellstens gehandelt werden. „Infolge von Minderdurchblutung kann das Nervengewebe bereits nach zwei bis vier Stunden absterben, die Muskulatur nach sechs bis acht Stunden und die Haut nach zwölf Stunden“, warnt die Vorsitzende. Anzeige Ohne Arme Auto fahren? Das Lenksystem „Franz“ ermöglicht das Autofahren nur mit den Füßen. Mit Hilfe dieses Systems sind Menschen ohne Arme in der Lage, ihren mobilen Alltag zu meistern. Die von ABB umgerüsteten Fahrzeuge werden mit TÜVPrüfung übergeben. Wir beraten Sie gerne individuell. Nehmen Sie mit uns Kontakt auf! Keine Kunst. ABB STOTZ-KONTAKT GmbH Postfach 101680 · 69006 Heidelberg Tel. 06221 701-0 · Fax 701 1325 [email protected] bericht Deshalb sollte bei Schmerzen und Krämpfen beim Gehen, im Knöchelbereich, in den Waden oder im Oberschenkel sofort ein Facharzt für Gefäßkrankheiten (Angiologe) aufgesucht werden. Ebenso, wenn beim Liegen Kribbeln in den Zehen, Taubheit und Kältegefühl oder Ruheschmerzen und Veränderungen der Hautfarbe als weitere Warnsignale auftreten. Es sollte dringlich der Knöchel-Arm-Index gemessen werden, der anzeigt, ob und in welchem Umfang die Gefäßerkrankung vorhanden ist und therapiert werden muss. „Durchblutungsstörungen in den Gefäßen werden begünstigt durch erhöhten Blutdruck, Rauchen und andere gefäßverengende Gifte, erhöhten Blutzucker und erhöhte Blutfettwerte“, erklärt Dagmar Gail. Eine Gefäßverengung sei aber weder eine Alterserkrankung noch sei ihre Entstehung allein auf die Ernährungsgewohnheiten, Zigaretten, Bewegungsarmut und andere „Untugenden“ des 21. Jahrhunderts zurückzuführen, stellt die Vorsitzende klar. Schon die Ärzte im Reich der Pharaonen hätten die Arteriosklerose gekannt und 1924 sei erstmals wissenschaftlich nachgewiesen worden, dass unter Umständen auch eine genetische Prädisposition (vererbte Anlage) Gefäßerkrankungen begünstigen kann. Leider sei diese Erkenntnis aber bis in die jüngste Vergangenheit grob vernachlässigt worden, stellt Dagmar Gail fest. Neueren Studien zufolge können sich bei entsprechender erblich bedingter „Vorbelastung“ schon an den Gefäßwänden von Kleinkindern krankhafte Ablagerungen bilden, die sich dann im mittleren Lebensalter als bedrohliche Gefäßverengung (Arteriosklerose) manifestieren. Deshalb seien eine Früherkennung und das rechtzeitige Einleiten geeigneter therapeutischer Maßnahmen die beste Prävention gegen eine spätere Beinamputation, appelliert die Vorsitzende. Die PAVK verläuft in vier Stadien. Die Mehrheit der Betroffenen konsultieren erst im Stadium II, etliche sogar noch später einen Arzt, wenn die Beschwerden ihre Mobilität schon ganz erheblich beeinträchtigen. Im fortgeschrittenen Stadium werden beim Gehen so starke Schmerzen empfunden, dass jede „Sehenswürdigkeit“ am Weg als Vorwand genutzt wird, um diskret eine Pause einzulegen. Deshalb spricht der Volksmund auch von der „Schaufensterkrankheit“. Durch die Gabe von gefäßerweiternden Substanzen, gegebenenfalls kombiniert mit Thrombozytenfunktionshemmern zur Vermeidung von Blutgerinnseln und Gerinnungshemmern (nur, wenn eine Gerinnselbildung im Herzen Anzeige » Training in einer Gefäßsportgruppe Kniebeugen wirken gegen Beschwerden in der Oberschenkel- und Gesäßmuskulatur. (UN-)BEHINDERT LEBEN, WOHNEN UND ARBEITEN IN SÜDDEUTSCHLAND! Sie haben eine körperliche Behinderung und suchen eine Perspektive mit Zukunft? Wir bieten: · Ausbildung zum / zur Bürokaufmann / Bürokauffrau Tel.: 07131/96 55 47 · Selbstbestimmtes Leben und Wohnen in verschiedenen Wohnmodellen wie z.B. Fokushaus oder Ambulant Betreutes Wohnen · Individuell abgestimmtes BetreuungsArbeiter-Samariter-Bund system mit bis zu 24-Stunden-Assistenz, RV Heilbronn-Franken Fahrdienst, Therapie und Pflegedienst Offene Behindertenhilfe aus einer Hand Wilhelmstr. 34 · Unterstützung beim Umzug in ein selbst- 74074 Heilbronn bestimmtes Leben Wir beraten Sie gerne. Tel.: 07131/96 55 47, Anja Rogé-Kühner (Mo-Fr von 8 bis 12 Uhr) E-Mail: [email protected] www.asb-heilbronn.de Arbeiter Samariter Bund LV Baden-Württemberg e.V. RV Heilbronn-Franken bericht keldehnungsübungen, Gymnastik und Spiele sowie Entspannungsübungen stehen auf dem Programm. Wer seine Krankheit ernst nimmt, sollte die Bewegungsübungen aber nicht auf das Gruppentraining beschränken, sondern zu Hause fortsetzen. Dabei ist übertriebener Ehrgeiz allerdings ein schlechter Ratgeber. Vielmehr sollte jeder Betroffene stets im Rahmen seiner individuellen Belastungsfähigkeit trainieren und bei allen Übungen regelmäßig Pausen einlegen. Als Faustregel gilt: Regelmäßiges Üben ist wichtiger als Intensität. Ausgangsposition für das „Zehenkreisen“ nach Ratschow. droht) und/oder durchblutungsfördernden Medikamenten kann ein weiteres Fortschreiten der Gefäßverengungen zumindest unter Kontrolle gehalten werden. Um aber einen zufriedenstellenden Therapieerfolg zu erreichen, ist die aktive Mitarbeit des Patienten gefordert. Mitarbeit bedeutet bei einer Gefäßverengung Bewegung, Bewegung und noch einmal Bewegung, die allerdings den Betroffenen nicht zusätzlich belasten soll, sondern an seine Restmobilität individuell angepasst werden muss. Wie man mit speziellen Übungen das Blut in den Gefäßen in Fluss hält oder wieder zum Fließen bringt, erläuterte auf dem 8. Berliner Gefäßtag Dr. rer. nat. Frank-Timo Lange vom TSV GutsMuths, Berlin. Für Betroffene ist es empfehlenswert, sich einer Gefäßsportgruppe anzuschließen und unter Anleitung zu lernen, wie sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten einer Amputation vorbeugen können. Die Krankenkassen erstatten zwar die Kosten für fünfzig Trainingseinheiten (ärztliche Verordnung). Um aber für den Rest des Lebens einer Verschlimmerung der Gefäßverengung vorzubeugen, sollte das strukturierte Training nach Ablauf der ärztlichen Verordnung konsequent fortgesetzt werden. Gehen, Radfahren, Tanzen und die Treppe benutzen In den Gefäßsportgruppen erfahren Betroffene unter Anleitung, wie sie durch ein Gehtraining die Durchblutung fördern können mit der Perspektive, wieder längere Gehstrecken beschwerdefrei bewältigen zu können. Auch Mus- 38 PARAPLEGIKER 1/12 Das Gehtraining ist bei schönem Wetter im Freien – am besten in naturnaher Umgebung auf einem Weg, an dem genügend Bänke bereitstehen – möglich. Empfehlungen von Ärzten, der Deutschen Gefäßliga e.V. und anderen Patientenorganisationen zufolge ist dabei wichtig, rechtzeitig vor dem Auftreten von Schmerzen eine Verschnaufpause einzulegen. Wird das Training konsequent und regelmäßig durchgeführt, verbessern sich allmählich die Sauerstoffversorgung der Beingefäße und die Ausdauer. Allmählich steigert sich die Kondition, so dass schließlich wieder längere Gehstrecken bewältigt werden können. Wer mag, kann alternativ Radfahren. „Wasserratten“ können durch Schwimmen ihr Blut wieder in den Fluss bringen. Wer Rhythmus im Blut hat, sollte tanzen, damit die Gefäßverengungen nicht fortschreiten. Erlaubt ist alles, was im Rahmen der individuellen Belastbarkeit möglich ist. Sofern (nicht nur) Betroffene nicht „über den Wolken“ wohnen, sollten sie auf den Aufzug verzichten und stattdessen – zumindest abwärts – die Treppe benutzen. Beginnen bevor sich die Krankheit manifestiert Auch Zehenstandsübungen fördern den Blutfluss und wirken Wadenschmerzen beim Gehen entgegen. Der Betroffene stützt sich mit aufrechtem Oberkörper auf eine Stuhllehne und hebt und senkt die Fersen zehn bis zwanzig Mal vom Boden. Die Übung wird zwei Mal wiederholt, dazwischen jeweils eine dreiminütige Pause eingelegt. Anzeige Die Beweglichkeit der Fußgelenke kann durch Wadendehnungen gefördert werden. Dazu stellt man sich in Schrittposition an eine Wand, eine Tür oder im Freien an eine Hauswand, einen Baum oder einen Zaun. Die hintere Fußspitze zeigt nach vorn und die Beine sind gestreckt. Nun wird das hintere Knie sanft nach vorne gebeugt, ohne aber die Ferse zu heben. Das Training sollte pro Bein fünf bis zehn Mal wiederholt werden. Durch abwechselndes Hin- und Herschwingen der Beine lockert sich deren Muskulatur. Diese Übung sollte nicht länger als zwei Minuten dauern. 7+($&7,9( +,*+/,*+7 Beschwerden in der Oberschenkel- und Gesäßmuskulatur können durch Kniebeugen gelindert werden. Auf eine Stuhllehne gestützt, werden beide Füße parallel nebeneinander gestellt, die Fersen weit vom Boden abgehoben und die Knie angebeugt. Diese Übung wird unter Einhaltung der Pausen drei Mal mit jeweils fünf bis zehn Kniebeugen durchgeführt. Auch beim „Zehenkreisen“ nach Ratschow ist ein Stuhl oder ein Sofa ein nützliches Hilfsmittel. Die Unterschenkel werden auf der Sitzfläche gelagert, währenddessen die Füße erhoben werden und frei im Fußgelenk kreisen oder auf- und abwippen. Für Anfänger hat diese Übung allerdings ihre Tücken. Sie sollten deshalb damit beginnen, indem sie die Füße auf der Sitzfläche des Stuhls lagern. Fortgeschrittene steigern allmählich die Zeitdauer des Trainings und wiederholen es nach angemessenen Pausen drei Mal. Übrigens: Alle diese Übungen sind nicht erst empfehlenswert, wenn sich eine Gefäßverengung manifestiert hat. Sie können von jedermann zu jeder Zeit durchgeführt werden, damit es gar nicht erst so weit kommt. Text & Fotos: Reinhard Wylegalla Info: Amputierten-Initiative e.V. Spanische Allee 140 14129 Berlin tel 030-803 26 75 fax 030-80 49 16 35 eMail: [email protected] www.amputierten-initiative.de ZX1, das faltbare Highlight in der Aktivszene glänzt mit starrrahmenähnlichen Fahreigenschaften und innovativem Rahmenkonzept! www.meyra-ortopedia.de unterwegs Gartenausstellung der Superlative: Flora und Florian laden ein… …zur bedeutendsten Gartenausstellung weltweit. Alle zehn Jahre öffnet die Garten-Expo in Holland ihre Tore, dieses Mal in Venlo nahe der deutsch-holländischen Grenze. Maskottchen der Floriade sind Flora und Florian, die den großen und kleinen Besuchern mit Hilfe des kostenlosen Expeditionsführers den Weg auf dem 66 Hektar großen Gelände weisen. Die Seilbahn über dem steinigen Weg ist barrierefrei. Vom 5. April bis 7. Oktober 2012 werden zur sechsten Welt-Garten-Expo mehr als zwei Millionen Besucher erwartet, davon allein 800 000 aus Deutschland. 40 Länder und zahlreiche weitere internationale Teilnehmer präsentieren auf dem Areal außergewöhnliche Themengärten und architektonisch anspruchsvolle Pavillons. Darüber hinaus bietet die Floriade 2012 ein täglich wechselndes Kultur- und Veranstaltungsprogramm, internationale Köstlichkeiten sowie vielfältige Workshops. Flora ist das Maskottchen der Floriade. Ganz besonders Familien mit Kindern haben bei der Floriade die Möglichkeit, ihre Umwelt mit allen Sinnen zu erfahren. Spannende Aktionen und Themenwelten laden zum Mitmachen und Experimentieren ein. Herzstück des Familienangebotes sind die fünf Zauberwelten, in denen die Kinder spielerisch die Bedeutung von Obst, Gemüse, Bäume, Pflanzen, Kräuter und Blumen kennenlernen. Eine der Zauberwelten widmet sich der Gesundheit und dem Genuss: Ist das, was lecker schmeckt, auch gesund? Welche Rolle spielen heute noch die Schätze der Natur wie beispielsweise Kräuter? Das sind nur zwei der spannenden Fragen, die es zu lösen gilt. Alternativen im Kleinen In der Welt von Energie und Handel geht es um das große Thema, wie die Technik die Natur be- 40 PARAPLEGIKER 1/12 einflusst und natürlich auch umgekehrt. Futuristisch wird es dann bei der Aktion, wie der umweltfreundliche Gartenbau des 21. Jahrhunderts aussieht und was jeder einzelne im heimischen Garten dafür tun kann. Anhand von anschaulichen Beispielen lernen hier kleine und große Besucher die Vorzüge von Solarenergie, Windkraft und Erdgas. Auch im kleinen Garten kann man alternative Energien einsetzen – wie, das wird hier gezeigt. Holland ist das Land der Gemüse- und Blumenfelder und deshalb geht es auch um den Verkauf und Handel dieser Produkte. Denn irgendwie muss das geerntete Gemüse oder die Blumen auch an den Mann bzw. an die Frau gebracht werden. Und wie dies funktioniert, zeigen die markierten „Handelswege“. Rosenkohl mit Pfefferminzgeschmack Und wenn die Besucher einen Blick in die Zukunft werfen wollen, können sie dies in der Welt der Zukunft und Entdeckung machen. Essen wir in hundert Jahren neue Obst- und Gemüsesorten? Fahren wir dann mit Autos, die mit Gartenabfällen angetrieben werden? Die Holländer sind sehr erfinderisch und arbeiten an vielen Neuerungen. Momentan experimentieren die holländischen Gärtner und Forscher an Rosenkohl, der nach Pfefferminz schmeckt. Ganz spannend ist auch der Spaziergang durch die Jahresringe einer Platane in die Baumschule der Zukunft. In der Welt von Wohnen & Leben dreht sich alles um das „gute“ Leben. Aber was macht unser Leben gut? Natürlich gesunde Nahrung, aber auch die Umgebung spielt beim Wohlfühlen eine ent- Der indonesische Garten ist noch in Planung. scheidende Rolle. Und diese Umgebung können wir maßgeblich beeinflussen: Mit dem Blumenstrauß auf dem Tisch, den Pflanzen auf dem Fensterbrett und natürlich der Gartengestaltung. Blumen können auch Kunstobjekte sein, wie und warum beleuchtet die Welt von Kunst & Kultur. Blumen sprechen eine eigene Sprache, sie sind Symbole der Freude, Liebe und Trauer. Aber jede Kultur hat ihre eigene „Blumensprache“ und bei der „Übersetzung“ helfen die ausgestellten Gartenbaukulturen aus zahlreichen Ländern. Vor allem wird anschaulich gezeigt, wie fast alle Länder der Welt miteinander Handel treiben, wie sie untereinander vernetzt sind und wie sie ihre eigenen Pflanzen mit denen aus anderen Kulturen „vermischen“. Brokkoli gab es früher zum Beispiel nicht, sondern wurde erfunden, als man Blumenkohl mit Gemüsesorten anderer Länder mischte. Unter floriadekids.de gibt es zahlreiche Tipps zu Veranstaltungen für und mit Kindern. Text: Henriette Brückmann Fotos: Floriade www.floriade.de tel +31 77 399 81 30 eMail: [email protected] Anzeige Lifta, der Treppenlift Jetzt re p iswert mieten! Zugängliche Floriade Unter dem Motto „Toegankelijke Floriade 2012“ (Zugängliche Floriade 2012) haben die Veranstalter mit verschiedenen Institutionen ein Konzept entwickelt und umgesetzt. Mitglieder dieser Arbeitsgruppe sind u.a. Vertreter des Behindertenrates Venlo und der landesweiten Stiftung „Grün und Handicap“ in den Niederlanden. So sind der Basispark, der größte Teil der Pavillons, Gärten, Seilbahn sowie Spielplätze barrierefrei. Besucher können über die Website Hilfsmittel reservieren und als besonderer Service werden spezielle Rundführungen zum Thema Sinneswahrnehmungen angeboten. ufen. Gebührenfrei anr 9 # 0800 -20 33 13 =giZCdYZaaVjhlV]a ^c:ZjihX]aVcY Pj]VjhZbdW^aWaZ^WZc I^X]ZgJgZeeZc[V]gZc ;^c#%PlZ^hX]^ZcZchnhiZbZ IZaWhi~cY^\`Z^iZg]VaiZc ;^\ZcZgAjcYZcY^Zchi" zWZg.&$&&&kZg`Vj[iZB^[iVh ),+JV\Z^b@V]g CZ^hi\Z`Vj[ijcYWZl~]gi ?bbZg^c?]gZgD~]Z GUTSCHEIN Ja!IX]^X`ZcI^Zb^gbZ^cZcFgdheZ`iÁ `dhiZcadhjcYjckZgW^cYa^X]$ www.lifta.de Lifta GmbH, Horbeller Straße 33, 50858 Köln unterwegs Jetzt schon den Urlaub planen: Mit dem Hausboot über die Havel… beim Anlegen ist es hilfreich jemanden zu haben, der einem zur Hand geht. Auch ich bin nicht ohne Hilfe ausgekommen. Dinge die man wissen sollte Hausboot am barrierefreien Anlegesteg. …und das Ganze auch noch auf einem fast barrierefreien Schiff. Ich nahm das Boot in Berlin Spandau, an der Scharfen Lanke, in Empfang. Dies ist auch gleichzeitig Tankstelle für die Boote auf der Havel. Der Betreiber dieser Tankstelle und seine Partnerin sorgen dafür, dass behinderte Bootsfahrer einen super Service erhalten. Das ging sogar so weit, dass ich am Sonntag mit frischen Brötchen bedient wurde und ein Kaffee ließ auch nicht lange auf sich warten. Der Bootssteg ist fast barrierefrei, die Zufahrtsrampe ist steiler als sechs Prozent, aber das war es schon mit der Kritik. Im Nahbereich des Steges (200 m) befindet sich ein sehr gutes Restaurant, das zudem noch sehr preiswert ist. Wer eine normale Portion bestellt, wird von der Größe der Speise überrascht sein, die kleine Portion ist aber auch nicht viel kleiner. Nachdem ich ins Boot und seine Technik eingewiesen war und noch ein paar gute Tipps erhielt, ging’s auch gleich die Havel aufwärts in Richtung Berliner-Mitte. Diese Strecke dürfen aber nur „Kapitäne“ mit „Bootsführerschein-Binnen“ befahren. Obwohl ich im Besitz dieses Scheines bin, wurde ich schon auf das Heftigste gefordert. Jeder Rollstuhlfahrer, der dieses Boot fahren möchte, sollte jemanden dabei haben, der Fußgänger ist, damit bei Schleusenfahrten auch das Boot befestigt werden kann. Klar gibt es auch Strecken, die ohne Schleusen zu befahren sind. Aber auch 42 PARAPLEGIKER 1/12 Zum Boot: Es ist geräumig ausgestattet, mit zwei Schlafzimmern, eines für Rollstuhlfahrer, das zweite ist etwas eng. Zudem besteht die Möglichkeit, im Wohnzimmer auf dem ausziehbaren Sofa zu übernachten. Der Sanitärbereich ist gut nutzbar. Hinzu kommt eine große Veranda mit einem Steuerplatz und einem Grill. Aber auch die Küche ist bestens geeignet für die Essenszubereitung. Ein Gasofen und ein mit Gas betriebener Kühlschrank stehen zu Verfügung. Für kältere Tage Berufsschifffahrt hat Vorfahrt. steht auch eine Gasheizung bereit. Für den Ausstieg am Steg steht eine Rampe zur Verfügung. Die Fenster sind mit Fliegengitter versehen. Ich kann nur raten, die Türen zu verschließen, um die unliebsamen Viecher fern zu halten. In der Nacht sollte man im Inneren des Bootes erst das Licht anmachen, wenn die Türen verschlossen sind. Bevor die Reise losgeht, gibt es zuerst eine Einweisung ins Boot und in die Regeln der Schifffahrt. Dies ist sehr wichtig, denn die Havel ist gut befahren mit Ausflugsbooten, aber auch mit Lastkähnen, dazu viele andere kleine Boote. Das alles ist aber gut zu meistern. Wichtig ist, dass man das unterwegs Küchen- und Wohnbereich, gut geignet für Rollstuhlfahrer. Frühstück auf der Bootsveranda. Boot immer unter Kontrolle hat und die Augen am Horizont. Manchmal wird auch im Rückspiegel ein Schiff sichtbar, da sollte man wissen, dass die Berufsschifffahrt Vorfahrt hat. Leinen los Es gibt unterwegs schöne Plätze zum Anlegen, manchmal sogar mit Gaststätten, die recht preiswert sind. In manchen Häfen sind sogar Behinderten-WCs vorhanden. Dies erfährt man dann beim Bootsvermieter, wenn die Route bekannt ist. In Potsdam kann man sogar bei einem Lebensmittelmarkt anlegen und der Zugang vom Boot zum Laden ist gut geeignet für Rollstuhlfahrer. Es bietet sich an, die Orte, an denen man anlegt, auch zu besuchen. Gerade Potsdam und Brandenburg sind sehenswert. Viele Museen und Sehenswürdigkeiten sind für Rollstuhlfahrer zugänglich, zumal die Brandenburger Touristiker sich in den letzten Jahren ausgiebig um Barrierefreiheit gekümmert haben. In Potsdam ist es auch möglich, mit der Straßenbahn alle Sehenswürdigkeiten zu erreichen. Da wären das „Holländische Viertel“ oder das Schloss Sanssouci und seine wunderschöne Parkanlage. Es ist auch einfach schön, in der Fußgängerzone bei einer Tasse Kaffee die Seele baumeln zu lassen. Auch Brandenburg mit seinen schönen alten Gebäuden macht Lust auf einen Bummel durch die Stadt. Jeder, der mal mit dem Hausboot durch die Kanäle gefahren ist, merkt, wie ihn auf einmal eine innere Ruhe ergreift, und der Körper beginnt sich zu erholen. Diese stressfreie Fahrt auf den Kanälen wird zu einem unvergesslichen Erlebnis. Wenn man dann an einem der schönen Plätze anlegt, kommt schon fast ein „Mark Twain-Gefühl“ auf. Besonders, wenn man dann am Grill seine Wurst oder Fleischstücke brutzelt. Die Natur bietet ein wahres Schauspiel, dazu kommt noch, dass man eine Vielzahl von Vögeln zu sehen und zu hören bekommt, die einem Stadtmenschen nicht mehr bekannt sind. Deshalb ist es auch wichtig, dass man sehr pfleglich mit der Natur umgeht und den Müll nicht einfach über Bord wirft, sondern schön in den dafür vorgesehenen Mülleimer gibt. Bei so viel Sehenswertem sollte man nie die anderen Boote vergessen und vor allem die Back- und Steuerbordtonnen im Auge behalten. Denn schnell hat man mal das Boot in eine Untiefe gesteuert, was dann zu erheblichen Problemen führen kann. Vor allem könnte es die Urlaubskasse unnötig belasten. Beim Befahren von Schleusen sollte man immer die Ampel im Auge behalten, da es da auch Regeln gibt, die das Ein- und Ausfahren von Schleusen bestimmt. Es kann auch vorkommen, dass ein starker Wind weht. Es ist deshalb auch notwendig, die richtige Bekleidung dabei zu haben, auch im Sommer. Jeder, der mit dem Hausboot durch die Kanäle gefahren ist, merkt, wie ihn auf einmal eine innere Ruhe ergreift... Diese Hausboot-Tour ist eine recht preiswerte Sache. Für eine Woche um die 600 € in der Nebensaison. Wenn man das durch mehrere teilen kann – ein Schnäppchen. Das Selbstversorgen ist auch nicht teuer. Na dann, Leinen los… Text & Fotos: Johann Kreiter PARAPLEGIKER 1/12 43 unterwegs Schnuppertauchen: Berauschendes Gefühl Zuerst wird im Hallenbad trainiert. Tauchen und die Unterwasserwelt faszinieIn diesem Jahr möchte der IAHD (International Association for Handicapped Divers) das Erlebnis „Tauchen“ mit all seinen psychischen und physischen Vorteilen für Menschen mit Behinderung deutlich bekannter machen. ren vielen Menschen nicht nur in Deutschland. Aber für Menschen mit Behinderung hat es noch ganz andere Vorteile. Auf der einen Seite sind es Auswirkungen auf den Körper: • Aufbau einzelner Bewegungsfunktionen • Aufrechterhaltung der Bewegungsfunktionen • Bessere Durchblutung • Stärkung des Muskelgewebes • Verbesserung der Koordination • Verbesserung der Atmung Aber es gibt auch die andere Seite. Die mentalen Auswirkungen. Tauchen fördert das Vertrauen in die eigene Fähigkeit. Man beherrscht einen Sport, den nur zehn Prozent der Bevölkerung ausüben kann und der entscheidende Punkt: Man ist unter Wasser einem Fußgänger gleich gestellt. In der Regel bewegt man sich frei, benötigt keine Hilfe im dreidimensionalen-Raum. Das stärkt das Selbstvertrauen und setzt Glückshormone frei. Viele Taucher mit Behinderung entwickeln gerade durch das Tauchen eine neue Lebensfreude und entdecken für sich eine neue Lebensqualität durch eine echte Integration. Behinderte Menschen und nicht behinderte tauchen gemeinsam ab. Dieses Erlebnis 44 PARAPLEGIKER 1/12 möchte der IAHD mit seiner Aktion in ganz Deutschland ermöglichen. Die IAHDRegionalmanager und die IAHD-Tauchlehrer bieten den Vereinen für Behindertensport vor Ort ein „Schnuppertauchen“ an. Tauchen einfach mal testen, ohne großen Aufwand oder überzogenen Kosten in einem Hallenbad vor Ort. Jeder Verein, egal welche Sportart kann sich melden. Unsere Regionalmanager bzw. lokalen Tauchlehrer kommen mit einem Team in das Hallenbad vor Ort und jeder kann nach einer kurzen Einweisung mit einem erfahrenen Begleiter einmal abtauchen und das Gefühl des Schwebens und der Freiheit kennen lernen. Interessierte Vereine können sich an die IAHD wenden (Kontakt siehe Textende). Tauchen im Roten Meer Der IAHD wird auch dieses Jahr wieder zwei Tauchreisen für Menschen mit Behinderung organisieren. Die erste Reise führt zu einem Tauchparadies nach El Gouna am Roten Meer. Hier warten wunderschöne intakte Riffe und mit etwas Glück eine Schule mit Delphinen. Neben den vielen bunten Fischschwärmen gibt es die Möglichkeit, drei spannende Wracks zu erkunden. unterwegs gleitet. Beide Begleiter haben eine entsprechende Qualifikation im Tauchen mit Menschen mit Behinderung. Auch für Einsteiger in den Tauchsport sind beide Reisen optimal. Ein spezielles mehrstufiges Programm führt jeden Aspiranten an den Tauchsport heran. Letztlich kann das bis zum einem Tauchschein mit internationaler Anerkennung führen. Weitere Info: IAHD Freddy Gaubitz mobil 01 72-24 95 105 eMail: [email protected] Lift für ein speziell ausgerüstetes Tauchboot am Roten Meer. Die Fahrt zu den Spots erfolgt mit einem Tauchboot, das die besonderen Anforderungen von Menschen mit Behinderung erfüllt: Breite Türen zum Salon, ein Lift, um ins Wasser zu gelangen und vieles mehr. Ein rollstuhlgerechtes Hotel mit 14 behindertengerechten Zimmern und die Tauchbasis befinden sich direkt an der Lagune von El Gouna. Anzeige Zawattzkky macht Za mach ht mo mob bil Zawatzky mobil bil in inno inn no ova va vativ ativv ł durchdacht durchda chdach chtt łiindividuell cht indiv indivi individu individue d vid vidu dueelllll iinnovativ nnovativ ndividue Die kleine Schwester von Malta Die zweite Reise führt uns nach Gozo, der kleinen Schwester von Malta. Hier sind abwechslungsreiche Unterwasserlandschaften, Grotten und kleine Höhlen zu finden. Dazu das berühmte Azur Window und der Inland Sea, ein Salzwassersee, der durch einen geschlossenen Kanal mit dem Meer verbunden ist. Jeder Taucher ist fasziniert von dieser phantastischen Topografie mit ihrem außergewöhnlichen Licht. Hinzu kommen die Schwärme von Mittelmeerfischen, Muränen und Zackenbarsche. Auf Gozo haben wir eine behindertengerechte Einrichtung gefunden, die wir wie ein großes Apartment nutzen können. Unter anderem befindet sich auch ein Hallenbad mit Lift in der Anlage und ein Fitnessraum. Die Reisen werden von zwei erfahrenen Tauchprofis be- hEHU]HXJHQ6LHVLFK YRQXQVHUHQ8P EDXWHQEHVXFKHQ 6LHXQVHUH Jubiläumsveranstaltunge Jubiläumsveranstaltungen 50 Jahre Zawatzk Zawatzky: 21.4.2012 Meckesheim Meckes 12.5.2012 Köln ł.I] .I]$QSDVVXQJHQEHL .I]$QSD $QSD 0RELOLWlWVHLQVFKUlQNXQJ 0RELOLWl ł ł 6SH]LDOIDKUVFKXOH 6SH]L ł)DKUEHJXWDFKWXQJ )DK 6 6HUYLFHSDUWQHU % %UDXQVFKZHLJ $XJVEXUJ 'UHVGHQ :HLWHUH6HUYLFHSDUWQHUDXI$QIUDJH ® ZZZ]DZDW]N\GH 0HFNHVKHLPEHL+HLGHOEHUJ 06226 )DKUVFKXOH1HFNDUJHPQG .|OQ0OKHLP 9217-0 06226 9217-0 0221 297204-11 bericht Die Initiative tanzIlKLJ: Vielfalt, nicht nur schöne Körper „ Im Tanz – aber nicht nur im Tanz – beschäftigt mich: Wie kann das Einmalige eines jeden Körpers lebendig werden? Wie kann das Besondere der jeweiligen Bewegungsweise zur Geltung kommen? Wie kann daraus ein berührendes Ganzes werden? Tanzen ist für mich Hingabe an den Körper, an die Bewegung und an die Beziehung.” D iese Worte stammen von Bernhard Richarz, dem Initiator von tanzfähig Berlin. Erst im Laufe einer längeren Zeit hat er seinen heutigen Zugang zum Tanz und zu seinem Körper gefunden. Infolge einer Polioerkrankung lebt er seit 1963 mit einer eingeschränkten Beweglichkeit in einem Bein. Den ersten Kontakt mit dem Tanzen hat er während seiner psychotherapeutischen Weiterbildung, als es um die Frage geht, wie man den Tanz in Form von freien Bewegungen stärker in die Psychotherapie einbringen kann. „Es ging dabei nicht um schöne Bewegungen im klassischen Sinne, sondern darum, dass der Körper durch den Tanz spricht, dass die entsprechende Person dadurch etwas mitteilen kann. Das hat mich sehr angesprochen, aber ich war noch sehr zurückhaltend.“ Irgendwann während seiner Weiterbildung wagt er diesen Schritt dennoch, als den Teilnehmern die konkrete Aufgabe gestellt wird, sich nach selbstgewählter Musik so zu bewegen, wie einem zumute ist. Als Bernhard Richarz in den Kreis der Tanzenden tritt, ist er zunächst voller Angst und er bemerkt, dass seine Bewegungen so nicht stimmen. Doch die kritische Rückmeldung seines Ausbilders, der ihm unumwunden sagt, dass 46 PARAPLEGIKER 1/12 seine Bewegungen ihn an krankengymnastische Übungen erinnern würden, schüchtert ihn nicht ein. „Das wollte ich mir nicht sagen lassen.“ Statt aufzugeben, fühlt Richarz sich ermuntert, mehr zu tun. Und er erhält die volle Unterstützung seines Anleiters, sich weiterhin zu bewegen und zu tanzen. Vom Workshop bis zum Video In den nächsten Berufsjahren hat Bernhard Richarz kaum noch Gelegenheit zum Tanzen. Erst 2003 im Rahmen der Sommeruni Bremen findet er neue Anknüpfungspunkte. Er nimmt an einem Workshop zu DanceAbility teil, einer einzigartigen Tanzmethode, die 1987 von Alito Alessi und Karen Nelson geschaffen wurde und auf der Überzeugung basiert, dass jeder Mensch tanzen kann. Jeder Körper, so der Leitgedanke, habe Fähigkeiten und Einschränkungen, aber weder das Eine noch das Andere definiere das Potential eines Menschen zum Tanzen. So baut DanceAbility nicht auf den Unterschieden, sondern auf den Gemeinsamkeiten der Menschen auf und nutzt improvisierten Tanz zur Förderung des künstlerischen Ausdrucks zwischen Menschen mit und ohne Behinderung. bericht heit den Tanz zugänglich machen. Es bezieht sich auf DanceAbility und andere Formen des zeitgenössischen Tanzes und der Improvisation und gibt damit Tänzerinnen und Tänzern mit unterschiedlichen körperlichen, geistigen und seelischen Voraussetzungen die Möglichkeit, voneinander zu lernen und miteinander zu wachsen. „Es geht dabei nicht um Tanz für Menschen mit Bernhard Richarz findet in dieser Tanzform mehr und mehr einen freundlichen Zugang zu seinem Körper. Er möchte DanceAbility auch in Berlin weiterbetreiben, denn hier lebt und arbeitet er seit 1999 in einer eigenen Praxis als Psychoanalytiker und Gruppentherapeut. Doch in der Hauptstadt findet er kein Angebot. So belegt er zunächst 2005 einen weiteren Workshop bei zwei DanceAbility-Lehrerinnen aus Innsbruck und lässt sich 2006 in Wien in einem vierwöchigen Lehrgang selbst zum DanceAbility-Teacher ausbilden. Bald darauf ruft er tanzfähig Berlin ins Leben und setzt es von 2007 bis 2009 zuerst mit Hilfe von Kolja Seifert um. Seit Mai 2010 erhält die Initiative in der intensiven Zusammenarbeit mit der Tanz- und Musikpädagogin Evelyne Wohlfarter ihre jetzige Ausrichtung. „Ich bringe verschiedene Persönlichkeiten zusammen“, sagt Evelyne Wohlfarter über diese Zusammenarbeit, „die sich jeweils auf ihre Weise bewegen. Natürlich sieht man auch die Behinderungen. Vielleicht ist das Ungewöhnliche, dass das Ungewöhnliche im Tanz nicht mehr ungewöhnlich erscheint.“ Behinderung“, erklärt Bernhard Richarz nachdrücklich. „Es geht darum, den Tanz durch körperliche Vielfalt zu bereichern. Tanz profitiert von Vielfalt, nicht nur von schönen Körpern. Es geht darum, Freude zu empfinden, Gefühle zu zeigen, es geht um Leidenschaft und um Bewegungen, die nicht den üblichen entsprechen.“ Im vergangenen Jahr entstand nun in der Kooperation mit Sushma U. Gütter und Josh Winiberg sowie mit vielen anderen helfenden Händen, Köpfen und Ohren „Triptychon“, die erste TanzVideo-Produktion von tanzfähig Berlin. Dieser 13-minütige Video-Tanz ist ein eindrucksvolles Spiel mit dem Raum: dem äußeren Raum der Berliner Elisabethkirche und dem inneren Raum, den die drei Tanzenden sich geben. Sein formaler Aufbau entspricht der inhaltlichen Gestaltung. Gehend, hinkend und rollend finden sich die drei Tänzerinnen und Tänzer in den jeweils anderen wieder und werden zugleich in ihren Eigenheiten erkennbar. Und er gesteht, dass es ihn lange viel Überwindung gekostet habe, seinen Körper im Tanz zu zeigen, anderen Menschen Einblicke zu gewähren. Durch den Tanz aber sei es ihm gelungen, seinen eigenen Körper wesentlich besser anzunehmen. „Als ich 2003 mit DanceAbility begann, habe ich noch in einem tiefen Konflikt mit meinem Körper gestanden. Jetzt ist er in Ordnung, so wie er ist. Ich bin insgesamt im Alltag viel ungezwungener und offener geworden und habe nicht mehr das Gefühl, etwas verbergen zu müssen.“ Offener im Alltag Text: Margit Glasow Fotos: tanzfähig www. tanzfähig.com tanzfähig Berlin möchte mit seinen Angeboten Menschen in all ihrer körperlichen VerschiedenPARAPLEGIKER 1/12 47 unterwegs Hippotherapie in Ecuador (I) : Die Einladung war mir schon vor einer ganzen Weile ins Haus geflattert. Eine Münchnerin, Heidi Paliz, hatte vor Jahren im fernen Ecuador, in der Provinz Pichincha die Fundación Am-EN (Amor y Energía deutsch: Stiftung Liebe und Energie) errichtet. Diese gemeinnützige Stiftung bietet Therapie für Kinder und Erwachsene mit Körperbehinderung wie Cerebralparese oder mit Sinnesbehinderung an. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Anwendung der Hippotherapie als Form des Therapeutischen Reitens in Kombination mit konventioneller Therapie wie Physiotherapie an. Auf dem Rücken der Pferde Therapiepferde in ihrer Freizeit… N un war ich eingeladen worden, das Projekt in den Anden zu besuchen. Just in jenen Wochen des Jahres, wenn gewöhnlich das trübe Novembergrau jegliche Aktivität im Ansatz in Lethargie zu verwandeln droht, erinnerte ich mich wieder daran. Mir gefiel die Aussicht, einige Zeit in Äquatornähe, im Tal von Tumbacu, in der Wärme zu verbringen. Na, dann los! Impfungen waren nötig, einen Flug für Anfang Februar buchen, Informationen einsammeln über Land und Leute, die Sprache Spanisch – ein Wörterbuch musste her, ein Sprachkurs auch. Die Reise begann mit einem Flug nach London-Stansted. Dort war nachts etwas Zeit, zum Flughafen London Heathrow zu wechseln, 12 Stunden. Beim nächsten Stopp in Miami waren drei Stunden zum Umsteigen eingeplant. Da ich das Gepäck selbst transportieren musste, wurde mir auch nicht langweilig. 48 PARAPLEGIKER 1/12 In Quito Endlich in Quito, am Nachmittag, stand ich am Gepäckband und beobachtete, wie all die fremden Koffer und Taschen ihre Runden drehten, bis sie schließlich herunter gewuchtet und davon geschleppt wurden. Mein Gepäck hingegen war nicht dabei. Ich konnte froh sein, durfte mich doch ohne lästigen Ballast auf den Weg machen… Vorher nur noch zum Serviceschalter, eine Suchmeldung aufgeben. Dort lernte ich, dass das spanische Wort mañana für „morgen“ auch eine beliebte Redewendung ist und so etwas wie „nur die Ruhe“ bedeutet. Tage später erst sollte mein Gepäck in Quito eintreffen, dabei auch mein Gastgeschenk, eine Longiergerte. Die Ankunftshalle des Flughafens war indessen fast völlig leer und ich hatte keine Mühe, die junge Frau zu erkennen, die zu meiner Begrü- unterwegs Der Rio Chiche. Stachelige Kakteen am Wegesrand… ßung dort erschienen war. Wir machten uns bekannt und Katja, auch aus Deutschland, erzählte mir schon etwas über ihren Alltag, bevor wir uns in einen Bus quetschten. hörten ein Winseln und meine Begleiterin deutete nach oben, wo vom angrenzenden Dach zwei Hunde hechelnd auf unser Essen stierten, aus den hungrigen Mäulern der Geifer triefend. Die Fahrt nach Tumbaco dauerte knapp eine halbe Stunde und gab die Gelegenheit, die Gegend zu bestaunen. Anschließend sollte uns ein längerer Fußmarsch in ein abseits gelegenes Tal am Fluss Rio Chiche führen, wo sich das Ziel der Reise befindet. Wir gingen durch die engen Straßen von Tumbaco, vorbei an üppigen Auslagen von Obst und Gemüse, umfangen vom Duft verschiedenster Gewürze und Blumen. An einer Ecke lagen Bananen auf dem Grill und mir fiel auf, dass nicht Seitenstiche mich plagten, sondern bohrender Hunger. Entgegen der allgemeinen Warnung, im Ausland lieber nichts auf der Straße zu essen, gesellten wir uns mit unseren Bananen zu den anderen Gästen auf eine Bank, halb unterm Zeltdach im Hof. Wir Gesättigt gingen wir weiter, aus der Stadt hinaus, vorbei an knorrigen Bäumen mit fremdartigen gelben Früchten, von denen zu essen ich mir nicht verbieten wollte, vorbei an von üppigem Grün bewachsenen Mauern, an Felsen, an Blüten, die ich nicht einmal aus Büchern kannte und Katja erzählte mir, der Fremden, eine unglaubliche Geschichte, ihre Geschichte. Schwerfällig sprach sie, fast tonlos, ihr Gang wurde unsicher dabei und ich fragte mich insgeheim, wie sie, so sichtlich unbeholfen, wohl hierher geraten sei. Schwerfällig sprach sie, fast tonlos, ihr Gang wurde unsicher dabei und ich fragte mich insgeheim, wie sie, so sichtlich unbeholfen, wohl hierher geraten sei. Sie sei Autistin, Asperger meint sie, sprach vom Mobbing in der Schule. Von Kränkungen, die nicht einmal aufhörten, als sie schließlich in eine Sonderschule kam, von PARAPLEGIKER 1/12 49 unterwegs Ablehnung, die sie auch von der Lehrerschaft erfuhr, von ihrer Oma, der sie zu langsam und ungeschickt war und die ihr das öfter als genug überdeutlich zu verstehen gegeben hatte. Ihr Mittlerer Schulabschluss war so gut, um das Abitur zu machen, jedoch konnte sie keine Schule finden, die sie aufnehmen wollte. Besucherin inmitten blühender Bougainville vor dem Büro der Stiftung. Während sie weiter erzählte von ihrem Wunsch, einige Zeit im Ausland zu verbringen wie ihre große Schwester, die ein Schuljahr lang in den USA gewesen war, gewann Katja Haltung. Ihre Stimme hatte jetzt Farbe und Klang, Leidenschaft bei der Schilderung ihrer Begeisterung für Pferde und der Suche nach einer Möglichkeit, mit Pferden zu arbeiten. Im Internet hatte sie dieses gemeinnützige Projekt gefunden, das Reittherapie für behinderte Menschen anbot und wo sie bei der Versorgung der Pferde arbeiten und auch bei der Therapie assistieren sollte. Ihre Bewerbung wurde akzeptiert, ein Vertrag unterzeichnet und nach einem zweiwöchigen SpanischKurs war sie weit gereist. Hier, an diesem Ort in Südamerika fühle sie sich gut, das erste Mal im Leben anerkannt und respektiert, glücklich. Wir erreichten einen Punkt des Weges, von dem aus man bei einem Blick ins Tal unser Ziel tief unten sehen konnte. Derweil hatte ich wieder Worte und konnte meiner Begleiterin mitteilen, wie sehr mich ihre Beharrlichkeit beeindruckt und dieser Mut, allein solch eine Unternehmung zu wagen. Beinen wollte ich nur noch ins Bett, nichts mehr sehen, als nur meine Augenlider von innen. Morgens 3/4 sechs, kurz vor Sonnenaufgang war die Nacht zu Ende, als ich hörte, wie Volontäre bereits aus dem Haus eilten. Später erfuhr ich mehr über den Alltag in der Fundación, dass abwechselnd jeweils zwei Volontäre vor dem eigentlichen Arbeitstag die Pferde füttern. Der Tag begann dann erst richtig beim gemeinsamen Frühstück mit Blick auf den Garten. Dabei hatten wir Gesellschaft. Ein Kolibri schwirrte um die Blüten, leider viel zu geschwind für ein Foto. Vor meinem Treffen mit Heidi Paliz, das für den Vormittag geplant war, führte mich Katja wie versprochen herum und zeigte mir alles. Allein die Landschaft war überwältigend. Die Fundación lag mitten in einem wild bewachsenen Tal, durch das sich der Fluss schlängelte. Blumen, die man daheim mühsam in Töpfen oder Glashäusern kultiviert, um sich an den Blüten zu erfreuen, wie die Bougainville und die „Schwarzäugige Susanne“, wucherten hier üppig. Neben der Pferdekoppel entdeckte ich oben an einer riesigen Ansammlung von Opuntien sattgelbe Früchte, von denen ich gelesen hatte, dass sie sehr lecker seien. Das musste ich auf der Stelle versuchen! Ich reckte mich also danach, ergriff eine Frucht, verlor die Balance und schon lag ich mitten drin im Kaktusgebüsch. Es fühlte sich an, als hätte ich nun mindestens so viele Dornen, wie diese stacheligen Biester. Noch Tage später freuten sich alle Bewohner, mir abwechselnd ihre Hilfe beim Herausziehen der Dornen anzubieten. Aber ich hatte die begehrte Frucht und dann auch noch im Mund Stacheln. Lecker war sie tatsächlich. Die Fundación Nach einem recht steilen Abstieg, einer Abkürzung, wie Katja mir verriet, waren wir endlich da und wurden bereits erwartet. Zwei Hunde und eine Eselin mit ihrem Fohlen standen an der Einfahrt, um zu schauen, wer da wohl eintraf. Im Quartier der Volontäre, wo auch ich übernachten sollte, traf ich Mareike aus Holland, Inga aus Österreich, Holger aus Norwegen und eine Dusche, die ich in dieser Wildnis überhaupt nicht erwartet hatte. Es war rasch dunkel geworden, was in Äquatornähe stets gegen 18 Uhr geschieht. Nach über 24 Stunden auf den 50 PARAPLEGIKER 1/12 Inzwischen war Heidi Paliz eingetroffen. Sie musste wohl schon eine Weile dort am Gatter gestanden haben, mein Beitrag zur allgemeinen Erbauung war ihr wohl nicht entgangen. Sie ließ mich noch die Therapieräume und den Seminarraum ansehen, bevor wir in ihrem Büro bei einem Kaffee Platz nahmen, um über die Schönheit des Landes, Pferde, Hippotherapie und ihr Lebenswerk, die Fundación Amor y Energía zu sprechen (Fortsetzung folgt). Text & Fotos: Christiane Jähnichen markt CARPOINT mobilzentrum In Künzell, einem Vorort von Fulda, hat die Firma CARPOINT mobilzentrum ihren Sitz. Seit 2008 wird hier die gesamte Palette der Fahrzeugumrüstungen bedient. Vom Lenkraddrehknopf bis zur Rollstuhlverladung finden sowohl Aktiv- als auch Passivfahrer für jedes Problem der Fahrzeugumrüstung eine Lösung. K undenorientiertes Arbeiten steht bei CARPOINT im Vordergrund. So wird gemeinsam mit dem Kunden eine maßgeschneiderte Komplettlösung aus einer Hand gefunden. Hierzu bietet die Firma ein vollständig ausgestattetes und umgerüstetes Vorführfahrzeug an, bei dem Hilfen wie z.B. die EDAG RollstuhlLadehilfe, VEIGEL Handbedienung, LENKOK Multifunktionsdrehknopf, elektronisches Linksgas sowie eine Umsetzhilfe, etc. im heimischen Umfeld getestet und ausprobiert werden können. zu Hause durchgeführt werden können. In Notfällen ist das Team auch an den Wochenenden und Feiertagen erreichbar. Kontakt: CARPOINT mobilzentrum GbR Schulstraße 37 • 36093 Künzell tel 06 61-96 21 09 05 eMail: [email protected] www.carpoint-mobilzentrum.de Anzeige Die Vereinbarung eines kostenlosen und unverbindlichen Beratungstermins ist jederzeit per eMail ([email protected]) oder über die Service-Hotline (06 61-96 21 09 05) möglich. Kernkompetenz des CARPOINT mobilzentrums sind Sonderanfertigungen der EDAG RollstuhlLadehilfe. Hier werden ganz spezielle Wünsche und Vorstellungen der Kunden realisiert. Das Team arbeitet deshalb permanent an der Erweiterung der Modellpalette, die für einen Ein- bzw. Umbau in Frage kommt. Mögliche Fahrzeuge sind hier z.B. die Mercedes E-Klasse T-Modell, der Renault Laguna III Grandtour, FORD Galaxy, sowie der SKODA Superb Kombi. Weitere Modelle werden auf Kundenanfrage gern geprüft. 50 Jahre HOYER hilft heben … ken me c De yste ts Lif bile er Moenlift d Bo Auch für den Passivfahrer ist gesorgt, so werden hier auch Hilfen, wie z.B. Schwenksitze und Rollstuhlverladungen für den Kofferraum angeboten. Für ihre Kunden bieten die Mitarbeiter des CARPOINT mobilzentrums einen besonderen Vorort-Service an, bei dem Reparaturarbeiten an Umbauten, sofern dies technisch möglich ist, HOYER GmbH · Industriepark HOYER Elsa-Brandström-Straße 7 · 35510 Butzbach Tel. 06033 9652-0 · Fax 965252 · www.hoyer-lifter.com markt Caddy Selbstfahrer: Fahrspaß und Fahrkomfort Nach umfangreichen und intensiven Tests und Prüfungen hat die Volkswagen AG PARAVAN jetzt die sogenannte „UBB“ (Unbedenklichkeitsbescheinigung) für den Paravan CaddyUmbau für Selbstund Beifahrer erteilt. PARAVAN ist damit offiziell als geprüfter Partner der Volkswagen AG gelistet. „ Natürlich sind wir sehr stolz auf dieses Testurteil, dokumentiert es doch wieder einmal die hohe Qualität und Innovationskraft, die in unseren Mobilitätslösungen zum Wohle behinderter und bewegungseingeschränkter Menschen steckt“, so PARAVAN-Geschäftsführer und Inhaber Roland Arnold. Fahrspaß, Flexibilität und Fahrkomfort für Menschen im Rollstuhl. Das sind die Merkmale, die bei der Entwicklung des behindertengerechten Caddy-Umbaus bei PARAVAN höchste Priorität genießen. Ein tiefer gelegter Fahrzeugboden von vorn bis hinten sowie von links nach rechts, Barrierefreiheit und jede Menge Raum für mehrere Rollstühle sind das Markenzeichen des PARAVAN-Caddys. Rollstuhl auf die Fahrerseite, Autositz auf der Beifahrerseite oder umgekehrt, mit dem cleveren und flexiblen Sitzkonzept ist ein Fahrerwechsel mit wenigen Handgriffen unkompliziert realisiert. Die starre Rückbank der Serienversion wird durch zwei integrierte Schwenk-Klappsitze ersetzt. Dadurch ist das Ein- oder Ausfahren in das Fahrzeug bequem und ohne Hindernisse möglich. PARAVAN sieht seinen Caddy-Umbau als intelligentes Gesamtkonzept, als Zusammenspiel optimal aufeinander abgestimmter Komponenten. Dazu gehört zum einen der evolu- 52 PARAPLEGIKER 1/12 tionäre PARAVAN Rollstuhl PR 50, als einziger Rollstuhl mit integriertem Gurtsystem und orthopädischem Spezialsitz – in dieser Zusammensetzung der einzige Elektro-Rollstuhl, der die EU-weite Zulassung als Autositz besitzt. Weitere wichtige Bestandteile sind der Paravan-Caddy-Umbau für Fahrer-und Selbstfahrer sowie das Verbindungsstück zwischen diesen Komponenten, die PARAVAN-Dockingstation. Das gesamte Paket aus Rollstuhl, Dockingstation und Fahrzeugumbau ist Crash-Test-erprobt und -bestanden nach ECE-R 17 Richtlinie und zugelassen analog §35a StVzO. Komplettiert wird diese einmalige Mobilitätslösung durch das digital elektronische Fahr- und Lenksystem „Space Drive“. Das mehrfach redundante und innovative Drive-By-Wire-System ermöglicht selbst Menschen, die nur noch über geringe Restkräfte verfügen, das komfortable Fahren ganz ohne Lenkrad und Pedale, bequem über Joystick oder Minilenkrad. Für noch mehr Fahrkomfort können Kunden ab sofort auch auf die neue PARAVAN-Luftfederung zurückgreifen. Das neue exklusive Federungskonzept ist optional für alle Heckeinstiegs- oder Selbstfahrerlösungen lieferbar. Im Gegensatz zur bisher verbauten Hydraulik bietet die Luftfederung viele Zusatzvorteile. Der deutlich verbesserte Fahrkomfort sorgt für ein schmerzschonendes und entspanntes Fahren für behinderte oder altersbedingt bewegungseingeschränkte Menschen, sowohl bei der Heckeinstiegs- als auch bei der Selbstfahrerlösung. Gleichzeit lässt sich das System kinderleicht auf Knopfdruck bedienen und sorgt in jeder Alltagssituation für ausreichend Bodenfreiheit durch Anheben oder Absenken des Fahrzeugs (bis zu 5 cm). Tiefgarageneinfahrten stellen zukünftig kein Problem mehr dar. Auch bei voller Beladung bleibt die Bodenfreiheit über das gesamte Fahrwerk mit höchstem Komfort erhalten. Die vielfach bewährte Technik aus dem Automobil-Rennsport ist weitestgehend wartungsfrei und auch bei kühlen Temperaturen absolut zuverlässig. Ganz allein ohne fremde Hilfe mit dem eigenen Auto mobil sein – ein Anbieter aus der Nähe von Braunschweig macht dies mit einem neuartigen Rollstuhl ohne Fahrzeugumbau nun möglich. „Obwohl ich noch die Schritte vom Kofferraum bis zum Fahrersitz gehen kann, konnte ich noch nie meinen Rollstuhl selbst ins Auto laden“ beschreibt Inge Lenz, die Mutter eines der beiden Erfinder des neuen Rollstuhls, ihre tägliche Situation. „Die Dinger sind einfach zu schwer und zu unhandlich!“ Genau diese missliche Lage nahmen Dietmar Lenz und Lutz Kadereit, die beiden In- haber der SITZ!GMBH aus Wolfsburg, unter die Lupe. „Als wir im Rahmen einer Technik-Recherche auf eine neue Magnesiumlegierung stießen, war für uns schnell klar: Daraus bauen wir meiner Mutter einen Rollstuhl, den sie allein mit einer Hand ins Auto bekommt! Wir haben dann Konzepte erarbeitet, das Ganze als Innovationsprojekt mit Förderung des BMWi entwickelt und mit Hilfe mehrerer Rollstuhlfahrer für die Serie optimiert“ führt Kadereit weiter aus. Das Ergebnis ist ein Aktivrollstuhl, der durch eine Kombination aus niedrigem Gewicht, kompakten Abmessungen und patentierter Aufstellfunktion nicht nur Frau Lenz ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Mit ein paar Handgriffen ist der sessio, so der Name des Rollstuhls, zusammengeklappt und verladen – ohne Hilfe. Nachdem die Konstrukteure im Rahmen der Vorstellung auf der RehaCare 2010 einen deutlichen Zuspruch für ihre Idee erhielten, fassten sie erstmals die eigene Herstellung ins Auge. Nach Durchführung aller erforderlichen Tests und Vorbereitungen begann im Juli 2011 die Serienherstellung des sessio in eigenen Räumen im Landkreis Gifhorn. Jeder Rollstuhl wird genau nach den Bedürfnissen des Kunden angefertigt. Nach der erfolgreichen Markteinführung im Juli feierten die Isenbütteler bei der RehaCare 2011 einen großen Erfolg. Inzwischen wurde die sessio-Palette bereits erweitert, und zwar um ein XL-Modell mit Radstandverlängerung sowie um eine XS-Variante mit Sitzbreiten ab 30 cm und hochgelegter Fußstütze. Erhältlich ist der sessio in jedem qualifizierten Sanitätshaus sowie direkt bei der SITZ!GMBH in Isenbüttel. PRELOLWlWOHLFKWJHPDFKW Faltbares Fliegengewicht Anzeige markt VXSHUOHLFKW VXSHUNRPSDNW +DQG %HGLHQXQJ HUKlOWOLFKLQ,KUHP 6DQLWlWVKDXV RGHULP VHVVLRFHQWHULVHQEWWHO PDOHUVWUD LVHQEWWHO ZZZVLW]VHVVLRGH LQIR#VLW]JPEKGH NRVWHQORV PDGHLQJHUPDQ\ E\6,7=*0%+ markt Am 13. Mai bei PRO ACTIV: Handbike Cup 2012 Zum siebten Firmenfest unter dem Motto „Funday on Sunday“ mit viel Sport, Spaß und Unterhaltung laden die Firmen PRO ACTIV Reha-Technik GmbH, Boxer Motor & Klassische Automobile und der Rollstuhlsport- und Kulturverein (RSKV) Tübingen ein. B eginn der Veranstaltung ist am Sonntag, den 13. Mai 2012 um 9.30 Uhr im Gewerbegebiet Hofstätt in Dotternhausen. Auf dem Tagesplan stehen ein umfangreiches Kinderprogramm, die Besichtigung des Werkes von PRO ACTIV und als Höhepunkt wird der PRO ACTIV Handbike-Cup veranstaltet. Andreas und Jörg Sättele, geschäftsführende PRO ACTIVGesellschafter, sind ihren Kunden für das langjährige Vertrauen dankbar. 54 PARAPLEGIKER 1/12 PRO ACTIV organisiert zum fünften Mal das Handbike-Rennen in Dotternhausen. Das Rennen hat sich als besonderes Highlight in der Handbikeszene etabliert und ist bei vielen Athleten ein fester Termin in der Saisonplanung. Das Rennen zählt zur Wertung in der deutschen NHC-Serie, was für viele ein weiterer Ansporn sein dürfte, hier dabei zu sein. Der Kampf um die Punkte und Preisgelder wird auf einem flachen und damit sehr schnellen Rundkurs von 3,2 km Länge ausgetragen. Aufgrund der Streckenlänge und einer Durchschnittsgeschwindigkeit der Spitzengruppe von über 40 km/h können die Zuschauer mindestens zwölf spannende Runden hautnah mit verfolgen. Der Start ist auf 11 Uhr angesetzt. Weitere Informationen und die Anmeldung zum Rennen sind zu finden unter www.reha-events.de. Hinweis: Aufgrund der frühzeitigen Streckensperrung sollten Zuschauer bis spätestenes 9.45 Uhr ihren Parkplatz gefunden haben. Eine Besichtigung des Werkes PRO ACTIV lohnt sich. PRO ACTIV hat am Standort Dotternhausen eine Produktion mit einer Fertigungstiefe von über 70 %. Es werden nahezu alle Bauteile der Produkte im eigenen Haus gefertigt. Erst daraus ergibt sich die Kompetenz, spezielle Bedürfnisse der Rollstuhl- und Handbikekunden im Detail umsetzen zu können. Diese hochmoderne Fertigung kann am 13. Mai ganztags besichtigt werden und das PRO ACTIV Fachpersonal steht für Fragen zur Verfügung. In diesem Jahr freut sich PRO ACTIV besonders auf das Firmenfest und den Handbike-Cup, da dieses Jahr das 20 jährige Firmenjubiläum von PRO ACTIV gefeiert wird. PRO ACTIV RehaTechnik GmbH ist bereits seit 20 Jahren als innovativer Hersteller von Rollstühlen, Handbikes, Zug- und Vorsatzgeräten am Markt erfolgreich tätig. Daher möchten die Geschäftsführer Andreas und Jörg Sättele mit diesem geselligen Beisammensein ihren Kunden, Partnern und Freunden für das langjährige Vertrauen danken. PRO ACTIV Reha-Technik GmbH Im Hofstätt 11, 72359 Dotternhausen tel 0 74 27-94 80-0 eMail: [email protected] www.proactiv-gmbh.de markt REHA Group Automotive: Individuelle Lösungen für Aktiv- und Passivfahrer Hilden bei Düsseldorf – eine nette Stadt mit netten Leuten. Dazu gehört auch Ralf Philipps, seit rund zweieinhalb Jahren Geschäftsführer der Reha Group, die hier ihren Hauptsitz hat. In dieser relativ kurzen Zeit hat er das Unternehmen wieder auf Erfolgskurs gebracht – nicht zuletzt mit Unterstützung eines großen Partners, der Kirchhoff Gruppe in Iserlohn. Ein Familienunternehmen mit langer Tradition – man feierte gerade das 225 jährige Firmenjubiläum. S eit es Automobile gibt, entwickelt und fertigt die Kirchhoff Gruppe Metall- und in jüngster Zeit auch Hybridstrukturen für die Fahrzeugindustrie. Aus dem Hersteller von Einzelteilen wurde ein international anerkannter Lieferant von Modulen und Rohbaustrukturen und ist somit auch der optimale Investor für ein Unternehmen, das selber im Fahrzeug(um)bau tätig ist. Die neu gewonnene Finanz- und Innovationskraft bleibt nicht ohne (positive) Folgen. So kommen neben den bewährten Produkten namhafter Zulieferer auch immer öfter Eigenentwicklungen zum Einsatz, wie z.B. der Multikommander-IR. Als Premiumpartner der größten deutschen Automobilhersteller wie Opel, Volkswagen und BMW hat die Reha Group auch besondere Referenzen. Der hauseigene Caddy-Umbau ist z.B. der einzige, der vom Hersteller VW direkt lizensiert ist. Auch mit den ausländischen Herstellern wie FIAT, Renault oder Mitsubishi verbindet die Reha Group eine lange, vertrauensvolle Zusammenarbeit. So ist sie bundesweit der exclusive Vertriebspartner des Renault Kangoo Nivoplus, ein direkt vom Hersteller gefertigtes Fahrzeug mit absenkbarem Heck für ein wesentlich erleichtertes Einfahren mit dem Rolli. Die angebotene Fahrzeug- und Produktpalette ist fast grenzenlos, so dass sich für jeden Aktivund Passivfahrer eine individuelle Lösung nach Maß findet. Hier wird der potenzielle Kunde mit seiner Auswahl aber nicht alleine gelassen. Ihm stehen engagierte und qualifizierte Mitarbeiter zur Seite, um für jeden Fall die jeweils optimale Lösung zu finden. Dieses Leistungs- und Servicespektrum hat sich für das mittelständische Unternehmen ausgezahlt. Man konnte im vergangenen Jahr ein Umsatzplus von über 30 % im Vergleich zum Vorjahr erzielen, wie Ralf Philipps stolz verkündet. Doch das ist für ihn kein Selbstzweck. Im Mittelpunkt steht der Kunde, für den die eigene Mobilität trotz Behinderung oder Einschränkung ein wesentlicher Aspekt der Lebensqualität ist und bleiben soll. So legt Ralf Philipps auch großen Wert auf die Weiterentwicklung der Serviceleistungen und der Kundenbetreuung: „Zur Vertiefung der Kundenbindung haben wir bisher acht Produktberater eingestellt, die das bundesweite Service- und Vertriebsnetz unterstützen. Auch die sieben Standorte in Deutschland garantieren, dass die Mobilität unserer Kunden nicht an unserer Haustür aufhört.“ Die Reha Group bietet daher eine bundesweite Mobilitätsgarantie und einen Rundumservice, angefangen von der Planung des Fahrzeugs über den Umbau bis hin zu den Formalitäten mit den Kostenträgern. Ralf Philipps mit einem Prototypen. Umbau in der Luxusklasse mit Einhandgas. PARAPLEGIKER 1/12 55 technik Mercedes E-Klasse T-Modell: Das sparsame Raumwunder Wenn Mercedes seine neuen E-Klasse-Kombis (T-Modell), hier in der Ausführung E 220 CDI BlueEFFICIENCY, mit „Eleganz schafft sich Raum“ vorstellt, ist das natürlich zunächst eine WerbeAussage. Inwieweit dieser Slogan durch die Realität bestätigt wird, soll in diesem Fahrbericht über etwa 1 200 Kilometer untersucht werden. ährend man beim Anlassen des eleDabei geht es einer- ganten Kombi noch Dieselgeräusche hört, ist seits um Geschmack davon beim ruhigen Dahingleiten nichts mehr und Emotionen, zu vernehmen. Wenn der Tacho bei 100 km/h andererseits aber steht, zeigt der Drehzahlmesser lediglich 1 800 natürlich auch Umdrehungen an. Bei 120 km/h sind es auch um die messbare nur 2 200 Touren. Bei dieser Fahrweise – die aber Wirklichkeit. gelegentliches starkes Beschleunigen und An- W fahren nach Bremsmanövern und nach Parken einschließt – ist ein Verbrauch von unter sechs Litern kein Problem. Bei einer Fahrt über Autobahnen, Bundes- und Landstraßen, zwei Besuchen und einigen Stopps bei Ortsdurchfahrten wurden über 486 Kilometern lediglich 5,4 Liter Diesel verbraucht. Der 85 Liter fassende Tank ermöglicht dadurch Fahren von deutlich über 1 000 Kilometern ohne Tankstopp. Durch viele elektrische und elektronische Helferlein ist dieses Auto wirklich sehr komfortabel, letztlich dadurch auch besonders sicher. Los geht es schon vor dem Einsteigen. Zum Öffnen der Tür ist die Handhabung eines Schlüssels nicht mehr nötig, der kann bei „KeylessGo“ 56 PARAPLEGIKER 1/12 Elegantes Auto: Der Mercedes-Kombi E 220 CDI BlueEFFICIENCY. immer in der Tasche bleiben. Das Anlassen und spätere Abstellen des Motors geschieht ebenso auf Knopfdruck wie das Abschließen aller Türen. Beim Fahren macht die Fünfgang-Tippschaltung viel Freude. Die kann man auf Automatik stellen und nur noch Gas geben und bremsen, oder man kann damit munter durch alle Gänge schalten. Das geht für jemanden, der seine Füße nicht einsetzen kann und dessen Hände dadurch reichlich zu tun haben, deutlich besser als mit Direktschalt-Getrieben. Elektronische Assistenten Eine weitere Technik für Komfort und Sicherheit ist die „Linguatronic“ genannte Sprachsteuerung für Navigation, Radio und Telefon mit der Möglichkeit, die Funktionen dieser drei Bereiche ohne der Gebrauch der Hände sicher zu steuern. Aber auch die automatische Licht Ein- und Ausschaltung, die Reifendruck-Kontrolle und der automatischer Scheibenwischer sind gute Techniken für sicheres und komfortables Fahren. Zur Sicherheit gehört auch, technik dass es über einen Spurhalte-Assistenten eine Vibration im Lenkrad gibt, wenn man über die durchgehenden Fahrbahn-Linien fährt. Und wenn man auf der Autobahn ein Fahrzeug im toten Winkel der beiden Außenspiegels hat, erscheint ein gut sichtbares Warndreieck im entsprechenden Spiegel. Wenn man dann den Blinker betätigt, wird man durch einen schrillen Pfeifton gewarnt. Einpark-Hilfe „Parktronic“ mit Sensoren vorn und hinten für sicheres Einparken. Die Ledersitze im Mercedes-Kombi sind außerordentlich vielfältig zu verstellen, können beheizt und belüftet werden, haben die MemoryPositions-Speicherung und eine Lendenstütze zur Entspannung des Rückens. Praktisch sind Ein besonders gut zu bedienender Tempomat mit den vielen Möglichkeiten der „Speedtronic“ Passt gut: Ergonomische, sichere und formal schöne Handbedienung von VEIGEL. gehören ebenso zu diesem Fahrzeug wie das Multifunktions-Lenkrad mit vielen Funktionen, eine Bluetooth-Telefon-Freisprech-Einrichtung, ein umfassendes Navigations-System und die Anzeige Platz satt: Beim Rennbike werden lediglich die Hinterräder abgenommen. auch die Scheinwerfer-Reinigungsanlage, die elektrische Verstellbarkeit der Außenspiegel und die automatisc he Abblendung des Innenspiegels. technik Genug Platz Als Kombi hat dieser Mercedes einen sehr großen, ebenen und gut beladbaren Raum hinter den Vordersitzen. Bei diesem Fahrbericht ging es auch darum, mit einem Rennbike zu einem Wettbewerb zu fahren, was kein Problem ist. Zusätzlich lässt sich auch ein Rollstuhl ließ noch gut hinter dem Beifahrersitz verstauen, die Beinfreiheit für Beifahrer wird dadurch nicht eingeschränkt. Positiv abgerundet wurde dieses ausgezeichnete Fahrzeug durch die VEIGEL-Handbedienung, System BRUHN. Da man zum Gas geben lediglich das Handgelenk drehen muss, kann der Unterarm entspannt auf der Mittelkonsole liegen, ein großer Vorteil gegenüber anderen Systemen. Aber auch im Aussehen, in der allgemeinen Ergonomie und unter SicherheitsAspekten entspricht diese Handbedienung dem hohen Mercedes-Niveau. Die Mercedes-Werbe-Aussage „Eleganz schafft sich Raum“ kann für dieses in vielen Belangen beeindruckende Auto ergänzt werden mit „Ein komfortables Sparwunder“. Kein Problem: Der „Avantgarde“ von Otto Bock passt gut hinter den Beifahrersitz. Text & Fotos: Hermann Sonderhüsken Mehr Infos bei www.mercedes-benz.de www.veigel-automotive.de Sensationell: Bei angepasster Fahrweise werden lediglich 5,4 Liter Diesel verbraucht. Technische Daten Mercedes-T-Modell E 220 CDI BlueEFFICIENCY „Elegance“ Motor Getriebe Länge/Breite/Höhe Leergewicht Spurt auf 100 km/h Höchstgeschwindigkeit Lade-Volumen Tank-Volumen Praxis-Verbrauch Listen-Grundpreis 58 PARAPLEGIKER 1/12 2 143 ccm, 170 PS / 125 kW 5-Gang-Automatikgetriebe mit Tippshift 490/185/151 cm 1 845 Kilo 8,8 Sekunden 220 km/h 695-1 950 Liter 80 Liter etwa 6 Liter Diesel 38 100 € kleinanzeigen Zentrum für Behinderteninformation Seit vielen Jahren arbeiten wir intensiv daran, behinderte Mitbürger zu informieren. Zuerst war es nur eine Telefonhotline, dann kamen das Internet und unsere erste Website www.rollikompass.de und im Jahre 2002 folgte der nationale Zugänglichkeitskatalog http://rokodat-katalog.de.ki dessen Hauptaufgabe es ist, barrierefrei zugängliche öffentliche Einrichtungen zu finden und weltweit bekannt zu machen. Auf verschiedenen Sonderseiten werden besondere Themen behandelt. Wir bitten Betroffene, uns ihnen bekannte und noch nicht erfasste Einrichtungen zu melden, damit jeder das Wissen eines jeden nutzen kann. 9626+(; KPL9633;/V[SPUL BMW TOURING 320d Baujahr 2002, 130 000km, schwarz, Tempomat, elektrische Sitzverstellung, ausgestattet mit Rausch Ladeboy, Handgas/Handbremse Fa. Laberger, VB 9 000 € tel 0 81 22-1 56 45 Chrysler Grand Voyager 2.8 CRD, Silbergrau-Metallic, 150 PS, Automatik, EZ 2/05, 38 t km, Garagenfahrzeug, Klimaautomatik, behindertengerechter Umbau mit Heckeinstieg, Heckabsenkung und Rampe. VB 17 500 €. tel 0 64 03-24 93 Freistehendes Einfamilienhaus Bad Krozingen, barrierefrei, von Rollstuhlfahrer, DG ca. 170 m², EG 3ZiKüBa + WoEssbereich (insg. 135 m²), PV 3,6 kWp, Röhre-Sola, Wasserltg. neu, 1 Bad neu, 1 Bad renov., Fenster neu, 935 m², Windrad, Ölhzg., Energiepass vorhanden (Ansprechpartner Hr. Haberberg tel 07 61-21 16 79-12); prov.frei; VB 359 000 € Wohnwagen Rollstuhlgerecht umgebauter Wohnwagen: Bürstner Amara 490 TL Lux. Dazu eine mobile Rollstuhl-Hebebühne, (Einzelanfertigung, speziell für Wohnwagen konstruiert) kann optional erworben werden. Näheres unter tel 01 71-272 11 14, eMail: [email protected] Schlauchboot Zodiac Yachtline YL 340 DL, auf Bootsanhänger, mit Außenborder Honda BF20LRTU, Ein- und Ausstiegshilfe für Rollstuhlfahrer, (Lifter, ein Einzelsitz wird bis 80 cm Angehoben), Einzelanfertigung. Näheres unter tel 01 71-272 11 14, eMail: [email protected] Wohnmobil Rollstuhlgerechtes Wohnmobil zu vermieten. www.rolliwomo.de, tel 02 08-3 07 41 36 Urlaub beim Winzer Ferienwohnung an der Mosel, ca. 40 m² August 2011 neu, behindertengerecht. Großer Wohnraum mit kompl. Küche, Schlafzi., ebenerdige Dusche, Süd-Freisitz. 40 € für 2-3 Personen. tel 026 71-71 40, www.weingut-klausde, eMail: [email protected] Urlaub auf dem Bauernhof Paraplegiker (ein Mensch im Rollstuhl, nicht unsere Zeitschrift; Anm.d.Red.) vermietet auf seinem Hof zwischen HB und HH Stroh gedecktes, komfortables und romantisches Ferienhaus. 90 m² barrierefrei, el. Pflegebett, Duschrolli u. Handbike vorhanden. 2 Pers. 49 €, tel 0 42 87-2 12, www.Ferienhof-auf-der-Brake.de Private Kleinanzeigen u. Stellenanzeigen für Behinderte sind kostenlos, bitte als eMail an Peter.Mand@t-online. de. Abdruck vorbehalten, ohne Gewähr. Beim Verkauf von Hilfsmitteln muss der Verkäufer auch der Eigentümer sein. Anzeige recht Das neue „Familienpflege Seit Jahresbeginn 2012 wird es leichter, einen nahen Angehörigen zu pflegen. Und zwar durch das „Gesetz zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf“ (kurz: das Familienpflegezeitgesetz). Was wird sich dadurch verbessern? Und werden dadurch die jetzt schon bestehenden Regelungen abgeschafft? Die „Auszeit“ für die Pflege eines nahen Angehörigen nach bisherigem Recht, die 2008 im „Pflegezeitgesetz“ eingeführt wurde, kann auch künftig in Anspruch genommen werden. Für Mitarbeiter von Betrieben mit mehr als 15 Beschäftigten als Rechtsanspruch, für solche kleinerer Firmen auf freiwilliger Basis. Und in beiden Fällen kann „kurzfristig“ bis zu zehn Arbeitstagen die Arbeit im Betrieb niedergelegt werden oder per „Pflegezeit“ bis zu sechs Monate lang bei voller oder teilweiser Freistellung von der Arbeit. Das Arbeitsverhältnis bleibt bestehen – allerdings unbezahlt, soweit es die Freistellung betrifft. Das sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnis bleibt in der Zeit der vollen Freistellung allerdings nicht bestehen. Wer als Pflegeperson nicht durch den Ehepartner kranken- und pflegeversichert ist, der kann sich freiwillig weiterversichern. Beruf und familiäre Pflege Das neue Familienpflegezeitgesetz soll es Arbeitnehmern, die einem pflegebedürftigen nahen Angehörigen beistehen wollen, leichter als bisher machen, diese Entscheidung zu treffen. Dies dann, wenn sie entweder nicht wollen oder nicht können, dafür bis zu sechs Monate ohne Arbeitsverdienst auskommen zu müssen. Das neue Gesetz sieht leichter begehbare Wege vor. Die Möglichkeiten zur Vereinbarung von Beruf und familiärer Pflege werden verbessert. Dies allerdings – anders als bisher 60 PARAPLEGIKER 1/12 für Beschäftigte in Betrieben mit mehr als 15 Beschäftigten – ausschließlich auf freiwilliger Basis. Und das wird so aussehen: • Arbeitnehmer, die einen pflegebedürftigen Angehörigen „in häuslicher Umgebung“ (also nicht unbedingt „zu Hause“) pflegen wollen, können ihre wöchentliche Arbeitszeit reduzieren: Bis zu mindestens 15 Stunden wöchentlich und maximal 24 Monate lang. • Der Arbeitgeber stockt den Verdienst um 50 Prozent auf, so dass der Mitarbeiter 75 Prozent seines bisherigen regelmäßigen Arbeitsverdienstes bekommt. Er kann dafür ein zinsloses Darlehen von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) erhalten. Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ohne feste Arbeitszeit wird es Sonderregelungen geben. • Nach Ablauf der vom Arbeitnehmer in Anspruch genommenen Pflegezeit (in der „Nachpflegephase“) soll der Aufstockungsbetrag dadurch ausgeglichen werden, dass bei jeder Entgeltabrechnung ein Betrag in der Höhe einbehalten wird, „um den das Arbeitsentgelt in dem entsprechenden Zeitraum während der Familienpflegezeit aufgestockt“ worden ist. Das heißt: Die Arbeitszeit ist dann wieder auf „100 Prozent“ angestiegen, Lohn oder Gehalt betragen aber nur 75 Prozent. Der Arbeitgeber zahlt aus der Differenz gegebenenfalls sein Darlehen zurück. Es versteht sich, dass die Pflegebedürftigkeit des nahen Angehörigen der oder des Beschäftigten nachgewiesen werden muss. Die Pflegekasse wird dafür gegebenenfalls die entsprechende Bescheinigung ausstellen. recht zeitgesetz“ • Der Beschäftigte hat für den Fall seines Todes oder seiner Berufsunfähigkeit eine „Familienpflegezeitversicherung“ abzuschließen. Dies für den Fall, dass er das in der Phase seiner Pflegetätigkeit erworbene „Wertguthaben“ (75 % Arbeitsentgelt bei 50 % Arbeit) nicht mehr ausgleichen konnte oder kann. Anstelle des Beschäftigten kann auch der Arbeitgeber diese Versicherung eingehen. Die Prämie dafür ist „unabhängig vom Geschlecht der versicherten Person“. Das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben wird dafür einen Gruppenvertrag anbieten, dem auch Mitarbeiter kleinerer Firmen beitreten können. Arbeitsrechtliche Regelungen Der Arbeitgeber darf das Arbeitsverhältnis während der Dauer der Familienpflegezeit sowie in der Nachpflegephase grundsätzlich nicht kündigen. „In besonderen Fällen“, so das neue Gesetz, darf er das aber doch, benötigt dafür jedoch die Zustimmung der in den Bundesländern zuständigen Behörde, etwa des Integrationsamtes. Andererseits hat der Arbeitnehmer das Recht, vorzeitig an seinen Arbeitsplatz zurückzukehren, wenn der Anlass für die Pflegetätigkeit entfallen ist, etwa wegen eines Heimaufenthaltes der pflegebedürftigen Person oder deren Tod. Das Recht des Arbeitgebers, in der Nachpflegephase das Arbeitsentgelt trotz 100-Prozent-Arbeitszeit um 25 Prozent zu kürzen, bleibt auch dann in unveränderter Höhe bestehen, wenn die oder der Beschäftigte die übliche Arbeitszeit verringert. Im Falle von Kurzarbeit sinkt der Rückzahlungsbetrag in entsprechendem Umfang, was die Nachpflegephase entsprechend verlängert. Wird das Arbeitsverhältnis in der Nachpflegephase gekündigt (also in dem Zeitraum, in dem der Arbeitgeber noch das Recht hat, die Rückzahlung seines Aufstockungsbetrages zu verlangen), so hat die oder der Beschäftigte die Raten dennoch weiterzuzahlen. Hat der Arbeitgeber das Arbeitsverhältnis aus betrieblichen Gründen beendet, so erlischt sein Anspruch auf Rückzahlung. Text: Wolfgang Büser Anzeige s/'>>^^/s E <d/K ƚŝŶŬů͘ ŐĞƌć ,ĂŶĚ ƵŶĚdms Ƶ ŝŶďĂ ϬϬΦ &,Z,/>& ĂƐ,ĂŶĚŐĞƌćƚĨƺƌƌĞŵƐĞƵŶĚ'ĂƐŵŝƚ &ƵŶŬƟŽŶƐƐĐŚĂůƚĞƌĨƺŐƚƐŝĐŚŚĂƌŵŽŶŝƐĐŚ ŝŶĚĂƐ/ŶƚĞƌŝĞƵƌŵŽĚĞƌŶĞƌWŬǁĞŝŶ͘ ͕ ϭ͘ϱŶŬϵů͘ϵDǁ^ƚ͘ Ăď ŝ DK͘ĚĞ K < ͘ ǁ ǁ ǁ Ϯϯϲϲϲϯϯͻ <ŽƐƚĞŶĨƌĞŝĂŶƌƵĨĞŶ͗ϬϴϬϬϱ KADOMO O ® DŽďŝůŝƚćƚƐŵĂŶƵĨĂŬƚƵƌ<KDK'ŵď, ŵ<ŝĞƐǁĞƌŬϮͻϰϬϳϴϵDŽŶŚĞŝŵͬƺƐƐĞůĚŽƌĨͻdĞů͘ϬϮϭϳϯϮϬϰϰϲϬϬ <KDKĞƌůŝŶͲƌĂŶĚĞŶďƵƌŐ'ŵď, tŽůĨĞŶĞƌ^ƚƌ͘ϯϲ,ĂƵƐyͻϭϮϲϴϭĞƌůŝŶͻdĞů͘ϬϯϬϵϵϮϳϯϳϳϬ ,/EZdE'Z,d&,Zh' Kontakt: Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten Silcherstraße 15 67591 Mölsheim Tel.: 06243 - 52-56 E-Mail: [email protected] Internet: www.FGQ.de recht Schadensersatz nach Unfall: Behinderungsbedingte Mehraufwendungen Bei einem größeren fremdverursachten Personenschaden denken, wenn es um Schadensersatz geht, die meisten an Schmerzensgeld, Verdienstausfall, Pflegekosten sowie die Umbaukosten für Wohnung und Auto. Dies ist soweit sicherlich richtig, handelt es sich hierbei doch um die größten Positionen. Doch dass das Leben mit einer Querschnittlähmung noch viel mehr kostenverursachende Beschwernisse mit sich bringt, ist ein gern übersehener Faktor. Zum grundlegenden Verständnis des deutschen Schadensersatzrechts soll zunächst die Schlüsselnorm zur Berechnung des Schadensersatzes, § 249 Absatz 1 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) zitiert werden: „§ 249 Art und Umfang des Schadensersatzes (1) Wer zum Schadensersatz verpflichtet ist, hat den Zustand herzustellen, der bestehen würde, wenn der zum Ersatz verpflichtende Umstand nicht eingetreten wäre.“ Dies bedeutet im Endeffekt, dass man zu überlegen hat, wie das Leben des Verletzten weitergegangen wäre, wäre ihm das schadenauslösende Unglück (z.B: Unfall oder Behandlungsfehler) nicht widerfahren. Dieser fiktive Zustand wird dann kostenmäßig – denn letztlich geht es bei Schadenwiedergutmachung fast immer um Geld – mit dem Ist-Zustand verglichen. nicht passiert – fiktiver Verlauf – hätte sie 1 000 € mehr im Geldbeutel. Diese sind zu ersetzen. Beispiel 2 Eine 18 jähriger macht gern Campingurlaub. Einmal jährlich geht er für drei Wochen nur mit seinem Rucksack zum Campen und gibt 1 000 € an Urlaubskosten aus. Dann hat er einen Unfall und landet im Rollstuhl. Künftig kann er logischerweise keine Campingurlaube mehr machen, sondern fährt stattdessen in ein behindertengerechtes Hotel. Dies kostet 3 000 € für drei Wochen. Beim fiktiven Verlauf – ohne Unfall – hätte der junge Mann für seinen Urlaub 1 000 € ausgegeben. Nunmehr – im Ist-Zustand – gibt er 3 000 € aus. Er hat also 2 000 € an Mehrkosten. Diese sind zu ersetzen. Beispiel 1 Eine Hausfrau verunfallt und kann krankheitsbedingt vier Wochen lang ihren Haushalt nicht erledigen. Zum Ausgleich nimmt sie sich eine Haushaltshilfe die 1 000 € kostet. Wäre der Unfall Anzeige Beispiel 2a Der 18 jährige ist so schwer geschädigt, dass er im Urlaub eine Begleitperson braucht. Deren Kosten sind ersatzfähig, sowohl recht was Reisekosten, Unterbringung, Verpflegung und ggf. sogar Eintrittsgelder für Sehenswürdigkeiten vor Ort umfasst. Dieses Prinzip gilt für wirklich alle Schäden. Nur exemplarisch sollen im folgenden einige normalerweise akzeptierte Schadenpositionen kurz angerissen werden. Abnutzung von Möbeln und Wohnung Zum einen benötigt ein Querschnittgelähmter ggf. spezielles Mobiliar wie eine erhöhte Couch oder besondere Schränke, die man nach unten ziehen kann, zum anderen nutzt sich eine Wohnung durch die Rollstuhlbenutzung deutlich schneller ab als ohne – dies beweist allein der Blick an die Türstöcke. Bei Arzt- und Therapiebesuchen fallen neben der Praxisgebühr und etwaigen Zuzahlungen auch die Fahrtkosten dorthin an. Bei Kur- und Krankenhausaufenthalten sind auch die Fahrtkosten naher Angehöriger zu Besuchszwecken nicht zu vergessen. Freiwillig werden hier immerhin 0,25 € pro Kilometer übernommen. Behindertensport, d.h. spezielle Rollstühle, Fahrten zu Turnieren, Begleitung durch Pflegepersonal, dies alles wird oft ersetzt, natürlich immer abzüglich nunmehr nicht mehr getätigte Aufwendungen für „Fußgängersportarten“. Heizung und Strom Sowohl eine - ggf. ärztlich verordnete - höhere Raumtemperatur, als auch die Notwendigkeit den Anbau fürs Pflegepersonal und den Therapieraum zu heizen, verursachen Mehrkosten. Therapiegeräte, E-Rollis und Personenaufzüge, die vorher nicht notwendig waren, brauchen Strom. Waschmaschine und Trock- Anzeige ner, die aufgrund einer Querschnittlähmung bestehenden Inkontinenz öfter benutzt werden müssen brauchen Strom. Pflegepersonal, das sich auch selbst versorgen muss, wenn es länger da ist, benötigt Strom. Die Mehrkosten sind ersatzfähig. Urlaubsmehrbedarf Mehraufwendungen für behindertengerechte Urlaube bis hin zu Besuchen bei Freunden, bei denen nunmehr im behindertengerechten Hotel übernachtet werden muss, werden ersetzt. Selbstverständlich ist noch vieles weiteres ersatzfähig, eine detaillierte Auflistung würde hier zum einen den Rahmen sprengen und könnte auch niemals den Anspruch der Vollständigkeit erheben. Jeder Fall ist, ebenso wie jeder Mensch, besonders und individuell. Gerne steht der Autor in Einzelfragen zum Mehrbedarf im Rahmen seiner Beratungstätigkeit für die FGQ (und im Rahmen seiner zeitlichen Belastungsgrenzen) zur Verfügung, am liebsten per EMail. Der Rechtsanwalt und Fachanwalt für Verkehrsrecht Oliver Negele, Mitarbeiter der AG-Recht der FGQ, bearbeitet derzeit ca. 30 Fälle aus dem Bereich Großpersonenschaden im Jahr. Kontakt: Rechtsanwalt u. Fachanwalt für Verkehrsrecht Oliver Negele Bgm.-Fischer-Str. 12 86150 Augsburg tel 08 21-32 79 88-10 • fax -20 eMail: [email protected] Werden Sie Mitglied! Ich spende meinen Jahres- Mitgliedsbeitrag in Höhe Arbeitsgemeinschaften (AG) Ambulante Dienste Milan Kadlec Bornberg 94 42109 Wuppertal tel 02 02-45-02 71; Fax -39 42 eMail: [email protected] von (mindestens 30 Euro) Querschnittgelähmte 15 Euro, Euro je Familienmitglied 15 Euro Ich zahle per: Abbuchung Rechnung Buchen Sie von folgendem Konto ab: Bank Schule & Studium Karen Fischer Auf der Kuhweide 1 • 44269 Dortmund tel 02 31-75 97 55 Urlaub Johann Kreiter Laubeweg 1 • 70565 Stuttgart tel 07 11-7 15 64 90 eMail: [email protected] Neue Ansprechpartner gesucht! Anfragen bitte an eMail: [email protected] Datum Unterschrift Bitte ausschneiden und in einem ausreichend frankierten Umschlag senden an: Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten in Deutschland e.V. Silcherstraße 15 67591 Mölsheim Rückseite beachten! Ständige Themen Hilfsmittel Pflege Urlaub Auto 30 Das offizielle Nachrichtenmagazin der Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten erscheint jetzt im vereinseigenen HUMANIS Verlag. Menschen mit Körperbehinderung haben viele gemeinsame Interessen, deshalb sollte der Blick auch über den Zaun der eigenen Betroffenheit hinausgehen. Der „Para“ bietet einen n Mix aus Information, Kultur, Politik und Unterhaltung. 12g 1/.20 Jahrgan PARAPLEGIKER – Zeitschrift für Menschen mit Körperbehinderung für Verlag Humanis Schmerz bei Querschnittlähmung Margarete „Gritli“ Blickensdörfer Gottfried-Keller Str. 54 • 40474 Düsseldorf tel 02 11-38 73 69 67 eMail: [email protected] Ich kann diese Anmeldung innerhalb von 10 Tagen bei der Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten in Deutschland e.V., Silcherstraße 15, 67591 Mölsheim schriftlich widerrufen. Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs. 0723-5070 Recht / Schadensersatzrecht Gottfried Weller Oliver Negele Dr. Loeffelladstr. 127 • 86609 Donauwörth tel 09 06-83 34; Fax 99 99 715 eMail: [email protected] Unterschrift 5 • ISSN D 0547 Öffentlichkeitsarbeit Peter Mand Felbelstraße 15 • 47799 Krefeld tel 0 21 51-62 17 000 eMail: [email protected] Datum lt • ZKZ lt bezah AG • Entge FGQ-Rechtsbeistand im Sozialrecht Herbert Müller Freiherr-vom-Stein-Straße 47 56566 Neuwied-Engers tel 0 26 22-88 96-32; Fax -36 eMail: [email protected] Konto-Nr. Post • Deutsche Mölsheim D-67591 Frank Opper, Architekt Auf der Wiese 20 • 41564 Kaarst tel 0 21 31-51 17 09 eMail: [email protected] Bankleitzahl 15 • rstrasse H • Silche it Gmb Gesundhe Bauen & Umwelt Dipl. Ing. Dirk Michalski Im Hohnsiefen 1 53819 Neunkirchen-Seelscheid tel 0 22 47-60 70 eMail: [email protected] Internet: www.barriere-frei-bauen.de su rre i te : rin Ha nn eB re nn er nt Ve reit mi es Dr Rollstuhl & Co – Test the Best he eic lgr fr o ttel Organisation, Finanzierung und Hilfsmittel E In Nah und Fern Solange es rollt – Vom kleinen Flitzer bis zum großen Van Diesen Abschnitt bitte ausfüllen, Tipps vom Anwalt ausschneiden, in einen ausPortraits, Sport und Spiel, Beruf Recht Menschen Planen und Bauen Barrierefrei und alltagstauglich Zu unserem Programm gehören auch »B-Kids« für behinderte junge Menschen »K-Journal« Mensch und Krebs »FGQ-Info« Informationsbroschüren der Fördergemeinschaft für Querschnittgelähmte in Deutschland. Bei Interesse fordern Sie bitte ein Probeheft an oder informieren sich telefonisch beim Verlag. reichend frankierten Umschlag geben und einsenden an: +XPDQLV 9HUODJIU*HVXQGKHLW*PE+ 6LOFKHU6WUDH 0|OVKHLP RGHUID[HQDQ $ERWHOHIRQ Bestellcoupon rückseitig Werden Sie Mitglied! JA! Ich möchte Mitglied im Freundeskreis der Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten in Deutschland e.V.werden. Ich erhalte 1/4 jährlich eine Informationsschrift, die mich unter anderem auch über alle laufenden Aktivitäten der Fördergemeinschaft informiert. Falls ich durch einen Unfall eine Querschnittlähmung erleide, erhalte ich als Soforthilfe 50.000 € mit entsprechender Abstufung bei Teilinvalidität. I M P R E S S U M PARAplegiker – Zeitschrift für Menschen mit Körperbehinderung HUMANIS Verlag GmbH Silcherstraße 15 · D-67591 Mölsheim Telefon: 0 62 43-900 704 Telefax: 0 62 43-903 569 [email protected] www.humanis-verlag.de ISSN 0723-5070 Name, Vorname HERAUSGEBER Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten in Deutschland e.V. Eingetragen ins Vereinsregister Mannheim Nr. 11844 Geb.-Datum Straße GESCHÄFTSFÜHRER Roger Kniel PLZ / Wohnort MARKETINGLEITUNG Gisela Werner Folgende Familienangehörige melde ich für 15 Euro an: Name, Vorname ANZEIGENBETREUUNG POINT63 Media- und Verlagsservice Andreas Stoßberg Telefon: 02 12-2 33 52 65 Telefax: 02 12-2 33 52 66 [email protected] Straße / Wohnort Geb.-Datum Name, Vorname Straße / Wohnort ABOBETREUUNG Probeheft Telefon: 0 62 43-900 704 94 Geb.-Datum Ich bin querschnittgelähmt ja nein REDAKTIONSLEITUNG (v.i.S.d.P.) Peter Mand Andere Behinderung: Spendenkonto 0 179 200, Deutsche Bank Ludwigshafen, BLZ 545 700 94 PARAPLEGIKER PARAPLEGIKER PARAPLEGIKER Rückseite beachten Ja! Ich möchte »PARAPLEGIKER«, die Zeitschrift für Menschen mit Körperbehinderung abonnieren, 4 Ausgaben jährlich für 15 € (Ausland 20 €) inkl. Porto & Versand. Vorname: Name: MITARBEIT AN DIESER AUSGABE Arndt Krödel, Christiane Jähnichen, Heike Stüvel, Ralf Kirchhoff, Kasia, Barbara Früchtel, Herbert Müller, Ruth Auschra, Reinhard Wylegalla, Henriette Brückmann, Johann Kreiter, Margit Glasow, Hermann Sonderhüsken, Wolfgang Büser, RA Oliver Negele. LAYOUT Eickhoff – Grafik & Design - Speyer Telefon: 0 62 32-62 93 20 DRUCK NINO Druck GmbH Im Altenschemel 21 67435 Neustadt/Weinstraße ERSCHEINUNGSWEISE vierteljährlich Straße / Hausnummer: PLZ / Ort: Ihr Rücktrittsrecht: Diese Bestellung kann innerhalb von 8 Tagen (Poststempel) schriftlich widerufen werden. Diesen Hinweis habe ich zur Kenntnis genommen und bestätige dies durch meine 2. Unterschrift. Unterschrift. ANZEIGENSCHLUSS 3 Wochen vor Erscheinen. Anzeigen erscheinen unter Verantwortung der Auftraggeber. Es gelten die Mediadaten Nr.9 ab 1. Dezember 2008 BEZUGSBEDINGUNGEN Inland 15 EURO jährlich, Ausland 20 EURO jährlich, Einzelheft: Deutschland 4 EURO (jeweils inkl. Versand und Mwst.); Ausland 4 EURO (+Versandkosten). Das Abonnement wird im voraus in Rechnung gestellt, Bezugszeitraum ist das Kalenderjahr. Das Abonnement verlängert sich jeweils um ein Jahr, wenn es nicht mindestens 8 Wochen vor Ablauf beim Verlag schriftlich gekündigt wurde. Gewünschte Zahlungsweise (bitte ankreuzen) bargeldlos durch Bankeinzug Konto-Nr.: Der gesamte Inhalt der Zeitschrift ist urheberrechtlich geschützt, jede unzulässige Verwertung ohne Einwilligung des Verlages wird verfolgt. Die Autoren erklären sich mit der redaktionellen Bearbeitung ihrer Beiträge einverstanden. Haftung für zugesandte Texte oder Bilder wird ausgeschlossen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stimmen nicht zwangsläufig mit Meinung des Verlages und der Redaktion überein. BLZ: Name und Sitz der Bank: gegen Rechnung (bitte Rechnung abwarten) Unterschrift Beantworten Sie bitte noch diese zwei Fragen bevor Sie die Abo-Karte ausgefüllt an uns senden: Wo94 haben Sie den »Paraplegiker« kennengelernt? Welche Ausgabe des »Paraplegiker« liegt Ihnen vor? Rückseite beachten