Personen charakterisieren

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Personen charakterisieren
Bildungsplan 2004
Allgemein bildendes Gymnasium
Niveaukonkretisierung
für Deutsch
Klasse 8
Personen charakterisieren
Landesinstitut
für Schulentwicklung
Qualitätsentwicklung
und Evaluation
Schulentwicklung
und empirische
Bildungsforschung
Bildungspläne
Juli 2009
Gymnasium
Klasse 8
Vorbemerkungen
Die Personencharakteristik in Klasse 7 und 8 hat didaktisch ihren Platz zwischen der Personenbeschreibung in Klasse 6 und der Charakteristik als einer literarischen Schreibform in den Klassen 9 und
10.
Im Gegensatz zur Personenbeschreibung, die ausschließlich die äußerlichen Merkmale einer Person
erfasst, werden bei der Personencharakteristik über das Äußere hinaus charakteristische Merkmale
der Person zu einem Gesamtbild zusammengefasst. Das geschieht sowohl direkt, indem den Personen bestimmte Eigenschaften zugeordnet werden, als auch indirekt durch die Beschreibung von äußerlich Wahrnehmbarem, wie z.B. Aussehen, Handlungen und Sprache, die Rückschlüsse auf den
Charakter zulassen. So dient der Prozess der Charakterisierung im Sinne des heuristischen Schreibens auch der Auseinandersetzung mit der zu charakterisierenden Person.
Ziel der Charakteristik ist es, eine möglichst lebendige Vorstellung von einem Menschen zu geben und
ihn als unverwechselbares Individuum erscheinen zu lassen. Da sich die Schülerinnen und Schüler
der 7. und 8. Klasse noch stark an der Gruppe der Gleichaltrigen orientieren und ihre Vorstellung von
Individualität nach und nach entwickeln, wird das Ziel einer differenzierten Charakteristik in der Regel
erst in höheren Klassen erreicht.
Als schulische Aufsatzform ist die Charakteristik besonders geeignet, den Schülerinnen und Schülern
bewusst zu machen, woraus sie ihre Bilder von Personen gewinnen, wenn sie sich z.B. in Alltagssituationen über Menschen äußern. Sie erkennen, dass ihre Wahrnehmungen und die Schlüsse, die sie
aus der äußeren Erscheinung und der Handlungsweise auf das Wesen eines Menschen ziehen, aus
einer subjektiven Sicht erfolgen. Sie bemühen sich deshalb bei ihrer Darstellung um eine gewisse
Objektivität und gewinnen dabei Erfahrungen und Einsichten, die sie auch beim Erschließen literarischer Texte nutzen.
Das schriftliche Charakterisieren von Menschen schult den Blick auf den Menschen, vor allem den
Zusammenhang von Wesen und Erscheinung, und erzieht ihn zu einer offenen Haltung anderen gegenüber.
Die Personencharakteristik trägt damit in besonderer Weise zur Entwicklung personaler und sozialer
Kompetenzen bei.
(1) Bezug zu den Bildungsstandards
SCHREIBEN
Schreibkompetenz
Die Schülerinnen und Schüler können
- Texte unter Berücksichtigung bestimmter inhaltlicher und formaler Vorgaben planen, schreiben
und überarbeiten.
Interpretieren
Die Schülerinnen und Schüler können
- Personen, […], charakterisieren.
(2) Problemstellung
Die Schülerinnen und Schüler sollen eine ihnen vertraute Person charakterisieren.
(3) Niveaubeschreibung
Niveaustufe A
- Die Darstellung ist zweigeteilt: Im ersten Teil werden einige auffällige äußerliche Merkmale (z.B.
Körpergröße, Haarfarbe, Kleidung) genannt, im zweiten Teil einige Wesensmerkmale aufgezählt. Die Personen werden eher direkt als indirekt charakterisiert.
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Gymnasium
Klasse 8
- Innerhalb der beiden unverbunden nebeneinander stehenden Teile wird weitgehend reihend
verfahren. Dadurch entsteht ein eher grobes Bild, da die einzelnen Merkmale gar nicht oder nur
oberflächlich durch Konjunktionen und Adverbien miteinander verknüpft sind. (Meine Schwester
ist selbstbewusst (…). Sie bewegt sich gerne (…). Kerstin hat auch viele Freunde (…). Ihr Zimmer muss außerdem immer ordentlich sein.(…))
- Die Charakteristik beginnt meist unvermittelt (z.B. Meine Schwester heißt Johanna und ist 10
Jahre alt.) und endet oft ohne Schlusssatz.
- Bei der Charakterisierung kommt ein begrenztes Repertoire an Adjektiven (z.B. freundlich,
sportlich, stark, cool, lustig, nett, hilfsbereit) zum Einsatz, die Vorstellung der zu charakterisierenden Person wirkt plakativ.
- Die Adjektive werden meist nur punktuell und knapp durch Verweise auf entsprechende Gewohnheiten und Handlungen konkretisiert. (z.B. Er ist immer hilfsbereit. Wenn man ihn braucht,
ist er für einen da.)
- Bei der indirekten Charakterisierung werden typische Handlungsweisen, das Auftreten und die
Sprache usw. nur wenig in die Darstellung einbezogen.
- Eine Gewichtung oder Wertung der einzelnen Eigenschaften und Eigenheiten findet in der Regel nicht statt.
- Der Satzbau ist einfach, die Parataxe überwiegt. (Meine Schwester ist selbstbewusst (…). Sie
bewegt sich gerne (…). Kerstin hat viele Freunde (…) .Ihr Zimmer muss immer ordentlich sein.
(…)) Der Wortschatz, vor allem im Bereich der Verben (häufig: sein, haben), ist reduziert.
Niveaustufe B
- Die Darstellung ist zweigeteilt: Im ersten Teil werden charakteristische äußerliche Merkmale
genannt, im zweiten Teil wird das Wesen der Person sowohl auf direkte als auch auf indirekte
Weise beschrieben, wobei beide Darstellungsweisen häufig miteinander verknüpft werden.
- Innerhalb der beiden meist unverbunden nebeneinander stehenden Teile wird in der Regel
schematisch verfahren: Die Merkmale werden in einzelnen Abschnitten übersichtlich dargestellt,
so dass sich der Leser nach und nach ein Bild von der Person machen kann. Die Teilabschnitte
werden meistens nur auf der Ebene der Textoberfläche (mit zudem, außerdem, auch) aufeinander bezogen.
- Die Charakteristik beginnt meistens schematisch mit einem einfachen Einleitungssatz (z.B. Ich
will euch meine Schwester vorstellen.) und endet mit einem knappen Schlusssatz. (z.B. Trotz
ihrer Ecken und Kanten liebe ich meine Mutter sehr.)
- Bei der Charakterisierung werden stellenweise auch treffende, differenzierende Adjektive verwendet, die eine deutlichere Vorstellung von der Person vermitteln.
- Die Adjektive werden durch die Darstellung entsprechender Gewohnheiten und Handlungen,
gelegentlich auch typischer Redeweisen (z.B. (….) sagt über sich selbst, sie sei etwas jähzornig) konkretisiert bzw. durch Beispiele anschaulich gemacht.
- Die Darstellung bezieht durchgehend typische Handlungsweisen und das Auftreten ein. Gestik,
Mimik und Sprache werden selten berücksichtigt. Bei der Beschreibung des Äußeren und der
Wesensmerkmale werden einige Aspekte aufeinander bezogen, so dass die Person stellenweise deutlich fassbar wird. (Mein Vater ist ein engagierter Familienmensch. Obwohl er nur wenig
Zeit hat, (…). In gleicher Weise setzt er sich für den Fußball ein. Seine Aufgaben als Trainer
nimmt er ebenfalls sehr ernst.)
- Einige Eigenschaften und Merkmale werden besonders hervorgehoben, so dass die Gesamtpersönlichkeit Konturen erhält. (Was alle am meisten an ihr schätzen, ist ihre Fröhlichkeit.)
- Der Satzbau ist insgesamt einfach, doch werden bei der Darstellung von Handlungen auch
Satzgefüge verwendet. (Mein Vater ist 46 Jahre alt und ist etwa 1,80 m groß. E r hat eine sportliche Figur (…)Wenn ich mein Zimmer nicht aufräume, wird er schnell laut, denn er nimmt seine
Rolle als Vater sehr ernst.) Der Wortschatz, vor allem im Bereich der Verben, ist begrenzt.
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Gymnasium
Klasse 8
Niveaustufe C
- Die Darstellung nimmt ihren Ausgang von der äußeren Erscheinung, stellt aber immer wieder
einen Wechselbezug zwischen Außen und Innen her. (Sie hat … eine sportliche schlanke Figur.
Dementsprechend ist ihre Kleidung sportlich und ihr Auftreten natürlich, was sie sympathisch
wirken lässt. Sie treibt auch sehr gerne Sport…)
- Dabei werden direkte und indirekte Möglichkeiten der Charakterisierung flexibel kombiniert.
- Die Charakteristik beginnt häufig mit einem Satz, der Interesse weckt (z.B. Brüder können nervig, nett und vieles mehr sein. Mein kleiner Bruder Jan ist dies alles zusammen und noch vieles
mehr.), und endet mit einem Schlussgedanken, der einen neuen Aspekt enthält.
- (z.B. Für mich ist meine Halbschwester Beate ein Vorbild, von dem ich mich gerne leiten lasse.)
- Die Merkmale werden flexibel an den Stellen platziert, wo sie zur Erhellung, Klärung und Differenzierung beitragen.
- Bei der direkten Charakterisierung werden treffende, differenzierende Adjektive verwendet (z.B.
…wirkt auf andere undurchschaubar, ist ehrgeizig, etwas arrogant, selbstbewusst), was der
Person ein lebendiges Profil verleiht.
- Die direkten Aussagen zum Charakter werden durch die Darstellung von Gewohnheiten, Handlungen und Redeweisen konkretisiert. Dabei werden auch die Aussagen und Einschätzungen
Dritter (z.B. Ihre Freundinnen halten sie für ein verrücktes Huhn.) einbezogen, deren Perspektive neben der Bestätigung einer Aussage eine vertiefte Sicht bewirkt.
- Die Charakterisierung basiert auf der Darstellung von Handlungsweisen, Auftreten und Sprache
sowie Gestik und Mimik, wobei unterschiedliche Persönlichkeitsmerkmale aufeinander bezogen
werden. Insgesamt ist das Bemühen erkennbar, ein Gesamtbild von der Person und ihrer unverwechselbaren Eigenart zu vermitteln.
- Die Bewertung und Gewichtung einzelner Merkmale (Mit 1,20 m gehört sie nicht gerade zu den
Größten in der Klasse. / Nach außen hin wirkt sie oft etwas still. Man sollte sie aber einmal erleben, wenn sie mit ihren Freundinnen unterwegs ist.) trägt dazu bei, dass von der Person ein
plastisches Bild entsteht.
- Der Satzbau ist abwechslungsreich: Neben einfachen Sätzen, mit denen Wesensmerkmale klar
benannt werden (Meinem Vater bedeutet die Familie sehr viel.), dienen komplexere Satzkonstruktionen der differenzierten Darstellung (Obwohl ihn seine Firma voll beansprucht und er viel
geschäftlich unterwegs ist, findet er doch immer wieder, sei es am Abend oder am Wochenende, Zeit, sich mit uns zu beschäftigen.) Ein umfangreicher Wortschatz ermöglicht eine anschauliche und lebendige Darstellung der Person.
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