die pazifik-allianz - AHK Mexiko

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die pazifik-allianz - AHK Mexiko
DIE PAZIFIK-ALLIANZ
GESCHÄFTSUMFELD, BRANCHEN, PROJEKTE
Mexiko
Kolumbien
Peru
Chile
Die Pazifik-Allianz im Überblick
Mexiko
Kolumbien
Peru
Chile
1.295,9
400,1
208,2
264,1
BIP-Wachstum, in %
2,4
4,8
3,6
2,0
BIP pro Kopf, in US$
10.837
8.394
6.625
14.911
119,6
47,7
31,4
17,7
Bruttoinlandsprodukt (BIP), in Mrd. US$
Einwohner, in Mio.
Alle Angaben sind Prognosen für das Jahr 2014.
Quelle: IWF
Kontakte
Deutsch-Mexikanische Industrie- und
Handelskammer (AHK Mexiko)
German Centre - Centro Alemán
Av. Santa Fe 170, Lomas de Santa Fe, Of. 1-4-10
01210 México, D.F., Mexiko
www.camexa.com.mx
Deutsch-Peruanische Industrie- und
Handelskammer (AHK Peru)
Av. Camino Real 348, Of. 1502
San Isidro, Lima 27, Peru
www.camara-alemana.org.pe
Deutsch-Kolumbianische Industrie- und
Handelskammer (AHK Kolumbien)
Carrera 13 No. 93 - 40, piso 4
Bogotá, Kolumbien
www.ahk-colombia.com
Deutsch-Chilenische Industrie- und
Handelskammer (AHK Chile)
Av. El Bosque Norte 0440, Of. 601
Las Condes, Santiago de Chile, Chile
www.camchal.cl
Germany Trade and Invest
Villemombler Straße 76
53123 Bonn
www.gtai.de
INHALT
3
Grußworte
8
Die Pazifik-Allianz – Motivation und Ziele
Geschäftsumfeld
10
Mexiko: Der industrielle Vorreiter
14
Kolumbien: Großer Binnenmarkt in bevorzugter Lage
18
Peru: Wachstum jenseits des Bergbaus
22
Chile: Stabilitätsanker ganz im Süden
26 Rechtliche Rahmenbedingungen für Investitionen
in der Pazifik-Allianz
28
Pläne für Freihandelszone und enge Beziehungen
zur EU
Branchen und Projekte
Infrastruktur
30
Mexiko treibt Ausbau von Häfen und Personenzugverkehr voran
32
Kolumbien investiert in neue Verkehrswege
34
Peru baut Straßen, Metrolinien und Flughäfen aus
36
Chile pumpt Milliarden in die Infrastruktur
38Projektliste
Bergbau, Öl und Gas
40
Mit Energiereform beginnt neue Ära im
mexikanischen Ölsektor
42
Kolumbianische Rohstoffwirtschaft wächst
44
Peru bringt Investitionen im Gas- und
Bergbausektor voran
46
Chiles Bergbausektor muss Produktionskosten
senken
48Projektliste
Germany Trade & Invest www.gtai.de
3
Umwelttechnik
50
Große Herausforderungen im mexikanischen
Wassersektor eröffnen Geschäftschancen
52
Bedarf an Umwelttechnik in Kolumbien steigt
54
Peru braucht Technik zur Wasseraufbereitung
56
Chiles neue Umweltprojekte
58Projektliste
Medizintechnik
60
Preisdruck auf mexikanischem Markt für
Medizintechnik wächst
62
Wachsende Nachfrage im kolumbianischen
Gesundheitssektor
64
Peru erhöht Ausgaben für Gesundheitsbranche
66
Chilenische Regierung investiert 4 Mrd. US$ in das
Gesundheitssystem
68Projektliste
Kfz
70
Mexiko lockt weiterhin Kfz-Hersteller an
72
Kolumbianer fragen mehr Kfz nach
74
Perus Kfz-Branche erwartet 2015 Erholung
76
Kfz-Branche in Chile mit guten Wachstumsaussichten
78Projektliste
GRUSSWORTE
Sehr geehrte Damen und Herren,
der Zusammenschluss der Länder Chile, Kolumbien, Mexiko und Peru zur
Pazifik-Allianz ist mehr als nur ein weiteres Regionalbündnis in Lateinamerika, es ist keinesfalls “más de lo mismo”.
Das liegt vor allem an der wirtschaftspolitischen Grundüberzeugung, die
diese Länder teilen: Offen für den freien Handel mit aller Welt, streben sie
schrittweise den freien Austausch von Waren, Dienstleistungen und Personen untereinander an. Sie stellen sich dem internationalen Wettbewerb und
sind bestrebt, die Rahmenbedingungen für in- und ausländische Investoren
zu verbessern und den Wohlstand in den Ländern zu mehren.
Die Mitgliedsstaaten der Allianz grenzen sich ausdrücklich ab von den in Lateinamerika grassierenden Tendenzen zugunsten eines schon überkommen
geglaubten Protektionismus und der ideologisch motivierten Rückkehr zu
fataler staatlicher Einflussnahme auf die Akteure der Wirtschaft.
Es ist neben der erheblichen Marktgröße von 209 Mio. potenziellen Kunden
vor allem die Verlässlichkeit, die die Allianzländer auszeichnet und sie zu
berechenbaren Partnern der deutschen Wirtschaft macht.
Gute Gründe rechtfertigen somit den Aufwand zur Erstellung der vorliegenden Publikation, die Ergebnis der bewährten Zusammenarbeit zwischen
Germany Trade & Invest (GTAI) und den deutschen Auslandshandelskammern (AHK) in den Allianzländern Chile, Kolumbien, Mexiko und Peru ist.
Sie soll dem Leser die vier Länder und ihre Geschäftspotentiale vorstellen
und einladen, sich mit ihnen unternehmerisch zu beschäftigen, sei es in
Form der Vermarktung eigener Produkte oder gar als möglicher Standort
für die Aufnahme einer Fertigung vor Ort.
Die AHKs in den Mitgliedsländern der Pazifik-Allianz bieten sich mit ihrem
umfassenden Dienstleistungsangebot interessierten Unternehmen als erfahrene Vor-Ort-Experten für die Begleitung auf diese vielversprechenden
Märkte an.
Stellvertretend für die AHKs
Johannes Hauser
Geschäftsführer AHK Mexiko
Germany Trade & Invest www.gtai.de
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GRUSSWORTE
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
schon lange hat keine politische oder wirtschaftliche Initiative in Lateinamerika so viele positive Schlagzeilen mehr gemacht, wie die Pazifik-Allianz.
Der Zusammenschluss von Mexiko, Kolumbien, Peru und Chile zu diesem
marktoffenen Bündnis im Jahr 2012 hat das Image der Länder deutlich verbessert. Darüber hinaus betonen viele Experten die Chancen, die sich für die
Mitglieder durch die bessere Zusammenarbeit ergeben können.
Der Verbund hat „das Zeug“ dazu, durch eine stärkere Vernetzung der Wirtschaft die Wertschöpfungsketten in den Mitgliedsländern zu verlängern und
die Industrie zu stärken. Die Abhängigkeit von Rohstoff- und Agrarexporten kann so reduziert werden. Darüber hinaus bietet der Zusammenschluss
große Potentiale in der Logistik: Die Länder können zusammen eine Drehscheibe für den Handel zwischen Atlantik und Pazifik bilden und so von der
wirtschaftlichen Dynamik in Ostasien profitieren.
Kolumbien, mit Zugang sowohl zum Atlantik als auch zum Pazifik, könnte
sich hierbei als ein Knotenpunkt etablieren. Und mit Panama steht ein Land
als Mitgliedskandidat der Allianz in den Startlöchern, dass mit dem Panamakanal über eine der wichtigsten internationalen Verkehrsadern verfügt.
Man sieht, es gibt viele Gründe sich mit der Pazifik-Allianz zu beschäftigen. Die Auslandshandelskammern (AHKs) und Germany Trade & Invest
führen in der vorliegenden Publikation ihre Expertise zusammen, um die
wirtschaftliche Situation der vier Mitgliedsländer umfassend zu analysieren. Dabei gehen die Ländertexte zunächst auf das Geschäftsumfeld – insbesondere auf deutsche Unternehmen vor Ort, die Fachkräftesituation und
das Logistikangebot – ein. Der zweite Teil veranschaulicht die Entwicklung
der interessantesten Branchen und stellt kompakt die jeweils wichtigsten
Investitionsprojekte vor.
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern eine interessante Lektüre. Für die
weitere Vorbereitung Ihrer Tätigkeiten in der Region unterstützen die AHKs
und Germany Trade & Invest Sie gerne.
Dr. Jürgen Friedrich
Geschäftsführer Germany Trade & Invest
Germany Trade & Invest www.gtai.de
7
DIE PAZIFIK-ALLIANZ – MOTIVATION UND ZIELE
DIE PAZIFIK-ALLIANZ –
MOTIVATION UND ZIELE
Mexiko, Kolumbien, Peru und Chile haben sich zur PazifikAllianz zusammengeschlossen. Doch die räumliche Nähe
ist es nicht, die dieses Bündnis eint. Im Norden ist Mexiko
ganz von den restlichen Ländern abgeschnitten, im Süden
grenzt nur Peru an Kolumbien und an Chile. Hinzu kommen
die Größenunterschiede, speziell zwischen Mexiko (120
Mio. Einwohner) und den anderen Partnern (zwischen 18
Mio. und 48 Mio. Einwohner). Die Motivation für die Allianz,
die nun seit gut drei Jahren besteht, ist vor allem in der außenwirtschaftlichen Orientierung der Mitglieder zu suchen.
Die vier Länder gehören für sich genommen zwar nicht
zu den Schwergewichten der Weltwirtschaft. Doch immerhin erwirtschafteten die etwa 209 Millionen Einwohner 2013 zusammen rund 2,1 Billionen US$ und somit
knapp 40% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) Lateinamerikas. Bemerkenswert ist dabei besonders ihre Stärke
im Außenhandel: Mit 539 Mrd. US$ führten die vier Länder 2013 mehr aus als der größere Mercosur und lagen
zusammen in etwa auf dem Niveau Frankreichs.
Noch etwas haben die vier Länder gemein: Sie bieten
ausländischen Investoren im Vergleich zu anderen Staaten der Region ein komfortables Investitionsumfeld. In
einschlägigen Rankings halten die vier Volkswirtschaften in zahlreichen Kategorien die vordersten Plätze in
8
Die Pazifik-Allianz
Lateinamerika, so bei der „Leichtigkeit von Geschäftsabschlüssen“ und dem Investitionsschutz im Doing
Business Report der Weltbank. Konsequenterweise liegen die ausländischen Direktinvestitionen mit Werten
zwischen 2% (Mexiko) und 11% des BIP (Chile) höher als
im lateinamerikanischen Durchschnitt.
Im Zusammenspiel mit anderen Faktoren konnten in den
vergangenen Jahren alle Länder von dieser wirtschaftsfreundlichen Politik profitieren und zum Teil erhebliche
Wachstumsraten erzielen. Chile, Kolumbien und Peru ist
der hohe Weltmarktpreis für Rohstoffe wie Kupfer und
Kohle zugute gekommen. In Kolumbien hat die seit 2002
verbesserte Sicherheitslage zu einem rasanten Aufholprozess geführt. Chile kann sich mit seiner Hauptstadt
Santiago mehr und mehr als Sitz ausländischer Konzerne für deren Südamerikageschäft positionieren.
Mexiko – auch wirtschaftlich mit Abstand das größte Allianzmitglied – entwickelte sich mit einem durchschnittlichen Jahreswachstum von 3% zwischen 2011 und 2013
zwar nicht ganz so dynamisch, etabliert sich aber zusehends als Produktionsplattform für die Belieferung
des US-Marktes – insbesondere im Kfz-Bereich. In der
Pazifik-Allianz nimmt das Land daher klar die Rolle des
industriellen Vorreiters ein, der es versteht, Direktinvestitionen in Form von neuen Fertigungsstätten und neuen
Jobs ins Land zu ziehen.
Foto : © Alois - Fotolia.com
Alle Länder der Pazifik-Allianz verfügen über offene
Volkswirtschaften mit jeweils zahlreichen Freihandelsvereinbarungen und wollen ein Gegenkonzept zum eher
geschlossenen Mercosur und zu früheren Kooperationsprojekten in Lateinamerika bilden. Kritiker werfen der
Allianz vor, zuvorderst ein Marketinginstrument zu sein,
um das teils schlechte Image der Mitgliedsstaaten aufzupolieren. Dass sie es ernst mit dem Bündnis meinen,
haben die Staatschefs der vier Länder jedoch im Juni
2014 auf dem Gipfel im mexikanischen Badeort Punta
Mita unterstrichen. So wurden die Visapflicht zwischen
den Ländern abgeschafft und Beschlüsse zu einer gemeinsamen Börsenplattform verabschiedet. Durch die
Integration der mexikanischen Börse in den schon bestehenden Mercado Integrado Latinoamericano aus Kolumbien, Peru und Chile entsteht der zweitgrößte Handelsplatz Lateinamerikas nach der Bovespa in São Paulo. Daneben soll die Zusammenarbeit besonders in den
Bereichen Bergbau und Tourismus ausgebaut werden.
Nach Meinung von Manuel Molina, Regional Manager
beim Lateinamerika Verein (LAV), ist es genau diese Anziehungskraft für industrielle Produktion, die mittels der
Pazifik-Allianz in allen Mitgliedsländern gefördert werden soll: „Die ersten Schritte der Integration, deren Geschwindigkeit viele überrascht hat, sind gemacht. In den
kommenden Jahren wird es darum gehen, regionale
Wertschöpfungsketten aufzubauen und somit Unternehmen zu ermöglichen, Produkte aus einem Land der Allianz in den anderen Mitgliedsstaaten und darüber hinaus
weiterverarbeiten zu lassen.“ Zentral für die Entwicklung
regionaler Wertschöpfungsketten seien der Ausbau der
Infrastruktur und die engere Vernetzung von Forschungsund Bildungseinrichtungen. Letztere lässt die Gruppe
zurzeit durch ein gesondertes Komitee ausarbeiten.
lich. Hinzu kommt die Abhängigkeit von der US-Konjunktur für die Nachfrage nach verarbeiteten Produkten.
Hinsichtlich der Branchen, in denen eine solche Integration stattfinden kann, bieten sich aus Sicht Molinas
primär der Bergbau und die Nahrungsmittelverarbeitung an. Sie sind für alle der beteiligten Partner wichtige
Wirtschaftszweige, allerdings mit dem Makel, dass ein
Großteil der Verarbeitung nicht im Land, sondern in den
stärker entwickelten Abnehmernationen erfolgt.
Die wichtigste Voraussetzung für den Beitritt haben
Costa Rica und Panama erfüllt, indem sie Freihandelsverträge mit allen Mitgliedern der Pazifik-Allianz unterzeichnet haben. Und die beiden Staaten passen gut
zu den bisherigen Mitgliedern: Innerhalb ihrer Region,
Zentralamerika, sind sie es, die offenbar immer etwas
erfolgreicher sind als die anderen. Sie vereinen gerade
mal 19% der Bevölkerung der sechs zentralamerikanischen Staaten auf sich, erwirtschaften aber rund 45%
des regionalen BIPs. Die Volkswirtschaften sind offen,
ziehen viele Direktinvestitionen an und ihr Pro-Kopf-Einkommen liegt etwa gleichauf mit dem mexikanischen.
Und noch ein anderer Faktor fördert die Integration: Ihre geostrategischen Vorteile kann die Allianz nur durch
den gemeinsamen Ausbau von Verkehrsnetz, Logistikangebot und Finanzdienstleistungen voll ausspielen.
„Die Entwicklung der Weltwirtschaft ermöglicht größere
Chancen in Ostasien und somit am Pazifik, als am Atlantik. Das ist ein weiterer starker Anreiz für die PazifikAllianz“, meint Víctor M. González Sánchez, Lateinamerikaexperte an der Universidad Nacional de Educación
a Distancia (UNED) in Madrid. Vom direkten Seeweg zu
den schnell wachsenden Märkten in Asien können die
Länder in Lateinamerika aber nur profitieren, wenn sie
sich als einheitlicher Wirtschaftsraum präsentieren, der
mehr ist, als reiner Rohstofflieferant.
Was passiert, wenn die Weltmarktpreise für wichtige
Primärgüter wie Kupfer, Kohle und Erdöl fallen, mussten
zahlreiche Länder Lateinamerikas 2013 teils schmerzhaft erfahren. Hier wird auch das größte Problem der
Allianzmitglieder sichtbar: Die Volkswirtschaften der
drei südlichen Partner sind wenig diversifiziert. Rohstoffe, Metalle, Nahrungsmittel und – im Falle Kolumbiens
– Erdöl machten zusammen 2013 in allen drei Ländern
über die Hälfte der Exporte aus. Mexiko kann zwar auf
eine breitere Industrie zählen, doch auch dort sind Erdöllieferungen für knapp 15% der Ausfuhren verantwort-
Zu dem Eindruck eines einheitlichen Wirtschaftsraumes
würde sicher der Beitritt der Kandidaten Costa Rica und
Panama einiges beitragen. Denn stoßen sie zur PazifikAllianz, verkleinern sie nicht nur die geographische Lücke
zwischen den südlichen Mitgliedern der Allianz und Mexiko. Mit dem Panamakanal, der zurzeit für Containerschiffe der Post-Panamax-Klasse ausgebaut wird, würde der
Wirtschaftsraum die wichtigste Verkehrsader des Kontinents einschließen. Die Häfen am und um den Kanal, zu
denen auch der kolumbianische Karibikhafen Cartagena
gehört, haben sich längst zu wichtigen Logistikdrehkreuzen entwickelt. Und weitere Häfen sind in Planung.
Auch weltweit besteht Interesse an der Pazifik-Allianz:
30 Staaten haben Beobachterstatus, dürfen also passive
Teilnehmer zu den Treffen der Allianz entsenden, darunter auch Deutschland. Man darf daran zweifeln, dass alle
diese Länder eine Mitgliedschaft anstreben, doch sie finden das Projekt offensichtlich zu interessant, um es zu
ignorieren. Auch wenn ein mit der Europäischen Union
vergleichbarer Binnenmarkt noch in weiter Ferne liegt,
lohnt es sich für deutsche Unternehmen, die einzelnen
Länder – und dort vor allem einzelne Sektoren und Regionen – genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn jedes Land hat seine Wachstumszonen, die besonders von
der Integration in die Weltwirtschaft und somit von der
Entwicklung der Pazifik-Allianz profitieren. Ob der Automobilbau in Mexiko, die Petrochemie in Kolumbien oder
der Bergbau in Peru und Chile: Sie alle werden durch die
stärkere Vernetzung an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen.
Autoren: Florian Steinmeyer und Vanessa Kriele, Bonn
(Germany Trade & Invest)
Germany Trade & Invest www.gtai.de
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Foto : © Ljuloro - Fotolia.com
MEXIKO: DER INDUSTRIELLE VORREITER
MEXIKO: DER INDUSTRIELLE
VORREITER
Die mexikanische Wirtschaft ist fokussiert auf ganz verschiedene Sektoren wie Erdölgewinnung und Bergbau,
Tourismus und insbesondere auf die exportorientierte
Industrie. Dies schlägt sich in den ausländischen Direktinvestitionen nieder, die Mexiko Jahr für Jahr einen beachtlichen Kapitalzufluss bescheren. 2013 gelangten rund
35 Mrd. US$ über Investitionsprojekte ins Land; für die
nächsten Jahre erwarten Experten ähnliche oder gar höhere Summen. Durch seine günstige geographische Lage
und die Nähe zu den USA ist das Land stark in internationale Märkte eingebunden. Dies wird gezielt durch die große
Anzahl an Freihandelsabkommen mit 45 Ländern weltweit
gefördert wird.
Die Vereinigten Staaten von Mexiko - so die amtliche Bezeichnung - setzen sich zusammen aus 31 Bundesstaaten und dem Hauptstadtdistrikt. Neben dem Ballungsraum Mexiko-Stadt, wo über 20 Mio. Einwohner leben,
gehören Guadalajara mit 4,4 Mio. und Monterrey mit 4,1
10 Die Pazifik-Allianz
Mio. Einwohnern zu den größten Metropolregionen. Von
den knapp 120 Mio. Einwohnern Mexikos zählen über 40
Mio. zur wachsenden Mittelschicht. Mexiko ist nach Brasilien die zweitgrößte Volkswirtschaft in Lateinamerika
und verfügt mit 1.259 Mrd. US$ über rund ein Drittel des
deutschen BIPs.
Mexiko steht im Ranking des Doing–Business-Index
2015 der Weltbank, der das Umfeld für erfolgreiche Geschäftstätigkeit bewertet, auf Platz 39 und damit deutlich vor den BRIC-Ländern Brasilien (120), Russland
(62), Indien (142) und der VR China (90).
Die derzeitige Regierung unter Präsident Enrique Peña
Nieto hat es seit 2013 verstanden, überparteiliche Allianzen zur Verabschiedung wichtiger Strukturreformen
in der Telekommunikation, im Bildungsbereich und im
Energiesektor zu bilden. An die Wirkung der Reformen
als Impulsgeber für die Wirtschaft werden in der mexikanischen Öffentlichkeit hohe Erwartungen geknüpft.
Zum Jahresende 2014 ist erkennbar, dass die Reformfähigkeit international für große Aufmerksamkeit gesorgt hat und Mexiko von einigen Beobachtern perspek-
tivisch schon als „das neue China“ (Wirtschaftswoche,
Juli 2014) betrachtet wird. Mit den Reformen hat die Regierung auch einen Kontrapunkt zur sonst allein auf die
Sicherheitslage fokussierten Medienberichterstattung
gesetzt.
Deutsche Unternehmen im Land
Spiegelbild der florierenden bilateralen Wirtschaftsbeziehungen ist die große und weiter wachsende Präsenz
deutscher Unternehmen in Mexiko. Seit sich Mitte des
19. Jahrhunderts die ersten Händler aus den norddeutschen Hansestädten in Richtung Mexiko aufmachten,
haben nach Angaben des mexikanischen Wirtschaftsministeriums bis heute etwa 1.400 Unternehmen mit
deutscher Beteiligung und einem Kapitalstock von rund
30 Mrd. US$ den Weg ins Land gefunden. Der Bruch mit
lange gepflegter Abschottung und Staatswirtschaft ab
Mitte der 80er-Jahre und die damit einhergehende Liberalisierung und Öffnung haben den massiven Zustrom
ausländischer Direktinvestitionen ausgelöst.
Was macht Mexiko heute so attraktiv? Es sind die Kostenvorteile, die das Land gegenüber Europa, den USA
und mittlerweile auch gegenüber China genießt. Daneben agieren Unternehmen in Mexiko de-facto im USDollar-Raum, was die Abhängigkeit vom Euro vermindert. Darüber hinaus spielen die Freihandelsabkommen,
die Mexiko mit 45 Ländern weltweit abgeschlossen hat,
eine große Rolle: Zollfrei in die Partnerländer, unter anderem die USA, Kanada, Japan und die EU, exportieren
zu können, ist das größte As im Ärmel der mexikanischen Wirtschaftsförderer.
Mexiko ist im globalen Kontext eine bedeutende Plattform für die industrielle Fertigung. Deutsche Unternehmen haben an dieser Dynamik großen Anteil, allein in
den letzten 20 Jahren hat sich ihre Zahl verdoppelt. Sie
sind hauptsächlich im Automobilbau und der Teilefertigung, der Chemie- und Pharmaindustrie, der Medizintechnik sowie der Elektrotechnik und Feinmechanik
tätig. In den letzten Jahren haben die Investitionsentscheidungen der internationalen Automobilhersteller
auf Zulieferseite Ansiedlungen deutscher, größtenteils
mittelständischer Unternehmen ausgelöst. Sie stellen
heute das Rückgrat der deutschen Neuinvestitionen. Die
Ankündigungen von Audi, BMW sowie Mercedes-Benz,
Werke in Mexiko aufzubauen, werden diesen Trend weiter verstärken.
Die Mehrheit der deutschen Firmen ist jedoch in Form
von Vertriebsniederlassungen im Land aktiv. Die Dynamik
der verarbeitenden Industrie führt zu einem erheblichen
Kapitalgüterbedarf in der Fertigung, den unter anderem
Importeure deutscher Maschinen erfolgreich bedienen.
Innerhalb der gesamten deutschen Lieferungen nach
Mexiko von knapp 9 Mrd. Euro im Jahr 2013 machten Maschinen und Ausrüstungen rund 2,4 Mrd. Euro aus.
Die relative wirtschaftliche Stabilität Mexikos seit Mitte der 90er-Jahre hat zur Herausbildung eines jungen,
aufstrebenden und kaufkräftigen Mittelstands geführt,
der ausgesprochen konsumfreudig ist. Die Bedeutung
des lokalen Marktes nimmt daher für die im Land ansässige deutsche Wirtschaft deutlich zu. Die Umfragen
der AHK Mexiko unter den Mitgliedsunternehmen zeigen
seit Jahren eine kontinuierlich große Zuversicht zu den
wirtschaftlichen Potenzialen des Landes und ein hohes
Maß an Loyalität zum Standort.
Fachkräfte: Entstehung eines mexikanischen dualen
Ausbildungsmodells
Mexiko kann seit mehreren Jahren eine steigende Anzahl an Hochschulabsolventen aus den Ingenieurswissenschaften vorweisen. Ungelernte mexikanische Arbeitskräfte sind generell sehr lernfähig und werden
meist in drei- bis sechsmonatigen, firmeninternen Weiterbildungen auf ihren Arbeitseinsatz vorbereitet. Für
den dazwischen angesiedelten Facharbeiterbereich ist
das Bildungsangebot bisher allerdings noch sehr gering.
Dabei handelt es sich um hochqualifizierte Spezialisten
mit praktischer Erfahrung, die vor allem in den Bereichen Reparatur, Wartung und Überholung der Produktionsanlagen dringend benötigt werden.
Dieser Mangel ist vor allem für die Zulieferindustrie und
allgemein für kleine und mittelständische Unternehmen
ein Problem, da die großen Firmen meist eigene Ausbildungsstätten für ihre Mitarbeiter unterhalten, um die
eigene Nachfrage nach diesen Spezialisten zu decken.
Ein funktionierendes duales Ausbildungssystem ist also
entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit Mexikos als
Produktionsstandort für hochindustrialisierte Produkte.
Sowohl das mexikanische Bildungsministerium als auch
der Arbeitgeberverband COPARMEX haben diese Lücke
erkannt und sich dazu entschlossen, ein Mexikanisches
Duales Ausbildungsmodell (MMFD) zu entwickeln. In Zu-
Germany Trade & Invest www.gtai.de
11
MEXIKO: DER INDUSTRIELLE VORREITER
Am Ende einer Ausbildung ist vorgesehen, durch eine
externe Prüfung sicherzustellen, dass die gewünschte
Qualität der Ausbildung erreicht wurde. Die ersten sechs
Berufe unter diesem Schema sind Werkzeugmacher,
Mechatroniker, Kaufmann/-frau, Industriemechaniker,
Informatiker und Hotelkaufmann/-frau.
Bisher nehmen rund 150 mexikanische und internationale Firmen mit etwas über 1.000 Auszubildenden an
dem Pilotprojekt teil. Das vom Bildungsministerium
vorgegebene Ziel sieht bis 2018 vor, mindestens 10.000
Lehrlinge mit praktischer, direkt im Unternehmen erworbener Erfahrung erfolgreich durch das MMFD geführt zu haben.
Daneben werden seit dem Jahr 2014 auch Auszubildende deutscher Unternehmen in Mexiko nach den in
Deutschland geltenden Richtlinien zertifiziert und erhalten einen anerkannten Facharbeiterbrief. Die umgesetzten Berufe sind Mechatroniker, Werkzeugmechaniker
und Industriemechaniker. Auch in diesem Fall handelt
es sich bei den teilnehmenden Unternehmen hauptsächlich um Vertreter der Automobilzulieferindustrie.
Zur Sicherstellung der Qualität arbeiten sie größtenteils
mit deutschen Ausbildern, oder zumindest mit einem
überbetrieblichen Ausbildungszentrum zusammen. Die
AHK Mexiko bietet in Deutschland anerkannte Kurse für
Ausbilder an, um die Qualifikation des Ausbildungspersonals sicherzustellen.
Mexiko als Logistikstandort
Mexiko begreift sich als wichtige Fertigungsplattform
für den Welthandel und ist dadurch auf eine funktionierende Logistik- und Transportinfrastruktur angewiesen. Die Dynamik der verarbeitenden Industrie und ihre
ausgeprägte Exportorientierung haben in den letzten 20
Jahren ein dichtes Netz von Logistikanbietern entstehen
lassen. Auch deutsche Unternehmen der Transport- und
Logistikbranche sind führend auf dem Markt vertreten.
Ihre Perspektiven sind glänzend: Es ist einmal mehr die
Automobilindustrie, die als wesentliche Triebfeder hin-
12 Die Pazifik-Allianz
ter der Entwicklung steckt. Mexiko ist heute schon siebtgrößter Produzent und viertgrößter Exporteur von Fahrzeugen und zugleich sechstgrößter Exporteur von Autoteilen weltweit. Da die großen Hersteller neben China
derzeit nur in Mexiko die Aufnahme von neuen Produktionsstätten ankündigen, ist in diesem Schlüsselsektor
ein Boom für Transport- und Logistikanbieter abzusehen. Die Entwicklung der Luftfahrtzulieferindustrie ergänzt die Logistiknachfrage um einen weiteren Sektor.
Mexiko will eine bedeutende Rolle im internationalen
Konzert der wichtigen Industrienationen einnehmen
und muss daher auch seine Transportinfrastruktur zukunftsfähig machen. Dazu hat die Regierung ein Investitionsprogramm für die Jahre bis 2018 aufgelegt, das
die Rahmenbedingungen entscheidend verbessern soll.
Die Notwendigkeit dazu ist offenkundig: Straßen, Häfen,
Bahnverbindungen und Flughäfen sind mittlerweile an
die Grenzen ihrer Kapazitäten gestoßen. Der Handlungsbedarf ist unmittelbar, um das Wachstum der exportorientierten Industrieproduktion nicht durch infrastrukturelle Engpässe zu gefährden.
Die mexikanische Luftfahrtindustrie im Steigflug
Einer der dynamischsten und zugleich zukunftsträchtigsten Industriesektoren Mexikos ist seine noch junge
Luftfahrt(zuliefer)industrie. Von deutschen Unternehmen bisher noch weitgehend ungeachtet, spielt diese
Branche seit zehn Jahren eine zunehmend bedeutende
Rolle innerhalb der verarbeitenden Industrie des Landes. Die Zahl der Unternehmen ist von 61 (2005) auf
mittlerweile 287 (2014) gewachsen.
Foto : © iStockphoto.com / Diego Servo
sammenarbeit mit der staatlichen Berufsschule CONALEP wurde ein Pilotprojekt in elf Bundesstaaten umgesetzt. Dabei sollen langfristig einheitliche und gemeinsam entwickelte Kompetenzstandards gelten, die auch
von qualifiziertem Ausbildungspersonal in den Firmen
strukturiert umgesetzt werden.
Damit einher ging die Schaffung von mittlerweile 43.000
Arbeitsplätzen (2006: 10.000). Das Wachstum betrug
in den letzten neun Jahren durchschnittlich 17,2% pro
Jahr, das Exportvolumen erreichte 2013 rund 5,4 Mrd.
US$ (2004: 1,3 Mrd. US$). Damit ist Mexiko weltweit auf
dem 15. Rang der Zulieferländer für die großen Flugzeughersteller und wird voraussichtlich bald unter die
Top 10 stoßen.
Treiber dieser Entwicklung waren einige große Ankerinvestoren wie die OEMs Bombardier, Cessna, Airbus Helicopters, Embraer und andere sowie Tier-1-Zulieferer
wie Honeywell, General Electric und Safran. Sie beginnen wiederum, ihre Zulieferer für eine Ansiedlung im
Umfeld der eigenen Fertigungsstätten zu gewinnen. Im
Zeitraum von 1990 bis 2012 konnte Mexiko mit 37 Mrd.
US$ die weltweit höchsten Auslandsinvestitionen in der
Luftfahrtindustrie aufweisen.
Von den Branchenunternehmen sind 79% im Bereich
Produktion und Montage, 11% im Bereich Ingenieurdienstleistungen sowie Forschung & Entwicklung und
10% im Bereich der Wartung, Reparatur und Instandhaltung tätig. Die Fertigung konzentriert sich weitestgehend
auf Turbinen, elektrotechnische Produkte, Turbinenteile,
Flugzeuginnenausstattungen sowie Kontroll- und Navigationsgeräte. Hinzu kommen Flugzeugrümpfe, Fahrwerke, Isolierungen und Kabelkomponenten. Bemerkenswert ist die Bedeutung, die der Standort Mexiko für
die Erforschung alternativer Treibstoffe, neuer Materialien sowie bei der Entwicklung von Drohnen erlangt hat.
Der Erfolg des mexikanischen Luftfahrtsektors wird unter anderem durch die lange Erfahrung in verwandten
Branchen, wie beispielsweise dem Automobil- sowie
dem Elektroniksektor begünstigt. Dies erleichtert die
Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal, die gleichwohl aufgrund des Booms Engpässe aufweist. Auch
staatliche Stellen nehmen Initiativen zum Aufbau spezifischer Bildungseinrichtungen für den Luftfahrtsektor
auf, wie die Schaffung einer Luftfahrtuniversität im Bundestaat Querétaro gezeigt hat.
Die Bildung von Luftfahrt-Clustern, allen voran in den
Bundesstaaten Querétaro, Sonora und Baja California,
aber auch in Chihuahua und Nuevo León, bietet Unternehmen die Möglichkeit, von einer gewachsenen Infrastruktur aus Logistik, Zuliefererunternehmen sowie Bildungs- und Forschungsinstitutionen zu profitieren. Auch
die Regierungen der jeweiligen Bundesstaaten haben
die Bedeutung des Luftfahrtsektors erkannt und fördern
sehr aktiv seine weitere Entwicklung.
Autoren: Johannes Hauser und Andreas Müller,
Mexiko-Stadt (AHK Mexiko)
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13
Foto : © AHK Kolumbien
KOLUMBIEN: GROSSER BINNENMARKT IN BEVORZUGTER LAGE
KOLUMBIEN: GROSSER BINNENMARKT IN BEVORZUGTER LAGE
Kolumbien hat 2013 ein Freihandelsabkommen mit der EU
abgeschlossen. Die Folge ist eine Belebung des kolumbianischen Marktes und eine Zunahme der Konkurrenz von
ausländischen und kolumbianischen Anbietern. Darüber hinaus wollen Deutschland und Kolumbien ihre Wirtschaftsbeziehungen durch ein Abkommen zur Vermeidung
von Doppelbesteuerung und durch ein Investitionsschutzabkommen voranbringen.
Kolumbianische Regierungen unterstützen traditionell
Privatunternehmen und begrüßen Privatisierung sowie
ausländische Investitionen im Land. Diese Haltung hat
sich verstärkt, als Mitte der 90er-Jahre der kolumbianische Markt international geöffnet wurde. Die Öffnung
brachte wesentliche Änderungen in der Gesetzgebung
für Auslandsanlagen und im Finanzsektor mit sich.
Kolumbien ist mit rund 48 Mio. Einwohnern das drittgrößte Land Lateinamerikas (nach Brasilien und Mexiko)
und der einzige Staat in Südamerika, der sowohl an den
Pazifik als auch an den Atlantik grenzt. West- und Zentralkolumbien werden von den Anden dominiert, die sich
in drei große Bergketten teilen: die westliche, die zent-
14 Die Pazifik-Allianz
rale und die östliche Kordillere. Die Hauptstadt Bogotá
liegt in der östlichen Kordillere auf etwa 2.640 m Höhe.
Weitere wichtige Ballungsgebiete sind die Atlantikküste,
unter anderem mit den Städten Barranquilla und Cartagena, sowie Cali und Medellín.
Deutsche Unternehmen im Land
Seit über einem Jahrhundert sind deutsche Unternehmen auf dem kolumbianischen Markt aktiv. Bekannte
Konzerne wie Bayer, Siemens, Merck, BASF, Kühne +
Nagel und DHL verfügen bereits seit Jahrzehnten über
einen Sitz in Kolumbien. Die positive Wirtschaftsentwicklung des Landes und seine verbesserte Sicherheitslage wecken vermehrt auch das Interesse von kleinen und mittelständischen Unternehmen mit neuen Geschäftsideen.
Seit der Eröffnung der Deutsch-Kolumbianischen Industrie-und Handelskammer im Jahr 1935 hat der bilaterale Handelsaustausch deutliche Steigerungsraten verzeichnet. Deutschland konnte sich innerhalb der EU als
Hauptlieferant und somit wichtigster Handelspartner
Kolumbiens durchsetzen. Während 2010 schätzungsweise 60 Tochtergesellschaften deutscher Firmen und 250
Handelsvertretungen im Land ansässig waren, hat sich
diese Anzahl bis zum Jahr 2014 fast verdoppelt. Jährlich
steigt die Anzahl der Firmen, die Produkte aus Deutsch-
land verkaufen und vertreten weiter an. Das Mitte 2013
in Kraft getretene Freihandelsabkommen zwischen der
EU und Kolumbien und die damit verbundene Senkung
von Zolltarifen beflügeln den bilateralen Handel.
Traditionell sind in Kolumbien deutsche Firmen aus der
Pharma- und Chemiebranche (zum Beispiel Bayer, BASF
und Henkel), aus dem Maschinen- und Anlagenbau (wie
Siemens, Festo, Daimler und Voith) und aus dem Logistiksektor (zum Beispiel Senator, Hamburg Süd, DHL und
Schryver) überdurchschnittlich aktiv und erfolgreich. Die
Kaufkraft der 48 Mio. Einwohner, insbesondere aus der
stabilen Mittelschicht, zieht deutsche Unternehmer zunehmend ins Land.
Mit dem Aufblühen des kolumbianischen Mittelstands haben deutsche Firmen aus neuen Sektoren Marktchancen
entdeckt, unter anderem in den Bereichen Lebensmittel
und Konsumgüter. Während es 2010 beispielsweise nur
einen Importeur von deutschem Bier mit zwei Marken
gab, konnten kolumbianische Verbraucher 2014 aus zwölf
Marken von insgesamt sechs Importeuren wählen.
Die größten Zukunftschancen werden Kolumbiens
Wachstumsbranchen Bergbau, Erdöl, Elektrizität und
Wasserkraft, Bau und der Automobilindustrie zugeschrieben. Im Dienstleistungsbereich haben speziell die
Sektoren Gastwirtschaft, Tourismus, Logistik, Kommunikation, Finanzen und Unternehmensdienstleistungen
in den vergangenen Jahren starke Wachstumsraten verzeichnet.
Kolumbien ist für Unternehmer ein relativ breiter Markt,
in dem nicht nur Spezialprodukte verkauft werden können. Es sind deutsche Güter aus den verschiedensten
Bereichen vertreten, von Zahnersatz bis zum Segelboot.
Selbst Produkte wie Döner Kebab haben in Kolumbien
bereits Erfolg gehabt. Schwierigkeiten haben deutsche
Firmen vor allem mit undurchsichtigen und willkürlichen Rechtsauslegungen, Vetternwirtschaft und Korruption. Wettgemacht wird dies durch Margen, die weit
höher liegen als in Deutschland.
Der Markteinstieg in Kolumbien fällt deutschen Unternehmen vorwiegend leicht, da die positive Wahrnehmung
Deutschlands die Geschäftsanbahnung vereinfacht und
kolumbianische Konsumenten Produkten „Made in Germany“ vertrauen. Erfolgreich sind deutsche Firmen,
die sich dazu entscheiden, langfristig in den kolumbia-
nischen Markt einzusteigen, ihr Vorhaben mit persönlichem Engagement vorantreiben und eine realistische
Projektkalkulation vorweisen.
Fachkräfte: Private Universitäten erweitern Ausbildungsprogramme
In Kolumbien muss zwischen staatlichen und privaten
Anbietern in der Berufsbildung unterschieden werden.
Die öffentliche Berufsbildung wird durch die Institution
SENA (Servicio Nacional de Aprendizaje) umgesetzt. SENA wurde im Jahr 1957 als öffentliche Einrichtung gegründet, ist dem kolumbianischen Arbeitsministerium
unterstellt und finanziert sich über die Beiträge der Firmen. 2012 zahlten 258.671 Unternehmen (2011: 263.139
Unternehmen) einen finanziellen Beitrag an die Einrichtung. SENA bietet über 6 Mio. Menschen eine kostenlose berufliche Ausbildung und leistet damit einen Beitrag
zur sozio-ökonomischen und produktiven Entwicklung
des Landes. Die Institution beschäftigt landesweit knapp
über 30.000 Menschen (davon zwei Drittel Berufsbildungspersonal), verfügt über 116 Ausbildungsstätten
und 264 Geschäftsstellen.
SENA bietet verschiedene nicht-akademische Ausbildungen in Form von Kursen mit einer Dauer von einer
Woche bis zu zwei Jahren an. Die Programme zum „Tecnológico“ sind auf zwei Jahre (3.520 Stunden) ausgelegt, von denen circa zwei Drittel theoretisch und der
Rest praktisch gestaltet sind. Zu den beruflichen Ausbildungen gehören beispielsweise die Ausbildung zur
Krankenschwester/-pfleger (18-Monatsprogramm). Es
gibt zudem Kurse zum Industriespezialisten im Bereich
der Automatisierung von Anlagen und Prozessen. Auch
im Bereich Elektronik finden sich ähnliche Ausbildungsangebote.
Die Qualität der Ausbildung variiert stark zwischen den
verschiedenen Ausbildungszentren, wobei Unternehmer in der jüngsten Vergangenheit verstärkt die Ausbildungsqualität des SENA bemängelt haben. Deutsche
Unternehmen wie Siemens, Ottobock, Bosch und Festo
arbeiten teilweise an der Entwicklung von Ausbildungskonzepten mit SENA zusammen. Einige deutsche Firmen bieten auch betriebseigene Ausbildungen an, welche sich am dualen Ausbildungssystem in Deutschland
orientieren.
Neben der öffentlichen Berufsbildung gibt es zahlreiche
private Anbieter. Hier nehmen private Universitäten oft-
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KOLUMBIEN: GROSSER BINNENMARKT IN BEVORZUGTER LAGE
mals eine Vorreiterrolle ein und haben in Zusammenarbeit mit der AHK Kolumbien bereits vor zwölf Jahren
mit der Einführung von dualen Studiengängen nach baden-württembergischem Vorbild begonnen. Derzeit sind
in Kolumbien vier Universitäten (Autonome Universität
Bucaramanga, Autonome Universität des Westens in
Cali, Uniempresarial und die Universität Alexander von
Humboldt in Armenia) mit rund 800 dualen Studierenden und 600 Ausbildungsunternehmen im Verbund der
Dualen Hochschule Lateinamerika (DHLA) eingebunden.
Als duale Studiengänge werden Betriebswirtschaft, Tourismuswirtschaft und Ingenieurwissenschaften (mit Industrieschwerpunkt) angeboten. Zukünftig ist geplant,
auch Studiengänge wie Mechatronik und Elektrotechnik
an den Universitäten zu etablieren.
Kolumbien muss in Zukunft im Bereich der Berufsbildung allgemein erhebliche Verbesserungen vornehmen,
um den Anforderungen globaler Märkte gerecht zu werden und die derzeitige Jugendarbeitslosigkeit von offiziell 20,9% abzubauen. Um diesen Herausforderungen begegnen zu können, bedarf es ausländischer Unterstützung. Für die deutsche Bildungswirtschaft könnten sich
erhebliche Potenziale zur Zusammenarbeit mit staatlichen wie privaten Anbietern im Bereich der Berufsbildung ergeben.
Um die Engpässe zu beheben, hat die Regierung unter
Präsident Juan Manuel Santos ein auf mehrere Jahre
ausgelegtes Programm für Investitionen in die Infrastruktur aufgelegt. Bis 2020 sollen bis zu 9% der jährlichen Wirtschaftsleistung in Straßen, Häfen, Bahnen und
Flughäfen fließen - mehr als doppelt so viel wie bisher.
Die Nationale Agentur für Infrastruktur (ANI) hat angekündigt, von 2015 bis 2019 insgesamt 8.000 km neue Autobahnen zu bauen, 20% davon vierspurig.
Auch das Bahnsystem soll in drei Phasen wiederbelebt
werden; kurzfristig durch die Sanierung zweier Zugstrecken mit einer Länge von insgesamt 875 km und langfristig durch die Errichtung neuer Zugstrecken. Um den
Gütertransport über den Magdalena-Fluss zu fördern,
soll dieser wieder schiffbar gemacht werden. Im Zuge
der Schiffbarmachung sollen auch die Häfen in Barranquilla und Cartagena ausgebaut werden, über die der
Magdalena-Fluss mit dem Atlantik verbunden ist. Nach
Aussagen der Regierung will das Land seine rückständige Verkehrsinfrastruktur mit Investitionen von rund 100
Mrd. US$ bis 2021 auf ein im internationalen Vergleich
angemessenes Niveau bringen.
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Kolumbien als Logistikstandort
Eines der größten Probleme Kolumbiens ist die veraltete Infrastruktur. Durch einen 40 Jahre andauernden,
bürgerkriegsähnlichen Zustand wurden Investitionen im
Infrastrukturbereich vernachlässigt. Dieses führt unter
anderem zu hohen Kosten im Binnentransport, vor allem zwischen den Häfen und den Ballungsräumen im
Inneren des Landes.
16 Die Pazifik-Allianz
Kolumbien verfügt über eine günstige geographische
Lage zwischen Europa und Asien und hat als einziges
Land in Südamerika Zugang zum Atlantik und Pazifik.
Diese Lage wird immer mehr von Unternehmen ausgenutzt, die Kolumbien als eine wichtige logistische Plattform wahrnehmen.
Große Investitionen in den Hafen von Cartagena erhöhten
dessen Kapazität auf 3 Mio. Standardcontainer pro Jahr,
wodurch Cartagena Lateinamerikas viertgrößter Containerhafen geworden ist. Die deutsche Rederei Hamburg
Süd sorgt für drei Viertel des Containervolumens und
unterhält dort ihr weltweit größtes Umschlagszentrum.
Vor allem Güter aus Asien werden weiter nach Europa,
Brasilien und die Ostküste Nordamerikas verschifft.
Zusätzlich betreibt die Firme Kühne + Nagel in Cartagena
ein 20.000 qm großes Distributionszentrum. Weitere Investitionen und die Bildung von Freihandelszonen (Zonas
Francas), in denen ein geringerer Körperschaftsteuersatz
gezahlt werden muss und Waren bis zu einem Jahr ohne
Verzollung gelagert werden können, sollen helfen, das logistische Potenzial Kolumbiens auszubauen.
Laut einer Studie der Vereinten Nationen ist dieser gesamte Kraftakt allerdings gerade ausreichend, um die
Versäumnisse der Vergangenheit aufzuholen: Ohne
moderne Verkehrsnetze sei es unmöglich, dauerhaft
Wachstumsraten von über 4% zu erzielen. Um die Ziele
im Infrastrukturausbau zu erreichen, braucht das Land
ausländisches Know how, Technologie und die nötige
Transparenz staatlicher Entscheidungen.
Aktuelle Sicherheitslage und ihre Auswirkungen auf
die Wirtschaft
Unter der Präsidentschaft von Álvaro Uribe Vélez (2002
bis 2010) konnte die politische Stabilität Kolumbiens
weitgehend wiedererlangt werden. Die neue Sicherheit
ist die Voraussetzung für Investitionen in fast allen Infrastrukturbereichen, die zuvor nicht möglich waren.
Dadurch hat sich die wirtschaftliche Dynamik seit einigen Jahren spürbar erhöht.
Dennoch steht Kolumbien in Deutschland auch heute
oftmals noch für Bürgerkrieg und Drogenkartelle. Das
Kolumbien des Jahres 2014 hat jedoch nicht mehr viel
mit dem Land in den 80er- und 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu tun. Insbesondere die Drogenkriminalität eines Pablo Escobar, die die kolumbianische
Gesellschaft zersetzte und die Politik in starkem Maße
negativ beeinflusste, gibt es heute so nicht mehr.
Kolumbianische Durchschnittsbürger haben in der Regel nicht mehr unter dem Terror der Drogenkriminalität
wie Entführungen, willkürlichen Attentaten oder Bombenanschlägen zu leiden. Sowohl die Groß- als auch die
zahlreichen Kleinstädte können ohne Sicherheitsbedenken besucht werden. In ehemaligen Drogenhochburgen
wie Medellín und Cali ist die Lebensqualität enorm gestiegen. Diese Städte werden heute auch von ausländischen Besuchern als Wirtschaftsmetropolen und beliebte Tourismusziele angesehen.
Die sogenannte politische Kriminalität durch militante Guerillagruppen und paramilitärische Verbände ist
aus verschiedenen Gründen stark zurückgegangen. Die
Guerilla ist heute vor allem noch im abgelegenen ländlichen Raum an der Grenze zu Venezuela und Ecuador aktiv. Diese Gebiete werden von Geschäftsreisenden kaum
frequentiert, da dort wenig Potenzial für unternehmerische Projekte besteht. In Großstädten spielen die Aktivitäten der politisch, militanten Gruppierungen in der
Regel keine Rolle. Zudem befindet sich Kolumbien seit
knapp zwei Jahren in einem Friedensprozess zwischen
der Guerilla und der Regierung. Beobachter erwarten
einen positiven Verlauf, der das Land weiter stabilisieren wird.
Alltagskriminalität ist in Kolumbien – wie in ganz Lateinamerika – weit stärker als in Europa verbreitet. Vor
diesem Problem können sich Reisende durch Vorsichtsmaßnahmen wie zum Beispiel die Nutzung von offiziellen
Taxen und die Meidung von bestimmten Stadtteilen insbesondere nach Anbruch der Dunkelheit schützen. Insgesamt ist diese Alltagskriminalität aber weniger gewalttätig als in Ländern wie Mexiko, Brasilien und Venezuela.
Aufgrund der Verbesserung der Sicherheitslage war
in den letzten fünf Jahren ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von rund 5% jährlich möglich. Zudem
beschränken sich die wirtschaftlichen Aktivitäten nicht
nur auf eine Metropole. Die sich entspannende Sicherheitslage fördert die wirtschaftliche Entwicklung im gesamten Land und somit auch die Dezentralisierung.
Autoren: Alexander Steinberg, Melanie Baron,
Caren Schulz, Torsten Klinke, Diana Rösner und
Thomas Voigt, Bogotá (AHK Kolumbien)
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PERU: WACHSTUM JENSEITS DES BERGBAUS
PERU: WACHSTUM JENSEITS DES
BERGBAUS
Peru zeichnet sich seit über zehn Jahren durch ein stabiles
Wirtschaftswachstum aus. Während bisher insbesondere
der Bergbausektor zu dieser Entwicklung beitrug, gewinnen nach und nach auch andere Branchen an Bedeutung.
Einhergehend mit dieser Entwicklung steigt der Bedarf an
Energie sowie an ressourcen- und energieeffizienten Technologien. Essentiell für die weitere Entwicklung Perus sind
darüber hinaus die Themen Wasserwirtschaft sowie die
Bereitstellung qualifizierter Fachkräfte.
Das stabile Wirtschaftswachstum, das gute Investitionsklima und die politische Stabilität Perus haben bewirkt, dass das Andenland in den letzten Jahren stärker
in den Fokus deutscher Unternehmen gerückt ist. Peru ist eines der wenigen Länder weltweit, deren BIP in
der vergangenen Dekade im Durchschnitt um mehr als
6,0% pro Jahr gewachsen ist. Sogar im Krisenjahr 2009
wuchs es noch mit 0,9% und knüpfte ab 2010 wieder mit
8,8% an die Entwicklung vor der Krise an. 2013 nahm die
Wirtschaftsleistung um 5,3% zu und das BIP erreichte
erstmals über 200 Mrd. US$. Die Prognose für die Entwicklung des peruanischen BIP 2014 lag im Oktober laut
18 Die Pazifik-Allianz
Finanzministerium und der staatlichen Investitionsförderagentur Proinversion bei rund 5,0%.
Die Industrie sowie der Bergbau stellen die zentralen
Säule der peruanischen Wirtschaft und trugen 2013 mit
16,6% beziehungsweise 14,4% erheblich zum GesamtBIP bei. Auch der Handel spielte mit 10,2% eine entscheidende Rolle. Weitere wichtige Sektoren waren die
Landwirtschaft (6,0%) und der Bausektor (5,1%).
Peru ist der drittgrößte Flächenstaat Südamerikas und
dreieinhalb Mal größer als Deutschland. Die nördlichen
Nachbarländer sind Ecuador und Kolumbien. Im Osten
grenzen Bolivien und Brasilien sowie im Süden Chile an
Peru, während sich der Pazifische Ozean entlang der
Küste im Westen erstreckt. Als eines der wenigen Länder Lateinamerikas besitzt Peru alle drei klassischen
Landschaftsformen des Subkontinents: die Küste, das
Gebirge und den Urwald.
Es werden nicht vier, sondern nur zwei Jahreszeiten
unterschieden: eine trockene und eine feuchte, je nach
geographischer Region unterschiedlich ausgeprägt.
Fast die Hälfte der heute rund 30,8 Mio. Peruaner lebt
in den Städten entlang der Küste, geschätzte 10 Mio. von
ihnen im Ballungsraum Lima. Weitere wichtige Städte
sind Arequipa, Trujillo, Chiclayo, Iquitos und Cusco.
Deutsche Unternehmen im Land
Know how und Technologie „Made in Germany“ genießen in Peru einen ausgezeichneten Ruf. Viele namhafte deutsche Unternehmen wie Bosch, Siemens, BASF,
Bayer, Ferrostaal und Kühne + Nagel sind in Peru seit
Jahrzehnten präsent, sei es mit einer Tochtergesellschaft beziehungsweise einer Niederlassung oder vertreten durch lokale Firmen. Das größte deutsche Engagement kommt von der Fraport AG, die 70,01% an der
Betreibergesellschaft des Flughafens Lima (Lima Airport Partners) hält.
Aufgrund der exzellenten wirtschaftlichen Entwicklung
und stabilen Rahmenbedingungen interessieren sich
immer mehr deutsche Unternehmen für den peruanischen Markt. Firmen, die lange durch lokale Vertreter
in Peru aktiv waren, entscheiden sich, eigene Niederlassungen zu gründen. Jüngste Beispiele dafür sind Bosch
und Kärcher. Schätzungsweise sind aktuell ungefähr 120
deutsche Unternehmen mit eignen Tochtergesellschaften oder Niederlassungen in Peru aktiv. Mindestens 500
Firmen und Marken sind durch lokale Vertretungen oder
Importeure auf dem peruanischen Markt präsent.
Die Einfuhren deutscher Produkte nach Peru sind in den
letzten Jahren stetig gestiegen. Heute ist Deutschland
Perus sechstgrößter Lieferant und liegt aktuell damit
vor Korea (Rep.). Dabei liefert Deutschland vor allem
Maschinen und Anlagen für alle Branchen der peruanischen Wirtschaft, insbesondere für den Bergbau und
das produzierende Gewerbe. Auch Pkw und Lkw sowie
Medikamente befinden sich stets unter den Top 10 der
nach Peru ausgefühten deutschen Produkte.
Traditionell treten die meisten deutschen Unternehmen
in Peru als Lieferant von Waren und Technologien „Made
in Germany“ auf. Unabdingbar ist es dabei, einen guten
After-sales-Service zu garantieren. Vereinzelt verfügen
deutsche Hersteller auch über Produktion oder Montagelinien vor Ort. Beispiele sind die Unternehmen FaberCastell, BSH Bosch und Siemens Hausgeräte, Heinz
Glas, B. Braun Medical und SEW Eurodrive.
Durch das 2013 abgeschlossene Freihandelsabkommen mit der EU sowie die kürzliche Unterzeichnung des
Rohstoffabkommens mit Deutschland ist damit zu rechnen, dass sich der Handel weiter beleben wird und mehr
deutsche Investitionen angezogen werden können.
Allgemein betrachtet bietet sich deutschen Unternehmen in Peru ein attraktives Umfeld mit hohem Wachstumspotenzial. Das hohe Ansehen deutscher Technologie sowie die auf absehbare Zeit attraktiven Margen bieten hiesigen Firmen die nötigen Rahmenbedingungen
für einen erfolgreichen Markteintritt.
Fachkräfte: Erste Erfahrungen in der dualen Ausbildung sind gemacht
Der Mangel an Fachpersonal ist ein verbreitetes Problem in den Schwellenländern Lateinamerikas und betrifft auch verschiedene Branchen in Peru. Führende
Wirtschaftswissenschaftler des Landes diagnostizieren
dem Berufsausbildungssystems, nicht zu den betrieblichen Bedürfnissen zu passen. Dabei steht die Bedeutung
von einer angemessenen Ausbildung von Humankapital
selbst außer Frage.
Erste Fortschritte sind die Diskussionen über das neue
Gesetz der Berufsschulen, welches den Institutionen eine höhere Flexibilität bieten soll, ihre Curricula zu reformieren und sie auf den neusten Stand zu bringen. Neue
Ausbildungen können eingeführt werden, die gemeinsam mit den Unternehmen zu einer besseren Ausbildung beitragen sollen.
Peru verfügt aber durchaus über erfolgreiche Erfahrungen mit dem dualen Berufsbildungssystem, sowohl im
kaufmännischen als auch im technischen Bereich. Ein
Beispiel ist die private Berufsschule A. von Humboldt
(BBZ Humboldt), welche sich vollständig auf das deutsche duale System stützt. Sie zeigt, dass dieses System
auch in einem Land wie Peru anwendbar ist. Ein weiteres
Beispiel ist das Berufsbildungssystem SENATI (Servicio
Nacional de Adiestramiento en Trabajo Industrial), welches bereits 1961 als Projekt in deutscher Zusammenarbeit gegründet wurde und qualifizierte Facharbeiter
für die peruanische Wirtschaft ausbildet. Heute bietet
SENATI über 64 verschiedene duale Berufsausbildungen
in 82 Berufszentren auf nationaler Ebene mit mehr als
60.000 Auszubildenden.
Die AHK Peru beteiligt sich als Fachberater an dualen
Ausbildungsprojekten in den Bereichen Agrarwirtschaft,
Wasserwirtschaft, Mechatronik sowie in der kaufmännischen Lehre.
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19
PERU: WACHSTUM JENSEITS DES BERGBAUS
Peru als Logistikstandort
Steigende Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur in
den letzten zehn Jahren sowie eine Reihe neuer Freihandelsabkommen haben die Liberalisierung und Integration Perus in neue Märkte vorangetrieben. Angesichts des
langsameren Wirtschaftswachstums ist der Blick auf
die Infrastruktur und Logistik Perus besonders wichtig,
dmn durch zu hohe Transportkosten kann die Entwicklung des Landes behindert werden.
Nach einer aktuellen Veröffentlichung des Konzessionärsverbandes AFIN (Asociación para el Fomento de la
Infraestructura Nacional) besteht bis 2021 ein Investitionsbedarf im Infrastrukturbereich von fast 88 Mrd.
US$. Bis Ende 2013 wurden Konzessionen im Wert von
über 7,4 Mrd. US$ im Straßen-, Schienen-, Hafen- und
Flughafenbau vergeben. Peru etabliert sich zunehmend
als regionaler Hub für den Handel, dank der strategischen Lage und der Entwicklung neuer Verbindungswege zwischen der südamerikanischen Atlantikküste und
der Asien-Pazifik-Region.
In der Rede zum Nationalfeiertag am 28.7.14 kündigte der peruanische Präsident Ollanta Humala mehrere
milliardenschwere Infrastrukturprojekte an. Unter anderem sollen die Landesteile durch ein Netz aus Fernstraßen besser verbunden werden, was sich positiv auf
die nationalen Transportkosten auswirken wird. Auch in
der Hauptstadt Lima sind langfristige Projekte zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur, unter anderem
der Ausbau der öffentlichen Metropolitano-Busse, geplant. Die gesamten vorgesehenen Projekte benötigen
bis 2019 Investitionen von 20 Mrd. bis 25 Mrd. US$. Ein
Teil davon wird vom Staat finanziert werden, andere Teile sollen soll über Public-Private-Partnerships realisiert
werden.
Geplant ist zum Beispiel, in Lima mit einer zweiten Linie der Untergrundbahn (Metro) bis 2019 wichtige Verkehrsadern zu verbinden. Gerade in der Hauptstadt hat
durch die zunehmende Zahl an Verkehrsteilnehmern,
aber auch die anhaltende Migration, der Druck auf die
Verkehrswege stark zugenommen. Der Ausbau der Infrastruktur hinkt dieser Entwicklung bisher hinterher,
wodurch sich ein enormes Investitionspotenzial auftut.
20 Die Pazifik-Allianz
Eines der größten nationalen Infrastrukturprojekte, die
in naher Zukunft realisiert werden sollen, ist die Gasfernleitung Gasoducto Sur Peruano. Den Auftrag hat das
Konsortium aus Odebrecht und Enagás für rund 7,3 Mrd.
US$ erhalten. Erwartet wird ein Wirtschaftsaufschwung
für die südlichen Städte Perus, da die Gasfernleitung sowohl für private Haushalte wie auch die Industrie eine
günstigere Stromversorgung bedeutet.
Zur Verbesserung des Handels werden außerdem mehrere Häfen Perus ausgebaut. Mehr und größere Schiffe
sollen so abgefertigt werden können. Der Ausbau des
Hafenterminals General San Martin in Pisco im südlichen Teil Perus mit einer Investition von gut 180 Mio.
US$ soll diesen zu einem Hub im Süden machen.
Herausforderungen für die Wasserwirtschaft
Eine große Herausforderung für den Staat ist es, der
gesamten Bevölkerung Zugang zur Wasser- und Abwasserversorgung zu gewährleisten. Um diese Herausforderung anzugehen, wurde in Peru, wie in vielen anderen lateinamerikanischen Ländern, eine radikale Reform der Wasser- und Abwasserversorgung in die Wege
geleitet. Die Reform stand im Kontext einer nationalen
wirtschaftlichen und sozialen Krise Ende der 80er- und
Anfang der 90er-Jahre. Sie wurde durch das gleichzeitige Auftreten einer Cholera-Epidemie verschärft, die Folge der schlechten Wasserver- und Abwasserentsorgung
vor allem in ländlichen und stadtnahen Gebieten war.
Peru hat einen großen Bedarf an Lösungen im Wasserbereich. Da sich 97% der peruanischen Wasserreserven
östlich der Anden befinden, rund 80% der Bevölkerung
jedoch an der Küste westlich der Anden leben, herrscht
in vielen Gegenden ausgeprägter Wassermangel. Dazu
kommt, dass sich Peru unter den Top 5 der am meisten
vom Klimawandel betroffenen Länder befindet.
Im Land versorgen 50 unterschiedliche Unternehmen,
sogenannte EPS (Empresas Prestadoras de Servicio
Reguladas), rund 15,6 Mio. Einwohner mit Trinkwasser.
Der Rest wird von Lokalregierungen oder Kommunen
abgedeckt. Laut der Wasserorganisation Proagua verfügen 24% der Bevölkerung über keinen Trinkwasseranschluss in angemessener Qualität.
Gerade die Infrastruktur im Wasser- und Abwasserbereich weist in Peru noch große Defizite auf. Landesweit
beträgt die Abdeckung mit Trinkwasserversorgung nur
85,6%, die Abdeckung mit Abwasserentsorgung sogar
nur 77,2%. Um die Defizite zu beheben, werden Investitionen von mehr als 4 Mrd. US$ benötigt. Erste wichtige Projekte sind im Bau beziehungsweise haben im Lauf
des Jahres 2014 den Betrieb aufgenommen.
Landesweit wurden bis Ende 2013 nur 29% des Abwasservolumens aufbereitet oder gereinigt. Laut Proagua
waren bis dahin 44% der Bevölkerung nicht an die Kanalisation angeschlossen und 78% der Abwässer wurden
ungeklärt direkt in Flüsse oder ins Meer geleitet. Das
Abwassersystem im Stadtgebiet von Lima bestand noch
bis Anfang 2014 aus 8.000 km Abwasserleitungen, die
18.000 l Abwasser pro Sekunde aufnehmen und durch
acht Sammelleitungen direkt in den Pazifik leiteten.
Da über die Flüsse Rimac und Lurín aber nach wie vor
Abwässer in den Pazifik eingeleitet werden, muss auch
außerhalb Limas Infrastruktur in der Abwasseraufbereitung aufgebaut werden. Nur so können Gesundheitsgefährdungen an einigen Stränden der Küste vor Lima
und benachbarten Gebieten sowie negative Auswirkungen auf wichtige Wirtschaftszweige wie Fischerei, Landwirtschaft und Tourismus reduzieret werden. Auch für
die Trinkwasserversorgung der Küste ist es wichtig, die
Flüsse schon im Landesinneren sauber zu halten.
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Hier setzen die beiden Projekte Taboada und La Chira
an. Die Kläranlage Taboada ist im Norden Limas gelegen
und ging im Januar 2014 in Betrieb. Sie bereitet 75% der
Abwässer der Metropolregion Lima auf und erforderte
Investitionen von circa 180 Mio. US$. Im Februar 2015
geht die Kläranlage La Chira im Süden Limas (Investitionssumme: 194 Mio. US$) in Betrieb und wird die restlichen 25% der Abwässer der Hauptstadt aufbereiten.
Da die Anlagen zunächst mit vergleichsweise einfacher
Technik ausgestattet sind, werden mittel- und langfristig
technische Aufrüstungen erwartet.
Autor: Jan Patrick Häntsche, Lima (AHK Peru)
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CHILE: STABILITÄTSANKER GANZ IM SÜDEN
CHILE: STABILITÄTSANKER GANZ
IM SÜDEN
Die deutschen Investitionen in Chile sind in den vergangenen zehn Jahren stark angestiegen: Mit einem Gesamtbetrag von mehr als 2 Mrd. US$ hat Chile Argentinien überholt
und liegt nun auf Platz 3 in Lateinamerika. Eine generelle
nationale Förderung für ausländische Investitionen in Form
von Subventionen oder Steuerbefreiungen gibt es in Chile aufgrund der liberalen Wirtschaftsordnung noch nicht.
Der Staat unterstützt jedoch Investitionen in spezifischen
Wirtschaftsbereichen sowie in Forschung und Entwicklung.
Chile ist mit einer Länge von rund 4.300 km und einer
durchschnittlichen Breite von nur etwa 180 km eines der
geografisch ungewöhnlichsten Länder der Welt: Legte
man Chile auf die Europakarte, würde es von Grönland
bis nach Marokko reichen. Außer seiner exzentrischen
Geografie hat das Land zwischen Anden und Pazifik aber
noch vieles mehr zu bieten.
Seit dem 1.2.03 ist das Assoziierungsabkommen zwischen Chile und der EU in Kraft, von dem ein enormer
Impuls für den Außenhandel sowie für die europäischen
Direktinvestitionen in Chile ausgegangen ist. Deutschland ist nach wie vor wichtigster Handelspartner Chiles
innerhalb der EU.
Deutsche Unternehmen im Land
Gut 12.300 km trennen Chile und Deutschland, und doch
haben beide Länder langjährige und enge Beziehungen zueinander. In den vergangenen mehr als 150 Jahren fanden viele Deutsche aus völlig unterschiedlichen
Gründen in Chile eine neue Heimat.
Die 1916 gegründete AHK Chile hat im Laufe der Zeit
einen stetig wachsenden Handelsaustausch registriert.
22 Die Pazifik-Allianz
Foto : © sassenfeld - Fotolia.com
Für deutsche Unternehmen sind die günstigen Rahmenbedingungen von Interesse: politische Stabilität,
verlässliche Wirtschaftspolitik und Gesetzgebung, eine
niedrige Korruptionsrate, moderne Infrastruktur und
nicht zuletzt die fast alle Weltmärkte erfassenden Freihandelsabkommen. Aufgrund des hohen Wettbewerbsdrucks und seiner Markttransparenz ist Chile für viele
ausländische Firmen ein beliebter Testmarkt für Lateinamerika. Es gilt: Wer hier Erfolg hat, wird auch in den
anderen Ländern des Kontinents erfolgreich sein.
Doch Deutschland ist nicht nur wichtigster Handelspartner innerhalb der EU, sondern gilt auch als Vorbild für
Innovation, Umweltschutz und erneuerbare Energien.
Besonders im Bereich der Solar- und Windenergie gibt
es eine wachsende Zusammenarbeit zwischen beiden
Ländern.
Heute sind zahlreiche große deutsche Firmen mit einer Tochtergesellschaft oder auch über Vertretungen
in Chile aktiv. Siemens, ThyssenKrupp und FAM spielen
beispielsweise seit vielen Jahren eine wesentliche Rolle im Zulieferbereich für den Bergbau und die Weiterverarbeitung von Rohstoffen. Unternehmen, die in den
letzten Jahren ihre Investitionen erhöht haben sind unter anderem Hochtief und Züblin im Bereich Bau und Infrastruktur, Südzucker/Orafti in der Agrarindustrie, Ferrostaal und Linde bei Industrieanlagen sowie Rockwood
Lithium, Henkel und BASF im Bereich der chemischen
Industrie.
In der Pharmazie verstärkte Grünenthal sein Engagement, zudem sind DHL und Hapag Lloyd im Logistikbereich tätig. Im Januar 2014 eröffnete der Salzproduzent K+S ein Mahl- und Siebwerk in der Atacama-Wüste
(Nordchile). Dabei handelt es sich um die größte deutsche Investition im für Chile überaus bedeutenden Bergbausektor.
Außerdem gibt es große deutsche Player auf dem Immobilienmarkt, so zum Beispiel DIFA (Deutsche ImmobilienFonds AG, heute Union Investment Real Estate), der
Fonds Deka Immobilien der DekaBank Group und GLL
Real Estate Partners. Diese Beispiele werden durch Dutzende von mittelständischen deutschen Unternehmen
ergänzt, die in nahezu allen Branchen in Chile tätig sind
und erheblich zur Wertschöpfung und zu hohen Qualitätsstandards, Innovationen und Technologieeinsatz im
Land beitragen.
Fachkräfte: Dringend gesucht, besonders im Bergbau
Chile gehört heute zu den erfolgreichsten Wirtschaftsnationen Lateinamerikas. Treibende Kraft der chilenischen Wirtschaft ist der Bergbausektor, der gleichzeitig
vor großen Herausforderungen in Bezug auf den nachhaltigen Umgang mit Energie und Wasser steht. Daher
steigt der Bedarf an entsprechenden Technologien und
Fachkräften: Bis zu 200.000 Spezialisten werden in diesem Bereich in den kommenden Jahren benötigt. Aber
auch in anderen Wachstumsbranchen wie in der Bauund Elektroindustrie, der Umwelt- und Medizintechnik
sowie im Agrarsektor herrscht ein eklatanter Mangel an
gut ausgebildeten Fachleuten.
Chile leidet noch immer unter strukturellen Problemen im Bildungssystem. Derzeit wenden landesweit
229 technische Schulen duale Ausbildungselemente
an, meist in den letzten beiden Jahren der Sekundarstufe. Die Auslegung des dualen Konzepts legt jedoch
noch einen sehr starken Fokus auf den Lernort Schule.
Die Vernetzung und Kooperation mit ausbildenden Unternehmen ist tendenziell mangelhaft. Im chilenischen
Bildungssystem gibt es nicht nur eine starke Fixierung
der jungen Menschen auf eine universitäre Ausbildung,
auch liegen über 40% der Institutionen der höheren Bil-
dung im Einzugsgebiet der Hauptstadt Santiago (Región
Metropolitana).
Da die verschiedenen Elemente des Berufsbildungssystems in Chile nur schwach miteinander verbunden sind,
entspricht der Bildungsstand von Absolventen nicht in
ausreichendem Maße den Bedürfnissen der Wirtschaft.
Dadurch sind sowohl die Nachfrage nach als auch das
Angebot an Weiterbildungsmaßnahmen hoch. Es fehlt
jedoch an Qualifizierungsangeboten, die praxisnah arbeitsmarkt- und nachfrageorientiert ausbilden. Die Verfügbarkeit von gut ausgebildetem Fachpersonal ist auch
Grundlage für weitere Investitionen ausländischer Akteure.
Die chilenische Regierung ist sich ihrer Aufgabe bewusst
und arbeitet unter Hochdruck an Reformen im Aus- und
Weiterbildungssystem. Dabei sucht sie übertragbare
Elemente von Erfolgsmodellen aus dem Ausland. Neben
Australien, Kanada und Neuseeland ist auch Deutschland als Modell und Partner im Blickfeld der Regierung.
Deutschland wird in Chile mit Fortschritt, Hochtechnologie und Qualität verbunden, was für Bildungsangebote
„Made in Germany“ einen Wettbewerbsvorteil darstellt.
Eine große Herausforderung besteht jedoch darin, die
Dienstleistungen den chilenischen Marktbedingungen
anzupassen - bezüglich der Inhalte, der Kosten und der
Dauer. Für den Export deutscher beruflicher Aus- und
Weiterbildung sind trotz des hart umkämpften und weitgehend privatisierten Bildungsmarkts sehr gute Voraussetzungen für einen erfolgreichen Markteintritt gegeben.
Die AHK Chile arbeitet in verschiedenen Projekten daran, Qualitätselemente aus dem deutschen dualen Berufsbildungssystem an die chilenische Realität anzupassen und gemeinsam mit lokalen Akteuren vor Ort
umzusetzen. Seit 2006 betreibt sie ein eigenes Zentrum
für berufliche Weiterbildung. Das Centro de Excelencia
y Capacitación (CEC) setzt seinen Schwerpunkt auf den
Wissenstransfer aus Deutschland, vor allem in den Bereichen Umwelttechnologie, Ressourceneffizienz und
Qualitätsmanagement.
Im Jahr 2013 fanden 67 Kurse mit 1.700 Teilnehmern
statt. Zudem bietet die AHK Chile eine Weiterbildung
zum Innovation Manager an, der Teilnehmende befähigt,
Innovationsprozesse in ihren Unternehmen anzustoßen
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CHILE: STABILITÄTSANKER GANZ IM SÜDEN
und umzusetzen. Außerdem kann an der AHK Chile die
international anerkannte Qualifikation des European
Energy Manager (EUREM) erworben werden.
Chile als Logistikstandort
Die Weiterentwicklung des Transport- und Logistikwesens, das heute schon auf einem international hohen
Niveau liegt und über viele internationale Anbieter verfügt, spielt eine wichtige Rolle, um die internationale
Wettbewerbsfähigkeit Chiles zu steigern. Die Anbindung
an die großen Absatzmärkte hat in der Wirtschaftspolitik eine hohe Priorität. Deshalb baut die Regierung mit
Unterstützung privater Konzessionäre Straßen, Häfen
und Flughäfen weiter aus. Zudem besteht insbesondere
außerhalb der Hauptstadtregion ein beträchtlicher Aufholbedarf beim Bau von Lagerhallen und Distributionszentren.
Die Betreiber von Häfen und Flughäfen sowie die Planer des öffentlichen Straßennetzes haben aus diesem
Grund weitreichende Investitionspläne - unabhängig der
kurzfristigen Konjunkturlage. Dies ist schon deshalb
erforderlich, weil Bergbaukonzerne und Agroindustrie
beträchtliche Produktionssteigerungen anstreben. Der
steigende Verbrauch von Industrie und Privathaushalten
ist darüber hinaus auf eine gut ausgebaute Hafeninfrastruktur für den Import angewiesen.
In den vergangenen Jahren hat sich die Bedeutung
der Transportarten kaum verschoben. Innerhalb Chiles spielt der Lkw-Verkehr eine zentrale Rolle, im Auslandsgeschäft ist aufgrund der geografischen Lage der
Schiffsverkehr vorherrschend. Die Straße ist innerhalb
Chiles mit Abstand der wichtigste und häufig der einzige Transportweg. Die Regierung treibt den Ausbau des
Netzes für den Fernverkehr und der Stadtautobahnen
durch Konzessionen an private Betreiber voran. Konzessionierte Straßen sind mautpflichtig.
Bis 2016 sind laut dem Bauverband Cámara Chilena de
la Construcción schätzungsweise 8,5 Mrd. US$ nötig,
um neue Verkehrswege zu errichten, das Straßennetz
instand zu halten und den Busverkehr auszubauen. Im
Überlandverkehr müssen gemäß dem Ministerium für
Öffentliche Arbeiten bis 2025 nahezu 9.000 km an zusätzlichen Straßen geschaffen oder modernisiert werden. Dies verlangt weitere Investitionen in Höhe von circa 13 Mrd. US$.
24 Die Pazifik-Allianz
Die für den Außenhandel relevanten Häfen sind teils in
staatlichem, teils in privatem Besitz. Der chilenische
Staat ist über die Behörde Sistema de Empresas Públicas Eigentümer von zehn Häfen, die jedoch von privaten
Betreibern auf Konzessionsbasis verwaltet werden. Der
Druck auf die Be- und Entladekapazitäten in den chilenischen Häfen wird sich in den kommenden Jahren erhöhen. Im Bergbau wollen die Kupferbergwerke ihre Kapazitäten steigern, auch die Obst-, Gemüse-, Fleisch- und
Weinproduzenten sind auf Expansionskurs. Der Ausbau
der grenzübergreifenden Straßen, etwa nach Argentinien, dürfte ebenfalls für zusätzliche Fracht an der Pazifikküste sorgen.
Drehscheibe für die Luftfahrt sowohl im Passagier- als
auch im Güterverkehr ist Santiago. Beim Betrieb aller
wichtigen Flughäfen sind private Investoren als Konzessionäre beteiligt. In den kommenden Jahren sollen die
Kapazitäten sowohl im Passagier- als auch im Frachtverkehr deutlich erhöht werden.
Das Outsourcing der Lagerhaltung durch zahlreiche Unternehmen hat zu einem enormen Aufschwung in der
Logistikbranche geführt. Für Santiago und Umgebung
rechnen Experten mittelfristig mit einem Anstieg der
Lagerfläche um durchschnittlich 300.000 qm pro Jahr.
Das Geschäft der Logistikzentren konzentriert sich noch
vornehmlich auf die Hauptstadtregion, jedoch sind die
Zuwachsraten mittlerweile auch in anderen Landesteilen erheblich.
Erneuerbare Energien und Energieeffizienz
Das Streben nach nachhaltiger Entwicklung und internationaler Wettbewerbsfähigkeit in Chile erhöht die
Nachfrage nach innovativem Know how und Technologien für eine effizientere Nutzung der Ressourcen. Das
Thema Energiemanagement und energieeffiziente Technologien für die Produktion im Bergbau, in der Land-,
Fisch- und Holzwirtschaft sowie im Bausektor stehen
dabei im Mittelpunkt.
Das dynamische Wachstum der chilenischen Wirtschaft
ist mit einer noch rasanter ansteigenden Energienachfrage verbunden. Bis 2020 ist mit einer Verdopplung des
Energiebedarfs im Vergleich zu 2010 zu rechnen. Es wird
ein Ausbau der Kraftwerksleistung von gegenwärtig
rund 17.000 auf 25.000 MW nötig sein. Die chilenische
Energiematrix ist mit einem Anteil fossiler Primärener-
gien von über 60% und von etwa 35% der Großwasserkraft wenig diversifiziert. Über 90% der fossilen Rohstoffe zur Energiegewinnung werden importiert. Dies hat in
der Vergangenheit bei Lieferrückgängen zu Preiserhöhungen und zu Spannungen mit dem benachbarten Gaslieferanten Argentinien geführt.
Ebenso haben ausbleibende Regenfälle in den vergangenen Jahren gezeigt, wie anfällig die chilenische Energiematrix gegenüber Wetterschwankungen ist. Die internationale Energieabhängigkeit Chiles zu reduzieren
ist daher ein wichtiges Thema der politischen Agenda.
Die andauernde Diskussion über die Sicherheit und
Nachhaltigkeit des chilenischen Energiesektors haben
zu einer neuen energiepolitischen Weichenstellung geführt, in der Energieeffizienz und erneuerbare Energien
eine deutlich größere Rolle spielen.
Foto : © danielschoenen - Fotolia.com
Im Mai 2014 hat die chilenische Präsidentin Michelle Bachelet die Energieagenda der Regierung vorgestellt. Im
Vorfeld wurden intensive Gespräche mit privaten, staatlichen, akademischen und zivilen Interessenvertretungen und Akteuren des Sektors geführt. Die Agenda soll
die Grundlage für die Verabschiedung einer langfristigen
und verbindlichen Energiepolitik im Jahr 2015 bilden. Sie
stellt eine Reihe von Zielen auf, um eine umweltverträg-
liche, zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung
zu gewährleisten. Zur Umsetzung sind sieben Maßnahmenbündel vorgesehen. Zu den zentralen Elementen
zählt eine aktivere Rolle des Staates bei der langfristigen und strategischen Planung des Energiesektors.
Weiterhin soll der Wettbewerb auf dem Strommarkt gefördert werden und die Entwicklung von eigenen Energieressourcen, insbesondere erneuerbaren Quellen,
vorangetrieben werden. Weitere wichtige Aspekte betreffen den Ausbau der Netzinfrastruktur und die Steigerung der Energieeffizienz. Schließlich werden die zentralen Anliegen des Ministeriums bezüglich der Bürgerbeteiligung und der Territorialplanung beschrieben.
Deutsche Technologien im Energiebereich gelten in Chile als markt- und innovationsführend. Deutsche Produkte werden als überdurchschnittlich energieeffizient
wahrgenommen. Dies schafft für hiesige Unternehmen
vielseitige Markt- und Absatzpotenziale, vor allem in
den Bereichen effiziente Anlagentechnik, Kraft-WärmeKopplung, Verfahren zur Wärmerückgewinnung, Materialrecycling und Wiederverwendung. Der steigende Energiebedarf und das große Potenzial des Landes vor allem
bei der Sonnen- und Windenergie haben dazu geführt,
dass in den vergangenen Jahren zahlreiche deutsche
Unternehmen aktiv geworden sind.
Allein 2013 hat die AHK Chile zehn deutsche Firmen aus
der Solarbranche bei ihrem Markteintritt unterstützt.
Von den 640 Mitgliedsfirmen der Kammer sind zwei Dutzend im Solar- und Windenergiebereich aktiv. Im Mittelpunkt der Anstrengungen der AHK steht die Unterstützung neuer Initiativen bis hin zu Forschungsprojekten
zur Entwicklung von landesangepassten Technologien
gemeinsam mit lokalen Partnern. Ein besonderer Impuls wird von der Einrichtung einer Filiale des Fraunhofer Instituts ISE unter dem Schirm der bereits seit vier
Jahren erfolgreich agierenden Stiftung Fraunhofer Chile
Research erwartet.
Autorinnen: Cornelia Sonnenberg und Karla Berndt,
Santiago de Chile (AHK Chile)
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25
RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN FÜR INVESTITIONEN
Der Rechtsbereich von Germany Trade & Invest informiert
deutsche Unternehmen, die im Ausland geschäftlich aktiv sind oder werden wollen, über das dort anwendbare
Recht. Das Themenspektrum ist weit gefasst und reicht
von A, wie Allgemeine Geschäftsbedingungen, bis Z, wie
Zivilprozessordnung. Nachstehend finden Sie eine kleine
Auswahl aus der Rechtsberichterstattung über ausgewählte Länder der Pazifik-Allianz.
Mexiko: Verfahren zur Gründung von Niederlassungen
ausländischer Unternehmen vereinfacht
Am 14.5.14 ist in Mexiko eine Resolution in Kraft getreten, die die Gründungsmodalitäten für Niederlassungen
ausländischer Unternehmen vereinfacht. Ausländische
Unternehmen (juristische Personen), die in Übereinstimmung mit den Gesetzen der WTO-Mitgliedsstaaten
gegründet wurden, können nun Niederlassungen in Mexiko gründen, ohne dass eine Genehmigung des Wirtschaftsministeriums im Sinne des Art. 17 des mexikanischen Auslandsinvestitionsgesetzes erforderlich ist.
Bei dem vereinfachten Verfahren ist lediglich die Einreichung eines Schreibens durch den gesetzlichen Vertreter oder Bevollmächtigten bei der Nationalen Kommission für ausländische Investitionen erforderlich, in dem
eidesstattlich erklärt wird, dass:
n
n
n
der Gesellschaftsvertrag und andere Gründungsdokumente nicht gegen die öffentliche Ordnung in
Mexiko verstoßen;
die Gesellschaft in Übereinstimmung mit dem nationalem Recht des Herkunftslandes gegründet oder
inkorporiert wurde, und
bei Eröffnung einer Niederlassung die Adresse der geplanten Niederlassung angegeben wird.
Des Weiteren sind die in Mexiko geplanten wirtschaftlichen Tätigkeiten zu nennen, wobei die Bestimmungen
des Auslandsinvestitionsgesetzes, insbesondere die Beschränkungen für Tätigkeiten ausländischer Investoren,
einzuhalten sind.
Nach Einreichung des Schreibens bei der Nationalen
Kommission für ausländische Investitionen ist die Niederlassung im mexikanischen Handelsregister einzutra-
26 Die Pazifik-Allianz
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RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN FÜR INVESTITIONEN
gen. Für die Eintragung in das Handelsregister ist die
Einreichung des mit dem Eingangsstempel der Nationalen Kommission versehenen und registrierten Schreibens ausreichend.
Kolumbien: Freizonen bieten attraktive Anreize für
Investitionen
Die kolumbianischen Freizonenbestimmungen (Régimen de Zonas Francas) zur Förderung von Investitionen
sind aufgrund ihrer Steuer- und Zollanreize bei Unternehmen sehr beliebt. In den Freizonen beträgt der Körperschaftsteuersatz lediglich 15% und ist damit im Vergleich zu dem regulären Steuersatz in Höhe von 33%
deutlich geringer. Hinzu kommt eine Mehrwertsteuerbefreiung für aus dem Inland bezogene Güter und eine
Zollfreistellung auf Güter aus dem Ausland, die für eine Warenanfertigung innerhalb der Freizone bestimmt
sind.
Freizonen können aus mehreren Unternehmen (Zonas
Francas Permanentes) oder auch aus nur einem Unternehmen bestehen (Zonas Francas Permanentes Especiales). Um den deutlich geringeren Körperschaftsteuersatz innerhalb der Zonen zu nutzen, nehmen Unternehmen Auflagen zur Schaffung von Arbeitsplätzen und
Investitionen gerne in Kauf.
Peru: Reform zur Förderung von Investitionen verabschiedet
Das peruanische Parlament hat am 3.7.14 ein umfassendes Gesetzespaket zur Förderung und Dynamisierung von Investitionen verabschiedet (Ley que establece
Medidas Tributarias, Simplificación de Procedimientos y
Permisos para la Promoción y Dinamización de la Inversión en el País - Ley No. 30230). Das neue Gesetz sieht
unter anderem eine Reihe steuerlicher Maßnahmen sowie die Vereinfachung und Beschleunigung von Verwaltungsverfahren vor.
Steuerliche und administrative Maßnahmen zur Förderung von Investitionen:
Im Bereich Bergbau können unter bestimmten Voraussetzungen Verträge über die Steuerstabilität von Investitionen geschlossen werden. Dabei werden drei Arten von
Verträgen mit unterschiedlicher Schutzdauer (zwischen
10 und 15 Jahren), abhängig vom Investitionsvolumen
(ab 20 Mio. US$) und Förderkapazität (ab 5.000 t/Tag),
unterschieden. Auch nachträglich getätigte Investitionen (actividades adicionales) können dann in den Genuss
der Steuerstabilität kommen, wenn sie unter anderem
von der im Vertrag genannten Konzession gedeckt sind
und zuvor vom Ministerium für Bergbau und Energie genehmigt wurden (Art. 5f. Gesetz Nr. 30230, Art. 79ff. Allgemeines Bergbaugesetz).
Gründung eines Fonds in Höhe von bis zu 600 Mio. neuen Soles (S/.) für sogenannte MIPYME (Micro, Pequeña y
Mediana Empresa).
Durch den Fonds soll ein Betrag von bis zu 500 Mio. S/.
für die Bereitstellung von Garantien oder Bürgschaften
zur Verfügung gestellt werden. Eine Summe von 100
Mio. S/. soll in die Förderung der produktiven Entwicklung von Mikro-, Klein- und mittleren Unternehmen fließen (Art. 30 Gesetz Nr. 30230).
Werden bestimmte Voraussetzungen, Fristen oder Regelungen zur Untätigkeit der Verwaltung in Verwaltungsverfahren per Gesetz, per Dekret oder durch sonstige
Normen geändert, so sind Behörden dazu verpflichtet,
innerhalb einer Frist von 30 Werktagen ab Veröffentlichung der einschlägigen gesetzlichen Regelung die entsprechenden behördlichen „Regeln für Verwaltungsverfahren“ (Textos Únicos de Procedimientos Administrativos, TUPA) zu erlassen beziehungsweise zu ändern. Bei
mehr als 100 Verfahrensänderungen gilt eine Frist von
45 Werktagen. Hat eine Behörde ihre TUPA nicht in der
vorgegeben Frist angepasst, so sind die neuen Regelungen trotzdem anzuwenden (Art. 16 Gesetz Nr. 30230, Art.
38 Allgemeines Verwaltungsverfahrensgesetz).
Private Investitionen in der Immobilienbranche werden
erleichtert. So werden zum Beispiel Umweltverträglichkeitsstudien für den Bau von Wohnungen, Büros und
Einkaufszentren nicht mehr benötigt (Art. 59 Gesetz Nr.
30230, Art. 25 Gesetz über die Regulierung städtischer
Kleingärten und Gebäude).
Zudem wurde das Rahmengesetz für Betriebsgenehmigungen geändert. Ein Unternehmen kann eine Betriebszulassung schon dann erhalten, wenn es noch kein Zertifikat einer sicherheitstechnischen Untersuchung hat.
Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Untersuchungsbericht positiv war und die zuständige Stelle das
Zertifikat nicht innerhalb von drei Werktagen ausgestellt
hat (Art. 62 Gesetz Nr. 30230, Art. 2ff. Rahmengesetz für
Betriebsgenehmigungen).
Maßnahmen zur Investitionsförderung im Bereich
Umwelt:
Der Schwerpunkt der Tätigkeit der Umweltevaluierungsund Aufsichtsbehörde (Organismo de Evaluación y Ambiental Fiscalización - OEFA) wird für einen Zeitraum von
drei Jahren auf die Prävention und Behebung von umweltschädlichen Verhalten gelegt. Während dieses Zeitraums sollen die zu verhängenden Bußgelder lediglich
50% des eigentlichen Bußgeldes betragen. Ausnahmen
bestehen allerdings für zum Beispiel schwerwiegende
Umweltverstöße, die gesundheitsschädigende Auswirkungen haben (Art. 19 Gesetz Nr. 30230).
Jegliche verbindliche oder unverbindliche Expertenmeinungen von anderen öffentlich-rechtlichen Körperschaften im Rahmen von Umweltverträglichkeitsprüfungen
sind innerhalb einer Frist von 45 Tagen einzureichen.
Dadurch sollen Genehmigungsverfahren beschleunigt
werden (Art. 21 Gesetz Nr. 30230).
Das neue Gesetz wurde am 12.7.14 im Amtsblatt „El Peruano“ veröffentlicht, die neuen Regelungen sind einen
Tag nach Veröffentlichung in Kraft getreten.
Ansprechpartnerin bei Germany Trade & Invest ist
Corinna Päffgen, Tel.: 0228/24993-353, E-Mail: corinna.
[email protected], Internet: www.gtai.de/recht.
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PLÄNE FÜR FREIHANDELSZONE UND ENGE BEZIEHUNGEN ZUR EU
PLÄNE FÜR FREIHANDELSZONE
UND ENGE BEZIEHUNGEN ZUR EU
Chile, Kolumbien, Peru und Mexiko gelten als besonders
dynamische, marktwirtschaftlich orientierte Volkswirtschaften, die auch gegenüber weiteren Handelsallianzen eine offene Politik betreiben. Neben dem Dialog mit
den Beitrittsinteressenten Costa Rica und Panama und
zahlreichen Staaten mit Beobachterstatus ist jedes der
Länder bereits durch ein Freihandelsabkommen eng mit
den USA und vor allem mit der Europäischen Union (EU)
verbunden.
Freihandelsabkommen zwischen EU, Peru und
Kolumbien
Das jüngste Freihandelsabkommen zwischen der EU,
Peru und Kolumbien wurde im Juni 2012 unterzeichnet. Die Ratifizierung steht in einigen Fällen noch
aus. Die handelspolitisch relevanten Teile sind jedoch
schon vorab anwendbar. Das Abkommen wird zwischen
Peru und der EU seit dem 1.3.13 und zwischen der EU
und Kolumbien seit dem 1.8.13 vorläufig angewendet. Es
konzentriert sich inhaltlich auf den Abbau der Hemmnisse und Beschränkungen im Handel mit Waren. Daneben stehen Regelungen zu Dienstleistungen, Niederlassung, E-Commerce, Kapitalverkehr, öffentlichem Beschaffungswesen, geistigem Eigentum und Wettbewerb
im Vordergrund.
In Peru waren zahlreiche Waren bereits vor der vorläufigen Anwendung des Abkommens zollfrei, beispielsweise einige chemische Produkte, Halbzeug aus Eisen oder
Stahl und zahlreiche Produkte aus dem Maschinen- und
Anlagenbereich. Darüber hinaus schaffte das Land für
weitere Waren die Einfuhrzölle zum 1.3.13 ab, zum Bei-
28 Die Pazifik-Allianz
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Die Staatschefs der 2012 mit dem Ziel einer intensiven Integration ins Leben gerufenen Pazifik-Allianz zwischen Chile,
Kolumbien, Peru und Mexiko wollen die Zusammenarbeit
künftig noch vertiefen. Im Februar 2014 unterzeichneten
sie in der kolumbianischen Stadt Cartagena de Indias eine
Erklärung, mit der sie sich die Errichtung einer umfassenden Freihandelszone zum Ziel gesetzt haben. Geplant ist
ein Abbau von 92% aller Zölle sofort nach Inkrafttreten der
Erklärung. Im landwirtschaftlichen Bereich sind längere
Abbaufristen vorgesehen.
spiel für einige Kraftpapiere, Seidengarne, Wolle, und
Objektive für Fotoapparate. Auch Kolumbien hat für eine
Vielzahl gewerblicher und landwirtschaftlicher Waren
mit Ursprung in der EU die Einfuhrzölle am 1.8.13 auf
null gesenkt, beispielsweise für lebende Tiere, Fische,
Graphit, Kreide, Gewebe aus Baumwolle und elektrotechnische Teile. In Einzelfällen sind in beiden Ländern
langfristigere Abbauregelungen über zehn Jahre oder
Quotierungen vorgesehen, so in Kolumbien zum Beispiel
bei Lammfleisch, Wodka, Pilzen und Seifen. Die EUKommission geht davon aus, dass insbesondere wichtige EU-Exportindustrien wie die Automobil-, Chemieund Kunststoffindustrie von dem Abkommen profitieren.
Assoziierungsabkommen zwischen Chile und EU
Zwischen Chile und der EU besteht ein Assoziierungsabkommen, das am 1.3.05 in Kraft getreten ist. Einige
Bestimmungen des Abkommens, darunter der handelspolitisch relevante Teil, wurden bereits seit dem 1.2.03
vorläufig angewendet. Dazu zählen auch die Bestimmungen zum Zollabbau. Das Abkommen enthält neben
einem besonders umfassenden Handelsteil weiterreichende Regelungen insbesondere in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Finanzen, Wissenschaft, Technologie, Kultur und Zusammenarbeit und kann im Einvernehmen der Vertragsparteien auf weitere Bereiche ausgedehnt werden. Für sämtliche gewerblichen Waren mit
Ursprung in der EU gilt Zollfreiheit bei einer Einfuhr in
Chile. Einige landwirtschaftliche Produkte mit Ursprung
in der EU werden im Rahmen von Zollkontingenten liberalisiert, die im sogenannten Windhundverfahren verwaltet werden.
Freihandelsabkommen zwischen EU und Mexiko
Das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Mexiko, dem bereits ein Interimsabkommen über Handel
und handelsbezogene Fragen vorausgegangen war, war
das erste Freihandelsabkommen, dass die EU mit einem
lateinamerikanischen Land geschlossen hat. Neben einem handelspolitischen Teil beinhaltet das Abkommen
auch Regelungen zum öffentlichen Beschaffungswesen, dem Schutz von Urheberrechten und Investitionen.
Das Abkommen ist am 1.7.2000 in Kraft getreten. Seit
dem 1.1.07 werden für Industriewaren mit Ursprung in
der EU in Mexiko keine Einfuhrzölle mehr erhoben. Im
landwirtschaftlichen Bereich hat der Zollabbau in einigen Fällen erst zeitversetzt nach Inkrafttreten des Abkommens begonnen. Es werden in diesem Bereich auch
aktuell noch vereinzelt Einfuhrzölle bei Waren mit Ursprung in der EU erhoben, im Falle von Kaugummi der
Unterpositionen 1704 10 01 des mexikanischen Zollta-
rifs beispielsweise ein Mischzoll von 16% + 0,39586 US$/
kg. Voraussetzung für eine Zollpräferenz ist der direkte Transport von präferenzberechtigten Waren von der
EU nach Mexiko. Die Ursprungseigenschaft der Waren
müssen Importeure jeweils mit einer Warenverkehrsbescheinigung EUR.1 oder einer Ursprungserklärung auf
der Handelsrechnung nachweisen. Für die Angaben in
den Warenverkehrsbescheinigungen gelten im Warenverkehr mit Mexiko einige von den Regelungen anderer
Freihandelsabkommen abweichende Vorgaben.
Ansprechpartnerin bei Germany Trade & Invest ist
Susanne Scholl, Tel.: 0228/24933-348, E-Mail:
[email protected], Internet: www.gtai.de/zoll
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INFRASTRUKTUR – MEXIKO
MEXIKO TREIBT AUSBAU VON
HÄFEN UND PERSONENZUGVERKEHR VORAN
Der Tiefbau hat nach dem Regierungswechsel im Dezember 2012 eine lange Durststrecke durchlaufen. Mit
dem obersten Staatsamt wechselte 2012 auch die Regierungspartei. Daher verzögerten personelle und programmatische Veränderungen die Projekte trotz eines
ambitionierten Infrastrukturplans im Juli 2013 und einer
erweiterten Version im April 2014 (Programa de Inversiones en Infraestructura de Transporte y Comunicaciones 2014 - 2018, www.pni.gob.mx).
Erst 2014 gibt es erste Anzeichen für eine Erholung. Die
Bauleistung im Tiefbau sank nach Angaben des Statistikamts INEGI im 1. Halbjahr 2014 um 2,9% nach einem
Minus von 4,3% im Gesamtjahr 2013. Der Bau von Transportinfrastruktur wies nach einem kräftigen Einbruch
2013 von 7,8% im 1. Halbjahr 2014 ein leichtes Plus von
0,5% auf. Der Bauverband CMIC (Cámara Mexicana de la
Industria de la Construcción) erwartet, dass viele bereits
ausgeschriebene öffentliche Projekte noch im 2. Halbjahr 2014 die Bauaktivität anheizen werden. Gekoppelt
mit einer Erholung im Wohnungsbau könnte der gesamte Bausektor ein Plus von 2,0% im Jahr 2014 und von
5,5% im Jahr 2015 erreichen.
Zahlreiche Projekte heizen Bauaktivität an
Die Regierung unter Präsident Enrique Peña Nieto hat in
ihrem Infrastrukturplan gegenüber der vorangegangenen Regierungsperiode die Investitionsmittel erhöht und
erstmalig auch Bereiche wie Gesundheit, Wohnungsbau und Tourismus aufgenommen. Ohne Wohnungsbau
(102,5 Mrd. Euro), Gesundheit (4,0 Mrd. Euro), Tourismus
30 Die Pazifik-Allianz
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Der Infrastrukturbau hat nach einem starken Einbruch
2013 im 2. Halbjahr 2014 wieder an Fahrt gewonnen. Zu
Großprojekten im Hafenbau und neuen Bahnstrecken für
den Personenzugverkehr ist im September als Großprojekt
ein neuer Flughafen für Mexiko-Stadt hinzu gekommen.
Das Fehlen deutscher Bauunternehmen hemmt deutsche
Ingenieursfirmen und Technologielieferanten. Technisch
anspruchsvolle Vorhaben übersteigen aber vielfach das
Know how lokaler Branchenriesen.
(10,0 Mrd. Euro), Wasser (23 Mrd. Euro), Energie/Öl/Gas
(214,8 Mrd. Euro) und Telekommunikation (37,1 Mrd. Euro) belaufen sich die Vorhaben staatlicher und privater
Hand bis 2018 auf 35,6 Mrd. Euro. Dafür soll der Staat
70% der Finanzmittel bereitstellen und der Privatsektor
25%. Hinzu kommt als Großprojekt ein neuer Flughafen
für Mexiko-Stadt, der im September 2014 angekündigt
worden ist.
Geplante Infrastrukturinvestitionen in Mexiko
(in Mio. Euro)
Transportinfrastruktur im Nationalen
Infrastrukturprogramm 2014-2018
35.617
Straßenbau und Instandhaltung
21.819
Hafenbau
3.770
Flughäfen
197
Bahnbau und Nahverkehrssysteme
Logistikzentren
7.378
249
Andere
4.363
Flughafen Mexiko-Stadt
9.312
Gesamt
44.929
*) Wechselkurs: 1 mex$ = 0,05510 Euro (Monatsdurchschnitt April 2014);
Quelle: Programa Nacional de Infraestructura 2014-2018; Masterplan
Flughafen Mexiko-Stadt
Der Straßenbau steht weiter im Vordergrund, aber auch
in Häfen, Nahverkehrssysteme für Großstädte und in eine Reihe von Bahnvorhaben für den Personenverkehr
wird kräftig investiert. Mautautobahnen nach Norden
und einige Grenzübergänge sind unter der vorigen Regierung ausgebaut worden. Engpässe bestehen weiterhin in den Häfen und deren Zubringern - Bahnstrecken
und Straßen - sowie generell bei den mautfreien Straßen, die in der Vergangenheit stark vernachlässigt wurden. Geplant sind neue Autobahnen und Umgehungsstraßen, vor allem um die überfüllten Autobahnen im
Zentrum des Landes zu entlasten sowie die Verbindungen an der Golfküste sowie im Südosten zu verbessern.
Transportministerium will Hafenkapazitäten bis 2018
verdoppeln
In der Hafeninfrastruktur wird bis 2018 beinahe eine
Verdopplung der Kapazitäten von derzeit 280.000 t pro
Jahr auf 500.000 t angestrebt. Die mexikanische Firma
Tradeco baut den Wellenschutz für den neuen Hafen in
Veracruz, der sich aufgrund von Umweltbedenken über
Jahre verzögert hatte. Weitere Ausschreibungen für das
Großvorhaben sind im Gange. Von insgesamt etwa 3,3
Mrd. Euro an Projektkosten sollen bis 2018 rund 1,3 Mrd.
Euro verbaut werden. Hinzu kommt der Ausbau der Häfen in Tuxpan, Altamira und Mazatlán sowie zusätzliche
Containerterminals in Manzanillo und Lázaro Cárdenas
durch private Investoren, um mit dem erwarteten Exportwachstum Schritt zu halten.
Während der Gütertransport auf der Schiene nur mit
wenigen Ausbauprojekten und Umgehungstraßen in
Städten bedacht wird, will die Regierung den Personentransport auf der Schiene wiederbeleben. Der Ausbau
von Metrosystemen in Guadalajara und Monterrey ist
bereits fast vollständig ausgeschrieben und auch vergeben worden. Siemens ist in Monterrey an der Elektrifizierung der Strecke beteiligt. Für neue Zugstrecken von
Mexiko-Stadt nach Toluca und Querétaro laufen einige
Ausschreibungen noch. Bis 2018 sollen 56% der Ballungsräume mit mehr als 500.000 Einwohnern über eine Metro, Bussysteme oder Straßenbahn verfügen nach
derzeit 22%. Auch wenn viele geplante Nahverkehrsprojekte als exklusive Busspuren umgesetzt werden dürften, eröffnet der Sektor interessante Ausrüstungs- und
Consultingmöglichkeiten.
Neuer Flughafen für Mexiko-Stadt soll 2020 in Betrieb
gehen
Das Leuchtturmprojekt der Regierung ist der Bau eines
neuen Flughafens für Mexiko-Stadt, obwohl die erste
Phase erst 2020 und damit nach Ende der Regierungszeit in Betrieb gehen soll. Im September 2014 wurde
unter acht Vorschlägen der Masterplan der Architekturbüros Norman Foster und Fernando Romero ausgewählt (www.aeropuerto.gob.mx). Er sieht in der ersten
Phase den Bau von drei Lande- und Startbahnen vor, die
gleichzeitig genutzt werden können. Mit einer Kapazität
von zunächst 50 Mio. Passagieren im Jahr wird der neue
den bestehenden Flughafen ersetzen. Dieser verfügt nur
über zwei nicht gleichzeitig nutzbare Landebahnen. In
voller Größe soll er zu einem noch unbestimmten Zeitpunkt mit sechs Start- und Landebahnen eine Jahreskapazität von 120 Mio. Passagieren erreichen.
Deutsche Ingenieursfirmen und Technologielieferanten
für Infrastrukturprojekte leiden unter der Abwesenheit
deutscher Baufirmen in Mexiko. Vielfach ermöglichen
diese anderen deutschen Firmen Zugang zu Projekten.
Bei anspruchsvolleren Infrastrukturprojekten im Tunnel-, Hafen- oder Bahnbau sind die großen inländischen
Baukonzerne aber auf ausländisches Know how angewiesen. Hier bieten sich auch deutschen Firmen gute
Geschäftsmöglichkeiten.
Autor: Peter Buerstedde, Mexiko-Stadt
(Germany Trade & Invest)
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31
INFRASTRUKTUR – KOLUMBIEN
KOLUMBIEN INVESTIERT IN NEUE
VERKEHRSWEGE
Für deutsche Firmen ist es oftmals teurer, ihre Produkte von Hamburg per Schiff nach Cartagena und von
dort aus per Lkw in Kolumbiens Hauptstadt Bogotá zu
transportieren als der direkte Weg per Lufttransport von
Deutschland nach Kolumbien. Die Kosten des Transports im Inland sind extrem hoch. “Einen 20-Fuß-Container von Hamburg nach Cartagena zu befördern, ist
mit 900 Euro günstiger als der Weitertransport des Containers von Cartagena nach Bogotá, welcher mit 1.600
Euro zu Buche schlägt“, erklärt Bibiana Camargo von
der Kolumbienniederlassung des deutschen Logistikunternehmens Schryver. Hinzu kämen noch Kosten für
den Begleitschutz des Lkw, der je nach Wert der Ware
notwendig sei.
100 Mrd. US$ für Infrastrukturausbau
Ursache für die hohen Kosten des Binnentransports in
Kolumbien sind vor allem schlecht ausgebaute Autobahnen, hohe Benzinpreise und fehlende Alternativen zum
Transport per Lkw. Sieht man von Kohle- und Öllieferungen ab, werden 99% der Güter über die Straße transportiert, obwohl sich diese in einem sehr schlechten Zustand befinden. So liegt Kolumbien im aktuellen Global
Competitiveness Report des World Economic Forum bei
der Qualität der Straßen auf Rang 130 von 148 Ländern.
In Lateinamerika ist nur noch Paraguay schlechter eingestuft (Platz 132), während Chile am besten abschneidet (27).
Lange Zeit hatte das Land wichtigere Probleme zu lösen
- den Guerillakonflikt und den Kampf gegen die Drogenkartelle. Nun scheint der Moment günstig. Die Sicherheitslage hat sich deutlich verbessert, die Wirtschaft flo-
32 Die Pazifik-Allianz
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In Kolumbien plant die Nationale Infrastrukturagentur ANI
nach eigener Auskunft eine neue Ära von Infrastrukturprojekten. Sie vergibt Autobahnkonzessionen, rehabilitiert
Zugstrecken, macht den Magdalena-Fluss schiffbar und
baut Häfen und Flughäfen aus. Dafür sollen bis 2021 schätzungsweise 100 Mrd. US$ investiert werden. Das Land will
dadurch seine rückständige Verkehrsinfrastruktur auf Vordermann bringen, die den Binnentransport bisher sehr
teuer macht.
riert und der Staat erzielt hohe Einnahmen durch Erdölexporte und Bergbauabgaben. Diese sollen nun in das
umfassendste Infrastrukturprogramm in der Geschichte Kolumbiens fließen. Bis 2021 will die Regierung geschätzte 100 Mrd. US$ in den Ausbau der Autobahnen,
Schienennetze, Wasserstraßen, Häfen und Flughäfen
stecken.
Größtes Autobahnprogramm in der Geschichte des
Landes
Herzstück der neuen Infrastrukturoffensive ist das Vorhaben “Vierte Generation von Konzessionen - 4G“, das
den Bau von 47 Autobahnstrecken mit einer Gesamtlänge von über 8.000 Kilometern umfasst. Mit einem Investitionsvolumen von 25 Mrd. US$ ist es das bisher größte
Autobahnprogramm Kolumbiens. Dazu gehören wichtige Verbindungen zwischen den Großstädten Bogotá und
Medellín und den Häfen an der Pazifik- und Atlantikküste. Die ersten Strecken wurden Mitte 2014 vergeben, unter anderem an internationale Baufirmen aus Spanien,
Portugal, Costa Rica und Israel in Konsortien mit lokalen
Unternehmen.
Bis Mitte 2015 sollen gemäß der Nationalen Infrastrukturagentur ANI alle Strecken verteilt sein. Die Aufträge
umfassen auch zahlreiche Tunnels und Brücken, mit denen die Reisezeiten auf ein Minimum gesenkt werden
sollen. Für deutsche Firmen bestehen gute Chancen als
Zulieferer von speziellen Baumaterialien, Maschinen
oder Verkehrstechnologie. Besonders beim Tunnelbau
ist laut Aussage der ANI deutsche Expertise gefragt.
Schienennetz soll wiederbelebt werden
Gleichzeitig will ANI den einst blühenden Zugverkehr in
Kolumbien wieder zum Leben erwecken. Dazu vergab
die Agentur 2013 Aufträge an spanisch-kolumbianische
Konsortien zur Rehabilitierung zweier Bahnlinien mit einer Länge von insgesamt 875 km. Diese sollen zukünftig
für den Kohle- und Gütertransport zwischen dem Landesinneren und der Atlantikküste genutzt werden.
Langfristig sollen neue Zugstrecken errichtet werden,
unter anderem die wichtige Tunnelverbindung zwischen
dem Magdalena- und dem Cauca-Tal. Die ANI erwartet
auch private Initiativen zum Bau von Zugstrecken. Anträge für den Güterverkehr sowie für Schnellbahnlinien im
Großraum Bogotá sind bereits genehmigt. Die deutsche
Firma Vossloh beteiligt sich am Bau der Schnellbahnlinien.
Schiffbarmachung des Magdalena-Flusses
Der Magdalena-Fluss soll zukünftig als Transportweg
für Güterschiffe zwischen dem Zentrum des Landes
und der Atlantikküste dienen. Bislang wird Kolumbiens
längster Fluss kaum für den Gütertransport genutzt, da
er aufgrund niedriger Wasserstände nicht vollständig
passierbar ist. Das neue Projekt beinhaltet die Schiffbarmachung auf einer Strecke von 908 km zwischen dem
Ort Puerto Salgar nahe Bogotá und der Stadt Barranquilla an der Karibikküste. Dafür sind Investitionen von
rund 1,1 Mrd. US$ vorgesehen. Im Zuge der Schiffbarmachung des Magdalena-Flusses wird auch der Hafen
in Barranquilla ausgebaut, wo der Fluss in den Atlantik
mündet. Die deutsche Reederei Hamburg Süd hat sich
bereits in einem Mitte 2014 neu errichteten Hafenterminal in Barranquilla niedergelassen und will zukünftig
Container über den Magdalena-Fluss transportieren.
Cartagena, zweitgrößte Stadt an der Karibikküste Kolumbiens, investiert ebenfalls in seinen Hafen. Dort soll
die Vertiefung des Zugangskanals und die Vergrößerung
der Kaimauer die Abwicklung von großen PostpanamaxSchiffen ermöglichen, die nach Erweiterung des Panamakanals in Cartagena erwartet werden. Schon jetzt ist
Cartagena der wichtigste Containerhafen des Landes, mit
dem Projekt soll diese Stellung noch ausgebaut werden.
Kontaktanschrift:
Agencia Nacional de Infraestructura ANI
(Nationale Infrastrukturagentur)
Av. Calle 26 No 59-51 Torre 4, Bogotá
Internet: www.ani.gov.co
Kontaktpersonen:
Carlos Lasprilla (Flughäfen und Autobahnen)
E-Mail: [email protected]
Sandra Milena Rueda Ochoa
(Zugstrecken und Häfen)
E-Mail: [email protected]
Tel.: 00571/379 17 20 Ext. 12 12
Autor: Edwin Schuh, Bogotá (Germany Trade & Invest)
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INFRASTRUKTUR – PERU
PERU BAUT STRASSEN, METROLINIEN UND FLUGHÄFEN AUS
überlastet. Deshalb werden Firmen gesucht, die Bahnund Buslinien bauen. Das geplante Metronetz in Lima ist
das teuerste Verkehrsprojekt des Landes.
In Perus Hauptstadt Lima sind 9,5 Mio. Einwohner auf
überlasteten Straßen unterwegs. Das geplante Metronetz
ist das teuerste Verkehrsprojekt des Landes. Der größte
Anteil an den Verkehrsinvestitionen soll 2014 jedoch in den
Bau von Straßen fließen. Um den Touristenansturm auf die
Ruinen von Machu Picchu in der Nähe von Cusco zu bewältigen, bekommt Peru einen zweiten internationalen Flughafen. Auch die Häfen werden weiter ausgebaut.
Metronetz in Lima geplant
Im Juli 2014 wurde die erweiterte Linie 1 der Metro
Lima eröffnet. Sie schließt an den Abschnitt zwischen
dem Zentrum und dem südlichen Stadtviertel Villa El
Salvador an. Bisher dauerte der Weg durch das Stadtgebiet mit öffentlichen Verkehrsmitteln fast drei Stunden.
Nun liegt die Zeit bei 55 Minuten.
Um die Infrastrukturdefizite in Peru anzugehen, will
die Regierung 10 Mrd. US$ pro Jahr ausgeben, so Wirtschafts- und Finanzminister Luis Miguel Castilla. Verbesserungsfähig ist zum Beispiel das Straßennetz: Nur
knapp die Hälfte der 73.000 km sind asphaltiert. Die
staatliche Investitionsförderagentur ProInversión geht
davon aus, dass 2014 allein 8 Mrd. US$ in Straßenbauprojekte fließen.
Die Machbarkeitsstudie für die dritte Linie von Miraflores nach Comas wurde im Juni 2014 ausgeschrieben.
Der Auftragnehmer soll Anfang 2016 bekannt gegeben
werden. Danach werden die Planungen für die U-Bahnlinie 4 beginnen. Insgesamt sind sechs Metrolinien vorgesehen.
Foto : © maal - Fotlolia.com
Bisher gibt es in der Hauptstadt Lima, in der 9,5 Mio.
Einwohner leben, nur eine Metrolinie, die wenige Stationen abfährt. Wie auch in anderen Großstädten Perus
nimmt der Verkehr weiter zu und die Straßen sind stark
Der nächste Schritt ist die Metrolinie 2: Bald sollen die
Bohrungen starten, um ab Sommer 2015 mit dem Tunnelvortrieb zu beginnen. Die Linie soll ab 2019 genutzt
werden. Die Planungen schließen auch eine Abzweigung
zum Flughafen ein.
34 Die Pazifik-Allianz
Auch in der zweitgrößten Stadt Perus, Arequipa, wollen
die Lokalpolitiker den Verkehr besser regeln. Während
sich die Vorschläge aus der Politik ausschließlich auf
Gelenkbusse bezogen, schlugen der Industriekonzern
Queiroz Galvão aus Brasilien und der Infrastrukturberater Steer Davies Gleave vor, die Busse nur außerhalb der
Innenstadt einzusetzen. Stattdessen soll das Stadtzentrum durch eine Einschienenbahn auf Stelzen - in Peru
„Monorriel“ genannt - erschlossen werden, die den Planungen zufolge vom Flughafen im Norden bis in den Süden der Stadt führen wird. Bürgermeister Alfredo Zegarra Tejada geht davon aus, dass ProInversión das Projekt
zum Jahresbeginn 2015 ausschreibt, um ab Sommer mit
dem Bau zu beginnen.
Lima erhält zweiten internationalen Flughafen
Ein Beispiel für die vielen Airportprojekte ist der Bau des
zweiten internationalen Flughafens in Peru. Außer Lima
wird nun auch Cusco nahe der bekannten Ausgrabungsstädte Machu Picchu direkt mit den Großstädten Amerikas verbunden. Ab 2018 soll sich die Kapazität auf 5
Mio. Passagiere pro Jahr erhöhen; nach einem weiteren
Ausbau auf 8 Mio. Passagiere.
Den Ausschreibungswettbewerb hatte im Frühjahr 2014
ein argentinisch-peruanisches Konsortium gewonnen:
Der Flughafenbetreiber Corporación América und die
Andino Investment Holding veranschlagen anstelle der
bisherigen Kostenschätzungen von 539 Mio. US$ für die
erste Phase nur etwa 400 Mio. US$. Damit läge die öffentliche Kofinanzierung mit 265 Mio. US$ weit unter der
Höchstgrenze von 469 Mio. US$. Nach dem Bau werden
diese Firmen den neuen Flughafen 40 Jahre lang betreiben.
Mehr als die Mindestinvestition gibt dagegen das Konsortium Terminal Portuario Paracas aus, das sich im In-
vestorenwettbewerb um den Hafen von Pisco durchgesetzt hatte. Zusätzlich zu den verlangten 102 Mio. US$
plant es 80 Mio. US$ für den Ausbau des internationalen und nationalen Containerschiffsverkehrs ein. Damit
werden Anlegestellen, Lagerhallen sowie die Trinkwasser- und Elektrizitätsversorgung modernisiert. Die Betreiber haben außerdem zugesagt, das Hafenbecken
weiter auszubaggern, neue Kräne und Lastzüge zu installieren und einen Außenhafen zu bauen.
Der stellvertretende peruanische Verkehrsminister, Alejandro Chang, hatte beim Besuch des deutschen Staatssekretärs Rainer Bomba 2013 gesagt, seine Regierung
hoffe auch auf die Beteiligung deutscher Firmen. Durch
die Konzessionsvergabe ist der Sektor für private Investoren und deren Lieferanten attraktiv.
Kontaktanschrift:
Agencia de Promoción de la Inversión Privada
(Öffentliche Investitionsförderagentur,
ProInversión)
Av. Enrique Canaval Moreyra Nr. 150, Piso 9
San Isidro - Lima
Ansprechpartner: Jorge Valverde Camán,
technischer Berater
Tel.: 00511/200-12 00, Durchwahl - 13 84
Fax: -221-29 41
E-Mail: [email protected],
Internet: www.proinversion.gob.pe
Autorin: Anne Litzbarski, Santiago de Chile
(Germany Trade & Invest)
Germany Trade & Invest www.gtai.de
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INFRASTRUKTUR – CHILE
CHILE PUMPT MILLIARDEN IN DIE
INFRASTRUKTUR
Das chilenische Netz an Häfen, Flughäfen und Autobahnen
sowie der öffentliche Personennahverkehr gelten in der
Region als vorbildlich. Die Waren des täglichen Gebrauchs
werden vor allem über die Straßen transportiert, ebenso
das Material für Bergbau, Agrar- und Forstwirtschaft. Unter anderem wegen der Zunahme der Privatfahrzeuge machen sich jedoch Infrastrukturdefizite bemerkbar und der
Ruf nach einem verbesserten Verkehrsnetz wird lauter.
Foto : © olaser - iStockphoto.com
Die chilenische Regierung sieht in ihrem Investitionsplan vom Juli 2014 mehr als 27 Mrd. US$ für Infrastrukturprojekte vor. In den nächsten acht Jahren sollen
durchschnittlich 1,7% des BIP in neue Vorhaben fließen.
Zusammen mit den laufenden Ausgaben in den Bereichen Wohnungsbau, Gesundheit und Verkehr kommt die
Regierung unter Präsidentin Michelle Bachelet auf Ausgaben von 3,5% des BIP. Bisher lag der Anteil bei 2,5%.
Reglementierte Sektoren wie Energie sind in dieser Berechnung nicht erfasst.
Von den 27 Mrd. US$ sind 18 Mrd. US$ für eine Reihe von
regionalen Projekten zwischen 2014 und 2021 bestimmt,
darunter große und kleine Stauseen, Flugplätze, Rampen und Lastkähne. Auch die Verbesserung ländlicher
Straßen sowie die Hafeninfrastruktur fallen darunter.
Den restlichen Teil der Summe machen Konzessionen
aus, die zwischen 2014 und 2020 erfolgen werden: die
Autobahn nach Puerto Montt, die Strecke La Serena Vallenar, die Route 5 zwischen Caldera und Antofagasta,
der Zugang nach Iquique und Verbesserungen an bestehenden Autobahnen.
Nur 23% des Straßennetzes von rund 90.000 km sind geteert, während der Durchschnitt unter den OECD-Ländern bei 79% liegt. Die Waren des täglichen Gebrauchs
werden vor allem über die Straßen transportiert, ebenso
die Güter für Bergbau, Agrar- und Forstwirtschaft. Der
Bedarf für eine verbesserte Straßeninfrastruktur hat
sich auch mit dem Anstieg der zugelassenen Fahrzeuge
in Chile erhöht: 2012 waren knapp 4 Mio. Pkw zugelassen, was einem Plus von 65% im Zeitraum von 2005 bis
2012 entspricht.
Obwohl das ausgebaute Netz von Häfen, Flughäfen und
Autobahnen sowie der öffentliche Personennahverkehr
36 Die Pazifik-Allianz
im Vergleich zu anderen Ländern der Region oft als vorbildlich beschrieben wird, wird auch Kritik bezüglich der
Infrastruktur laut. Michelle Bachelet erklärte, die Defizite stellten eine Herausforderung für die Entwicklung
und Wettbewerbsfähigkeit im Land dar.
Santiago braucht Lösungen für Stadtverkehr
Sie verglich die gesunkenen Ausgaben für öffentliche
Arbeiten während der letzten acht Jahre mit der Situation in den frühen 90er Jahren. Damals trat die Regierung
dem Infrastrukturdefizit in Höhe von fast 11 Mrd. US$
mit einer Vervierfachung der Investitionen innerhalb von
zehn Jahren entgegen. Neue Regelungen zu Konzessionen im Gesetz über die öffentliche Infrastruktur hatten
die Privatwirtschaft stärker eingebunden.
In Santiago werden zudem Probleme des städtischen
Verkehrs deutlich: Etwa 40% der im Land zugelassenen
Kfz (1,5 Mio. Stück) sind auf den Straßen der Hauptstadt
unterwegs. Prognosen zufolge werden es 2020 mehr als
2 Mio. sein. Wegen der zunehmenden Stauanfälligkeit
und der Luftverschmutzung konzentriert sich eine Reihe
von Verkehrsprojekten auf die Metropolregion und umfasst die Optimierung der öffentlichen Personennahverkehrs sowie der Stadtautobahnen.
Das Ministerium für Öffentliche Arbeiten (MOP) versucht, die Berufspendler durch weitere Fahrbahnen von
den Langstreckenfahrern zu trennen. Die Kosten des
Projekts liegen bei 500 Mio. US$. Davon sind Arbeiten
in Höhe von 50 Mio. US$ bereits ausgeführt, wie Verbindungstunnel und die Erweiterung von Fahrbahnen. Wegen dieser Fortschritte geht der zuständige Minister Alberto Undurraga davon aus, dass das Projekt im Osten
der Hauptstadt 2018 abgeschlossen sein wird. Das wäre
ein Jahr früher als geplant.
MOP vergibt Flughafenkonzession
Eine anderes aktuelles Großprojekte ist der Ausbau des
Flughafens Arturo Merino Benítez in Santiago. Die Kapazitäten sollen von 17 Mio. auf 30 Mio. Passagiere pro
Jahr erweitert werden. Das MOP vergibt die Konzession
zum Betrieb des Flughafens für 20 Jahre. Zu den Aufgaben des künftigen Betreibers gehört die Renovierung
und Erweiterung des vorhandenen Terminals für Inlandsflüge sowie der Bau eines neuen Passagierterminals für internationale Flüge.
Das Portfolio von öffentlichen Ausschreibungen umfasst
Flughäfen, Autobahnen, Krankenhäuser und städtische
Infrastruktur und liegt bei 7 Mrd. US$. Zwischen 2006
und 2014 gab es 49 Ausschreibungen für Konzessionen
im Wert von knapp 10 Mrd. US$. Das Komitee für Ausländische Investitionen (Comité de Inversiones Extranjeras,
CIE) zählt die Optimierung des Konzessionssystems, vor
allem im Hinblick auf die Effizienz bei der Bereitstellung
von Dienstleistungen, zu den künftigen Schwerpunkten.
Zudem nennt das CIE den Ausbaubedarf von Häfen, Sozial- und Freizeitinfrastruktur sowie Wiederaufbauarbeiten in Gebieten, die von Naturkatastrophen betroffen
waren.
Kontaktanschriften:
Servicio de Evaluación Ambiental
(Evaluationsbehörde für Umweltfragen)
Miraflores 222, Pisos 7, 19 y 20, Santiago de Chile
Tel.: 00562/26 16 40 00, Fax: -400
Internet: www.sea.gob.cl
Comité de Inversiones Extranjeras
(Komitee für Ausländische Investitionen)
Ahumada 11, Piso 12, Santiago de Chile
Ansprechpartner: Eduardo Busquets, Vizepräsident
E-Mail: [email protected]
Internet: www.ciechile.gob.cl
Ministerio de Obras Públicas
(Ministerium für Öffentliche Arbeiten)
Merced 753, piso 7, Santiago de Chile
Tel.: 00562/24 49 30 00 oder -40 00
Ansprechpartner: Germán Moncada, Leiter der
Projektabteilung, Tel.: -70 23
E-Mail: [email protected]
Internet: www.mop.cl/Paginas/ingles.aspx
Autorin: Anne Litzbarski, Santiago de Chile
(Germany Trade & Invest)
Germany Trade & Invest www.gtai.de
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INFRASTRUKTUR | PROJEKTLISTE
PROJEKTLISTE
Ausgewählte Infrastrukturprojekte
Projektbezeichnung
Investitionssumme
(Mio. US$) Projektstand
Anmerkung
Mexiko
Neuer Flughafen für MexikoStadt (NAICM)
9.312 Masterplan September
2014 vorgestellt
1. Phase bis 2020;
Neuer Hafen in Veracruz
3.300 1. Phase bis 2018 im Bau;
ab 2015 Konzessionen für
Terminals
Bauvorhaben: Zuschlag an
Grupo Tradeco und Caltia
Construcciones
Bahnstrecke Mexiko-Stadt
nach Querétaro
2.400 Ausschreibung läuft
213 km; SCT
Bahnstrecke Mexiko-Stadt
nach Toluca
2.126 Im Bau
58 km; SCT
Puente Terrestre del Istmo de
Tehuantepec, Landbrücke von
Pazifik zum Golf von Mexiko
1.100 In Planung
Chinesische Investoren interessiert; SCT
Bahnstrecke von Mérida nach
Punta Venado (Halbinsel
Yucatán)
845 Ausschreibung zunächst
aufgeschoben
336 km; SCT
Kolumbien
Vierte Generation von Autobahnkonzessionen
24.900 Erste Projekte Mitte 2014 PPP-Konzessionen für 47
vergeben; Vergabeprozess Autobahnstrecken mit einer
läuft bis Mitte 2015
Gesamtlänge von 8.170 km
Schiffbarmachung des
Magdalena-Flusses
1.100 Konsortium aus den
Firmen Odebrecht
(Brasilien; 87%) und
Valorcon (Kolumbien;
13%) hat Projektvorschlag
bei Cormagdalena eingereicht
Schiffbarmachung auf einer Länge von 256 km sowie
Betrieb und Wartung der
gesamten Strecke von 908
km; hinzu kommen Investitionen von privaten Firmen (zum
Beispiel Impala) in Transportinfrastruktur
Ausbau Hafen Cartagena
1.000 In Planung; Ausbau soll
bis 2017 fertig sein
Hafen soll Schiffe der Postpanamax-Klasse mit bis zu
14.000 TEU abfertigen
Ausbau Flughafen Bogotá
38 Die Pazifik-Allianz
345 Flughafenbetreiber Opain
hat Projektvorschlag bei
ANI eingereicht
8 neue Gates am nationalen
Terminal und Ausbau der
Rollbahn
Projektbezeichnung
Investitionssumme
(Mio. US$) Projektstand
Anmerkung
Peru
Metro Lima, Linie 2
6.500 Auftrag vergeben, baldiger Beginn der Bohrungen
Spanisch-italienisch-peruanisches Konsortium (Cosapi,
Salini Impregilo, Ansaldo,
Iridium Concesiones de Infraestructura, Vialia Sociedad
Gestora de Concesiones de
Infraestructura)
Túnel Trasandino del Centro,
Eisenbahntunnel durch die
Anden als Abkürzung für die
Eisenbahnstrecke zwischen
Lima und
Huancayo
2.000 Vorstudie für September
2014 geplant
In den Regionen Huarochirí
und Yauli in Zentralperu
Monorriel, 14 km lange Einschienenbahn auf Stelzen
1.500 Ausschreibung geplant
zum Jahresbeginn 2015,
Baubeginn ab Sommer
2015
In Arequipa
Aeropuerto Internacional de
Chinchero-Cusco, internationaler Flughafen
665 Investorenwettbewerb
abgeschlossen, Vorbereitung technischer Studien
und Umweltstudien
Corporación América (Argentinien) und Andino Investment
Holding (Peru), in Region
Cusco
Drei Straßenprojekte zur
Entlastung der Carretera Central
597 Vorstudien
k.A.
Chile
Eisenbahnstrecke Corredor
Bioceánico, Ferrocarril Central
Trasandino
4.000 Baubeginn 2015
Region Valparaiso, durchgeführt von Corporación América
Hafenprojekt Puerto de Gran
Escala
3.000 Baubeginn ab etwa 2022
San Antonio oder
Valparaíso
Stadtautobahn Costanera Central
2.100 Baubeginn 2014
Santiago, durchgeführt von
OHL
U-Bahn-Linie 3
1.700 Baubeginn 2018
Metro von Santiago
U-Bahn-Linie 6
1.000 Baubeginn 2016
Metro von Santiago
Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Mexiko (Programa Nacional de Infraestructura, Pressemeldungen); Kolumbien (Agencia Nacional de
Infraestructura - ANI); Peru (Prolnversión, MINEM, Pressemeldungen); Chile (Servicio de Evaluación Ambiental - SEIA, Sofofa, Corporación de Desarrollo
Tecnológico de Bienes Capital - CBC)
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BERBGAU, ÖL UND GAS – MEXIKO
MIT ENERGIEREFORM BEGINNT
NEUE ÄRA IM MEXIKANISCHEN
ÖLSEKTOR
Die Energiereform vom Dezember 2013 hat im Ölsektor eine neue Ära angestoßen. Ab 2015 werden erste Förderkonzessionen an Privatunternehmen vergeben. Dies dürfte in
den kommenden Jahren einen Investitionsschub auslösen.
Auch in der Petrochemie eröffnen sich neue Möglichkeiten.
Der Bergbau leidet unter niedrigeren Rohstoffpreisen und
einer Anfang 2014 erlassenen neuen Abgabe.
Die Ölproduktion ist allerdings von einem Rekordniveau
von 3,4 Mio. bpd 2004 in den letzten Jahren stark gefallen. Und der Staatsmonopolist bei Öl, Gas und in der
Basischemie Pemex (Petróleos Mexicanos) verfügt weder über ausreichende Finanzmittel noch über das nötige Know how, um eine Kehrtwende einzuleiten. Hier
setzt die Energiereform vom Dezember 2013 an, die als
wichtigster Liberalisierungsschritt für die mexikanische
Wirtschaft seit Inkrafttreten des NAFTA-Abkommens
vor 20 Jahren gilt.
Staat beschleunigt Umsetzung der Reform im Ölsektor
Die Energiereform öffnet die Öl- und Gasförderung sowie die basischemische Industrie für private Unternehmen und führt parallel eine Fülle von Veränderungen im
Sektor durch. Auf diese Weise sollen die Staatsunternehmen Pemex und in der Elektrizitätserzeugung CFE
(Comision Federal de Electricidad) wettbewerbsfähiger
gemacht und mit einer neuen Umweltbehörde (Agencia
Nacional de Seguridad Industrial y Protección al Medio
Ambiente) der Umweltschutz gestärkt werden. Nach
Verabschiedung und Inkrafttreten der Sekundärgesetzgebung der Energiereform im August 2014 hat die Regierung den ambitionierten Umsetzungszeitplan noch
einmal gestrafft und wichtige Etappen vorverlegt. Dies
war auch eine Reaktion auf fallende Investitionen im
40 Die Pazifik-Allianz
Foto : © iStockphoto.com / Small Town Studio
Mexiko ist mit etwa 2,5 Mio. Barrel pro Tag (bpd) ein
wichtiger Ölproduzent. Der Staatshaushalt hing in den
vergangenen Jahren etwa zu einem Drittel von der Ölförderung ab. Gleichzeitig ist das Land ein signifikanter
Akteur im Bergbau, unter anderem als größter Silberproduzent der Welt und 2013 gemeinsam mit Chile als
wichtigstes Zielland von Explorationsinvestitionen in Lateinamerika. Weltweit ist Mexiko hier die Nummer vier.
Energiesektor durch die rechtliche Unsicherheit im Zuge des Reformprozesses.
Bereits Mitte August 2014 erhielt der bisherige Staatsmonopolist Pemex eine Bestätigung für den Großteil
seiner bisherigen Reserven, um dem Unternehmen eine minimale Produktion von 2,5 Mio. bpd für 20,5 Jahre
zu garantieren. Gleichzeitig wurden 169 Areale (109 für
Exploration und 60 für Förderung) vorgestellt, die im 1.
Quartal 2015 in einer ersten Runde mit Beteiligung privater Förderunternehmen als Konzession vergeben werden sollen. Hier könnten zwischen 2015 und 2018 etwa
8,5 Mrd. US$ pro Jahr an Investitionen fließen.
Pemex hat außerdem zehn technisch besonders anspruchsvolle Projekte mit einem Investitionsbedarf von
etwa 4 Mrd. US$ pro Jahr ausgewählt, in die das Unter-
nehmen zurzeit private Kooperationspartner einbindet.
In den Jahren 2015 bis 2018 könnten so etwa 50 Mrd.
US$ an Investitionen privater Hand in den Ölsektor fließen. Hinzu kommt das jährliche Budget von Pemex - im
Jahr 2014 rund 27,7 Mrd. US$.
Interessante Geschäftsmöglichkeiten werden sich bei
Zulieferungen sowie in der Entwicklung der lokalen Zulieferindustrie ergeben. Das Gesetz sieht mittelfristig
einen lokalen Anteil an den Zulieferungen der Ölindustrie von 35% vor - allerdings nicht für Projekte in Tiefengewässern. Derzeit gilt die Zulieferindustrie als sehr
unterentwickelt. Ausbaubedarf besteht auch in der Infrastruktur, etwa bei Häfen als Basis für private Explorationsvorhaben.
Öffnung der Basischemie heizt Investitionen an
Mit der Energiereform ist gleichzeitig das Monopol von
Pemex in der Basischemie gefallen. Pemex hatte in den
vergangenen Jahren zu wenig Ausgangsstoffe für die
Chemieindustrie geliefert. Entsprechend war die Inlandsproduktion gegenüber steigenden Importen immer
weiter zurückgefallen. Mittelfristig könnte die mexikanische Chemieindustrie durch private Investitionen in die
Basischemie wachsen. Der Chemieverband Aniq erwartet eine Verdopplung der Produktion und Investitionen in
Höhe von 25 Mrd. US$ innerhalb von zehn Jahren.
Umgesetzt werden zurzeit einige Großvorhaben auf der
Basis von Langzeitlieferverträgen mit Pemex sowie der
Ausbau der Düngemittelproduktion. Pemex hat 2014 für
475 Mio. US$ eine Düngemittelfabrik der Firma AHMSA
aufgekauft und will hier bis 2015 die Produktion reaktivieren. Gleichzeitig baut das deutsch-schweizerische
Unternehmen Proman unter Mitwirkung von ThyssenKrupp in Topolobampo ein neues Düngemittelwerk für 1
Mrd. US$, das ebenfalls 2015 in Betrieb gehen soll.
Der Bergbau hat in Mexiko 2014 mit neuen Abgaben
und niedrigeren Rohstoffpreisen zu kämpfen, denn die
Regierung hat zum 1.1.14 eine neue Bergbauabgabe
erlassen. Auf den Verkauf geförderter Rohstoffe wird
nach Abzug bestimmter Investitionsauslagen und Kosten eine Abgabe von 7,5% erhoben. Für die Edelmetalle
Gold, Silber und Platin gelten 0,5% zusätzlich ohne Abzugsmöglichkeiten. Mexiko war zuvor der einzige wich-
tige Bergbaustandort weltweit ohne eine spezielle Förderabgabe. Auf Konzessionen wurde eine Abgabe nach
Fläche erhoben.
Die Bergbaukammer erwartet in der Erforschung neuer
Vorkommen mit 672 Mio. US$ um 22% niedrigere Investitionen als 2013 (862 Mio. US$). Die Erschließungsinvestitionen sollen um 21% zurückgehen. Die Auswirkungen der Verschmutzung von Flüssen durch Bergbauchemikalien aus einer Kupfermine des mexikanischen Unternehmens Grupo México im August 2014 sind noch
nicht abzusehen. So könnten Umweltschutzmaßnahmen
im Bergbau stärker überprüft werden, was Geschäftschancen eröffnen würde. Es fehlt an Kapazitäten, um
den Sektor effektiv zu überwachen.
Internetadressen:
Offizielles Internetportal zum Reformprozess
(mit Gesetzestexten)
Internet: www.reformas.gob.mx
Petróleos Mexicanos (Pemex)
Internet: www.pemex.com
Secretaría de Energía (Energieministerium)
Internet: www.sener.gob.mx
Comisión Nacional de Hidrocarburos
(Regulierungs- und Konzessionsbehörde)
Internet: www.cnh.gob.mx
Cámara Minera de México (mexikanische Bergbaukammer)
Internet: www.camimex.org.mx
Asociación Nacional de la Industria Química (nationaler Chemieverband)
Internet: www.aniq.org.mx
Autor: Peter Buerstedde, Mexiko-Stadt
(Germany Trade & Invest)
Germany Trade & Invest www.gtai.de
41
BERBGAU, ÖL UND GAS – KOLUMBIEN
Die Rohstoffe bleiben mit einem Anteil von 8% am BIP
und 72% an den Ausfuhren 2013 ein Schlüsselsektor der
kolumbianischen Wirtschaft. Die größte Bedeutung hat die
Erdölproduktion, deren Förderung 2013 zum ersten Mal die
Marke von 1 Mio. bpd überschritt. Die Regierung sieht auch
den Bergbau als Wachstumslokomotive – allen voran die
Kohle-, Gold- und Nickelförderung.
Kolumbiens Erdölproduktion boomt. Mit einer durchschnittlichen Förderung von 1 Mio. bdp war das Land
2013 drittgrößter Produzent Südamerikas, hinter Venezuela und Brasilien. Die Produktion stieg seit 2009 um
50%, vor allem dank besserer Förderverfahren in bestehenden Feldern. Größere Entdeckungen wurden hingegen kaum gemacht. Problematisch ist das geringe Niveau der Reserven, die nach derzeitigem Stand nur für
sieben Jahre ausreichen. Die Explorationstätigkeit läuft
daher auf Hochtouren. Vor allem im Osten des Landes
werden Funde erwartet, durch die man die Reserven erhöhen will. Auch soll verstärkt offshore und unkonventionelles Erdöl gefördert werden.
Für 2014 erwartet der kolumbianische Erdölverband
Asociación Colombiana del Petróleo (ACP) eine um 2,5%
geringere Förderung als 2013, da Guerillaanschläge auf
Pipelines im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im Mai
2014 zunahmen. In den nächsten zehn Jahren geht der
Verband von einer durchschnittlichen Förderung von 1,1
Mio. bpd aus. Kolumbiens Exporte sind stark abhängig
vom Erdöl, das 2013 rund 55% der gesamten Ausfuhren
ausmachte.
Investitionen in Raffinerien und Pipelines
Größter Erdölproduzent des Landes ist die zu 90% staatliche Gesellschaft Ecopetrol. Bis 2020 will die Firma
durch Explorationstätigkeit - sowohl national als auch
international - die Förderung auf 1,3 Mio. bpd ausweiten. Dafür sind Investitionen in Höhe von 80 Mrd. US$
geplant. Außerdem baut Ecopetrol seine beiden Raffinerien in Cartagena und Barrancabermeja für rund 10 Mrd.
US$ aus. Das Land will dadurch unabhängiger von Dieselimporten werden. Auch ist Ecopetrol zusammen mit
anderen Firmen an der geplanten Pipeline Oleoducto al
Pacífico beteiligt. Diese soll zukünftig Öl von den Feldern
im Osten Kolumbiens an den Pazifikhafen Buenaven-
42 Die Pazifik-Allianz
tura transportieren, von wo aus es nach Asien exportiert
wird. China und Indien werden immer wichtigere Abnehmer kolumbianischen Erdöls, während die Nachfrage
aus den USA aufgrund des dortigen Schieferölbooms
abnimmt.
Bei der jährlichen Versteigerung von Erdölfeldern (Ronda Colombia) im Juli 2014 interessierten sich große Firmen wie Shell, Repsol, Anadarko, Ecopetrol, Exxon Mobile und Statoil vor allem für die Offshore-Felder vor Kolumbiens Karibikküste. Dort werden Vorkommen von 1,5
Mrd. Barrel vermutet, zudem gibt es im Gegensatz zum
Festland keine Probleme mit der Sicherheitslage. Auch
werden weniger Schwierigkeiten bei der sonst sehr
langsamen Vergabe von Umweltlizenzen erwartet. Die
Öffnung des mexikanischen Erdölsektors sorgte allerdings für eine im Vergleich zu den Vorjahren geringeren
Beteiligung an der Ronda Colombia.
Bergbau lockt internationale Firmen an
Neben der Erdölproduktion gehört der Bergbau zu den
am schnellsten wachsenden Sektoren der kolumbianischen Wirtschaft. Die starke Rohstoffnachfrage weltweit
und entsprechend hohe Preise hatten einen Boom ausgelöst und internationale Bergbauunternehmen nach
Kolumbien gelockt. Zudem hat sich die Sicherheitslage in den vergangenen zehn Jahren stetig verbessert,
wodurch neue Gebiete zugänglich wurden. Die ausländischen Investitionen in den Bergbau stiegen stark an,
2013 lagen sie bei rund 3,0 Mrd. US$. Insbesondere die
Kohle- und Goldförderung sind bedeutend. Auch die Nickelförderung ist wichtig, hier ist das Land siebtgrößter
Produzent der Welt. Darüber hinaus kommen rund 55%
des weltweiten Angebots an Smaragden aus Kolumbien.
Foto : © EdStock - iStockphoto.com
KOLUMBIANISCHE ROHSTOFFWIRTSCHAFT WÄCHST
Kolumbien gehört gemäß dem BP Statistical Review of
World Energy von 2013 zu den zehn größten Kohleproduzenten der Welt und ist nach Australien, Indonesien,
Russland und den USA fünftwichtigster Exporteur. Das
Land war 2013 mit Lieferungen in Höhe von 853,6 Mio.
US$ drittwichtigster Lieferant Deutschlands von Steinkohle, hinter Russland und den USA. Die Reserven von
6,7 Mrd. t sind die größten Südamerikas, ausreichend für
einen Abbau für die nächsten 100 Jahre.
Kohleproduzenten investieren in Infrastruktur
Die Nachfrage aus den USA nach kolumbianischer Kohle
sinkt derzeit aufgrund des dortigen Booms von Schieferöl und -gas. Auch aus Europa wird zukünftig eine
fallende Nachfrage erwartet, da erneuerbare Energien eine immer wichtigere Rolle spielen. Der noch immer niedrige Weltmarktpreis von Kohle ist ein weiterer
Grund, weshalb Kolumbiens Kohleproduzenten derzeit
vor allem in den Ausbau ihrer Infrastruktur für den Kohletransport, wie Häfen oder Zugstrecken investieren.
Dies soll ihre Produktionskosten senken. Auch hatte der
Sektor 2013 Rückschläge wie rechtliche Unsicherheiten,
Arbeiterproteste und Guerillaattacken zu verkraften. Die
Kohleförderung fiel daher um 4,0% auf 85,5 Mio. t. Für
2014 erwartet das Ministerium für Bergbau und Energie
(MinMinas) eine Steigerung um 4,2% auf 89,1 Mio. t.
Auch die Goldförderung lag 2013 mit 55,7 t deutlich unter ihrem Vorjahresniveau (-15,8%). Laut Experten hat
sie in Kolumbien eines der größten Potenziale weltweit.
Allerdings gibt es bis jetzt keine professionell betriebenen Goldminen wie in Peru oder Chile. Dies liegt hauptsächlich am langsamen Vorgehen der Regierung bei der
Ausstellung von Umweltlizenzen, beklagten die Unter-
nehmen. Ein weiterer Dorn im Auge der Explorationsfirmen ist der illegale Bergbau, der in Kolumbien rund 60%
des Goldabbaus ausmacht. Ziel der Regierung ist es, den
Sektor zu formalisieren, da er unter anderem große Umweltschäden anrichtet. Dies dürfte die Nachfrage nach
Bergbaumaschinen erhöhen.
Internetadressen:
Agencia Nacional de Hidrocarburos
(Nationale Agentur für Brennstoffe)
Internet: www.anh.gov.co
Asociación Colombiana del Petróleo
(Kolumbianischer Erdölverband)
Internet: www.acp.com.co
Ministerio de Minas y Energía
(Ministerium für Bergbau und Energie)
Internet: www.minminas.gov.co
Agencia Nacional de Minería
(Nationale Bergbauagentur)
Internet: www.anm.gov.co
Sistema de Información Minero Colombiano
(Informationssystem zum Bergbau)
Internet: www.simco.gov.co
Autor: Edwin Schuh, Bogotá
(Germany Trade & Inest)
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43
BERBGAU, ÖL UND GAS – PERU
PERU BRINGT INVESTITIONEN IM
GAS- UND BERGBAUSEKTOR VORAN
Perus Rohstoffreichtum lockt internationale Firmen ins
Land. Die in Auftrag gegebene Megapipeline Gasoducto Sur Peruano (GSP) zieht weitere Vorhaben nach sich.
Deutsche Firmen setzen verstärkt auf diese Sparte. Verläuft beispielsweise für Siemens alles nach Plan, sind
die Verträge über drei Gasturbinen für ein Kraftwerk in
Ilo bis Ende 2014 unterschrieben. Geliefert werden würde ab 2016. Auch das zweite Kraftwerk Mollendo, das im
Zuge von GSP bis 2017 in Betrieb gehen soll, benötigt
bis zur Fertigstellung jährlich drei Turbinen. Dank eines
Plus von 20 bis 25% pro Jahr erreicht Siemens inzwischen einen Umsatz von 270 Mio. Euro in all seinen Geschäftsbereichen in Peru.
Der Minister für Energie und Bergbau, Eleodoro Mayorga
Alba, gab bekannt, dass sein Ministerium den Bau weiterer Pipelines im Zentrum und im Norden des Landes
prüfen wird. Er plant ein landesweites Netz aus Gasleitungen, für das schon 2015 die Konzessionen vergeben
werden sollen. Das Gas wird für die Petrochemie, zur
Düngemittelherstellung, für die Energieversorgung der
Privathaushalte und für die rund 200.000 gasbetrieben
Fahrzeuge in Peru gebraucht.
Moderne Fördermethoden aus Deutschland
Peru ist zudem weltweit eines der wichtigsten Länder,
wenn es darum geht, die Nachfrage nach Metallen zu
stillen. Den größten Anteil an den Exporten des Landes
haben Gold, Kupfer, Zink, Silber und Molybdän.
Vor allem für die deutsche Elektronikindustrie und den
Automobilbau ist die politische Unterstützung und Absicherung der Importe wichtig. Im Juli 2014 unterzeichne-
44 Die Pazifik-Allianz
Foto : © hecke71 - Fotolia.com
Die im Juli 2014 unterzeichnete Rohstoffpartnerschaft zwischen Deutschland und Peru unterstützt die deutsche Industrie bei der Beschaffung von Rohstoffen. Auch wollen
sich deutsche Firmen stärker als bisher in die Energie- und
Ressourceneffizienz sowie die Umweltverträglichkeit einbringen. Der peruanische Erdgassektor boomt. Das Gas
wird in der Düngemittelherstellung, Petrochemie, Landwirtschaft, Energieversorgung sowie für gasbetriebene
Fahrzeuge eingesetzt.
ten die Außenminister Perus und Deutschlands ein Abkommen zur Zusammenarbeit im Rohstoff-, Industrieund Technologiebereich. Es geht jedoch nicht nur um die
Zulieferung von Metallen - deutsche Firmen wollen auch
stärker als bisher in der Energie- und Ressourceneffizienz sowie der Umweltverträglichkeit aktiv sein.
„Bei den Bergbauabkommen, die wir in Deutschland geschlossen haben, geht es um moderne Fördermethoden
(…). Wir fordern die Einhaltung internationaler Standards: Umweltverträglichkeit, die Einbeziehung der betroffenen Gemeinden und vor allem den Schutz des Wassers. Gerade in dieser Hinsicht sind die Fördermethoden
in Peru oft unzureichend,“ sagte Präsident Ollanta Humala im Interview mit der Deutschen Welle.
Das Interesse an der Branche wächst: Die Zahl der deutschen Aussteller bei den größten Bergbaumessen Südamerikas, die auch weltweit zu den bedeutendsten zählen, steigt seit Jahren. Bei der Perumin/Extemin in Arequipa stellte Deutschland 2013 mit 40 Firmen nach den
USA und China die drittgrößte internationale Ausstellergruppe. Zudem nahmen 15 in Peru ansässige deutsche
Unternehmen teil, die im Verbund Canasta Tecnológica
Alemana (CTA) zusammengeschlossen sind.
Der Verbund CTA wurde auf Initiative der Deutschen Botschaft in Lima gegründet und wird durch die AHK Peru
unterstützt. Es handelt sich um einen Zusammenschluss
von rund 20 Vertretern meist marktführender deutscher
Unternehmen, Weltkonzerne wie auch Mittelständler,
die sich gemeinsam in Peru präsentieren.
Neuer Bergbaukomplex für den Kupferabbau
Erklärtes Ziel der Regierung ist es, bald die Nummer
eins unter den Kupferproduzenten zu sein. Etwa 69%
aller Ausgaben im Bergbausektor sind für den Kupferabbau bestimmt. Mehr als 35 Mrd. US$ sollen in den
nächsten Jahren investiert werden.
Für Aufsehen hatte ein Deal über 6 Mrd. US$ gesorgt.
Ein Konsortium aus drei chinesischen Unternehmen
kaufte Glencore Xstrata zu diesem für Beobachter unerwartet hohen Preis die Kupfermine Las Bambas ab.
Jährlich sollen 315.000 t Kupferkonzentrat gefördert
werden. Über eine Pipeline für flüssiges Kupferkonzentrat soll Las Bambas mit den Minen Tintaya und Antapaccay in der Provinz Espinar verbunden werden. So wird
ein riesiger Bergbaukomplex entstehen. Die Pipeline,
die bereits in Bau ist, wird bis zu 215 km lang werden, 17
Flüsse kreuzen und neun Pumpenstationen benötigen.
Das Kupferkonzentrat und Molybdän sollen in Aufbereitungsanlagen in Espinar weiterverarbeitet werden.
Conga, ein weiteres Vorhaben zur Kupfer- und Goldförderung, umfasst zwei Minen im Tagebau, eine Aufarbeitungsanlage, zwei Halden für die Gesteinsreste und eine
weitere für Schlacken. Das Konsortium Yanacocha will
Wasser aus vier Hochlandlagunen ableiten und in künstlichen Reservoirs sammeln, um während der voraussichtlichen Betriebsdauer von 19 Jahren 330 t Gold und
1,4 Mio. t Kupfer zu fördern.
Die als größte Kupfermine des Landes geplante Toromocho ist ein strategisches Projekt für das Unternehmen Chinalco (Aluminium Corporation of China). Es
ist eine der höchsten Investitionen eines chinesischen
Unternehmens außerhalb des eigenen Landes. Der Be-
treiber möchte während einer Betriebsdauer von 36
Jahren je 1 Mio. t Kupferkonzentrat sowie Silber und
Molybdän abbauen. Die Kapazität der Aufbereitungsanlage soll täglich bei 117.200 t Gestein liegen.
Kontaktanschriften:
Cluster Canasta Tecnológica Alemana (CTA)
Präsident: Ing. Jorge Isla Orellana
Camino Real 348 Of. 1502, San Isidro, Lima 27
Tel: 00511/441 86 16, Fax: -442 60 14
E-Mail: [email protected]
Sociedad Nacional de Minería, Petróleo y Energía,
(Nationale Gesellschaft für Bergbau, Erdöl und
Energie, SNMPE)
Francisco Graña 671, Magdalena del Mar, Lima 17
Tel: 00511/215 92 50, Fax: -460 16 16
E-Mail: [email protected]
Internet: www.snmpe.org.pe
Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)
Dienstbereich Berlin
Ansprechpartner: Herwig Marbler
Wilhelmstraße 25-30, 13593 Berlin-Spandau
Tel.: 030 36993 226, Fax: -100
E-Mail: [email protected], [email protected]
Internet: www.deutsche-rohstoffagentur.de/DERA
Autorin: Anne Litzbarski, Santiago de Chile
(Germany Trade & Inest)
Germany Trade & Invest www.gtai.de
45
BERBGAU, ÖL UND GAS – CHILE
CHILES BERGBAUSEKTOR MUSS
PRODUKTIONSKOSTEN SENKEN
Bergbaufirmen, die in Chile tätig sind, werden mit den
höchsten Energiekosten innerhalb Lateinamerikas konfrontiert, während das Nachbarland Peru mit den niedrigsten punktet. Da auch die Umwelt- und Nachhaltigkeitsstandards gestiegen sind, wird die Branche, die sich zuletzt
wenig Sorgen um Kosten machen musste, gezwungen, sich
anzupassen. Die Dominanz in der globalen Kupferproduktion wird Chile trotz des derzeit bescheidenen Produktionswachstums beibehalten.
Erhöhte Produktionskosten, Änderungen in der Gesetzgebung und niedrige Weltmarktpreise für Kupfer und
andere Edelmetalle begrenzen weiterhin das Wachstum
der chilenischen Bergbaubranche. Die Arbeitsproduktivität war zuletzt rückläufig. Dagegen sind die Kosten für
Energie trotz der gerade begonnenen Initiativen der Regierung immer noch hoch. Mit Ausnahme der Regionen
im Norden bezahlen Unternehmen in Chile die höchsten
Energiekosten innerhalb Lateinamerikas.
Das Nachbarland Peru punktet dagegen mit den niedrigsten Preisen – sie liegen um ein Vierfaches unter den
chilenischen. Die Dürre der letzten Jahre hatte die Wasserkrafterzeugung stark beeinträchtigt, was zu zusätzlichen Kostensteigerungen führte.
Dass den Boom-Jahren der letzten Dekade gemäßigtere Zyklen folgen würden, war von Experten teilweise
erwartet worden. Zusätzlich verringerten sich das Wirtschaftswachstum in den Abnehmerländern USA und
China sowie die geldpolitischen Impulse durch die USamerikanische Notenbank Federal Reserve. Diese Faktoren haben die Branche, die sich in Zeiten des kräftigen Aufschwungs wenig Sorgen um Kostensenkungen
machen musste, gezwungen, sich an die neue Realität
anzupassen.
Neben der Optimierung von Prozessen und der Neuausrichtung der Budgets zählten dazu auch Lohnkürzungen, Vertragsneuverhandlungen sowie Entlassungen.
Auch die Umwelt- und Nachhaltigkeitsanforderungen
seitens der regionalen und staatlichen Politik und der
Bevölkerung sind gestiegen.
Chile plant Megaprojekte
Auf der anderen Seite ist die Diskussion um die geplante
Steuerreform gemäßigter geworden und die Unruhe hat
sich etwas gelegt. In Peru waren Firmen bereits in den
letzten Jahren stärker besteuert worden, was keinen
Einfluss auf die Expansion der Branche hatte. Die chilenischen Rohstoffreserven sind noch immer immens, der
Kupferanteil an den Gesamtexporten des Landes liegt
bei fast 60% und der Bergbausektor wird für die absehbare Zukunft das Rückgrat der Wirtschaft bleiben. Auch
dank der geplanten Megaprojekte wird das Land seine
Dominanz in der globalen Kupferproduktion trotz des
derzeit ungewohnt bescheidenen Produktionswachstums beibehalten.
Einige Rohstoffe des chilenischen Bergbaus wie Molybdän, Rhenium, Gold und Silber fallen hauptsächlich als
Beiprodukt der Kupferförderung an. Chile zählt auch zu
den weltweit führenden Produzenten von Lithium und
Nitraten.
Foto : © Luis Sandoval Mandujano - iStockphoto.com
Die genannten internen und externen Faktoren haben
bei der Umsetzung der Investitionsvorhaben zu Verzögerungen geführt. Die Zurückhaltung der Investoren soll
in der zweiten Jahreshälfte 2014 weichen. Allein in den
Bau von Entsalzungsanlagen wollen Bergwerksbetreiber bis 2022 rund 10 Mrd. US$ investieren. Der staatliche Kupferkonzern Codelco will die Wasserversorgung
bei den Vorkommen von Radomiro Tomic auf eine feste
Grundlage stellen und ist zudem zusammen mit Freeport McMoRan Projektträger bei der Kupfermine El Abra
Mill (Investitionsvolumen: circa 5 Mrd. US$).
Der chilenische Bergbausektor zeichnet 2014 mit rund
47% für das Gros der gesamten Investitionsprojekte des
46 Die Pazifik-Allianz
Landes verantwortlich. Dies entspricht einer Summe von
circa 105 Mrd. US$. Rund 29% beziehungsweise 64 Mrd.
US$ der Vorhaben entfallen auf die Energiewirtschaft.
Die Erweiterung von El Abra Mill wird ebenso wie die der
Mine Dona Ines de Collahuasi als eines der Großprojekte
angesehen, das in den nächsten Monaten weiter vorangetrieben wird. Ungewiss ist jedoch der Startpunkt der
zweiten Phase der Sulfid-Lagerstätte Quebrada Blanca
der Firma Teck, die sich erneut in der Umweltevaluation
befindet.
Antofagasta ist die Region mit dem größten Volumen an
Investitionen (60 Mrd. US$, was 27% der gesamten Projektpipeline entspricht). Auch die zweitplatzierte Region
Kontaktanschriften:
Kompetenzzentrum Bergbau und Rohstoffe
Deutsch-Chilenische Industrie- und Handelskammer
Ansprechpartnerin: Annika Glatz, Projektmanagerin
Av. El Bosque Norte 0440 of. 601, Casilla 19, Correo 35
Las Condes, Santiago de Chile
Tel.: 00562/22 03 53 20, Durchwahl: 47, Fax: -25
E-Mail: [email protected]
Internet: www.rohstoffzentrum.cl
Deutsche Rohstoffagentur (DERA)
in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und
Rohstoffe (BGR)
Dienstbereich Berlin
Ansprechpartner: Herwig Marbler
Wilhelmstraße 25-30, 13593 Berlin-Spandau
Tel.: 030/369 93-226, Fax: -100
E-Mail: [email protected], [email protected]
Internet: www.deutsche-rohstoffagentur.de/DERA
Portal Minero, chilenisches Informations- und
Nachrichtenportal zum Bergbausektor
Internet: www.portalminero.com
liegt im Norden des Landes: In Atacama sind 43 Mrd.
US$ und damit 19% der Investitionsvorhaben geplant.
Deutsch-Chilenisches Rohstoffforum
Das Deutsch-Chilenische Forum für Bergbau und mineralische Rohstoffe ist eine Plattform, um Firmen und
Institutionen beider Länder sowie Wissenschafts- und
Bildungseinrichtungen zusammenzuführen zu Themen
wie neue Rohstoffquellen, Technologietransfer, Sekundärbergbau und berufliche Bildung für den Bergbau. Das
Mandat zur Organisation des jährlichen Forums hat die
AHK Chile in Kooperation mit dem Bundesministerium
für Wirtschaft und Energie und der Deutschen Rohstoffagentur DERA inne. Am 27.10.14 fand das Rohstoffforum
zum dritten Mal - erstmalig in Deutschland (Berlin) - statt.
Das nächste ist für November 2015 in Santiago geplant.
Servicio de Evaluación Ambiental
(Evaluationsbehörde für Umweltfragen)
Miraflores 222, Pisos 7, 19 y 20, Santiago de Chile
Tel.: 00562/26 16 40 00, Fax: -400
Internet: www.sea.gob.cl
Comité de Inversiones Extranjeras
(Komitee für ausländische Investitionen)
Ahumada 11, Piso 12, Santiago de Chile
Ansprechpartner: Eduardo Busquets, Vizepräsident
E-Mail: [email protected]
Internet: www.ciechile.gob.cl
Ministerio de Obras Públicas
(Ministerium für Öffentliche Arbeiten)
Merced 753, piso 7, Santiago de Chile
Tel.: 00562/24 49 30 00 oder -40 00
Ansprechpartner: Germán Moncada,
Leiter der Projektabteilung, Tel.: -70 23
E-Mail: [email protected]
Internet: www.mop.cl/Paginas/ingles.aspx
Autorin: Anne Litzbarski, Santiago de Chile
(Germany Trade & Inest)
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BERBGAU, ÖL UND GAS | PROJEKTLISTE
PROJEKTLISTE
Ausgewählte Bergbau-, Öl- und Gasprojekte
Projektbezeichnung
Investitionssumme
(Mio. US$) Projektstand
Anmerkung
Mexiko
18 Gaspipeline-Vorhaben
13.000 Auschreibungen seit
1. Halbjahr 2014 bis
1. Halbjahr 2015
Umrüstung der Raffinerie Tula
3.400 Ab 2015
Umrüstung auf Nutzung
von schwerem Öl
Kupfer-und-Gold-Mine El Arco,
Baja California
2.000 Zunächst aufgeschoben
aufgrund niedriger Rohstoffpreise
Etilen XXI (Braskem, IDESA),
Coatzacoalcos
4.500 Im Bau
Fertigstellung 2015
Pipeline Oleoducto al Pacífico
5.000 Baubeginn 2016 und
Fertigstellung 2018
geplant
Länge: 790 km, vom Department Meta nach Buenaventura; Kapazität:
250.000 bis 400.000 Barrel/
Tag; Unternehmen: Ecopetrol, Pacific Rubiales, Embridge, Cenit
Ausbau der Raffinerie Cartagena
6.500 Projekt zu 95% fertiggestellt; Inbetriebnahme: Anfang 2015
Erhöhung der Kapazität zur
Verarbeitung von Erdöl auf
165.000 bpd; Betreiber ist
Ecopetrol
Ausbau der Raffinerie
Barrancabermeja
3.300 Umweltgenehmigung
steht aus; Baubeginn
ist noch für 2014 vorgesehen. Unternehmen in
der Vorauswahl: SK,
Toyo Engineering,
Tecnip-Tipiel-GS
Erhöhung der Kapazität zur
Verarbeitung von schwerem
Erdöl auf 175.000 bdp; Betreiber ist Ecopetrol
Erweiterung der Kupfermine Las
Bambas
5.900 Umweltverträglichkeitsstudie genehmigt; Pipeline im Bau
Xstrata Copper (Schweiz),
im neuen Kupfergürtel in
den südperuanischen Regionen Cusco und Apurimac
Gold- und Kupfer-Bergbauprojekt
Conga
4.800 Umweltverträglichkeitsstudie genehmigt
Konsortium Yanacocha
(USA), Regionen Cajamarca, Celendin
Kolumbien
Peru
48 Die Pazifik-Allianz
Projektbezeichnung
Erweiterung der Kupfermine
Cerro Verde
Gasoducto Sur Peruano (GSP),
Gasleitung in den Süden
Investitionssumme
(Mio. US$) Projektstand
Anmerkung
4.600 Durchführung
Freeport Mac Moran
Cooper(USA), Region Arequipa
3.600 (nur Bau- Bieterverfahren abgekosten;7.330 inklu- schlossen
sive Betrieb über
30 Jahre)
Konsortium Odebrecht und
Enagás (Brasilien und Spanien), Region Cusco
Toromocho, Polimetallprojekt und
größte Kupfermine des Landes
3.500 In Betrieb genommen
Chinalco (VR China),
Region Junín
Erweiterung und Modernisierung
der Ölraffinerie Talara
3.500 Vor Inangriffnahme
Técnicas Reunidas,
Region Piura (Spanien)
Bergbauprojekt Quellaveco
3.300 Durchführung
Anglo American Quellaveco
S.A. (Vereinigtes Königreich), Region
Moquegua
Chile
Erweiterung Kupfermine Los
Pelambes
10.000 Machbarkeitsstudie, geplante Inbetriebnahme:
2019
Unternehmen: Minera Los
Pelambres
Nueva Andina, 2. Phase
6.800 Umweltverträglichkeitsstudie, geplante Inbetriebnahme: Ende 2019
Codelco
Erweiterung Minera Doña Inés de
Collahuasi, 3. Phase
6.500 Verzögerung
Anglo American, Xstrata
Plc, Mitsui & Co
Edelmetallprojekt Cerro Casale
6.000 Umweltverträglichkeitsstudie abgeschlossen
Barrick Gold, Kinross Gold
Projekt Quebrada Blanca,
2. Phase
5.600 Machbarkeitsstudie
Teck
abgeschlossen, geplante
Inbetriebnahme: 2019
Projekt Radomiro Tomic, 2. Phase
5.400 Unternehmen wartet auf Codelco
„grünes Licht“ der Umweltbehörden
Kupferprojekt El Abra Mill
5.000 Machbarkeitsstudie, geplante Inbetriebnahme:
Ende 2017
Codelco, Freeport Mc Moran
Gold-Kupfer-Lagerstätte Caspiche
4.600 Wirtschaftliche Erstbewertung positiv abgeschlossen
Exeter Resource Corporation; in Nordchile
Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Mexiko (Programa Nacional de Infraestructura, Pressemeldungen); Kolumbien (Agencia Nacional de
Infraestructura - ANI); Peru (Prolnversión, MINEM, Pressemeldungen); Chile (Servicio de Evaluación Ambiental - SEIA, Sofofa, Corporación de Desarrollo
Tecnológico de Bienes Capital - CBC)
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UMWELTTECHNIK – MEXIKO
GROSSE HERAUSFORDERUNGEN
IM MEXIKANISCHEN WASSERSEKTOR ERÖFFNEN GESCHÄFTSCHANCEN
Für Anbieter von Umwelttechnik bietet Mexiko in den kommenden Jahren ein interessantes Pflaster. Im Wassersektor plant die öffentliche Hand die Erschließung neuer nachhaltiger Wasserquellen, die Ausweitung der Wasseraufbereitung sowie einen besseren Schutz der Bevölkerung vor
Überschwemmungen. Gleichzeitig sollen in der Landwirtschaft mehr Flächen bewässert werden. Im Abfallsektor
könnte 2016 in Mexiko-Stadt ein Biogasprojekt in Betrieb
gehen, das Signalwirkung entfalten dürfte.
Aufgrund seiner geografischen Lage wird Mexiko regelmäßig von extremen Klimaphänomenen heimgesucht.
Im Norden kommt es zu Dürreperioden und im Süden
zu sintflutartigen Regenfällen mit zum Teil katastrophalen Überschwemmungen. Diese Klimaphänomene
dürften sich nach diversen Studien im Zuge des Klimawandels noch verstärken. Hinzu kommt, dass durch die
fortschreitende Verstädterung, das anhaltende Bevölkerungswachstum und eine ineffiziente Wassernutzung
zu viel Wasser aus unterirdischen Quellen entnommen
wird. Ende 2013 waren nach Angaben der nationalen
Wasserbehörde Conagua (Comisión Nacional de Agua)
95,7% der städtischen Bevölkerung an Trinkwasser- und
96,5% an Abwassernetze angebunden. Im ländlichen
Raum waren es 80,8% beziehungsweise 70,1%. Der Anteil des aufbereiteten Wassers ist mit 47,6% im Landesdurchschnitt ungleich geringer.
Obwohl demnach etwa 9 Mio. Menschen keinen direkten Zugang zu Trinkwasser und etwa 11 Mio. nicht an die
Abwasserkanalisation angeschlossen sind, werden nach
Erhebungen von Conagua 101 von 635 Wasserquellen
zu stark in Anspruch genommen. Die exzessive Wasserentnahme hat bereits zum Versiegen von Wasserquellen und Seen geführt, zur Zerstörung von Ökosystemen
sowie in der Hauptstadt zu Schäden an Infrastruktur und
Gebäuden durch das Absacken des Erdbodens.
Mexiko steigert Wasserversorgung aus nachhaltigen
Quellen
Entsprechend zielen die im April 2014 veröffentlichten
Maßnahmen und Projekte des Nationalen Wasserplans
(Plan Nacional Hídrico 2014-2018; Amtsblatt DOF vom
8.4.14) sowie des Nationalen Infrastrukturprogramms
(Programa Nacional de Infraestructura 2014-2018; www.
pni.gob.mx) auf eine Steigerung der Wasserversorgung
aus nachhaltigen Quellen ab. So soll die Entnahme aus
unterirdischen Quellen zurückgefahren werden. Die
Wasseraufbereitung und der Schutz von Überschwemmungen sollen ausgebaut werden. Geplant ist außerdem
eine Ausweitung der bewässerten Flächen in der Landwirtschaft.
Foto : © nonameman - Fotolia.com
Besonders kritisch ist die Überbeanspruchung unterirdischer Wasserquellen im Hochtal von Mexiko-Stadt.
Derzeit wird der Ausbau des Wasserversorgungssystems Cutzamala untersucht, das 29% des Wasserbedarfs der Hauptstadtregion abdeckt. Die Hauptstadt
braucht neue Wasserquellen. Daher sind zwei weitere
Projekte in Planung, die 6,5 cbm pro Sekunde aus dem
Mezquital-Tal und 12 cbm pro Sekunde aus Necaxa heranschaffen sollen. Das prekäre Cutzamala-System wird
aber gleichzeitig phasenweise instandgesetzt und für etwa 266 Mio. Euro um ein Wasserleitungssystem erweitert (Tercera Linea). Teilstücke dieses Systems wurden
Ende 2013 ausgeschrieben und vergeben. Weiter in der
Diskussion ist eine Sanierung der maroden Wassernetze
der Hauptstadt. Nach Plänen der städtischen Wasserbehörde Sacmex sollen diese über einen Zeitraum von 25
Jahren für etwa 470 Mio. Euro ausgetauscht werden.
50 Die Pazifik-Allianz
Investitionen im Wassersektor des Nationalen Infrastrukturprogramms 2014 bis 2018
Bereich
Investitionen in
Mio. Euro
Trinkwasserversorgung,
Aufbereitung
16.101
Infrastruktur für Bewässerung
in Landwirtschaft
5.189
Schutz vor Überschwemmungen
1.729
Gesamt
23.019
Quelle: Programa Nacional de Infraestructura 2014-2018
Auch Drainage-Kapazitäten werden ausgebaut
Parallel zum Ausbau der Wasserquellen werden die
Drainagekapazitäten ausgebaut. Die Aufbereitungsanlage Atotonilco soll 2015 in Betrieb gehen und knapp 60%
der Brauchwasser der Hauptstadtregion reinigen. Im
Westen der Stadt wird der Drainagetunnel Emisor Oriente fertig gebaut, der besonders überschwemmungsgefährdete Stadtteile durchläuft. Im Dezember 2013
erfolgte außerdem der Zuschlag für einen weiteren Abwassertunnel Túnel Emisor Poniente II. Atotonilco und
die Tunnel sind Teil der Infrastruktur, die bei den alljährlichen starken Regenfällen eine schnelle Drainage
sicher stellen sollen.
Mit dem im September 2014 angekündigten Projekt zum
Bau eines neuen Flughafens kommen weitere Wasservorhaben hinzu. Er soll auf staatlichen Landflächen entstehen, die in der Regenzeit als Überlaufgelände dienen.
Hier soll ein ständiger See entstehen mit gereinigtem
Wasser. Regen- und Brauchwasser soll durch 24 neue
Aufbereitungsanlagen geleitet werden und dann in der
Region für die Landwirtschaft zur Verfügung stehen.
Der Flughafen soll künftig auch von einem 15 MW-Biogasprojekt auf der nahegelegenen Deponie Bordo Poniente Strom beziehen. Nach starker Verzögerung könnte
die Umsetzung Ende 2014 beginnen. Ähnliche Vorhaben
funktionieren bereits in Monterrey, Saltillo und einer Gemeinde in der Hauptstadt. Das ungleich grö-
ßere neue Projekt dürfte aber stärkere Signalwirkung haben für andere Deponiebetreiber landesweit.
In verschiedenen Landesteilen werden neue Staudämme und Aquädukte gebaut. Mit dem Aquädukt Monterrey VI, das vom Bundesstaat Veracruz über 372 km mit
sechs Pumpenstationen bis zur drittgrößten Stadt des
Landes Monterrey führt, wurde Anfang September 2014
das ambitionierteste unter den Wasserprojekten der
neuen Regierung an ein lokales Konsortium aus Monterrey vergeben. In Acapulco, Mazatlán und Ciudad Victoria
sind zusätzliche Aquädukte geplant. Hinzu kommen Entsalzungsanlagen in Ensenada, Tijuana (I und II), La Paz,
Los Cabos und San Carlos sowie Wasseraufbereitungsanlagen in Puebla, Hermosillo, San Luis Potosí, Tuxtla
Gutiérrez, Puerto Vallarta, Pachuca und Ciudad Juárez.
Ein immer interessanterer Abnehmer von Umwelttechnik dürfte die staatliche Ölgesellschaft Pemex (Petróleos
Mexicanos) werden. Nach Plänen der Regierung soll die
Firma bis 2018 rund 62 Mio. cbm ihres Wasserverbrauches reinigen und wiederverwenden (nach 36 Mio. cbm
im Jahr 2013). Pemex hat bereits in den vergangenen
Jahren begonnen zahlreiche Altlasten zu beseitigen und
investiert zunehmend in den Umweltschutz. Eine neue
Umweltbehörde wacht über den Umweltschutz im Ölsektor.
Internetadressen:
Zentrales Ausschreibungsportal Compranet
Internet: www.compranet.gob.mx
Comisión Nacional de Agua
(Nationale Wasserkommssion, Conagua)
Internet: www.conagua.gob.mx
Programa Nacional de Infraestructura
(Nationales Infrastrukturprogramm)
Internet: www.pni.gob.mx
Autor: Peter Buerstedde, Mexiko-Stadt
(Germany Trade & Inest)
Germany Trade & Invest www.gtai.de
51
UMWELTTECHNIK – KOLUMBIEN
BEDARF AN UMWELTTECHNIK IN
KOLUMBIEN STEIGT
Kolumbien hat in der Umwelttechnik großen Nachholbedarf. So wird nur rund ein Drittel des Abwassers behandelt. Vor allem im ländlichen Raum ist die Versorgung mit
fließendem Wasser mangelhaft. Nach Angaben des Vizeministeriums investiert das Land derzeit rund 2,3 Mrd. US$
in den Ausbau der Wasserversorgung und Kanalisation. In
Bogotá bietet auch der Bau neuer Kläranlagen und Mülldeponien Geschäftschancen.
Foto : © iStockphoto.com / hxdyl
Gemäß dem Nationalen Entwicklungsplan der Regierung
sollten zwischen 2010 und 2014 rund 2,8 Mio. Personen
Zugang zu fließendem Wasser erhalten. Bereits Ende
2013 wurde diese Zahl mit 3,3 Mio. Menschen übertroffen. Bis 2014 wollte Kolumbiens Regierung zudem 4,5
Mio. Personen mit einem Anschluss an die Kanalisation versorgen, wovon Ende 2013 schon 3,6 Mio. erreicht
wurden. Dennoch verfügen immer noch rund 2,5 Mio.
Menschen weder über fließendes Wasser noch über einen Anschluss an die Kanalisation. Ziel ist es, bis 2019
die städtischen Gebiete sowohl beim fließenden Wasser
als auch bei der Kanalisation vollständig abzudecken.
52 Die Pazifik-Allianz
Regierung will Wasserversorgung verbessern
Gemäß der jüngsten Volksbefragung von 2008 hatten
97,6% der städtischen Bevölkerung Anschluss an fließendes Wasser und 92,9% an die Kanalisation. Im ländlichen Raum lagen diese Werte nur bei 72,0% für fließendes Wasser und 69,6% bei der Kanalisation. Diese Diskrepanz liegt an dem Investitionsverhalten der Politiker,
die ihre Gelder auf die Ballungsräume mit den meisten
Wählern konzentrieren. In Kolumbien leben rund 70%
der 48 Mio. Einwohner in Städten und der Rest auf dem
Land. Vor allem an der abgelegenen Pazifik- und Karibikküste ist die Grundversorgung schlecht. Zukünftig
will die Regierung in diesen Gebieten die Abdeckung
verbessern und nach Regierungsangaben auch auf unkonventionelle Systeme setzen, die mit Sonnen- oder
Windenergie betrieben werden.
Abwasseraufbereitung wird erhöht
Nur 33,1% der Abwässer werden in Kolumbien aufbereitet. Der Rest geht noch immer ungeklärt in Flüsse oder
in den Küstenregionen ins offene Meer und verschmutzt
so die natürlichen Wasservorkommen. Nach Plänen der
Regierung soll der Anteil von behandeltem Abwasser
noch 2014 auf 36,0% erhöht werden. Gemäß dem Um-
weltverband Acodal verfügten 2012 nur 487 der 1.123
Gemeinden Kolumbiens über ein System zur Wasseraufbereitung. Die Anlagen funktionieren jedoch wegen
fehlenden Fachwissens oder mangelhafter Wartung oftmals nicht, was zu einer unzureichenden Wasserqualität
führt.
Das wohl größte Projekt im Bereich Umwelttechnik ist
die Säuberung des Bogotá-Flusses auf einer Länge von
350 km. Der Fluss ist durch Schwermetalle und Bakterien stark verunreinigt. Im März 2014 verordnete ein Gericht die Stadt Bogotá, das Umweltministerium und die
regionale Umweltbehörde dazu, innerhalb von drei Jahren den Fluss zu säubern. Die Investitionen für das Projekt belaufen sich auf rund 3 Mrd. US$. Zu dem Projekt
gehören neben dem Ausbau der Kläranlage PTAR Salitre
für 350 Mio. US$ auch eine neue Wasseraufbereitungsanlage (1,1 Mrd. US$; Kapazität: 14 cbm/s) in Canoas.
Von der Reinigung des Flusses profitieren rund 7,3 Mio.
Menschen in Bogotá und im Einzugsgebiet des Flusses.
Säuberung des Bogotá-Flusses ist größtes Projekt
Der Bogotá-Fluss entspringt im Nordosten des Departments Cundinamarca und umfließt Bogotá auf westlicher Seite, bevor er bei Girardot in den Magdalena-Fluss
mündet. Während die Wasserqualität anfangs noch zum
Bewässern von Feldern ausreicht, wird der Fluss bei Erreichen der Hauptstadt zunehmend verschmutzt. Vor allem die kleineren Flüsse Salitre, Fucha und Tunjuelo, die
auf den Bogotá-Fluss stoßen, bringen stark belastetes
Wasser mit sich. Bei seiner Mündung in den Magdalena-Fluss transportiert der Bogotá-Fluss Studien zufolge
täglich rund 318 kg Chrom, 278 kg Blei und 1,1 t Waschmittel mit sich. Da er kaum biologisches Leben aufweist,
gilt der Bogotá-Fluss als toter Fluss.
Auf einer Skala von 1 bis 8, wobei Stufe 1 bedeutet, dass
das Wasser für den menschlichen Konsum geeignet ist
und Stufe 5, dass das Wasser für den industriellen Gebrauch nutzbar ist, erreicht die Wasserqualität des Bogotá-Flusses nur die schlechteste Stufe 8. Ziel ist es, die
Qualität bis 2020 wenigstens auf Stufe 4 anzuheben, so
dass das Wasser für den landwirtschaftlichen Gebrauch
geeignet ist.
Abfallentsorgung in Bogotá muss ausgebaut werden
Bogotás System zur Müllentsorgung hängt bislang von
der einzigen Großdeponie Doña Juana ab und bedarf
dringend einer Erweiterung. Die Deponie erstreckt sich
auf einem Terrain von 480 ha und lässt sich laut Angaben der Stadt höchstens bis 2032 betreiben. Bogotá will
daher zwei neue Großdeponien und mehrere Müllumschlagstationen errichten. So soll westlich von Bogotá
eine Mülldeponie entstehen, die 2021 in Betrieb geht.
Diese soll täglich 4.700 t Müll abfertigen, was rund 50%
des prognostizierten Aufkommens Bogotás entspricht.
Eine dritte Deponie soll ab 2026 nördlich von Bogotá betrieben werden.
Pro Tag fallen in Bogotá derzeit rund 7.000 t Festabfälle
an. Laut Prognosen wird die Menge bis 2016 auf 7.566 t/
Tag und bis 2019 auf 8.859 t/Tag steigen. Die Abfälle, die
zur Doña Juana gelangen, bestehen zu 79% aus organischen Abfällen, zu 9% aus Plastik und zu 6% aus Papier und Karton. Die Stadt führt derzeit eine Kampagne
namens „Basura Cero“ durch, um die Bevölkerung für
Themen wie Müllreduzierung, Wiederverwertung und
Mülltrennung zu sensiblisieren.
Geschäftschancen bestehen für deutsche Unternehmen
im kolumbianischen Sektor für Umwelttechnik als Consultants, Betreiber, Dienstleister oder Lieferanten von
Ausrüstungen. Gerade bei der Erneuerung von Wasseraufbereitungsanlagen ist deutsche Technologie stark
gefragt. Eine gute Möglichkeit, deutsche Umweltechnologien vorzustellen, bot der 57. Umweltfachkongress
von Acodal im September 2014 in der Küstenstadt Santa
Marta. Bei dem wichtigsten Event des Umweltsektors in
Kolumbien war Deutschland 2014 Ehrengast.
Internetadressen:
Acodal (Verband für Umwelttechnologien und
Erneuerbare Energien)
Internet: www.acodal.org.co
Viceministerio de Agua y Saneamiento Básico
(Vizeministerium für Wasser und sanitäre Grundversorgung)
Internet: www.minvivienda.gov.co/viceministerios/
viceministerio-de-agua
Autor: Edwin Schuh, Bogotá (Germany Trade & Inest)
Germany Trade & Invest www.gtai.de
53
UMWELTTECHNIK – PERU
PERU BRAUCHT TECHNIK ZUR
WASSERAUFBEREITUNG
In Peru tragen der extensive Abbau von Rohstoffen und die
Landwirtschaft stark zur Wasserverschmutzung bei. Vor
allem im schmalen Wüstengürtel der Pazifikküste, wo 50%
der Bevölkerung leben, wird die Versorgung immer schwieriger. Regierung und private Partner setzen Projekte um,
die dringend Technologien zur Wasser- und Abwasseraufbereitung benötigen. Die deutsche GIZ ist an einem Projekt
im Einzugsgebiet der Flüsse Chillón, Rímac und Lurín beteiligt.
In Peru ist der Bedarf an Umwelttechnik angesichts der
Vielzahl ökologischer Probleme enorm: die Luft- und
Wasserverschmutzung, die Zerstörung des Regenwaldes sowie die Wüstenbildung an der Küste und an den
Abhängen der westlichen Anden fordern hohe Investitionssummen. Der Abbau und die extensive Nutzung von
Rohstoffen verschärfen den Rückgang der riesigen Wasserreserven. Insbesondere im schmalen Wüstengürtel der Pazifikküste wird die Wasserversorgung immer
schwieriger. Dort lebt mehr als die Hälfte der Bevölkerung.
Acht Konsortien und Firmen hatten sich an der Ausschreibung von Chavimochic III beteiligt. Durch das
Mammutprojekt werden 63.000 ha Wüstenfläche für
die Landwirtschaft erschlossen. Bewässerungskanäle,
Kontrollsysteme und die Automatisierung der Wassernutzung stehen auf dem Programm. Hinzu kommt die
Optimierung der Wasserzufuhr weiterer 47.000 ha bereits bewirtschafteter Flächen. Die Stadt Trujillo erhält
durch ein Kraftwerk mit einer Leistung von 60 MW Trinkwasser und Strom.
Zahlreiche Großprojekte
Bei dem Projekt Majes Siguas II planen die Unternehmen Cobra Instalaciones und Cosapi einen Staudamm
am Fluß Apurimac, einen 18 km langen Wassertunnel
durch die Anden sowie zwei Wasserkraftwerke am Fluß
Siguas mit insgesamt 550 MW. Das Investitionsvolumen
liegt bei insgesamt 400 Mio. US$. Auch hier soll durch
Bewässungsvorhaben Wüsten- in Agrarfläche umgewandelt werden. Das private Konsortium kommt für 50%
der Baukosten auf und betreibt die Anlage im Anschluss
16 Jahre lang.
Foto : © iStockphoto.com / pamspix
Die Mehrzahl der aktuellen Großprojekte im Bereich
Umwelttechnik wird von öffentlichen Trägern und der
Privatwirtschaft finanziert, oft zu gleichen Teilen. Ein
Beispiel ist Chavimochic III, ein Projekt zur Gewinnung
landwirtschaftlicher Flächen und deren Bewässerung in
der Provinz La Libertad, das 2014 startet und bis 2019
abgeschlossen sein soll. Zu dem Volumen von insgesamt 715 Mio. US$ will die peruanische Regierung 373
Mio. US$ beisteuern.
54 Die Pazifik-Allianz
Ebenfalls 400 Mio. US$ wird für ein weiteres Bewässerungsprojekt veranschlagt: Die Hauptstadt Lima soll
Trinkwasser aus den Anden erhalten. Dafür sind ein
Stausee- und Wasserleitungssystem, ein Andentunnel,
neue Kanäle und Rohre sowie die Vergrößerung von Talsperren nötig. Den Auftrag für dieses Vorhaben (genannt
„Obras de Cabecera y Conducción para el Abastecimiento de Agua Potable para Lima“) will die Regierung Perus
2015 an eine Firma vergeben, die das System ohne staatliche Kofinanzierung baut und anschließend betreibt.
Kontaktanschriften
Agencia de Promoción de la Inversión Privada
(Investitionsagentur, ProInversión)
Av. Enrique Canaval Moreyra 150, Piso 9
San Isidro, Lima
Ansprechpartner: Jorge Valverde Camán,
Technischer Berater
Telefon: 0051 1/200-12 00, Durchwahl -1384,
Fax: -221-29 41
E-Mail: [email protected], Internet:
www.proinversion.gob.pe
Im Süden von Lima baut das spanische Unternehmen
Tedagua eine Aufbereitungsanlage zur Meerwasserentsalzung, um 100.000 Einwohner der Orte Punta Hermosa, Punta Negra, San Bartolo und Santa María del Mar
an der Küste mit Trinkwasser zu versorgen.
Informationen zu Großprojekten:
www.proyectosapp.pe; Kontaktanschrift zu einzelnen Projekten:
[email protected]
Engagement der deutschen GIZ
Das Wasserangebot in Peru sinkt aufgrund des Klimawandels bei gleichzeitiger Steigerung der Nachfrage
durch das Wachstum von Bevölkerung und Industrie. Die
Entwicklung zeichnet sich vor allem im Großraum der
Städte Lima und Callao (insgesamt circa 9,3 Mio. Einwohner) ab.
Autoridad Nacional del Agua (peruanische Wasserbehörde, Ana)
Calle Diecisiete 355, Urb El Palomar
San Isidro, Lima
Tel./Fax: 0051 1/224 32 98
E-Mail: [email protected], sugerencias@
ana.gob.pe , Internet: www.ana.gob.pe
Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) arbeitet mit einem Projekt darauf hin,
dass das Ressourcenmanagement im Einzugsgebiet der
Flüsse Chillón, Rímac und Lurín auf die Anpassung an
den Klimawandel ausgerichtet wird. Private Firmen sollen daran beteiligt werden.
Portal zum Tracking von öffentlichen Projekten
Internet: https://apps.contraloria.gob.pe/ciudadano
Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) Peru
Ansprechpartner: Ulrich Krammenschneider,
Landesdirektor
E-Mail: [email protected]
Autorin: Anne Litzbarski, Santiago de Chile
(Germany Trade & Invest)
Germany Trade & Invest www.gtai.de
55
UMWELTTECHNIK – CHILE
CHILES NEUE UMWELTPROJEKTE
In Chile benötigen zahlreiche Branchen Lösungen für ihre
Umweltprobleme, allen voran der Bergbau- und Stromsektor, die Wasser- und Abwasserwirtschaft sowie die Agroindustrie. Neben Maßnahmen zur Verbesserung des bestehenden Kanalsystems sind Staudämme und -becken in
Planung.
Beim Thema Umweltschutz liegt der Fokus in Chile auf
drei Bereichen: die Umweltbeeinträchtigung von Großprojekten, die Etablierung einer modernen Kreislaufwirtschaft, um verwertbare Abfälle besser zu nutzen,
und - mit höchster Priorität - die sichere und saubere
Versorgung mit Wasser. Entsprechend zieht dieser Bereich die meisten neuen Umweltprojekte an.
Für den Wassermangel in der Landwirtschaft sind nicht
nur ungenügende Speicherkapazitäten, sondern auch
die Schwächen des bestehenden Kanalsystems verantwortlich. In diesem Bereich gehen circa 80% des Wassers wegen der fehlenden Auskleidung der Kanäle verloren.
Deutsche Unternehmen bereits aktiv
Um Brauchwasser einsetzen zu können, braucht die
Agroindustrie zusätzliche Kläranlagen. Hier kam bereits deutsche Technologie zum Einsatz. Unternehmen
aus Deutschland haben zum Beispiel eine Kläranlage in
Santiago de Chile mit Mess- und Regeltechnik ausgestattet. Der Anteil von Produkten dieser Sparte an den
chilenischen Gesamtimporten aus Deutschland lag 2013
bei 4,1%. Delta Regeltechnik, SIKA Dr. Siebert & Kühn,
S+S Regeltechnik und Fischer Mess Regeltechnik sind
über Vertriebspartner seit mehreren Jahren auf dem
chilenischen Markt aktiv.
Foto : © iStockphoto.com / Haykirdi
Der Agrarsektor verbraucht etwa 80% des genutzten
Wasserangebots und steht deshalb im Zentrum von öffentlichen Maßnahmen, die das Ministerium für Öffentliche Arbeiten (MOP) und das Landwirtschaftsministerium in Auftrag geben. Dazu gehören Staudämme und
Staubecken, um die Speicherkapazitäten zu erhöhen
und den Anteil des Wassers, das ungenutzt in den Pazifik fließt, zu reduzieren. Noch liegt dieser Anteil bei etwa
84%.
56 Die Pazifik-Allianz
Kontaktanschriften:
Deutsch-Chilenische Industrie- und Handelskammer (u.a. Organisation und Durchführung von Geschäftsreisen nach Chile)
Av. El Bosque Norte 0440 of. 601, Casilla 19,
Correo 35
Las Condes, Santiago de Chile
Tel.: 0056 (2) 2203 53 20
Internet: http://chile.ahk.de
Fraunhofer Chile Research
Ansprechpartner: Dr. Wolfgang Schuch,
Geschäftsführer
Avenida M. Sánchez Fontecilla 310, Piso 14
Las Condes, 7550296 Santiago de Chile
Tel.: 0056 (2) 378 1652
E-Mail: [email protected], Internet:
www.fraunhofer.cl
Beratungsprogramm FAT (Fondo de Asistencia
Técnica)
Auskünfte über das Programm, die Bedingungen
für eine Teilnahme, die beteiligten Banken, und
über die finanzierungsfähigen Investitionen:
CORFO, Gerencia de Intermediación Financiera
Moneda 921, Santiago de Chile
Tel.: 0056 2/- 631 84 38, Fax: - 696 76 88
Internet: www.corfo.cl
Informationen über das Programm FAT in
Deutschland
Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)
Palmengartenstraße 5-9, 60325 Frankfurt am Main
Tel.: 069/74 31-0, Fax: -34 15
Internet: www.kfw.de
Servicio de Evaluación Ambiental
(Evaluationsbehörde für Umweltfragen)
Miraflores 222, Pisos 7, 19 y 20, Santiago de Chile
Tel.: 0056 2/261 64-000, Fax: -400
Internet: www.sea.gob.cl
Comité de Inversiones Extranjeras (Komitee für
ausländische Investitionen)
Ahumada 11, Piso 12, Santiago de Chile
Ansprechpartner: Eduardo Busquets, Vizepräsident
E-Mail: [email protected], Internet: www.ciechile.
gob.cl
Ministerio de Obras Públicas (Ministerium für
Öffentliche Arbeiten)
Merced 753, piso 7, Santiago de Chile
Ansprechpartner: Germán Moncada, Leiter der
Projektabteilung,
Tel.: 0056 2/24 49-70 23
E-Mail: [email protected], Internet:
www.mop.cl/Paginas/ingles.aspx
Autorin: Anne Litzbarski, Santiago de Chile (Germany
Trade & Invest)
Germany Trade & Invest www.gtai.de
57
UMWELTTECHNIK | PROJEKTLISTE
PROJEKTLISTE
Ausgewählte Projekte Umwelttechnik
Projektbezeichnung
Investitionssumme
(Mio. US$) Projektstand
Anmerkung
Mexiko
Aquädukt Monterrey VI
1.000 In Vorbereitung
Zuschlag erteilt an lokales
Konsortium; 372 km
Kolumbien
Wasserkraftwerk Ituango
5.500 Im Bau; Fertigstellung bis Unternehmen: EPM; Kapazi2022
tät: 2.400 MW
Ausbau der Stromübertragunsnetze
2.000 Insgesamt 13 Höchstspannungsnetze ausgeschrieben; erste Projekte seit Anfang 2014 vom Ministerium
für Bergbau und Energie
(MinMinas) vergeben
Neue Kraftwerke (Ituango,
Sogamoso, El Quimbo) sollen an das Stromnetz angeschlossen werden
Reinigung des Bogotá-Flusses
3.000 Erweiterung des Flussbettes wird bereits durchgeführt; für Ausbau der PTAR
Salitre sind vier Konsortien
in der Vorauswahl; Projekt
wird Ende 2014 von Umweltbehörde CAR vergeben
Projekt umfasst Ausbau der
Kläranlage PTAR Salitre und
Bau einer neuen Wasseraufbereitungsanlage (Kapazität:
14 cbm/s) in Canoas
Peru
Chavimochic III; Bewässerung landwirtschaftlicher
Flächen; Wasserkraftwerk
597 Dritte Projektphase
Obras de Cabecera y Conducción para el Abastecimiento
de Agua Potable para Lima;
Stausee- und Wasserleitungssystem
400 Ausschreibungsphase; Ak- Mehrere Kommunen, u.a.
tualisierung von Studien
Huachipa (Region Lurigancho-Chosica) und Lima
Majes Siguas II; Staudamm,
Wassertunnel, zwei Wasserkraftwerkeund Betrieb
400 Erster Projektabschnitt
durchgeführt
58 Die Pazifik-Allianz
PPP-Projekt Konsortium
Río Santa-Chavimochic
(Odebrecht Participacoes e
Investimentos S.A., Constructora Norberto Odebrecht
S.A (Brasilien) und Graña y
Montero (Peru)); Region La
Libertad
Zentralregierung, Konsortium Cobra Instalaciones
(Spanien) und Cosapi (Peru);
Region Arequipa
Projektbezeichnung
Windparks Cupisnique in Pacasmayo (114 MW) und Talara
(30,6 MW)
Investitionssumme
(Mio. US$) Projektstand
Anmerkung
250 Im September 2014 in Be- Energia Eolica (Tochteruntrieb genommen
ternehmen von ContourGlobal (USA), Vestas (Dänemark)); Regionen Talara und
Pacasmayo
Chile
Bauvorhaben in Las Salinas,
Abwasserentsorgung
300 Umweltverträglichkeitsprü- Inmobiliaria Las Salinas
fung beantragt
Limitada; 5. Region
Trinkwasseranlage Atacama
300 Vor der Ausführung
Rückgewinnungsanlage für
Gummi, Reifen und Kunststoff
120 Umweltverträglichkeitsprü- Bionergia Spa; Hauptstadtfung beantragt
region
Planta de Tratamiento por
Autoclavado, Aufbereitungsanlage von Sonderabfall von
Krankenhäusern
120 Umweltverträglichkeitsprü- Sociedad Preslex Ltda.; 6.
fung beantragt
Region
Agbar; 2. Region
Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Mexiko (Programa Nacional de Infraestructura, Pressemeldungen); Kolumbien (Agencia Nacional de
Infraestructura - ANI); Peru (Mef, ProInversion, Pressemeldungen); Chile (Sofofa, Seia, Codexverde)
Germany Trade & Invest www.gtai.de
59
MEDIZINTECHNIK – MEXIKO
PREISDRUCK AUF MEXIKANISCHEM MARKT FÜR MEDIZINTECHNIK WÄCHST
Mexiko muss mittelfristig mehr in Medizintechnik investieren, um Rückstände in der Gesundheitsinfrastruktur
aufzuholen und die Ausrüstung auf den neuesten Stand
zu bringen. Marktforscher erwarten bis 2020 ein Absatzwachstum von 6,1% pro Jahr. Gleichzeitig steigt der Wettbewerbs- und Preisdruck durch bessere Zulassungsbedingungen und Einsparbemühungen seitens des Staates.
Nach Schätzungen des Marktforschungsunternehmens
Espicom hat das Volumen des mexikanischen Medizintechnikmarkts 2013 rund 4,0 Mrd. US$ erreicht. GlobalData kommt auf 3,6 Mrd. US$ und erwartet bis 2020 ein
jährliches Wachstum von 6,1%. Damit könnte die Branche 2020 etwa 5,4 Mrd. US$ umsetzen.
Die öffentliche Hand ist in Mexiko Abnehmer von rund 70
bis 80% der Medizintechnik. Da das öffentliche Gesundheitssystem nicht alle Zahnbehandlungen abdeckt, dürfte
das Verhältnis bei Dentaltechnik bei etwa 50% liegen. Bei
ophthalmologischen Apparaten sind es etwa 60 bis 70%.
Etwa 90% der im Land eingesetzten Medizintechnik wird
importiert (ohne Verbrauchsmaterialien). Die Prognose von
GlobalData über die Einfuhrentwicklung bleibt dabei leicht
hinter den Zahlen der letzten Jahre zurück. In den vergangenen fünf Jahren sind die Importe trotz Wirtschaftskrise
um 39% angestiegen beziehungsweise im Durchschnitt um
6,8% pro Jahr. Deutschland ist dabei als ehemals zweitwichtigstes Lieferland 2012 von China abgelöst worden,
das die Lieferungen nach Mexiko in fünf Jahren verdoppeln
konnte. Insgesamt kann China aber die starke Position der
USA (Einfuhranteil von 65%) nicht gefährden.
Mehr Versicherte lassen Ausrüstungsbedarf steigen
Der mexikanische Markt wird mittelfristig weiter vom
großen Erneuerungs- und Ausbaubedarf im Gesundheitssektor angetrieben. Das Land weist bei einer wachsenden Bevölkerung einen Rückstand in der Gesundheitsversorgung im Vergleich mit OECD-Staaten auf.
Im Jahr 2012 lagen die Gesundheitsausgaben in Mexiko
mit etwa 6,2% des BIP unter dem lateinamerikanischen
Durchschnitt von 6,9% und dem OECD-Durchschnitt von
9,3%. In Mexiko entfallen auf 1.000 Einwohner nur etwa
1,8 Ärzte. Im OECD-Durchschnitt liegen die Zahlen bei
drei Ärzten pro 1.000 Einwohner.
60 Die Pazifik-Allianz
Einfuhr ausgewählter medizintechnischer Produkte
nach Mexiko (in Mio. US$)
Produktgruppe (HS-Codes)
2012
2013
Elektrodiagnoseapparate
und -geräte (9018.11 bis .20)
222,2
267,0
Röntgenapparate etc. (9022)
285,2
310,4
Sterilisierapparate (8419.20)
10,1
7,0
Rollstühle (8713)
13,6
13,5
Zahnmedizinische Instrumente (9018.41, .49)
58,4
80,1
540,5
627,9
Ophthalmologische Instrumente (9018.50)
43,5
35,1
Andere Instrumente, Apparate und Geräte (9018.90)
1.098,8
1.212,8
122,8
124,2
73,7
63,0
390,2
367,6
2.859,0
3.108,6
Spritzen, Nadeln, Katheter,
Kanülen etc. (9018.31 bis .39)
Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc. (9019, 9020)
Medizinmöbel etc. (9402)
Orthopädietechnik, Prothesen etc. (9021)
Gesamt
Quelle: Secretaría de Economía
Die Bevölkerung wächst und mit der Ausweitung der
staatlichen Basiskrankenversicherung Seguro Popular
(etwa 55,6 Mio. Versicherte Mitte 2014) sind in den letzten zehn Jahren neue Nutzer in das bereits komplexe,
mehrgleisige Gesundheitssystem Mexikos eingetreten.
Die Versicherten des Seguro Popular erhielten Zugang
zur öffentlichen Gesundheitsinfrastruktur und haben die
Kapazitätsengpässe dort verschärft.
Nichtstaatliche Einrichtungen, die sich an Selbstzahler
richten, profitieren von dieser Entwicklung. Die Anzahl
der Privatversicherten liegt weiterhin bei nur 7,6% der
Bevölkerung, aber ein Großteil der öffentlich Versicherten bestreitet einen Teil der Ausgaben aus eigener Tasche. Der kleine Kreis der rein privat Versicherten konzentriert sich in den Großstädten und nutzt vornehmlich
gut ausgerüstete Privatkliniken finanzstarker Investo-
rengruppen wie Grupo Angeles oder Star Médica. Die
Qualität schwankt aber auch in der privaten Versorgung
enorm. Neben renommierten Kliniken, die US-Standard
entsprechen, gibt es das Gros kleiner Einheiten, die mit
veralteter Technik und ohne verpflichtende Mindeststandards arbeiten.
Modernisierung als zweiter Investitionstreiber
Neben dem Ausbau- besteht daher ein akuter Modernisierungsbedarf. Geräte und Ausrüstungen haben in
Mexiko im Vergleich zu den USA im Durchschnitt einen
technischen Rückstand von etwa 10 bis 15 Jahren. Besonders extrem ist dies in Teilen der öffentlichen Gesundheitsinfrastruktur.
Die Regierung unter Präsident Enrique Peña Nieto hat
für ihre Amtszeit bis 2018 den Bau von 49 Krankenhäusern sowie die Modernisierung einiger bestehender Einrichtungen in Aussicht gestellt. Dafür sollen umgerechnet 4 Mrd. Euro aufgewendet werden. Unter anderem
soll die Bettenanzahl im öffentlichen Sektor um 10%
steigen. Parallel dazu ist geplant, die Gesundheitsinfrastruktur der zahlreichen staatlichen Träger schrittweise
zusammenzuführen, um sie effizienter zu nutzen.
Neue Formen der Beschaffung von Geräten - darunter
Pay-per-Service und Verträge nach Verfügbarkeit – werden eine wichtigere Rolle spielen. Bei diesem Modell
stellt ein Privatunternehmen die Geräte zur Verfügung
und rechnet nach Behandlung oder Verfügbarkeit ab.
Auch Reparatur- und Serviceleistungen gewinnen an
Bedeutung, da sie von staatlichen und privaten Zertifizierern für Krankenhäuser (zum Beispiel Joint Comissi-
on International) stärker als in der Vergangenheit gefordert werden.
Die Kehrseite: sinkende Preise
Neue Geschäftsmöglichkeiten gibt es also reichlich im
mexikanischen Gesundheitssektor. Gleichzeitig entsteht
Druck auf die Preise, da die Marktmacht privater Dienstleister für den staatlichen Sektor steigt. Und auch der
Staat versucht seit 2013, die Beschaffung von Medikamenten und Verbrauchsmaterial verschiedener staatlicher Träger zusammenzuführen, um am Markt bessere
Konditionen durchsetzen zu können. Diese Praxis soll
auf Teile der Medizintechnik ausgeweitet werden.
Auch die einfachere Registrierung neuer Produkte durch
die Zulassungsbehörde Cofepris (Comisión Federal de
Prevención contra Riesgos Sanitarios) erhöht den Wettbewerbsdruck und lässt die Preise tendenziell fallen.
Internetadressen
Secretaría de Salud (Gesundheitsministerium)
Internet: www.salud.gob.mx
Comisión Federal de Prevención contra Riesgos Sanitarios (Zulassungsbehörde)
Internet: www.cofepris.gob.mx
Compranet (Zentrale Ausschreibungsplattform für
öffentliche Beschaffungen)
Internet: www.compranet.gob.mx
Autor: Peter Buerstedde, Mexiko-Stadt
(Germany Trade & Invest)
Germany Trade & Invest www.gtai.de
61
MEDIZINTECHNIK – KOLUMBIEN
WACHSENDE NACHFRAGE IM
KOLUMBIANISCHEN GESUNDHEITSSEKTOR
Das Marktvolumen für Medizintechnik lag 2013 laut
Marktforschungsinstitut Espicom bei 1,2 Mrd. US$. Damit stand Kolumbien auf Platz vier in Lateinamerika,
hinter Brasilien, Mexiko und Argentinien. Bis 2018 soll
sich das Marktvolumen dem Institut zufolge beinahe
verdoppeln und 2,1 Mrd. US$ erreichen. Der Großteil des
Bedarfs - insbesondere von Hightechgeräten - wird importiert. Laut Espicom erzielen Verbrauchsmaterialien
den größten Anteil am Verkauf von Medizintechnik mit
rund 20%, gefolgt von Geräten zur medizinischen Bildgebung (17%), orthopädischen und prothetischen Produkten (16%), Patientenhilfen (12%) und Dentalprodukten (6%).
Gesundheitssystem steckt in der Krise
Kolumbiens Gesundheitssystem deckt rund 94% der Bevölkerung ab. Dies ist ein beachtlicher Erfolg wenn man
bedenkt, dass 1993 weniger als die Hälfte der Bevölkerung krankenversichert war. Ziel ist es, auch die noch
fehlenden 3 Mio. Personen mit einzuschließen und so eine Abdeckung von 100% zu erreichen. Allerdings ist das
Gesundheitssystem 2013 erneut in eine Krise geschlittert. Die Gesundheitskassen bauten Schulden von rund
1,4 Mrd. US$ (Stand: 31.12.13) bei den Krankenhäusern
auf, die dadurch in Finanzierungsengpässe gerieten. Einige Krankenhäuser stehen vor dem Bankrott.
Als Ausweg aus der Krise plant die Regierung schon seit
Längerem eine Reform des Systems. Diese wurde wegen den Präsidentschaftswahlen Mitte 2014 aufgeschoben, steht nun aber wieder zur Debatte. Geplant ist eine
einzige staatliche Gesundheitskasse in die die gesamte
Bevölkerung eingeschrieben ist. Gelingt es, durch die
62 Die Pazifik-Allianz
Foto : © iStockphoto.com / Vepar5
Kolumbien hat eines der umfassendsten Gesundheitssysteme Lateinamerikas, welches einen Großteil der Bevölkerung abdeckt. Der Medizintechnikmarkt profitierte in den
letzten Jahren von hohen Investitionen in moderne Ausrüstung, die überwiegend importiert wird. Das Gesundheitssystem steckt jedoch in einer Krise, weshalb Krankenhäuser vor Finanzierungsengpässen stehen. Die Regierung
plant eine Reform des Systems, welche bei Erfolg den Bedarf an Medizintechnik ankurbeln dürfte.
Reform das Gesundheitssystem zu stabilisieren, dürfte
der Medizintechnikmarkt profitieren.
Langfristig gute Aussichten für Medizintechnik
Trotz der unsicheren Finanzierungslage zeigt Kolumbiens Bedarf an Medizintechnik langfristig nach oben. Seit
der Öffnung des Sektors 1993 haben sich viele Krankenhäuser und Kliniken umstrukturiert und zu modernen
Dienstleistern unter der Führung professioneller Manager entwickelt. Dadurch sind die Investitionen in Technologie und moderne medizinische Ausrüstung gestiegen,
sowohl in den privaten als auch in den öffentlichen Kliniken. Trotzdem besteht weiterhin Modernisierungsbedarf. Eine wachsende Bevölkerung - bis 2020 wird ein
Anstieg auf 50 Mio. Einwohner prognostiziert - wird den
Medizintechnikmarkt antreiben. Zudem liegen die Gesundheitsausgaben pro Kopf derzeit nur bei rund 723
US$, während in Chile 1.606 US$ ausgegeben werden.
Der Markt für Gesundheitstourismus wurde von der
kolumbianischen Regierung als einer von acht Wachstumssektoren identifiziert, was künftig für weitere Investitionen in moderne Technologie sorgen dürfte. Das
Land ist ein international anerkannter Standort für Gesundheitsdienstleistungen, vor allem im Bereich plastischer Chirurgie, Kieferorthopädie, Augenheilkunde und
Krebsbehandlung.
Einfuhren trotzen Krise im Gesundheitssystem
Kolumbiens Einfuhren von Medizintechnik ließen sich
bislang von der Krise nicht beeindrucken. Im 1. Halbjahr
2014 stiegen die Importe (Position 481 nach CPC 1.0)
um 15,2% auf 461,7 Mio. US$. Nach Berechnungen des
Fachverbandes für medizinische Geräte und Zubehör
entfallen rund 31% der Branchenimporte auf US-Lieferungen. Deutschland belegt mit einem Anteil von 13%
den zweiten Platz, gefolgt von China mit 10% und Japan
mit 5%. Der Anteil deutscher Firmen blieb in den letzten
Jahren konstant, während die USA Marktanteile verloren
und China aufholte.
Das Handelsabkommen zwischen Kolumbien und der
EU, welches im August 2013 provisorisch in Kraft trat,
hat Einfuhrzölle auf Medizintechnik aus der EU abgeschafft, je nach Produktkategorie sofort oder über einen
Zeitraum von mehreren Jahren. Zuvor hatten die Zölle
noch bei 5 bis 15% gelegen. Das Abkommen sieht auch
einen besseren Schutz von Marken, Urheberrechten und
Patenten vor. Damit haben europäische Hersteller einen
Vorteil gegenüber der Konkurrenz aus Asien. Mit den
USA verfügt Kolumbien bereits seit 2012 über ein Handelsabkommen.
Kolumbien ist für Medizintechnik ein Importmarkt. Die
lokale Fertigung fällt nur gering aus. Im Inland hergestellt werden vor allem Verbrauchsmaterialien sowie
technologisch weniger aufwendige Produkte. Produziert
wird auch für den Export in die Nachbarländer Brasilien,
Venezuela und Ecuador. Multinationale Unternehmen
wie 3M, Baxter, Fresenius und Johnson & Johnson nutzen Kolumbien als Drehscheibe für die Andenregion.
Autor: Edwin Schuh, Bogotá (Germany Trade & Invest)
Einfuhr ausgewählter medizintechnischer Produkte nach Kolumbien (cif, in Mio. US$)
2012
2013
Davon aus Deutschland
(2013)
9018.11 bis .20 Elektrodiagnoseapparate und -geräte
69,6
86,3
17,6
9022
Röntgenapparate etc.
65,0
80,2
11,6
8419.20
Sterilisierapparate
4,4
4,5
0,1
8713
Rollstühle
5,0
5,7
0.8
9018.41, .49
Zahnmedizinische Instrumente;
a.n.g.
13,7
12,5
1,8
9018.31 bis .39 Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen
etc.
89,5
107,1
5,7
9018.50
Ophthalmologische Instrumente
11,4
11,8
2,2
9018.90
Andere Instrumente, Apparate und
Geräte
214,7
212,1
28,6
HS
Produktgruppe
9019, 9020
Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc.
55,4
60,8
5,0
9402
Medizinmöbel etc.
13,9
13,1
2,2
9021
Orthopädietechnik, Prothesen etc.
248,9
270,6
19,9
791,5
864,7
95,5
Summe
Quelle: Zoll- und Steuerbehörde Dian
Germany Trade & Invest www.gtai.de
63
MEDIZINTECHNIK – PERU
Santiago de Chile (gtai) - Peru baut die Gesundheitsinfrastruktur aus. Präsident Humala kündigte den bisher
höchsten Anstieg im Haushalt des Gesundheitssektors an.
Da sich die lokale Produktion von Medizintechnik in Peru
auf eine überschaubare Anzahl kleiner Unternehmen beschränkt, setzt sich der Aufwärtstrend bei Importen fort.
Die peruanischen Importe von medizinischen Geräten sind
von September 2012 bis September 2013 um 14,0% gestiegen.
Mit einem Volumen von 321 Mio. US$ im Jahr 2013 ist
der peruanische Markt für Medizintechnik überschaubar. Etwa 25 kleine peruanische Firmen erwirtschaften
einen Jahresumsatz von 25 Mio. US$, unter anderem mit
Diagnosegeräten. Die meisten Produkte sind einfacher
und günstiger als im Nachbarland Chile, wo europäische
Standards die Norm bilden.
Der peruanische Markt für medizinische Geräte hat viel
Potenzial. Immer mehr Peruaner schließen Krankenversicherungen ab. Inzwischen sind es 10 Mio. bei einer
Gesamtbevölkerung von rund 31 Mio. Personen. Zudem
modernisiert der Staat die öffentlichen Krankenhäuser.
Die Regierung plant in den nächsten zwei Jahren 2,3
Mrd. Euro in die Infrastruktur und die Ausstattung der
Krankenhäuser zu investieren.
Bisher sind die Pro-Kopf-Ausgaben im Gesundheitssektor niedrig. Bei medizinischen Geräten liegen sie bei
lediglich 11 US$ pro Jahr. Lima ist die attraktivste Absatzregion für die Privatwirtschaft, da die städtische Bevölkerung über ein höheres Einkommen verfügt als die
Landbevölkerung.
Gute Absatzchancen für Medizintechnik
Der Aufwärtstrend bei den Importen medizintechnischer
Produkte setzt sich fort. Denn der Großteil der medizinischen Ausstattung von Krankenhäusern muss importiert werden, ebenso wie Geräte für die Strahlentherapie,
medizinische, chirurgische, zahntechnische Instrumente, Hörgeräte und Röntgenapparate. Die Einfuhren stiegen von September 2012 bis September 2013 um 14,0%
und erreichten ein Volumen von 319 Mio. US$. Bildge-
64 Die Pazifik-Allianz
bende Diagnostik, Dentalprodukte und andere medizinische Geräte verzeichneten das stärkste Wachstum.
Der peruanische Präsident Ollanta Humala kündigte den
bisher höchsten Anstieg im Haushalt des Gesundheitssektors an. Pro Jahr sind zusätzliche 660 Mio. Euro vorgesehen. Zu den Zielen der Regierung für die Periode
bis 2016 zählen die Intensivierung der Grundversorgung
für weniger bemittelte Einkommensgruppen sowie der
Bau von mindestens 50 Krankenhäusern in den unterversorgten Provinzhauptstädten.
Die öffentlichen Investitionen sind entscheidend für die
Entwicklung des Gesundheitsmarkts, denn in Peru sind
nur 15% der Krankenhausbetten in privater Hand, das
sind gerade mal 1.500 Betten insgesamt. Zum Vergleich:
In Kolumbien sind es 50%. So plant allein der private Betreiber Clínica Internacional für die nächsten vier Jahre eine Verdreifachung der Bettenanzahl. Bisher stehen
170 Stück in Lima und 40 in Piura zur Verfügung. Bis
2018 sollen es insgesamt 600 sein.
Die Privatwirtschaft dürfte künftig mehr Medizintechnik
nachfragen: Private Akteure hatten 2013 für die nächsten Jahre Investitionen in Höhe von 1 Mrd. US$ zugesagt,
unter anderem, um die Krankenhäuser mit mehr Betten
auszustatten.
Deutsche Hersteller mit Erfolg
Dank des guten Rufs deutscher Medizintechnikerzeugnisse sind die Erfolgsaussichten für deutsche Unternehmen weiterhin sehr gut. Unter den deutschen Firmen verzeichneten B. Braun sowie der Tübinger Mittel-
Foto : © TrudiDesign - Fotolia.com
PERU ERHÖHT AUSGABEN FÜR
GESUNDHEIT
ständler Erbe Elektromedizin Wachstum. Bei B. Braun
Medical Perú arbeiten inzwischen 433 Mitarbeiter (2013
waren es 333). Der „Hidden Champion“ Erbe hat sich in
den letzten Jahren zum Weltmarktführer optischer und
mechanischer Instrumente entwickelt. Die Geschäftsfelder sind die Hochfrequenz-, Wasserstrahl- und KryoChirurgie. Wie B. Braun exportiert auch Erbe seit mehr
als 20 Jahren nach Peru.
Von der im Sommer 2013 eröffneten Repräsentanz in Lima aus möchte der Regionalverkaufsleiter Juan Otiniano die anderen lateinamerikanischen Märkte erreichen.
Zu den Kunden zählen private Krankenhäuser ebenso
wie öffentliche Gesundheitseinrichtungen wie das Gesundheitsministerium und die staatliche Krankenkasse
Essalud.
Zollfreie Einfuhr durch Freihandelsabkommen
Mit Inkrafttreten des Freihandelsabkommens zwischen
Peru und der Europäischen Union senkte der Andenstaat
die Einfuhrzölle für eine Vielzahl von Waren auf Null. Darunter fallen Produkte aus dem Maschinenbau und Gläser für medizinische Brillen. Das Abkommen sieht außerdem einen Abbau nicht-tarifärer Handelshemmnisse
vor. So sollen technische Regulierungen über bestehende WTO-Regelungen hinaus transparenter werden. Dies
kommt auch deutschen Exporteuren von medizintechnischen und optischen Geräten zu Gute.
Medizinische Produkte müssen bei der dem Gesundheitsministerium nachgeordneten Dirección General de
Medicamentos, Insumos y Drogas (DIGEMID) registriert
werden, bevor sie in Peru verkauft beziehungsweise eingeführt werden können (registro sanitario).
Das Merkblatt über gewerbliche Wareneinfuhren - Peru
von Germany Trade and Invest informiert unter anderem
über die Vorschriften für medizintechnische und optische Geräte.
Kontaktanschriften:
Agencia de Promoción de la Inversión Privada
(Investitionsagentur, ProInversión)
Av. Enrique Canaval Moreyra No. 150, Piso 9
San Isidro, Lima
Ansprechpartner: Jorge Valverde Camán,
Technischer Berater
Telefon: 00511/200-12 00, Durchwahl -1384
Fax: -221-29 41
E-Mail: [email protected]
Internet: www.proinversion.gob.pe
Ministerio de Salud
(Gesundheitsministerium)
Av. Salaverry 801 Jesús Maria, Lima
Tel.: 00511/315-66 00
Internet: www.minsa.gob.pe
Dirección General de Medicamentos, Insumos y Drogas (Registrierungsbehörde)
Av. Parque de las Leyendas cdra. 1 s/n (altura cdra.
24 de la Av. La Marina)
San Miguel, Lima
Tel.: 00511/631-43 00
E-Mail: [email protected]
Internet: www.digemid.minsa.gob.pe
Autorin: Anne Litzbarski, Santiago de Chile
(Germany Trade & Invest)
Germany Trade & Invest www.gtai.de
65
MEDIZINTECHNIK – CHILE
CHILENISCHE REGIERUNG
INVESTIERT 4 MRD. US$ IN
GESUNDHEITSSYSTEM
Der öffentliche Sektor in Chile setzt starke Impulse in der
Gesundheitsversorgung. Die größten Summen fließen in
den Bau von neuen Krankenhäusern und in die Modernisierung von bestehenden. Gute Absatzchancen haben Anbieter von Medizintechnik. Da Chile in diesen Bereichen kaum
über eine nationale Industrie verfügt, sind ausländische
Lieferanten essentiell. Einige chilenische Privatkliniken
haben sich als Ziel des Gesundheitstourismus in Lateinamerika etabliert.
Für die Erst- und Notfallversorgung sollen 132 neue
Einrichtungen entstehen, zudem weitere 200 Gesundheitszentren für Familien und Gemeinden. Der Regierungsplan umfasst mehr als 2,5 Mio. qm Klinikbau. Zusätzlich zu 3.000 neuen Betten werden knapp 8.000, die
in schlechtem Zustand sind, modernisiert. Auch einzelne private Krankenhäuser geben hohe Begträge aus, so
zum Beispiel die Clínica Las Condes 180 Mio. US$ für Infrastruktur und Ausrüstung und die Clínica Bicentenario
1,2 Mio. US$ für Geräte.
Die Anzahl der Krankenwagen soll sich bis zum Ende der
Regierungszeit verdoppelt haben. Im Jahr 2015 werden
den Planungen zufolge 262 gekauft und ausgestattet,
2016 sogar 865 und für 2017 ist die Anschaffung von 605
Einheiten vorgesehen.
Diese Zahlen sind für Firmen, die nach Chile exportieren möchten, besonders interessant, weil der Staat der
größte Abnehmer von Medizintechnik ist. Da Chile kaum
über eine nationale Industrie verfügt, wird der Markt
66 Die Pazifik-Allianz
Foto : © Picture Factory - Fotolia.com
Die öffentlichen Investitionen, die Chiles Präsidentin Michelle Bachelet im Sommer 2014 angekündigt hat, sind
die größten in der Geschichte des Landes. Während die
Ausgaben der Vorgängerregierung während der letzten
vier Jahren bei insgesamt 2 Mrd. US$ lagen, plant Bachelet für die gleiche Zeitspanne 4 Mrd. US$ ein. Am Ende ihrer Regierungszeit 2018 soll der Bau von 20 neuen
Krankenhäusern abgeschlossen sein, 20 weitere sollen
sich im Bau befinden und weitere 20 in den Phasen des
Ausschreibungsverfahrens und der technischen Studien
stecken.
weitgehend durch Einfuhren gedeckt. Auch Ärzte und
private Krankenhäuser fragen in bedeutendem Umfang
Medizintechnik internationaler Hersteller nach.
Gute Absatzchancen für Anbieter von Medizintechnik
Das Marktvolumen von Medizintechnik ist seit 2002 ausgehend von einer geringen Ausgangsbasis ständig gewachsen und lag 2013 bei rund 740 Mio. US$. Der Importanteil ist hoch: In den zwölf Monaten bis Oktober 2013 haben sich die Gesamteinfuhren an Medizintechnik um 7,0%
gegenüber der Vorjahresperiode auf 652 Mio. US$ erhöht.
Die Importe stammen größtenteils aus den USA und der
EU, wobei Deutschland einer der wichtigsten Zulieferer
für den chilenischen Markt ist.
Das chilenische Gesundheitswesen ist im regionalen
Vergleich gut aufgestellt. Einige Privatkliniken haben
sich als Anlaufstelle für den Gesundheitstourismus in
Lateinamerika etabliert. Die Grundversorgung erreicht
jedoch nur 77% der Chilenen. Das Land weist zudem ei-
nen der größten Einkommensunterschiede weltweit auf,
weshalb nur die Ober- und obere Mittelschicht von Standards auf europäischem Niveau profitiert. Staatliche
Subventionen sollen diese Situation ändern, besonders
im Hinblick auf die technische Instandsetzung der Krankenhäuser und die medizinische Ausrüstung.
Alan Mrugalski, Leiter der Investitionsabteilung im Gesundheitsministerium, sagte bei einem Treffen mit
deutschen Firmen und Institutionen im August 2014 in
Santiago de Chile, dass etwa 20 bis 25% des jährlichen
Gesundheitsbudgets von insgesamt knapp 10 Mrd. US$
im Jahr 2014 für medizinische Ausrüstung vorgesehen
seien. Mehr als 850 Behörden, darunter auch die Regionalregierungen, wickeln alle Einkäufe über das Portal
„ChileCompra“ ab, auf dem sich Firmen registrieren
können. Das elektronische Verfahren ist laut Regierung
so transparent, dass ausländische Anbieter die gleichen
Bedingungen vorfinden wie chilenische.
Kontaktanschriften:
Firmenpool „Pool empresas Health made in
Germany“
Deutsch-Chilenische Industrie- und
Handelskammer
Ansprechpartnerin: Jenny Katharina Büssgen,
Project Manager Health & High Tech
Av. El Bosque Norte 0440 of. 601, Casilla 19,
Correo 35
Las Condes, Santiago de Chile
Tel.: 00562/22 03 53 20, Durchwah:l 46, Fax: -25
E-Mail: [email protected]
Internet: http://chile.ahk.de
Fraunhofer Chile Research
Ansprechpartner: Dr. Wolfgang Schuch,
Geschäftsführer
Avenida M. Sánchez Fontecilla 310, Piso 14
Las Condes, 7550296 Santiago de Chile
Tel.: 00562/378 16 52
E-Mail: [email protected]
Internet: www.fraunhofer.cl
Die Deutsch-Chilenische Handelskammer hat die Plattform „Unternehmenspool Health made in Germany“
gegründet, um die Marke „Made in Germany“ weiter zu
etablieren. Weitere Ziele sind die Stärkung der Position
Deutschlands als weltweit führender Anbieter von Technologie, Ausrüstungen und Dienstleistungen, die Unterstützung der Mitglieder bei Ausschreibungsverfahren
sowie Marketingmaßnahmen.
In Chiles Hauptstadt Santiago hat das Fraunhofer-Institut die erste Außenstelle in Lateinamerika aufgebaut.
Die Präsenz soll den Transfer von Wissen und Technologie fördern und als Brücke zwischen Wissenschaft und
Unternehmen beider Länder dienen. Die Aufgabe des
„Fraunhofer Chile Research“ liegt darin, die chilenischdeutsche Kooperation und den Technologietransfer in den
angewandten Wissenschaften in Lateinamerika weiterzuentwickeln. Weitere Bereiche neben der Medizintechnik
sind Solarenergie, Biotechnologie sowie Smart Cities.
ChileCompra, zentrale Plattform für Beschaffungen
des öffentlichen Sektors
Ministerio de Hacienda, Wirtschaftsministerium
Monjitas 392, piso 8, Santiago de Chile
Tel.: 00562/60 07 00 06 00 oder -22 90 44 00
Fax: -44 58
Internet: www.chilecompra.cl
Ministerio de Salud (Gesundheitsministerium)
Ansprechpartner: Alan Mrugalski, Leiter der
Investitionsabteilung
Carolina Navarrete, Expertin für medizinische
Ausstattung und Material
Mac Iver 541, Santiago de Chile
Tel.: 00562/25 74 01 00
Internet: www.web.minsal.cl
Autorin: Anne Litzbarski, Santiago de Chile
(Germany Trade & Invest)
Germany Trade & Invest www.gtai.de
67
MEDIZINTECHNIK | PROJEKTLISTE
PROJEKTLISTE
Ausgewählte Projekte Medizintechnik
Projektbezeichnung
Investitionssumme
(Mio. US$) Projektstand
Anmerkung
Mexiko
Erweiterung Nationales Institut
für Krebsbehandlung (Nueva
Torre de Hospitalización)
177 Durchführung
Gesundheitsministerium; u.a. 113
Behandlungsräume, acht OPSäle; Hauptstadtbezirk
Modernisierung Hospital General de México
160 Durchführung
Gesundheitsministerium; u.a.
Bau eines Rehabilitationszentrums mit 8.000 qm; Hauptstadtbezirk
Neubau Hauptkrankenhaus
(Hospital General)
135 In Planung
Sozialkasse ISSSTE; u.a. 93 Behandlungsräume, neun OP-Säle;
Hauptstadtbezirk
Neubau Hauptkrankenhaus
(Hospital General)
115 In Planung
Sozialkasse ISSSTE; u.a. 86 Behandlungsräume, sechs OP-Säle;
Hidalgo
Neubau Epidemiezentrum
InDRE
98 Durchführung
Gesundheitsministerium; u.a.
BSL-2 und BSL3-Laboratorien;
Hauptstadtbezirk
Peru
Ausbau Krankenhaus Dos de
Mayo; Ausrüstung und nichtmedizinische Dienstleistungen
über 20 Jahre
281 Durchführung
Öffentlich-private Partnerschaft;
Lima
Ausbau Krankenhaus Sergio
Bernales de Collique; Ausrüstung und nicht-medizinische
Dienstleistungen
166 Durchführung
Öffentlich-private Partnerschaft;
Lima
Ausbau Krankenhaus Arzobispo
Loayza; Ausrüstung und nichtmedizinische Dienstleistungen
166 Durchführung
Öffentlich-private Partnerschaft;
Lima
Ausbau Krankenhaus Docente
Madre Niño „San Bartolomé“;
Ausrüstung und nicht-medizinische Dienstleistungen
102 Durchführung
Öffentlich-private Partnerschaft;
Lima
68 Die Pazifik-Allianz
Projektbezeichnung
Investitionssumme
(Mio. US$) Projektstand
Anmerkung
Chile
Krankenhausnetz im Süden des
Landes (Curicó, Linares, Chillán)
530 Baubeginn 2015
Finanzierung durch das Gesundheitsministerium; Maule und
BioBio
Wiederaufbau des Krankenhauses Gustavo Fricke
500 1. Etappe: Bau
abgeschlossen;
2. Etappe im Ausschreibungsverfahren
Valparaiso
Krankenhausneubau Sótero del
Río
390 Im Bau
Konzessionsmodell Gesundheitsministerium und Ministerium für
öffentliche Arbeiten; Metropolregion
Geriatrisches Krankenhaus
Salvador
313 Im Bau
Konzessionsmodell Gesundheitsministerium und Ministerium für
öffentliche Arbeiten; Metropolregion
Krankenhausnetz 5. Region,
Quillota-Petorca und Marga
Marga
290 Im Bau
Konzessionsmodell Gesundheitsministerium und Ministerium für
öffentliche Arbeiten; Valparaiso
Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Mexiko (Programa Nacional de Infraestructura, Pressemeldungen); Peru (Pressemeldungen); Chile
(Sofofa)
Germany Trade & Invest www.gtai.de
69
KFZ - MEXIKO
MEXIKO LOCKT WEITERHIN KFZHERSTELLER AN
Die Kfz-Produktion boomt in Mexiko, während der Inlandsabsatz enttäuscht. Im 1. Halbjahr haben Audi, Mercedes und
BMW den Bau neuer Fabriken angekündigt. Im Schlepptau
kommen neue Zulieferer ins Land und Firmen vor Ort weiten ihre Kapazitäten aus. Tier-2- und Tier-3-Zulieferer sind
weiterhin nur wenig vertreten. Gleichzeitig drücken die
schwache Konjunkturlage und hohe Gebrauchtwagenimporte auf die Inlandsverkäufe.
Der Investitionsboom in der mexikanischen Kfz-Industrie geht unvermindert weiter und Produktions- und Exportzahlen verzeichnen Rekordergebnisse. Seit November 2013 haben Nissan, Mazda und Honda neue Fabriken
für insgesamt etwa 600.000 Fahrzeuge eröffnet. Parallel
dazu kündigten im 1. Halbjahr 2014 gleich drei deutsche
Hersteller den Aufbau neuer Fertigungskapazitäten in
Mexiko an. Im August folgte Hyundai aus Korea (Rep.).
Mexiko als Standort immer wichtiger
Audi will ab 2016 etwa 150.000 SUVs des Modells Q5
pro Jahr in Mexiko produzieren. Mercedes wird ab Ende
2016 beziehungsweise Anfang 2017 in einer neuen Fabrik in Aguascalientes Modelle der A-Klasse sowie den
CLA Coupé fertigen, während Nissan in dem Werk pro
Jahr 150.000 Fahrzeuge seiner Luxusmarke Infiniti herstellen will. BMW baut eine Fabrik in San Luis Potosí für
150.000 Fahrzeuge, die ab 2019 in Betrieb gehen soll.
Die geplanten Modelle sind noch nicht bekannt. Hyundai
hat im August 2014 den Bau einer neuen Fabrik offiziell
bestätigt. Ab 2016 sollen in Pesquería nahe Monterrey
jährlich 300.000 Fahrzeuge (Modelle Kia Soul, Forte und
Picanto) vom Band laufen.
Durch die zahlreichen neuen Fabriken wird Mexiko als
Standort immer wichtiger. Bei Kfz lag das Land 2013
weltweit als Exporteur an vierter Stelle mit einem Exportanteil von 82,6% und als Produzent auf Platz acht
hinter Spanien und Korea (Rep.). Diese beiden Länder
dürfte Mexiko aufgrund der anhaltenden Investitionszuflüsse nach Schätzung des Marktforschungsunternehmens IHS bis 2020 überholen.
Mit den Herstellern kommen neue Zulieferer ins Land
und bereits bestehende Unternehmen weiten ihre Kapazitäten aus. Die Teileproduktion erreichte 2013 nach Angaben des Verbandes der Teilehersteller INA (Industria
Nacional de Autopartes) einen Wert von 76,8 Mrd. US$.
Bis 2015 soll dieser auf 87,6 Mrd. US$ und bis 2019 auf
94,7 Mrd. US$ steigen. Etwa 70% der Produktion wird
exportiert, vor allem in die USA, wo Mexiko das wichtigste Lieferland ist (Marktanteil 2013: 27,4%) vor Kanada (21%) und Japan (18,9%). Mexiko ist der sechstgrößte Teileproduzent der Welt nach China, Japan, USA,
Deutschland und Korea (Rep.). Während Tier-1-Hersteller gut vertreten sind, beklagen die Kfz-Hersteller Lücken bei Tier-2 und Tier-3-Zulieferern.
Absatz von Kfz in Mexiko (Stückzahl)
2012
2013
Veränderung
2013/12
Pkw 1)
987.747
1.063.363
7,7
Lkw 2)
31.490
31.145
-0,1
5.769
6.249
8,3
Kategorie
Busse 3)
1) inklusive Vans; 2) Lkw und Zugmaschinen; 3) Busse und Buschassis
Quellen: AMIA, ANPACT, AMDA
Inlandsmarkt schwächelt weiter
Gegenüber neuen Produktions- und Exportrekorden
verblasst der Inlandsmarkt. So bleibt der Absatz von
Pkw und Vans 2014 erneut hinter den Erwartungen der
Industrie zurück. Zu strukturellen Bremsfaktoren kam
im 1. Halbjahr 2014 die schwache Konjunkturentwicklung. So hat die schwache Nachfrage nach mexikanischen Industriegütern (außer Kfz) in den USA das Wirt-
Kfz-Produktion in Mexiko (Stückzahl in Mio.)
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2,88
2,93
3,10
3,35
3,74
4,10
4,35
4,60
Quelle: IHS Global Insight
70 Die Pazifik-Allianz
schaftswachstum und den Konsum in Mexiko belastet.
Die Konsumenten leiden zusätzlich unter einer höheren Abgabenlast durch die Steuerreform vom 1.1.14. Die
Kfz-Verbände AMDA und AMIA haben im Juli 2014 ihre
Prognose vom Frühjahr von 6,0 auf 2,9% gesenkt. Demnach dürften 2014 rund 1,1 Mio. Pkw und Vans verkauft
werden.
Damit stößt der Absatz nach Ansicht von Analysten an
seine Grenzen: Aufgrund des schwachen Zugangs zu
Kfz-Krediten sowie hoher Gebrauchtwageneinfuhren
kann das Verkaufsniveau 1,1 Mio. bis 1,2 Mio. Fahrzeuge
derzeit kaum übersteigen. Diese strukturellen Hemmnisse führen dazu, dass der Inlandsabsatz in Mexiko geringer ist als in anderen Ländern mit vergleichbarer Einkommens- beziehungsweise Bevölkerungsstruktur (Mexiko: 9,0 Fahrzeuge pro 1.000 Einwohner im Jahr 2013,
Brasilien: 17,8).
Auf Druck der Verbände geht die Regierung 2014 mit
neuen Einschränkungen rigoroser gegen Gebrauchtimporte vor, die von einigen wenigen Importunternehmen
mit einstweiligen Verfügungen vehement gegen staatliche Einschränkungen verteidigt werden. Hinzu kommen zusätzliche Kreditgarantien der Entwicklungsbank
Nafin. Der Verband AMIA erwartet ab der 2. Jahreshälf-
te einen schrittweisen Importstopp für Gebrauchtwagen.
Nur ein Teil der Gebrauchtwagenkunden wird allerdings
auf neue Wagen umsatteln können. Dabei ist der Erneuerungsbedarf weiterhin gewaltig, da das Durchschnittsalter des Fahrzeugbestands von Pkw und leichten Nfz
etwa vom Beratungsunternehmen Kaso auf 16,5 Jahre
geschätzt wird. Der Verband der Bus- und Lkw-Hersteller ANPACT gibt das Durchschnittsalter von Lkw in Mexiko mit 18,4 Jahren an.
Der Absatz von Lkw leidet 2014 vor allem unter der
schwachen Baukonjunktur. Die Bauleistung ist 2013 und
im 1. Halbjahr 2014 durch einen Politikwechsel im öffentlich geförderten Wohnungsbau und Verzögerungen
bei Infrastrukturprojekten zurückgegangen. Die Verkäufe von Bussen konnten 2013 nach dem schwachen Wahljahr 2012 wieder kräftig zulegen. Die schwache Konjunkturlage und die seit Anfang 2014 erhobene Mehrwertsteuer auf Fernfahrten per Bus haben das Wachstum aber zuletzt gebremst.
Autor: Peter Buerstedde, Mexiko-Stadt
(Germany Trade & Invest)
Absatz von Pkw in Mexiko nach Herstellern (Stückzahl; Marktanteil und Veränderung in %)
Hersteller *)
Absatz 2013
Veränderung 2013/12
Marktanteil 2013
Nissan
264.466
7,6
24,9
General Motors
201.604
8,2
19,0
Volkswagen
189.991
15,0
17,9
Chrysler/Fiat
96.303
-5,5
9,1
Ford
87.487
3,7
8,2
Honda
60.951
11,8
5,7
Toyota
60.740
7,9
5,7
Andere
101.821
9,1
9,6
1.063.363
7,7
100,0
Insgesamt
*) Hersteller mit allen im Markt vertretenen Marken (zum Beispiel: Nissan=Infiniti+Nissan)
Quelle: AMIA
Germany Trade & Invest www.gtai.de
71
KFZ - KOLUMBIEN
KOLUMBIANER FRAGEN MEHR
KFZ NACH
Der Absatz von Automobilen wächst in Kolumbien. Steigende Einkommen, niedrige Zinsen und die Reduzierung der
Einfuhrzölle verleihen den Verkäufen Auftrieb. Das Marktpotenzial ist groß, da nur 8% der Bevölkerung ein Fahrzeug
besitzen und der Fuhrpark veraltet ist. Die heimische KfzIndustrie kämpft aufgrund geringer Wettbewerbsfähigkeit
gegen die Konkurrenz aus Mexiko, Korea (Rep.) und China.
Deutsche Hersteller profitieren von der steigenden Nachfrage im Luxussegment.
Infrastrukturprojekte kurbeln Absatz von Pkw und
Nutzfahrzeugen an
Die Verkäufe von Pkw nahmen im 1. Halbjahr 2014 um
3,6% zu, dank aggressiver Verkaufsstrategien und Rabatte der Autohäuser sowie einem leicht aufwertenden
kolumbianischen Peso. Auch Nutzfahrzeuge erlebten
einen Aufschwung, angetrieben durch einen Boom in
der Bauwirtschaft. Zukünftig dürfte sich der Bedarf an
Nutzfahrzeugen weiter erhöhen, da die Regierung umfassende Infrastrukturprojekte plant. Einen Rückgang
erlebt wegen einer Importrestriktion der Verkauf von
Lkw mit einem Gewicht von mehr als 10,5 t. Die Restriktion schreibt vor, dass zum Kauf eines neuen Lkw ein alter verschrottet werden muss. Dadurch sank der Absatz
2013 um 62,7%.
In Kolumbien gefertigte Fahrzeuge hatten im 1. Halbjahr
2014 einen Marktanteil von 34%, gefolgt von Fahrzeugen
aus Mexiko und Korea (Rep.; beide 17%), China (8%), Japan (5%) und der EU (4%). Die lokale Fertigung verlor in
den letzten Jahren Marktanteile gegenüber importierten
Kfz, so wurden 2009 noch 57% der verkauften Fahrzeuge
im Inland gefertigt.
72 Die Pazifik-Allianz
Foto : © javy - Fotolia.com
Das Jahr 2013 war das drittstärkste Jahr der Kfz-Verkäufe in der Geschichte des Landes. Allerdings konnte
nicht wie in den beiden Vorjahren die Marke von 300.000
verkauften Fahrzeugen überschritten werden. So sanken die Verkäufe gemäß dem Automobilverband Andemos gegenüber 2012 um 5,2% auf 294.928 Fahrzeuge.
Für 2014 wird ein höherer Absatz erwartet, im 1. Halbjahr stieg er um 5,2%.
Fahrzeuge aus EU ab 2020 zollfrei
Die Bezüge von Kfz aus Mexiko haben sich aufgrund
des Wegfalls der Einfuhrzölle und der Importquote im
Rahmen eines Handelsabkommens seit 2009 fast verfünffacht. Auch die Präsenz koreanischer Autohersteller
wie Kia und Hyundai wird immer stärker. Vor allem der
Markt für Taxis wird von den beiden Marken dominiert,
die zusammen auf einen Marktanteil von 82% kommen.
Die koreanischen Autobauer hoffen auf das Zustandekommen eines Handelsabkommens zwischen Korea
(Rep.) und Kolumbien, welches derzeit verhandelt wird.
Durch den Eintritt des Handelsabkommens zwischen
der EU und Kolumbien im August 2013 reduziert sich
der Einfuhrzoll auf Kfz von 35% schrittweise. So können
Fahrzeuge aus der EU ab 2020 komplett zollfrei nach Kolumbien eingeführt werden.
Chevrolet und Renault, die nach der Schließung der Fabrik von Mazda Anfang 2014 die einzigen im Land verbliebenen großen Produzenten sind, sind noch immer
Martführer. Ihr Marktanteil liegt zusammen bei fast
50%, jedoch mit sinkender Tendenz. Es folgen die koreanischen Firmen Kia und Hyundai und die japanische
Nissan. Wichtigster deutscher Kfz-Verkäufer ist auf
Platz neun Volkswagen (VW). Das Unternehmen konnte
2013 jedoch nicht wie im Vorjahr die Marke von 10.000
verkauften Neuwagen erreichen. Dafür steigerten die
anderen deutschen Hersteller ihren Absatz: MercedesBenz (+62% auf 4.104 Fahrzeuge), BMW (+6,9% auf 2.601
Fahrzeuge), Audi (+29,1% auf 1.919 Fahrzeuge) und Porsche (+4,5% auf 139 Fahrzeuge).
Steigende Nachfrage erwartet
Für 2014 erwarten Experten einen leicht wachsenden
Kfz-Markt mit einem Absatz von 302.000 Fahrzeugen.
Gründe dafür sind das generelle Wirtschaftswachstum,
niedrige Zinsen, steigende Einkommen sowie breite Finanzierungsmöglichkeiten für Kfz-Käufe. Auch werden
weitere Preisrückgänge durch die stufenweise Reduzierung der Einfuhrzölle erwartet. Daneben gilt die Fußball-WM als verkausfördernder Faktor, während sich die
Präsidentschaftswahlen, welche im Mai 2014 stattfanden, erfahrungsgemäß negativ auf die Kauflaune auswirken. Für 2015 werden 314.000 Kfz prognostiziert.
Das Marktpotenzial gilt in Kolumbien generell als groß,
da der Fahrzeugpark zum Teil stark veraltet ist. Nach Angaben des Verkehrsministeriums sind Kfz im Schnitt 14,9
Jahre alt und damit mehr als doppelt so alt wie in Brasilien. Zudem ist der Markt noch lange nicht gesättigt. So
liegt die Motorisierungsrate in Kolumbien dem Internationalen Verband von Automobilherstellern OICA zufolge
bei 80 Fahrzeugen je 1.000 Einwohner, halb so viel wie der
zentral- und südamerikanische Durchschnitt.
Kolumbien verfügt über eine eher kleine Kfz-Industrie,
die rund 2,3% der gesamten Industrieproduktion des
Landes ausmacht. Derzeit gibt es sieben Hersteller, die
sich jedoch auf die Montage beschränken. Die drei größten sind GM Colmotores (Chevrolet, Isuzu, Volvo), Sofa-
sa (Renault) und Hino Motors. Die lokale Kfz-Produktion
sank 2013 gegenüber dem Vorjahr um 14,6% auf knapp
128.000 Fahrzeuge. Die Automobilindustrie hat vor allem unter dem Druck des Handelsabkommens mit Mexiko zu kämpfen. Allein wegen der geringeren Größe der
Fabriken ist sie nicht wettbewerbsfähig gegenüber den
Autobauern in Mexiko. Hinzu kommen hohe Transportund Energiekosten. Als Folge importieren Chevrolet und
Renault trotz eigener Montage inzwischen Autos nach
Kolumbien. Das Unternehmen CCA, welches Autos der
Marke Mazda fertigte, schloss Mitte 2014 seine Fabrik.
Regierung fördert Herstellung von Kfz-Teilen
Der Markt für Kfz-Teile wird nach Einschätzung von
Experten zu ungefähr 34% von lokalen und zu 66% von
ausländischen Produzenten bedient. Die wichtigsten im
Land hergestellten Komponenten sind Reifen, Batterien,
Spezialglas und Bremsen. Die kolumbianische Regierung hat die Kfz-Teileherstellung als einen der zentralen
Wirtschaftssektoren identifiziert und fördert diesen besonders. So werden für Vorprodukte und Rohmaterialien
keine Zölle erhoben. Auch existieren speziell für die Automobilsparte ausgewiesene Sonderwirtschaftszonen.
Internetadressen:
Andemos (Verband der Automobilbranche)
Internet: www.andemos.org
Asopartes (Verband der Auto- und Autoteilehersteller)
Internet: www.asopartes.com
Acolfa (Verband der Autoteilehersteller)
Internet: www.acolfa.org.co
Autor: Edwin Schuh, Bogotá
(Germany Trade & Invest)
Germany Trade & Invest www.gtai.de
73
KFZ - PERU
Die Aussichten für die Verkäufe von Pkw sind in Peru 2014
verhalten, nachdem in den vergangenen Jahren Wachstumsraten von 20 bis 28% erreicht worden waren. Unternehmer und Experten gehen davon aus, dass der Wendepunkt im Herbst 2014 erreicht ist und der Absatz 2015
wieder Fahrt aufnimmt. Mit Abwrackprämien für Taxiunternehmer will die Regierung dazu beitragen, den Fuhrpark zu
erneuern.
Nach zweistelligen Wachstumsraten in den letzten Jahren verzeichnet der peruanische Kfz-Markt zurzeit leichte Rückgänge. Im 1. Halbjahr 2014 wurden mit 97.000
Stück circa 2,5% weniger Fahrzeuge zugelassen als im
entsprechenden Vorjahreszeitraum.
Carlos Chiappori, General Manager der Vertretung von
Nissan und Renault in Peru, macht dafür das Wirtschaftswachstum verantwortlich, das im bisherigen
Jahresverlauf nicht so stark ausfällt wie vorhergesagt:
„Das erste, was zusammen mit der Wirtschaftsentwicklung zurückgeht, ist der Verkauf von Automobilen“, sagte er der Tageszeitung El Comercio.
Ford und Pirelli setzen auf Niederlassungen in Peru
Wie viele Unternehmer der Branche geht auch Gustavo
Picciafuoco, Geschäftsführer von Ford Perú, davon aus,
dass sich die Branche bald erholen wird: „Wir glauben
nicht, dass der Rückgang der Verkaufszahlen von Dauer ist. Die Industrie wird wieder wachsen.“ Mit dieser
Einschätzung begründete er die Entscheidung von Ford,
Fahrzeuge nicht mehr über einen Händler, sondern direkt über eine Tochtergesellschaft zu importieren.
Auch Hersteller von Kfz-Teilen gehen davon aus, dass
der Wendepunkt im Herbst 2014 erreicht ist. Der italienische Reifenproduzent Pirelli möchte von der im Sommer 2014 eröffneten Niederlassung in Lima aus seine
bisher 40 Händler in Peru koordinieren. Bis Ende 2016
soll diese Zahl bei 80 liegen, verbunden mit einem jährlichen Umsatzplus von 30%. Der Reifenmarkt ist für ausländische Investoren attraktiv. Das Absatzvolumen des
gesamten Markts lag 2013 bei 1,5 Mio. Stück, darunter
700.000 Reifen für Lkw und Busse.
74 Die Pazifik-Allianz
Das Ranking der 2013 meistverkauften Automobile (insgesamt 200.000 Stück) führt Toyota an (38.000), während Hyundai 27.000, Kia 22.000 und Chevrolet 19.000
Stück absetzten. Diese vier Marken lagen auch bei den
Verkaufszahlen des 1. Halbjahres 2014 vorn, gefolgt von
Nissan, Suzuki, Mitsubishi, Volkswagen, Renault und
Mazda. Asiatische Fabrikate machen 70 bis 80% der
Neukäufe aus. Korea (Rep.), Thailand und China liefern
etwa 60% aller Neuwagen.
Vor allem bei den Pkw-Verkäufen sind die Aussichten
verhalten, nachdem seit 2010 Wachstumsraten von über
20% erreicht worden waren. Der vorläufige Höhepunkt
lag 2012 bei 27,9%. Im 1. Halbjahr 2013 hatte das Luxussegment mit 30% am stärksten zugelegt, wovon unter
den deutschen Marken insbesondere Porsche profitiert
hatte. Auch BMW, Audi und Mercedes-Benz verzeichneten 2013 Zuwächse, jedoch ausgehend von einem niedrigen Niveau.
Volkswagen hat es insbesondere mit Nutzfahrzeugen
wie dem Transporter als einziger deutscher Hersteller
unter die zehn meistgekauften Marken geschafft. Nach
Verlusten von Marktanteilen 2013 und im bisherigen
Jahresverlauf stiegen die Verkäufe im Mai 2014 um 74%.
Vom zehnten Rang im vergangenen Jahr rückten die
Wolfsburger im Juli 2014 auf die achte Position.
Der Anteil der Kfz und -Teile an den von Deutschland
nach Peru gelieferten Waren lag 2013 bei 21,3%. In Peru
Foto : © Holger Mette - iStockphoto.com
PERUS KFZ-BRANCHE ERWARTET
2015 ERHOLUNG
werden keine Automobile produziert und auch die Teileindustrie ist von begrenztem Umfang.
Offenes Einfuhrregime begünstigt Wettbewerb
Hauptabsatzmarkt für Kfz ist die kaufkräftige Region
um Lima. Dort werden mehr als zwei Drittel der neuen
Fahrzeuge abgesetzt. Aufgrund des höheren Einkommens werden viele Käufer anspruchsvoller, was sich unter anderem in einer stärkeren Ausstattung mit elektronischem Zubehör widerspiegelt. Dem Dachverband peruanischer Autohändler Araper zufolge sind Käufer im
Alter von 24 bis 30 Jahren die größte Abnehmergruppe
von neuen Pkw.
aner nutzen sie wegen der geringen Abdeckung durch
öffentliche Verkehrsmittel. Für Pirelli ist das ein Grund,
auf Taxibetreiber als Zielgruppe zu setzen.
Kontaktanschriften:
Asociación Automotriz del Perú
(Automobilverband, AAP)
Av. Javier Prado Oeste 278, San Isidro, Lima 27
Tel.: 0051/640-36 37
E-Mail: [email protected]
Internet: www.aap.org.pe
Asociación de Representantes Automotrices del Perú
(Dachverband peruanischer Autohändler, Araper)
Jr. Joaquin Valverde 299, San Borja, Lima
Ansprechpartner: Ivan Besich, Exekutivdirektor
Peter Davis Scott, technischer Direktor
Tel.: 0051/225 13 45 und -08 67
E-Mail: [email protected]
Internet: http://araper.com.pe
Ein offenes Einfuhrregime und damit verbunden ein
scharfer Wettbewerb unter den internationalen Firmen
drücken ebenso wie die wachsende Präsenz chinesischer Hersteller auf die Preise, was den Kaufkraftverhältnissen im Land entgegenkommt. Der Verband geht
davon aus, dass 2020 bis zu 4,5 Mio. Kfz registriert sind.
Das entspricht 140 Einheiten pro 1.000 Einwohner (Vergleichswert für 2010: 64).
Ministerio de Transportes y Comunicaciones (Verkehrsund Kommunikationsministerium, zuständig für
Regelungen für den Kfz-Sektor)
Jiron Zorritos 1203, Lima
Tel.: 0051/640-36 37
Internet: /www.mtc.gob.pe
Regierung will in Infrastruktur investieren
Die Straßeninfrastruktur ist noch immer ein Hemmnis
für die Branche. Die staatliche Investitionsförderagentur
ProInversión geht davon aus, dass von 10 Mrd. US$, die
die Regierung pro Jahr für die Infrastruktur ausgeben
möchte, 2014 allein 8 Mrd. US$ in Straßenbauprojekte
fließen.
Autorin: Anne Litzbarski, Santiago de Chile
(Germany Trade & Invest)
In Lima sind Taxen die einzige Fortbewegungsmöglichkeit für ausländische Geschäftsleute. Auch viele Peru-
Verkauf von Kfz in Peru (Stückzahlen; Januar bis August 2013/14; Veränderung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in %)
Fahrzeugkategorien
2013
2014
Veränderung 2014/13
498
372
-25,3
2.416
2.296
-5,0
Lkw und Traktoren
13.435
11.449
-14,8
Kleintransporter
30.081
29.234
-2,8
SUV und Geländewagen
26.526
24.385
-8,1
Pkw
56.745
58.722
3,5
Kombilimousinen
Omnibusse, Minibusse
Quellen: Aap, Abeceb, Araper, El Comercio
Germany Trade & Invest www.gtai.de
75
KFZ - CHILE
KFZ-BRANCHE IN CHILE MIT GUTEN
WACHSTUMSAUSSICHTEN
Die chilenischen Kunden haben dank zahlreicher Freihandelsabkommen Zugang zu vergleichsweise günstigen Fahrzeugen und hochwertiger Technik. Mit etwa 60
Marken und 1.400 Modellvarianten weist das Land laut
Automobilverband Anac eine der breitesten Angebotspaletten weltweit auf. Wegen der anhaltenden Schwäche
des chilenischen Peso wird allerdings erwartet, dass die
Preise in einheimischer Währung steigen werden.
Seit 2009 hatte sich die Zahl der verkauften Kfz von etwa
165.000 auf 334.000 Stück im Jahr 2011 stark erhöht und
2013 die Zahl von über 378.000 Einheiten erreicht. Die
Prognosen für das aktuelle Jahr hat der Automobilverband Anac von 340.000 bis 360.000 Einheiten auf 300.000
bis 320.000 Stück heruntergeschraubt. Das war von einigen Experten unter anderem wegen des Anstiegs des
US-Dollarkurses erwartet worden.
Kfz-Händler bieten Rabatte
Auch das unsichere wirtschaftliche Umfeld sowie das
für chilenische Verhältnisse verhaltene Verbrauchervertrauen hatten dazu geführt, dass viele Chilenen die Entscheidung für den Kauf eines Pkw verschoben haben.
Mit Rabatten von bis zu 19% versuchten die Kfz-Händler
im Frühjahr 2014, Einbußen aufzufangen.
Die Boston Consulting Group (BCG) kam Ende 2013 in
der Studie „Beyond BRIC, Winning the Rising Auto Market“ zu dem Schluss, dass ab 2020 jährlich 400.000 Neufahrzeuge verkauft werden. Der Partner und Geschäftsführer der BCG, Gustavo Nieponice, verteidigte diese
Prognose trotz des aktuellen Absatzrückgangs in Chile.
Ricardo Lessmann, Präsident und Vorstandsvorsitzender der Gildemeister-Gruppe, geht sogar davon aus,
dass die 400.000 Einheiten bereits zwischen 2016 und
76 Die Pazifik-Allianz
Foto : © erlucho - iStockphoto.com
Mit etwa 60 Automobilmarken und 1.400 Modellvarianten
weist Chile ein breites Kfz-Angebot auf. Die Kunden haben dank zahlreicher Freihandelsabkommen Zugang zu
vergleichsweise günstigen Fahrzeugen und hochwertiger
Technik. Alle im Land verkauften Pkw sind im Ausland produziert worden. Die Prognosen für 2014 hat der Branchenverband Anac zurückgeschraubt.
2020 erreicht werden. Schließlich sei der Motorisierungsgrad in Chile immer noch sehr niedrig im Vergleich zu anderen entwickelten Ländern. Ende 2012 lag
er bei fünf Personen pro Fahrzeug. Daten der Weltbank
und der OECD belegen, dass die Kfz-Dichte in Chile in
den letzten Jahren kontinuierlich mit dem Pro-Kopf-Einkommen gestiegen ist.
Bei günstigen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen wird das Ziel von 400.000 verkauften Neufahrzeugen 2016 erreicht, so der kaufmännische Geschäftsführer von Chevrolet Chile, Pedro Arleo. Er geht von über
380.000 Einheiten im Jahr 2014 aus und nennt die Entwicklung des Wechselkurses sowie der Reallöhne als
maßgebliche Faktoren.
Der Verband Anac legt sich nicht auf Zahlen fest. Die Expansion des Sektors steige und und falle mit der Leistungsfähigkeit der Wirtschaft, dem Verbrauchervertrauen und den Kreditbedingungen, sagte der Generalsekretär Gustavo Castellanos.
Der Markt für Lkw und Busse hängt stark von der Wirtschaftslage ab. Der Rückgang der großen Investitionsvorhaben im Bergbau sowie der Agrar-, Forst- und
Energiewirtschaft von 5% im 1. Quartal 2014 ist allem
Anschein nach ein Grund dafür, dass in diesem Zeitraum
3,6% weniger Lkw und Busse eingeführt wurden. Bereits
in den beiden vergangenen Jahren konnten die Hersteller von Lkw nicht mehr an das Rekordergebnis von 2011
(18.558 Einheiten) anknüpfen (2012: 18.309; 2013: 14.753
Stück).
Verkaufszahlen der wichtigsten Kfz-Marken in Chile 2013 (in Einheiten; Anteile in %)
Marke
Pkw
Anteil Pkw
Nfz *)
Anteil Nfz *)
Gesamt
Anteil gesamt
1. Chevrolet
48.727
17,0
7.869
8,6
56.596
15,0
2. Hyundai
31.826
11,1
3.141
3,4
34.967
9,2
3. Kia
28.654
10,0
3.245
3,5
31.899
8,4
4. Nissan
18.907
6,6
11.095
12,1
30.002
7,9
5. Toyota
19.366
6,8
8.706
9,5
28.072
7,4
6. Suzuki
21.723
7,6
220
0,2
21.943
5,8
14. Volkswagen
3.781
1,3
3.707
4,0
7.488
2,0
19. Mercedes Benz
3.714
1,3
1.906
2,1
5.620
1,5
25. BMW
3.388
1,2
0,0
0,0
3.388
0,9
29. Audi
2.324
0,8
0,0
0,0
2.324
0,6
39. Opel
938
0,3
0,0
0,0
938
0,2
47. Porsche
388
0,1
0,0
0,0
388
0,1
...
*) Nutzfahrzeuge
Quelle: Anac
Im Jahr 2013 wurden circa 68.000 Motorräder verkauft.
Das ist die doppelte Stückzahl von 2009. In den ersten fünf
Monaten 2014 verzeichnete die Branche mit etwa 23.000
verkauften Motorrädern ein Minus von 4% im Vergleich
zum Vorjahr. Für das Gesamtjahr 2014 geht der Motorradverband dennoch von einem Absatzplus von 14% aus.
BMW führt Ende 2014 elektrische Fahrzeuge ein
Im Dezember 2013 eröffnete BMW in Santiago ein neues Firmengebäude, das mit etwa 16.000 qm die größte
Niederlassung von BMW in Lateinamerika ist. Wie der
Konzern im Juli 2014 bekannt gab, ist die Entscheidung,
in welchem lateinamerikanischen Land Ende 2014 die
i-Reihe eingeführt werden soll, ebenfalls auf Chile gefallen.
Der BMW-Marketingchef für Lateinamerika, Thomas
Kramer, bezeichnete die Bedingungen in Chile als viel
freundlicher als in anderen Ländern der Region. Während BMW in anderen Staaten auf Widerstände seitens
der Regierung und Gemeinden gestoßen sei, sei die chi-
lenische Politik auf Nachhaltigkeit ausgerichtet und unterstütze diesen Ansatz durch Kampagnen und Aktionen.
Der Projektleiter für Lateinamerika, Eugenio Grandio,
sagte, die Markteinführung von Stadtautos wie dem i3
sei das Ergebnis der Forderungen von Nutzern und Regierungen, die nach Wegen suchen, um bei einer zunehmenden Zahl von Menschen und steigenden Benzinpreisen verschiedene Verkehrsarten zu kombinieren.
Kontaktanschrift:
Asociación Nacional Automotriz de Chile
(Automobilverband, Anac)
Avda. Pdte. Kennedy 9070, Of. 702, Santiago de Chile
Tel.: 00562/23 71 83 90
Internet: www.anac.cl
Autorin: Anne Litzbarski, Santiago de Chile
(Germany Trade & Invest)
Germany Trade & Invest www.gtai.de
77
KFZ | PROJEKTLISTE
PROJEKTLISTE
Ausgewählte Kfz-Projekte
Projektbezeichnung
Investitionssumme
(Mio. US$) Projektstand
Anmerkung
Mexiko
Audi-Fabrik in San José Chiapa,
Bundesstaat Puebla
1.300 Im Bau
Produktionsstart Frühjahr
2016; Modell Q5; Kapazität:
150.000 Einheiten pro Jahr
Fabrik für Mercedes und Infiniti
in Aguascalientes, Bundesstaat
Aguascalientes
1.240 Im Bau
Produktionsstart Frühjahr
2016; M-Klasse und Modell
CLA; Kapazität: 150.000
BMW-Fabrik in San Luis Potosí,
Bundesstaat San Luis Potosí
1.000 Terrain im Juli von
Bundesstaatsregierung übergeben
Modelle noch ungewiss;
Kapazität: 150.000
Hyundai/Kia, Bundesstaat Nuevo
León
1.000 Noch nicht von
Hersteller bestätigt
Modelle: Soul, Picanto und
Forte; Kapazität: bis zu
300.000
Kolumbien
Montagefabrik von Foton in
Funza, Cundinamarca
Produktionsstädte von Daimler
in Funza, Cundinamarca
Quellen: Pressemeldungen, Recherchen von Germany Trade & Invest
78 Die Pazifik-Allianz
12,5 Eröffnung im Februar
2015 geplant.
1,0 Inbetriebnahme im
Dezember 2014
Montage von Pick-ups und
SUV’s; 160 Stück/Monat.
Produktion von Bus-Chassis
der Marke Mercedes-Benz
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Klinke, Diana Rösner, Thomas Voigt (AHK Kolumbien); Jan Patrick Häntsche (AHK Peru); Cornelia Sonnenberg,
Karla Berndt (AHK Chile); Susanne Scholl, Peter Buerstedde, Edwin Schuh, Anne Litzbarski, Florian Steinmeyer,
Vanessa Kriele (Germany Trade & Invest)
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T. +49(0)228 24993-248
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Redaktionsschluss
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19478
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