kuschelig - Textilzeitung

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kuschelig - Textilzeitung
© Sharon Stone für Airfield, Walter Moser GmBH, Fotograf: Tim Petersen
P.b.b., GZ 02Z032321 M, Manstein ZeitschriftenverlagsgesmbH, Brunner FeldstraSSe 45, 2380 Perchtoldsdorf; Retouren an Postfach 100, 1350 Wien, 12. Dezember 2014
© Eider
23/24/14
COOL
&
kuschelig
H/W 2015/16
GDS-ONLINE.COM
DÜSSELDORF
4 – 6 FEB 2015
29– 31 JUL 2015
ALL IMPORTANT TRENDS.
ALL STRONG BRANDS.
IN A FIRST-CLASS ENVIRONMENT.
SUPPORTED BY:
inhalt
10
12
20
29 39
© 10: Zalando, 12: Aigner, 16: Hessnatur, 20: Luisa Cerano, 29: CAMP DAVID, 39: S.T.Dupont
Testklub
onlinehandel Porträt
kongress
04bestseller im aufwind
06mexx am ende
08 Vorweihnachtlicher Optimismus
10zalando schreibt schwarze zahlen
12 Grosser Auftritt zum 50er
14zukunft passiert
Design 15headquaRter 2.0
kongress
16gut und böse?
neue läden
19black & white vienna
preview
20dob
mode aktuell Society
Manchmal geht es Schlag auf Schlag: KarlHeinz Müller sagt »seine« Bread & Butter ab.
Der holländische Systemanbieter Mexx geht
nicht nur Pleite, sondern soll auch gleich abgewickelt werden. Und angeblich ist der Generalunternehmer der Mall of Berlin wenige Wochen
nach Eröffnung des EKZ insolvent. Was diese
drei Ereignisse der letzten Wochen gemeinsam
haben? Absolut nichts. Und das ist das Beunruhigende. Die Bread & Butter war mal eine Leitveranstaltung, Karl-Heinz Müller ein mutiger
Vordenker, der jahrelang alles richtig gemacht
hat. Der holländische Modeerzeuger Mexx
­laboriert seit Jahren vor sich hin, ohne jemals
wieder Tritt gefunden zu haben. Und die Berliner
Mall, nach eigenen Angaben die größte Europas? Scheitert (offenbar) schon, bevor sie r­ ichtig
in die Gänge kommen konnte.
Es gibt in der Mode aktuell keine Garantien, auf
nichts. Unsinkbar scheinende Schiffe gehen
leise unter, aber wo der eine schwächelt, profitiert der andere. Also wird die Berliner Panorama aus allen Nähten platzen, die verbliebenen
Systemanbieter werden rasch auf den (ohnehin
nur noch spärlich vorhandenen) Mexx-Flächen
nachrücken – und Berlin hat wohl eine weitere
Mall, die weitgehend ohne Besucher auskommen muss.
Drei Monate mit schwachen bis katastrophalen
Umsätzen, eine vorweihnachtliche Rabattschlacht, wie Handel und Konsumenten sie
noch nie erlebten: Freuen wir uns auf 2015. Im
Prinzip kann es nur besser werden!
VON BRIGITTE PFEIFER-MEDLIN
29haka
36 cool classics
39duft & schweiss
40 20 jahre in mode
© Breneis
Erfolgsgarantie? War
gestern …
editorial
business
16
TZ 23/24 2014 3
business news
Palmers
ist wieder profitabel
D
© Andreas Tischler
Bestseller
im Aufwind
D
ie dänische Bestseller-Gruppe hat im Geschäftsjahr 2013/14 (per Ende
Juli) ihren Umsatz leicht, ihren Gewinn allerdings deutlich gesteigert.
Laut den soeben veröffentlichten Zahlen stieg der Nettoumsatz der Modegruppe mit Marken wie Vero Moda, Jack & Jones, Name it und Only um 5 %
auf 2,7 Mrd. €. Das Vorsteuerergebnis konnte um 21 % auf 228,2 Mio. €
gesteigert werden. Laut CEO und Eigentümer Anders Holch Povlsen sind
der »verstärkte Fokus auf das operative Geschäft« und »eine noch engere
Zusammenarbeit mit unseren Partnern und Kunden« hauptverantwortlich für
das erfreuliche Ergebnis. Auch der E-Commerce trage zunehmend zur posi­
tiven Entwicklung bei. Dementsprechend wolle man die Verbindung zwischen
den physischen Stores und den Onlineaktivitäten noch natürlicher und
­fließender gestalten. Vor einigen Wochen ist unter www.bestseller.com ein
Multilabel-Onlineshop für alle Konzernmarken ans Netz gegangen.
Als aktuellen Arbeitsschwerpunkt sieht Povlsen außerdem die Produktentwicklung. Bestseller müsse sich noch mehr anstrengen, »die steigenden
Erwartungen unserer Kunden zu erfüllen und immer die letzten Trends zu
liefern«. Die ersten Monate des neuen Geschäftsjahrs seien hingegen
nicht zufriedenstellend gelaufen.
ie Palmers-Gruppe hat das Geschäftsjahr 2013/14 (per 31. Jänner)
erfolgreich abgeschlossen. Laut soeben veröffentlichter Bilanz stieg
der Umsatz der Palmers Holding GmbH um 7 % auf 126 Mio. €. Erfolgreich war der Konzern, zu dem die Marken Palmers, p2 bodywear sowie
p2 Kosmetik zählen, jedoch in erster Linie mit seiner Kosmetiklinie:
Während der Umsatz bei den Kosmetika um 25 % auf 51,5 Mio. €
anstieg, ging jener bei den Textilien um 6 % auf 74,4 Mio. € zurück.
Gleichzeitig gelang dem Konzern die Rückkehr in die Gewinnzone: Stand
für das Geschäftsjahr 2012/13 noch ein Jahresfehlbetrag von 1,0 Mio. €
in der Bilanz, war es 2013/14 ein Überschuss von 10,6 Mio. €. Das
Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit verachtfachte sich von
438.000 € auf 3,6 Mio. €. Im operativen Ergebnis EBITDA legte Palmers
um 25 % auf 13,3 Mio. € zu.
Der Wäschekonzern, der seinen Firmensitz heuer von Wiener Neudorf
nach Wien verlegte, kämpft immer noch mit den Nachwehen der Pleite
der französischen Tochter Lejaby im Jahr 2011. Das Eigenkapital ist mit
−3,2 Mio. € weiter negativ. Doch auch hier ist ein klarer Aufwärtstrend
erkennbar: Ein Jahr davor klaffte beim Eigenkapital noch eine Lücke von
13,9 Mio. €. Laut Geschäftsführer Wolfgang Neussner ist die Liquidität
des Konzerns bis Ende 2018 abgesichert. Im Zuge der Refinanzierung
verzichtete eine Gläubigerbank auf 7,8 Mio. €. In Österreich ist Palmers
nach eigenen Angaben Marktführer im Wäschehandel. Hierzulande
betreibt der Konzern 111 eigene Filialen sowie 94 Franchise-Standorte.
Neben dem Heimmarkt sind Deutschland und Kroatien strategische
Kernmärkte. Insgesamt ist Palmers in über 15 Ländern mit 300 Verkaufs­
standorten vertreten, der Auslandsanteil am Geschäft liegt bei 44 %.
Im Geschäftsjahr 2013/14 eröffnete Palmers insgesamt 16 neue POS.
Im aktuellen Jahr 2014/15 kam das Handelsunternehmen bisher auf
13 neue Standorte, sieben davon in Österreich, davon wiederum vier in
Franchise. Nicht »neue Standorte um jeden Preis«, sondern »selektives
und profitables Wachstum« laute die Strategie, betont die Geschäfts­
führung. Für das aktuelle Geschäftsjahr erwartet Palmers abermals ein
Wachstum »in allen relevanten Parametern«.
Z
umindest einen der vakanten Spitzenposten hat die Vorarlberger Huber-Gruppe
neu besetzt: Mit Susanne Mraz wurde ein
neuer Finanzvorstand gefunden. Die 41-Jährige war zuletzt beim Bauindustriekonzern
KHD als Head of Finance, IT & Administra­
tion in Neu Delhi beschäftigt. Nun freue sich Mraz »auf die Arbeit in einem
österreichischen Traditionsunternehmen«, heißt es in einer Presseaussendung. »Ich sehe in unseren hauseigenen Marken viel Potenzial, um mit der
Gruppe international weiter expandieren zu können.« Mraz folgt auf Thomas
Erath, der Huber bereits im Mai verließ. Weiterhin gesucht wird ein Nachfolger für Vorstandsvorsitzenden Micha Siebenhandl, der sich nach nur
einem halben Jahr an der Spitze im September vom Wäschehersteller
­verabschiedete. Seither leitet der Aufsichtsratsvorsitzende Karl Michael
Millauer den Konzern interimistisch.
4 TZ 23/24 2014
© Palmers
© Huber Holding AG
Huber hat neuen
Finanzvorstand
business news
D
© Love Architecture
er Faserhersteller Lenzing hat weitere 250 Mitarbeiter beim
AMS zur Kündigung angemeldet. Davon sind rund ein Drittel
Leiharbeiter. Betroffen sind in erster Linie die Bereiche Engineering,
Instandhaltung und Technik. Grund für den Personalabbau ist ein
deutlicher Einschnitt ins ambitionierte Expansionsprogramm, das
der oberösterreichische Konzern seit Jahren fährt. 2012 hatte Lenzing noch 340 Mio. € in Produktionsausweitungen investiert, 2013
waren es 250 Mio. €, nun ist nur noch ein Investitionsrahmen von
höchstens 100 Mio. € pro Jahr vorgesehen. Lenzing hatte im Laufe
der letzten beiden Jahre bereits rund 600 Vollzeitstellen abgebaut
und beschäftigt nun weltweit 6.157 Personen, 2.955 davon in
Österreich. Eine Stiftung samt Sozialplan wurde eingerichtet.
top
NEWS
Herbert Pircher
leitet Frank Walder
D
er DOB-Anbieter Frank Walder holt sich
als ersten Geschäftsführer, der nicht der
Gründerfamilie Held angehört, den Österreicher Herbert Pircher an Bord. Der 53-Jährige
war seit dem Jahr 2000 in verschiedenen
Führungspositionen bei Cecil tätig, zu Beginn
in Österreich, zuletzt hatte er als Head of
Sales die oberste Vertriebsverantwortung für
alle Märkte inne. In der Geschäftsführung
von Frank Walder wird Pircher die Bereiche
Vertrieb, Produktentwicklung und Produktmarketing verantworten. Erklärtes Ziel
­Pirchers ist die Modernisierung der Ware und
die Stärkung der Marke. »Es ist eine tolle Herausforderung, in einem
Unternehmen anzufangen, das sich im Umbruch befindet und so viel
Potenzial hat«, meint der studierte Sportwissenschaftler. Carolin Held,
die seit 2011 die alleinige Geschäftsführung innehatte, wird künftig die
Bereiche Beschaffung, Verwaltung und Logistik verantworten.
© Frank Walder
Lenzing spart bei TechnikPersonal
Salzburger Shopping
Arena eröffnet im März
BrandBoxx SalzBurg
MeSSeterMine 1. HJ 2015
Mit dem Generalumbau gibt sich das Salzburger Shopping Center
Alpenstraße (SCA) einen neuen Namen: Das Einkaufszentrum
im Süden der Stadt Salzburg soll kommenden März als Shopping
Arena neu eröffnet werden. Zu den Modemietern auf rund
23.500 m2 Verkaufsfläche gehören Kleider Bauer, H&M, Desigual,
Kult, Tom Tailor, Tally Weijl, Hunkemöller, Street One und Cecil.
Aus anderen Branchen sollen u. a. Media Markt, Müller und
Eurospar für Frequenz sorgen. Die Shopping Arena liegt direkt an
der Alpenstraße, einem Verkehrsknotenpunkt und Hauptzubringer
im Süden Salzburgs. Die Arbeiten am 1990 eröffneten Center
sind in vollem Gange. Die künftig etwa 70 Ladeneinheiten teilen
sich auf zwei Gebäude auf, die durch eine unterirdische Passage
verbunden sind. Die Architekten von Love Architecture aus Graz
sehen das Ensemble als »modernes Tor zu Salzburg«. Im Innenraum sorgen helle Materialien und Atrien dafür, dass Licht bis
ins Untergeschoß gelangt. Die Eigentümergesellschaft des
Media-Markt-Gründers Erich Kellerhals investiert 60 Mio. €. Der
neue Name »Arena« soll Dynamik, spannende Unterhaltung und
­Erlebnis vermitteln, erklärt Centermanagerin Sabine Gabl.
27. – 28. 01. HOT 1
Tracht & Country
Premiere
08. – 10. 02. Fashion Premiere
Dessous &
Bademoden Salon
11. – 13. 02. Powerwoche Salzburg
16. – 17. 02. HOT 2
brandboxx.at
Mexx ist am Ende
© Citygate
D
ie niederländische Modemarke Mexx hat Anfang Dezember
Insolvenz angemeldet. In der Zentrale in Amsterdam rechnet
man mit der Abwicklung des Unternehmens. Bisher konnte trotz
längerer Suche kein neuer Investor gefunden werden. Seit
Unternehmensgründer Rattan Chadha zum Höhepunkt des Erfolges 2006 seine Anteile an den US-Konzern Liz Claiborne verkauft hatte, kannten die Unternehmenskennzahlen nur noch
eine Richtung: abwärts. Lag der Umsatz 2006 noch bei 1 Mrd. €,
waren es zuletzt laut Schätzungen nur noch 290 Mio. €. 2011
wurde das Unternehmen an den US-Investor The Gores Group
verkauft. Nachdem eine Neuausrichtung der Marke nicht den
gewünschten Erfolg brachte, verlor dieser jetzt das Interesse an
der defizitären Marke. Dazu kamen nun akute Probleme v. a. in
Russland. Die Mexx-Läden sollen so lange wie möglich geöffnet
bleiben, um die Warenbestände abzuverkaufen. Zuletzt gab es
europaweit noch 120 eigene Läden, 376 Partnership-Stores und
532 Shop-in-Shops sowie 5.000 Wholesale-Kunden.
Wiener Citygate
eröffnet Ende Februar
as Einkaufszentrum Citygate im Norden Wiens, direkt an der U1-Station Aderklaaer Straße,
eröffnet am 26. Februar 2015. Per Anfang Dezember waren die Flächen laut den Betreibern
zu 99 % vermietet, es sind nur mehr kleine Restflächen zu haben. Das Center bietet 54 Shops
auf 20.000 m2 Retail-Fläche. Neben einem Hypermarkt von Interspar mit rund 5.000 m2 sind
Textilgrößen wie Fussl Modestraße, New Yorker, Gerry Weber und s.Oliver im Center zu f­ inden.
Zusätzlich werden mit den schwedischen Ketten Dressmann und Bik Bok auch für Österreich
neue Konzepte vertreten sein. Weiters auf der Mieterliste sind u. a. CCC Schuhe, Mister*Lady
Jeans, Marionnaud, DM, Libro, Syndikat, Ernsting’s Family, Palmers und Colloseum. Neben
dem Einkaufszentrum umfasst das Projekt 1.167 Miet- und Eigentumswohnungen, einen
Kinder­garten, Grün- und Erholungsflächen sowie eine Tiefgarage. Die Stumpf-Gruppe hat
gemeinsam mit namhaften Bauträgern 250 Mio. € in das Projekt investiert.
short
cuts
+++ WIENER UNTERNEHMER FÜR SONNTAGSÖFFNUNG+++ Bei der (nicht bindenden) Mitgliederbefragung
der Wiener Wirtschaftskammer sprachen sich 72,6 % der Wiener Unternehmer dafür aus, in Tourismuszonen die Sonntagsöffnung
im Handel zu erlauben. Von den rund 90.000 verschickten Stimmzetteln wurden 14.465 retourniert. Nun sollen Gespräche mit der
Gewerkschaft folgen. Diese zeigt sich vorerst wenig entgegenkommend und verweist auf eine eigene Umfrage, laut der 94,3 % der
Handelsangestellten eine Sonntagsöffnung ablehnen. +++WIENER HERRENAUSSTATTER LINNERTH HÖRT
AUF+++ Beim alteingesessenen Wiener Herrenbekleidungsgeschäft Linnerth am Lugeck läuft der Totalabverkauf. Das 1976
eröffnete Geschäft, das exklusive Marken wie Pal Zileri, Windsor, Armani, Boglioli und Peuterey führte, wird den Standort Ende März
schließen. Geschäftsführer Herbert Broneder verweist auf »widrige Umstände, wie zum Beispiel die vier Jahre dauernde Baustelle
direkt vor unserem Geschäft« und »das Ausbleiben der russischen Kundschaft in den letzten Monaten«. +++E-COMMERCE-KONFERENZ+++
Von 23. bis 25. Februar 2015 findet die Premiere der etailment Wien, einer dreitägigen Fachveranstaltung zum Thema E-Commerce, statt. Die Konferenz wird
von der Werbeplanung.at Verlags GmbH organisiert, an der der Manstein Zeitschriftenverlag beteiligt ist, in dem auch die Textilzeitung erscheint. Nähere Informationen unter wien.etailment.at. +++ZABAIONE NEU ÜBERNOMMEN+++ Die TAM Fashion GmbH hat die Marke Zabaione übernommen. Die
Kollektion wird vollumfänglich weitergeführt, bereits georderte Ware soll ausgeliefert werden. Künftig soll es »marktgerechte Änderungen bei den Lieferrhythmen
und der Sortimentsgewichtung« geben. TAM gehört zur Modegruppe Röther (Modepark Röther, Haily’s). +++SEMINAR TEXTILINDUSTRIE+++
Der WKO-Fachverband Textil, Bekleidung, Schuh, Leder bietet ein eintägiges Basisseminar für Brancheneinsteiger in der Textil- und der Bekleidungserzeugung
sowie Mitarbeiter des Textil-Groß- und -Einzelhandels ohne besondere Vorkenntnisse an. Das Seminar findet am 22. Jänner in Wien statt, Referent ist Karl
­Halbig (Weis Consulting). Nähere Informationen beim Fachverband TBSL, Berufsgruppe Bekleidungsindustrie. +++ETERNA VERBESSERT SICH+++
Beim Hemden- und Blusenhersteller Eterna geht es langsam bergauf: Das Unternehmen meldet für die ersten drei Quartale 2014 ein Umsatzwachstum von
3,2 % auf 73,6 Mio. €. Das Ergebnis EBITDA verbesserte sich leicht auf 8,3 Mio. €. Unterm Strich bleibt Eterna jedoch in den roten Zahlen: Das Ergebnis nach
Steuern belief sich auf −3,5 Mio. € (Vorjahr: −4,5 Mio. €).
6 TZ 23/24 2014
© Mexx
D
business news
Elviro:
Multilabel im DEZ
D
© Elviro
ie Tiroler Elviro-Gruppe von Helmut Fantur hat ihr 14. Geschäft eröffnet. Auf rund 500 m2 zeigt Elviro seit Oktober Multilabel-Kompetenz
im Innsbrucker DEZ, dem größten Einkaufszentrum Tirols. Angeboten
werden auf der ehemaligen Fläche von Libro neben vielen anderen
­Marken u. a. Only, Pepe Jeans, Superdry, Hilfiger Denim, Opus und PME
Legend. Schon seit 2007 betrieb das inhabergeführte Unternehmen mit
Sitz in Absam bei Hall in Tirol einen Kindermoden-Shop der Marke
Name it (Bestseller-Gruppe) im DEZ. Für Fantur ist es allerdings das
­erste Multilabel-Geschäft in der Landeshauptstadt.
Für die Planung der Inneneinrichtung zeichnet Go Concept aus Innsbruck
verantwortlich, umgesetzt wurde der Shop von 3S Shopsystem. In der
­Ausstattung überwiegen Naturtöne, die mit Sichtbeton sowie Altholz-­
Elementen ergänzt wurden. Bei der Beleuchtung wurde komplett auf LED
gesetzt. Helmut Fantur will weiter expandieren und ist bereits auf der
Suche nach neuen Geschäftsflächen. Im Vorjahr wurden Elviro-Shops in
Wörgl und Wattens eröffnet.
Bauarbeiten für Huma-Ausbau
beginnen
N
och im Dezember fällt der Startschuss für den Neubau des Huma-­
Einkaufsparks in Wien-Simmering. Das 1987 eröffnete Center soll bis
2017 auf 50.000 m2 verpachtbare Fläche bzw. 90 Shops erweitert werden.
Der Großteil davon wird bereits 2016 in Betrieb genommen. Eigentümer ist
die Jost-Hurler-Unternehmensgruppe, Projektpartner und Betreiber des
­Einkaufsparks ist SES Spar European Shopping Centers.
Die vorhandenen Betriebe (u. a. Media Markt, H&M, Interspar) zogen
bereits vor einiger Zeit aus dem alten Bestandsgebäude auf eine Interimsfläche (ehemaliger Metro-Markt), wo laut den Projektbetreibern während
der gesamten Umbauzeit ungestörtes Einkaufen möglich sein wird. Das alte
Gebäude mit Fachmarkt-Charakter wurde inzwischen abgerissen und wird
in mehreren Etappen als modernes Shoppingcenter komplett neu gebaut.
Großes Potenzial für die Zukunft sehen die Projektpartner in der verkehrsgünstigen Anbindung an die Ostautobahn A4 sowie in der Erweiterung der
Wiener Außenring-Schnellstraße S1. Die Entwurfsplanung für das Center
stammt vom internationalen Architekturbüro Chapman Taylor Düsseldorf,
die Generalplanung erfolgt durch ATP Architekten Ingenieure, Innsbruck.
© Chapman Taylor
JOT Juniormode
01. – 02. 02. 2015
09. – 10. 08. 2015
KIDS Austria
11. – 12. 10. 2015
www.juniormode.at – www.brandboxx.at
© Michael Mazohl
testklub
Mit dem winterlichen Wetter ist die Zuversicht im Modehandel zurückgekehrt. Ein
kleines Plus oder zumindest ein Pari für das Gesamtjahr scheint für viele greifbar.
Zuversichtliche
Weihnachtsstimmung
N
ach dem wärmsten Herbst seit Beginn der Messungen kamen pünkt­
lich zum ersten Adventwochenende die ersten Minusgrade. Damit
stieg die Lust der Kunden auf winterliche Bekleidung deutlich. »Die
letzte Woche war recht gut«, sagt Bernhard Adelsberger kurz vor Redaktions­
schluss dieser Ausgabe (10. Dezember) stellvertretend für viele Modehändler.
»Aber wir haben viel zu kompensieren. Den Oktober haben wir noch knapp
pari abgeschlossen, aber der November war ein kompletter Durchhänger mit
einem hohen einstelligen Minus«, berichtet der Modehändler aus St. Johann/
Pongau. Auch Jutta Pemsel sah sich nach den ersten zwei Adventwochen­
enden (inklusive 8. Dezember) »über dem Vorjahr«. »Das Wetter passt und
Wenig Veränderung
damit auch der Umsatz. Solange die Kunden keine Jacken brauchen, kaufen
sie auch keine. Da warten sie lieber auf den Schlussverkauf. Aber mit dem
Kälteeinbruch ist auch das Geschäft mit Jacken und Mänteln angesprungen.«
Klaus Haas kann mit seinem neuen »Carnaby«-Store in Wiener Neustadt auf
keine Zahlen aus dem Vorjahr zurückgreifen. Die Planzahlen wurden jedoch
erreicht, zeigt sich der Kaufmann mit dem langen Wochenende (6. bis
8. Dezember) zufrieden. »Der Samstag war stärker, aber der Feiertag war auch
sehr okay«, so Haas. »Der 8. Dezember war sehr gut und gleich stark wie der
Samstag«, berichtet hingegen Bernhard Adelsberger. »Durch das lange
Wochenende waren viele Wiener da, die ihre Familien besuchten und das
2013/14
2012/13
nominelle UmsatzveränderUng gegenüber dem
vorjahresmonat in Prozent
12
8
4
+0,7
+0,4
–0,8
–4
+3,1
+2,9
–0,4
–3,0
-– 8
–4,3
+0,3
+4,2
+1,8
+1,0
– 0,6
–2,5
–3,7
–7,3
+0,9
+0,2
+2,3
–1,6
–2,6
+0,8
–3,5
–7,9
– 12
November
Dezember
Jänner
Februar
März
April
Mai
Grafik: Textil Zeitung, Quelle: KMU Forschung Austria
8 TZ 23/24 2014
Juni
Juli
August
September
Oktober
testklub
gleich mit einem Einkauf bei uns verbunden haben.« Tatsächlich haben viele
Kunden das verlängerte Wochenende für Kurzurlaube genutzt, wovon vor
allem Tourismusorte und Städte mit schönen Weihnachtsmärkten profitiert
haben. Die Innsbrucker Hotellerie etwa war komplett ausgebucht. Zusätzlich
wurden alleine am zweiten Adventsamstag 150 Reisebusse aus Italien
gezählt. Sebastian Schneemann, Center-Manager im Kaufhaus Tyrol, ­berichtet
von etwa 5 % mehr Frequenz als im Vorjahr. Auch Modehändler Paul Fink mit
zwei Premium-Stores in der Innsbrucker Innenstadt zeigt sich zufrieden:
»Sowohl Samstag als auch Montag waren sehr positiv, sowohl bei den Damen
als auch bei den Herren.« Einen verstärkten Einkaufstourismus bemerkte man
auch in Graz. Oliver Heun-Lechner, Hausleiter bei Kastner & Öhler, konnte
viele Gäste sowohl aus anderen Bundesländern als auch aus südosteuro­
päischen Ländern wie Kroatien begrüßen.
Mit Service und Inszenierungen gegen Onlinehandel punkten. Jutta
Pemsel hielt zu Mariä Empfängnis nur ihre beiden »Kaufstrasse«-FlagshipStores in Mistelbach und Krems von zehn bis 18 Uhr geöffnet, während die
kleineren Filialen in Städten wie Laa/Thaya oder Zwettl geschlossen blieben.
»In Mistelbach haben wir schon tolle weihnachtliche Stimmung mit einem
kleinen Kinder-Eislaufplatz auf dem Hauptplatz, da ist jeden Tag der Bär los«,
berichtet die Branchensprecherin.
Auch die Einkaufszentren bemühen sich um weihnachtlich-winterliche Stimmung. Der Salzburger Europark etwa lockt seit Jahren ebenfalls mit einem
Eislaufplatz. Für Marcus Wild, Chef des Europark-Betreibers SES, bietet
gerade der 8. Dezember eine »Chance für den stationären Einzelhandel, die
großartige, genussvolle Welt des realen Einkaufs erlebbar zu machen«. Viele
Kunden seien am Feiertag deutlich entspannter und auf der Suche nach
Erlebnis-Shopping, wovon nicht zuletzt die Gastronomie in den Einkaufs­
zentren profitiere. Auch Händler wie Bernhard Adelsberger sehen das Weihnachtsgeschäft besonders dazu geeignet, mit Serviceangeboten und In-StoreInszenierungen gegenüber dem Onlinehandel zu punkten. Wobei: »Punsch,
Weihnachtskekse, jeden Samstag professionelle Kinderbetreuung und
­Verpackungsservice gab es bei uns schon lange vor dem Internet-Boom«, so
Adelsberger. »Womit wir gegenüber dem Internet aber am meisten punkten
können, sind unsere Modeberaterinnen«, ist sich der Unternehmer sicher. »Die
Kleines Oktober-Plus
UmsatzveränderUng nominell oktober 2014 im vergleich
zUm vorjahresmonat – modegeschäfte in Prozent
+10 Prozent und mehr
14
bis +10 Prozent
25
29
–10 Prozent und mehr
bis –10 Prozent
24
8
+2,6
keine Veränderung
2
Prozent
Durchschnitt
+0,8
nominell real
1
–1
–2
Grafik: Textil Zeitung, Quelle: KMU Forschung Austria
Leute wollen reden und unterhalten werden.« Jutta Pemsel stimmt zu: »Wir
bekommen viele Komplimente für unsere Mitarbeiter. Das Um und Auf ist,
dass man die Kunden mit Namen anspricht.« Klaus Haas wiederum rät zu
permanenter Selbstkritik: »Warum sollen die Kunden ausgerechnet bei mir
kaufen? Diese Frage muss man sich jeden Tag stellen!« Preisaktionen spielten
in den ersten Adventwochen eine vergleichsweise untergeordnete Rolle.
Vereinzelte Rabatte auf einzelne Warengruppen oder Stammkundenaktionen
gab es sehr wohl, jedoch nicht in großem Ausmaß. Adelsberger setzt am
zweiten Adventwochenende schon traditionell auf Mehrwertsteuer-Tage, also
einen De-facto-Rabatt von 16,67 % auf das gesamte Sortiment.
Oktober-Daten. Gesicherte Umsatzzahlen liegen bis dato leider erst bis
Oktober vor. Laut KMU Forschung und Wirtschaftskammer schloss der Modehandel den Oktober mit einem leichten nominellen Umsatzplus von 0,8 %
(real: +2,6 %) ab, wobei die Geschäfte in den westlichen Regionen deutlich
besser, in den südlichen Bundesländern hingegen deutlich schlechter liefen.
Zu beachten ist dabei, dass der Oktober heuer einen Verkaufstag mehr zählte
als im Vorjahr, da der Nationalfeiertag diesmal auf einen Sonntag (statt im
Vorjahr auf den Samstag) fiel. Und auch die Vorlage war äußerst niedrig:
Sowohl 2013 als auch 2012 war ein Umsatzminus von 3,5 % zu verschmerzen
gewesen. Kumuliert lag der stationäre Modehandel nach zehn Monaten bei
einem homöopathischen Plus von 0,3 % und damit etwas schlechter als der
Einzelhandel insgesamt (+0,8 %).
mf
onlinehandel
Zalando klopft an die
Gewinnschwelle
Im dritten Quartal hat
der Online-Riese zwar
wieder einen Verlust
erzielt, doch für das
gesamte Jahr 2014 wird
erstmals ein kleiner
Gewinn prognostiziert.
S
eit der Unternehmensgründung vor sechs
Jahren gab es genau ein einziges posi­
tives Quartal: Von April bis Juni 2014
­wirtschaftete der Online-Versandhändler Zalando
erstmals rentabel. Als das Berliner Unternehmen
kurz nach dieser Nachricht den Gang an die Börse
verkündete, vermutete so mancher Bilanzkosmetik
als Grund für die überraschenden schwarzen
­Zahlen. Doch der Turnaround scheint tatsächlich
geglückt zu sein: »Nach unserer erfolgreichen
­Entwicklung im dritten Quartal erwarten wir für
das Geschäftsjahr 2014 einen konzernweit leicht
positiven Betriebsgewinn«, freut sich Vorstand
Rubin Ritter bei der Vorlage der Geschäftszahlen
für das dritte Quartal. Zalando hat damit nicht nur
manche Kritiker ruhiggestellt, sondern auch seine
eigenen Erwartungen übertroffen: Noch im März
hatte das Unternehmen das Erreichen der Gewinnschwelle erst für nächstes Jahr in Aussicht
gestellt.
10 TZ 23/24 2014
Die aktuellen Zahlen beeindrucken: Im dritten
Quartal steigerte der Moderiese seinen Umsatz
abermals um 24 % auf 501 Mio. €. Gut die Hälfte
davon (276 Mio. €; +13,5 %) wurde im D-A-CHRaum erzielt. Die Österreich-Umsätze verrät das
Unternehmen nicht, 2013 soll der Jahresumsatz
hierzulande laut Statista bei 72,5 Mio. € gelegen
haben. Nach neun Monaten liegt der Gesamtumsatz bei 1,55 Mrd. € (+27,8 %), jener im D-A-CHRaum bei 870,5 Mio. € (+18,7 %). Zwar fuhr Zalando
im dritten Quartal wieder einen kleinen Verlust
(EBIT −2,6 Mio. €) ein. Betrachtet man jedoch das
gesamte Jahr, steht noch ein leicht positives EBIT
von 1,0 Mio. € in der Zwischenbilanz. Vor allem in
den etablierten D-A-CH-Märkten zeigt das Unternehmen, was es kann: Dort steht per Ende September ein EBIT von 29,9 Mio. € zu Buche. Vor einem
Jahr gab es noch einen dreistelligen EBIT-Verlust.
Das Umsatzwachstum kommt sowohl von neuen
Die Zalando-Geschäftsführung:
David Schneider, Robert Gentz
Kunden (14,1 Mio. Menschen haben in den letzten
und Rubin Ritter
zwölf Monaten irgendetwas bei Zalando bestellt;
+14,6 %) als auch durch mehr Bestellungen pro
Kunde (2,8 statt 2,7 Orders in den letzten zwölf Monaten). Schließlich war auch der durchschnittliche
Warenkorb mit 64,70 € um 5 € schwerer als zuletzt (alle Kennzahlen ungeachtet etwaiger Stornos/
Retouren). Die Verwaltungs-, Vertriebs- und Marketingkosten blieben hingegen fast unverändert.
Ein Mode-, Technologie- und Logistikunternehmen. Interessant auch die aktuelle Markteinschätzung des Konzerns: »Da Europäer mehr und mehr Zeit im Internet verbringen, verschiebt sich
der Zielmarkt zunehmend in den Onlinebereich«, heißt es im Quartalsbericht. Die Verbrauchsaus­
gaben für Mode beziffert Zalando europaweit (exkl. Russland) mit 420 Mrd. € im Jahr 2013. Dabei
entfällt auf den Onlinevertrieb einen Anteil von etwa 38 Mrd. €, also rund 9 %. Während der Gesamtmarkt zwischen 2008 und 2013 nahezu unverändert blieb, sei der Onlineanteil im gleichen Zeitraum
jährlich um durchschnittlich 19 % gewachsen. »Zalando erwartet, dass dieser Trend anhalten wird,
da der Anteil von Personen, die schon im jungen Alter mit digitaler Technologie vertraut sind, weiter
steigen wird. Der Aufenthalt im Internet ist mehr und mehr ein fester Bestandteil des Alltags
­geworden, und viele Menschen räumen der Zeit, die sie im Internet verbringen, zunehmend Priorität
bei ihrer Zeiteinteilung ein.« Aktuell profitiere das Unternehmen vor allem vom Boom bei den ­mobilen
Endgeräten. »Smartphones und Tablets versetzen die Kunden in die Lage, sich jederzeit und praktisch
überall Zugang zu Modeprodukten zu verschaffen.« Aktuell erfolgten bereits knapp die Hälfte (43,4 %)
aller Zugriffe auf den Onlineshop über mobile Geräte.
Angebotsseitig verfügt Zalando derzeit über mehr als 150.000 Artikel von mehr als 1.500 Marken.
Der Wert des Warenlagers wird per 30. September mit 419,7 Mio. € beziffert. »Sobald eine große
Auswahl höchste Wichtigkeit genießt, sind Onlinehändler gegenüber Offlinehändlern im Vorteil«,
heißt es dazu im Quartalsbericht. Zuletzt wurden u. a. die Trendmarken Topshop und Gap ins
­Sortiment aufgenommen. Für das gesamte Geschäftsjahr 2014 erwartet Zalando einen Gesamtumsatz von mindestens 2,2 Mrd. €. Da das vierte Quartal üblicherweise margenstärker als das
dritte ist, prognostiziert die Geschäftsführung wie erwähnt einen kleinen Gewinn per Jahresende.
Die Finanzlage ist dabei überaus solide: Das Eigenkapital liegt bei 1,1 Mrd. €, rund die Hälfte
davon kam durch den jüngsten Börsengang herein, die Kassenbestände bei 467 Mio. €.
Mf
Zur K4 Order
freuen wir uns, Sie
in unseren neuen
Räumlichkeiten
begrüßen zu dürfen.
Ab 07.
JÄNNER
2015
IM GUSSWERK
Showroom
GERRY WEBER
Gusswerk Halle 5b
Söllheimerstraße 16
5020 Salzburg
www.gerryweber.at
Alle bilder © Aigner
porträt
Großer Auftritt
zum 50er
S
ibylle Schön ist eine
schöngeistige Frau. Als
Vorstand der Münchner
Aigner-Vorstand Sibylle Schön
Premiumbrand
Aigner rief sie
feiert den Marken-Geburtstag
zum 50. Jubiläum der Marke auf,
schöne, romantische und echte
Geschichten rund um die Kultmarke niederzuschreiben und sie in einem
»Jubilee-Booklet« zu bündeln. Eine der rührendsten erzählt Schön voller
Begeisterung: »Uns schrieb eine Münchnerin. Im Biergarten ließ sie ihre
Aigner-Tasche stehen, als sie nach einer halben Stunde zurückkam, stand dort
ein junger Mann, der die Tasche in Händen hielt und so lange ›bewachen‹
wollte, bis die Eigentümerin wiederkam. Das war vor 30 Jahren – die beiden
sind bis heute verheiratet.«
Eine Marke mit Emotion aufladen, einen Leder- und Taschenerzeuger mit
Gefühl dem Kunden näherzubringen, damit trat Sibylle Schön vor sechs
­Jahren an, um dem damals angeschlagenen Münchner Unternehmen mehr
Glanz und Internationalität zu erzeugen. Allerdings auch, um die Firma wieder
in die Gewinnzone zu führen und neue Märkte zu eröffnen. Schön zieht ehrlich
Bilanz: »In dieser Entwicklung gab es Höhen und Tiefen. Wir
­sitzen mit unseren Läden in den großen Malls dieser Welt
direkt neben den ganz großen Luxuskonzernen dieser
Welt. Da muss man als mittelständisches Unter­
nehmen aus Bayern ganz schön rudern, um wahr­
genommen zu werden.«
Schön rudert mit Erfolg. Das Produkt, die handwerklich perfekte Tasche, die sie als »authentisch
und intellektuell« charakterisiert, ist seit fünf Jahrzehnten am Markt etabliert. Als Etienne Aigner im
München der 60er-Jahre die gleichnamige Luxusmarke
gründete, traf er mit seinen exklusiven Lederkreationen genau
das Lebensgefühl dieser Zeit. Schnell avancierten die Chiantiroten Accessoires zu begehrten Kultobjekten und wurden zum
­Mode­statement der 60er- und 70er-Jahre. Heute ist Aigner eine
globale Leder-Lifestyle-Marke mit Tradition und höchsten Qualitäts­
ansprüchen.
Die trendorientierten Designs interpretieren die historische Aigner-DNA
immer wieder neu und ergänzen das edle Luxus-Erbgut um angesagte
Details. In über 400 Verkaufsstellen weltweit werden inzwischen
neben Taschen und Accessoires auch Womens-, Mens- und Kidswear sowie Schuhe, Uhren und Schmuck vermarktet. Seit 2004
präsentiert sich Aigner außerdem zweimal im Jahr mit seiner
Modenschau auf der ­Mailänder Modewoche, die von
Head of Design Christian Beck eindrucksvoll in Szene gesetzt wird. Das Lizenz-
12 TZ 23/24 2014
Das Münchner Taschenlabel Aigner
wird 50. Ein deutsches Topmodel und eine
weltweite Birthday-Kampagne sollen die
Marke aufladen und den Umsatz pushen.
geschäft ist eine fixe Größe bei Aigner, aber Core-Produkt sind und bleiben
Taschen. Sibylle Schön: »In den letzten Jahren galt es, Distribution und
Marketing den Anforderungen des Marktes anzupassen, ebenso wie die
Produktionsstätten. Als ich ins Unternehmen gekommen bin, wurde mehrheitlich in Italien gefertigt. Hätte ich die Produktion damals nicht in andere Länder
verlegt, würde es uns heute wohl nicht mehr geben. Heute holen wir Teile der
Produktion w
­ ieder nach Italien zurück, das ist doch ein tolles Zeichen.«
200.000 Taschen verkauft Aigner pro Jahr und erzielt damit (ohne Lizenzen)
36 Mio. € Umsatz. 22 Boutiquen betreibt man weltweit, nur in der Region
D-A-CH sei der Vertrieb »traditionell Wholesale-getrieben«. Wachstum werde
zurzeit vor allem im Mittleren Osten erzielt, denn: »Dort gilt Aigner als
­absolute Luxusmarke, gleichrangig mit den ganz großen Taschenlabels
dieser Welt.«
Den Anspruch, punktuell in die Luxuswelt vorzudringen, setzt man auch mit
einem ganz besonderen Geburtstags-Special um: Zum Jubiläum überrascht
die Marke mit der auf 50 Stück limitierten Serie »Cybill Bags One of
One«. Jede der 50 Taschen ist ein Unikat, jede anders, mal aus
Schlangen- oder Rochenleder, mal aus Ponyfell. Die
limitierte Kollektion, die aktuell in ausgewählten
Aigner-Stores verkauft wird, setzt auch preislich
neue Maßstäbe: zwischen 2.500 und
7.000 € muss zahlen, wer mit Aigner
Geburtstag feiern will. Vom Run auf
die edlen Einzelstücke ist selbst
die »Erfinderin« überrascht: »Bei
einem Kundenevent in Kuala
Lumpur haben wir sieben
Taschen an einem Abend
verkauft, in München
ebenso viele. Das ist
schon eine Bestätigung
des eigenen Wegs.«
Den Schön als nicht immer
leicht beschreibt, auch
durch mehrmalige Eigen­
tümerwechsel. Nun gibt es mit
porträt
Bread & Butter
Vorläufiges Ende
N
Evi Brandl eine Unternehmerin, die erst vor Kurzem alle Anteile übernahm und
als Alleineigentümerin offenbar kräftig in die Marke investiert. Denn das
Firmenjubiläum wird nicht nur mit Luxus-Bags und Erinnerungs­büchern gefeiert, sondern auch mit einer aufwendigen Werbekampagne mit dem deutschen
Topmodel Toni Garrn. Gespart wurde weder beim Model noch beim Setting:
Garrn wurde von Starfotograf Alexi Lubomirski in New York in Szene gesetzt,
sie ist das Aigner-Face im Jubiläumsjahr.
Tribute to Bambi. Auch beim wichtigsten deutschen Medienpreis, dem
Bambi, war Aigner am 13. November in Berlin als exklusiver Partner dabei.
Um den Preisträgern zu ermöglichen, dass sie ihr goldenes Reh sicher nach
Hause bringen, entwarf Designer Christian Beck ein einzigartiges »Trophy
Case« im Design des hufeisenförmigen, typischen Aigner-A.
Einen Schub sollen all diese Maßnahmen bewirken, sagt Schön, gefordert sei
»qualitatives und quantitatives Wachstum«. China sei Hoffnungsgebiet,
ebenso der arabische Raum. Auch im Duty-free-Bereich laufe das Geschäft
derzeit »über den Erwartungen«. Man merkt der Managerin an, dass sie für
Aigner brennt. Und ihr das Geburtstagsjahr auch ein persönliches Anliegen
ist: »Wir sind klein und fein, dezent und niemals laut. Dabei werden wir
bleiben. Nur bei diesem Jubiläum wollen wir eine Ausnahme machen – um
zu zeigen, was in der Marke steckt.« BPM
© Bread & Butter
Toni Garrn beim Shooting
in New York
och vor wenigen Jahren war es die größte und wichtigste Modemesse Europas. Im kommenden Jänner
wird sie nicht mehr stattfinden: Die Bread & Butter in
Berlin setzt zumindest vorläufig aus. Noch am 2. Dezember
hatte Messe-Impresario Karl-Heinz Müller bekannt gegeben,
die Messe werde im Jänner wie geplant stattfinden – allerdings nur noch in einer Halle statt wie bisher in fünf. Nur einen
Tag später wollte das Fachblatt Sportswear International erfahren haben, Müller habe die Jänner-Auflage ganz abgesagt. Erst
am 9. Dezember kam dann die Bestätigung, in der sich Müller
ungewohnt einsichtig zeigte: »Nicht zuletzt durch selbst herbeigeführte Turbulenzen ist es uns nicht gelungen, eine ausreichende Zahl an Ausstellern zu einer Teilnahme zu bewegen«,
schreibt der Messe-Boss. Und: »Vielleicht muss auch etwas
Großartiges zu Ende gehen, damit Neues entstehen kann.« Zum
Abschluss der Presseaussendung zitiert Müller den rosaroten
Panther: »Heute ist nicht alle Tage; ich komm wieder, keine
Frage!«
Eine der Konkurrenzveranstaltungen, die Panorama, preschte
vor und erweitert ihre Ausstellungsfläche im Jänner um eine
weitere, 4.000 m2 große Halle auf 33.000 m2. Dezidiert will
Panorama-CEO Jörg Wichmann verstärkt Anbieter aus den
Segmenten Denim, Urban Wear und Progressive Menswear
ansprechen.
Die Bread & Butter hatte in den vergangenen Jahren immer
mehr Aussteller verloren, darunter große Namen wie Diesel,
Replay, Tommy Hilfiger, Superdry, Pepe und ADenim. Um
gegenzusteuern, ließ Müller mit mehreren Ankündigungen
­aufhorchen, die jedoch erst recht das Missfallen potenzieller
Aussteller erregten: Zuerst wollte er die Messe auch für
­Endkunden öffnen, dann den Veranstaltungsort nach Barcelona
verlegen. Beide Pläne scheiterten, und noch mehr Marken
sahen sich nach alternativen Messeveranstaltern um. Von
jenen Marken, die der Bread & Butter noch bis Sommer 2014
die Treue gehalten hatten, sind im Jänner 2015 u. a. PME
Legend auf der Panorama sowie Floris van Bommel und Gang
auf der Premium zu finden.
TZ 23/24 2014 13
kongress
Zukunft
passiert
Auch die Technologie gestaltet den Handel, lautete die Essenz einer
Tagung des Handelsverbands. Der 3D-Druck etwa könnte die Branche
einschneidend verändern. Zum Guten.
A
lways on – immer online. Das gilt inzwischen nicht nur für uns Menschen, sondern immer mehr auch für Geräte, Gegenstände, Maschinen.
Der Kühlschrank, der die Milch selbst nachbestellt, ist zwar immer
noch in keinem Haushalt aufgetaucht. Doch in anderen Bereichen hat das
sogenannte »Internet der Dinge« Gestalt angenommen: Autos etwa sind heute
selbstverständlich per GPS mit dem Internet verbunden. Google arbeitet längst
am komplett vernetzten Auto, das ohne Fahrer auskommt. Serienreif sind bereits
Systeme, mit denen ein Auto die nach ihm kommenden vor auftretenden
­Hindernissen oder Glatteis warnen kann. Und dass sich Heizungen, Jalousien,
Lampen oder Musikanlagen per Smartphone steuern lassen, ist in der heutigen
Haustechnik ohnehin schon Standard. Bereits heute sollen mehr als 14 Mrd.
Dinge mit dem Internet verbunden sein, bis 2020 soll diese Zahl auf 50 Mrd.
steigen.
Manchmal braucht es ein Weilchen, die neuen Möglichkeiten zu erkennen.
Legendär etwa die Aussage des damaligen IBM-Chefs, es gäbe »einen Weltmarkt für vielleicht fünf Computer«. Auch das Mobiltelefon schien anfangs nur
für wenige, ganz wichtige Menschen sinnvoll, heute steckt es in jedermanns
Tasche. Interessant dabei: Kamen die ersten Schnurlostelefone von klassischen
Industrieunternehmen wie Siemens, wurde beim Sprung in die GSM-Ära plötzlich
Nokia der Marktführer. In der Ära der Smartphones war Nokia schnell weg vom
Fenster, heute heißt das Maß aller Dinge Apple bzw. iPhone. Ähnlich war es bei
den Entwicklungssprüngen vom Plattenspieler zur Kassette, weiter zur CD und
zur MP3-Technologie. Oder beim Weg von der analogen in die digitale Fotografie.
Wo ist Kodak heute? »Marktführer beharren auf ihrer Technologiekompetenz und
wollen nicht wahrhaben, wie rasant sich die Umwelt ändert«, sagt Dietmar
Dahmen, Chief Innovation Officer von ecx.io, bei der Fachkonferenz »Technologie
treibt Handel« des Handelsverbands in Wien. Dahmen ist es in seinem
14 TZ 23/24 2014
­ itreißenden Vortrag ein Anliegen, dass Unternehmen Innovationen begrüßen
m
und aufgreifen. »Viele haben Angst vorm Wandel, dabei ist er oft die Rettung.«
3D-Druck. Einer dieser dramatischen Technologie-Umbrüche könnte kurz vor
dem kommerziellen Durchbruch stehen: der 3D-Druck. In der ersten Dezemberwoche bot Tchibo einen 3D-Drucker für den Heimgebrauch um 499 € an. Hergestellt werden können damit Kunststoffprodukte nach selbst gestalteten oder aus
dem Internet heruntergeladenen Vorlagen. Maximale Größe: 12 x 12 x 12 cm.
Spielzeugfiguren, Modeschmuck, Deko-Gegenstände. Eine Spielerei also. »Der
3D-Druck wird den Handel nachhaltig verändern«, behauptet Volker Lange vom
Fraunhofer-Institut trotzdem. Doch der Forscher prognostiziert nicht den Heimdruckern von Tchibo die große Zukunft, sondern professionellen 3D-Druckern,
die auch in Handelsunternehmen stehen könnten. »Damit könnte der Handel
zum Produzenten werden. Denn wieso soll er sich Artikel auf Lager legen, die
nur alle sechs Wochen einmal verkauft werden, wenn man sie einfach aus­
drucken kann?« Vorerst beschränken sich die Möglichkeiten in der Praxis auf
wenige Materialien wie Kunststoffe und Metalle. »Österreich ist weltweit
führend bei Porzellandruckern, die etwa in der Medizintechnik für maßgeschneiderte Prothesen oder künstliche Gelenke eingesetzt werden«, berichtet Dietmar
Dahmen. Barilla entwickelte einen Pastadrucker, mit dem Kunden Nudeln in
jeder gewünschten Form herstellen können. Autowerkstätten könnten sich die
benötigten Ersatzteile vor Ort mithilfe der Bauanleitungen der Hersteller selbst
ausdrucken, ohne die langwierige und kostenintensive Lieferung abwarten zu
müssen. Gleiches ist im Sportartikelhandel etwa für Surfbretter schon heute
umsetzbar, die direkt im Geschäft in jedem erdenklichen Design ganz nach
Kundenwunsch produziert werden können. Thomas Kicker, Geschäftsführer
von T-Mobile und Gastgeber des Kongresses: »Nur wer die Chancen neuer
­Technologien erkennt, hat die Chance, sich zu differenzieren!« mf
design
Headquarter 2.0
Pforten des Ateliers. Doch was nicht ist, könnte
noch werden. Anita Aigner sinniert über das Jubi­
läumsjahr 2015: »Wir werden uns sicherlich ein
Konzept für diesen Vorraum überlegen – genauso
fantasieren wir über eine neue Kollektionslinie,
die vor allem junge Menschen ansprechen soll.
Hier im 2. Bezirk sind so wahnsinnig viele junge
Leute unterwegs, das inspiriert mich!«
30 Jahre mit Frau Schella Kann. Die fiktiven
Dame spendete Vor- und Nachname für eines der
erfolgreichsten Wiener Designlabels. Damals –
1984 – rief Ossi Schellmann, Paradegastronom
und Visionär, zur U-Mode in sein U4. Eine Event­
reihe, die junge Designer ins Rampenlicht rücken
sollte. Frei nach der Londoner Vorlage »Hyper
Hyper«. Aigner und Windischbauer waren dabei –
brauchten allerdings auf die Schnelle einen Label­
namen. Schella Kann war geboren. 1985 wurde
das Label dann offiziell gegründet, nachdem Anita
Aigner zuvor bereits erfolgreich Lederkollektionen
2015 feiert das Wiener
Designerlabel Schella
Kann sein 30-jähriges
Bestehen. Als Vorab­
geschenk haben sich
die beiden Gründerinnen
ein neues Atelier
geleistet.
designt und für Helmut Lang gearbeitet hatte.
Schella Kann nahm noch einmal an der U-Mode
teil und startete unmittelbar danach auf inter­
nationalen Modemessen durch. »Wir wussten
damals nicht, worauf wir uns einlassen. 30 Jahre
später blicken wir auf finanzielle Niederlagen und
unzählige motivierende Erfahrungen zurück«, so
Aigner im Gespräch. Da gab es Handelspartner, die
nicht bezahlen wollten. Oder Bestellungen, die
ohne Nennung von Gründen kurz vor Auslieferung
storniert wurden. Mit diesen Erlebnissen sei
Schella Kann gewachsen. Und im Gegensatz zu
vielen anderen Labels der 80er-Jahre noch immer
lebendig.
Vor acht Jahren entschlossen sich die beiden
Gründerinnen zur Bewerbung für eine departureFörderung – und erhielten sie. »Professionelle
finanzielle Unterstützung für junge Designer gab
es in unseren Anfängen kaum. Das ist heute
anders. Aber: Die Infrastruktur ist nicht mehr so
gut, da es in Österreich kaum mehr Produktions­
stätten gibt«, berichtet Aigner. Schella Kann pro­
duziert heute in Ungarn, Strick kommt aus Italien.
Alle Musterteile werden in Wien gefertigt. Zwei
Kollektionen pro Jahr entstehen, die Sommer­
kollektion wird Ende Jänner ausgeliefert, die
­Winterkollektion Anfang September. Neben der
Hauptlinie, die außergewöhnliche Stoffe in den
Vordergrund rückt, gibt es die Kollektion Schella
Kann 2. Diese Linie überzeugt durch atmungs­
aktiven Kunstfaserstretch, der nicht knittert und
besonders pflegeleicht ist. »Ich liebe Brüche und
spannende Materialkombinationen«, erzählt
Aigner. Und hat dabei vermutlich schon die
­
­Entwürfe für die neue Kollektion im Kopf. SA
Alle Bilder © Inge Prader
D
as Haus in der Praterstraße 10 ist general­
saniert. Ein Prachtbau. Mit Blick auf die
Innere Stadt eröffnet sich ebenerdig
das neue Atelier von Anita Aigner und Gudrun
­Windischbauer, den Gründerinnen des Wiener
Designerlabels Schella Kann. Architekt Conrad
Kroencke schuf auf 200 m2 ein offenes, lichtdurch­
flutetes Raumwunder. Kühler Betonboden trifft auf
Wandbögen. Schwarz auf Weiß. Das superfunkti­
onale Trägersystem scheint wie ein Raum im
Raum. Die hohen Fenster wirken einladend: »Uns
ist nicht so sehr das Hereinschauen, sondern viel­
mehr das Hinausschauen wichtig – nach beinahe
30 Jahren, die wir in der Singerstraße verbracht
haben, kriegen wir jetzt auch wieder etwas von
den Jahreszeiten mit«, so Anita Aigner, die für das
Design des Labels verantwortlich ist. Mit ihren
sieben Mitarbeiterinnen haben Aigner und
­Windischbauer nun endlich genug Platz – im alten
Atelier musste man es auf 98 m2 aushalten.
Stofflager inklusive. Und bevor 2011 der erste
Schella-Kann-Store in der Wiener Spiegelgasse
eröffnet wurde, war der Arbeitsbereich sogar
­teilweise Verkaufsraum. Heute können die beiden
Kollektionen Schella Kann und Schella Kann 2
großzügig präsentiert werden, denn das Atelier
wird auch als temporärer Showroom für den Groß­
handel genutzt. Zum Verkauf soll die neue Heimat
vorerst nicht dienen, dafür gibt es den InnenstadtShop. Lediglich für Sonderverkäufe wie den
­Sample Sale im November öffnet Schella Kann die
Anita Aigner (l.)
verantwortet das
Design, Gudrun
Windischbauer
den Vertrieb.
© Hessnatur
musterseite
kongress
Gut und Böse?
Am Läden-Kongress in
Frankfurt wurde unter
anderem aufgezeigt, warum
man E-Commerce nicht als
die böse Bedrohung sehen
sollte. Und welche Konzepte
wirklich zukunftsträchtig
sind.
16 TZ 23/24 2014
W
ie sieht der Laden der Zukunft aus? Welche aktuellen Trends gibt es in der
Ladenbaugestaltung? Wie lassen sich Cross-Channel-Strategien sinnvoll
umsetzen? Welche neuen Technologien stehen dem Handel zur Verfügung?
Und welche Konzepte haben schon heute Erfolg? Viele Fragen und Themenfelder, denen die
Conference Group im November beim Europäischen Store Design Kongress nachging. Zwei
Tage lang berichteten hochkarätige Referenten von den Möglichkeiten und auch Herausforderungen, vor denen der Handel heute steht. Eine der großen Aufgaben stellt das OnlineBusiness dar. Hier plädierte Sabine Kühnl, Chefredakteurin der Sportswear International
und Moderatorin des ersten Vortragstages, in ihrer Eröffnungsrede für ein Umdenken: »Die
Online-Offline-Diskussion wurde zur Moralfrage, man möchte hier immer in Gut und Böse
einteilen. Dieser Ansatz sollte allerdings überdacht werden.« Denn die Realität ist nicht nur
schwarz und weiß, es stehen sich nicht nur gigantische Onlineanbieter und kleine, rein
stationäre Einzelhändler gegenüber. Denn, dafür gab es an den beiden Tagen immer wieder
namhafte Beispiele, viele der ursprünglich reinen Onlinehändler betätigen sich zunehmend
auch stationär, und viele Einzelhändler wagen den Schritt in die WWW-Welt. Dem Thema
musterseite
Cross-Channel, Shopper Insights und Touchpoints. Dazu sprach etwa Jörg Funder, geschäftsführender Direktor des Instituts für Internatio­
nales Handels- und Distributionsmanagement an
der Hochschule Worms. Er ging in seinem Vortrag
»C3-Retailing – Cross-Channel-Commerce als
Herausforderung für den stationären Handel«
wichtigen Fragen nach, die dem Handel den Weg
in die (erfolgreiche) Zukunft weisen. Eine davon:
Warum Cross-Channel oft ein Lippenbekenntnis
bleibt. Das liege daran, dass Cross-Channel-­
Herausforderungen mit einigen Anstrengungen
innerhalb des Unternehmens und auch in der
Wahrnehmung gestemmt werden müssten – sie
aber selten strategisch und oft ohne klare Ziel­
setzung angegangen werden. Erst einmal müsse
ein Unternehmen klar definieren, ob es durch die
Cross-Channel-Strategie neue Kundensegmente
erschließen will, ein Kundensegment oder eine
Kategorie dominieren oder gar Cross-ChannelLeader werden will. Zudem müsse man sich
bewusst machen, dass diese Art des Verkaufens
nicht Business as usual sei, sondern einen viel
breiteren Absatzmarkt abbilde, der zum Teil auch
ganz anderen Wettbewerbsbedingungen als der
stationäre, lokale Markt unterliegt und der obendrein auch noch wesentlich dynamischer funktioniert.
Auch die Anforderungen an IT und Prozesse sind
wesentlich komplexer, ebenso wie jene an Steuerungslogiken. Anhand einer Umfrage kam Funder zu einer ernüchternden Erkenntnis im Bezug
auf Cross-Channel-Commerce: »Viele Händler
wissen, dass man es braucht, ein paar wenige tun
auch etwas dafür, und noch weniger haben verstanden, dass man dafür Budget braucht.« Doch
es ist auch nicht alles Gold, was online ist. Denn
auch bei den Internethändlern hat die Konsolidierungswelle bereits begonnen. Gleichzeitig sehen
sich klassische Onlineanbieter nach stationären
Möglichkeiten um, darunter die Samwer-Brüder,
die an vielen großen Händlern wie Zalando beteiligt sind, oder die eBay Christmas Boutique in
London. »Das zeigt«, so Funder, »dass der Weg
zum Kunden noch immer über den stationären
Handel führt.« Die Grundvoraussetzung, um seine
Kunden egal in welchem Kanal abzuholen, ist
allerdings eine klare Zielgruppendefinition, etwa
in die Kategorien Informations­
suchender,
Schnäppchenjäger, Erlebnisshopper und Convenience-Käufer. Denn nur wenn man seine Kundengruppe kennt, kann man auch ihre unterschiedlichen Bedürfnisse abdecken. Eine der größten
Herausforderungen ist es, in Zukunft ­keinen
Alle Bilder © Conerence goup
Cross-, Multi- oder Omnichannel, oder welche
Namen es in Zukunft auch immer noch dafür
geben wird, widmeten sich vor allem die ersten
Vorträge intensiv.
Großes Bild links und ganz oben: Maximilian
Lang stellte den neuen Concept Store von
Hessnatur vor.
Oben: Sebastian Kemmler setzt auf »Shareable
Experience«.
Unterschied mehr zwischen den einzelnen Kanälen zu machen. Denn das tut auch der Kunde
nicht. Dafür muss vor allem auch bei den Mitarbeitern auf der Fläche das Bewusstsein
geschaffen werden, dass der Webshop keine Konkurrenz darstellt. Das könne zum Beispiel
durch die Zuschreibung des Onlineumsatzes auf die nächstliegende Filiale passieren. Die
eine Ideallösung gibt es hier freilich nicht, denn sie ist immer vom jeweiligen Unternehmen
abhängig.
Auch für Norbert Wittmann, Vorstandsvorsitzender der Gruppe Nymphenburg Consult AG,
ist die Sicht des Kunden ausschlaggebend, wenn er von Shopper Insights spricht. Durch die
größere Auswahl an Kanälen gibt es heute immer neue und meist digitale »Touchpoints« wie
Apps, Social Media, Mobile und Online Commerce, über die der Kunde mit einem Produkt
oder einem Händler in Kontakt tritt. »Der Kunde muss über alle Touchpoints an den Händler
herangeführt werden«, betont Wittmann, »sonst geht er am Ende an Amazon verloren.« Denn
der Kunde sucht zuvorderst ja meist nicht nach einem Laden, sondern nach einem bestimmten Produkt. Klar ist auch, dass es in Zeiten der vielfältigen Touchpoints den einen »path to
purchase«, also den einzig wahren Weg zum Kauf, nicht mehr gibt. Doch so sehr man sich
TZ 23/24 2014 17
© Conerence goup
Jörg Funder erläutert Cross-Channel-Vernetzung.
auch mit den neuen Möglichkeiten der digitalen Welt beschäftigt, sollte man eines nie aus
den Augen verlieren, wie Wittmann sagt: »Ohne Shopper Insights bleibt vieles nur ­technische
Spielerei.« Denn wenn man nicht weiß, was der Kunde denkt und will, kann man ihn auch
nicht auf den richtigen Wegen bedienen.
Retail-Labor und stationäre Onlineplattform. Viele der Referenten des Kongresses waren
auch eingeladen worden, um ihre neuen und neuartigen Konzepte zu präsentieren. Eines der
zukunftsträchtigen Praxisbeispiele lieferte Sebastian Kemmler von der Agentur Kemmler
Kemmler, die in der neuen Concept Mall Bikini Berlin den »Studio«-Bereich konzeptionierte
und betreut. Auf dieser Fläche richtete man ein Labor für die Zukunft des Handels ein, in dem
man neue Technologien und Strategien austestet. Dafür arbeitet man mit wechselnden
Themen und Partnern. Den Anfang machte Nike mit dem Thema »The Future of Football«.
Anhand dieser Kooperation erläuterte Kemmler seinen Ansatz der Suche nach teilbarem
Content. Er sieht die Rollenverteilung der Kanäle im digitalen Zeitalter so: Online dient der
Darstellung der Sortimentsbreite, Mobile bildet die Schnittstelle und der stationäre Handel
soll für »Shareable Experience« sorgen. Damit sind Erlebnisse der Kunden gemeint, die sie
in der digitalen Welt, in Social Networks teilen, posten oder kommentieren. Um zu erreichen,
dass die Kunden genau solche Erlebnisse haben, die sie als »shareable« – also (mit)teilungswürdig – erachten, setzt Kemmler auf »Social Architecture« als neues Kriterium für RetailDesign. Dafür müssen drei Kriterien erfüllt sein. Zum einen muss man den Kunden »Picture
Opportunities« bieten, sprich die Möglichkeit, gute Bilder zu machen. »Hier geht es eindeutig
wieder in die Richtung der visuellen Spektakel«, begeistert sich Kemmler. Beim Projekt mit
Nike wurde viel mit Neonröhren und Metall gearbeitet, um eindrucksvolle Fotoangebote zu
schaffen. Der zweite wichtige Punkt sind »Shareable Actions«. Im Beispiel wurde eine Torwand inklusive 50 Kameras installiert, die den Besucher beim Schuss aufs Tor aufnimmt.
Diese Bildfolge erhält man nachher aufs Smartphone, um sie teilen zu können. Das dritte
Kriterium sind Mini-Events. Hier sind die USA und Großbritannien Vorreiter, wo Unternehmen
ihren Kunden und Freunden immer wieder neue kleine Veranstaltungen bieten, die für immer
neuen Internet-Input sorgen. »Denn«, so Kemmler, »wir werden künftig nicht mehr an Umsatz
pro Quadratmeter gemessen, sondern an Posting pro Quadratmeter.«
Den Weg von der digitalen in die reale Welt hingegen ging die Onlineplattform eBay gemeinsam mit Metro Properties und PayPal. Im deutschen Bremen wurde in Kooperation der
­Inspiration Store eröffnet. Doch wie bringt man das riesige Onlineangebot auf eine Fläche
von 200 m2? Und wie setzt man das auch noch so um, dass die Kunden es verstehen? Die
erste Frage lässt sich einfacher von Torsten Steinfels, Senior Project Manager bei Metro,
beantworten. Alle zwei Wochen wird die Fläche mit rund 400 Artikeln rund um ein ­bestimmtes
Thema bestückt, die von Händlern auf eBay stammen. Dabei kuratiert die Onlineplattform
das Angebot. Zur Darstellung erläutert Jennifer Rubin, Architektin Sonderprojekte bei Metro,
ihr Arenamodul. In der Mitte der Fläche wird auf Präsentationstischen das Sortiment gezeigt.
Umlaufend dient das Arenamodul einerseits als Sitzgelegenheit mit in die Armlehnen
­integrierten Tablets, andererseits werden über Displays in der Rückwand, LED-Ketten und
Lautsprecher zu den jeweiligen Themen passende Stimmungen und Bilder erzeugt. Über all
dem schwebt eine Lampenkonstruktion, die die »Cloud«, also die dahinterstehende
­Onlinewelt repräsentieren soll.
18 TZ 23/24 2014
Kuratierte Auswahl und Nachhaltigkeit. Vom
Kuratieren kann auch Klaus Kluge, Vorstand
­Vertrieb bei der Bastei Lübbe AG, eine Geschichte
erzählen. Denn der Verlag eröffnete mit »Siebter
Himmel« einen stationären Laden in Köln, in dem
es mehr als Bücher zu entdecken gibt. Ungewöhnlich genug ist, dass ein Verlag eine Buchhandlung
betreibt, noch ungewöhnlicher, dass dort nicht
nach Bestsellerliste gearbeitet wird. Das Angebot
setzt sich aus den Empfehlungen der Buchhändler
zusammen. Das Ungewöhnlichste jedoch ist die
Kombination des Sortiments mit Mode. Die Kreationen des Labels Marimekko werden im Siebten
Himmel exklusiv in Köln vertrieben – und das
erfolgreich. Eine Grenzüberschreitung, die zwar
nichts mit Online und Offline zu tun hat, aber
­dennoch sehr überzeugend ist und dazu animiert,
auch einmal über den Tellerrand zu blicken.
Ein Beispiel aus der Branche lieferte Maximilian
Lang, Geschäftsführer von Hessnatur. Das Unternehmen stand vor der schwierigen Frage, wie es
vom Öko-Image hin zur Nachhaltigkeit kommen
könne. Mit Blocher Blocher wurde ein neues Konzept entwickelt, das die bekannte Kundin mitnimmt, aber gleichzeitig auch neue Kunden gewinnen soll. Schon der Ladenbau soll den nachhaltigen
Ansatz klar herausstreichen. Unbehandelte Natur­
esche aus nachhaltiger Forstwirtschaft, Sitzmöbel
nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip oder ein Kassenpult aus aufwendig verarbeitetem Stampflehm
stehen für diesen Anspruch. Der zweite wichtige
Punkt, mit dem sich das Unternehmen beschäftigte, war das emotionale Storytelling, um die Produkte in Szene zu setzen. Dabei muss man bei
Hessnatur nicht erst nach den Geschichten suchen,
die man erzählen will. »Wir haben unglaublich viel
Content«, lacht Lang, »unser Problem besteht eher
darin, die ganzen Inhalte auch rüberzubringen, weil
sie so umfangreich sind.« Im Store in Düsseldorf
wurde etwa eine Wand mit einer Weltkarte ver­
sehen, die über Tablets Filme zu den weltweiten
Projekten des Unternehmens abspielt. Auch
abseits der Weltkarte hat Hessnatur immer wieder
Touchscreens und Tablets in die beiden neuen Concept Stores in Düsseldorf und Frankfurt integriert.
Bloß: »Unsere Kundin nimmt das Thema nicht so
an, wie wir uns das gedacht haben.« Diese Techno­
logien können eine Brücke zur digitalen Welt schlagen, aber, betont Lang, man muss einfach wissen,
wer seine Zielgruppe ist: »Zu machen Themen Nein
zu sagen, ist sehr wichtig.«
BN
neue läden
UPPERS AND DOWNERS
GUESS
Black & White Vienna
Die neuesten Stores in Wien
setzen auf cleanes, puristisches
Design in Schwarz und Weiß.
UPPERS AND DOWNERS
Uppers and downers. In der Burggasse 46 feierte Uppers & Downers Premiere. Der Concept
Store verbindet in seinem Sortiment Mode, Accessoires, Schuhe, Schmuck, Parfums und
Modemagazine sowie Bücher, die durch liebevoll kuratierte Vintage- und SecondhandBekleidung ergänzt werden. In cleaner Atmosphäre mit weißen Wänden und einem schwarzweißen Parkett findet sich auch der »Blogger’s Market«, ein Bereich, in dem jeden Monat ein
anderer nationaler oder internationaler Modeblogger eine Auswahl seiner persönlichen
Lieblingsteile anbietet. Ein Highlight sind die Rucksäcke und Taschen des Labels JumpFromPaper, die wie zweidimensionale Comiczeichnungen wirken und erstmals in Österreich
erhältlich sind.
Guess. An der Adresse Mariahilfer Straße 82 eröffnete Guess im November einen neuen
Flagship-Store. Im 440 m2 großen Laden wurde das neue, reduzierte Designkonzept umgesetzt, das gemeinsam mit dem italienischen Architekturbüro Giraldi Associati entwickelt
wurde. Schlichte, klare Räume mit Wänden und Möbeln in Weiß werden von hellen Licht­
elementen wie Hightech-Leuchtkästen, PVC-Leuchtern und Luminex-Hängeleisten in Szene
gesetzt. Akzente und Kontraste setzen Tische aus roughen Holz- und Stahlelementen sowie
Rindsleder in Patchwork-Optik. Neben den klassischen Denim-Highlights bietet der Laden
auch Platz für hochwertige Accessoires, das Angebot richtet sich an Damen, Herren und
Kinder.
BN
TZ 23/24 2014 19
dob h/w 15/16
kuscheln
20 TZ 23/24 2014
© DOROTHEE SCHUMACHER
Cool
dob h/w 15/16
© G-DESIGN
Die neue Saison
mag es sanft und
setzt dabei auf
Understatement.
Mit Hau-draufMentalität kommt
man nicht mehr
weit. Die Teile sind
dennoch ausdrucksstark: egal, ob
Männerhose oder
Oversize-Hülle.
TZ 23/24 2014 21
dob h/w 15/16
K
ennen Sie den Begriff »luxuslässig«?
Zugegeben, es ist eine Wortschöpfung
der TZ-Redaktion. Wenn Mode luxus­
lässig ist, dann ist sie elegant und entspannt
zugleich. Dann setzt sie auf Qualität und gleichermaßen auf Zurückhaltung. Ein luxuslässiges Teil
schreit nicht, es flüstert auch nicht – es spricht
mit klarer, ruhiger Stimme. Wozu diese kleine
Erklärung, denken Sie vielleicht. Ganz einfach: Die
Saison Herbst/Winter 2015/16 steht stellver­
tretend für diese Luxuslässigkeit. Die Looks sind
easy und unkompliziert, dabei aber sensationell
stilvoll und energetisch. Brunello Cucinelli lässt
grüßen. Auch an Stella McCartneys Handschrift
erinnert man sich. Das DMI (Deutsches ModeInstitut) nennt diese Stilrichtung »Minimal
Muchness«: »Reduziert und doch maximal
durch Volumen, Proportionen, Verar­
beitung und ein anspruchsvolles, aber
stets selbstverständlich wirkendes
Layering.«
Haariges, Flauschiges, Felliges – die neue
Saison setzt auf
den Kuschelfaktor. Gepaart mit
reduzierten, klaren Schnitten und
ruhigen Farben.
22 TZ 23/24 2014
Die Materialien! Die
Details! Die Kombination! Wolle ist nicht einfach nur Wolle – hier geht
es um hochwertige Mischungen oder Wolloptiken, teilweise
auf der Innenseite mit Jersey
gebondet und problemlos
waschbar. Und in den Details
© comma casual identity
© René Lezard
Unaufdringlich ausdrucksstark.
Heute cool in Menswear mit weiter
Hose und gestreiftem Hemd, morgen
elegant mit schwingendem Rock und
dekoriertem Strickpulli. Und übermorgen im Cape mit Fransensaum,
das über eine verkürzte Zigarette
passt. Auf der einen Seite sind da
bekannte Looks wie zarte Bluse zu
skinny Pants oder Shiftkleid zur
kleinen Jacke, auf der anderen
Seite treten spannende Kombinationen mit maskulinem Appeal
und neuen Silhouetten in
Erscheinung. Die bekannte
Idee der »Future Classics«
taucht wieder auf. Und liegt
bei reduzierten und gerade
deshalb so umwerfenden
Outfits wie Wollhose mit
weitem Bein zu volumigem Cashmere-Pulli auf
der Hand. Was daran
Future ist?
© Comma
setzt sich der Trend zu Sportivität fort, berichtet
Julia Fölsch, Creative Director bei Mac: dezente
Zipper, gecoatete Zipper, mit Karbon beschichtete
Bänder an der Seitennaht, die Kordel im Bund,
Etiketten mit Rubber-Print. Die Kombination
erscheint nur auf den ersten Blick klassisch, denn
weiße Sneaker und Hüllenmäntel im OversizeSchnitt verleihen dem Outfit eine klare, modische
Ausrichtung. Auch abseits dieser maskulin angehauchten Looks gilt das Prinzip: ausdrucksstark,
ohne aufdringlich zu sein. Dann spielt es nämlich
keine Rolle, ob die Konsumentin auf den UtilityZug aufspringt und Cargo-Pants zu XL-Strickhülle
trägt oder doch den 70er-Jahre-Style bevorzugt
und einen Poncho zum taillenhohen, ausgestellten
Rock kombiniert. Grundsätzlich erobern die
­Kollektionen mit spannenden Kombinationen die
Saison – nicht ein Einzelteil muss überzeugen,
sondern das gesamte Outfit. »Es kommt mehr über
den Look«, sagt deshalb auch Anina Vetter,
s.Oliver Casual. Und weiter: »Es darf keine verwässerten Botschaften mehr geben, sondern die
Konsumentin muss eine klare Message empfangen.« Auch Julia Fölsch von Mac weiß: »In der
neuen Saison spielt sich superviel über den
Gesamtlook ab. Unsere Herausforderung als
Hosenspezialist ist, damit richtig umzugehen.«
Themen. »Easy Looks« – so simpel und doch so
treffend beschreibt Sabine Lutz, Head of Design
bei Comma, die Basis, auf der die Saison Herbst/
Winter 2015/16 aufbaut. Leicht kombinierbar
müssen sie sein, diese easy Looks. Layering spielt
dabei eine wichtige Rolle. Dieser Prämisse unterliegt jeder Trend. Alles, was unecht, konstruiert
oder künstlich ist, fällt gnadenlos durch. An der
modischen Spitze der Saison steht die weite
Hose, mit überlangem Saum oder verkürzt. Sie
läutet einen Silhouettenwandel ein. Weit zu weit:
der Pulli oversized, die Hose großzügig geschnitten. Das Cape volumig, der Rock schwingend.
Maskulin und reduziert: der doppelreihige Blazer
bis zur Hüfte, die Hose mit breitem Aufschlag am
Saum. Der Wollmantel mit breitem Revers, der
Strick mit grober Rippe.
Strick & Cape
Die Saison Herbst/Winter
2015/16 ist einerseits geprägt
durch eine lässige, dennoch
­elegante Attitüde, andererseits
durch ein Revival der 70er-Jahre.
In beiden Fällen stehen Capes,
Ponchos und Strick hoch im Kurs.
Über Strickjacken und -mäntel
werden volumige Schnitte umgesetzt. Spannende Oberflächen
treten in den Vordergrund. Auf
Strick werden fellige Optiken etwa
durch große Schlaufen interpretiert. Generell sorgen die neuen
Materialien für Aufmerksamkeit.
Üppige Stickereien, Brokate und
edle Jacquards treten neben
gebondete und beschichtete
Qualitäten.
© More & More (
New Business ist gefragt. Long Jacket, Poncho
über dem Blazer, verkürzte Jacken. Bettina
­Melzig-Reindel, Head of Design bei René Lezard,
glaubt an den Hosenanzug mit längerem Blazer.
Ein Look für die Spitze – aber: Spannende Outfits
braucht es auf der Fläche, um die Kundin zu reizen
und aufmerksam zu machen. Neben der weiten
Hose sieht Melzig-Reindel die Culottes – den
Hosenrock. »Das Spiel mit Unterteilen belebt die
Silhouette!« Weite, meint sie, sei wichtig, aber
© Marc Cain
dob h/w 15/16
TZ 23/24 2014 23
dob h/w 15/16
© G-DESIGN
Cargo-Pants und opulenter
Strick vertragen sich im
Herbst/Winter 2015/16
hervorragend.
»Kapseln statt kollektionen«
© Frank Henke Mode
Markus Dejori, Geschäftsführer Frank Henke Mode
24 TZ 23/24 2014
Die Branche befindet
sich im Umbruch,
die letzten drei
Monate waren hart.
Wie bereitet man
sich da auf die neue
Ordersaison vor?
Wir spüren natürlich,
dass sich der Markt
massiv verändert. In
dieser Saison haben
mehrheitlich die
­Postenaufkäufer gute Geschäfte gemacht.
Zu viel Ware, noch dazu zum falschen Zeit­
punkt. Wir haben keine eigenen Läden,
­darum sind wir mit einem humanen Ergebnis
davongekommen. Allerdings ziehen wir aus
dieser Saison unsere Schlüsse: Der Kollek­
tionsgedanke ist Schnee von gestern, zwei
Kollektionen im Jahr – das bringt’s nicht
mehr. Wir stellen daher komplett auf den
Capsule-Gedanken um. Acht Kapseln pro
Saison mit ca. 20 Teilen, gegliedert nach
Themen. Das heißt, wir reduzieren die Kol­
lektion von 270 auf 160 Teile, wir schleifen
einfach nichts mehr mit, wenn wir nicht
­hundertprozentig dahinterstehen. Wir wollen
nur noch »richtige« Teile machen, z. B. eine
Lederkapsel oder eine Fransenkapsel. Wir
müssen ganz einfach näher am Markt und
an den Bedürfnissen unserer Kunden dran
sein.
Woran glauben Sie für H/W 2015/16?
Komfortabler Strick wird ein großes Thema,
das geht natürlich zulasten der Konfektion,
die immer weniger fokussiert wird. Längere
Strickjacken, lässige Strickblazer ersetzen
die Konfektion. Wichtig wird der konfektio­
nierte Blazer ohne Ärmel, also die Long­
weste. Bei den Mänteln glauben wir weiter
an Egg Shapes, allerdings nicht an den
­kompletten Silhouettenwandel. Dafür laufen
die gelernten Formen einfach zu gut.
Gewinnen Oberteile an Bedeutung?
Auf jeden Fall. Blusentypen werden wichti­
ger, vor allem neue Kombis aus Bluse und
Shirt. Auch Pullover im Poncho-Stil und
Sweater mit Ponyfellbesatz sind echte Hin­
gucker. Viele Oberteile werden gewickelt.
Röcke oder Hosen?
Röcke werden ein starkes Thema, wir haben
viele moderne Formen in den einzelnen Kap­
seln – aber natürlich werden Hosen weiterhin
gut verkauft werden, auch Culottes.
Und Leder?
Das Thema schlechthin. Wir setzen aus­
schließlich auf schwarzes Leder, jedes Teil
setzt ein Statement. BPM
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© fotolia
JETZT NEU! textilzeitung.at
dob h/w 15/16
WEIT & MASKuLin
man müsse Konturen setzen. Etwa durch gebondete Stoffe, die mehr Stand haben. Im Business
tragbar, aber auch als moderne Form der Anlassmode immer wichtiger: Statement-Mäntel. Bei
René Lezard sind sie aus opulenten, haarigen oder
strukturierten Stoffen. Jedes Attribut für sich ein
Bringer. Diese Hüllenmäntel eignen sich für In- und
Outdoor, sind echte Highlights.
Cool ist sie, die neue Saison.
Dabei aber ebenso entspannt und
lässig. Idealer Nährboden für
reduzierte, dezent sportive Looks.
In der neuen Saison glauben die
Designer an maskulin inspirierte
Key Pieces – allen voran die weite
Hose. Entweder als bodenlanges
Modell oder in verkürzter Form. In
beiden Fällen bleibt das Hosenbein überweit, der Bund sitzt in
der Taille oder lässig auf der
­Hüfte. Diese Hosenform steht an
der modischen Spitze. Mit klassischen Essentials wie einem Cashmere-Pullover und Sneakers holt
man sie in den Alltag und erhält
so einen der wichtigsten Looks
der Saison.
26 TZ 23/24 2014
© Seductive
© Rafaello Rossi
© MAC
Apropos Hülle: Strick ist im kommenden Herbst/
Winter ein enorm wichtiges Thema. Den Kopf-bisFuß-Stricklook à la Stella McCartney wird man
zwar schwer auf die Fläche bekommen, aber diese
grundsätzliche cozy Attitüde, dieses Bedürfnis,
sich einzukuscheln, erweist sich als effektiver Treiber. Strickhüllen, XL-Strickmäntel – und allen voran
Capes und Ponchos sind absolute Key Items der
Saison. Nicht nur bei s.Oliver Premium glaubt man
an Schmücker auf Strick. Sabine Heitzer, Head of
Design bei Cambio, bringt es auf den Punkt: »Es
muss sich um eine edle, ruhigere Form der Dekoration handeln.« Auf Hosen genauso wie auf Strick.
Stichwort Opulenz. Sowohl die Designer von
Premiumkollektionen als auch die verantwort­
lichen Kreativen der Mainstream-Marken sind
sich einig, dass die neue Saison wieder opulenter und dekorierter wird. Aber bitte nicht
falsch verstehen: Opulenz kommt nicht über
Strass oder möglichst viele Nieten und Ösen.
Opulenz kommt in erster Linie über luxuriöse Stoffe
sowie tonige Details wie matt-glänzende Schmucksteine, matte Pailletten, platzierte Beschichtungen
(z. B. als Gallonstreifen) oder aufwändige 3D-Applikationen wie zarte Blüten. Diese Opulenz kann nur
glänzen und ihre volle Wirkung entfalten, wenn sie
auf klare, reduzierte Schnitte trifft. Rüschen,
Maschen und anderes Chichi haben längst
­ausgedient.
Auf verspielte Details verzichtet auch der Trend,
der die 70er-Jahre wieder aufleben lässt. Dabei
kommt es nicht auf Originalität an, sondern auf
ein bewusstes Best-of, das in reduziertmodernem Kontext gezeigt wird. Die ausgestellte Denim ist ein Essential, ebenso der
A-Linien-Rock auf Taillenhöhe. Dazu passen
Capes, Ponchos, fransige und fedrige Details,
leichtgewichtiger und dennoch üppiger
Strick, Bikerjacken. Veloursleder oder hochwertiges Lederimitat in Form von Skinny
Pants spielen hier mit rein. Dieses Thema
setzt auf eine gewisse Freigeist- und Weltenbummler-Attitüde. Ethno-Inspirationen
fließen mit ein, die Muster und Farbwelt
beeinflussen.
In einer Strömung, die vom Utility-Gedanken getragen ist, vereint sich ein eher
w w w. g i e s s w e i n . c o m
s­ portives Thema. Hier treten nochmals die Jogging-Pants auf den Plan, die
im Premiumbereich weniger wichtig werden als im Mainstream-Segment.
Cargo-Pants, hüftlange Blazerwesten, Blousons und neue, ultraleichte
­Parkatypen spielen hier eine wichtige Rolle. Generell nehmen sich Parka
jedoch mehr zurück – zugunsten des Wollmantels, der in diesem Thema
doppelreihig und tailliert mit einer strengeren Optik überzeugt.
Materialien. Haarig, strukturiert und opulent. Fellig, griffig und
­dekoriert. Gebondet, beschichtet, und flauschig. Die Stoffe der neuen
Saison sind hochwertig und anspruchsvoll. Sie sind die echten Stars
in den Kollektionen. Sie entscheiden den Schnitt. Sie bestimmen
den Farbeinsatz. Sie geben die Kombination mit anderen Materialien vor. Sie prägen den gesamten Look. Gerade im Strick ist der
Struktur und der Oberflächenbeschaffenheit kaum eine Grenze
gesetzt. Schlaufenstrick interpretiert Felloptik. Opulente
­Jacquards imitieren 3D. Wolle entpuppt sich als Überflieger
der neuen Saison. Ob als weite Hose, als Hüllenmantel oder
Blazermantel – Wolle bzw. wollähnliche Optiken stehen
wie kein anderer Stoff für diese moderne Klassik, für
diesen elegant-entspannten Look. Flanelloptiken sind
waschbar, Jersey als Bonding auf der Innenseite
erhöht den Tragekomfort. Grundsätzlich haben
Kuschelmaterialien die Nase vorn. »Die Saison
wird mauscheliger«, benennt es Sabine Heitzer,
Cambio. Die weniger kuscheligen, dafür umso
­cooleren Beschichtungen bleiben. Halten sich aber
mehr zurück als bislang. Der Trend zu Opulenz
manifestiert sich in Brokatstoffen, reichen Jacquards, bestickten Qualitäten und Oberflächenapplikationen.
© Tiger of Sweden
Farben. Der Herbst/Winter 2015/16 übt sich farblich in Zurückhaltung. Grau in allen Nuancen (verstärkt Melangen!), Naturtöne, Cremeweiß und
zarte Pastellfarben sind die Gewinner. Die absolute
Trendfarbe ist Camel. Im All-over-Look (Wollmantel
und weite Hose in Wolloptik in Camel) oder als wichtige Farbe in der Outdoor. Der Klassiker SchwarzWeiß zieht sich zurück. Dieser Kontrast ist zu hart für
diese Saison. Überhaupt löst Dunkelblau Schwarz
immer mehr ab. Gefragt sind außerdem supersatte
Beeren- und Edelsteintöne sowie dunkles Flaschengrün. Passend zur ruhigen Farbpalette präsentieren sich
auch die Drucke weniger schrill, weniger extrovertiert.
Sie sind in der neuen Saison eher traditionell und
schlicht. Der Kick kommt nicht über das Muster selbst,
sondern über den Fond, auf dem es aufgebracht ist.
Unterschiedliche Trägermaterialien bilden spannende
und abwechslungsreiche Untergründe für zarte Dessinierungen. Tendenziell verlieren Drucke an Bedeutung
und überlassen die große Show den kreativen und hochwertigen Materialien und Oberflächen.
Lieber zart als hart. Und trotzdem nicht der Coolness
absprechen. Mit den (wirklich) neuen Silhouetten und
den innovativen Stoffen will man eben beides – kuscheln
und cool sein. SA
Tracht & Country Premiere
27.01.-28.01.2015
Stand B1 / 182
dob h/w 15/16
»An alte Erfolgsmuster anschlieSSen«
Sie verantworten Ihre
zweite Kollektion bei
More & More. Was
wurde verändert?
More & More war und
ist eine sympathische
Marke, bei der es in den
letzten Jahren Höhen
und Tiefen gab. Ich bin
geholt worden, um an
alte Erfolgsmuster anzuschließen und eine breit
verkäufliche und dennoch spezielle Contemporary-Kollektion zu lancieren.
Worin liegt das spezielle der Kollektion?
More & More steht für feminine Mode, Casual
hat uns nie gutgetan. Wir fokussieren eine
Frau, die ein gutes Einkommen hat und auch
mal komplette Outfits kauft, die auch über
200 € kosten dürfen. Dafür erwartet sie nicht
nur eine gleichbleibend gute und verlässliche
Passform, sondern sie hat auch gewissen
Erwartungen in die Materialien. Also haben wir
den Anteil von Polyester massiv gesenkt und
insgesamt mehr in Materialien und Verarbeitung
investiert. Wir haben das Produkt upgegradet,
ganz einfach, weil wir mehr können, als wir in
den vergangenen Saisonen gezeigt haben.
Sie treten mit der Erneuerung zu einem
Zeitpunkt an, an dem auch die DOB leidet …
Ja, die Zeiten sind nicht rosig. Aber damit ist
der Zeitpunkt vielleicht nicht der ungünstigste.
Klar: Alle Orderlimits stehen nach einer so
durchwachsenen Zeit am Prüfstand, gefragt
werden nur noch Besonderheiten. Wir halten
dennoch an einem kleinen NOS-Programm fest,
mit dem wir nach wie vor gut im Markt liegen.
Ihre Lieblingsteile für H/W 2015/16?
Ich bin ganz begeistert von unseren neuen
Manteltypen, vor allem den Cape-ähnlichen
Formen. Wir haben bis jetzt sehr viel auf Daune
und Parkas gesetzt, jetzt setzen wir den Fokus
auf gepflegte Wollmäntel in Jacquard- oder
Hahnentrittoptik. Gut verkäuflich werden offene
Jäckchen, für mich die neuen Blazer.
Glauben Sie an den Hype von Röcken?
In dieser Saison sind Röcke hinter unseren
Erwartungen geblieben, das muss man ganz
klar sagen. Wir haben aber schöne Teile in
der neuen Kollektion, leichte Glocken- oder
Plissee-­Typen. Aber klar haben die Röcke
durch die gepflegten Jogginghosen starke
Konkurrenz. Eine Jogginghose und ein boxy
Oberteil aus Scuba-Qualitäten: Daran kann
man schon erkennen, dass sich die Mode
diesmal deutlich verändert.
BPM
© Seductive
© More & More
Marianne Ritter, Chief Product Officer bei More & More
Üppige Oberflächen: Der
fellige Kurzarmpullover
wird ganz selbstverständlich zum ausgestellten
Jacquard-Rock getragen.
28 TZ 23/24 2014
preview h/w 15/16
Kernige Kerle sind abgehakt: Heritage – die modische
Erbschaft – wird (deutlich) mehr vom Dandy und (viel)
weniger vom Naturburschen bezogen.
© Pierre Cardin
Cosy
statt
kernig
TZ 23/24 2014 29
B
© s Oliver
usinessmänner lieben ihren brandaktuellen
Jersey-Anzug so sehr, dass sie am Feierabend maximal das Sakko gegen eine
­überlange Strickjacke tauschen und sich in der
Anzughose vorm Kamin am Sofa räkeln. Dieses
Wunsch­bild – gezeichnet von Männermodende­
signern – ist natürlich übertrieben, zeigt aber, wo’s
hingeht. Vintage-, Used- und Authentic-Look auf der
casualigen Seite und formelle Konventionen am
anderen Ende der Fahnenstange treten in den Hintergrund – ausgerufen wird eine neue, alles übergreifende Gemütlichkeit. »Der Relax-Code ist entschlüsselt: Cosy meistert den Brückenschlag zwischen
Office- und Casual Wear, zwischen Day und Evening
Wear. Anziehen, wohlfühlen, Stil zeigen, Souverä­
nität ausstrahlen – so lautet die Philosophie hinter
dem Cosy Chic« – mit diesem Zitat aus dem Kollektionsbericht will Hosenmacher Alberto bei seinen
Key-Accounts gute Stimmung zur neuen Saison
machen. Die ist auch bitter nötig: 9 – 10 – 9
beschreibt nicht den besagten Relax-Code, sondern
die in Prozent ausgedrückten Minuszahlen des deutschen Modehandels, die dieser in den Monaten
September, Oktober und November einfuhr. Auch
wenn es unterm Strich den österreichischen Fachhandel (und insbesondere die HAKA-Abteilungen) nicht so stark erwischt haben dürfte: Es
wird keine leichte Orderrunde. Kommer­
zielle Themen weiterzuentwickeln, ist
Pflicht, neue Kundenwünsche zu
wecken, die Kür der Kreativen. Letzteres will diese Preview zur Saison
Herbst/Winter 2015/16 beleuchten.
30 TZ 23/24 2014
Jogger laufen an. Ein Blick zurück:
Die Jog’n Jeans aus Sweat­
material überraschte die Produktentwickler von MAC mit
exzellenten Verkaufszahlen,
der Schnellschuss in zwei
authentischen Blauwaschungen war im Nu aus­
verkauft. Die lässige Jeans­
optik, gepaart mit dem Komfort von
Sweatpants, hatte Einkäufer wie Konsumenten überzeugt. Folglich wird es 2015
Jog’n Cargo, Jog’n Chino, Jog’n Jeans mit
Bündchen am Beinabschluss sowie eine Jog’n
Jacket – die Jeansjacke aus Sweat-Denim –
geben. Jog Pants setzt G-Design im Tapered Fit
und mit sportiven Elementen in Szene:
»Schwarzgrauer Wolljersey mit HahnentrittDessin und Ripsband sorgt für coolen HybridStyle«, ist Brand Director Marc Alexander
­Kofler überzeugt. Doch nicht nur in der Nische,
auch im Mainstream bahnt sich das Thema
seinen Weg. Sven Leue, Produktverantwortlicher für die Herrenhosen von Brax, kündigt an:
»Im Sommer kommt ein Flash-Programm, davor
© G-DESIGN
preview h/w 15/16
zeigen wir erstmalig Jogger in der Vororder. Eine super Geschichte, die wir
­entsprechend penetrieren werden.« Michael Willems, Produktmanager bei
Alberto, legt nach: »Hochwertige Materialien machen die Edeljogger absolut
straßen- und – richtig gestylt – bürotauglich.« Er hat ausgehend von Tunnelzughosen mit Bündchen am Saum gleich eine ganze neue Kategorie kreiert, die unter
Cosy Pants firmiert. Den unterschiedlichen Styles ist eines gemein: höchste
Elastizität.
Superstretch erleichtert Dreiklang. Mehr als 30 % Elastizität – das kannte
man bisher nur bei Denims für Damen. Neuentwicklungen aus den Textillabors
schaffen es nun, auch bei Männerhosen die geforderte Formbeständigkeit zu
garantieren: Fasern wie T400 und Stoffe wie Lycra dualFX sorgen für entsprechende Rücksprungwerte. Uta Erbeldinger trägt als Head of Design die Produkt­
verantwortung für Herrenhosen im Hause Atelier Gardeur. Sie berichtet von
Freudenschreien der Testpersonen bei den ersten Anproben der Prototypen. Und
von Sorgenfalten auf der Stirn der Techniker, die den heiklen Zuschnitt solch
dehnbarer Stoffe in den Griff bekommen müssen. »Entscheidend ist der Dreiklang: Oberschenkel, Knie und Saumweite müssen die Figur formen, ohne unangenehm am Bein aufzuliegen«, weiß die Spezialistin. Vom Markt bestimmt (und
nicht von den Machern) geht der Hosentrend weiterhin klar zur schmalen
­Silhouette. Selbst beim so breit aufgestellten Spezialisten Hiltl ist mittlerweile
der Contemporary Fit mit 40 cm Fußweite die meistgeorderte Passform, 38 und
sogar 36 cm hat man ebenso im Offert.
Optik und Haptik. Wolle blieb das große Revival in der Hosenmode bislang
verwehrt, Wolloptik in Baumwolle sowie in Fasermischungen wie Ceramica
konnte hingegen punkten. Dieser Look zeigt sich nun durchwegs ausgebaut und
verfeinert – getrickst wird nicht zuletzt mit Drucktechnik. Ein haptisches Erlebnis
versprechen weitere Innovationen am Materialsektor: einerseits Entwicklungen
rund um bedruckten Samt, Waffelcord und Fustagno, andererseits – dank
Beschichtungen – rund um die Lederoptik. Veloursartigen Leather Touch Gabardine sowie gecoateten Sweat-Denim mit feiner Lederoptik nennt MAC als seine
modischen Spitzen. Alberto schnürt ein Paket rund um Veggie Leather, das eine
verblüffende Nubukoptik bei hoher Elastizität und Atmungsaktivität bietet.
Luxusdenim. Eine Antwort auf abnehmende Frequenz im stationären Mode­
handel kann das Steigern des Umsatzes pro Bon sein. 99,95 € scheinen da bei
Hosen und Jeans vielerorts als magische Schwelle, die geknackt werden will.
Als Gegenleistung für höheres Einkaufsbudget verlangt die Kundschaft freilich
einen Mehrwert. Der kann aus besonderer Optik resultieren, wie partiellem
Einsatz von Echtlederdetails oder dem Spiel mit markanten Steppungen aus
© JAY-PI
Matt mit glänzend, glatt mit
gesteppt, strukturiert mit
beschichtet – das ist der Mix der
Saison. Dazu rutschen Kanten
und Säume nach oben: Nicht nur
das Sakko zeigt sich noch kürzer,
auch die Hosen rücken das
Schuhwerk vermehrt ins Blickfeld.
Farbigkeit tritt in den Hintergrund,
was die Designer zum Spiel mit
den Proportionen herausfordert.
Cosy kann vieles sein, das Wörterbuch kennt 16 Synonyme von
behaglich bis schnuckelig. Allerdings: Der neuen Gemütlichkeit in
der Männermode wird man verbal
nicht gerecht: Ein Griff sagt mehr
als tausend Worte …
www.roeckl.com
© CAMP DAVID
© Roy Robson
Optik & Haptik
© VENTI
preview h/w 15/16
Bändchengarn. Dann gibt’s das Thema intelligente
Wärmespeicherfunktion als Winter-Special – hier
rollt eine neue Generation an Thermohosen an. Oder
es wird an Beimischung und Ausstattung gedreht,
die ein Storytelling am POS erlauben: Tencel und
Cashmere machen dabei Denim und Pima Cotton
extrasoft, geteilter Bund, AMF-Stitches und Halbmondriegel sorgen für schneidermäßige Attribute.
Dass Volumenanbieter Brax genau an so einer
­Kapselkollektion mit Zielpreislage 119 € arbeitet, ist
schon bemerkenswert …
© HILTL
Feintuning beim Hemd. Das schmal geschnittene
Hemd ist am Markt angekommen – bei manchen
Labels hat der Slim Fit stückzahlmäßig den Regular
Fit bereits rechts überholt. Jetzt wird an der Feinabstimmung gewerkt. Jacques Britt reduziert beispielsweise die Taillenweite seiner schlankeren Linie »Blue
Label« von 100 auf 98 cm. Im Mutterkonzern Seidensticker merke man deutlich die Umsatzverlagerung zu
schmalen Hemden, so Jens Brand, Produktmanagement: »‹Splendesto‹ wächst einstellig, ›Schwarze
Rose‹ zweistellig und ›Uno Superslim‹ hoch zweistellig.« Stretchqualitäten, sowohl beim Businessals auch beim Casual-Hemd, bekommen so
neuen Stellenwert, allem voran »Natural
Stretch«, wo die Elastizität über die Webtechnik und nicht über Kunstfaserbeimischung
zur Baumwolle herrührt. Ein bevorstehendes Revival des Jerseyhemds ist da
nur logisch. Besätze bleiben wichtig (vor allem unter Verwendung
grafischer Minimaldrucke) –
jedoch gilt, »less is more«.
Denn der Fokus wandert mehr
auf Knopf und Bänder. Hier
eine kaum zu toppende Vielfalt an Perlmutt-, Horn- und
Holzoptiken nebst marmorierten, schimmernden und
farblich abgestimmten, ja
selbst im Stoffdessin bedruckten Knöpfen. Dort teils mehrfärbige Bänder, die vermehrt im Kragensteg, auf der Leiste oder in der
Innenpasse neue Akzente setzen. Die
Dauerdiskussion Brusttasche ja oder nein
beim modischen Hemd bekommt einen
neuen Aspekt: Eine Paspeltasche, deren
Taschenbeutel zur Pochette umfunktioniert
werden kann, zeigen u. a. Pierre Cardin und
»Schwarze Rose«. Modische Männer griffen
zuletzt vermehrt zum Shark, was die Hemdenmacher veranlasst, ihren Basiskragen neue
Varianten zur Seite zu stellen: »French Kent«
oder »Windsor« sind leicht gespreizte Typen,
angesiedelt zwischen Hai und klassischem Kent.
In der Kundengunst steigt auch der Under-Buttondown (auch Covered Button-down genannt), der
32 TZ 23/24 2014
mit seinen versteckten Knöpfen für besonders korrekten Kragensitz gerade mit
­Krawatte sorgt und Spielarten wie Piccadilly oder Tab obsolet macht. Apropos
Krawatte: Die ist gar nicht tot und hält auch 2015 Überraschungen bereit.
Eindrucksvoll: All-over-Prints. Typische Krawattenmuster sind eine der Spielarten bei All-over-Drucken auf Hemden. Waren die Sommerkollektionen noch
eher floral geprägt, setzen die Designer nun hauptsächlich auf geometrische oder
ornamentale Drucke: Webeffekt imitierend, handgescribbelt, origamiartig oder
architektonisch sind einschlägige Vokabeln dazu. Marion Gehring, Mastermind
hinter der Hemdenkollektion von Pierre Cardin, stellt fest: »Minimalprints sind
ein tolles Thema, Karos dafür extrem rückläufig, vor allem die normalen Basics.«
Philipp Schmitz obliegen Vertriebsleitung und Brand Management bei Seiden­
sticker. Er schätzt den künftigen Anteil an All-over-Prints in seiner Business-lastigen Kollektion auf 5 bis 10 % ein. Johannes Fischer von Camel active traut den
»AOPs« in seiner bislang von Karos geprägten Casual-Kollektion sogar zwischen
20 und 25 % zu. Während Druck beim Hemd nun auch im Herbst eine bedeutende
Umsatzsäule darstellen wird, bedient Print bei Hosen eher die expressive Spitze.
Bei G-Design reicht die Range von architectural Micro-Prints und Mikrostrukturen
wie Mini-Pepita, Micro-Dots und Diamonds bis zu All-over-Handbemalungen.
Auch Gips- und Lasertechniken verleihen den Hosen dieser experimentier­
freudigen Marke eine besondere Camouflage-Optik. Atelier Gardeur sieht Drucke
dagegen als Nachfolger von Jacquards und setzt sie so uninahe wie möglich ein.
Druck in der Outerwear erfasst dafür den Mainstream: Über Anoraks in Camouflage traut sich nun auch Eva Schulz, die Kollektionsgestalterin der Jupiter
Sportswear, drüber. Und Bugatti sorgt mit bedrucktem Veloursimitat (»Microma
Velours plus«) für eine noch attraktivere Lederoptik. Neu für den Marktführer sind
extrem feinfädige Polyesterqualitäten, die mit gedruckter Kleinmusterung eine
matte Wolloptik imitieren. Knackpunkt ist, dass solcherlei Warentypen nun auch
aus Korea kommen und dadurch »bezahlbarer« sind als die japanische HightechWare, die schon im Premiumsegment reüssierte.
Pleitenretter bei Outdoor. Übergangsware und Materialmix – wenn bei
Jacken etwas in diesem rekordwarmen Herbst funktionierte, dann waren es
diese beiden Schlagwörter. Jörg Steinbrück, Produktmanager Jacke bei Bugatti,
erläutert: »Stepper waren Pleitenretter am POS, daher haben wir Übergangs­
jacken deutlich ausgebaut. Neu kommt superleichter Stepp in Verbindung mit
Outlast. Diese Körperklimaregulierung ist nun kein extra Layer mehr, sondern in
die dünne Wattierung integriert – ein Promotion-Thema rund um fünf Styles, in
das wir viel Power stecken.« Sein Kollege aus der Mantelabteilung, Marcus
Kaiser, setzt auf herausnehmbare Innenfutter, um den klimatischen Schwankungen Paroli zu bieten. Manfred Kamps, Geschäftsführer bei Jupiter Sportswear,
macht sich über die Darstellung am POS Gedanken: »Wichtig ist, dass im Handel
Übergangsthemen explizit herausgestellt werden und nicht in der Stamm­
abteilung untergehen. Vielleicht kommt der Endverbraucher dann sogar auf die
Idee, dass er zwei Jacken brauchen könnte …«
Der Mix von Nylon, Wolle, Baumwolle, Leder, Loden, Strick, Teddy-Pelz, Fake Fur
und sogar Neopren zeigt sich zum nächsten Herbst noch vielfältiger, meist dreht
sich das Spiel um gewollte Matt/Glanz-Effekte. Lammfell als wertiges (und
ethisch einwandfreies) Besatzmaterial kommt zu neuen Ehren. Christopher
Droste, Designer Sportswear bei Pierre Cardin, erklärt: »Bewusst haben wir
überfärbtes Toskana-Lamm in verblüffender Langhaaroptik für unsere Kapuzen
gewählt. Es macht Kojote, Marderhund oder Blaufuchs absolut verzichtbar.«
Activewear-Einfluss. Beschworen wird er schon länger, jetzt greift er auch im
mittelmodischen Herrenmoden-Genre um sich: der Einfluss von Activewear. Zum
Beispiel in Detaillösungen, wo Mesh – das luftdurchlässige Textilnetzgewebe –
preview h/w 15/16
© ALBERTO
bei Jacken von Bugatti bis Pierre Cardin unter dem Oberkragen, in Quetschfalten
der Taschen oder als Reißverschluss-Garagen zum Einsatz kommt. Die markante
Netzoptik druckt »Schwarze Rose« auf eines seiner modischsten Hemden. Mac
zeigt dagegen erstmals gewebten Trikotine-Denim: Eigenschaften und Struktur
wie von Jersey, superbequem dehnbar, formstabil – und dabei in typischer
Jeansoptik. Hiltl hat unter der Überschrift »Performance« urbane Fahrradhosen
mit Weitenverstellung am Saum und reflektierenden Details kreiert. Und
­Benvenuto stellt zur Herbstsaison die Neuauflage des Sneaker Suit gleich in
mehreren Varianten (u. a. auch in Jersey) vor: Diese erstmals zur Sommerorderrunde präsentierte Anzugkategorie eroberte schon mal die Herzen der Einkäufer,
werden doch die Kriterien, die den Sportschuh zum Liebling vieler Fashionistas
machten, auf den konfektionierten Anzug übertragen – Mesh, Neondetails und
High Performance inklusive.
Der »neue« Anzug. Was hat neben NOS-Baukästen Berechtigung? Die Krea­
tiven suchen Antworten. Der Casual-Anzug ist eine davon – z. B. in Denim-Jacquard bei Cinque. Benvenuto kombiniert zum halb gefütterten Jersey-Blazer eine
Hose in gleichem Obermaterial – und rückt damit den Casual-Ansatz in Richtung
Business. Oftmals muss man an den Neuentwicklungen der Weber zupfen und
ziehen, um festzustellen: ja, tatsächlich, Jersey! Kommt dann noch neben der
»BRAUCHEN ANDERE SILHOUETTE«
© CINQUE
GUIDO OSTLÄNDER, HEAD OF DESIGN CINQUE MEN
Ihr Resümee zur abge­
hakten Saison?
Es enttäuscht, dass die
Ware am POS eigentlich
total richtig ist, der Kunde sich im Moment aber
vielen Bereichen – vor
allem der Sportswear
gegenüber – verweigert.
Man kann nicht sagen,
man hätte aufs falsche
Pferd gesetzt. Vielleicht
mangelt es an der fokussierten Darstellung von
Themen? In vielen Geschäften wird man ja
erschlagen von der Warenmenge – ich glaube,
da wird einem viel an Einkaufslust genommen.
Mit welchen Ideen wollen Sie gegen­
steuern?
Auch wenn viele über das Sakkogeschäft
­klagen: Was wir an Jersey verkaufen, ist schon
gewaltig. Die große Bequemlichkeit bei enger
Passform funktioniert supergut – deshalb nun
die Idee, dies auf den Anzug zu übertragen.
Auch werden wir wieder die modische Zweibundfaltenhose propagieren: oben etwas weiter
im Schnitt, unten eine 34er-Fußweite. Wir sind
eben erst von einer Branchenbeobachtung aus
London zurückgekehrt. Dort ist gigantisch, wie
viel junge Männer Mäntel anprobieren. Die
modifizierte Auslegung des Mantels – körper­
betont, clean im Styling, reich in der Qualität –
bahnt sich als wirklich interessantes Thema
an. Jog Pants – nicht nur aus Jersey, sondern
auch aus gepflegter Wollware – traue ich zu,
für modische Kunden eine gute Option zu
sein, Casual neu zu interpretieren. Da geht’s
eindeutig weg von Flanellhemd und CargoHose – hin zu Outfits, die unter dem Einfluss
von Activewear stehen.
Sie sehen die Outfits also eher dunkel und
kontrastarm?
Monochrom – das ist so ein Traum, den wir in
unserer Designhöhle leben. Das Problem ist
nachher im Handel, dass die Flächen zu
­dunkel wirken. Schwarz und Grau werden
dominieren, dazu arbeiten wir mit Bordeaux.
Aufgrund des ruhigen Farbbildes machen wir
uns viele Gedanken über die Artikel, die wir
einsetzen. Aber auch über Schnittführung
und Proportionen. Wir müssen trachten, eine
andere Silhouette in den Look zu bekommen,
was wir über verschiedenste Längen spielen.
Sozusagen Layering 2.0 – mit dem überlangen
T-Shirt als Kernprodukt.
Welchen Lieblingslook erachten Sie als
repräsentativ für die Saison?
Ein mit 69er-Länge knackig kurzes Sakko in
kariertem Wolljersey, Stehkragenhemd, tonal
abgestimmte Jog Pant in grobem Wolldonegal
und moderne Lederstiefeletten dazu. CD
TZ 23/24 2014 33
© MAC
preview h/w 15/16
LuxusDenim
»Cashpima« – mit dem Mix aus
besonders langstapeligem Pima
Cotton, Cashmere und Lycra will
auch ein Volumenhersteller wie
Brax in höhere Sphären vordringen. Bei sinkender Frequenz am
POS soll nobler Denim für höhere
Bons sorgen. Geht die Rechnung
auf? Investiert haben ausnahmslos alle Hosenmacher nicht nur in
spürbare Haptik, sondern auch in
sichtbare Tugenden. Denn zu
Superstretch und Jogger-Feeling
gesellen sich interessante Detaillösungen. Zu entdecken ist
­manches auf den ersten Blick
(wie Patchwork-Effekte), anderes
erst auf den zweiten (wie Lederpaspelierungen).
© cinque
Das »neue« Sakko. Die Revolution hat schon
stattgefunden: Hybrid-Styles als Mittelding zwischen Sakko und Jacke, Two-in-one-Typen mit
auszipp­baren Blenden, Materialmix-Modelle in
Kombination mit Strick und/oder Leder, Crazy-Blazer
mit speziellem Kontrastspiel an Knopf und Kragen
sowie Waschsakkos neben den Jerseysakkos als
andere Art der Casual-Interpretation – all diese
Teile haben ihre Feuertaufe am POS bereits bestanden. Nun geht’s an die Evolution: Hier wird mit Stichelhaar experimentiert, dort der »neue« Drei-Knopf
propagiert. Ganz sicher bekommt im Komplettlook
die konfektionierte Weste mehr Stellenwert. Und
allerorten ausgebaut zeigt sich die Strickoptik beim
Sakko. Für Modelle, die gerade noch konfektioniert
rüber­kommen, aber durch Verzicht auf Ärmelknöpfe
und Seitenschlitze schon sehr nahe an der Strickjacke liegen, hat Benvenuto einen tollen Begriff fürs
­Marketing geprägt: »superleggero«.
© Atelier GARDEUR
34 TZ 23/24 2014
interessanten Struktur ein markantes Dessin dazu,
freut sich der Designer. Wie Guido Ostländer von
Cinque Men (siehe Interview). Um seine Anzuglooks
emotional aufzuladen, setzt er auf Bundfaltenhosen
und superkurze Sakkos über superlangen Strickteilen
und noch längeren T-Shirts. Oder alternativ auf die
doppelreihige Weste für »ein neues Gesicht beim
Anzug«. Roy Robson dreht ebenfalls am Modegrad.
Schlanke Slim-Anzüge in 73er-Länge sieht man hier
weiter auf der Überholspur, die Fußweite wurde auf
38 cm reduziert. Seasonal-Anzüge solcher Art wirken zusätzlich durch 3D-Musterungsbilder, BirdsEye-Optiken, Retrodessinierungen oder Flanellvarie­
täten – sie sind der Kontrapunkt zur etablierten
Depotware. Was verlangt ein moderner Anzuglook
noch im Winter? Richtig: einen adäquat gefitteten
Mantel. Diese Warengruppe gilt als großer Hoffnungsträger – einen gewichtigen Anteil an der
­Zuversicht hat einmal mehr Jersey!
Der Einkäufer als Nadelöhr. Die schwierige
Orderrunde steht erst bevor, doch schon jetzt hadern
die Kreativen mit der befürchteten Realität bei den
Kollektionsvorlagen: dem Ablehnen ihrer Neuheiten. Marc Alexander Kofler: »Wir könnten so viel
Menschen – sprich Endverbraucher – mehr glücklich machen, wenn’s nicht so viele Einkäufer mit
Scheuklappen gäbe. Wir sehen es an unseren
gesteuerten Flächen, die im Vergleich zu ungesteuerten zwischen zehn und 15 Punkte besser liegen.
Klaus-Dieter Schwerma, Produktmanager Anzüge/
Sakkos bei Bugatti, fragt sich auch – und gibt gleich
die Antwort darauf: »Warum sind Zara und Massimo Dutti immer voll und der Multimarken-Filialist
daneben leer? Weil letzterer immer eine Wiederholung der Saison macht: Was man gut verkauft hat,
kauft man wieder ein. Dazu kann ich nur sagen:
50 % vom Bewährten reichen. Und 50 % gehört
Neues dazu!« CD
MUST HAVE
IM JÄNNER 2015
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© Wilvorst
Serfan
Junge Klassiker
E
© Serfan
rst im Jänner dieses Jahres gründeten Serhat Yilmaz und Stefan
­Buntscheck ihr Label Serfan in Augsburg. Ihr Ansatz: Nimm dir einen
Klassiker und lasse ihn im modernen Zeitgeist erscheinen. So passiert
mittlerweile mit zwei Kollektionen rund um Chelsea Boots und Oxfords.
­Diese werden in Kleinauflage in einer spanischen Produktionsstätte von
Hand gefertigt. Neben den hohen Qualitätsstandards – alle Modelle sind
aus spanischem Vollkalbsleder mit Doppelnaht gefertigt – legen Yilmaz und
Buntscheck auch großen Wert auf faire Arbeitsbedingungen. Erhältlich sind
die Schuhe sowohl online als auch im stationären Fachhandel, wobei man
die Handelspartner durch die stabile Preislage ohne Reduzierungen unterstützen will. Zum Ende des Jahres gab das Label nun eine Kooperation
bekannt. Der Designer Thomas Rath wird die beiden Gründer als Netzwerker
und Mentor unterstützen – und ihnen außerdem seine internationalen
Showrooms und Vertriebswege zur Verfügung stellen. Bei den Schuhen soll
es übrigens nicht bleiben: Yilmaz und Buntscheck planen, ihr Angebot im
Laufe der Zeit auch um Accessoires und Bekleidung zu erweitern.
WILVORST
COOL CLASSICS
K
lassiker mit neuem Gesicht – das
hat sich der Anlassmode-Spezialist
Wilvorst vorgenommen und auch
umgesetzt. Dazu zählt der mitternachtsblaue Smoking: Denn Night Blue ist das
neue Schwarz – und hat das Zeug, ein
modisches Statement in Sachen ColorCode zu setzen! Das Smokingjacket
bekommt zusätzlich ein modisches
Update: Ein schmaleres Revers mit Spitzfasson verfeinert optisch die Silhouette.
Nichts ist klassischer und gleichzeitig
zeitloser als ein Frack – der König fes­
tlicher Bekleidung. Eine neue Schnitt­
führung und eine kontemporäre SlimLine-Optik garantieren auch anno 2015
den zeitgemäßen Auftritt. Selbst Cuts
präsentieren sich im frischen Look:
Körper­betonte Schnitte in Verbindung
mit Westen und Accessoires, die augen­
zwinkernd mit manchen Konventionen
brechen, machen den Klassiker zum
modischen Highlight. Accessoires sorgen
für den letzten Schliff: Mascherl, Kummerbund, Lackschuh, Manschettenknopf
oder Plastron sind Hingucker, die jedem
Outfit eine eigene Note verleihen – und
die, ebenso wie die Konfektion, von
­Wilvorst für seine Handelspartner bevorratet und zur kurzfristigen Lieferung
bereitgehalten werden.
36 TZ 23/24 2014
Frankfurt Style Award
Jungtalente
gesucht
S
eit 2008 fördert der Frankfurt Style Award die jüngsten
Talente der Modebranche. Soeben startete die internationale Ausschreibung für die Ausgabe des nächsten
Jahres. Bis zum 16. Februar können sich Studierende und
Schüler aus der Fachrichtung Modedesign von 500 Schulen
mit einer aussagekräftigen Skizze und der dazugehörigen
Konzeptidee bewerben. Das Motto 2015 lautet »Pioneering
Destiny« und widmet sich der Innovationskraft und dem Pioniergeist der jungen Kreativen. In drei Kategorien können die
Nachwuchstalente ihre Kreationen einreichen: »Blue Revolution«, »ECOlogical Green« und »Over the Rainbow«. Eine
Fachjury wählt die Top 60 aus, die zum Finale im September
2015 geladen werden. Gastgeber ist dabei einmal mehr die
Fraport AG, die für die Gala das Fraport Forum zur Verfügung
stellt. Daneben gehören zu den Förderern auch die Stadt
Frankfurt am Main, die die Schirmherrschaft übernimmt, die
FrankfurtRheinMain GmbH sowie das Unternehmen s.Oliver,
das seine Unterstützung erneut ausgebaut hat und unter
anderem die weltweite Ausschreibung an den Hochschulen
finanziell unterstützt.
mode aktuell
MIDAS COLLECTION
STILIKONEN ZUM DURCHBLÄTTERN
V
© Midas
on nahezu jedem Teil der modernen
Männergarderobe gibt es ein »erstes
seiner Art«: Das ultimative Vorbild –
oft entwickelt von einem einzelnen Unternehmen oder einer Marke für ganz spezifische Anwendungszwecke, aus dem sich alle
nachfolgenden Fassungen ableiten lassen.
Auf 192 Seiten untersucht »Männer mit Stil«
aus dem Schweizer Verlag Midas Stück für
Stück die wichtigsten und berühmtesten
dieser Produkte. Beleuchtet werden Herkunft und Historie sowie die Frage, welchen
Einfluss das Kleidungsstück darauf hat, wie
Männer sich heute anziehen. Hintergrundgeschichten zu Design, Marke oder Unternehmen informieren und unterhalten zusätzlich. Der Autor Josh Sims ist freischaffender
Stil- und Modeexperte. Er schreibt für
renommierte Zeitungen wie The Financial
Times, The Independent, Mail on Sunday,
Esquire, GQ, Wallpaper und i-D. Zu seinen
Buchpublikationen gehören »Cult Streetwear«, »Rock/Fashion« und »Dictionary of
Fashion Designers«.
S.T. DUPONT
DIAMANTSTAUBVEREDELUNG
© S.T.DUPONT
S
imon Tissot Dupont – Gründer und Namensgeber des Luxusaccessoires-­
Herstellers mit Sitz in Paris – erwarb 1872 eine Manufaktur, die lederne Aktentaschen für Diplomaten und Geschäftsleute herstellte. 1884 gelang es ihm, Les
Grands Magasins du Louvre als Kunden und Vertriebspartner zu gewinnen, 1920
beschäftigte die Firma bereits 250 Mitarbeiter. 1929 entwickelte man ein Verfahren
für die Ledergerbung und -bearbeitung mit Diamantstaub. Das Ergebnis: unver­
gleichlich haltbares und fein glänzendes Leder. Während des Zweiten Weltkriegs
war Rohmaterial Mangelware, stattdessen produzierte man Feuerzeuge – bis heute
bekannter und fester Bestandteil des Sortiments neben den luxuriösen Lederwaren.
Nun hat sich S.T. Dupont mit der Taschenserie »Line D Soft Diamond« der alten
Technik besonnen und diese Verarbeitungskunst weiterentwickelt. Das mit den
­extrem harten Kristallen bearbeitete Leder wird dabei extra weich, verliert aber
weder an Strapazierfähigkeit noch an edlem Schimmer.
TZ 23/24 2014 37
© Camp David
mode aktuell
G
CAMP DAVID
© Thomas Lerch
DUFT & SCHWEISS
© Getzner
leich zwei News zum Männermodenlabel
der Clinton Group: »Red« ist die neueste
Parfumkomposition von Camp David,
­inspiriert vom Preppy Style der jungen CollegeGeneration an den Eliteuniversitäten im Osten
der USA. Die Kopfnote wird von Bergamotte und
frischer Zitrone bestimmt. Die Verbindung von
Rosmarin, herben Gurjum sowie exotischem
Kardamom bildet die Herznote. Schweres
Zedernholz und sinnliches Kaschmir prägen die
Basisnote, die durch das süßlich-erdige Bukett
von Vetiver akzentuiert wird. Der quaderförmige
Glasflakon wird von einem kantigen Verschluss
aus Echtholz gekrönt und mit Stickerei-Patch
geschmückt. Ebenfalls ab sofort erstmalig im
Handel ist die Funktionsbekleidungslinie »Performance«. Die Kollektion wurde im Rahmen einer
Expedition am Kap Horn einem echten Härtetest
unterzogen, welche die Teilnehmer – unter
ihnen Extremsportler Joey Kelly – bis an ihre
Grenzen führte. Für eine Listung des neuen Programms an Powerstretch- und Softshell-Jacken,
Funktionsshirts und Accessoires konnte auch
Sportartikelhändler SportScheck mit seinen Filialen und dem Online-Store gewonnen werden.
Designer Award
Preis und
Pop-up
B
GETZNER
SPITZE AM WELTMARKT
W
enn ein Kilogramm ausgelegt für 340.000 Meter reicht, wird dies
mit der Garnfeinheit-Bezeichnung Nm 340 ausgedrückt. Ein Zweifachzwirn in dieser Güte ist die Spitze innerhalb einer Stoffkollektion
höchster Qualität aus dem Hause Getzner. Die österreichische Muttergesellschaft (mit Sitz in Bludenz) und ihr Tochterunternehmen, die Weberei Russikon
in der Schweiz, haben eine neue Produktlinie ins Leben gerufen, die unter
»Swiss Luxury Fabrics bei Getzner« firmiert und sich insbesondere als hochwertige Meterware für den Hemdenmaßschneider empfiehlt. Die Preisrange
bewegt sich bei einer Abnahmemenge von 1,5 bis 15 Meter je nach Feinfädigkeit des Garns zwischen 15 und 49 €, ein prompter Lieferservice von 24 bzw.
48 Stunden gehört zur herausragenden Betreuungsqualität. Prokurist und
Export Sales Manager Dieter Haid ist sich sicher: »Die brillante Optik, das
­einzigartige Finish und alleine schon die Haptik dieser superfeinfädigen
­Materialien unterstreichen die Exklusivität am gesamten Weltmarkt!«
38 TZ 23/24 2014
ereits zum zwölften Mal wird nächsten
April der Ringstrassen-Galerien Designer Award vergeben – mit einer großen
Neuerung. Die Einreichfrist läuft ab sofort bis
zum 16. Februar. Das diesjährige Motto lautet
»Urban Classic«, bei dem sich alles um klassischen Chic in moderner Interpretation und
in Verbindung mit zeitgenössischen Elementen dreht. Als Stilvor­bilder dienen Alexander
Wang oder Stella McCartney. Die Finalisten
präsentieren ihre Kreationen in einer Gala am
15. April, dem von einer renommierten Jury
gewählten Sieger winken 5.000 € sowie eine
aufwendig kreierte Trophäe. Zum ersten Mal
haben nächstes Jahr auch alle Finalisten die
Möglichkeit, ihre Kreationen in Pop-up Stores
zum Verkauf anzubieten. Diese werden
gemeinsam mit ausgewählten Store-Partnern
der Ringstrassen-Galerien betrieben. Dafür
wurden die Einreichkriterien erweitert:
Neben dem Wettbewerbsoutfit muss zum
Einreichzeitpunkt auch eine kleine komplette
Kollektion fertiggestellt sein.
SOREL
MATCHESFASHIONKOOP
Machen Sie den
österreichischen
Modehandel aufmerksam auf
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Wir freuen uns
über Ihren Anruf!
Erscheinungstermin:
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DOB: 26.01.2015
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DOB: 09.01.2015
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Tel.: +43/1/866 48 DW 212
Mag. (FH) Stefanie Stradel
BRUNO BANANI
FAVORITENROLLE
B
oxershorts, Pants, Slip oder String –
Männer haben die Qual der Wahl, was
die Verpackung ihres besten Stücks
angeht. Das Wäschelabel Bruno Banani und
das Online-Dating-Portal Shopaman wollten
es genau wissen und starteten eine Umfrage.
Das Ergebnis: 46 % der Herren greifen am
liebsten zu bequemen Boxershorts. Den zwei­
ten Platz belegt der klassische Slip (26 %),
25 % schlüpfen am liebsten in Pants. Aller­
dings: Boxer­shorts kommen nur bei 22 % der
Frauen gut an. 64 % favorisieren Pants am
Männer-Body. Der Slip fällt mit nur 6 % klar
durch das Attraktivitätsraster. Ein absolutes
No-Go ist der String: Nur 2 % der Männer und
5 % der Frauen empfinden ihn für den Mann
als anziehend. Bruno-Banani-Co-Geschäfts­
führer José Borge sieht’s pragmatisch: »Auf
das richtige Feeling kommt es an! Jedermann
braucht jeden Tag eine Unterhose, die muss
passen und gut aussehen. Die für mich per­
fekte Unterhose sitzt, rutscht nicht und, wich­
tig, das Waistband darf nicht umklappen!«
[email protected]
Tel.: +43/1/866 48 DW 222
TEXT
ILZEI
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ZU IS JAH
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LO LOSE
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N
© HIS
©Bruno Banani
© Sorel
G
egründet im Jahr 1962 in Kanada, bietet Sorel seit jeher
Funktionalität und Expertise in Sachen fachmännisch gefer­
tigte Boots. Der gewisse Kultstatus brachte die Schuhmarke
auch in Concept Stores und zu Modehändlern bis nach Österreich.
Nun wird dieser besondere Nimbus in Form einer Kooperation mit
Matchesfashion unterstrichen. Das Luxury Fashion Store mit mitt­
lerweile 14 Filialen in London und einer internationalen Online­
präsenz wurde von Tom und Ruth Chapman vor mehr als 25 Jahren
gegründet. Deren Geschäftsidee eines ein­
maligen Einkaufserlebnisses basiert auf
der Zusammenführung neuer und bereits
etablierter Designer aus aller Welt. Die
sechs Styles umfassende Gemeinschafts­
entwicklung ist von den ikonischen Filzin­
nenstiefeln und vom robusten Leder
inspiriert – beides charakteris­
tisch für das Premium-Foot­
wear-Label Sorel. Die VKPreise starten bei
umgerechnet rund 162 €.
HAKA & DOB Orderstart
& Trendticker
H/W 2015/16
GASTGEBERIN
Claudia Laub-Reitterer
(3. v. l.) mit Gratulanten (v. l.):
Karl Mahrer (LandespolizeiVizepräsident), Christine Mahrer
(Galleria-Centermanagement),
Wolfgang Kurzacz-Dörflinger
(CA Immo) und Christian
Reitterer.
Wer? Claudia Laub-Reitterer Wo? Boutique Vento, Wien Was? Mitten in Wien – genauer
im Einkaufszentrum Galleria im 3. Bezirk – betreibt Unternehmerin Claudia Laub-Reitterer
ihre Boutique Vento. Mit Marken wie 7 For All Mankind, Schumacher, Patrizia Pepe, Style
Butler oder Iheart begeistert sie seit nunmehr 20 Jahren ihre modeaffinen Kundinnen.
Erst 2013 übersiedelte Laub-Reitterer auf ihre neue Geschäftsfläche und feierte
Wiedereröffnung. Und auch 2014 geht es nicht ohne Feier – zum 20-jährigen Jubiläum
lud sie Stammkundinnen und Ehrengäste in ihren Fashion-Store. Höhepunkt der
Geburtstagsparty war eine Modenschau, bei der neben professionellen Models auch
Stammkundinnen über den Catwalk liefen und u. a. Mode von Schumacher, Max Volmáry
und Patrizia Pepe zeigten. Auch das Centermanagement der Galleria rund um Christine
Mahrer ließ sich die Feier nicht entgehen.
AM PODIUM:
Alex Marashian
diskutierte mit
Massimo Vitali, Mona
Kuhn und Tom
Wallmann.
Alle Bilder © VEnto
20 JAHRE IN MODE
FASHION-SHOW:
Ein Model im Mantel
von Liu Jo und
einem Kleid von
Patrizia Pepe
KAMERAWINKEL:
Bei der
Podiumsdiskussion
war schnell klar:
Diesen einen, einzigen
Blick auf Fotografie
gibt es nicht.
Wer? photo::vienna Wo? Museum für angewandte Kunst, Wien Was? FotografieWerkschau. Marc O’Polo leistete sich einen Blick über den gewohnten Tellerrand. Als
Hauptsponsor der photo::vienna lud MOP-Eigentümer Werner Böck zum Talk begnadeter
Fotografen. MOP-Marketingleiter Tom Wallmann diskutierte mit Massimo Vitali und
Mona Kuhn über moderne Fotografie, Auftraggeber und die eigenen Ansprüche. Die
Podiumsdiskussion bildete den Auftakt zu einer dreitägigen Werkschau, bei der 80 Werke
aus sämtlichen Schaffensbereichen der Fotografie ausgestellt waren. Die Bandbreite
reichte von einstürzenden Häusern über einmalige Tierstudien bis zu perfekter
Modefotografie. Auch unter den Fotobegeisterten: MOP-Österreich-Chef Franz Mairinger,
der sich vor allem für die Brücke der Fotografie zwischen Kunst und Kommerz interessiert.
40 TZ 23/24 2014
Alle Bilder © Sandro Zanzinger
AUGEN AUF!
Alle Bilder © Penz
society
VOLLER EINSATZ:
Modehaus-Chef Franz Penz,
Barbara Schwetz-Penz,
Elisabeth Mühlberger, Marcus
Schwetz und Pal-ZileriRepräsentant Marco Gugler
Alle Bilder © MGC Wien
GUSTO AUF MASS
SHOWTIME:
Am Moda Campania
Fashion Day wurde im
MGC ausgewählte
italienische Mode
gezeigt.
Wer? Penz Wo? Herrenmodenhaus, Linz Was? Sie
haben schon Tradition: die Maß-Tage bei Moden Penz.
So war Edelkonfektionär Pal Zileri bereits zum fünften Mal
als Partner für Extrawünsche der sartorialen Art im Hause.
Schneidermeisterin Maria Rita Martinelli kam wieder
eigens aus Italien angereist – sie schlug mit Maßband
und geschultem Auge die Brücke zwischen der
wohlbestallten Linzer Kundschaft und der Produktion in
Vicenza, wo eine Hundertschaft Näherinnen handpikierte
Anzüge und Sakkos fertigt. Heuer allerdings ein neuer
Aspekt: die Präsentation der Vorzüge von individuell
angefertigter Konfektion im Rahmen eines Events. Marco
Gugler, Area Manager für Österreich und Deutschland,
stellte einer handverlesenen Gästeschar die Philosophie
und Arbeitsweise seiner Marke vor, Familie Penz und
Prokuristin Elisabeth Mühlberger organisierten dazu ein
italienisch geprägtes Schmankerl-Buffet. Für Gusto auf
ebenfalls nach Kundenwunsch gefertigtes Schuhwerk
sorgte weiters Rainer Reichl, der in seinem
Schuhgeschäft die holzgenagelten Handmacher-Schuhe
vertreibt. Dieses »zweite Bein« des erfolgreichen
Werbeagenturchefs kannten die wenigsten – auch nicht
EKZ-Zampano Ernst Kirchmayr.
BELLA ITALIA
Wer? MGC Wien und Unioncamere Campania Wo? MGC, Wien Was? Anfang
November luden der italienische Botschafter in Wien, die italienische Handelskammer und
die Unioncamere Campania gemeinsam mit dem Wiener MGC zum Moda Campania
Fashion Day in eine Messehalle des MGC. Insgesamt 13 italienische Unternehmen aus
der Region rund um Neapel wurden im Rahmen einer regionalen Ausschreibung
ausgewählt, um vor geladenem Publikum ihre Produkte zu präsentieren. Untertags wurden
Fachgespräche mit heimischen Agenturen und Vertretern geführt, da alle Aussteller an
einem Österreichvertrieb interessiert sind. Höhepunkt des Modetages im Zeichen
italienischer Kollektionen war eine Modenschau. Rund um die Präsentation versorgten ein
italienisches Buffet und Weine aus der Region Kampanien die anwesenden Gäste. Durch
den Abend führte die Orf-Radio-Wien-Moderatorin Carola Gausterer.
DAMENTRIO (v. l.): Martina Agosti,
italienische Handelskammer
München/Stuttgart, Radio-WienModeratorin Carola Gausterer und
Stefania De Lucia, ebenfalls von
der italienischen Handelskammer.
TZ 23/24 2014 41
firmen&personen
T
T
O
O
L
L
L
L
Y
Y
SCHAUFENSTERPUPPEN
BIANCA: NEUE
AGENTUR
Pünktlich zum Jahres­
beginn 2015 startet die
deutsche Marke Bianca
mit einer neuen Agentur
für Österreich. Martina
Exenberger wird das
Label mit ihrer gleich­
namigen Agentur von ihrem Showroom in der
Salzburger Fashion Mall aus auf dem heimi­
schen Markt vertreten. Neben Bianca umfasst
ihr Portfolio außerdem die Kollektionen
Reset, Doris Streich und Damo.
NON STOP: GLASER VERTRITT
MALVIN
Die deutsche Non Stop Modetextil Vertriebs
GmbH hat eine neue Österreich-Vertretung für
ihre Marke Malvin ernannt. Ab sofort verant­
wortet Wolfgang Glaser mit seiner Handels­
agentur das Label. Glaser war die letzten zehn
Jahre unter anderem für Public tätig. Zu seinem
Portfolio zählen neben Malvin auch Tramontana,
Piu Piu und Contatto. Er betreut den heimischen
Markt von seinem Showroom in der Salzburger
Fashion Mall aus.
© Plangger
© Exenberger
W W W . T O L L Y S . D E
p u p p e n @ t o l l y s . d e
FA R B K ATA L O G E . T E L 0 0 4 9 8 9 1 6 1 1 1 1 FA X 1 6 3 3 3 3
AMMANN:
PLANGGER
ÜBERNIMMT
Ö-VERTRIEB
Der Stuttgarter Tagund Nachtwäscheher­
steller ISCO-Textilwerk
Gebr. Ammann startet
mit neuem ÖsterreichVertrieb in die Ordersaison H/W 2015/16. Die
Plangger KG von Marco Plangger übernimmt
die Vertretung der Marke Ammann auf dem
heimischen Markt. Er soll einerseits die Posi­
tionierung des Labels in Österreich stärken,
andererseits die Markenpräsenz am POS
erhöhen. Außerdem werden nun erstmals
eine Damen-Nachtwäschelinie lanciert und
verstärkt Shop- und Flächenkonzepte präsen­
tiert. Das Unternehmen Ammann besteht
bereits seit 1886 und fertigt ausschließlich in
eigenen Werken in Europa. Zum Angebot
gehören ein umfangreiches Basic-Programm
(NOS), modische Tag- und Nachtwäsche,
­Mix-and-Match-Programme sowie Wäsche
in großen Größen. Marco Plangger betreut
die Kunden von seinem Showroom in der
Salzburger Brandboxx aus.
HANDELSAGENT/IN
Salzburger Traditionsunternehmen der Dirndlproduktion sucht ab sofort eine(n), in der
Trachtenbranche bestens etablierten Handelsagenten(in).
Verkaufsgebiet: Österreich/Deutschland
Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme:
HANNA-TRACHTEN
Karin Kurz, [email protected]
42 TZ 23/24 2014
impressum
Firma des Medieninhabers:
Manstein Zeitschriftenverlagsges.m.b.H.,
Brunner Feldstraße 45, 2380 Perchtoldsdorf,
Internet: www.manstein.at, Tel.: +43/1/866 48-0,
Fax: +43/1/866 48-100, E-Mail: [email protected],
Firmenbuchnummer: FN 62661 z,
Firmenbuchgericht: Landesgericht Wiener Neustadt,
UID-Nummer: ATU14936907,
Vertretungsbefugte Organe:
Mag. Dagmar Lang, MBA, Geschäftsführerin,
Mitglieder des Aufsichtsrats:
Prof. Hans-Jörgen Manstein, Klaus Kottmeier,
Peter Kley, Peter Ruß
Chefredakteurin: Mag. Brigitte Pfeifer-Medlin (bpm),
DW 219, [email protected],
Stv. Chefredakteur: Mag. Manuel Friedl (mf), DW 228,
[email protected],
Redaktion: Mag. Simone Arlits (sa), DW 218, [email protected], Christian Derflinger (cd), [email protected],
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Hildegard Suntinger (hs), [email protected]
Online-Redaktion: Mag. Christiane Jördens, Bakk., DW 220,
[email protected]
Redaktionsassistenz: Kevin Widler, DW 211, [email protected]
Anzeigenleitung: Mag. Claudia Jordan, DW 212,
[email protected],
Anzeigenberatung: Mag. (FH) Stefanie Stradel, DW 222,
[email protected],
Anzeigenassistenz: Anika Vikas, DW 215,
[email protected],
Anzeigen-Trainee: Sunny Gansch, DW 216,
[email protected],
Lektorat: Angelika Hierzenberger-Gokesch,
Grafisches Konzept: Christa Schnellrieder
Produktion: Markus Brocza, Georg Vorstandlechner,
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Grundlegende Richtung: Offizielles Organ des
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Textilhandels
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