Ausgabe 12 - Institute of Brand Logic
Transcription
Ausgabe 12 - Institute of Brand Logic
Brand Logic Spectrum Die Zeitung für markenorientierte unternehmensführung 12/2012 www.brand-logic.com In DIeser ausgabe: 01/02 Marken-Management Marke, Strategie und Geschäftsmodell 03 Marken-management Geschäftsmodelle in der Modebranche 04/05 brand logic symposium Bericht Marke 06/07 marken-realisierung Umsetzung von Markenprofilen in Organisationen 08 marken-realisierung Die sinnstiftende Kraft von Markenprofilen 09 Marken-Case Handl Tyrol 10 Marken-splitter 11 Marken-barometer Marken und Social Media 12 marken-Anzeiger Der Dreiklang von Marke, Strategie und Geschäftsmodell als zentrales Führungssystem im Unternehmen Das Zusammenwirken von Marke, Geschäftsmodell und Strategie Die zentralen Führungssysteme in Unternehmen sind die Marke, das Geschäftsmodell und die Strategie. Sie bestimmen die Attraktivität und Differenzierungskraft von Unternehmen. Sie bestimmen, wie Unternehmen sich im Wettbewerb auf den Märkten behaupten können. Erfolgsbeispiele gibt es in allen Branchen: IKEA im Möbelhandel, Starbucks bei Coffee Shops, Swatch im Uhrenbusiness, Nespresso mit Kaffeekapseln, Amazon im Buchverkauf, Ryanair als Billig-Airline, Singapur Air als Service Company, Cirque de Soleil bei der Unterhaltung. Doch was zeichnet alle diese Unternehmen aus? Diese Unternehmen haben nicht den direkten Wettbewerb mit etablierten Marktteilnehmern gesucht, sind kein Kopf-an-Kopf-Rennen eingegangen, sondern haben mit zentralen Spielregeln der Branche völlig gebrochen. In diesen Unternehmen greifen viele Zahnräder ineinander. Alle zentral wahrnehmbaren Aspekte der Leistungserbringung sind aufeinander abgestimmt; sie sind selbstähnlich und verstärken sich. Die Differenzierung dieser Unternehmen ist für Kunden an allen Kontaktpunkten deutlich spürbar. Dadurch entstehen klare, geschlossene Auftritte der Unternehmen. Wenn es kein dominantes System gibt, das die Ausrichtung des Unternehmens bestimmt, übernehmen die einzelnen operativen Einheiten nach bestem Wissen und Gewissen, aber mit eingeschränkten Perspektiven, die Führung. Einzelne Funktionen agieren über weite Strecken getrennt. Die Werbung verspricht etwas anderes als die Produkte zu leisten imstande sind. Das Sortiment wird zunehmend zum Bauchladen und lässt keine Logik mehr erkennen. Der Vertrieb hat keine schlagenden Argumente mehr, was bleibt, ist der Rabatt. Positive Kundenerlebnisse sind am Ende eher ein Produkt des Zufalls, da die Kontaktpunkte nicht systematisch geführt werden können. Der Gesamtauftritt wirkt zerrissen. Die Branchenspieler beobachten und imitieren sich. Wie könnte es sonst sein, dass zu einem gegebenen Zeitpunkt alle die gleichen Farben bei Produkten oder Anzeigen verwenden oder ähnliche Neuprodukte in den Markt bringen? Marke, Strategie und Geschäftsmodell – diese drei Führungsinstrumente sind als Systeme höherer Ordnung zu verstehen. Sie wirken direkt auf die Gesamtorganisation. Sind diese drei Denkwelten nicht geordnet, ist es auch das Unternehmen nicht. Ein kritischer Blick auf die strategische Planungsrealität in Unternehmen Jahr für Jahr ähnlich organisierte Planungsprozesse verhindern eine substantielle Auseinandersetzung mit der strategischen Zukunft. Oft steht der enorme monatelange Planungsauf- wand in keiner Relation zur nur marginalen, linearen Fortschreibung der Vergangenheit als Resultat. Es folgt streng genommen nur ein Verschieben von Ressourcen innerhalb eines gegebenen Rahmens des bestehenden Geschäftsmodells. Dieses Geschäftsmodell wird in der Regel gar nicht in die Überlegungen einbezogen: Ein Routine-Planungsprozess könnte typischerweise so ablaufen: In vielen Unternehmen beginnt die Strategieentwicklung mit der Beschreibung der aktuellen Marktsituation. Das Management ist damit befasst, Zahlen aus verschiedenen Bereichen zu durchforsten und zu analysieren. Die Fülle von Zahlen und Informationen verklärt den Blick für das Wesentliche und vereitelt das Erkennen der Gesamtdynamik des Marktes und die damit verbundenen Potenziale. Es erfolgt vielfach auch eine Trennung in der Planung zwischen Strategie (zentrale Stabsstellen) „Geniales Netzwerk, geniale Speaker, geniales Thema“. Das brand logic symposium 2012 und Marke (Positionierung als Kommunikationsaufgabe in der Marketingabteilung) Viele Manager konzentrieren sich dabei auf die Optimierung ihres eigenen Zuständigkeitsbereichs. Was fehlt, ist der Blick auf das Ganze. In der Konsequenz kommen in den sogenannten Geschäftsplänen der Kunde und die Leistungen der Marke gar nicht mehr vor. Integriertes Wertschöpfungssystem Marke Marke Strategie Geschäftsmodell Torsten Pedit, Stiegl Bericht auf seite 4 und 5 2 Marken-management NR. 12/2012 Unterstützung von 250 Mio. US $ bereinigt). Durch eine hohe Steuerlast vervielfachte sich der Nettoverlust auf 1,53 Mrd. Euro. Als Resultat ist die viel geliebte Marke, zumindest in Mitteleuropa, nur mehr ein Schatten ihrer selbst. Erfolgsbeispiel McDonald’s – ein agiles Geschäftsmodell und Strategien für eine starke Marke Das Denken im Gesamtzusammenhang geht verloren. Eine tiefgründige Auseinandersetzung über wesentliche Fragen der zukünftigen strategischen Ausrichtung findet kaum statt. In nur kurzem Zeitabstand wiederholt sich der Prozess mit großem Ressourceneinsatz von neuem. Es bleibt wenig Zeit für die Verankerung der Strategie und den Fokus auf die Umsetzung. Summa summarum kann man in diesen Fällen eher von einer operativen Finanzplanung als von einer markengeführten, strategischen Unternehmensführung sprechen. Strategien sind häufig branchenübliche Allgemeinplätze. Der Planungsprozess fokussiert sich darauf, Leistungen mit denselben Mitteln ein wenig besser als der Wettbewerb zu erbringen. Das Resultat ist die Austauschbarkeit von Unternehmen. Ein kritischer Blick auf den Stellenwert des Geschäftsmodells Das Geschäftsmodell ordnet die Logik der Wertgenerierung und die damit zusammenhängende Ertrags- und Kostenmechanik von Unternehmen. Es ist das Betriebssystem einer Marke, eines Unternehmens. Erst durch die Ausformulierung und Schaffung eines Geschäftsmodells wird die konsistente Wiederholbarkeit der Leistungserbringung ermöglicht. Jedes Unternehmen hat ein Geschäftsmodell, egal ob bewusst gewählt oder nicht. Man kann auch sagen, dass ein Geschäftsmodell eine Serie von Entscheidungen und Konsequenzen ist. Bei der Gründung einer jeden Unternehmung entscheidet sich eine Organisation, welche Leistung im Haus erbracht wird, was ausgelagert wird, welche Kanäle zum Verkauf gewählt werden oder welcher Partner man sich für die Leistungserstellung bedient. Im Geschäftsmodell wird festgelegt, welche kritischen Ressourcen, Aktivitäten, Prozesse und Fähigkeiten benötigt werden, um den Kundenwert zu generieren. Am Ende des Tages entscheidet das Geschäftsmodell über den Wert, den der Kunde bereit ist, für die Leistung und die Marke zu bezahlen, und welche Kosten die Leistungserbringung verursacht hat. Immer mehr gewinnt die Betrachtung des Geschäftsmodells in der markengeführten Unter- Synchronisierter Systemrahmen markengeführter Unternehmen Markenprofil R&D Strategie Personal Geschäftsmodell Logistik Entlohnung Führung Budgets Kontaktpunkte Ein kritischer Blick auf die Bedeutung des Markenprofils Viele Markenprofile in der Praxis sind oberflächlich und kraftlos, ohne jede Substanz: Marken werden reduziert auf banale, abstrakte Werte (Qualität, Regionalität, Zuverlässigkeit, …) oder anhand von beliebigen, branchenübergreifend inflationär verwendeten Adjektiven beschrieben (vertraut, verantwortungsbewusst, einzigartig). Mit derartigen Worthülsen kann ein Unternehmen nicht differenziert und wertschöpfungstreibend geführt werden. Marke wird zu häufig nur mit gestalterischen oder kommunikativen Komponenten gleichgesetzt, wie zum Beispiel Logos oder Corporate Design. Das sind nur die Zeichen der Marke, aber niemals die Marke selbst. Ohne klare Erfolgslogik mit spezifischen Leistungen und Bedeutungswelten sind auch Kommunikationsagenturen gezwungen, auf trendige und austauschbare Allgemeinplätze auszuweichen. Beispiel Nokia – ein offensichtlich fehlender Dreiklang aus Marke, Strategie und Geschäftsmodell Vertrieb Marketing nehmensführung an Bedeutung. Die Modifikation oder komplette Erneuerung des Geschäftsmodells erlaubt viel fundamentaler den Rahmen der Leistungserbringung – und damit auch den Wettbewerb – zu verschieben. Die Marke hat damit wesentlich mehr Optionen als nur die Modifikation der Zeichen der Marke (Logo, CD etc.). Strukturen Prozesse etc. Der Verfall von Nokia mit einem historischen Weltmarktanteil von über 50 % auf heute unter 30 % ist in nur wenigen Jahren passiert. Keine andere Firma in der Mobilfunkbranche hatte mehr Kunden, bessere Stückkosten, mehr Ingenieure, mehr Kommunikationsbudget und gute intuitive Technik. Und trotzdem: In der Strategie wurde zu spät auf hochpreisige Smartphones gesetzt. Die Marke hat sich nicht weiterentwickelt. Während das Markendach unter „Connecting People“ nicht an Relevanz verloren hat, wurde dieses Kommunikationskonzept teilweise Mobilfunkbetreibern (z.B. T-Mobile) überlassen. In der Aktivierung der Marke wurden viele – zu kurze und zu wenig differenzierte – Versuche unternommen, Inhalte (Musik, Gaming etc.) zu besetzen. Im Geschäftsmodell wurden kapitale Fehler gemacht. Die eigene NokiaSoftware (Symbian) als geschlossenes System hatte im Vergleich zum integrierten digitalen System von Apple (mit inzwischen 1 Million Apps bei 1 Milliarde Downloads) nicht die kritische Masse. Dem offenen System von Google Android und dessen durch Lizenznehmer getriebenem Wachstum konnte auch nichts entgegengesetzt werden. Reaktiv auf die Herausforderungen der Wettbewerber, aber auch auf die Einsager der Börse zu reagieren, bestimmte die Führung (Ovi-Shop, Musik-Plattform etc.). Die Strategie wurde auch noch zu häufig gewechselt. Der Rest ist Historie und erreichte im ersten Quartal ihren traurigen Höhepunkt: Der durchschnittliche Verkaufspreis sinkt seit Jahren von Q4 2010 - 155 Euro) auf nun 127 Euro in Q1 2012* (* um Microsoft- Ein gutes historisches Beispiel eines starken markengeführten Unternehmens ist McDonald´s: Das Geschäftsmodell von McDonald‘s ist ein arbeitsteiliges Franchisesystem, das schon seit Jahrzehnten kontinuierlich verfeinert und effektiv gehalten wird. Der Franchisegeber konzentriert sich auf Innovationsmanagement, die Markengestaltung und Vermarktung weltweit. Die Franchisenehmer konzentrieren sich auf die Produktion, Distribution und Service vor Ort. Der hohe Standardisierungsgrad in den Systemen und Prozessen (Geschäftsmodell) ist Voraussetzung für die Replizierbarkeit; und in letzter Konsequenz damit auch für die Dichte und Geschlossenheit der Marke McDonald´s Die Strategie von McDonald´s ist bestrebt, sukzessive der „favorite place to stay and eat“ zu werden. Die Strategie zielt im Falle von McDonald´s auf die Topqualität der Kernprodukte, neue sinnvolle leichtere Menüangebote und in Bezug auf das Wachstum auf die globalen Wachstumsmärkte (siehe Wachstum in BRIC-Staaten) sowie die Erschließung neuer „Dayparts“ durch die McCafés in existierenden Märkten. Die Marke transportiert diese Botschaft konsistent in der Kommunikation mit „McDonald´s – I‘m lovin‘ it“. Die Leistung: rasches, frisch schmeckendes Essen mit lokal eingekauften Rohwaren für drei Geldtaschen-Größen, für die ganze Familie in moderner Atmosphäre, egal wo man auf diese Marke trifft. Erfreulich ist, dass dieser erfolgreiche Dreiklang von McDonald´s letztendlich ein Wertschöpfungssystem geschaffen und renoviert hat, das kommerziell sehr erfolgreich ist. Fazit Das Markenprofil ist der inhaltliche Bezugsrahmen für die Ausrichtung der Unternehmensstrategie. Das Markenprofil hat normative Geltung – es gilt langfristig; es markiert das dauerhafte Bestreben des Unternehmens; Strategien sind hingegen viel flexibler, ausgelegt auf die Dauer von drei bis fünf Jahren und befassen sich mit der Umsetzung und Realisierung des Markenprofils, d.h.: zum Beispiel richtige Wachstumsschritte (Sortiment, Märkte, Vertriebskanäle …). Wenn nicht konsequent an der Umsetzung des Markenprofils gearbeitet wird, dann bleibt das Markenprofil ein Lippenbekenntnis, ein reines Vorhaben. Sind Geschäftsmodelle integriert, einfach und innovativ („disruptive“), dann entwickeln sie sich als selbstständige Motoren der Wertschöpfung und beginnen mit den Markenprofilen komplementär zu wirken. Ist beides aufeinander abgestimmt, entstehen Verstärkungsschleifen: Das Geschäftsmodell stellt die Reproduktion der spezifischen Markenleistungen und das stärkt wiederum den Ruf der Marke. Das Institute of Brand Logic stellt die Marke mit dem Leistungskern in das Zentrum. Die Marke bildet den Überbau, den Bezugsrahmen für alle strategischen Überlegungen. Das Geschäftsmodell wird über die Marke in ihrem Leistungskern abgebildet. Geschäftsmodelle erzeugen die Leistungsfähigkeit, um Markenprofile nachhaltig durchzusetzen. Die Strategie bestimmt die Prioritäten und Abfolgen. Alle drei Elemente zusammen stellen ein Wertschöpfungssystem dar, mit dem ganze Unternehmen gesteuert werden können. NR. 12/2012 Marken-management Mode nach Modell – Geschäftsmodelle in der Modebranche Die Modebranche ist eine jener Branchen, in der heutzutage vielfältigste Geschäftsmodelle erfolgreich nebeneinander existieren. Besonders die strategischen Innovationen der letzten zwei Jahrzehnte haben dazu beigetragen, dass Mode nicht mehr nur nach einem Standardmodell verkauft werden kann: Jede Marke kann sich mit dem am besten passenden Business Model ihre Kundschaft erschließen und an sich binden. Im Folgenden nennen wir beispielhaft drei sehr unterschiedliche Modeanbieter, die mit großem Erfolg die Geldbörsen modebegeisterter KundInnen erleichtern. Lanvin – Luxuspionier mit Tradition Als traditionellstes Beispiel dieser Rundschau kann Jeanne Lanvin SA genannt werden. Gegründet im Jahre 1889 von Jeanne Lanvin, gilt Lanvin als erstes und ältestes noch operierendes Couture-Haus von Paris. Vor allem zu Beginn des 20. Jahrhunderts prägte Madame Lanvin die Entwicklung der modernen Damenmode entscheidend mit. Sie war es auch, die als erste Modemacherin einen eigenen Duft kreierte. Arpège zählt bis heute zu den Parfumklassikern, die Markendehnung in Richtung Kosmetik und Parfum ist mittlerweile gängige – und lukrative – Praxis in der Modewelt. Die abwechslungsreiche Unternehmensgeschichte des Hauses Lanvin weist nach dem Tod der Gründerin im Jahr 1946 viele strategische Richtungswechsel auf, Ende des 20. Jahrhunderts erfolgte dann die endgültige Rückbesinnung auf Mode. Seit 2001 ist Lanvin im Mehrheitsbesitz der Chinesin Shaw-Lan Wang. Umsatzzahlen werden von Lanvin nicht bekannt gegeben, die Financial Times berichtete allerdings im vergangenen Jahr von einem Umsatz von 168 Millionen Euro und einem damit verbundenen Umsatzzuwachs um 28 % im Vergleich zum Jahr 2010. Zu einer wieder begehrenswerten internationalen Modemarke wur-de Lanvin vor allem mit dem Eintritt von Alber Elbaz, der seit nunmehr 10 Jahren sehr erfolgreich als Chefdesigner für Damenmode verantwortlich zeichnet. Wie andere Luxusmodemarken auch, so setzt Lanvin stark auf die Kraft der Modeschauen, um die Bedeutungswelt der Marke zu kommunizieren. Diese finden im Rahmen der Pariser Prêt-à-porter-Schauen zweimal jährlich unter großem medialem Getöse statt. Die multimediale Markenkommunikation trägt ihren Anteil dazu bei, die Vision der modernen, selbstbewussten Lanvin-Frau und die Hochwertigkeit der Mode zu untermalen. Die überdurchschnittlich hochpreisigen, aufwändig gefertigten Prêt-à-porter-Modelle werden in knapp 30 eigenen markenspezifisch gestalteten Boutiquen vertrieben, genauso wie in Franchiseshops und im streng selektierten Modehandel. Ungewöhnlich am Geschäftsmodell von Lanvin ist, dass es das Haus durch die luxuriöse Ausstattung der Produkte und ihre zeitlose Eleganz schafft, den größten Anteil des Umsatzes mit Mode zu machen. Dies scheint auf den ersten Blick wenig überraschend, handelt es sich doch um eine Modemarke. Und doch steht Lanvin damit im krassen Kontrast zu Luxusmode-Herstellern wie Gucci, die den Hauptumsatz mit Accessoires (rund 70 % und mehr des Gesamtumsatzes in der Luxuskategorie) verdienen und Mode nur mehr brauchen, um eine anziehende Lifestyle-Welt aufzubauen, welche dann den Accessoire-Verkauf (vor allem mit Maroquinerie-Waren) treibt. Einen Bekanntheitsgewinn in der breiten Masse erreichte das exklusive, verhältnismäßig kleine Haus durch eine vielbeachtete Kooperation mit H&M. Die Kollektion „Lanvin loves H&M“ war binnen kürzester Zeit weltweit in allen H&M-Filialen ausverkauft. Zara – Fast Fashion auf der Überholspur Ein komplett anderes Geschäftsmodell liegt dem Aufstieg von Zara zur größten Modekette der Welt mit einem Umsatz von 8,9 Mrd. Euro (GJ 2011) zu Grunde. Amancio Ortega Gaona legte 1975 mit der Eröffnung des ersten Shops in La Coruña den Grundstein zu einer der meistbesprochenen Erfolgsgeschichten der Fashionwelt. In rund 1800 Filialen in 85 Ländern der Welt ist die Mode des spanischen Unternehmens heute erhältlich. Zu den Besonderheiten des Geschäftsmodells von Zara zählt ein extrem hoher Grad der Vertikalisierung. Viele Schritte der Wertschöpfungskette hält das Unternehmen in eigener Hand: große eigene Designteams in Spanien und Japan, eigenes weltweites Trendscouting, eigene Logistik basierend auf einem selbstentwickelten Logistiksystem, eigene Produktionsstätten. Sogar die Shops befinden sich im Besitz der Gruppe. Ein sehr hoher Anteil der produzierten Ware stammt aus der EU (Portugal und Spanien) und umliegenden Ländern (Türkei und Marokko). Das bringt den Vorteil mit sich, dass die Ware schnell in Europa für die Distribution verfügbar ist und Transportkosten durch kurze Wege minimiert werden. Durch die schnelle Verfügbarkeit der Ware, kann Zara prompte Nachlieferung garantieren. Ein anderer zentraler Erfolgsfaktor ist die Geschwindigkeit, mit der das Unternehmen dank seiner zentralisierten Prozesse agieren kann: Von der Idee zum fertigen Produkt im Laden schafft Zara es in nur drei Wochen. Die Anbindung aller Stores an die Zentrale über ein effizientes IT-System garantiert, dass alle Verkaufsdaten überall ständig verfüg- bar sind. Die Ware kann so optimal ausgeliefert werden und bei Bedarf auf andere Shops, die schneller out of stock sind, umverteilt werden. Weiters ungewöhnlich ist, dass die Kette auf Werbung verzichtet und den Fokus stattdessen auf Lage und Design der Shops richtet. Diese besetzen weltweit die besten und teuersten Lagen, ihre Ausstattung und die Warenpräsentation sind von der Zentrale detailliert vorgegeben und werden rigoros kontrolliert. Jede Woche treffen zwei Lieferungen mit neuer Ware in jedem Zara-Store der Welt ein. So wirkt das Angebot stets frisch, den KundInnen bietet sich ein Anreiz, häufig im Laden vorbeizukommen. Im Gegensatz zur Konkurrenz setzt Zara auch bewusst auf kleine Kollektionen. Das Prinzip der Knappheit wird hervorragend gespielt: Wenn ein Teil verkauft ist, ist es weg, Nachschub gibt es meist nicht. Was dazu führt, dass auch der Kauf eines gewünschten Kleidungsstücks schnell erfolgen muss. Net-à-porter – Luxusmode frei Haus Dass teure Luxusmode, Schmuck und Accessoires nicht unbedingt die physischen vier Wände einer Boutique brauchen, um begehrenswert zu erscheinen, beweist seit dem Jahr 2000 der Online-Händler Net-à-porter. Die Gründerin Nathalie Massenet war die Erste, die daran glaubte, dass Luxusware auch über das Internet verkauft werden kann. Sie setzte darauf, dass es eine Kundschaft von vielbeschäftigten Frauen mit hohem Einkommen gibt, die keine Zeit für ausgiebige Shoppingtouren hat und es schätzt, wenn sie sich am Abend stressfrei von zu Hause aus neu einkleiden kann. Net-à-porter startete im Londoner Stadtteil Chelsea zunächst mit einer Handvoll von Designern als Lieferanten. Von Beginn an setzte man auf konsistente Markenpflege an allen Kontaktpunkten: von der Gestaltung des Online-Stores, das ausgesuchte Sortiment, über den Kundenservice, die Zustellung der Ware und bis hin zum Paket selbst. Die Möglichkeit, innerhalb eines Tages bestellte Ware geliefert zu bekommen, die Verfügbarkeit in 170 Ländern der Welt und die typischen hochwertigen, schwarzen Kartonboxen trugen zum Ruf eines hervorragenden Händlers bei. Mittlerweile bietet Net-à-porter rund 350 Marken an, darunter die namhaftesten Modemarken ebenso wie aufstrebender Nachwuchs. Sonderkollektionen in Zusammenarbeit mit Modemachern wie Karl Lagerfeld, Victoria Beckham oder Roland Mouret zeugen ebenso von Modekompetenz wie das selbst produzierte wöchentliche Online-Modemagazin. Außerdem hat sich der Onlinehändler den Ruf erworben, selbst ausgefallenste Designerstücke, die ursprünglich nur für den Laufsteg und nicht zum Verkauf gedacht waren, erfolgreich an die modebegeisterte Frau zu bringen. Häufig bietet Net-à-porter diese Kleidungsstücke weltweit exklusiv an, womit der Ruf, eine absolute internationale Instanz im Modehandel mit den besten Beziehungen zu den Modehäusern zu sein, weiter gestärkt wird. Das wiederum zieht eine kaufkräftige Klientel an: 1 % der Kundinnen macht nach Unternehmensangaben 20 % des Umsatzes (dieser liegt geschätzt im dreistelligen Millionenbereich) aus, der Durchschnittseinkauf beläuft sich auf über 500 Euro. Den tatsächlichen Kaufentschluss im Onlineshop begünstigen einerseits die umfangreichen Inspirationen und Informationen rund um jedes Produkt, andererseits natürlich die Option Ware jederzeit zu retournieren. In der Kommunikation wagt sich Netà-porter mit Werbung auch aus dem Netz in die größten Hochglanz-Printmagazine, denen das Unternehmen online eigentlich mit dem Net-à-porter Magazine durch aufwändige Fotostrecken und anspruchsvollen Inhalt Konkurrenz macht. Seit 2010 ist Net-à-porter im Besitz der Richemont Gruppe, die unter anderem auch Anteile an Cartier, Van Cleef & Arpels, Piaget, Chloé und Montblanc hält. In der Zwischenzeit gibt es zwei Spin-off-Seiten: Mr. Porter adressiert als maskulines Pendant zum Original den modischen Mann, the Outnet verkauft mit einem jugendlicheren Markenauftritt Restbestände von Net-à-porter ab. Der Wert der Net-à-porter-Gruppe lag 2010 bei kolportierten 420 Millionen Euro. Es werden aktuell 1888 Mitarbeiter beschäftigt, Umsatzzahlen veröffentlicht Richemont jedoch nicht. 3 4 BranD LoGIc SyMPoSIUM nr. 12/2012 BranD logic symposium 2012 internationale konferenZ Zur führung von markenunternehmen heimo Scheuch, cEo Wienerberger; roland Deiser, chairman European corporate Learning forum; Markus kaser, cEo Interspar; christoph Ettlmayr, Managing Partner Institute of Brand Logic Leitthema des Brand Logic SyMPoSIUM 2012: Marke, Strategie und Geschäftsmodell zusammenführen – kräfte bündeln - Potenziale realisieren Obwohl in der gezielten Zusammenführung dieser Konzepte großes Potenzial schlummert, werden sie in der Unternehmenspraxis häufig isoliert voneinander behandelt. Große Potenziale bleiben auf der Strecke. Es entstehen Reibungsverluste, Widersprüchlichkeiten und Irritationen, da der gemeinsame Bezugspunkt für die strategisch wichtigen Initiativen fehlt. Dieses spannende und höchst relevante Thema mobilisierte über 300 Eigentümer und Führungskräfte aus dem In- und Ausland, an der 6. Auflage des Brand Logic SYMPOSIUM teilzunehmen. Gemeinsam wurde nach neuen Wegen gesucht, scheinbare Widersprüche zwischen Marke, Strategie und Geschäftsmodell aufzulösen. Panel Discussion Publikumsintegration prägte auch die hochrangig besetzten PanelDiscussions. Statements und Fragen aus dem Auditorium wur-den direkt an die Podiumsdiskutanten weitergegeben. So gelang es, alle KongressteilnehmerInnen miteinander zu verbinden und den gegenseitigen Wissensaustausch zu fördern. In Summe war das Brand Logic SYMPOSIUM kein herkömmlicher Kongress, sondern ein lernendes System, bei dem die Produktion von neuem Wissen und die Herstellung von Querverbindungen im Vordergrund standen. Brand research Insights Elisabeth Pichler und Wolfgang Rigger gingen der Frage nach, wie sich die Sicht auf Branding in der Wissenschaft in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Sie arbeiteten drei große Paradigmen, die die Markensicht in der Forschung prägen, heraus. In der Entstehungsphase der Markenforschung dominierte ein funktionales Markenverständnis. Dieses sieht die Funktion einer Marke sehr stark darin, eine Status- oder Nutzenaussage zu treffen. Die Marke verspricht höheren Status (z.B. Vertu), oder das Erreichen eines bestimmten Ziels durch hervorragende Technik (z.B. Braun). Kommunikation, die auf diesem Verständnis aufbaut, bedient sich „Unser Ziel ist es, allen teilnehmerInnen den State of the art in puncto Markenführung zu vermitteln.“ Markus Webhofer, Managing Partner Institute of Brand Logic der Argumentation mit klaren Produkteigenschaften oder sozialem Aufstieg. Das zweite Markenparadigma, das sich speziell ab den 1990ern entwickelte, betont die Beziehungskomponente von Marken. Marken fungieren in dieser Sicht als Beziehungspartner. Konsumenten bauen entweder zu Marken Beziehungen auf oder über Marken zu anderen Konsumenten (siehe Brand Communities). Um derartige emotionale Reaktionen auszulösen, bedarf es einer Markenpersönlichkeit, mit der sich Menschen identifizieren können. In der wissenschaftlichen Literatur besonders häufig genannte Beispiele für Marken mit einem hohen emotionalen Nutzen für ihre Kunden und Konsumenten sind etwa Apple und Harley Davidson. Das dritte Markenverständnis, welches sich seit rund einem Jahrzehnt immer mehr abzeichnet, stellt die sinnstiftende Funktion von Marken in den Mittelpunkt. Marken nehmen nunmehr die Rolle eines kulturellen Akteurs und Vertreters einer eigenen Moral oder Ideologie ein. Sie werden für Konsumenten dadurch wertvoll, dass sie bestimmte, anschlussfähige Werte vertreten. Ein Beispiel dafür ist die Marke Dove, die aktiv in den öffentlichen Diskurs rund um das weibliche Schönheitsideal eingegriffen hat und in ihrer „Campaign for real beauty“ für ein pluralistischeres Bild von Schönheit eingetreten ist – mit durchschlagendem Erfolg. Das symposium bot eine tolle mischung aus erfahrungsberichten und innovativen konzeptideen. sehr spannende inhalte, unterhaltsam präsentiert. heike Brandt, studio Brandt Learning forums Das Brand Logic SYMPOSIUM 2012 stand ganz im Zeichen des Dialogs. In den neu konzipierten Learning Forums konnten die TeilnehmerInnen das Gehörte an ihren Tischen diskutieren und eigene Key-Learnings erarbeiten. Die Inhalte der wie gewohnt erstklassigen ReferentInnen standen somit nicht isoliert nebeneinander, sondern wurden zu konkreten Take-Aways für jeden Einzelnen weiterentwickelt. Es entstanden spannende Diskussionen, die noch bis spät in den Abend beim Conference Dinner ihre Fortsetzung fanden. nr. 12/2012 BranD LoGIc SyMPoSIUM ausgewählte vorträge Des BranD logic symposium 2012 Geschäftsmodellinnovation im tourismus: Beispiel flims-Laax Ein völlig neues touristisches Geschäftsmodell präsentierte Reto Gurtner, einer der bekanntesten Tourismus-Vordenker. Mit der Weissen Arena Gruppe hat er eine einzigartige, integrierte Dienstleistungsunternehmung in der Tourismus- und Freizeitbranche aufgebaut. Zur Unternehmensgruppe gehören eine Bergbahnunternehmung, Hotel- und Gastronomiebetriebe, die Vermietung und der Verkauf von Sportausrüstung, eine Ski- und Snowboardschule sowie eine Managementgesellschaft. Diese Gruppe agiert im Selbstverständnis eines Anbieters von alpinen Freizeiterlebnissen, die in der Lage ist, alle wichtigen Kontaktpunkte der Destination Flims-Laax konsistent zu führen. Zerrissenheit im Auftritt, Reibungsverluste, endlose Diskussionen zwischen den wichtigsten touristischen Leistungsträgern, die in den meisten alpinen Destinationen die Weiterentwicklung hemmen, kennt Gurtner nur aus Erzählungen. Das voll integrierte Geschäftsmodell der Weissen Arena erlaubt es, ein attraktives und vor allem geschlossenes touristisches Produkt anzubieten und der Destination ein klares Profil zu verleihen. Für eine Tourismusdestination sehr innovativ ist auch das Preissystem für das Skigebiet. Neben „normalen“ Tickets kann man gegen Aufpreis auch Premium-Tickets der Kategorie „Blue Line“ erwerben. Als Vorbild dienen Fluglinien: Das normale Ticket entspricht der Economy-Class, „Blue Line“ bietet ähnlich der Business-Class Das Brand logic symposium ist eine der ersten adressen für inspirierende Denkanstöße in der markenführung. Dirk heinzl, procter & gamble interessante Vorteile für den Kunden: ein reservierter Parkplatz bei der Gondelbahn oder direkter Zugang zu den Liften ohne Wartezeit. Dem touristischen Erfolg einer Destination liegt immer ein funktionierendes Geschäftsmodell zugrunde. Dieses zu überdenken und neu aufzusetzen wird eine der zentralen Herausforderungen für die zukünftige Entwicklung touristischer Destinationen. geniales netzwerk, geniale speaker, geniales thema. Brand logic zeigt im gegensatz zu vielen anderen „live“ vor, wie man marktresonanz erzeugt. torsten pedit, stiegl creating uncontested Market Space – Blue ocean Strategy thinking Am Beispiel der Spielkonsole Nintendo Wii zeigte Lauren Mathys Möglichkeiten, wie es einem Unternehmen gelingen kann, sich dem aktuell vorherrschenden harten Konkurrenzkampf zu entziehen. Viele Marken sind in ihrer Branchendenke gefangen; Innovationen sind lediglich mehr desselben – der zusätzliche Nutzen für die Kunden nur marginal. Diese Marken bewegen sich in sogenannten „roten Ozeanen“. „Blaue Ozeane“ hingegen beschreiben das Unbekannte und Unerforschte, in dem großes Potenzial schlummert. Zurück zu Nintendo: Die japanische Marke war ursprünglich die Nr. 3 in einem Markt, der von der X-Box von Sony dominiert worden war. Mit dem Ziel vor Augen, die Nr. 1 zu werden, hätte sich ein Großteil der Marketing-ManagerInnen dafür entschieden, bei den bestehenden Branchenfaktoren wie Grafik, Preis und Angebot die Konkurrenz zu überholen. Dazu passend ein legendäres Zitat von Henry Ford: Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt, schnellere Pferde.” Dass daraufhin ein völlig neues Produkt, ein Auto, produziert wurde, ist nicht gerade ein Plädoyer für herkömmliche Marktforschung. Sich auf die aktuell vorherrschenden Faktoren in der Branche zu konzentrieren, führt in den seltensten Fällen zu wirklichen Innovationen. Bei Nintendo hingegen ging man einen völlig neuen Weg und schaffte es mit vier einfachen Maßnahmen, einen neuen, bis dahin noch nicht erschlossenen Markt – einen blauen Ozean – zu kreieren. Vier Maßnahmen, um aus dem Branchendenken auszubrechen Eliminierung: Was kann eliminiert werden, was in der Branche als selbstverständlich angesehen wird? Bei Nintendo war es das Abspielen von Filmen. reduzierung: Was kann unter den Standard der Branche reduziert werden? Im Falle der Wii: der Preis, die Grafik und die Prozessorleistung. Steigerung: Welche Faktoren sollen über den Standard der Branche gehoben werden? Die Anzahl der Spiele, der gemeinsame Spaß am Spielen, die Einfachheit und Intuition des Spielens heben Nintendo Wii klar vom Wettbewerb ab. kreierung: Welche Faktoren sollen kreiert werden, die es bisher in der Branche noch nicht gegeben hat? Die körperliche Bewegung beim Spielen mit der Konsole ist neu an der Wii. Die ersten beiden Maßnahmen zielen darauf ab, die Kosten zu reduzieren. Die dritte und vierte Maßnahme steigert, den Nutzen für die Kunden auf ein bis dato noch nicht erreichtes Niveau. Kostenreduktion bei gleichzeitiger Steigerung des Kundennutzens sind also keine Gegensatzpaare. Ein weiteres Beispiel für diese Strategie bietet mit Singapore Airlines eine Marke aus der Luftfahrtindustrie. Während die Passagiere einmaliges Entertainment, höchstes Niveau der Speisen und ein außergewöhnliches Service an Bord genießen, verfolgt Singapore Airlines im Hintergrund eine Low-Cost-Strategie. Die Flugkosten sind dank einer ausgeklügelten Flottenstrategie ebenso niedrig wie die Kosten für Personal und die Betriebsgebäude. Wer sich aufgrund des Premium-Flugerlebnisses auch ein Headquarter auf demselben Niveau erwartet, wird bei einem Lokalaugenschein von einem spartanisch und sparsam eingerichteten Gebäude enttäuscht. Sehen Sie mehr Impressionen des Brand Logic SYMPOSIUM 2012 auf unserem Youtube Channel und auf unserer Website: http://www.brand-logic.com/de/ rueckblick-2012/ 5 6 NR. 12/2012 Marken-Realisierung Prozesse und Prinzipien erfolgreicher Umsetzung von Markenprofilen in Organisationen Oder: warum nach der gemeinsamen Erstellung des Markenprofils die eigentliche Arbeit erst beginnt. Marken sind dann von besonderer Anziehungskraft und Stärke geprägt, wenn sie nach außen ein klares Profil repräsentieren und nach innen eine von der Marke abgeleitete Kultur gelebt wird. Wenn wir zum Beispiel an Starbucks, McDonald´s, Innocent und Zappos denken, so sind dieser Leistungsauftrag und die Leistungserbringung sehr kongruent. Das Markenprofil wird in diesen Unternehmen verstanden und getragen – mit dem Verstand und dem Herzen. Somit kann Leistung an allen Kontaktpunkten konsistent erbracht werden. Es bilden sich markenspezifische Erfolgsmuster, die die Energie der Marke noch mehr stärken und damit ihren Magnetismus hin zu Kunden und Konsumenten steigern. Das Füttern des Markenverständnisses Diese Marken investieren aber auch laufend Ressourcen (Zeit, Commitment und Energie) ins „Füttern“ dieses Markenverständnisses bei existierenden und neuen MitarbeiterInnen. So werden bei Starbucks regelmäßig Verkostungen – zur Vertiefung des KaffeeKnow-Hows und zur Steigerung der Begeisterung – gemeinsam durchgeführt und „Ergebnisse“ in einem Degustationspass festgehalten. McDonald´s schult das Management von der Pike einige Monate im Restaurant, bevor es zu den anderen Aufgaben berufen wird. Außerdem packen alle MitarbeiterInnen in den Restaurants am Geburtstag des Gründungsvaters mit an – das schafft Nähe zur Basis und Liebe zur Marke. Innocent veranstaltet Innovationfeste, bei denen Fans der Marke Innovationen mitentwickeln und die Marke bei Spaß und Spiel gemeinsam mit MitarbeiterInnen erleben. Zappos hält laufend der Gesamtorganisation die zehn Werte des Unternehmens vor Augen und stellt die Anforderung, dass MitarbeiterInnen diese Werte mit Leben erfüllen. Das alles erfolgt gemäß dem Mar- kenleistungkern, „das beste Service aller (Web-)Firmen zu bieten“. Die Resultate werden sogar in einem Jahrbuch zu kulturprägenden Aktivitäten und Leistungen im Unternehmen veröffentlicht. Einige der hier erwähnten Marken sind mit der Perspektive eines markengeführten Unternehmens schon entwickelt worden (die Innensicht und Außensicht decken sich), andere wiederum sind so gewachsen bzw. werden auch weiterhin organisch wachsend geführt. Alle diese Beispiele verdeutlichen, dass Umsetzungsarbeit auch wirklich Arbeit ist. Ressourcen, Zeit und Überlegungen müssen regelmäßig – in nicht zu großen Zeitabständen – dafür eingesetzt werden, einer ausreichend breiten internen und externen Zielgruppe die Markenbedeutung neu vor Augen zu führen. Nur so bleibt der Markenkern lebendig und ergebniswirksam. DIe Hürden für die erfolgreiche Umsetzung Zu oft trennen Unternehmen aber Fehlendes Verständnis der Strategie Ineffizientes Top-Management Team Fehlen von systematischen Prozessen Unzureichende interne Kommunikation Fehlende Abstimmung der Funktionsbereiche Mangelnde Fähigkeiten Hindernisse für eine erfolgreiche umsetzung Beer/Eisenstat (2000); Hrebiniak (2005); Norton (2006); Krause (2006); Neilson/Martin/Powers (2008) Zu oft trennen Unternehmen aber die Phasen der strategischen Denkarbeit und des Tagesgeschäftes. Die Markenstrategie bleibt häufig nur ein Denkmodell. die Phasen der strategischen Denkarbeit und des Tagesgeschäftes. Die Markenstrategie bleibt häufig nur ein Denkmodell. Auch wenn ein klares Erfolgsprofil gemeinsam definiert wurde, scheitern viele Unternehmen an der Realisierung des Markenprofils. An oberster Stelle der Hürden steht dabei das „fehlende Verständnis der Strategie“. Während sich das Top-Management schon lange mit der Markenausrichtung befassen konnte, sind MitarbeiterInnen in der Regel nur unzureichend informiert oder werden dem Inhalt nur kurz (z.B. im Rahmen von Informationsveranstaltungen) ausgesetzt. Unternehmen investieren zwar sehr viel Geld, um ihre Kunden über die Marke und herausragende Leistungen zu informieren. In welchem Ausmaß setzen sie aber ihre eigenen MitarbeiterInnen in Kenntnis darüber? Im Falle von Neuausrichtungen geht viel Enthusiasmus und Energie in deren Erstellung. Mit den Abschlusspräsentationen haben die Beteiligten zu Recht das Gefühl, etwas erreicht zu haben. Gleichzeitig sind sie froh, in ihre gewohnten Felder und Aufgabenbereiche zurückkehren zu können. Die Führung weiß aber, dass in der Praxis erst zu diesem Zeitpunkt die eigentliche Herausforderung beginnt. Es gilt, „das, was jeder weiß, nun zur neuen Realität im Unternehmen zu machen“. Ohne Umsetzung und nachhaltige Verankerung wird das erstrebte Ziel nicht erreicht, das Investment in den gesamten Prozess kann nicht zurückverdient werden. Mit dem Vorliegen des zukünftigen Markenprofils kommen damit zwei zentrale, zeitnah zu initiierende Aufgaben auf die Führung und die MitarbeiterInnen zu: Eine Aufgabe ist „das Feuer zu entfachen“. Eine andere – ebenso wichtige – ist „to keep the flame of change burning“! Anders formuliert, kommt zuerst der Prozess der Erstellung des Markenprofils, dann der Prozess der internen Verankerung der Marke. Ein Prozessdesign für die Umsetzung des Markenprofils muss einige Faktoren berücksichtigen: Das Was: Projektmitglieder und die Organisation kennen die zukünftige Markenidee der Unternehmung. Für was steht sie? Ihr Leistungskern, die Spielregeln? Das Wie: MitarbeiterInnen kennen den Prozess und den Maßnahmenplan, mit dessen Hilfe dieses Profil erreicht werden soll. Welche Maßnahmen? Wer ist verantwortlich? Der konkrete Beitrag: Jeder Teilnehmer und jedes Team kennt seine Rolle. Was sind die zu erbringenden Meilensteine? Das laufende Feedback: Jedes Team braucht regelmäßig Klarheit über die eigene Performance vs. der Zielposition. Was ist bzw. sagt die Erfolgsmessung? Wie gut werden die Meilensteine erreicht? Der gemeinsame Dialog: Über die Aufgaben hinaus müssen Teams gemeinsam reflektieren. Z.B. bei Präsentationen von Zwischenergebnissen, im Austausch innerhalb der Gruppe etc. NR. 12/2012 Marken-Realisierung Prinzipien erfolgreicher Umsetzung 1. Schaffe rasche Erfolge. DxVxF›R Diese Formel verdeutlicht, wie Markenprozesse typischerweise zum Erfolg führen können. • Dissatisfaction (Unzufriedenheit mit dem Status quo) • Vision (ein klares Zukunftsbild der Marke als Resultat der strategischen Erfolgslogik) • First results (erste greifbare Resultate) Wenn diese drei Faktoren zusammen größer als der Widerstand R sind, dann gibt es eine gute Chance, den Change-Prozess erfolgreich zu meistern. Ist der Widerstand größer, dann übernimmt das Tagesgeschäft das Kommando bzw. fassen alte Gewohnheiten wieder Fuß. 2. Sprich alle Ebenen der Organisation an. Das Individuum, das Kollektiv und die gesamte Organisation müssen aktiv und kontinuierlich in den Wandel integriert werden, denn unterschiedliche Ebenen haben unterschiedliche Rollen und Bedürfnisse. Die Führung muss aktiv und abgestimmt jede Ebene in der Umsetzung einbeziehen. 3. Denke optimistisch. Die Organisationsforschung unterstreicht die Bedeutung von positiver Energie. Erfolgreiches Change Management ist fokussiert auf die Zukunft und baut auf Stärken auf. Aus der Welt des Sports kennen wir die Kraft, die Athleten mit Autosuggestion und Visualisierung der Zukunft freisetzen. Positive Energie schafft letztendlich positive Handlungen und treibt damit auch die Umsetzung selbst. Mit negativer Energie wird Handlung nach hinten gedrängt oder nicht mit dem notwendigen Nachdruck oder der nötigen Professionalität erbracht. 6. Behalte den Blick für das Ganze. Wenn die Projekte einmal in der Organisation umgesetzt werden, entwickeln sich in der Regel wieder die funktionalen Silos. Die Organisation weiterhin als Ganzes im Auge zu behalten, gemeinsame Daten und Informationen bereitzustellen und viele Mikrokosmen zu installieren, schafft Gemeinschaft und Verbundenheit. 7. Baue kritische Masse auf. 20 % der Teilnehmer in großen Neuausrichtungsprojekten sind typischerweise positiv, weitere 20 % negativ. Der Rest - immerhin 60 % - ist neutral und folgt dort, wo sich kritische Masse bildet. Mehr MitarbeiterInnen in die positive Zone zu führen ist entscheidend für den Erfolg. Ein systematisches Anschieben hin zum sogenannten „Tipping point“ ist erfolgskritisch, sonst kippt das System in eine Ablehnungshaltung. 8.Führe einen offenen Dialog. Aktives Zuhören und Zugehen auf MitarbeiterInnen sowie Sensibilität im Umgang miteinander fördern ein starkes Kollektiv und nehmen Angst vor den Folgen des organisationalen Wandels. Auch das „Undiskutierbare“ anzusprechen, schafft Vertrauen und Zuversicht. 4. Bleibe fokussiert. Wandel ist komplex. Eine zu breite Streuung der Maßnahmen oder sich zu viel auf einmal vorzunehmen, erhöht die Chancen zu scheitern und sorgt für Verwirrung. 9. Schaffe Integration. Im SPECTRUM 9/2010 haben wir ausführlich über eine unserer Studien berichtet, aus der hervorgeht, dass nur 13 % der MitarbeiterInnen ihren Beitrag zur Stärkung der Marke kennen. Menschen unterstützen aber vor allem das, was sie selbst mitgestaltet haben. Eine kontinuierliche Involvierung schafft dieses Engagement in den Markenumsetzungsprozess. Eigenverantwortung und Mitgestaltung sind dabei zentral. In den Prozess eingebunden zu sein und seinen Platz in der sich ändernden Organisation neu finden zu können, bringt Sicherheit und lässt die neu entstehende Unternehmenskultur interne Selbstverständlichkeit werden. 5. Behalte die Vision und das Erfolgsprofil im Auge. In der Umsetzung und der Hektik des Tagesgeschäfts besteht immer die Gefahr, den Blick für das Langfristige zu verlieren. Außerdem sind die Tagesentscheidungen auch Prüfstein des Managements. Die MitarbeiterInnen sind sehr sensibel, ob auch wirklich die Entscheidungen im Sinne dieses Profils erfolgen. Die Glaubwürdigkeit des Managements und die Selbstverpflichtung der MitarbeiterInnen hängen am Spiel. 10. Halte die Energie hoch. Es sind viele, zum Teil auch schwierige Entscheidungen in Umsetzungsprozessen zu treffen. Den Wandel neben dem Tagesgeschäft voranzutreiben, kostet Kraft. Die Führung muss den eigenen Energielevel und den der Organisation im Auge behalten. Energie entsteht, wenn der Sinn und Zweck immer wieder in Erinnerung gerufen wird. Umso mehr, wenn die Hoffnung durch erste Erfolge weiter geschürt wird. Und wenn alle nach und nach „ihren Platz finden“. Die Umsetzungsphase als Prozess des Wandels Umsetzung bedeutet immer auch Wandel. Wandel ist eine Herausforderung für Menschen und damit auch gesamte Organisationen. Widerstand kann und wird sich breitmachen. Die Organisation und die MitarbeiterInnen gehen dabei durch mehrere Phasen des Wandels. Diese Phasen des Wandels sind individuell. D.h. unterschiedliche Personen werden unterschiedlich schnell auf unterschiedliche Art durch diese Phasen gehen. Die Führungspersonen durchlaufen selbst als Individuen diesen Prozess. Während das Top-Management meist als Initiator nicht vom Wandel unmittelbar betroffen ist, ist dieser für das Mittlere Management – die Leistungsträger – viel schwieriger, denn sie sind typischerweise am meisten vom organisatorischen Wandel betroffen. Es gibt „Gewinner“ und „Verlierer“. Die gesamte Führung (Top-Management und erweiterter Führungskreis) muss sich daher auch selbst beobachten, während sie zügig, aber nicht überhastet, durch den Wandel führt. Erfolgsfaktoren in der Umsetzung Offene Kommunikation, gegenseitige Unterstützung und Verständnis der Position im Prozess sind kritische Erfolgsfaktoren. Es ist daher wichtig, den Prozess und alle führenden Personen darauf einzustellen und abzustimmen. In der Literatur und Praxis haben sich gewisse Prinzipien als erfolgsförderlich herausgestellt. Die Quintessenz aus jahrelanger Beratungs- und Praxiserfahrung ist, dass die Umsetzung wesentlich herausfordernder ist, in der Regel aber als die „einfachere Übung“ als die strategische Neuausrichtung der Marke abgetan wird. Frei nach dem Motto: „Wir müssen das ja nur mehr umsetzen“. De facto ist es aber so, dass man hier einerseits den komplexen Prozess des Wandels auf individueller und organisatorischer Ebene initiieren und am Brennen halten muss. Andererseits gilt es in der Umsetzung auch neue Fähigkeiten zu entwickeln, Dinge anders als bisher üblich zu tun und erste Erfolge sichtbar zu machen. Und das bei gleichzeitigem Management des Tagesgeschäftes. Das Bild, gleichzeitig ein Formel-1-Auto zu steuern und in voller Fahrt die Reifen zu wechseln, verdeutlicht dieses Gefühl in der Organisation. Der Prozess der Realisierung muss konsequenterweise mit noch mehr Energie, Akribie und professioneller Unterstützung geplant und geführt werden. Es bedarf einer klaren Prozess-Steuerung und Planung aller Ressourcen. Damit wird aus einem Plan Realität und Erfolg. Aus dem Wandel entstehen neue Gewohnheiten und Kultur. 7 NR. 12/2012 Marken-Realisierung Die sinnstiftende Kraft von Markenprofilen: den MitarbeiterInnen die Frage nach dem „Warum?“ beantworten „Was mache ich hier eigentlich? Und vor allem warum?“ Immer weniger MitarbeiterInnen können sich, das zeigen Umfragen seit vielen Jahren in zunehmender Deutlichkeit, mit dem, was ihr Unternehmen tut, identifizieren. Sinn und Zweck fehlen – die Arbeit wird „verrichtet“. In der Marke liegt die Kraft dieser Entwicklung entgegenzusteuern und die Frage nach dem „Warum?“ der Arbeit klar zu beantworten. Die Marke fungiert als Sinnstifter – sowohl für jeden Einzelnen als auch für die Organisation als Gesamtes. Das Resultat sind ein Gefühl der individuellen Zugehörigkeit und Identifikation sowie ein Streben des Unternehmens als Kollektiv – keine Begriffe der Sozialromantik, sondern jene Aspekte, welche die erfolgreichsten Unternehmen der heutigen Zeit auszeichnen. Instead of focusing on one goal, employees shape a collective ambition: a shared sense of purpose, how the company will fulfill it and track progress, and how leaders and others will behave every day as they achieve and sustaine excellence. Douglas A. Ready, Emily Truelove Erfolgreiche Marken beantworten die Frage nach dem „Warum?“ Starke Marken sind sich ihrer Daseinsberechtigung bewusst. Auf die Frage nach dem Auftrag und dem Antrieb der Organisation gibt es eine klare Antwort. Es ist das über monetäre Zielgrößen hinausgehende, bewusste Selbstverständnis, warum die Organisation besteht, welches markengeführte Unternehmen für Kunden und insbesondere auch für Mitarbei- des Profits. Auf Produktebene wird in vielen Kleidungsstücken recyceltes Polyester verwendet, statt dem Einsatz von Pestiziden wird Baumwolle ausschließlich biologisch angebaut und die Firmengebäude wurden zum Großteil aus recycelbarem Materialen errichtet. Mehr als 800 MitarbeiterInnen haben bereits die Möglichkeit genutzt, bis zu einem Monat aktiv bei einer Umweltorganisation ihrer Wahl zu arbeiten, während Patagonia so Der Zweck als sinnstiftende Markenkraft Um die Relevanz der Marke nicht nur als Leitrahmen für eine integrierte und systemische Unternehmensführung, sondern auch als Sinnstifter für die Organisation zu verstehen, ein kurzer Exkurs zu den Begriffen Zweck und Ziel. Der Zweck beantwortet die Frage: „Warum tun wir etwas?“. Er unterscheidet sich somit vom Ziel und der Frage „Was wollen wir er- Das eben G e s c h i l d e r te soll nicht bedeuten, dass Zweck „besser“ ist als eine klare Zieldefinition. Der Zweck braucht Ziele – sonst wird er beliebig. Beide Konzepte sind in der markenorientierten Unternehmensführung wichtig und entfalten im Zusammenspiel ihre Kraft. „When you tell them what, you get their hands and maybe their heads, sie zu erreichen hoffen und wie sie zusammenarbeiten, um ihre Ansprüche zu erfüllen und in Taten “We believe that your company’s culture and your company’s brand are really just two sides of the same coin. Your culture is your brand. At Zappos.com, we decided a long time ago that we didn’t want our brand to be just about shoes, or clothing, or even online retailing. We decided that we wanted to build our brand to be about the very best customer service and the very best customer experience. We believe that customer service shouldn’t be just a department, it should be the entire company.” Tony H., CEO Zappos terInnen attraktiv macht. Die Outdoor-Marke Patagonia beantwortet die Frage nach ihrem Auftrag und Antrieb wie folgt: „Stelle das beste Produkt her, belaste die Umwelt dabei so wenig wie möglich, inspiriere andere Firmen, diesem Beispiel zu folgen und Lösungen zur aktuellen Umweltkrise zu finden.“ Die Kraft der Marke entfaltet sich durch konsistente und konsequente Leistungsbeweise dieses Anspruchs. Das Unternehmen unterstützt seit Jahrzehnten unterschiedliche Umweltprojekte durch jährliche Spenden von 1 % lange das Gehalt weiter bezahlt. Das beste Produkt herzustellen ist dabei immer Maxime aller Tätigkeiten geblieben. Marken bekommen durch einen klaren Auftrag für ihr unternehmerisches Handeln Profil und Kontur – diese sind die Basis für Identifikation. Nicht nur das „Was“ der Arbeit, sondern auch das „Warum“ werden klar vermittelt und ermöglichen MitarbeiterInnen den Arbeitsauftrag nicht nur zu verstehen, sondern auch damit einverstanden zu sein und diesen mitzu tragen. reichen?“. Oftmals sind Unternehmern Unterschied, Einsatzbereich und Wechselwirkung der beiden Konzepte im Aufbau von emotionaler Markenbindung und Markenwissen bei MitarbeiterInnen nicht bewusst. Unternehmensziele beziehen sich auf konkrete Messgrößen wie Umsatz, Markenbekanntheit oder Wachstum. Beschränken sich Unternehmen auf die Verwendung von Zielen, berauben sie sich der Möglichkeit, Markenprofil aufzubauen und somit die Identifikation ihrer MitarbeiterInnen zu stärken. Nach außen Profil BIldend Nach innen ➧ 8 deutungswelt Be Leistungskern ➧ Kultur prägend but when you tell them why, you get their hearts.“ Zweck muss hierbei nicht groß und weltverbessernd sein – er muss für die einzelne Mitarbeiterin und den einzelnen Mitarbeiter Sinn stiften. IKEA zum Beispiel demokratisiert „Wohnluxus“ durch formschöne und funktionsgerechte Einrichtungsgegenstände zu Preisen, die so günstig sind, dass möglichst viele Menschen sie sich leisten können. Der amerikanische Online-Retailer Zappos strebt nach dem bestmöglichen Kundenservice – und dies auf ganz eigenständige und differenzierende Art und Weise. Das Markenprofil als Basis für eine starke interne Markenkultur Kommen in einer Organisation viele Menschen zusammen, die sinnstiftende Arbeit für sich ähnlich definieren, entsteht kollektives Streben. Das Markenprofil ist hier der Magnet, welcher MitarbeiterInnen mit gleichem Anspruch und gleicher Haltung anzieht. Eine markenspezifische Kultur wird aufgebaut und gestärkt. Darunter ist keinesfalls Starrheit oder Gleichmacherei aller MitarbeiterInnen zu verstehen – Authentizität und Glaubwürdigkeit der Marke würden darunter leiden. Vielmehr ist kollektives Streben die Klammer, innerhalb der Führungskräfte und MitarbeiterInnen ihren Arbeitsauftrag und ihre Daseinsberechtigung als Unternehmen definieren: was auszudrücken. Der gemeinsame Zweck – in der Marke personifiziert und materialisiert – ist der Stoff, der das Unternehmen zusammenhält und alle Elemente (und vor allem MitarbeiterInnen) eng (ver)bindet. Gestützt von Umsetzungsdisziplin, d.h. Leistungsbeweisen, die den Zweck im Alltag erlebbar machen und immer neu stärken, entsteht eine starke und nachhaltig tragfähige interne Markenkultur in Unternehmen. Tipp Im nächsten Brand Logic SPECTRUM (Ausgabe 13/2013) stellen wir Ihnen Instrumente vor, um die interne Markenkultur in Unternehmen zu stärken. Gedankenanstoß Wofür würde Ihre Marke auf die Straße gehen, um zu demonstrieren? Empfehlung Ted-Talk von Simon Sinek: How great leaders inspire action nr. 12/2012 MarkEn-caSE HanDl tyrol – wie Der resonanZraum tirol speck-unD wurstwaren emotionalisiert „Werde Tyroler“ – so umwirbt Handl Tyrol im Rahmen des neuen Kommunikationsauftritts seine Kunden. Als Anbieter von Tirol-typischen Speck-, Schinken-, Rohwurst- und Bratenspezialitäten verknüpft die Marke ihr kulinarisches Angebot mit der Sehnsucht nach unberührter Natur und heiler Welt. Der Resonanzraum Tirol passt so perfekt zu Handl Tyrol wie der Speck zur Jause. So logisch das jetzt klingt, so intensiv war der damit verbundene Prozess. Der Werbekreationsphase ging ein Kommunikationsstrategie-Prozess voraus, in dem folgende Fragen geklärt wurden: Welche Ziele sollen mit der Kommunikation erreicht werden? Welche Ableitungen ergeben sich aus der Erfolgslogik der Marke? Welche inhaltlichen und grafischen Bausteine bilden das zukünftige Kommunikationsmuster? Welche zentrale Botschaft gilt es beim Publikum zu verankern? Welche Kontaktpunkte gilt es zu forcieren? Was sollen Kunden an den Kontaktpunkten konkret erleben? Bereits zu Beginn des Prozesses wurde eines schnell klar: Das Differenzierungspotential auf Leistungsebene reicht nicht aus, um Markenpräferenz zu schaffen. Es bedurfte einer starken emotionalen Schubkraft, um sich eine kommunikative Differenzierung zum Wettbewerb aufzubauen. Dafür galt es eine geeignete Rezeptur zu entwickeln, die sowohl dem Handel als auch dem Verbraucher Appetit macht. Die einzelnen markenlogischen Ingredienzien wurden harmonisch aufeinander abgestimmt. 1) „Werde tyroler“ „Werde Tyroler ist ein umfassendes Kommunikationsprogramm, das sämtliche Bereiche der Marke durchdringt. Von der Innovationspolitik über den Werbeauftritt bis hin zur Auswahl von Kooperationspartnern. Im Mittelpunkt steht der Dialog mit dem Publikum. „Werde Tyroler“ ist die Einladung, ein echtes Stück Tirol immer und überall zu genießen. Dafür hat Handl Tyrol eine eigene Bild- und Sprachwelt kreiert. Tiroler Klischees werden mit Witz und Ironie in Szene gesetzt, die Tradition erfrischend neu belebt. Kooperationen mit dem Oesterreichischen Alpenverein und der Tirol Werbung verstärken den alpinen Kontext und erweitern die Kontaktmöglichkeiten mit der Marke im In- und Ausland. 2) Das original Mit dem Rückgriff auf die Herkunft und traditionellen Herstellungsverfahren macht die Marke unmissverständlich klar, dass es sich hier nicht um anonyme Industrieware handelt. Kreiert wurde ein Siegel „Original Tiroler Spezialitäten seit 1902“, das auf allen Packungen und an vielen anderen Kontaktpunkten prominent platziert wird. Das Rezeptbuch des Großvaters, der Begriff „von Hand gemacht“ sowie weitere ganz gezielt eingesetzte Elemente unterstützen den Authentizitätscharakter. 3) tiroler kulinarik – Marend (tiroler Jause) Macht Handl Tyrol eine Verkostung, so ist es eine Marend. Bei dem kürzlich stattgefundenen Erntedankfest in Wien servierte das Unternehmen etwa Original Tiroler Speck auf dem Brett, ganz wie es dem Ritual für den Verzehr typischer Tiroler Spezialitäten entspricht. Indem Handl Tyrol die Marend an die Marke koppelt, speist sie diese mit wertvollen Emotionen. Eine Marend ist stets ein Gemeinschaftserlebnis. Die soziale Funktion der Marke rückt somit in den Vordergrund. 4) Der Speckmeister Was der Maitre Chocolatier für Lindt ist, ist der Speckmeister für Handl Tyrol. Als Experte kommt er vor allem im Dialog mit Verbrauchern und Handel zum Einsatz. Als Zeremonienmeister zelebriert er bei Verkostungen das Ritual der Marend. Dafür gibt es eigene Schulungen und ein genau festgelegtes Drehbuch. Bekommt man Informationen von Handl Tyrol, etwa zum richtigen Aufschneiden, so erhält man diese vom Speckmeister. Als Wächter über die traditionelle Herstellung ist er Garant für das hohe Qualitätsversprechen. 5) natürliche, sinnliche tiroler Stilistik Dass die Marke auch stilistisch eindeutig Tiroler Luft atmet, ist klar. Dass diese aber sämtliche Kapillaren des Markensystems durchflutet, ist einzigartig. Es gibt nur wenige Marken, die mit so viel Akribie bis ins Detail durchgestaltet sind. Die Marke mit allen Sinnen erlebbar zu machen, ist das Credo. Typische Tiroler Materialien wie Holz, Stein und Jute sind auf den Verpackungen visuell umgesetzt, ein eigens entwickelter Markensound macht den Besuch auf der Homepage zu einem kleinen Tirol-Urlaub, und sogar der EANCode trägt die Form des Hohen Rifflers, jenes Bergs, der Bestandteil des Handl-Tyrol-Logos ist. FaKtEN fIrMEnGrünDUnG: 1902 fIrMEnSItZ: Schönwies, österreich/tirol JahrESUMSatZ (2011): 115 Mio. Euro anZahL MItarBEItEr: 520 EXPortantEIL: 60 % 9 10 MarkEn-SPLIttEr nr. 12/2012 Das coMeback eIner Marke: wenn eine marke auf Die grosse Bühne Zurückkehrt Ein Comeback (engl.: Rückkehr, Wiederkehr, Zurückkommen) ist die Rückkehr einer Person des öffentlichen Lebens, eines Stils oder einer Mode in den Mittelpunkt des medialen Interesses. Der Begriff wird vor allem für Politiker, Sportler und Popstars verwendet. Vermehrt treten jedoch auch Marken große Comebacks an. Der VW Bulli pflegt sein zeitloses Image als Inbegriff für „freiheit“ Der VW Bulli steht für ein automobiles Lebensgefühl: unbegrenzte Freiheit. Volkswagen interpretiert die Autolegende neu und katapultiert sie in die Zukunft. Bei allen technischen Neuerungen bleibt die Marke sich treu: Das Konzept ist geprägt von der Maxime der optimalen Raumausnutzung. Das charakteristische VW-Zeichen an der Front sowie die zweifärbige Lackierung sind unverkennbar und wecken beim Betrachter Freiheitsphantasien. Lurchi setzt auf alte Werte und geht in opposition zum trend der „fashion-kids“ Seit dem Comeback von Lurchi hat sich die Schuhwelt für Kinder verändert. Kinder und deren Eltern orientieren sich an der erwachsenen Modewelt. Nike-Sneakers, Ralph-Lauren-Slipper und Mädchenschuhe mit Absatz haben in den Kinderabteilungen in Schuhhäusern Einzug gehalten. Lurchi tritt bewusst in Opposition zu diesen Trends und lässt Kinder unter dem Motto „In jedem Kind steckt ein Entdecker“ bewusst Kinder sein. Um die Produkte wird für Kinder eine spannende Markenwelt rund um das Entdeckertum aufgebaut. Die Kinder freut es, und die Mütter schwelgen in nostalgischen Erinnerungen an ihre Zeit mit Lurchi. McM erfindet sich über die Zielgruppe neu Einst Marke für die Reichen und Schönen (Lady Di, Romy Schneider, Siegfried & Roy), spricht die Marke MCM (Modern Creation München) heute die Jungen und Hippen an. Nach Problemen mit der Steuerbehörde, Fehlern im Management und der Asienkrise stürzte die Marke in den 90er Jahren ab und verschwand in der Versenkung. Heute wird sie von den jungen Trendsettern getragen und erfreut sich wachsender Beliebtheit. Die ursprüngliche Zielgruppe ist der Marke entwachsen, der neuen Generation sind einstige Inkonsistenzen in der Markenführung nicht mehr bekannt. Trotz des Zielgruppenwechsels bleibt MCM seinen Werten, der traditionellen Handwerkskunst und der eigenständigen Designsprache treu. Quick-check: hat Ihre Marke das Zeug zum comeback? Gefeierter Star: Die Marke war in ihrer Gründerphase stark. rückzug aus dem öffentlichen Leben: Die Marke ist zwischenzeitlich vom Markt verschwunden, aber trotzdem in Erinnerung geblieben. comeback braucht Zeit: Alte Eskapaden und Fehltritte der Marke sind in Vergessenheit geraten. Der Zeitgeist passt: Die Marke muss bei ihrer Wiedereinführung authentisch bleiben und an eine Geschichte anknüpfen können, die aktuelle Relevanz besitzt. Die starke marke als scHutzscHIlD gegen krIsen Starke Marken überstehen Wirtschaftskrisen eindeutig besser. Zu dieser Schlussfolgerung kommen Millward Brown Optimor in ihrer jüngsten Markenbewertungsstudie. Die „BrandZ Top 100 Global Brands“ sind internationale Marken, deren Anteil am Unternehmenswert über 30 % ausmacht. Obwohl auch diese Unternehmen in den vergangenen Jahren mit Wirtschafts- und Finanzkrisen zu kämpfen hatten, navigierten sie dank ihrer Markenzugkraft nachweislich besser durch die stürmischen Zeiten. Markenwert als treiber des Unternehmenswerts Seit der ersten Bewertung im Jahr 2006 ist der Gesamtwert der 100 betrachteten Marken um 66 % gestiegen. Im Jahr 2012 repräsentieren sie einen gesamten Markenwert von $ 2,4 Billionen. Besonders beeindruckend ist, dass die Topmarken im Betrachtungszeitraum von sechs Jahren die im Standard & Poors 500 notierten Unternehmen wertmäßig um 103 % übertreffen konnten. Während der ROI der S&P 500 nur 2,3 % beträgt, liegt jener der BrandZ Top Global 100 bei 36,3 %. apple als Markenwert-Primus Als erfolgreichste Marke führt zum wiederholten Male Apple das Ranking an. Rund $ 183 Milliarden des gesamten Firmenwerts (ca. $500 Milliarden) macht bei Apple im Jahr 2012 alleine der Wert der Marke aus. Das Unternehmen verzeichnet damit einen Anstieg des Markenwerts um 19 % im Vergleich zum Vorjahr. Apples großer (finanzieller) Erfolg ist auf mehrere Aktivitäten zurückzuführen: So wurden neben zahlreichen erfolgreichen Produktlaunches (neue Versionen von iPad, MacBook und iPhone sowie neue Betriebssysteme) in verschiedenen Sparten auch neue internationale Vertriebskanäle eingeführt. Zudem schart gerade Apple eine sehr loyale Gefolgschaft von Markenfans um sich, die der Marke die Treue halten und Produktinnovationen schnell annehmen. technologie- und telekommunikationsmarken auf den besten Plätzen Auf Patz 2 und 3 liegen IBM und Google, die seit dem letzten Ranking 2011 ihre Plätze getauscht haben. Während IBM stark an Markenwert zulegen konnte, verlor Google leicht. IBM genießt laut den Studienautoren großes Vertrauen bei seinen Kunden und treibt den Wandel zum Cloud Computing im B2B-Geschäft kompetent voran. Google sieht sich hingegen wachsender Skepsis der Konsumenten ausgesetzt, die immer genauer hinterfragen, was Google mit sensiblen Daten seiner Benutzer macht. Dennoch gelingt es auch Google mit einem eigenen, in sich stimmigen Ökosystem aus Software und Hardware-Plattformen im Technologiebereich für Kunden hochrelevant zu bleiben. Dies trägt zum Erhalt des starken Marken- werts bei. Insgesamt dominieren Technologie- und Telekommunikationsmarken die ersten zehn Plätze des Rankings. Millward Brown Optimor führen dies auf die hohe Innovativität dieser Branchen und ihre Kompetenz, nachhaltig positive Kundenerlebnisse zu schaffen, sowie die stetig zunehmende Bedeutung technologischer Produkte in unserem alltäglichen Leben zurück. NR. 12/2012 Marken-barometer 11 Social Media aus der Perspektive der Markenlogik Social Media sind nach wie vor in aller Munde und haben mittlerweile einen fixen Posten in den Marketingbudgets vieler Firmen zugewiesen bekommen. Doch spätestens die Ankündigung von General Motors, sich komplett aus Facebook zurückzuziehen, ließ die Frage nach dem tatsächlichen Nutzen der sozialen Medien für Unternehmen neu aufflammen. Aus der Markenlogik heraus betrachtet, gilt es für jede Marke individuell zu klären, ob und wie mit Hilfe des Web 2.0 die Ziele der Marke erreicht werden können. Um diese Frage zufriedenstellend beantworten zu können, muss man zunächst verstehen, was den Wert und die Besonderheit der sozialen Medien ausmacht. Einladung zum Livestream der Burberry-Modeschau Die Führung des Mediums im Dienst der Marke Wenn die Entscheidung für eine Präsenz auf Social-Media-Seiten gefallen ist, so sollte diese markenspezifisch, konsistent und professionell gepflegt werden. Denn auch der Web-2.0-Auftritt ist ein wichtiger Markenkontaktpunkt, noch dazu einer mit hoher globaler Sichtbarkeit für die unterschiedlichsten Stakeholder der Marke. Auch ein Facebook-Profil muss die Bedeutungswelt der Marke widerspiegeln, auch dort muss im Stil der Marke kommuniziert werden. Besonders der Umgang mit kritischen Stimmen oder unzufriedenen KundInnen, die sich auf diesen Plattformen Gehör ver- Die Natur sozialer Medien Social Media und Web 2.0 – beides soll im Wesentlichen ausdrücken, dass das World Wide Web sich von einer Einweg-Kommunikations-Plattform, in der ein User etwas in den virtuellen Raum kommuniziert und auf Antwort warten muss, ohne die Aktivitäten anderer darin beobachten zu können, in ein Echtzeit-Mehrwegkommunikations-Netz verwandelt hat. Social Media erlauben es, rund um die Uhr an den Gedanken und Aktivitäten anderer Menschen live teilzuhaben. Sie schaffen einen Raum, in dem sich Gruppen von Menschen zu einem Thema austauschen können, wo Gespräche über Zeitzonen und Ländergrenzen hinweg stattfinden, wo kollaboriert und mobilisiert wird. Menschen treffen sich in sozialen Netzwerken um sich mitzuteilen und ein Teil zu sein: von spannenden Themen, attraktiven Subkulturen und auch von Marken. Zu den sozialen Medien zählen Blogs, Microblogging-Dienste wie Twitter, Netzwerke wie Facebook oder Linkedin ebenso wie Media-Sharing-Seiten wie Instagram, Pinterest und Youtube, Wikis und Podcasts. Der Fit zwischen Medium und Marke Besonders geeignet sind soziale Medien aus Unternehmenssicht, wenn man Themen schnell und zielgerichtet kommunizieren will, in Beziehung zu Kundengruppen treten und bleiben möchte oder sich die Weisheit der Masse, z.B. für Innovationen, zu Nutze machen will. Blogs eignen sich etwa besonders, um Hintergrundinformationen zu geben und tiefere – oder persönlichere – Einblicke hinter die Kulissen einer Marke zu gewähren. Als gelungenes Beispiel dafür sei der Blog von Audi genannt, auf dem Themen wie das Sounddesign von unternehmensinternen Fachexperten beleuchtet werden. Auch Tesco nutzt einen Blog, auf dem sogar der CEO persönlich schreibt, um die Werte der Marke ausführlich zu erklären. Welche sozialen Medien eine Marke für ihre Zwecke nutzt, sollte – abhängig von der generellen Eignung des Mediums zur Ziel- erreichung – sorgfältig überlegt werden. Das Markenprofil sowie die markenspezifische Kommunikationslogik geben Aufschluss darüber, ob Aktivitäten im Web 2.0 der Realisierung des Markenprofils dienen. So kann etwa ein geschwätziger Twitter-Account der Verankerung der Markenbedeutung Diskretion in den Köpfen der Kunden zuwiderlaufen. Somit ist diese Aktivität der Realisierung des Markenprofils eindeutig nicht zweckdienlich. schaffen, ist mit Bedacht zu wählen. Wer sich im Netz öffnet, der muss auch bereit sein, den Dialog zuzulassen und somit ein Stück weit Kontrolle über den Markendiskurs abzugeben. Das Löschen unliebsamer Kommentare, nur um ein Beispiel einer zu oft gewählten Praxis zu zitieren, ist zu vermeiden. Vorziehen sollte man eine ehrliche, offene Auseinandersetzung mit Kundenbedenken. Denn nur dies dient der Glaubwürdigkeit und Authentizität der Marke. Wer sich davor scheut, vielfältige Stimmen und Meinungen zur Marke zu hören, der sollte besser von diesen Medien Abstand nehmen. Denn ihr Prinzip ist der offene, ungefilterte Austausch. Leitfragen zum Thema: Ist die Natur von sozialen Medien, die Art, wie in sozialen Netzwerken kommuniziert und interagiert wird, mit Ihrem Markenprofil und der Kommunikationslogik Ihrer Marke vereinbar? Welche Ziele wollen Sie mit einer Social-Media-Präsenz erreichen? Welches Medium ist am besten dazu geeignet, die Zielerreichung zu ermöglichen? Welche Botschaft wollen Sie kommunizieren? Kann diese über soziale Medien glaubhaft vermittelt werden? Welche Zielgruppen wollen Sie ansprechen? Finden Sie diese auf den gewählten Plattformen? Können Sie den Kontaktpunkt Web 2.0 so markenspezifisch, inhaltlich konsistent und formal professionell gestalten und führen, wie es Ihre Marke erfordert? Erfolgsbeispiel Burberry – Turnaround durch digitale Offensive Ein erfolgreiches Beispiel für die Nutzung von sozialen Medien im Sinne der Marke ist Burberry. Das britische Traditionshaus, das seit 1856 besteht und vor allem für seine hochpreisigen Trenchcoats bekannt ist, hatte lange Jahre mit einem angestaubten Image und der Verehrung nicht gewünschter Kunden (Chavs) zu kämpfen. Nach dem Unternehmenseintritt von Angela Ahrendt als CEO gelang dem Unternehmen ein erstaunlicher Turnaround. Gemeinsam mit Chefdesigner Christopher Bailey, einem damals aufstrebenden Nachwuchstalent, ging Ahrendt daran, die Firma zu ihren Wurzeln in der Produktion von Überbekleidung zu führen. Das Speerspitzenprodukt Trench rückte in den Mittelpunkt der Marke. Dass es Burberry tatsächlich geschafft hat, sein Markenimage attraktiver, luxuriöser und modischer zu machen und damit in den letzten Jahren spektakuläre Wachstumsraten zu verbuchen, liegt aber nicht zuletzt an der geschickten Bedienung verschiedener Kommunikationskanäle. Die Firma gilt heute als Vorzeigebeispiel für die Integration digitaler und sozialer Medien in den Markenauftritt. Burberry kommuniziert z.B. intensiv mit den Fans der Marke über die eigene Facebook-Seite. Follower der Marke bekommen immer wieder exklusive Einblicke in die Markenwelt und erhalten Duftproben neuer Parfüms per Post zugesendet. Burberry hat auch als eine der ersten Modemarken progressiv die Schnelligkeit von Twitter genutzt und mit einem Tweetwalk KundInnen weltweit zu seinen exklusiven Modeschauen zugegschaltet – Fotos aller Laufstegmodelle wurden live getwittert, bevor diese auf dem Catwalk zu sehen waren. Live-Übertragungen der Modeschauen von der London Fashion Week über Streaming gibt es ebenso. Eine unternehmenseigene Plattform, auf der KonsumentInnen ihre Liebe zum Burberry-Trench zum Ausdruck bringen können, ist The Art of the Trench (siehe SPECTRUM 10/2010). Dort kann jede und jeder ein Bild von sich selbst in diesem legendären Kleidungsstück hochladen sowie die Bilder anderer betrachten, bewerten, kommentieren und weiter verbreiten. Auf diese Weise baut Burberry gekonnt eine loyale Community rund um die Marke und ihr Aushängeschild auf. Auch im Retailing bedient sich Burberry des Internets: Burberry Bespoke erlaubt es KundInnen ihren Traum-Trenchcoat zu konfigurieren, zu bestellen und online über Facebook, Twitter und Co. zu zeigen. Acht Wochen später wird geliefert. 12 MarkEn-anZEIGEr BranD logic MÜncHen Mit April dieses Jahres eröffnete das Institute of Brand Logic sein erstes Büro in Deutschland. Am repräsentativen Standort in München wird Herr Detlev Huebner den Ausbau unserer deutschen Aktivitäten vorantreiben. Detlev Huebner kann auf lange Jahre im Management internationaler Agenturen zurückblicken, in denen er hochkarätige Marken aus der Automobil-, Finanzdienstleistungsund Telekommunikationsbranche entwickelt und geführt hat. Seit 2006 konzentriert sich Detlev Huebner auf die strategische Beratung von Markenunternehmen – mit einer ganz persönlichen Leidenschaft für mittelständische Unternehmen. „Für mich war die Entschlussfähigkeit und Konsequenz, mit der der Mittelstand Veränderungsprozesse im Unternehmen umsetzt, imponierend. Immer wieder konnte ich erleben, dass sich die Entscheider sehr viel Zeit genommen haben, um neue strategische Ansätze zu durchleuchten und mit ihren Mitarbeitern zu diskutieren. Wenn die Entscheidung aber einmal getroffen ist, wird mit aller Kraft und Entschlossenheit umgesetzt. Die Vertrauensbasis zwischen Berater und Unternehmen ist dabei die entscheidende Grundlage für einen engen und erfolgreichen Begleitungsprozess“, resümiert der gelernte Diplom-Wirtschaftsmathematiker. Bedingt durch die hohe Dichte an Mittelstandskunden in Bayern und Baden-Württemberg und die historische langjährige Verflechtung von Österreich mit dem süddeut- schen Wirtschaftsraum ist die Standortvertretung des Institutes in München naheliegend. „für uns war Die erÖffnung eines münchner Büros eine klare entscheiDung. in einer Dienstleistung, Die eine sehr intensive ZusammenarBeit mit Den kunDen erforDert, ist eine regional nahe Betreuung ein entscheiDenDer vorteil.“ „Unsere bestehenden deutschen Kunden können wir so deutlich besser und reibungsfreier bedienen“, so der 43-jährige Geschäftsführer, der als gebürtiger Süddeutscher den regionalen Markt seit vielen Jahren kennt. Einer der Schwerpunkte des deutschen Büros wird auf mittelständischen Unternehmen, insbesondere Familienunternehmen, liegen. Für die deutsche Wirtschaft stellt dieses Segment seit jeher das Rückgrat für seine gute Außenbilanz dar. Hochspezialisiertes Know-how gekoppelt mit deutschen Qualitätsmerkmalen ließ zahlreiche Unternehmermarken in den letzten Jahren zu internationalen Qualitäts- und Weltmarktführern werden. „Diese Überführung in eine neue unternehmerische Ära setzt eine solide Vertrauensbasis in unsere Beratungsmethode, aber auch die Persönlichkeitsstärke unserer Mitarbeiter voraus. Wir begegnen hier tiefliegenden unternehmerischen Idealen und Wertvorstellungen. Ein sensibler Umgang mit den Menschen, die sie vertreten, ist hier zwingend geboten. Für uns stellt die Überführung traditioneller unternehmerische Werte in die globalisierte Moderne eine gleichermaßen reizvolle wie anspruchsvolle Aufgabenstellung für den bayerischen Wirtschaftsraum dar“, so Detlev Huebner. Die gravierenden Veränderungen im europäischen Wirtschaftsraum haben längst zu massiven Unsicherheiten bei den Unternehmen geführt. Vor allem Mittelstandsunternehmen spüren, dass gerade jetzt eine klare unternehmerische Ausrichtung nötiger ist denn je. Die Rückbesinnung auf den eigentlichen Leistungsanspruch der Marke und eine einzigartige Leis- tungsspezifik schafft sowohl gegenüber den Mitarbeitern wie auch Kunden und Partnern eine wichtige Orientierungshilfe und damit ein Bekenntnis zur Marke. „Ich bin vollkommen davon überzeugt, dass Unternehmen mit einem klar erkennbaren und bedeutungsstarken Leistungskern ihr Publikum und ihre Kundschaft eng an sich binden können. Besonders dann, wenn dem Gesamtmarkt ein klares Zukunftsbild fehlt, wirken starke Markenprofile umso intensiver. Ich traue unseren regionalen Unternehmen hier sehr viel zu und bin überzeugt davon, gerade Krisenzeiten als einmalige Chance begreifen zu müssen.“ KONtaKt InStItUtE of BranD LoGIc Büro München kapuzinerstraße 7 D-80337 München tel. +49(0)89-54884583-0 fax +49(0)89-54884583-48 [email protected] www.brand-logic.de Zertifikats-lehrgang BranD management – MarkenorIentIerte unterneHMensFÜHrung Schweizer Top-Unternehmen zeigen sich begeistert: „In der Managementausbildung gibt es zum thema Markenführung kein vergleichbares angebot im deutschsprachigen raum.“ Birgit Wallner – Leitung Konzernmarketing, Österreichisches Verkehrsbüro AG „Der kompaktlehrgang vermittelte mir handfestes rüstzeug in der markenorientierten Logik und führung meines Unternehmens.“ Walter Norz – Geschäftsführung, Prolicht GmbH Das MCI – Management Center Innsbruck – und das Institute of Brand Logic führen in Kooperation mit der Munich Business School ab Februar 2013 bereits den vier- ten Zertifikats-Lehrgang zum Thema Brand Management durch. Der Lehrgang richtet sich an Unternehmer, Führungskräfte, Entscheidungsträger und Markenmanager aus unterschiedlichsten Branchen, z.B. Industrie, Handel, Markenartikel, Dienstleistung, Finance und NPOs. Bisherige Absolventen aus österreichischen, deutschen und nutzen für die teilnehmer Die Absolventen des Lehrgangs kennen die zentralen Prinzipien der Markenführung, wissen, wie Unternehmen im Sinne der Marke herausgeführt werden können, wissen, wie man verschiedene Unternehmensfunktionen und Managementaufgaben auf das Markenprofil hin ausrichtet (z.B. Sortiment, Services, Markenarchitektur, Vertrieb, Kommunikation, HR), wissen, wie man ein strategisches Markenprofil für Kunden bzw. Marktpartner an den Kontaktpunkten konkret erlebbar macht, sind vertraut mit den Prozessen der internen Verankerung der Marke im Unternehmen. Modalitäten Der Lehrgang umfasst 14 Präsenztage und wird in 7 Unterrichtseinheiten geblockt jeweils am Freitag und Samstag durchgeführt. Der Lehrgang kann daher berufsbegleitend absolviert werden. Die Einheiten finden in Innsbruck und in München statt. Die Unterrichtssprache ist Deutsch. achtung: Beschränkte teilnehmerzahl! Weitere Informationen zu Kursinhalten, Modalitäten und Anmeldung finden Sie auf der Homepage des MCI – Management Center Innsbruck: http://www.mci.edu/ de/zertifikats-lehrgaenge/compact/brand-management IMPrESSUM Medieninhaber, Herausgeber, Verleger: Institute of Brand Logic – Strategieberatung für markenorientierte Unternehmen, Ing.-Etzel-Straße 17, A-6020 Innsbruck, T +43.512.566008, F -48, E [email protected] | erscheinungsweise: halbjährlich, Auflage: 12.500 Stück | Fotos: istockphoto, Lanvin, Net-à-porter, Zara, Institute of Brand Logic, Handl Tyrol, MCM, MillwardBrown Optimor, Burberry, MCI | layout: Sophie Frenzel – eco.nova corporate publishing | Druck: PLOETZ high quality printing