Plötzlich hatte ich diesen Gedankenblitz
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Plötzlich hatte ich diesen Gedankenblitz
Ihr p ers Exe önlich m i t W m p l a r – es et tb ewer b! Das Magazin der Buchhandlungen von Orell Füssli Nr. 4/2014 Schöner Lesen Das Beste für den Coffee Table Für jede Blutgruppe Neue Krimis von Könnerinnen und Könnern «Plötzlich hatte ich diesen Gedankenblitz» Exklusivinterview mit Rachel Joyce Und ausserdem: Aussergewöhnliche Kochbücher, musikalische Kinderbücher, Neues von Knausgård und Barreau AARAU ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Meissner Thalia Bahnhofstrasse 41, 5001 Aarau Mo – Fr: 9.00 – 18.30 Uhr | Do: 9.00 – 20.00 Uhr Sa: 9.00 – 17.00 Uhr Wirz Thalia Hintere Vorstadt 18, 5001 Aarau Mo – Mi, Fr: 9.00 – 18.30 Uhr Do: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 8.00 – 17.00 Uhr BADEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Thalia Langhaus beim Bahnhof, 5401 Baden Mo – Fr: 9.00 – 19.00 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr BASEL –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Orell Füssli Bahnhof SBB Passerelle, Güterstrasse 115, 4053 Basel Mo – Fr: 7.00 – 21.00 Uhr | Sa: 8.00 – 21.00 Uhr So: 9.00 – 20.00 Uhr Thalia Freie Strasse 32, 4001 Basel Mo – Mi, Fr: 9.00 – 18.30 Uhr Do: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 9.00 – 18.00 Uhr BERN –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Stauffacher Neuengasse 25 – 37, 3001 Bern Mo – Mi, Fr: 9.00 – 19.00 Uhr Do: 9.00 – 21.00 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr Thalia Spitalgasse Spitalgasse 47/51, 3001 Bern Mo – Mi: 9.00 – 19.00 Uhr | Do: 9.00 – 21.00 Uhr Fr: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 8.00 – 17.00 Uhr Thalia Bahnhof SBB Bahnhofplatz 10, 3001 Bern Mo – Sa: 7.00 – 22.00 Uhr | So: 9.00 – 22.00 Uhr BRIG ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– ZAP Furkastrasse 3, 3900 Brig Mo – Fr: 9.00 – 18.30 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr ZAP Bürostore Englischgrussstrasse 6, 3900 Brig Mo – Fr: 8.30 – 12.00 und 13.30 – 17.00 Uhr FRAUENFELD ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Orell Füssli Einkaufszentrum Passage Bahnhofstrasse 70 / 72, 8500 Frauenfeld Mo – Fr: 8.00 – 20.00 Uhr Sa: 8.00 – 18.00 Uhr FRIBOURG –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Thalia Bahnhof / Gare, 1700 Fribourg Mo – Fr: 7.00 – 21.00 Uhr Sa, So: 9.00 – 21.00 Uhr –––––––––––––––––––––––––––––––––––– Thalia Vordergasse 77, 8200 Schaffhausen Mo – Mi, Fr: 9.00 – 18.30 Uhr Do: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr SCHAFFHAUSEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Thalia Shoppyland Industriestrasse 10, 3322 Schönbühl Mo – Do: 9.00 – 20.00 Uhr | Fr: 9.00 – 21.30 Uhr Sa: 8.00 – 17.00 Uhr SCHÖNBÜHL SIERRE ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– ZAP Place de la Gare 2, 3960 Sierre Mo – Fr: 9.00 – 12.00 und 13.30 – 18.30 Uhr Sa: 9.00 – 17.00 Uhr –––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Thalia Shoppi & Tivoli 8957 Spreitenbach Mo – Sa: 9.00 – 20.00 Uhr SPREITENBACH ST. GALLEN –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Orell Füssli Bahnhof Poststrasse 28, 9000 St. Gallen Mo – Fr: 8.00 – 21.00 Uhr Sa: 9.00 – 20.00 Uhr | So: 10.00 – 20.00 Uhr Rösslitor Bücher Multergasse 1 – 3, 9001 St. Gallen Mo – Mi, Fr: 9.00 – 18.30 Uhr Do: 9.00 – 21.00 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr Thalia Shopping Arena Zürcher Strasse 464, 9015 St. Gallen Mo – Mi, Fr: 9.00 – 19.00 Uhr, Do: 9.00 – 21.00 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr BRUGG ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– ST. MARGRETHEN ––––––––––––––––––––––––––––––––––– Thalia Neumarktplatz 12, 5200 Brugg Mo – Do: 9.00 – 18.30 Uhr | Fr: 9.00 – 20.00 Uhr Sa: 8.00 – 17.00 Uhr Thalia Einkaufszentrum Rheinpark 9430 St. Margrethen Mo – Do: 9.00 – 19.00 Uhr | Fr: 9.00 – 21.00 Uhr Sa: 8.00 – 17.00 Uhr CHUR ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– THUN ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Thalia Einkaufscenter City West Raschärenstrasse 35, 7000 Chur Mo – Do: 9.00 – 19.00 Uhr | Fr: 9.00 – 20.00 Uhr Sa: 8.00 – 18.00 Uhr EMMENBRÜCKE ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Thalia Emmen Center Stauffacherstrasse 1, 6020 Emmenbrücke Mo, Di, Do: 9.00 – 18.30 Uhr Mi, Fr: 9.00 – 21.00 Uhr | Sa: 8.00 – 16.00 Uhr Thalia Bälliz 60, 3600 Thun Mo – Mi, Fr: 9.00 – 18.30 Uhr Do: 9.00 – 21.00 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr VISP –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Editorial | 3 WINTERTHUR –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Orell Füssli Marktgasse Marktgasse 3, 8400 Winterthur Mo – Mi, Fr: 9.00 – 18.30 Uhr Do: 9.00 – 21.00 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr Inhalt Orell Füssli Einkaufszentrum Rosenberg Schaffhauserstrasse 152, 8400 Winterthur Mo – Fr: 8.30 – 20.00 Uhr | Sa: 8.00 – 18.00 Uhr Vogel Thalia Marktgasse 41, 8400 Winterthur Mo – Mi, Fr: 9.00 – 18.30 Uhr Do: 9.00 – 21.00 Uhr | Sa: 9.00 – 17.00 Uhr ZERMATT –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– ZAP Hofmattstrasse 3, 3920 Zermatt Mo – Fr: 9.00 – 12.00 Uhr und 14.00 – 18.30 Uhr Während der Saison: Mo – Fr: 9.00 – 12.30 Uhr und 14.00 – 19.00 Uhr So: 16.00 – 19.00 Uhr ZÜRICH –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Orell Füssli Kramhof Füsslistrasse 4, 8001 Zürich Mo – Fr: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 9.00 – 18.00 Uhr Orell Füssli Am Bellevue Theaterstrasse 8, 8001 Zürich Mo – Fr: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 9.00 – 18.00 Uhr Orell Füssli The Bookshop Bahnhofstrasse 70, 8001 Zürich Mo – Fr: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 9.00 – 18.00 Uhr Orell Füssli Flughafen Airport Center, 8060 Zürich-Flughafen Mo – Fr: 7.00 – 21.00 Uhr | Sa – So: 8.00 – 21.00 Uhr Orell Füssli Zürich Hauptbahnhof Shopville, Halle Landesmuseum, 8001 Zürich Mo – Fr: 7.00 – 21.00 Uhr | Sa: 8.00 – 21.00 Uhr So: 9.00 – 20.00 Uhr Orell Füssli im Bahnhof Stadelhofen Stadelhoferstrasse 8, 8001 Zürich Mo – Fr: 8.00 – 20.00 Uhr | Sa: 9.00 – 19.00 Uhr So: 10.00 – 18.00 Uhr Orell Füssli im Franz Carl Weber Bahnhofstrasse 62, 8001 Zürich Mo – Mi: 9.00 – 18.30 Uhr Do, Fr: 9.00 – 20.00 Uhr | Sa: 9.00 – 18.00 Uhr www.books.ch 0848 849 848 www.buch.ch 0848 28 24 24 www.thalia.ch 0848 842 542 Sowohl als auch Liebe Leserin Lieber Leser Bücher enthalten Buchstaben – und Buchstaben transportieren Informationen. Wer das Buch so beschreibt, erfasst aber nur einen kleinen Teil seines Wesens. Schliesslich kann das Buch viel mehr! Zunächst einmal transportieren Buchstaben nicht nur Informationen, sondern sie können auch Emotionen hervorrufen. Aber gerade so wichtig ist: Bücher haben eine materielle Form, die wir mit allen Sinnen erfassen. Ich zum Beispiel geniesse es, beim Lesen den feinen Geruch des bedruckten Papiers wahrzunehmen. Ein Leineneinband fühlt sich einfach gut an, und Illustrationen können eine Freude fürs Auge sein. Grossen Genuss für alle Sinne bieten die «Schönen Bücher», die wir Ihnen ab Seite 24 dieses Magazins vorstellen. Es gibt fast für jeden Geschmack und jedes Interesse das passende Buch. Jedes von ihnen nimmt man gern zur Hand, und man stöbert gern durch die liebevoll gestalteten Seiten. Das macht solche «Schönen Bücher» auch zu einem ganz besonderen Geschenk für Weihnachten. Geht es dagegen wirklich nur um Informationen und Leseerlebnisse, sind eBooks eine sehr gute Alternative. Sie verfügen über Vorteile, die ein gewichtiger Bildband nicht hat. Zum Glück finden Sie bei Orell Füssli Thalia beides. NEUE KRIMIS Für jede Blutgruppe Seite 14 NEUE BÜCHER ÜBER UND ZU WEIHNACHTEN Stille Nacht, originelle Nacht Seite 18 4Notizen 10«Plötzlich hatte ich diesen Gedankenblitz» Exklusivinterview mit Rachel Joyce, Autorin von «Der nie abgeschickte Liebesbrief an Harold Fry» 20Im Schaufenster 1 «Historische Begegnungen» 21Im Schaufenster 2 «Leben» von Karl Ove Knausgård 23Im Schaufenster 3 «Paris ist immer eine gute Idee» von Nicolas Barreau 24Spezial Schöne Bücher 32 Kaffeepause Die Books-Debatte 36 Fantastisch! Fantasy-Neuerscheinungen 41Mein Buch 42Im Schaufenster 4 «Wahre Monster: Ein unglaubliches Bestiarium» von Caspar Henderson 44 Da steckt Musik drin! Neues aus der Kinderwelt 46 Kunst oder Steinzeit Neue Kochbücher 48 Kreuzworträtsel 49 Veranstaltungen 50 Kolumne Darum schreibe ich – von Kaspar Schnetzler Ihr Michele Bomio CEO Orell Füssli Thalia AG ZAP Bahnhofstrasse 21, 3930 Visp Mo – Fr: 9.00 – 12.00 und 13.30 – 18.30 Uhr Sa: 9.00 – 17.00 Uhr Impressum Die nächste Ausgabe von Books, dem Magazin der Orell Füssli Thalia AG, erscheint im März 2015. Sie erhalten Books kostenlos in jeder Filiale. Bestellungen nehmen wir gern entgegen unter www. books.ch, [email protected] und Telefon 0848 849 848. Jetzt Fan werden: www.facebook.com/OrellFuessli www.facebook.com/Thalia.ch Preisänderungen vorbehalten. Unsere aktuellen Verkaufspreise und eine umfassende Auswahl an Büchern, Filmen und Spielen finden Sie auf www.books.ch, www.thalia.ch und www.buch.ch. Herausgeber: Orell Füssli Thalia AG, Dietzingerstrasse 3, Postfach, 8036 Zürich Gesamtherstellung und Redaktion: Die Blattmacher GmbH, Zürich Gestaltung / LAYOUT: Strichpunkt GmbH, Winterthur CoverFoto: Gaby Gerster Bücher mit diesen Zeichen auch als eBook oder Hörbuch erhältlich. NOTIZEN | 5 Marius Leutenegger Ein Buch über die Menschen? Ja, wovon soll ein solches denn handeln? Schliesslich fallen einem zum Menschen unzählige Aspekte ein, von der Biologie, seiner Geschichte und Entwicklung bis hin zu seiner Kultur, seiner Wirtschaft, seiner Philosophie oder der Art, wie er sich den Planeten untertan gemacht hat. Tatsächlich schafft es eine Neuerscheinung aus dem Droemer-Verlag, mit dem Titel «Das grosse Buch vom Menschen» nicht zu übertreiben. Der grossformatige, über 400 Seiten dicke Schmöker deckt tatsächlich so ziemlich alles ab, was den Menschen ausmacht – von «Liebigs Fleischextrakt» über die Atombombe und das Geheimnis des Schlafs bis zu Poppers Paradox. Und er setzt die vielen Themen mit leicht lesbaren Texten, unzähligen eindrücklichen Bildern und klugen Grafiken um. Kreiert wurde dieses üppige Standardwerk, das wohl jeden und jede zum Blättern animiert, vom Heidelberger Wissenschaftshistoriker und Naturwissenschaftler Ernst Peter Fischer. Ihm gelingt das Kunststück, die höchst komplexe Materie federleicht zu präsentieren – und dem Menschen so unvoreingenommen gegenüberzutreten, wie das einem Menschen überhaupt möglich ist. Im Oktober wurde der deutsche Buchpreis verliehen. Dass der Roman «Das achte Leben (für Brilka)» von Nino Haratischwili nicht unter den 20 Finalisten war, sorgte in der Kritikerszene für einiges Kopfschütteln. «Damit fehlt der zumindest wagemutigste deutschsprachige Roman des Herbsts – und für mich auch der beste», schrieb Andrea Platthaus, Literaturverantwortlicher der FAZ. Platthaus vermutete, der Roman sei für die Jury schlicht zu anspruchsvoll und zu umfangreich gewesen. Tatsächlich ist das Buch der aus Georgien stammenden und in Hamburg lebenden Autorin mit 1300 Sei- ten unzeitgemäss dick. Doch keine Seite davon ist überflüssig: Nino Haratischwili braucht so viel Platz, weil ihr opulenter Gesellschaftsroman acht Frauenschicksale über sechs Generationen erzählt – und damit auch die Geschichte von Georgien zwischen 1900 und der Wende. Haratischwili schreibt entlang der Chronologie, was die Orientierung in der gewaltigen Familiensaga erleichtert, aber auch die Kausalität der Ereignisse nachvollziehbar macht. Es gibt viel Leid in diesem Buch, viele brutale Schicksalsschläge, manches Grauen, aber auch sagenhafte Triumphe und grosse Lieben. Schliesslich entpuppt sich die Länge dieses Buchs gar als dessen grosse Stärke: Selten hat man als Leserin oder Leser Gelegenheit, derart intensiv in eine Geschichte einzutauchen. Ob im Buchpreis-Final oder nicht: «Das achte Leben (für Brilka)» ist fraglos eines der besten Bücher des Jahrs. Und darüber hinaus. Charles Lewinsky © Kristofer Samuelsson Notizen Bei uns wurde Eric-Emmanuel Schmitt spätestens 2003 zum Begriff – damals erschien im Zürcher Ammann-Verlag seine Erzählung «Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran». Sie wurde ein veritabler Hit, gewann im Jahr darauf den Deutschen Bücherpreis und durch die Verfilmung mit Omar Sharif viele zusätzliche Fans. Zu dem Zeitpunkt, als man ihn bei uns kennenlernte, war Eric-Emmanuel Schmitt aber bereits ein gestandener Autor: Der Elsässer gehört zu den erfolgreichsten zeitgenössischen Dramatikern des französischen Sprachraums – auch «Monsieur Ibrahim» war erst ein Theaterstück. Immer wieder beschäftigt sich Schmitt mit der Annäherung der Kulturen. Auch in seiner neuesten, bei Fischer erschienenen Erzählung «Die zehn Kinder, die Frau Ming nie hatte» geht es um eine Begegnung zwischen Ost und West. Der IchErzähler ist ein französischer Geschäftsmann, der in China mit einer Toilettenfrau ins Gespräch kommt. Mit viel Farbe und Leidenschaft berichtet Frau Ming von ihren zehn Kindern. Doch der Geschäftsmann weiss: Im modernen China gibt es keine Grossfamilien mehr. Und er versucht, hinter Frau Mings Geheimnis zu kommen. Die kurze Erzählung ist typisch Schmitt: sehr süffig, etwas melancholisch und voller Lebensphilosophie. Schmitt wird oft ein Hang zum Kitsch vorgeworfen, man könnte aber auch sagen: Seine Geschichten sind lieb. Und das ist nun wirklich nicht das Schlimmste, was man über eine Geschichte sagen kann. © Danny Merz/Sollsuchstelle Books Nr. 4/2014 Foto: © Lukas Maeder 4 | NOTIZEN Seit 20 Jahren sind Douglas und – die weit attraktivere – Connie miteinander verheiratet. Sohn Albie ist mittlerweile (fast) erwachsen, und das Familienleben ist so harmonisch, wie es in einer solchen Situation sein kann. Doch eines Abends eröffnet Connie ihrem Mann: «Ich habe das Gefühl, unsere Ehe ist am Ende. Ich glaube, ich will dich verlassen.» Noch steht allerdings ein seit langem vereinbartes Projekt an: eine Familienreise zu dritt durch Europa. Wird sie die Ehe von Connie und Douglas abschliessen? Diese Ausgangslage verwendet David Nicholls für einen so schmissigen wie dicken Roman über die Liebe: «Drei auf Reisen», publiziert von Kein & Aber. Mit der Materie kennt sich der britische Autor aus: Sein 2010 auf Deutsch erschienener Roman «Zwei an einem Tag» erzählte ebenfalls von einer liebevollen und schwierigen Beziehung im Standby-Modus. Er wurde ein Bestseller, und ein ähnlicher Erfolg ist auch bei «Drei auf Reisen» zu erwarten. Denn der Roman ist ausgesprochen süffig, hat den typischen melancholisch-heiteren Nicholls-Ton und steckt erst noch voller anregender Preziosen über europäische Reisedestinationen. Ein richtiges Wohlfühlbuch! »Eine tragikomische Geschichte um Liebe und Verrat, um Ehrgeiz und Feigheit.« Manfred Papst, NZZ am Sonntag 400 Seiten. Gebunden mit Lesebändchen Auch als -Book. www.nagel-kimche.ch 6 | NOTIZEN Seit seinem 1985 veröffentlichten Roman «Betty Blue – 37,2 Grad am Morgen» ist der 1949 geborene Franzose Philippe Djian ein Star der internationalen Literaturszene. Seither schreibt er fast jedes Jahr einen neuen Roman. Die meisten sind von hohem Tempo und einer ans Mündliche angelehnten Sprache geprägt. Bei den Leserinnen und Lesern kommt das gut an; die Literaturbourgeoisie macht hingegen traditionellerweise eher einen Bogen um Djian. Immerhin gewann er 2012 wieder einmal einen Preis für ein Buch: «Oh ...» wurde mit dem Prix Interallié ausgezeichnet. Jetzt hat Dioge- Bis jetzt sind von Hilary Mantels Tudor-Trilogie erst zwei Bände erschienen – aber sowohl für «Wölfe» als auch für «Falken» erhielt die Engländerin den Booker-Preis. Das Kunststück, mit zwei Teilen einer einzigen Geschichte bei der wichtigsten britischen Literatur-Auszeichnung gleich doppelt abzusahnen, wird Hilary Mantel wohl so schnell keiner nachmachen. Die Schriftstellerin hat versprochen, den dritten Teil ihrer dicken Saga noch dieses Jahr zu schreiben. Zwischendurch hat sie sich aber eine Art schriftstellerischen Snack gegönnt: eine Sammlung von Kurzgeschichten. «Die Ermordung Margaret Thatchers», erschienen bei Dumont, ist allerdings nur hinsichtlich des Umfangs leichte Kost. Wie immer überzeugt die Autorin durch Schärfe der Sprache und der Gedanken – und durch eine Subtilität, die den Raum zwischen den Zeilen geistreich füllt. Dass die Titelgeschichte in England für ein Skändalchen sorgte – darf man sich ein Attentat auf die Eiserne Lady vorstellen? –, zeigt vor allem, welchen Rang sich Hilary Mantel mit ihren grandiosen Werken verdient hat. nes den Roman auch auf Deutsch veröffentlicht. «Oh ...» erzählt die Geschichte der Filmproduzentin Michèle, die in einen Strudel aus Sex und Gewalt gerät und deren Leben mit Ankündigung den Bach herunterzugehen scheint. Man reibt sich beim Lesen gelegentlich die Augen: Diese vielschichtige weibliche Protagonistin wurde von einem Mann erschaffen? Der Franzose beschreibt das Innenleben seiner Figur einfühlsam, glaubwürdig und frei von jedem Klischee – und findet dabei erst noch Raum, einen spannenden Seelenkrimi zu entwickeln. Fazit: Preis verdient! Was lesen Sie gerade? Denise Biellmann, Eiskunstläuferin, Erfinderin der BiellmannPirouette sowie Welt- und Europameisterin 1981: «Da ich zurzeit den Eiskunstlauf-Nachwuchs unterrichte, für mich selbst immer noch trainiere und auch sonst ziemlich engagiert bin, ist meine Lesezeit weitgehend auf den Morgen und den Abend begrenzt. Diese Zeit nehme ich mir aber – schliesslich braucht man auch Erholungsphasen. Im weitesten Sinn darum geht es auch in einem Büchlein, das ich schon lange besitze und immer wieder lese: ‹Zen in der Kunst des Bogenschiessens› des deutschen Philosophen Eugen Herrigel. Anhand des Bogenschiessens wird hier erklärt, wie man sich konzentriert, ohne sich zu verkrampfen. Um beste Leistungen zu erzielen, müssen Körper und Geist zwar fokussiert, aber dennoch locker sein. Man muss darauf vertrauen, dass das eigene Können vorhanden ist Francesco Guidicini und nur im richtigen Moment aktiviert zu werden braucht. Kurz gesagt geht es darum, die Unbekümmertheit des Anfängers zu bewahren oder wieder zu finden und sie mit dem Können des Profis zu verbinden. Das gilt natürlich nicht nur für Bogenschützen, sondern für alle Bereiche des Lebens. Und dazu bietet dieses kleine Büchlein praktische Hinweise und Anleitungen, die sich ganz einfach umsetzen lassen.» ... und ausserdem In einer der letzten Ausgabe von Books berichteten wir über Bücher, die Kinder wohlig gruseln. Als Nachtrag weisen wir gern auf ein Spiel mit einer ähnlichen Eigenschaft hin: «Geister, Geister, Schatzsuchmeister!». Es wurde zum Kinderspiel des Jahres 2014 gewählt. Im alten Haus sind die Geister los, trotzdem trauen sich vier wagemutige Schatzsucher hinein – denn schliesslich sind im Haus acht wertvolle Juwelen versteckt. Die bekommt aber nur, wer Geschick, Glück Geister, Geister, und Teamgeist kombiniert. Die MitspieSchatzsuchmeister! Kinderspiel des ler müssen zusammenarbeiten und verJahres 2014 hindern, dass es in zu vielen Räumen Für 2–4 Spieler ab 8 Jahren spukt – denn sonst haben alle verloren. CHF 49.90 Weil das Spiel in verschiedenen Schwierigkeitsgraden gespielt werden kann, eignet es sich ebenso für kleinere wie für grössere Kinder. Martin Suter ist heute einer der berühmtesten Schriftsteller der Schweiz; jedes seiner Bücher erobert die Bestseller-Listen im Sturm. Berühmt wurde der Zürcher, der in Ibiza und Guatemala lebt und schon unzählige Literaturpreise gewonnen hat, zunächst aber durch seine ab 1992 erschienene Zeitungskolumne «Business Class». Suter erwies sich mit diesen kurzen Prosastückchen als profunder Kenner und feinsinniger Beobachter des Lebens im Management.Von März bis Dezember 2004 liess er im Magazin des Tages-Anzeigers die Kolumnen-Serie «Alles im Griff» folgen. Deren Untertitel «Eine Business-Soap» ist so trocken und träf wie die gesamte Reihe. Zen in der Kunst des Bogenschiessens Eugen Herrigel 94 Seiten CHF 24.90 O. W. Barth Suter erzählt in über drei Dutzend kurzen Kapiteln vom Haifischbecken der Firma cronsa, in der sich das Middle Management eingebildete Karrierechancen gegenseitig vermiest, die Chefs die Krise schieben und Picknickausflüge zur schulbuchmässigen Logistikaufgabe mutieren. Man spürt bei Suter stets die Herkunft aus der Werbebranche – im besten Sinn: Keine Zeile ist langweilig, die Pointen sind gekonnt gesetzt und meist überraschend, die Figuren sind wunderbar aufs Wesentliche eingedampft. Diogenes hat die «Business-Soap» jetzt zwischen zwei Buchdeckeln herausgebracht. Ein ideales Geschenk für Business-Leute mit Hang zur Selbstironie. Entdecken Sie die erstaunliche Kra und Intelligenz Ihres Herzens – es wird Ihr Leben für immer verändern! WWWDROEMER-KNAURDE/BEWUSST-LEBEN 288 Seiten Ich beschäftige mich schon seit meiner aktiven Sportlerkarriere besonders mit Büchern über Buddhismus und das Unterbewusstsein. Damals, etwa mit 15 Jahren, besuchte ich das Friebe Alpha Training, das mich auf dem Eis, aber auch im Leben weiterbrachte. Das Unterbewusstsein gezielt nutzen zu können, kann den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen – gerade im Spitzensport, wo alle auf einem technisch sehr ähnlichen Niveau sind und es nur noch um Details geht. © FABIENNE BÜHLER Der Brite Nick Hornby zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen Popliteraten. Sein erster Grosserfolg «Fever Pitch» handelt von Fussball, sein vielleicht berühmtestes Buch «High Fidelity» dreht sich ebenso um Rockmusik wie sein bislang letztes Werk «Juliet, Naked». Und jetzt also Fernsehen: Hornbys neuester Roman «Miss Blackpool» erzählt die Geschichte von Barbara, die aus einem englischen Küstenort nach London kommt, um hier als Sophie grosse Karriere zu machen. Barbara-Sophie will nichts weniger sein als die neue Lucille Ball – was darauf hinweist, dass dieses Buch in den 1960er-Jahren spielt, als die Hauptfigur der Serie «I Love Lucy» die beliebteste Komödiantin der Welt war. Wie immer bei Hornby geht der Text runter wie Honig, und ehe man sich versieht, hat man das Buch gelesen. Der Ton ist wie immer lakonischwitzig-sentimental, auch die kleinsten Nebenfiguren haben Charme (obwohl sie, von der sexy jungen Frau bis zum alten Knacker, alle irgendwie wie Nick Hornby persönlich klingen), und die Unterhaltungsindustrie wird mit Lust durch den Kakao gezogen. Obwohl «Miss Blackpool» weniger berührt als zum Beispiel «About a Boy», ist eines sicher: Auch dieser neueste Streich von Hornby wird ein Bestseller. Die Bücher des Briten sind eben alle so etwas wie geglückte Popsongs: Sie treffen einen Nerv und machen auch in Moll Spass. NOTIZEN | 7 Books Nr. 4/2014 Erhältlich auch als Knaur MensSana eBook und als Hörbuch bei Argon Balance. FORDERT ALLES, WAS DU KANNST. ENDGAME 8 | NOTIZEN Leute, die das mögen, mögen auch ... Sie kennen das: Man hofft, ein Buch ginge nie zu Ende, weil es einem so gut gefällt – aber irgendwann ist die letzte Seite doch gelesen. Zum Glück kann man sich in solchen Momenten vertrauensvoll an Fachleute wenden, die einem ein Buch mit vergleichbaren Qualitäten empfehlen. Zum Beispiel an Céline Tapis. Nach der Matura absolvierte die heute 22-Jährige eine Buchhändlerlehre; mittlerweile arbeitet sie zu 50 Prozent bei Stauffacher Bern, daneben studiert sie Germanistik sowie Interreligiöse Studien. «‹Der Schatten des Windes› von Carlos Ruiz Zafón ist ein Weltbestseller: Er wurde in 36 Sprachen übersetzt und 10 Millionen Mal verkauft. Ich verstehe diesen Erfolg voll und ganz. Der Roman erzählt vom jungen Daniel Sempere aus Barcelona, der sich in die Literatur verliebt. Das Buch eines gewissen Julián Carax fasziniert ihn derart, dass er den Autor unbedingt kennenlernen möchte. Doch Carax ist verschwunden. Daniel macht sich auf die Suche nach ihm – und lernt auf seiner Reise unzählige Leute kennen, die Opfer des Bürgerkriegs und der jungen Franco-Diktatur wurden. Anhand der Suche nach Carax erfahren wir sehr viel über diese dunkle Epoche Spaniens. Das Buch ist aber nicht nur tragisch, sondern ausgesprochen bunt, gleichermassen Krimi, Liebesgeschichte und Politthriller. Ganz ähnliche Qualitäten weist ‹Die unsichtbaren Stimmen› auf. Autorin Carolina De Robertis erzählt darin die Geschichte dreier Frauengenerationen in Uruguay und Argentinien. Der Beginn ist märchenhaft: Pajarita verschwindet kurz nach ihrer Geburt, wird dann aber in der Krone eines Baums entdeckt. Sie überlebt den Sturz und wächst in einem sehr traditionellen, ländlichen Umfeld auf. Später zieht sie mit ihrem Mann in die grosse Stadt, nach Montevideo. Ihre Tochter Eva flieht von dort wegen einer schlimmen Geschichte über den Río de la Plata nach Buenos Aires, wo sie als Dichterin Erfolg hat. Eva heiratet einen Arzt und gelangt dadurch in höchste Kreise. Später kehrt sie allein mit den Kindern nach Uruguay zurück. Ihre Tochter Salomé schliesslich wird Mitglied einer Untergrundorganisation, die gegen das Militärregime kämpft. Sie kommt für sehr lange Zeit ins Gefängnis und vegetiert dort unter erbärmlichen Umständen dahin. Am Ende sind die drei Generationen wieder miteinander vereint. Das Ende ist nicht kitschig, aber versöhnlich. Wie bei ‹Der Schatten des Windes› ist toll an diesem Buch, dass es einem einen tiefen Einblick in eine Zeit und ein Land ermöglicht – und das sozusagen nebenher, indem es die Geschichte von glaubwürdigen und starken Charakteren erzählt. Ich habe beide Bücher sehr schnell gelesen und nachher viel darüber nachgedacht. Sie berühren einen beide gleichermassen.» Wettbewerbs-Gewinner JAMES FREY ENDGAME DIE AUSERWÄHLTEN Mit kostenlosem E-Booklet mit allen Krypto-Rätsel-Links. 592 Seiten · ab 16 Jahren ISBN 978-3-7891-3522-4 NOTIZEN | 9 Books Nr. 4/2014 In jeder Ausgabe von Books publizieren wir einen Kreuzworträtsel-Wettbewerb; in dieser Ausgabe finden Sie ihn auf Seite 48. Zu gewinnen gibt es jeweils zehn Büchergutscheine im Wert von 20 bis 200 Franken. Beim letzten Wettbewerb – das Lösungswort lautete «Schattenkrieger» – hatten folgende drei Teilnehmenden die Nase vorn: 1. Preis (200 Franken): Nils Hellstern, Basel 2. Preis (100 Franken): Heidi Sahli, Thun 3. Preis (50 Franken): Elsi Bruggmann, Birmensdorf Herzliche Gratulation! Die Gewinnerinnen und Gewinner der Preise 4 bis 10 werden schriftlich benachrichtigt. Jahrestage Am 11. November konnte ein ganz Grosser der Deutschen Literatur seinen 85. Geburtstag feiern: Hans Magnus Enzensberger. Der Essayist, Lyriker, Dramatiker, Romancier, Übersetzer und Herausgeber wurde bereits 1957 durch seinen ersten Gedichtband «verteidigung der wölfe» berühmt. Seither publiziert der literarische Tausendsassa regelmässig Bücher, die nicht selten die kulturelle oder gesellschaftliche Debatte befeuern und immer von einem virtuosen Umgang mit Sprache und einer selten gewordenen stilistischen Sorgfalt zeugen. Den Buchmarkt geprägt hat Enzensberger auch mit der von ihm herausgegebenen, hochwertigen Reihe «Die andere Bibliothek». In seinem neuesten Werk «Tumult», erschienen bei Suhrkamp, begegnet der Autor sich selbst: Er führt ein Streitgespräch mit dem politisch überaus aktiven Enzensberger von Mitte der 1960er-Jahre. Und gleich noch ein wichtiger deutscher Autor kann einen runden Geburtstag feiern: Am 2. Dezember wird Botho Strauss 70. Ihn kennt man vor allem seiner Theaterstücke wegen, die zu den meistgespielten im deutschen Sprachraum gehören. Hier wollen wir aber auf ein Prosawerk von ihm hinweisen: Bei Hanser ist gerade das schmale Bändchen «Herkunft» erschienen, in dem Strauss von seiner Kindheit und Jugend erzählt. Er tut das auf sehr persönliche, ehrliche und zuweilen gar herzergreifende Weise. Ein schönes Buch über eine Zeit voller Hoffnung und Aufbruch. Und zuweilen auch ein ganz schön weises Buch voller reifer Reflexionen. Noch viel mehr gespielt als Botho Strauss wird auf den Bühnen der Welt Samuel Beckett. Der Ire wurde 1906 in Dublin in eine grossbürgerliche Familie hineingeboren. Als er sich entschied, nach dem Französisch- und Italienisch-Studium in London und Paris als Schriftsteller zu leben, blieb Beckett der Erfolg lange verwehrt; er lebte von elterlichen Zuwendungen und Gelegenheitsjobs. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, während dem er in der französischen Widerstandsbewegung aktiv war, erlebte er seinen Durchbruch: 1953 wurde sein bereits 1948 verfasstes Stück «En attendant Godot» schlagartig zum Prototyp des sogenannten Absurden Theaters. Sein Erfolg, der 1969 mit dem Nobelpreis für Literatur gekrönt wurde, konnte Becketts Geister aber nicht verscheuchen: Der Autor litt zeitlebens unter schwersten Depressionen. Er starb vor genau 25 Jahren, am 22. Dezember 1989. Bei Suhrkamp ist soeben «Ein Unglück, das man bis zum Ende verteidigen muss» erschienen – eine Sammlung von Briefen aus den Jahren 1941 bis 1956, also aus jener Zeit, in der Beckett seine wichtigsten Werke schrieb und vom untergetauchten Widerstandskämpfer zum Literaturstar wurde. Manche Autoren kennt man heute nur noch wegen eines einzigen Buchs, auch wenn sie zeitlebens geschrieben haben. Das gilt etwa für den Moskauer Boris Pasternak, dessen Geburtstag sich am 11. Februar 2015 zum 125. Mal jährt. In seiner Lebensmitte zählte Pasternak zu den wichtigsten Dichtern der russischen Moderne. Dem Roman wandte er sich erst mit fast 60 Jahren zu, und am Ende verfasste er auch nur einen einzigen. Dieser wurde aber zum Welterfolg, vor allem auch dank der Verfilmung mit Omar Sharif in der Hauptrolle: «Doktor Shiwago». Das Buch brachte Pasternak aber kein Glück. Weil es die russische Revolution kritisch darstellte, konnte es nur im Westen, aber nicht in der Sowjetunion erscheinen. Als Pasternak 1958 der Nobelpreis für Literatur verliehen wurde, zwang ihn das Sowjetregime, diesen abzulehnen. Pasternak starb 1960; sein Sohn nahm den Nobelpreis 1989 für den von Gorbatschow rehabilitierten Vater entgegen. Anfang Dezember erscheint «Doktor Shiwago» bei Fischer in einer neuen Hardcover-Ausgabe. Auf den Seiten 14 bis 17 dieser Ausgabe von Books stellen wir hochkarätige KrimiNeuerscheinungen vor. Ein Buch, das in diesen Beitrag gehörte, fehlt – weil sein Verfasser Geburtstag hat und ihm die Ehre gebührt, in der Jahrestag-Rubrik präsentiert zu werden. Dieser Autor ist der Schwede Håkan Nesser. Berühmt wurde er mit der Kommissar-Van-Veeteren-Reihe, die in einem fiktiven europäischen Land spielt. Seit 2006 ist Inspektor Barbarotti die Hauptfigur seiner Thriller. Immer wieder schreibt er aber auch Krimis ausserhalb einer Reihe – dazu zählt auch sein neuester, «Die Lebenden und die Toten von Winsford». In einem kleinen Dorf in der südenglischen Moorlandschaft lässt sich eine mysteriöse Fremde nieder, der nicht alle Bewohner wohlgesonnen zu sein scheinen. Plötzlich liegen tote Vögel vor ihrer Tür ... 10 | Interview Books Nr. 4/2014 Interview | 11 «Plötzlich hatte ich diesen Gedankenblitz» Mit ihrem Erstling «Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry» landete die englische Autorin Rachel Joyce vor zwei Jahren einen so charmanten wie tiefsinnigen und unerwarteten Weltbestseller. Nun erzählt sie auch noch die Geschichte der Frau, wegen der Harold eines Tags auszog, um die fünfhundert Meilen vom südwestlichen Zipfel von England ganz in den Norden unter die Füsse zu nehmen: «Der nie abgeschickte Liebesbrief an Harold Fry» ist subtil, bittersüss und oft sehr lustig. Hanspeter Künzler «Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry» war Ihrem Vater gewidmet. Er starb 2005 an derselben Art von Krebs, an der auch Queenie Hennessy leidet. Als Queenie damals ihr knappes, aber schicksalhaftes Briefchen an Harold Fry abschickte, lag sie todkrank im Hospiz in Berwickupon-Tweed. Hatten Sie keine Bange vor der Vorstellung, sich nochmals mit dieser schweren Materie und vor allem mit den schwierigen Erinnerungen beschäftigen zu müssen? Als die Idee erst einmal da war, fing ich gleich zu schreiben an. Die Idee war einfach stimmig. Ich hatte bereits einen anderen Text in Arbeit, mit dem ich keineswegs unzufrieden war. Aber den musste ich liegenlassen. Erst als ich mit dem Buch angefangen hatte, wurde mir bewusst, was mich da erwartete. Aber ich freute mich auch darauf. Es gab mir die Möglichkeit, dem Denken meines Vaters in seinen letzten Monaten nahe zu kommen. Nicht, dass er darüber gesprochen hätte. Aber ich hatte ihn erlebt. Gerade die Hospiz-Szenen sind im wahrsten Sinn des Worts zum Heulen lustig. Ein Panorama von ur-englischen Charakteren, das vom zugeknöpften Snob bis hin zur schrillen Partykanone reicht, sorgt für eine grandiose Zirkusatmosphäre. War das bei Ihrem Vater auch so? Mein Vater war nie im Hospiz, und er hätte nie ein Hospiz gehen wollen. Er fürchtete sich sehr davor. Auch Queenie will am Anfang nicht im Hospiz liegen, aber sie ist nun mal da und kämpft gegen ihr Schicksal. Das macht ihre Reise nur noch länger und noch beschwerlicher. Natürlich begann ich zu recherchieren. Ich besuchte einige Hospize, sprach mit Ärzten und Pflegern. Das war schon deswegen gut, weil mein Vater es hasste, über seine Krankheit zu sprechen. So lernte ich vieles neu zu verstehen. Vor allem auch war ich zutiefst überrascht über die Stimmung in diesen Krankenzimmern. Es wurde dort sehr viel gelacht. Der Umgang und der Humor waren äusserst robust. So ist denn Queenies Krankensaal eine Art Kindergarten, wo alles passieren kann. Es hat RACHEL JOYCE Rachel Joyce, 52, ist die Tochter eines Architekten und einer Englischlehrerin. Schon als Kind verfasste sie viele Geschichten, mit acht Jahren schrieb sie ihre erste Autobiographie. Sie studierte englische Literatur an der Universität Bristol, ehe sie die berühmte Schauspielschule RADA in London besuchte. Zwanzig Jahre lang war sie als Bühnen- und TV-Schauspielerin tätig und gehörte zum Ensemble der Royal Shakespeare Company. 1999 kehrte sie der Bühne den Rücken, um sich ganz der Familie zu widmen. Daneben begann sie mit dem Schreiben von Radiohörspielen. Eines davon bildete den Kern ihres Romanerstlings «Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry». Im Dezember 2012 wurde ihr dafür bei den National Book Awards der Preis für den «New Writer of the Year» zugesprochen. Rachel Joyce lebt mit ihrem Ehemann und vier Kindern in der Nähe von Stroud in der Grafschaft Gloucestershire. Foto: Gaby Gerster «Books»: Hatten Sie immer schon vor, auch noch die Schreiberin des Liebesbriefs an Harold Fry auf die Reise zu schicken? Rachel Joyce: Nein, absolut nicht! Es gab zwar Leserinnen und Leser, die gern mehr über einige Randfiguren im ersten Buch erfahren hätten. Es gab auch solche, die sich eine Fortsetzung der Geschichte von Harold und Maureen wünschten. Aber ich war mir sicher, dass es beides nicht brauchte. Dann stand ich mit meiner Tochter in der Küche, wir plauderten über dies und das, und plötzlich hatte ich diesen Gedankenblitz: die Story von Queenie! Warum bin ich nicht vorher darauf gekommen? Ich muss damit laut herausgeplatzt sein, denn jetzt ist meine Tochter überzeugt, der Einfall stamme von ihr! MIDAS SACHBUCH-BESTSELLER Thilo Baum Das Buch der 1000 Gebote 240 Seiten., geb., sFr. 33.– ISBN 978-3-907100-66-0 Kevin Duncan Buch der Diagramme 144 S., geb., sFr. 22.– ISBN 978-3-907100-45-5 Kevin Duncan Buch der Ideen 144 S., geb., sFr. 22.– ISBN 978-3-907100-62-2 US-BESTSELLER »Best Business Book« 12 | Interview enorm Spass gemacht, diese Szenen zu schreiben. Sie verstehen es ausgezeichnet, düstere Gefühle in Worte zu fassen, die keine Angst machen und einem sogar wohl tun. Anders als zum Beispiel bei einem Dostojewskji muss man sich zur Lektüre nicht in schwarz kleiden und sich zu Tode rauchen. Man kann Ihre Bücher auch im Biergarten zu einem Glas Cider geniessen. Dabei werden die düsteren Gefühle nie verniedlicht. Wie schaffen Sie das nur, scheinbare Gegensätze so locker zu vereinen? Das ist wohl etwas, was ich aus meiner Zeit als Schauspielerin ins Schreiben mitgebracht habe. Auf der Bühne spürt man, wenn das Publikum mitgeht und wenn es unbeteiligt bleibt. Wenn eine Figur nur trüb ist, ständig heult und vor Selbstmitleid nur so trieft, lässt das dem Zuschauer keinen Raum, Emotionen mitzuleben. Das Geschehen lässt ihn kalt. Wenn eine Figur sich aber wehrt oder Humor zeigt, bleibt Raum für einen Gefühlsaustausch. Ich gehe meine Geschichten ähnlich an. Ich versuche, sie mit so viel Witz, Leichtigkeit und Spannung wie möglich zu erzählen. Ein bisschen wie in der Musik, wo die schönsten Melodien oft mit den traurigsten Gefühlen daherkommen. Ich liebe es, wenn ein munter klingendes Lied eine traurige Geschichte erzählt – oder umgekehrt! «Moondance» von Van Morrison zum Beispiel – grossartig. Jeremy Gutsche zÜndstoff 272 S., geb., vierf. sFr. 44.– ISBN 978-3-907100-20-2 Midas Collection Josh Sims MÄNNER MIT STIL 192 Seiten, Broschur, sFr. 44.– ISBN 978-3-907100-50-9 3. Auflage 1. Auflage Josh Sims FRAUEN MIT STIL 208 Seiten, Broschur, sFr. 44.– ISBN 978-3-907100-53-0 2. Auflage Henry Carroll BIG SHOTS ! 128 Seiten, Pb, sFr. 33.– ISBN 978-3-907100-51-6 Infos und Leseproben unter: www.midas.ch «Wenn mich eine Geschichte gepackt hat, lässt sie mich Tag und Nacht nicht los. Meine Kinder haben gelernt, im Auto jederzeit bereit zu sein, einen Post-It-Zettel zu finden, um einen Einfall festzuhalten.» Interview | 13 Books Nr. 4/2014 David, der Sohn von Harold Fry, rückt im «Nie abgeschickten Liebesbrief der Queenie Hennessy» stark in den Vordergrund. Der Charakter erinnert an den Singer/Songwriter Nick Drake. Ein rätselhafter, atemberaubend schöner Mann, der drei wunderbar melancholische Alben veröffentlichte, die zu seinen Lebzeiten kein Mensch kaufte. Er war psychisch krank, wurde für seine Freunde immer unnahbarer und verstarb 1974 jung unter ungeklärten Umständen. Das trifft die Sache haargenau! Nick Drake liegt mir sehr am Herzen. Ich hörte mir seine Platten sehr oft an, als ich dieses Buch schrieb. Ein aussergewöhnlich faszinierendes Talent, das von seinen eigenen Gefühlen aufgefressen wurde. Ein Mensch wie ein Boot, das im Wasser treibt, ohne dass wir es noch einmal erreichen könnten. Das klingt sehr intensiv! Ist es auch. Wenn mich eine Geschichte gepackt hat, lässt sie mich Tag und Nacht nicht los. Meine Kinder haben gelernt, im Auto jederzeit bereit zu sein, einen Post-It-Zettel zu finden, um einen Einfall festzuhalten. Sie drücken ihn aufs Armaturenbrett, und ich hoffe, dass er noch da ist, wenn ich nach Hause komme. «Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry» war ihr Debut-Roman. Damit landeten sie gleich einen Welterfolg, wurden gar für den prestigeträchtigen Booker-Preis nominiert. Wie haben Sie den Rummel erlebt? Plötzlich in der Öffentlichkeit zu stehen, das war schon eigenartig. Vorher hatte ich jahrelang Hörspiele fürs Radio geschrieben, da blieb ich vollkommen anonym. Den Rummel erlebe ich zwar nicht ganz als unwirklich, aber doch irgendwie so, als gehöre er zu einer anderen Person. Meine Familie ist mir sehr wichtig, wir haben ein intensives Familienleben. Wenn ich daheim bin, tritt der Rest in den Hintergrund. Lesereisen sind schwieriger. Aber als ich zum Beispiel nach Kanada ging, machten wir daraus gleich einen Familienurlaub. Woher kommt diese Zurückhaltung, die so viele Engländer an den Tag legen, wenn es darum geht, etwas von sich selber zu erzählen? Ich glaube, das hängt mit einem eigenartigen Höflichkeitsgefühl zusammen. Man will ein Gespräch nicht in eine Richtung führen, von der man vermutet, sie könnte dem anderen unangenehm sein. In dieser Hinsicht ist mein Mann das pure Gegenteil von mir. Er ist Schauspieler, aber auch als Psychotherapeut tätig. Er stellt ständig Fragen! Manchmal denke ich insgeheim: Um Himmels Willen, das hättest du nun wirklich nicht fragen dürfen. Aber die Menschen lieben es. Sie wollen reden. Vier Kinder im Alter von 18, 16, 13 und 11 Jahren, ein Ehemann, zwei Hunde, dazu Hühner und Gänse sowie ein Haus auf dem Land – früher eine Farm –, das es zu pflegen gilt. Wann kommen Sie nur zum Schreiben? Jagen Sie die anderen aus dem Haus und fangen an? Ich jage nie jemanden aus dem Haus! Habe ich einen Text in Arbeit, schlafe ich schlecht. Ich gehe so um zehn Uhr zu Bett, wache aber um zwei oder drei Uhr wieder auf und muss dann einfach aufstehen und schreiben. Im Morgengrauen lege ich eine Pause ein, wecke die Familie auf, bringe die Kinder zur Schule und schreibe nachher weiter. Ein Nickerchen? Schön wär’s! Ihre Grosseltern waren Wirte, haben Pubs geführt. Zehren Sie beim Schreiben von den Erinnerungen daran? Ich bin stolz auf diesen Teil meiner Familiengeschichte! Meine Grosseltern führten Pubs in Gegenden wie Woolwich in London und später Redruth in Cornwall, wo es ziemlich ruppig sein konnte. Ich wünschte mir sehr, sie hätten mir mehr davon erzählt. So, wie ich wünschte, mein Vater hätte mehr von sich geredet. Wie erleben Sie die Literaturwelt im Vergleich zur Theaterwelt, in welcher Sie ja auch viele Jahre zugebracht haben? Ich kann die zwei Welten nicht miteinander vergleichen. In der Theaterwelt bewege ich mich schon lang nicht mehr, und andere Schriftsteller kenne ich fast keine. Wir haben einen Kreis von alten Freunden, die Schauspieler sind oder waren und die Bücher schrieben oder schreiben. Aber im Freundeskreis redet man selten darüber. Die eigentliche Arbeit aber, das Schreiben und das Theaterspielen, das sind für mich ganz ähnliche Vorgänge. Man versucht, einen Charakter zu verstehen und dieses Verstehen auszudrücken. Welche Rolle haben Sie am liebsten gespielt? Ich liebte Ibsen. Die Nora in «Nora oder ein Puppenheim» war eindeutig meine Lieblingsrolle. Dafür wurden Sie ja von der Londoner Stadtzeitung Time Out zur «Schauspielerin des Jahres» gekürt! Stimmt, ja! Das war wirklich sehr toll, weil wir das Stück in einem winzigen Theater mit winzigem Budget inszenierten. Alle arbeiteten sehr hart, und es zahlte sich aus. Ebenfalls sehr genossen habe ich eine Aufführung von Lope de Vegas «Fuente Ovejuna» im National Theatre. Da wusste man schon bei den Proben, dass hier etwas Aufregendes, Aufwühlendes geschah. Und dann spürte man es auch während den Aufführungen. Man blickte ins Publikum und sah die Spannung und Freude in den Gesichtern. Anders als einmal bei der Royal Shakespeare Company, da blickte man in die Reihen und sah die Leute überall schlafen. So etwas kann schon ans Lebendige gehen. Wie geht’s eigentlich den Hunden und Hühnern? Einer von den Hunden hat kürzlich das Bein gebrochen. Ist irgendwo hinuntergesprungen. Ein Lurcher halt. Das Leben mit einem Lurcher ist wie das Leben mit einem Dichter – ein Luftibus, der nicht zu bändigen ist. Hühner haben wir derzeit nur noch zwei. Den Rest hat der Fuchs geholt; wir kehrten aus London zurück und fanden ein grässliches Gemetzel vor. Bis jetzt haben wir es nicht fertiggebracht, die Erinnerung zu vergessen und neue Hühner zu kaufen. Wir haben auch einen kleinen Teich im Garten mit Gänsen. Manchmal sitze ich stundenlang dort, um ans Gänseei heranzukommen, ehe es sich die Krähen schnappen. Die sind gnadenlos. Wenn das Ei da ist, fallen sie wie Sturzflieger über die arme Gans her. Früher hasste ich sie, die Krähen. Inzwischen bringe ich eine gewisse Bewunderung für ihre Schlauheit auf. Der nie abgeschickte Liebesbrief an Harold Fry 400 Seiten CHF 28.90 Krüger Ausserdem von Rachel Joyce Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry 400 Seiten CHF 15.90 Fischer Taschenbuch Eines Tages erhält Harold Fry ein Briefchen: Die tief in seiner Vergangenheit liegende Queenie Hennessy liegt im Sterben. Harold schreibt eine ungelenke Antwort. Doch statt diese einzuwerfen, geht er am Briefkasten vorbei, immer weiter, um Queenie im Hospiz am anderen Ende des Landes zu besuchen. Eine herzerwärmende Geschichte eines späten Erwachens. Das Jahr, das zwei Sekunden brauchte 432 Seiten CHF 15.90 Fischer Taschenbuch 1972: Der Mutter von Byron Hemmings ist ein schreckliches Missgeschick passiert. Der Sohn, an der Schwelle zum Teenager, setzt alles daran, sie von den Folgen des Malheurs zu bewahren. Die Geschichte von zwei Lieben und zwei Freunden. Ein ferner Duft wie von Zitronen nur als eBook erhältlich CHF 2.50 Fischer Binny hat noch genau fünf Stunden Zeit, um alles für die Festtage vorzubereiten. Sie fühlt sich ganz und gar nicht weihnachtlich: Es regnet Bindfäden, ihr Haus fällt auseinander, und die Stadt ist völlig überfüllt. Um nicht auch noch Smalltalk mit einer Bekannten machen zu müssen, flieht Binny in einen Laden, den sie normalerweise nie betreten würde ... Eine Kurzgeschichte exklusiv als eBook. 14 | KRIMIS KRIMIS | 15 Books Nr. 4/2014 Für jede Blutgruppe In Krimis dreht sich meist alles um die Aufklärung eines Verbrechens – aber nicht in allen. Und auch sonst hat die Gattung für jeden Geschmack etwas zu bieten. Einige Neuerscheinungen belegen die Vielfalt der Krimiliteratur eindrücklich. Benjamin Gygax Als das Krimigenre im 19. Jahrhundert zum Leben erwachte, gab es ein vorherrschendes Strickmuster. Die Autorinnen und Autoren präsentierten den Lesenden die Abenteuer eines Polizisten oder Privatdetektivs, der immer der gleichen zentralen Frage nachging: Wer war der Mörder? Einige Nuancen gab es aber schon damals. Auguste Groner, die als Mutter des deutschsprachigen Krimis gelten kann und 1889 ihre erste Geschichte veröffentlichte, beschrieb die sozialen und psychologischen Aspekte eines Verbrechens. Dies tat auch Edgar Allan Poe. Der etwas jüngere Arthur Conan Doyle dagegen interessierte sich sehr für die neuen Naturwissenschaften als Mittel der Polizeiarbeit. Doch sie alle schrieben Krimis, die man heute der Gattung der «Whodunnit» zuordnen würde – der Romane, die sich um die Frage «Wer hat es getan?» drehen. Seither hat sich der Krimi in vielfältiger Weise weiterentwickelt. In den Auslagen der Buchhandlungen liegen Bücher für jeden Geschmack. Wie breit das Angebot ist, zeigt eine Auswahl aktueller Neuerscheinungen. Solide Polizeiarbeit «Die Lebenden und die Toten» heisst der neue Krimi von Nele Neuhaus. Die deutsche Autorin bleibt mit ihrer Krimiserie dem klassischen Muster verpflichtet: Kriminalhauptkommissarin Pia Kirchhoff und ihr Team suchen einen Täter, der als Scharfschütze scheinbar wahllos eine ältere Frau ermordet hat. Bald steigt die Zahl seiner Opfer, und die Polizei erkennt, dass es doch ein Muster zu geben scheint. Es führt zu einer Organspende, die viele Jahre zurück liegt. Recht bald schränkt die Autorin die Reihe der Verdächtigen ein, doch sie hält uns gekonnt bis zum Ende im Ungewissen über den Täter. Auch Ian Rankin beschreibt in seinem neusten Roman «Schlafende Hunde» klassische Aufklärungsarbeit der Polizei – selbst wenn sie sich mitunter unorthodoxer Methoden bedient. Meist ist Detective Inspector John Rebus von der Edinburgher Polizei für diese Arbeit verantwortlich. Der respektlose Ermittler, Musikliebhaber und «funktionale Alkoholiker» war 2007 mit 60 Jahren in den Ruhestand geschickt und durch den jüngeren und hyperkorrekten Inspector Malcom Fox von der «Internen» abgelöst worden. Doch Ian Rankin spekulierte schon damals, vielleicht müsse Fox mal eine Ermittlung führen, die mit einer alten Leiche aus Rebus’ Schrank zu tun habe. Und tatsächlich arbeiten jetzt die beiden ungleichen Polizisten zusammen. In einem Fall, der mit einem simplen, aber seltsamen Autounfall begonnen hat, wühlen sich die beiden durch Edinburghs dreckige Geheimnisse. Das ist nicht nur spannend und unterhaltend, sondern liefert auch eine lebhafte Skizze der schottischen Metropole und ihrer Bewohner. n nde Lebe chhoff e » ia Kir «Di P n e e in r t t sa Ak To mmis die uptko inalha und Akt e «C obr Pers a» onen : K Ort der V aptein Ben nie G erbr Straf ech riesse tatbe l. stand en: Kapst Entfü a d hrung : Auft . ragsm t, Südafrik Geei a. orde gn und den T et für : Tr otz se empo ines a s gelin über temb gt es die jü eraub d n e g m Au ere G Befind entor, u eschic lichke ns ein hte Sü it sein Treib ig es er La d en in afrika ndsle Kapst s, die Actio ute u adt m n und nd da itzuge Sü s unter ben. halten dafrika ma g, wir Wer rasan . d sich te präch tig : Krim Köln. onen Hofheim. inem d um n u Pers mit e s R u : d a r n o 1 e 1 h K ec her M vom erbr hrfac t» der V tand: Me t Tator r O den « bes . r n t alls r h f a e e n t f g e w Stra enge ntags ch eb z li n t o in ü s e h ch er fsc net, Schar et für : W rimi wahrs usgezeich n a n K g ihre en t es Geei eit in d dies orin geling b r ir ia w e , z hisch t t schau n. Der Au ng der Poli ber das et hü e u s r s ig e n in ac zeit child genie gleich tionsmediz der S d it n u m uns lagen planta zu sch ema Trans Bann h T ierige schw ken. zuden Ak Pe te tre rson «Ga lv Or iber. en: Ro es Ga t de yC to ad St lvest r Ve n» y, S on ra r b c Erp fta , USA re hlä c t r g he er Ge ess be . s n: u un de eign ng. tan dG Ne d rS e w : eld nic Sc üd t fü O ein hie rle kla ht w en d r : W s a ser ns e e ei, un sei ssisc gleg r USA em h d S e n dic ch ert , da e Kr n. A g läg rag s M im lle efall hte S ere r i e c en din art nal n iu h . yri sto gs , wi ilde nd um ry run mu rd de ver ss m dies gen r P zic e ro hte an a s Bu und tag n u uf c on d h ist nd b ie en e zu reit Akte «Missing. New York» Personen: Frank Decker, Ermittler bei der Polizei in Lincoln, Nebraska. Ort der Verbrechen: Lincoln und New York. Straftatbestand: Kindsentführung. Geeignet für: Wer einen soliden amerikanischen Krimi mag, kommt hier voll auf seine Kosten. Beeindruckend ist, wie Don Winslow die Überlegungen schildert, welche die Suche nach einem vermissten Kind begleiten. Hetzjagd durch Kapstadt Wer gern solche Sittengemälde einer Stadt liest, aber lieber etwas mehr Action hätte, sollte die Krimis des Südafrikaners Deon Meyer zur Hand nehmen. Sein jüngster heisst «Cobra». Die rasante Geschichte setzt die Reihe von Kaptein Bennie Griessel fort. Mit seinem Team bei der Kriminalpolizei Kapstadt ermittelt er auch diesmal in einem spektakulären Fall und unter enormem Zeitdruck: Ein Engländer wird entführt, seine drei Bodyguards werden mit präzisen Kopfschüssen getötet. Das Ermittlerteam geht davon aus, dass der ominöse, international gesuchte Auftragsmörder «Cobra» für die Tat verantwortlich ist. Noch bevor das Team viel mehr in Erfahrung bringen kann, spitzt sich die Situation weiter zu. Ein junger Taschendieb hat das Pech, die falsche Person zu bestehlen – von da an rennt er vor den Verbrechern davon, und die Opferzahl steigt. Für Griessel und seine Leute wird während der tödlichen Schnitzeljagd bald klar: Die Ausläufer dieser Verbrechen reichen weit über Südafrika hinaus. r» pfe tlich eigen Zürich). ( in a l Kle lizei e «K dtpo abrie Akt n: Rabbi G änziger, Sta Schweiz. ach n one rin B : Zürich, zinfarkt . r Pers in Ka n e r e a tand H s s h mis rec egen er in urch b d r G e d Kom n o V h fe und der ump nd: T Ort esta einem st chlich zu utor b t A a ä t f mit dem gem t iff t Stra r ib es h g g e An das eld d ler Es g och Umf einem net für : D e ll i. m e r itt r ig s Krim ins kultu Da der E inde ist r e Gee nheim s tief u lassen. er Geme s, Bode nheit, un mus en z r ein e g tauch Betreue ten leiten religiöse in Gele e s s se To sfall eligiö den her in Tode der r feier für e Abstec h ic k ig zugle eden r ein die G tor soga und u der A hen. kann ac ken m Den O ins Akte «Schl afend Person e Hun en: Dete de» ctive Se Clarke – rgeant Jo eher un h n fr R eiwillig g ebus un Ort de emeinsa d Detec r Verbr tive Insp m mit In echen: Strafta spector ector Sio E d inburgh tbestan Malcom bhan , Schott d: Verke alte Leic Fox. la n d h . r sunfall, hen im K Sturz m eller. Geeign it Todes et für : folge, M Edinbur ord und Rebus m gh-Fans diverse ögen. Ia w e r d n en woh Rankin seine D l auch d schilder ialoge k ie Fälle t das Le lingen, a von Joh ben in d ls hätte n er Stadt er sie eb plastisch en erst , und im Pub aufgesch nappt. 16 | KRIMIS AUF WEISSEM SCHNEE LEUCHTET ROTES BLUT AM HELLSTEN Es geht auch ohne Polizei Eine äusserst lebendige Milieustudie bietet auch der Roman «Kains Opfer» von Alfred Bodenheimer. Sie gelingt dem Schweizer Autor, indem er uns einen ungewöhnlichen Ermittler vorstellt: Gabriel Klein, Rabbi der Jüdischen Gemeinde Zürich. In seiner Gemeinde rumort es gewaltig, als der allseits beliebte Lehrer Nachum Berger tot aufgefunden wird. Von seiner Neugier mindestens so sehr getrieben wie von seiner Fürsorge und seinem Pflichtgefühl, beschliesst Rabbi Klein, der Sache auf den Grund zu gehen. Und da er für die Polizei einige E-Mails des Verstorbenen übersetzen soll, ist er Kommissarin Karin Bänziger ein Schrittchen voraus. Bald schon bereut Rabbi Klein seine Neugier, denn was er herausfindet, beginnt ihm über den Kopf zu wachsen. Immer mehr gerät er in moralische Zwickmühlen. Die Lebenden und die Toten Nele Neuhaus 560 Seiten CHF 29.90 Ullstein Schlafende Hunde Ian Rankin 464 Seiten CHF 29.90 Manhattan Cobra Deon Meyer 448 Seiten CHF 29.90 Brüchiges Glück in den USA Salla Simukka So rot wie Blut Aus dem Finnischen von Elina Kritzokat 304 Seiten • 13,5 x 20,5 cm • Gebunden Mit Schutzumschlag • CHF 22,90 978-3-401-60010-9 Als Einzelgängerin hält sie sich aus allem raus ‒ bis Lumikki die tropfnassen Geldscheine auf einer Wäscheleine entdeckt und in eine gefährliche Geschichte hineingezogen wird. Was für ihre Mitschüler als dummer Streich begann, entwickelt sich schnell zu einer Hetzjagd auf Leben und Tod. Die 17-Jährige muss sich im gnadenlosen Drogengeschäft zurechtfinden, in dem nur eine Währung zählt: Blut. Wem kann sie noch trauen? Als Hörbuch bei HÖRCOMPANY Hier gehts direkt zur Leseprobe www.lumikki-trilogie.de Nicht nur ohne Polizei, sondern sogar gänzlich ohne Ermittlung kommt Nic Pizzolatto aus. Der Autor ist bei uns bekannt, seit ihm mit der Miniserie «True Detective» mit Matthew McConaughey und Woody Harrelson ein Coup gelang. Im düsteren Krimi verwebte Pizzolatto als Drehbuchautor Motive aus der klassischen amerikanischen Horrorliteratur mit existentialistischen Dialogen. Wer die Serie gesehen hat und die schwüle Atmosphäre Louisianas nicht missen will, kann jetzt «Galveston» lesen. Ein Krimi ist das Buch eigentlich nicht – eher eine Art «Roadmovie» im kriminellen Milieu: Roy Cady steht als Mann fürs Grobe im Sold eines Gangsterbosses, doch der will ihn loswerden und schickt ihn deshalb mitten in eine inszenierte Schiesserei. Cady überlebt und flüchtet mit dem jungen Escort-Girl Rocky, das ebenfalls an den Ort des Geschehens bestellt worden war. Die Notgemeinschaft auf der Flucht arrangiert sich, und als auch noch ein kleines Mädchen dazustösst, wird sie zur kleinen Familie der Gefallenen und Hoffnungslosen. In Südtexas erleben sie eine kurze Zeit des Glücks, bis die harte Vergangenheit sie einholt. Eine ähnlich düstere Stimmung beschreibt auch Don Winslow in «Missing. New York». Frank Decker ermittelt im Fall der verschwundenen Hailey Hansen und erträgt die Tatsache nicht, dass mit jeder vergehenden Stunde unwahrscheinlicher wird, dass das Mädchen noch lebt. Er quittiert den Polizeidienst und verfolgt die Spur bis nach New York, auch wenn sein eigenes Leben dabei in die Brüche geht. KRIMIS | 17 Books Nr. 4/2014 Kains Opfer Alfred Bodenheimer 224 Seiten CHF 27.90 Nagel & Kimche Galveston Nic Pizzolatto 253 Seiten CHF 29.90 Metrolit Missing. New York Don Winslow 400 Seiten CHF 22.90 Droemer Knaur Exklusivinterview: Fünf Fragen an Don Winslow «Books»: Sie haben bisher über viele Dinge geschrieben, zuletzt über Drogenhandel. Was hat Sie veranlasst, sich für «Missing. New York» das Thema «verschwundene Kinder» vorzunehmen? Don Winslow: Ich habe lange gewartet, bis ich das Thema in Angriff nahm. Es fehlte mir die Bühne dafür, bis ich auf die Figur von Frank Decker stiess – ein Mann, der es zu seiner Lebensaufgabe macht, Vermisste zu finden. Wie bei vielen Kriminalromanen findet sich ein Vorläufer dafür im Western, namentlich in Alan LeMays «The Searchers», der mit John Wayne verfilmt wurde. Die übliche psychologische Deutung lautet, dass jemand, der nach anderen forscht, eigentlich sich selber sucht. Ihr wollte ich einen Dreh geben: Frank Decker ist nicht so. Er weiss genau, wer er ist, und er fühlt sich wohl in seiner Haut. Er ist einfach der Mann, der Vermisste aufspüren kann. Als Vater eines Sohns ist der Verlust eines Kinds wahrscheinlich das Schlimmstmögliche, das Sie sich vorstellen können. War die lange Arbeit mit diesem Thema nicht sehr belastend? Das ist die grösste Angst aller Eltern, nicht wahr? Schreibt man ein solches Buch, kommt man natürlich nicht umhin sich vorzustellen, wie es wäre, wenn es sich um das eigene Kind handelte. Diesen Gedanken musste ich ausblenden – meinem Sohn geht es gut. Belastend war das Wissen, dass es Kinder gibt, denen es nicht gut geht. Die Statistiken, Akten und Interviews durchzugehen und zu recherchieren – ja, das war ziemlich hart. Aber natürlich nichts im Vergleich zu jenen Menschen, die das tatsächlich erleben müssen. Ihre Hauptfigur, Ermittler Frank Decker, sagt: «Jeden Tag werden in den USA fünf Kinder getötet. Das sind fünfmal soviel wie in den fünfundzwanzig nächstgrösseren Industrienationen zusammengenommen, und ich frage mich, was das über unser Land sagt.» Was antwortet Don Winslow auf diese Frage? Viel zu viele Kinder fallen durch das soziale Netz. Wir lassen aus Nachlässigkeit, Gleichgültigkeit und Ablehnung unserer sozialen Verantwortung Löcher in diesem Netz zu. Die Mehrheit der ermordeten Kinder wird nicht von Unbekannten getötet, sondern von Familienmitgliedern und Freunden zuhause. Kinderschutzbehörden haben zu wenig Geld und Personal zur Verfügung und sind überfordert. Unser unsinniger Puritanismus verbietet uns, über Verhütung zu informieren. Die Folge daraus sind zu viele Kinder, die Kinder bekommen – mit tragischen Konsequenzen. Sie beschreiben sehr plastisch und detailliert, was die Polizei bei einem vermissten Kind unternimmt. Kennen Sie das aus Ihrer Zeit als Detektiv – oder haben Sie dazu mit Polizisten gesprochen? Ich recherchierte. Es gibt keine spezifischen Vorgaben, wie bei einem vermissten Kind vorzugehen ist. Als Privatdetektiv habe ich zwar einige Vermisste gesucht, doch obwohl mir diese Arbeit nützte, wollte ich mich nicht zu stark darauf verlassen, denn die Technik hat sich seither stark weiterentwickelt. Man kann in diesem Bereich nicht pfuschen. Was ich meinen Lesern mitgeben wollte: Man soll nicht einen Moment zögern, ein vermisstes Kind zu melden, nur weil man die peinliche Situation fürchtet, wenn es einfach wieder auftaucht. Das wäre doch grossartig. Die Polizei hätte sicher lieber hundert falsche Alarme als eine echte Entführung, die nicht gemeldet wird. Denn die Zeit kann zum guten Freund oder tödlichen Feind werden. Frank Decker tritt in diesem Buch zum ersten Mal auf und quittiert auch gleich den Polizeidienst. Werden Sie weitere Fälle mit diesem Ermittler schreiben, und wird er zur Polizei zurückkehren? Auf jeden Fall wird Decker zurückkommen! Er wird weiter nach vermissten Personen suchen, doch es werden nicht immer Kinder sein. Ob er zur Polizei zurückkehrt ... man weiss ja nie, nicht wahr? WEIHNACHTEN | 19 Books Nr. 4/2014 Pünktlich zur Weihnachtszeit erscheinen jedes Jahr Bücher, die sich mit dem schönsten aller Feste beschäftigen. Nicht alle erzählen dabei einfach die Weihnachtsgeschichte neu. Erik Brühlmann Schonungslos reisst Gsella die weihnachtlich-bunte, aber auch so trügerische Geschenkpackung vom Fest und packt aus, was sich darunter verbirgt. Mit «Stille Nacht. Die Weihnachtsgeschichte ohne Worte» verfolgt der deutsche Illustrator Frank Flöthmann ein Konzept weiter, das er bereits bei seiner Adaption der Grimmschen Märchen anwandte. © Frank Flöthmann Der Weihnachtsmann ist ein Fliegenpilz! Das zumindest behauptet Christian Rätsch in seinem Buch «Abgründige Weihnachten». Rätsch versucht aber nicht, auf Gedeih und Verderb Weihnachten lächerlich zu machen. Vielmehr ist der Autor ein ausgewiesener Fachmann auf dem Gebiet der Ethnologie und Volkskunde. Sein Buch ist demzufolge ein Streifzug durch die meist heidnischen Ursprünge vieler Weihnachtsbräuche. Man erfährt hier ebenso, warum die Neanderthaler roten Ocker als Ritualfarbe benutzten, wie auch Geschichten über Wotan und die Wilde Jagd. Rätsch diskutiert den Schamanismus und beleuchtet den Fliegenpilz von allen Seiten. «Abgründige Weihnachten» ist letztlich aber weder ein Weihnachtsnoch ein staubtrockenes Geschichtsbuch. Vielmehr ist es ein interessantes und sehr unterhaltsames Lesestück, das einen ziemlich schrägen Blick auf Weihnachten wirft – und das erst noch durch zahlreiche, manchmal recht skurrile Bilder aufgelockert wird. Der deutsche Satiriker und Humorist Thomas Gsella scheint überhaupt keine Lust auf verordnete Weihnachtsstimmung zu haben. Die Gedichte, Texte und Bilder in «Achtung, Achtung, hier spricht der Weihnachtsmann!» bewegen sich denn auch irgendwo zwischen Wilhelm Busch und Satiriker-Ikone Dieter Hildebrandt. Ironisch, bissig, tief- und abgründig beschreibt Gsella zum Beispiel, wie er das Problem löst, mal wieder keine Ahnung davon zu haben, «was ich all meinen Liebsten, all meinen nutzlosen und verhassten Freundinnen und Freunden schenken und aufhalsen könnte». Schonungslos reisst er die weihnachtlich-bunte, aber auch so trügerische Geschenkpackung vom Fest und packt aus, was sich darunter verbirgt – manchmal böse, aber nie bösartig, denn ein schelmisches Augenzwinkern ist stets dabei. Wer partout keinen Kratzer am Weihnachtslack haben möchte, sollte von diesem Buch die Finger lassen. Wer aber lachen und manchmal auch zerknirschtzustimmend nicken möchte, ist hier an der richtigen Adresse. Zum Schluss doch noch ein wenig Besinnlichkeit: «Wienachtsgschichte – von Klaus Schädelin bis Pedro Lenz» ist eine klassische Geschichtensammlung mit weihnachtlichem Flair. Insgesamt 15 Autorinnen und Autoren haben kurze Texte beigetragen, von den im Titel erwähnten Klaus Schädelin und Pedro Lenz bis zu Spoken-Word Autorin Stefanie Grob und der bereits verstorbenen Moderatorin und Autorin Margrit Staub-Hadorn. Apropos Titel: Dieser ist ein wenig irreführend, da nicht alle Geschichten in Schweizerdeutscher Sprache verfasst sind. Doch das tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch, zu charmant sind Geschichten wie Pedro Lenz’ «Der Inder von Celtic» oder Margrit StaubHadorns «Was isch kes Läbe meh?». «Wienachtsgschichte» ist ein kleines, feines Büchlein, mit dem man es sich über die Feiertage gemütlich machen kann – ganz so, wie es sich zur Weihnachtszeit gehört. Foto: Privat Stille Nacht, originelle Nacht Was macht man, wenn man die Weihnachtsgeschichte ohne Worte erzählen möchte? Man zeichnet sie! Auf diese Idee sind natürlich schon unzählige Künstler gekommen. Aber wohl noch niemand hat es im Stil von Frank Flöthmann getan. Der deutsche Grafikdesigner und Illustrator hat für «Stille Nacht. Die Weihnachtsgeschichte ohne Worte» einen sehr modernen Weg gewählt. Die Zeichnungen, die von Josef und Maria, den drei Weisen aus dem Morgenland und natürlich der Geburt des Christkinds erzählen, ähneln modernen Piktogrammen, wie wir sie von Hinweisschildern auf der ganzen Welt kennen. Flöthmann verwendet ausschliesslich die Farben Blau, Rot, Schwarz und Weiss. Das Schöne ist, dass das Buch sowohl als Grundlage zum Nacherzählen als auch einfach als ungewöhnliche «Lektüre» dienen kann – auch wenn es zuweilen eine kleine Herausforderung darstellt, einzelne Bilder richtig zu interpretieren. Wer Comics mag oder sich einmal an einem etwas anderen Bilderbuch versuchen möchte, liegt mit diesem Buch genau richtig. Der Ethnologe Christian Rätsch beleuchtet die Geschichte des Weihnachtsfests auf höchst originelle Art und Weise. Foto: Gabriele Klaes 18 | WEIHNACHTEN Thomas Gsella nähert sich Weihnachten von der satirisch-humoristischen Seite. Stille Nacht. Die Weihnachtsgeschichte ohne Worte Frank Flöthmann 100 Seiten CHF 24.90 DuMont Abgründige Weihnachten. Die wahre Geschichte eines ganz und gar unheiligen Festes Christian Rätsch 160 Seiten CHF 24.90 Riemann Achtung, Achtung, hier spricht der Weihnachtsmann! Thomas Gsella 160 Seiten CHF 19.90 Carl’s Books Wienachtsgschichte – von Klaus Schädelin bis Pedro Lenz Roland Schärer (Hrsg.) 144 Seiten CHF 30.90 Cosmos 20 | IM SCHAUFENSTER Eine Neuerscheinung berichtet über zehn Begegnungen zwischen 20 Persönlichkeiten, welche die Geschichte der Schweiz massgeblich prägten. © Hier und Jetzt Benjamin Gygax IM SCHAUFENSTER | 21 fenden Schlachten und hehren Schwüre, die noch immer in Fernsehserien und Schulbüchern abgehandelt werden», urteilen die Herausgeber. Auf diesem Zusammentreffen sei die «Erbfeindschaft» der Eidgenossen zu Habsburg-Österreich gediehen, die in der eidgenössischen Geschichtsschreibung eine zentrale Rolle spielt. Die Detailtreue sorgt auch dafür, dass sich derselbe Effekt einstellt, der auch den Konsum einer TV-Soap zur Sucht macht: Ob spannend oder nicht, man möchte einfach wissen, wie es weitergeht, weil man die Figuren bald so gut kennt wie die eigenen Geschwister. Aus unserer Primarschulzeit kennen wir die Helden der Schweizer Geschichte: Sie heissen Wilhelm Tell, Werner Stauffacher, Walter Fürst, Arnold von Melchtal, Arnold Winkelried oder Niklaus von Flüe. Sie verdienten sich ihren Platz im Helvetischen Pantheon dadurch, dass sie die Eidgenossenschaft tatkräftig gegen «fremde Vögte» verteidigten. Gegen eine solche Betrachtung stemmt sich die Geschichtswissenschaft schon seit vielen Jahrzehnten. Moderne Experten sagen: Nicht Personen bestimmen den Lauf der Geschichte, sondern politische und soziale Strukturen, Wirtschaft, Technik oder Geisteshaltungen. So überzeugend diese Argumente aber auch vorgetragen werden – Menschen interessieren sich nun einmal für Menschen mit ihren Ecken und Kanten, Stärken und Schwächen. Wahrscheinlich stiess die Fernsehserie «Die Schweizer» auch deshalb auf so grosses Echo. Die Sendungen blieben aber trotz Historikerkommentaren etwas anekdotisch. Wichtiger als bluttriefende Schlachten Der Verlag Hier und Jetzt hat soeben ein Buch veröffentlicht, das sich abseits solch ausgetretener Pfade bewegt: In «Historische Begegnungen» präsentieren die Herausgeber zehn Essays verschiedener Autorinnen und Autoren. «Wir haben zehn historische Begegnungen ausgewählt und richten damit das Scheinwerferlicht auf zehn Zusammentreffen bekannter und unbekannter Frauen und Männer, die einander bekämpften oder ergänzten, eine gemeinsame Vision oder gegensätzliche Ziele verfolgten», schreiben die Herausgeber. So begegnete Königin Agnes von Ungarn zum Beispiel 1351 bei Brugg dem Zürcher Bürgermeister Rudolf Brun. Im Streit um Einfluss und Land zwischen Habsburg und verschiedenen Schweizer Orten sollte die 70-jährige Königin im Kloster Königsfelden einen Schiedsspruch fällen. «Diese Begegnung auf Augenhöhe war für die Entwicklung der frühen Eidgenossenschaft wichtiger als alle bluttrie- Der norwegische Autor Karl Ove Knausgård verfolgt gegenwärtig ein Mammutprojekt: Er beschreibt seine bisherige Biografie detailversessen in sechs Bänden. Gerade ist der vierte Teil «Leben» auf Deutsch erschienen. Er ist ein internationaler Grosserfolg – und polarisiert. Duttweiler oder Gasser? Um Macht geht es in vielen Beiträgen, letztlich auch in jenem über das Zusammentreffen des Reformators Ulrich Zwingli und des Täufers Konrad Grebel, das Letzterem das Todesurteil einbrachte. Anderes steht im Vordergrund bei der Begegnung von Gottlieb Duttweiler und Elsa Gasser – nämlich deren Einfluss auf unseren Alltag bis heute. Der Migros-Gründer ist eine bekannte Figur der Zeitgeschichte, doch wer kennt schon Elsa Gasser? Immerhin ist sie Doktorin der Nationalökonomie und Journalistin bei der NZZ. 1935 wirbt der Detailhandelspionier die Mutter zweier kleiner Kinder als volkswirtschaftliche Beraterin für sein junges Unternehmen an: damals schon mit 40-Prozent-Pensum und HomeOffice an zwei Halbtagen! Sie wird das Gegengewicht zum impulsiven Praktiker Duttweiler. Ihrem Einfluss ist es zu verdanken, dass das Kulturprozent seine heutige Gestalt annahm und dass 1948 «die erste echte Self-Service-Verkaufsstelle» eröffnete. Keine leichte Kost Eine eher schwierige Begegnung: der lebenshungrige Ulrich Bräker und seine gestrenge Frau Salome. Verwirrend genau Muss man sich in den Essays zum Mittelalter gelegentlich noch durch zahlreiche Jahreszahlen, Namen und Verwandtschaftsverhältnisse arbeiten, werden die Texte zu weniger weit entfernten Zeiten immer leichter und lebendiger. Ganz ohne Aufwand ist ein differenziertes Bild unseres Wegs in die Gegenwart halt nicht zu bekommen. Doch der engagierte Verlag, der auf Schweizer Geschichte und Politik spezialisiert ist, will uns diese Geschichtslektion so angenehm wie möglich machen: Keine Fussnoten stören den Lesefluss, das Buch ist schön gestaltet und mit ausdrucksstarken schwarz-weissen Porträts der Protagonistinnen und Protagonisten illustriert. Historische Begegnungen Elisabeth Joris, Bruno Meier, Martin Widmer (Hrsg.) 280 Seiten CHF 52.90 Hier und Jetzt Marius Leutenegger Hier seziert einer sein Leben und legt es unter die Lupe. Für den Leser und die Leserin ist das je nach persönlicher Vorliebe Segen oder Fluch. © Jimmy Kets Begegnung mit unserer Geschichte Books Nr. 4/2014 Im literaturaffinen NZZ-Verlag ist man sich offensichtlich uneins. «Es ist, als machte man bei der Lektüre eine jede Bewegung mit, mehr noch: als atmete man mit dem Erzähler», schreibt Andrea Köhler begeistert in der «Neuen Zürcher Zeitung». Sieglinde Geisel poltert hingegen in der «NZZ am Sonntag»: Sie habe jetzt die Hälfte des Buchs gelesen, «aufs Weiterlesen verzichte ich, denn warum sollte es auf den nächsten 300 Seiten besser werden?» seine Autobiografie dennoch so viele Seiten füllt, ist Folge einer fast einmaligen Detailversessenheit. Diesen Lebensbeschrieb als «minutiös» zu bezeichnen, käme einer glatten Untertreibung gleich: Es gibt offenbar nichts, was Knausgård nicht für erwähnenswert hält, und alles verdient bei ihm gleich viel Platz, gleichgültig, ob es sich um eine lebensphilosophische Betrachtung oder um die Beschreibung der eigenen Unterhose handelt. Gegenstand der beiden Kritiken ist ein weltweiter Sensationserfolg: die bis jetzt in 30 Sprachen übersetzte Autobiografie des norwegischen Schriftstellers Karl Ove Knausgård. Angelegt ist das Mammutwerk auf sechs Bände und total rund 4000 Seiten. Im Original erscheint die Reihe unter der Überschrift «Min Kamp»; aus naheliegenden Gründen kommt dieser Titel bei der deutschen Ausgabe nicht zum Einsatz, und darum heissen die bis jetzt vorliegenden ersten vier Bände bei uns «Sterben», «Lieben», «Spielen» und «Leben». Autor Knausgård hat mit seinen 45 Jahren bis jetzt erst ein halbes Leben gelebt – und keineswegs ein überaus aufregendes. Dass Das ist Programm: Hier seziert einer sein Leben und legt es unter die Lupe. Für den Leser und die Leserin ist das je nach persönlicher Vorliebe Segen oder Fluch. Wer eintauchen will in eine fremde Existenz, wird von Knausgård reich bedient, und auch wer sein eigenes Leben anhand eines anderen durchdenken mag, kommt voll auf seine Kosten. Denn unweigerlich lässt die Lektüre Fragen aufsteigen: Wie war es denn bei mir mit den Mädchen, dem Selbstbewusstsein und dem ganzen Rest, als ich ein einsamer junger Mann war? Wie beobachte ich die Welt? Warum sieht Knausgård das alles so ähnlich wie ich? Haben wir zwei einfach Recht? Was aber, wenn einem der SchlüssellochEffekt allein nicht genug Antrieb ist, ein Buch zu lesen? Wer nach sprachlicher und gedanklicher Substanz lechzt, wird von «Min Kamp» jedenfalls nicht gesättigt. Weil Knausgård trotz gelegentlicher Rückblicke einfach der Chronologie der Ereignisse folgt und nur immer beschreibt, was war, gibt es keine künstlerische Gestaltung des immensen Materials, keinen überraschenden Kniff, keinen Spannungsbogen. Der Bach plätschert unentwegt vor sich hin. Das tut er aber in schöner Landschaft und in durchaus angenehmem Ton. So unentschlossen die NZZ-Redaktion bezüglich «Min Kamp» ist, so unentschlossen bleibt am Ende auch der Books-Redaktor: Manchmal sehnte ich mich nach einer freien Stunde, um noch etwas länger mitverfolgen zu können, wie der junge Karl Ove durchs Leben schwebt und all das entdeckt, was ich auch entdecken musste – dann aber war es wieder eine echte Pflichtübung, das Buch erneut zur Hand zu nehmen und in dieses norwegische Durchschnittsdasein einzusteigen, das mich ja eigentlich nicht interessiert und dessen «schonungslose Offenheit» mir mehr als einmal kokett und plump erschien. So ist «Leben» halt einfach ein bisschen wie – das Leben selbst: Mal nimmt man begeistert teil, mal ist es eher mühselig, nie aber ist es einfach nur wunderbar oder nur schlecht. Oder wie ein amerikanischer Kritiker treffend schrieb: «Even when I was bored, I was interested.» Das Leben bleibt eben per se spannend. Leben 624 Seiten CHF 33.90 Luchterhand 22 | Buchtipps IM SCHAUFENSTER | 23 Books Nr. 4/2014 Auf den Spuren des Autors «Paris ist immer eine gute Idee» ist ein Autorenrätsel im doppelten Sinn. Im Buch ist die Suche nach dem wahren Urheber einer Kindergeschichte der Ausgangspunkt für eine herzergreifende Romanze. Aber auch die Identität von Autor Nicolas Barreau ist ein kleines Mysterium. Silvia Avallone Marina Bellezza Die bildhübsche Marina will die Welt erobern, ihre Jugendliebe Andrea möchte diese hinter sich lassen. Die beiden können nicht mit-, aber auch nicht ohne einander. Was sie verbindet, ist der übermächtige Wunsch, der Gegenwart zu entkommen – und damit auch dem langweiligen Provinzstädtchen Biella, in dem beide gross wurden. Silvia Avallone ist ein ungewöhnlich starkes Buch gelungen. Es erzählt vom Hunger nach Leben und von unbedingter Liebe, die sehr schnell in Hass umschlagen kann. Avallones Erstlingsroman «Ein Sommer in Stahl» war in Italien ein Bestseller und erhielt zahlreiche Preise. Mit «Marina Bellezza» kann die Autorin die durch das fulminante Debüt geschürten Erwartungen gar noch übertreffen. Ted Thompson Land der Gewohnheit Deon Meyer Cobra Möglicherweise war es nicht Anders' brillanteste Idee, sich auf der Weihnachtsparty der Ashbys sinnlos zu betrinken. Aber die Begegnung mit seiner Exfrau und ihrem neuen Partner setzt Anders mehr zu als gedacht, und so endet die Party im Eklat. Dabei hatte er gehofft, dass seine Scheidung eine Befreiung aus einem Leben voller Zwänge sein würde. Was für eine Täuschung! Anders bereut seine Entscheidung und will sein altes Leben zurück, doch dort hat niemand auf ihn gewartet. Dann passiert eine Katastrophe ... Auf einem Weingut bei Kapstadt werden drei Angestellte eines privaten Sicherheitsdiensts erschossen. Ihr Schützling, ein berühmter britischer Mathematiker, ist verschwunden. Die skrupellosen Täter haben nur eine Spur hinterlassen: Auf den Patronenhülsen ist eine speiende Kobra abgebildet – das Markenzeichen eines gefährlichen Auftragskillers. Bei der Lösung des Falls könnte Ermittler Bennie Griessel ein smarter Taschendieb helfen. Denn der hat etwas gestohlen, was die Mörder suchen: ein Handy mit geheimen Daten. Ein junger Autor blickt auf die Generation seiner Eltern und fragt, wie ihre Entscheidungen von damals unsere Gesellschaft bis heute prägen. Ein kluges, scharfsinniges und brillant geschriebenes Porträt unserer Zeit. Härter, packender und besser denn je – der neue Deon Meyer mit einer faszinierenden Hauptfigur: dem von Selbstzweifeln geplagten und mit einer Alkoholsucht ringenden Benny Griessel. Andreas Eschbach Thomas Mäder Spass an mysteriösen Urhebern Der Jesus-Deal Mit seinem Verschwörungs-Thriller «Das Jesus-Video» sorgte Andreas Eschbach für Furore. Darin ging es um einen Zeitreisenden, der Videoaufnahmen von Jesus Christus gemacht hatte, die in der Gegenwart entdeckt wurden. Nun ist endlich die langersehnte Fortsetzung von «Das Jesus-Video» da. Sie ist gleichzeitig dessen Vorgeschichte. Dennoch kann man den spannenden Thriller auch lesen, ohne den Vorgänger zu kennen. In «Der Jesus-Deal» kommt der ehemalige Archäologie-Student Stephen Foxx einer Gruppierung auf die Spur, die das originale Jesus-Video gestohlen hat. Von der Existenz der Gruppe wusste er zwar, aber nicht von ihrer wahren Macht. Wie sich herausstellt, spielt die Video-Kassette eine wesentliche Rolle in einem Plan von unglaublichen Dimensionen. 568 Seiten 320 Seiten 448 Seiten 688 Seiten CHF 35.90 CHF 30.90 CHF 29.90 CHF 33.90 Klett-Cotta Ullstein Rütten & Loening Lübbe ISBN 978-3-608-98018-9 ISBN 978-3-550-08074-6 ISBN 978-3-352-00686-9 ISBN 978-3-431-03900-9 Rosalie führt in Paris einen Postkartenladen namens «Luna, Luna». Ihre Spezialität sind individuell gestaltete Wunschkarten, die sie für ihre Kundinnen und Kunden illustriert. Rosalies eigene Wünsche scheinen hingegen nicht in Erfüllung zu gehen: dass ihr Freund René sie endlich ins Restaurant «Jules Verne» auf dem Eiffelturm einlädt oder mit ihr an der Brücke Pont des Arts als Zeichen ihrer Liebe ein Schloss mit ihren Namen anbringt. Rosalie schreibt ihre Wünsche auf eine Karte, die sie an ihrem Geburtstag vom Eiffelturm segeln lässt – in der Hoffnung, sie gingen so in Erfüllung. Doch René ist kein so romantischverträumter Mensch wie Rosalie. Schlösser an Brückengeländern empfindet er als Kitsch, ein Restaurant auf dem Eiffelturm hält er für überflüssig. Man ahnt bald: Diese Beziehung wird kaum ewig halten. Schicksalhafte Begegnungen Aus diesem beschaulichen, aber unerfüllten Leben wird Rosalie schliesslich herausgerissen – und zwar durch ein Kinderbuch mit dem Titel «Der blaue Tiger». Dabei handelt es sich um das neuste Werk des erfolgreichen Kinderbuchautors Max Marchais, und sein Verlag hat Rosalie dafür ausgewählt, es zu illustrieren. Das mutet insofern schon einmal schicksalhaft an, als blau seit jeher ihre absolute Lieblingsfarbe war. So richtig schicksalhaft wird das Buch für die junge Französin aber erst, als der amerikanische Literaturprofessor Robert in ihren Laden stolpert und wutentbrannt behauptet, die Geschichte vom blauen Tiger gehöre ihm. Seine kürzlich verstorbene Mutter habe sie ihm als Kind jeden Abend am Bett erzählt. Kurz: Marchais habe die Geschichte gestohlen. Es entbrennt erst ein unschöner Streit zwischen Rosalie und Robert, dann machen sich die beiden gemeinsam erscheinen. Franzose sei der Autor jedoch sehr wohl, heisst es dort. Allerdings sind die Bücher von Barreau zuerst alle auf Deutsch erschienen, angeblich übersetzt aus dem Französischen. Eine Internetsuche nach dem Namen der angegebenen Übersetzerin – einer gewissen Sophie Scherrer – führt zu einem Autorenprofil des Verlags arsEdition, wo bald ein Kinderbuch von ihr erscheint. Das Foto zeigt aber Daniela Thiele, die Verlagsleiterin des Thiele-Verlags. Es spricht daher einiges für die von der «Welt» geäusserte These, dass sich hinter Nicolas Barreau eben jene Daniela Thiele verbirgt, deren Verlag die Bücher publiziert. auf die Suche nach dem Geheimnis hinter der Geschichte ... Französischer als Frankreich Seine romantische Erzählung mit leichtem Krimi-Einschlag würzt Nicolas Barreau mit viel Pariser Charme. Man kann den Roman durchaus als Liebeserklärung an die französische Hauptstadt werten, die ja gemeinhin als Stadt der Liebe gilt. Das hier geschilderte Postkartenparis und das französische Savoir-vivre entsprechen wohl exakt dem Bild, das man sich von der Stadt macht. Da werden Croissants gegessen, es fliessen Pastis und französischer Rotwein, und die Touristenattraktionen spielen zentrale Rollen. Dass hier Klischees bedient werden, macht den Einstieg in diese Erzählwelt leicht – und das hat wohl wesentlich zum riesigen Erfolg von Barreau im generell parisverliebten Deutschland beigetragen. «Paris ist immer eine gute Idee» ist das mittlerweile sechste Buch einer Reihe von Liebesgeschichten, die in einem sehr idyllischen Paris spielen. Besonders erfolgreich war «Das Lächeln der Frauen», das dem Autor den internationalen Durchbruch brachte und sich rund ein Jahr auf der Spiegel-Liste der erfolgreichsten Taschenbücher hielt. Barreau trifft offenbar exakt den Nerv seiner vorwiegend weiblichen deutschsprachigen Leserschaft. Wer auch immer «Paris ist immer eine gute Idee» geschrieben hat: Er oder sie scheint Spass zu haben an unbekannten Identitäten. So bildet ja auch die Jagd nach dem wahren Urheber der Geschichte des blauen Tigers den roten Faden des Buchs. Und noch deutlicher war ein Hinweis in «Das Lächeln der Frauen». Dort will die Protagonistin einen englischen Autor kennenlernen, von dem sie ein Buch gelesen hat. Doch wie sich herausstellt, handelt es sich in Wirklichkeit um einen französischen Lektor, der das Buch unter einem Pseudonym veröffentlicht hat. Übrigens ist es gar keine Seltenheit, dass Verlagsleiter Romane unter falschem Namen publizieren. KrimiAutor Jean-Luc Bannalec soll ein Pseudonym des Leiters des Fischer-Verlags sein, liest man, und hinter der Basler Regio-Krimi-Autorin Anne Gold sollen sich die beiden Verlagsleiter des Friedrich-ReinhardtVerlags verstecken. Anrührend und sympathisch Der – vermutlich mehrheitlich weiblichen – Leserschaft der Romane von Nicolas Barreau kann aber letztendlich eigentlich egal sein, wer «Paris ist immer eine gute Idee» tatsächlich geschrieben hat. Denn die anrührende Liebesgeschichte mit ihrer sympathischen Hauptdarstellerin will vor allem mit Leichtigkeit unterhalten und das Herz erwärmen – und das gelingt vortrefflich. Die Übersetzerin als Hinweis Zufall ist das kaum – denn unter Umständen ist Barreau in Tat und Wahrheit eine deutsche Autorin. Schon früh haben Fans dieser Bücher mehr über den gemäss Autorenfoto schönen jungen Mann erfahren wollen, der sie verfasst haben soll. Sie blieben dabei aber erfolglos. Dass Nicolas Barreau ein Pseudonym ist, gibt auch der Thiele-Verlag zu, bei dem «Barreaus» Bücher Paris ist immer eine gute Idee 320 Seiten CHF 26.90 Thiele 24 | SPEZIAL – Schöne Bücher Spezial – Schöne Bücher | 25 Books Nr. 4/2014 Books Spezial Das Kleid ist Sinnbild von Femininität, Eleganz und Schönheit – und das zentrale Kleidungsstück jeder modebewussten Frau. «Vogue: Das Kleid» zeigt aussergewöhnliche Kreationen an aussergewöhnlichen Frauen, aufgenommen von aussergewöhnlichen Fotografen. © Prestel Für das Auge und den Geist Bei Romanen geht es nur um den Text. Beim Coffee Table Book ist das Aussehen hingegen ebenso wichtig wie der Inhalt. Entstanden ist der moderne Bildband in den USA. Erik Brühlmann zumindest ungewöhnliche Formate sind mittlerweile üblich. Ein Bildband ist ein Gesamtkunstwerk, das sich vom durchschnittlichen Buch auf jede nur erdenkliche Weise abheben will. Doch nicht allein gestalterisch, auch thematisch gibt es keine Grenzen: Ob Natur- oder Architekturfotografie, Malerei, Autos, Lebensmittel oder Geschichte, alles kann in einem Bildband veranschaulicht werden. Sex Sells – auch auf dem Coffee Table Coffee Table Books sind anders als andere Bücher. Man kauft sie nicht unbedingt, um sich weiterzubilden, und man kauft sie auch nicht, um sie in irgendeinem Regal verschwinden zu lassen. Coffee Table Books – im weiteren Sinn Bildbände – sind dazu da, um gezeigt und angeschaut zu werden. Der Bezeichnung nach am besten auf einem Beistelltischchen. Einfach schön Es gibt Bücher, bei denen die äussere Form nicht so entscheidend ist. Und es gibt die «Schönen Bücher», die gleichermassen durch Inhalt und Erscheinung beglücken: Bildbände über aussergewöhnliche Orte und Menschen, über Architektur, Mode und Natur. Oder Bücher, hinten denen ein besonderes visuelles Konzept steht. Das Spezial dieser Ausgabe von Books ist ganz diesen «Coffee Table Books» gewidmet. Die «Erfindung» des modernen Coffee Table Books wird einem Amerikaner zugeschrieben. Der Fluch des Coffee Tables Heute ist ein Autor, Fotograf oder Maler stolz darauf, seine Werke in einem edlen Bildband verewigen zu dürfen. Früher war der Platz auf dem «Coffee Table» jedoch nicht immer erstrebenswert. So schrieb der französische Politiker, Philosoph und Essayist Michel de Montaigne 1580 in einem Aufsatz sinngemäss: «Es ärgert mich, dass meine Essays den Damen nur als Buch dienen, das man ins Fenster des Salons stellen kann.» In England verwendet man den Begriff «Coffee Table Book» im heutigen Sinn bereits seit dem 19. Jahrhundert. Die «Erfindung» des modernen Coffee Table Books wird aber einem Amerikaner zugeschrieben. Der Umweltschützer David R. Brower (1912–2000), Gründer verschiedener Umweltorganisationen wie des Sierra Clubs, kam Mitte des letzten Jahrhunderts auf die Idee, eine Buchreihe mit Naturfotografien und Texten zu veröffentlichen. Jedes Buch sollte gross genug sein, «um die Dynamik jedes Bilds zu tragen. Das Auge soll sich über das Bild bewegen und es nicht auf den ersten Blick einfangen können.» So erschien 1960 das Buch «This Is the American Earth». Unter anderem steuerte der amerikanische Fotograf Ansel Adams Bilder bei, Nancy Newhall war für die Texte zuständig. 19 weitere Bildbände dieser Art folgten. Fast alles ist erlaubt Bilder machen auch heute noch den grössten Teil eines Coffee Table Books aus – egal ob als Zeichnung, Gemälde oder Fotografie. Und auch Überformate oder Allen Bildbänden gemeinsam ist, dass sie Liebhaberstücke sind, die ihren Preis haben. «Marilyn & Me» von Lawrence Schiller schlägt mit über 1000 Franken zu Buche; «Taking My Time» von Joel Meyerowitz ist beim Phaidon Verlag für 750 Pfund zu haben; die limitierte Ausgabe von «Star Wars: A Galactic Pop-Up Adventure» kostet immerhin noch rund 327 Franken. Klar, dass bei diesen Preisen die Auflagen jeweils nur einen Bruchteil dessen betragen, was ein Stephen King oder ein John Grisham mit jedem neuen Roman umschlagen. Die grosse Ausnahme dieser Regel brachte die amerikanische Künstlerin Madonna 1992 auf den Markt. Ihr höchst umstrittenes Buch «Sex» gilt als das bislang erfolgreichste Coffee Table Book. Die erste Auflage von 1,5 Millionen Exemplaren war innerhalb einer Woche ausverkauft – und dies, obwohl das Buch in Japan und Indien verboten wurde. Ob alle Madonna-Bücher auch wirklich auf einem Beistelltischchen landeten, darf aber bezweifelt werden. 26 | SPEZIAL – Schöne Bücher Spezial – Schöne Bücher | 27 Books Nr. 4/2014 Prachtvolle Bände für Bücherfans Spezia l SCHÖN E BÜCHE R FASZINIERENDE EINBLICKE Was schenkt man jemandem, der schon alles in seiner Bibliothek stehen hat? Ein schönes Buch, natürlich! Carola Klein, Stellvertretende Filialleiterin bei Stauffacher in Bern und Spezialistin für schöne Bücher, hat die eindrücklichsten Neuerscheinungen herausgesucht. X Eine Trouvaille für jeden Literaturfan: «Die Geschichte vom Prinzen Genji» in prachtvoller Aufmachung mit japanischem Leinen. «‹Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste›, schrieb der deutsche Schriftsteller Heinrich Heine. Was er wohl von den aussergewöhnlichen Büchern halten würde, die als Liebhaberstücke so manche heimische Bibliothek zieren? ‹Gewaltig› wäre wohl ein Begriff, der ihm passend erschiene. ISBN 978-3-613-03689-5 Alexander von Humboldt war der vielleicht letzte Universalgelehrte. Der Naturforscher und Reiseschriftsteller verfasste über 700 Aufsätze, Artikel und Essays. Und er lieferte als Grafiker und Zeichner gleich noch die Illustrationen dazu. ‹Das graphische Gesamtwerk› versammelt rund 1500 Abbildungen, die vorrangig aus dem amerikanischen Reisewerk stammen, erstmals in einem opulenten Band. Ob Menschen, Gebäude, Pflanzen, Tiere, Gebirge oder Gewässer: Jede Illustration ist ein kleines Kunstwerk. Der Humboldt-Spezialist Oliver Lubrich ergänzt das Buch mit einer fachkundigen Einleitung; im Anhang finden sich Werkübersicht, Bildbeschreibung und Zeittafel. Dieses Buch ist nicht nur für Naturfreunde oder Naturwissenschaftler eine wahre Schatztruhe. Foto-Freunde, aufgepasst! Die Werke der Fotografen des National Geographic sind weltbekannt und fast schon legendär. Deshalb ist ‹National Geographic. In 125 Jahren um die Welt› eine Edition für alle, die Spass an opulenten, aussergewöhnlichen Fotografien haben. Die drei übergrossen und insgesamt über 15 Kilogramm schweren Bände bieten so etwas wie die totale Weltreise: von der Antarktis bis Timbuktu, von Nordamerika bis Asien. Doch diese Edition ist nicht nur eine Welt-, sondern auch eine Zeitreise. Schliesslich geben die über 1600 Seiten auch einen Einblick in die Geschichte der Fotografie der vergangenen 125 Jahre, von frühen Schwarzweiss-Fotografien bis zur Digitalisierung. Ein Buch, das nicht nur bildet! © Lambert Schneider Bilder aus «Das graphische Gesamtwerk». Günter Engelen zeigt erstmals die komplette Geschichte des R 129 von den Anfängen bis zu seinem letzten Baujahr 2001. 352 Seiten, Format 230 x 265 mm Die drei übergrossen und insgesamt über 15 Kilogramm schweren Bände bieten so etwas wie die totale Weltreise: von der Antarktis bis Timbuktu, von Nordamerika bis Asien. Wer einen Hang zu Asiatischem hat, dem sei ‹Die Geschichte vom Prinzen Genji› ans Herz gelegt. Sie handelt von höfischer Etikette, tiefer Liebe, Intrigen und dem Leben am kaiserlichen Hof im Kyoto der Heian-Zeit. Der eintausend Jahre alte japanische Liebesroman von Murasaki Shikibu erscheint jetzt in der einzig vollständigen Übersetzung von Oscar Benl und in prachtvoller Aufmachung mit japanischem Leinen, Goldprägung, Leseband und Schmuckschuber. Ein kleines Juwel für Literaturbegeisterte, die einmal in die philosophische, sprachliche und nicht zuletzt erzählerische Eleganz des fernen Ostens eintauchen wollen. Eine Trouvaille für jeden Literaturfan! Die alte Geschichte kann immer wieder neu entdeckt werden. Fast jeder hantiert mit ihnen, aber kaum einer weiss mehr über sie, als dass sie scharf sind – höchste Zeit für ein Coffee Table Book über ‹Messer›. Das neue Standardwerk erzählt in Wort und Bild von Ursprung, Herstellung und Verwendung verschiedenster Küchenmesser. Darüber hinaus beschreibt es 30 Schneidetechniken, und es liefert gleich noch die dazu passenden Rezepte. So gelingt es bald mühelos, ein Sashimi stilecht mit einem japanischen Yanagiba-Messer zuzubereiten. Die limitierte und nummerierte Edition im handgefertigten Holzschuber kommt zusätzlich mit einem scharfen Extra: einem hochwertigen Damastmesser von ‹kai› mit Sonderprägung. CHF 74,90 Ob Enzmann, Sipani, Treser, Autobleu, Hino oder Unic – Roger Gloor erinnert hier beispielhaft an die Namen von vergessenen Herstellern. 336 Seiten, Format 220 x 290 mm ISBN 978-3-613-03688-8 CHF 94,90 Dieser Band reicht von den Magistralen durch die Alpen, über die zahlreichen Schmalspurbahnen, die auch entlegene Täler erschließen, bis zu den eindrucksvollen Zahnradbahnen, die selbst steile Gipfel erklimmen. 144 Seiten, Format 230 x 265 mm ISBN 978-3-613-71478-6 Überall, wo es Bücher gibt, oder unter CHF 29,90 WWW.PAUL-PIETSCH-VERLAGE.DE Service-Hotline: 0711/ 98 80 99 85 28 | SPEZIAL – Schöne Bücher Spezial – Schöne Bücher | 29 Books Nr. 4/2014 Das graphische Gesamtwerk Alexander von Humboldt 800 Seiten CHF 179.00 Lambert Schneider l Spezia E N SCHÖ R E H BÜC National Geographic. In 125 Jahren um die Welt «Unser Publikum sind Bibliophile» Der Thurgauer Benteli-Verlag ist auf schöne Bücher fernab des Mainstreams spezialisiert. Verlagsleiterin Andrea Wiegelmann und Lektorin Miriam Waldvogel geben Einblick hinter die Kulissen und erzählen, wie ein Bildband entsteht. n Reuel Golden (Hrsg.) 1468 Seiten CHF 539.00 Taschen © Bank™ Die Geschichte vom Prinzen Genji Murasaki Shikibu 1900 Seiten CHF 80.00 Manesse In «Tausend und Ein Tag» werden die Geschichten aus dem Morgenland von alten orientalischen Bildern begleitet. TEUBNER Messer Limited Edition 288 Seiten CHF 449.00 Gräfe und Unzer Hat man seine Zutaten erst einmal fachgerecht zerlegt, ist es Zeit für ‹Grillen und Räuchern›. Auch dieses Buch mit Schuber ist ebenso praktisch wie prachtvoll: Es zeigt, was man braucht, um am offenen Feuer oder in der Räucherkammer zu bestehen, es liefert hervorragende Rezepte und jede Menge Tipps und Tricks – und während das Fleisch gemütlich vor sich hin brutzelt, erfreuen die atemberaubenden Bilder das Auge. Ein Buch aus lodernden Flammen, an dem alle Grillfans viel Freude haben werden. Wer kennt nicht die ‹Vogue›? Das Modemagazin ist berühmt für seine geschmackvollen und spektakulären Modeaufnahmen. ‹Vogue: Das Kleid› ist daher auch wie ein Laufsteg für alles, was mit Kleidern zu tun hat. Elegantes, Feminines, Aufreizendes und Luxuriöses versammeln sich auf den rund 300 Seiten. Das lässt Frauenherzen höher schlagen und Männerherzen in Tagträumen versinken. Passend dazu ist die Aufmachung mit Stoffbezug und silberner Folienprägung in einer veredelten Schmuckbox. Ein Buch zum Schwelgen, Hinlegen und dauernd Anschauen – ein klassisches Coffee Table Book eben. Die morgenländischen Erzählungen aus ‹1001 Nacht› gehören längst zur Weltliteratur. Quasi eine Ergänzung bildet die Sammlung ‹Tausend und Ein Tag›. Zum ersten Mal erschien die Geschichtensammlung 1710. Um sie zu erweitern, stöberten die Herausgeber in Archiven und Bibliotheken und förderten längst vergessene, aber nicht minder lesenswerte Geschichten zutage. Hinzu kommt eine geradezu opulente Bebilderung. Ihr Höhepunkt ist ein Bildfries aus alten persischen, indischen und arabischen Abbildungen, der das ganze Werk durchzieht. Ein prachtvoll gestaltetes Buch für Liebhaber und Liebhaberinnen guter Geschichten, orientalischer Träume und all dem, was wir uns darunter vorstellen.» TEUBNER Grillen und Räuchern Limited Edition 360 Seiten CHF 189.00 Gräfe und Unzer Vogue: Das Kleid 304 Seiten CHF 119.00 Prestel Tausend und Ein Tag 1200 Seiten CHF 179.00 Die Andere Bibliothek Miriam Waldvogel (links) und Andrea Wiegelmann vom Benteli Verlag wissen, was aus einem normalen Bildband ein aussergewöhnliches Werk macht. «Books»: «Coffee Table Books» sind im Grund Nischenprodukte, oder? Andrea Wiegelmann: Ja – in dem Sinn, dass die Themen, die wir behandeln, nicht auf den Massenmarkt ausgerichtet sind. Auch die Künstler, Fotografen und Autoren suchen sich zumeist Themenbereiche, die eher nicht auf ein breites Publikum abzielen. Das ist der Vorteil von Benteli als verhältnismässig kleinem Verlag: Wir können uns erlauben, Themenfelder zu bestellen, die jenseits des Mainstreams liegen, denn wir können auch mit kleineren Auflagen leben. Was bedeutet «kleinere Auflagen»? Das beginnt bei wenigen hundert Exemplaren, je nach Titel. Natürlich haben wir auch auflagenstärkere Titel wie «Über das Geistige in der Kunst» von Wassily Kandinsky oder «Niki de Saint Phalle und der Tarot-Garten», die immer wieder aufgelegt werden und sich stetig verkaufen. Hier erreichen wir Auflagen von bis zu 15’000 Exemplaren. Diese Einnahmen nutzen wir dann für die Finanzierung von Titeln mit kleineren Auflagen. Dazu kommen teilweise Drittmittel von Sponsoren oder Stiftungen. Andere Titel sind Co-Produktionen, bei denen die Kosten aufgeteilt werden – zum Beispiel, wenn ein Titel gleichzeitig Ausstellungskatalog ist. Grundsätzlich gilt für uns jedoch wie für alle anderen Verlage: Wir müssen die Verkäuflichkeit unserer Bücher im Blick behalten. Viele Belletristik-Verlage spezialisieren sich auf ein bestimmtes Publikum. Wie ist das bei Ihnen? Unser Publikum ist so bunt wie die Bücher, die wir im Programm haben. Es sind Kultur-, Kunst- und Fotografie-Interessierte aus allen Altersklassen. Das ist für unsere Arbeit ebenso ein Vorteil wie ein Nachteil, denn einerseits lässt uns das eine grosse thematische Freiheit, andererseits ist es umso schwieriger, zum richtigen Zeitpunkt das richtige Thema aufzugreifen. Unter dem Strich weist unsere Leserschaft vermutlich einen gemeinsamen Nenner auf: Sie besteht aus Bibliophilen. Woher nehmen Sie die Themen? Oft treten Autoren oder Veranstalter an uns heran. Manchmal kommt man aber auch schlicht per Zufall zu einem Buch. Das war der Fall bei der neuen Publikation von Joël Tettamanti. Mit den Herausgebern hatte ich wegen eines anderen Projekts zu tun, und ich sah eine Maquette des Projekts. Joël Tettamanti – ein Buchexperiment Die Bilder des in Kamerun geborenen Schweizer Fotografen Joël Tettamanti sind faszinierende, bisweilen bizarre Zeugen seiner Reisen durch die ganze Welt. Das Buch «Joël Tettamanti. Works 2001–2019» stellt eine Gesamtschau seiner Werke dar. Moment: 2019? «Nur ein Teil des Buchs ist fix», erklärt Benteli-Verlagsleiterin Andrea Wiegelmann. «Ein anderer Teil wird jeweils aktualisiert, wenn Tettamanti auf seinen Reisen neues Material fotografiert.» Das allein ist schon ungewöhnlich, doch mit diesem Buch will man bei Benteli noch einen Schritt weitergehen: «Wir wollen das Buch interaktiv ausrichten und so den traditionellen Offset-Druck mit dem Print-on-Demand-Verfahren innovativ verbinden.» Konkret bedeutet dies, dass das Buch in drei Varianten erscheinen wird: Die Basic Edition ist das traditionelle, komplett fertige Buch mit Schwarz-Weiss-Bildern. Die Special Edition bietet der Leserschaft die Möglichkeit, über eine Website aus einer Serie ein Bild auszuwählen und dieses farbig eindrucken zu lassen. Der Clou: Jedes Bild wird nur sechs Mal farbig produziert! Die Premium Edition schliesslich beinhaltet zusätzlich einen limitierten, vom Fotografen ausgewählten Farbprint. «Wir wollen damit aber nicht die Buchhändler ausbremsen», hält Wiegelmann fest. «Im Gegenteil: Die Buchhandlungen werden Flyer bekommen, welche die Kunden auf die Website führen. Dort können die Kunden bei der Bestellung angeben, bei welcher Buchhandlung sie den Flyer erhalten haben. So wird die entsprechende Buchhandlung an jeder Bestellung beteiligt.» Mit diesem wohl einmaligen Projekt wolle man versuchen, neue Arten der Buchproduktion und des Buchsammelns auszuloten – «und das Traditionelle mit Innovation verbinden». Joël Tettamanti. Works 2001-2019 Sven Ehmann und Nicolas Bourqin (Hrsg.) Basic Edition: CHF 49.90 Special Edition: CHF 98.00 Limited Edition: CHF 450.00 Benteli 30 | SPEZIAL – Schöne Bücher Auf meine Nachfrage, bei wem das denn erscheinen solle, hiess es, man fände keinen Verlag, der das Projekt nach ihren Vorstellungen verwirklichen wolle. Wir schauten uns dieses Manuskript dann an, fanden es sehr gut – und machen jetzt ein Buch damit. Braucht man einen bekannten Namen, um mit einem Buchvorschlag bei Ihnen landen zu können – oder hat auch Herr Müller mit seinen Fotografien aus den letzten 50 Jahren eine Chance auf Veröffentlichung? Miriam Waldvogel: Es reicht nicht, uns einfach einen Karton voller Bilder zu bringen – selbst wenn sie noch so gut sind. Man sollte ein Konzept haben, das aus einem Buch mehr als nur ein teures Fotoalbum macht. Es braucht eine Idee, eine Geschichte, einen Spannungsbogen, eben etwas, das ein Buch für andere Menschen interessant macht. Und natürlich ist die Qualität der Aufnahmen entscheidend, der Anspruch, mit dem der Fotograf arbeitet. Wir verlegen professionelle Fotografen. Coffee Table Books sind in der Regel deutlich teurer als ein Roman. Das BUCHTIPPS | 31 Books Nr. 4/2014 erklärt sich nicht nur aus der verhältnismässig kleinen Auflage, oder? Nein, das liegt auch daran, dass die Entstehung unserer Titel sehr aufwändig ist. Jedes Buch beginnt bei Null und wird von Grund auf neu konzipiert und gestatet. Wir haben keine Standard-Layouts, Formate oder Cover. Die Papierqualität ist ungleich höher als bei einem Taschenbuch, und bei den Einbänden lassen sich die wildesten Sachen machen, von der Haptik über die Prägung bis hin zum Druck. Hinzu kommt, dass jeder Titel von Anfang bis Ende individuell eng betreut wird, um sicher zu gehen, dass das Resultat auch genau so ist, wie man sich das vorgestellt hat. So entstehen schnell einmal Kosten von mehreren zehntausend Franken. Bei Benteli legen wir auch grossen Wert darauf, unsere Bücher nicht in Billiglohnländern herstellen zu lassen, sondern möglichst in der Schweiz oder je nach Druckanforderungen im benachbarten Ausland. Grafiker, dem Bildbearbeiter und so weiter. Jeder hat seine Vorstellungen, die man im Gespräch auf einen Nenner zu bringen versucht. Im Gegensatz zu einem Romanprojekt, wo ja vieles zwischen dem Autoren und seinem Lektor abläuft, sind bei uns mehrere Parteien beteiligt. Und während ein Romanautor und sein Lektor oft ein über Jahre eingespieltes Team sind, fangen wir bei fast jedem Buchprojekt wieder von vorn an – weil wir ständig andere Autoren haben und jedes Projekt völlig andere Anforderungen stellt. Und wer sorgt für die Texte? Nicht jeder hat ja gleich viel Talent für Bilder und Texte ... Oft haben die Künstler schon Personen an der Hand, welche die Texte schreiben können. Das hat den Vorteil, dass der Texter schon mit den Arbeiten des Künstlers vertraut ist. Ansonsten verfügen wir über einen Pool von externen Textern, denen wir Aufträge vergeben. Jo Ellison Ist der Künstler bei all diesen Entstehungsschritten involviert? Auf jeden Fall. Ein wichtiger Teil des Prozesses ist die Diskussion zwischen allen Beteiligten: dem Verlag, dem Künstler, dem Lavanya Sankaran Die Farben der Hoffnung Dennis Lehane The Drop Bargeld RLAGE DIE ROMANVO GHT PICTURES FOX SEARCHLI ZUM FILM VON Roman · Diogenes Roman · Diogenes 224 Seiten, Leinen, sFr 28.90* Auch als E-Book 416 Seiten, Leinen, sFr 24.90* Auch als E-Book 464 Seiten, Leinen, sFr 32.90* Auch als E-Book Ein Überfall auf eine zwielichtige Bar, die Beute: Mafiageld. Die Täter sind schnell gefasst, doch wer steckt wirklich hinter dieser selbstmörderischen Aktion? Ein übereifriger Polizist, ein aufgebrachter Mafiaboss, ein psychopathischer Gangster, und plötzlich sieht der stille Barkeeper Bob Saginowski ein Geheimnis ans Licht gezerrt, das er jahrzehntelang gehütet hat. Ab 4.12.2014 auch im Kino. Der Schweizer Autor Stefan Bachmann liefert die Fortsetzung des Fantasy-Bestsellers Die Seltsamen. Bartholomew hat aus nächster Nähe mit angesehen, wie sich ein Tor zwischen seiner Welt und dem verzauberten Feenforst auftat und seine Schwester dahinter verschwand. Er hatte versprochen, Hettie nach Hause zu holen, koste es, was es wolle. Anand ist Unternehmer in Bangalore, Kamala seine Hausangestellte. Arm und Reich, Tradition und Moderne, Aufstieg und bodenloser Fall – in der boomenden Metropole im Süden Indiens ist all dies nie mehr als einen Schritt voneinander entfernt. Lavanya Sankaran erzählt von zwei Familien, die in ein und derselben Stadt in verschiedenen Welten leben. Und von dem, was sie verbindet: glühende Hoffnung. * unverbindliche Preisempfehlung Neue Bücher von Diogenes Maria Luisa Tagariello Jamie Oliver Jamies Wohlfühlküche Yotam Ottolenghi VOGUE: Das Kleid Masters of Fashion Seit über einem Jahrhundert ist die Zeitschrift VOGUE die Instanz für Mode- und Stilfragen. Für den vorliegenden Bildband öffnet die britische VOGUE ihre Archive und zeigt die besten Fotografien des zentralen Kleidungsstücks jeder modebewussten Frau: des Kleids – Sinnbild von Femininität, Eleganz und Schönheit. Mode ist stets der Spiegel ihrer Epoche – und die Modeschöpfer sind ihre Erfinder. Maria Luisa Tagariello ist eine ausgemachte Kennerin der Modebranche. In ihrem neuen Buch nimmt sie alle Modeliebhaberinnen und -liebhaber auf eine Reise durch die Zeit von 1900 bis heute. Erstklassige Porträts stellen die grossen Couturiers vor: Prada, Versace, Dior, Saint Laurent. Von kulinarischen Kindheitserinnerungen über typische Lieblingsgerichte bis hin zu köstlichen Trostpflastern: In Jamies Wohlfühl-Küche geht es dem Starkoch um Essen für die Seele. Er präsentiert 100 Rezepte aus allen Ecken der Welt, die man mit viel Herz für Freunde und Familie zubereitet und für die man sich Zeit nimmt – für gemütliche Abende, Wochenenden, Feiertage und Feste. Haben Sie schon einmal Korsische Tarte mit Zucchiniblüten, Artischockensalat mit Mozzarella oder Quitten in Granatapfelsauce probiert? Yotam Ottolenghi macht mit seinem neuen Kochbuch Lust darauf, diese und andere ungewöhnliche Gerichte auszuprobieren. Die Küche des Israeli mit deutschen und italienischen Wurzeln ist eine faszinierende Mischung von Aromen aus Ost und West. Wir folgen diesen mythischen Figuren der Mode-Traumwelt den Catwalk hinunter, entdecken die zeitlose Klasse von Chanel, den aristokratischen und innovativen Geist von Schiaparelli oder die visionäre Kreativität von Alexander McQueen. Der Blick hinter die Kulissen sorgt für viele Überraschungen – und exklusive Fotografien zeigen die elegantesten Modelle. Schon beim Durchblättern des Buchs stellt sich durch die stimmungsvollen Fotos von David Loftus Wohlgefühl ein. Mit seiner Slowfood-Küche zelebriert Jamie Oliver die Herrlichkeit guten Essens und das Ritual des Kochens an sich – wie immer natürlich mit exklusiven Tipps, Tricks und Ideen, wie man den Zutaten den bestmöglichen Geschmack entlocken kann. In seiner Wahlheimat Grossbritannien ist Yotam Ottolenghi ein Star. Er schreibt eine wöchentliche Food-Kolumne für die renommierte Zeitung «The Guardian» und betreibt in London mehrere Restaurants, Imbissbuden und Feinkostläden. Mit «Vegetarische Köstlichkeiten» legt er sein zweites vegetarisches Kochbuch vor, das auch gelegentliche Fleisches- 304 Seiten 304 Seiten 408 Seiten 352 Seiten CHF 119.00 CHF 52.90 CHF 39.90 CHF 39.90 Prestel White Star Dorling Kindersley Dorling Kindersley ISBN 978-3-7913-4803-2 ISBN 978-88-6312230-5 ISBN 978-3-8310-2716-3 ISBN 978-3-8310-2691-3 Das Buch umreisst das Who is Who der Modewelt: Schönheiten wie Jean Shrimpton, Twiggy, Naomi Campbell oder Kate Moss in Kleidern von Designern wie Elsa Schiaparelli, Dior, Givenchy oder Alexander McQueen, in Szene gesetzt von Fotografie-Ikonen wie Horst P. Horst, Cecil Beaton, Nick Knight und Mario Testino. Der grossformatige Prachtband erscheint mit Stoffbezug und silberner Folienprägung in einer hochwertig veredelten Schmuckbox. Vegetarische Köstlichkeiten ser zu begeistern vermag. 32 | K affeepause K affeepause | 33 Books Nr. 4/2014 Die Debatte Was machen Buchhändler in ihrer Kaffeepause? Sie plaudern über Bücher. Zum Beispiel im Starbucks des Kramhofs, der Filiale von Orell Füssli an der Zürcher Bahnhofstrasse. Books hat sich dort zu Sabine Obi und Dario Widmer gesetzt. Sabine Obi: «Die Sprache von Anna Gavalda ist sehr direkt und schnörkellos, immer wieder bekam ich das Gefühl, die Autorin sässe neben mir und erzählte mir spontan diese Biografien.» manches geht einem richtig unter die Haut, man spürt die Hitze förmlich beim Lesen, man riecht den Stall. Sabine, folgt jetzt deine Retourkutsche – oder kannst du dich Darios Urteil anschliessen? SO: Keine Retourkutsche: Dieses Buch hat mir ebenfalls sehr gut gefallen! Ich bin selber auf einem Bauernhof aufgewachsen, und ich fühlte mich ständig an meine eigene Kindheit erinnert. Was Dario über das Talent von Buti sagt, kann ich bestätigen: Der Autor beschreibt alles ungeheuer plastisch und zieht einen dadurch ins Buch hinein. Ich finde das beeindruckend. Marius Leutenegger Nur wer fällt, lernt fliegen Anna Gavalda 187 Seiten CHF 27.90 Hanser Das Flirren am Horizont Roland Buti 192 Seiten CHF 27.90 Nagel & Kimche Cider mit Rosie Laurie Lee 260 Seiten CHF 33.90 Bilger Books: Ihr bringt jeweils ein Buch in unsere Debatte ein – und ein drittes liefert die Redaktion. Sabine, du hast den neuesten Roman der französischen Erfolgsautorin Anna Gavalda mitgebracht: «Nur wer fällt, lernt fliegen». Sabine Obi (SO): Hauptfiguren sind Billie und Franck, eine Frau und ein Mann, aber kein Paar. Die beiden unternehmen mit einer Gruppe eine Wanderung in einem Nationalpark. Am Abend setzen sie sich von der Gruppe ab – und stürzen in eine Felsspalte. Franck hat sich dabei offenbar schwer verletzt. Allein schaffen es die beiden nicht, sich aus der Spalte zu befreien, Hilfe ist erst am Morgen zu erwarten, deshalb müssen sie nun die Nacht in der Felsspalte verbringen. Um wach zu bleiben und Franck notfalls beistehen zu können, beginnt Billie, ihre beiden Lebensgeschichten einem Stern am Nachthimmel zu erzählen. Wovon handeln denn die Lebensgeschichten? SO: Franck wuchs in einem liebevollen Elternhaus auf; schon im Alter von acht Jahren wurde ihm klar, dass er schwul ist. Billie stammt aus einem völlig zerrütteten Elternhaus und lebte mit Vater und Stiefmutter in einem Wohnwagenpark. Die beiden lernten einander kennen, als sie im Schultheater die Hauptrollen spielten. Seither sind sie Freunde. Warum hast du dieses Buch gewählt? SO: Ich hatte schon andere Bücher von Anna Gavalda gelesen – ihr Bestseller ist ja «Zusammen ist man weniger allein» –, und weil mir diese gefallen hatten, stürzte ich mich sofort auf diese Neuerscheinung. Und ich wurde nicht enttäuscht: «Nur wer fällt, lernt fliegen» gefällt mir sehr gut. Die Sprache von Anna Gavalda ist sehr direkt und schnörkellos, immer wieder bekam ich das Gefühl, die Autorin sässe neben mir und erzählte mir spontan diese Biografien. Damit erübrigt sich wohl die Frage, für wen sich dieses Buch eignet. SO: Für Frauen! DW: Auf jeden Fall ist das nichts für Männer. Dario, warst du ähnlich begeistert? Dario Widmer (DW): Darf ich ehrlich sein? Dann wollen wir doch mal sehen, was Männer wie Dario gern lesen. Du hast «Das Flirren am Horizont» mitgebracht. Der Lausanner Roland Buti erhielt dafür den Schweizer Literaturpreis 2014. DW: Die Geschichte spielt 1976 in der Romandie. In diesem Jahr ist es in ganz Europa sehr heiss, überall herrscht Dürre. Hauptfigur ist der 13-jährige Gus. Er lebt mit seiner Familie auf einem abgelegenen Bauernhof. Man lernt die Mitglieder der Familie durch Gus’ Augen kennen: Die Mutter schaut immer, dass alles gut läuft. Die Schwester träumt von der weiten Welt. Der wortkarge Vater, der sich soeben eine Hühnerfarm zugelegt hat, will keine Veränderungen. Und dann ist da auch noch Knecht Rudy, der am Down-Syndrom leidet. Zunächst präsentiert uns Buti ein bäuerliches Idyll, doch in diesem heissen Sommer verändert sich alles: Die Freundin der Mutter entpuppt sich als deren Geliebte, in der Hitze kommen alle Hühner um, die Familie fällt auseinander und der Hof ist ruiniert. Wir bitten darum! DW: Ich fand das Buch eine Zumutung. Immer wieder dachte ich: Na, das kann doch wohl nicht wahr sein! Gerade diese direkte Sprache hat mich mehr als irritiert, wie zum Beispiel minutiös festgehalten wird, was Billie dem Stern sagt: «Okay, lieber Stern, dann war ich dort ... ich will zwar nicht vor dir fluchen, aber ...» So lau steht das dann da. Und die Geschichte fand ich letztlich nur schmalzig. Das ist doch eine ziemliche Packung. Was sagst du dazu, Sabine? SO: Ich verstehe schon, was Dario meint, aber ich finde trotzdem: Das ist ein schönes Buch mit einem schönen Happyend. Viele Menschen lesen gern eine erfreuliche Geschichte, doch viele Bücher sind anstrengend und bedrückend. «Nur wer fällt, lernt fliegen» kann man hingegen einfach so lesen, ohne dass schlechte Gefühle hochkommen – das ist ein Buch, das glücklich macht. Ich hätte jedenfalls gern weiter gelesen und fand schade, dass das Buch so schmal ist – denn ich hätte gern erfahren, wie es mit Billie und Franck weitergeht. DW: Stellenweise kam mir das Buch allerdings vor wie eine Tour durch alle Klischees aus typischen Frauenfilmen. SO: Das heisst, du hast schon viele Frauenfilme gesehen – mit deiner Freundin? DW: Ja, und ich muss annehmen, dass ihr dieser Roman auch gefallen würde! Das ist offenbar ein ziemliches Kontrastprogramm zu «Nur wer fällt, lernt fliegen». DW: Auf jeden Fall. Mit einem Happyend darf man hier nicht rechnen. Mir wurde dieses Buch empfohlen, und es interessierte mich sofort – auch deshalb, weil meine Grosseltern ebenfalls Bauern waren und ich wissen wollte, wie es sich zu jener Zeit auf einem Hof lebte. Buti ist enorm talentiert darin, Details zu beschreiben; Aber schön ist diese Geschichte ja nicht ... SO: Nein, aber das hat mich überhaupt nicht gestört. Warum soll man diese vielleicht deprimierende Geschichte vom Ende eines Idylls lesen? DW: Weil sie sehr interessant ist. Ich habe noch kein Buch gelesen, das auf eine solche Art und Weise zeigt, wie eine Familie auseinanderbricht – und wie ein Kind versuchen muss, sich mit der neuen Situation zurechtzufinden. Die Geschichte ist sehr real. Ich finde, dieses Buch müsste in den Schweizer Abteilungen unserer Buchhandlungen ganz vorn liegen. Es ist genau richtig, wenn man einem Touristen ein Buch schenken will, dass einem die Schweiz näher bringt und das gleichzeitig spannend ist. SO: Darüber hinaus kann man dieses Buch wirklich allen empfehlen. DW: Ja, denn es ist bei aller Nüchternheit sehr tiefgründig. Und es ist so flüssig geschrieben, dass man es in einem Zug durchlesen kann. SO: Man merkt beim Lesen jedenfalls gar nicht richtig, was einem Buti alles eröffnet. «Das Flirren am Horizont» kann man daher auch jemandem empfehlen, der nicht so viel liest. Das dritte Buch, über das wir reden, ist eine Wiederentdeckung: «Cider mit Rosie». Es handelt sich dabei um die erste von drei autobiografischen Erzählungen des englischen Poeten Laurie Lee. Die Originalausgabe erschien 1959; jetzt hat der Bilgerverlag das Buch auf Deutsch neu herausgebracht. SO: Laurie Lee erzählt darin die Geschichte seiner Kindheit und Jugend um 1918. Nein, er beginnt schon früher – mit der Geschichte seiner Mutter. Sie heiratete mit etwa 30 Jahren einen Witwer, Sabine Obi, 41, lebt in Volketswil und arbeitet in der Filiale von Orell Füssli am Flughafen Zürich. Buchhändlerin wurde sie, weil sie ihr Hobby – das Lesen – zu einem Teil ihres Berufs machen wollte. Sie mag vor allem Krimis «oder Bücher, bei denen man etwas über die Welt erfährt». Dario Widmer, 22, lebt in Bühler in Appenzell Ausserrhoden. Seine Lehre zum Buchhändler absolvierte er im Rösslitor, heute arbeitet er in der Orell-Füssli-Filiale Kramhof in Zürich. Er hat schon seit jeher grosses Interesse an Literatur. 34 | Buchtipps K affeepause | 35 Books Nr. 4/2014 Dario Widmer: «Ich fand das Buch eine Zumutung. Immer wieder dachte ich: Na, das kann doch wohl nicht wahr sein!» Markus Bühler-Rasom Landwirtschaft Schweiz Die Schweizer Landwirtschaft ist Symbol, Attraktion, Folklore und Politikum. Der Fotograf Markus Bühler-Rasom nimmt eine Haltung jenseits von Stereotypen ein. Nicht weniger als eine Bestandsaufnahme der Schweizer Landwirtschaft hat er sich vorgenommen, und er hat diese immense Aufgabe, die ihn über Jahre beschäftigte, mit dem Blick eines Forschers ausgeführt. «Ich möchte wissen, wie es ist», sagt er schlicht. Sein Blick auf die so nahe und zugleich ferne Welt der heimischen Bauern hat etwas Subversives, gerade weil er nicht subversiv sein will. Will er den Bauern mit dem Tuch auf dem Kopf, der ihn ein bisschen wie Tell aussehen lässt, zum Nationalhelden verklären? Will er ihn lächerlich machen? Weder noch. BühlerRasoms Bilder entziehen sich allen Kategorien. Alfonso Pecorelli Yves Bossart Mord und andere Ohne Heute kleine Geschenke gäbe es morgen kein Gestern des Himmels Ein Ehepaar aus Hamburg ist schon 40 Jahre lang bieder verheiratet. Wie konnte innerhalb von Minuten tödlicher Hass entstehen? Und wieso hat die Erpressung einer Unternehmerin durch einen Mafioso fatale Folgen – für ihn? Und dann sind da noch die neckischen Streiche zweier Yuppies, aus denen ungewollt tödlicher Ernst wird. Nicht zu vergessen die englische Adelige, die den perfekten Mord begeht – wäre da nicht diese Kleinigkeit. Und da ist auch noch der Mann, der wegen seiner Liebe zu Katzen in Lebensgefahr gerät. Eine Sammlung abgründig-maliziöser Erzählungen, ironisch, menschlich und immer wieder überraschend. Atemberaubend unterhaltsam und leichtfüssig erzählt der Autor seine mit viel schwarzem Humor gewürzten Geschichten. Gedankenspiele sind seit über zweitausend Jahren die Werkzeuge der Philosophie. Sie helfen dabei, Antworten auf die grundlegenden Fragen des Lebens zu finden. Die grossen Philosophen von Sokrates bis Sartre haben solche geistigen Experimente entwickelt, um sich den grossen Themen wie Moral, Freiheit oder Gerechtigkeit zu nähern: Wie würden wir leben, wenn wir unsterblich wären? Wie kann ein angeketteter Hund glücklich werden? Könnte unser Leben ein langer Traum sein? Yves Bossart versammelt die wichtigsten Gedankenspiele, stellt sie verständlich dar, kommentiert und verführt den Leser dazu, sich selbst Antworten zu geben. Sein Buch bietet eine Fülle von verblüffend einfachen, raumgreifenden und herrlich absurden Abkürzungen in die Welt der Philosophie. Werner Tiki Küstenmacher Limbi «Simplify your life» heisst der grosse Bestseller von Werner Tiki Küstenmacher: millionenfach verkauft und in 40 Sprachen übersetzt. Auch mit seinem neuen Ratgeber will uns der evangelische Pfarrer helfen, das Leben einfacher zu gestalten. Ins Zentrum rückt er dabei das limbische System, unser emotionales Gehirn – veranschaulicht durch die Comicfigur Limbi. Es geht also darum, Limbi besser kennenzulernen – zu wissen, wie er tickt. So wird beispielsweise klar, warum das Sofa uns so magisch anzieht, wenn wir gerade joggen gehen wollen. Küstenmacher nimmt uns mit auf eine Reise durch die neuropsychologischen Untiefen des Lebens und leitet uns ganz konkret zu einem limbifreundlichen Leben im Fluss mit uns selbst an. der vier Kinder in die Ehe brachte. Das Paar bekam drei weitere Kinder, darunter Laurie Lee, doch dann verliess der Mann die Familie. Die Mutter musste von da an die sieben Kinder allein durchbringen. Das Leben war für alle sehr hart, aber als Bub empfand Laurie Lee das ganz anders – ihm gefiel das Leben in dieser armen Familie, und ihm war kaum bewusst, wie ernst die Situation manchmal war. Das alles klingt ein wenig nach Charles Dickens ... DW: Genau! Die Geschichte erinnert entfernt an Oliver Twist. Wie ist sie geschrieben? DW: «Cider mit Rosie» ist eigentlich kein zusammenhängender Roman, sondern 127 Seiten 256 Seiten 288 Seiten CHF 74.90 CHF 25.90 CHF 29.90 CHF 32.90 AS WOA Blessing Campus ISBN 978-3-906055-27-5 ISBN 978-3-9524265-2-4 ISBN 978-3-89667-529-3 ISBN 978-3-593-39223-3 Es ist also sozusagen die goldene Mitte zwischen den ersten beiden Büchern, über die wir gesprochen haben? SO: In gewissem Sinne schon. Aber «Das Flirren am Horizont» hat mir am Ende am besten gefallen. DW: Obwohl es überhaupt nicht kitschig ist! ZEIT, T, FREUD FREUDE ZU TEILEN GINGERBREAD LATTE 288 Seiten eher eine Sammlung von Kurzgeschichten: Laurie Lee erzählt Episoden aus seiner Kindheit und Jugend. Man kann eine dieser Episoden lesen, das Buch dann weglegen und ein paar Wochen später wieder zur Hand nehmen, ohne dass man den Faden verloren hätte. Interessant fand ich das Buch, weil ich noch nie etwas über das Leben zu jener Zeit las. Hauptsächlich spielt es während des Ersten Weltkriegs und in den Jahren danach, aber die historischen Ereignisse kommen nur am Rand vor. SO: Für mich ist «Cider mit Rosie» eine Entdeckung. Ohne unsere Debatte wäre ich wohl kaum darauf gestossen, und das wäre schade gewesen. Das Buch erzählt hübsche Geschichten, aber ohne jeden Kitsch. NEU HONEY & ALMOND HOT CHOCOLATE TOFFEE NUT LATTE Besuche auch unsere Starbucks Coffee Houses in den Orell Füssli Buchhandlungen im Kramhof und am Bellevue in Zürich. 36 | Fantastisch! Fantastisch! | 37 Books Nr. 4/2014 überhaupt nicht freundlich gesinnt ist, weil ihn die Parallel-Lily so schlecht behandelte. Fantastisch! Eine Mitarbeiterin von Orell Füssli Thalia präsentiert Neuerscheinungen und Geheimtipps aus dem Fantasy-Genre: Bücher für alle, die sich gern in fremde Welten entführen lassen. Marius Leutenegger «Auch in diesem Bücherherbst erscheinen enorm viele neue Fantasy- und All-AgeRomane. Es ist diesmal aber nicht so, dass man als Genrefan kaum noch weiss, wo man mit dem Lesen beginnen soll. Viele Neuerscheinungen haben mich nämlich nicht so recht überzeugt; manches ist mir eher lau vorgekommen, anderes habe ich einfach als Aufguss von Altbekanntem empfunden, manches eignet sich nur für ein sehr junges Publikum. Aber zum Glück lassen sich im riesigen Angebot doch einige echte Perlen ausmachen. Dazu zählen zwei Fortsetzungen: Cornelia Funke brilliert mit dem dritten Teil der RecklessReihe, und der junge Schweizer Stefan Bachmann zeigt mit ‹Die Wedernoch›, dass sein Erstling ‹Die Seltsamen› kein Glückstreffer war. Da wir in dieser Rubrik in der Regel keine Fortsetzungen vorstellen, habe ich drei andere Neuerscheinungen ausgesucht, hinter denen ich voll und ganz stehen kann – mehr noch: die mich in jeder Hinsicht überrascht und überzeugt haben. Ich bin ja eine sogenannte Cover-Käuferin. Zunächst muss mich bei einem Buch der Umschlag ansprechen, dann lese ich die Zusammenfassung auf der Rückseite – und wenn ich dann immer noch interessiert bin, steige ich ins Buch ein. Manchmal aber greife ich bei einem Buch auch deshalb zu, weil ich andere Werke des Autors oder der Autorin geschätzt habe. Das war der Fall bei ‹Everflame› von Josephine Angelini. Deren ‹Göttlich›-Reihe habe ich geliebt, und darum war ich auf diesen Auftakt einer neuer Trilogie sehr gespannt. «Ich fand cool, dass sich diese Hauptfigur mit den gleichen Problemen herumschlagen muss wie ich!» sprach mich sofort an, denn auch ich leide an Lebensmittelallergien. Ich fand cool, dass sich diese Hauptfigur mit den gleichen Problemen herumschlagen muss wie ich. So sehen heute Fantasy-Autorinnen aus: Josephine Angelini. Nach der «Göttlich»-Trilogie brilliert sie jetzt mit dem Auftakt zu einer neuen Serie. Ich wurde nicht enttäuscht: ‹Everflame› enthält alles, was einen Roman von Josephine Angelini ausmacht. Für die ‹Göttlich›Bücher bediente sich die Autorin bei den Legenden um den Trojanischen Krieg, diesmal hat sie sich von den Hexenprozessen in Salem inspirieren lassen – von diesen Prozessen handelt auch Arthur Millers berühmtes Theaterstück ‹Hexenjagd›. Wie in den ‹Göttlich›-Romanen steht auch hier eine junge Frau im Zentrum: die 17-Jährige Lily Proctor. Sie lebt im heutigen Salem an der US-amerikanischen Ostküste und ist auf alles Denkbare allergisch. Das Die Allergien haben dazu geführt, dass Lily sehr introvertiert ist und sich nichts zutraut. Als sie sich doch einmal überwindet, mit ihrem besten Freund auf eine Party zu gehen, erlebt sie dort sozusagen den Supergau: Alles, was schief gehen kann, geht schief. Lily wünscht sich weg von diesem Ort der Peinlichkeiten – und findet sich plötzlich in einer anderen Welt wieder, in einem parallelen Salem. Dort gibt es alle Menschen, die ihr bekannt sind, noch einmal. Auch sie selbst ist in der Parallelwelt noch einmal vorhanden: Die zweite Lily ist eine gefürchtete Oberhexe. Lily erkennt bald, dass ihre Allergien aufgetreten sind, weil sie ihre magischen Kräfte unterdrückte. Und sie lernt Rowan kennen, der ihr An diesem Buch hat mich vor allem die Ausgangslage angesprochen. Der Anfang im gewöhnlichen Salem ist ein bisschen langfädig, aber sobald die Geschichte im Parallel-Salem spielt, gewinnt sie mächtig an Fahrt und Feuer. Die Liebesgeschichte ist schön, und der Humor kommt auch nicht zu kurz. Ich bin überzeugt, dass dieses Buch sehr vielen Leserinnen gefallen wird. Für männliche Fantasyfans ist ‹Everflame› aber eher nichts. terzulesen. Dann kam der Verlagsvertreter und legte mir das Buch noch einmal ans Herz – es sei super, ich müsse nur etwas geduldiger sein. Er hatte Recht! Am Ende hat mir dieser Auftakt zu einer neuen Serie schon sehr gut gefallen. ‹Salt & Storm› ist ein Buch, bei dem man ständig das Gefühl hat, bei schlechtem Wetter auf einer Klippe zu stehen. Auch wenn es einmal eher ruhiger zu und her geht, spürt man, dass sich bereits der nächste Sturm zusammenbraut. Angelina Rubli, 29, ist im Kanton Schaffhausen aufgewachsen, wohnt in Dachsen und arbeitet bei Orell Füssli am Bellevue. «Das erste Geschenk, an das ich mich erinnern kann, war das Buch ‹Ronja Räubertochter›», erzählt sie. «Von da an wollte ich nur noch lesen – und Buchhändlerin werden.» Angelina verschlingt etwa drei bis vier Bücher pro Woche; eigenartigerweise liest sie bei jedem Buch zuerst das Ende. Auf das nächste Buch, das ich vorstelle, war ich nach dem Lesen fast etwas sauer: ‹Vogelherz› von Katherine Catmull gefiel mir derart gut, dass mich ein Monat lang nichts anderes mehr ansprach, weil es eben nicht ‹Vogelherz› war. Im Zentrum der Geschichte stehen die beiden Schwestern Bird und Summer, die verschiedener nicht sein könnten. Summer sieht aus wie eine Sommerbrise, sie ist schlank und sonnig, Bird hingegen ist dunkelhaarig, sehr introvertiert und stark mit der Natur verbunden. Sie kommuniziert mit den Vögeln – nomen est omen – und würde wohl am liebsten dem Gras beim Wachsen zuhören. Man weiss nie so ganz, ob Bird eigentlich von dieser Welt ist. Eines Nachts verschwinden die Eltern der Schwestern. In den Unterlagen ihres Vaters, eines Ornithologen, finden die beiden einen Brief voller seltsamer Zeichen und mit dem Bild eines Schwans. Sie begreifen, dass diese Hinweise sie zu den Eltern führen werden, und sie machen sich auf den Weg. Bald trennen sich die beiden. Ein alter Mann entpuppt sich als Phoenix, und fortan spielen Vögel bis hinauf zur Vogelkönigin entscheidende Rollen. Dieses Buch ist so schön geschrieben! Seine Stimmung ist traurig, melancholisch, zuweilen gar düster, die Geschichte aber bleibt bis zur letzten Seite hochspannend. Den Plot finde ich sehr originell, und die Auflösung hat mich überzeugt. Weil sich ein solches Buch einer unbekannten Autorin nicht von allein verkauft, freue ich mich darauf, es in der Buchhandlung allen zu empfehlen, die ein gutes Buch suchen. Auch auf das letzte Buch, das ich hier vorstelle, wurde ich wegen des tollen Covers aufmerksam: ‹Salt & Storm› von Kendall Kulper. Nachdem ich die ersten 50 Seiten gelesen hatte, war ich überhaupt nicht davon angetan, und ich weigerte mich wei- Everflame Und so stellen sich die Leser ihre Heldinnen vor: Darstellung von Avery Roe, der Hauptfigur von «Salt & Storm», auf einem Fan-Blog. Die Geschichte spielt in einer irischen Hafenstadt. Die Roe-Frauen sind eine Art Hexen; früher fuhr kein Schiff aus dem Hafen ohne einen schützenden Talisman von ihnen. Avery ist die letzte Roe-Frau. Ihre biestige Mutter hat sich aber von der Tradition losgesagt und verbietet der Tochter jeglichen Kontakt zur praktizierenden Grossmutter. Avery schafft es aber doch, zu ihrer Grossmutter zu gelangen und zur Roe-Frau zu werden. In diesem Buch brodelt es ständig, und es gibt auch eine stürmische Liebesgeschichte. ‹Salt & Storm› eignet sich für alle Leserinnen und Leser, denen die Atmosphäre wichtiger ist als der Plot. Natürlich will man wissen, welche Geheimnisse sich hinter den Roe-Frauen verbergen, was das für ein junger Mann ist, in den sich Avery verliebt – aber zentral bleibt die Stimmung.» Josephine Angelini 480 Seiten CHF 29.90 Dressler Vogelherz Katherine Catmull 448 Seiten CHF 25.90 Sauerländer Salt & Storm Kendall Kulper 448 Seiten CHF 25.90 Sauerländer 38 | BUCHTIPPS FANTASTISCH | 39 Books Nr. 4/2014 Weitere Tipps aus dem Fantasy-Genre Lorna Byrne Eva-Maria Zurhorst Gunter Sachs Gerold Biner Mein astrologisches Vermächtnis Fliegen um Leben und Tod Lorna Byrne konnte bereits in früher Kindheit mit Engeln, Geistführern und Verstorbenen Kontakt aufnehmen. In ihrem autobiografischen Erstlingswerk «Engel in meinem Haar» brach sie ihr Schweigen. Jetzt macht sie ihre mediale Fähigkeit in einem neuen Buch einer breiten Öffentlichkeit weiter zugänglich. Die Bestsellerautorin Eva-Maria Zurhorst hat mit ihrem ersten Buch «Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest» Tausenden von Frauen aus der Seele geschrieben. Ebenso einfühlsam, persönlich und leidenschaftlich enthüllt sie in ihrem neuen Buch das Geheimnis der Sexualität. Viele sahen in Gunter Sachs den sorglosen Playboy, doch er war ein Mann mit vielen unbekannten Seiten – und zeitlebens ein Suchender. In der Astrologie erkannte er ein funktionierendes Prinzip, durch das er lernte, sich selbst und andere besser zu verstehen, und das er wissenschaftlich hinterfragte. In «Liebe – Das Geschenk des Himmels» zeigt sie, wie man mit Hilfe der Engel sein Herz wieder öffnen kann – gegenüber dem Partner, der Familie oder gegenüber Menschen, die einem Leid zugefügt haben. Denn viele von uns haben sich aufgrund schmerzhafter Erfahrungen der Liebe verschlossen. Vor allem lehrt Lorna Byrne uns aber, uns wieder selbst zu lieben und bereit zu werden für die wunderbare Erkenntnis, dass unser ureigenes Wesen die Liebe ist. Probleme mit der Sexualität bringt fast jedes Paar mit, das in die Praxis von Eva-Maria Zurhorst kommt. Frauen fühlen sich von der Lust an der Liebe verlassen und Männern schlägt Stress, Leistungsdruck oder Zurückweisung durch die Partnerin auf die Seele. «Soul Sex» beschreibt Zurhorsts persönliches Wundermittel für die Heilung von Beziehungsstress und die Rückkehr der körperlichen Lust: Der Sex muss wieder mit dem Herzen verbunden werden. Mit seinem Vermächtnis führt Gunter Sachs den Leser in die Welt der Astrologie, gestützt auf wissenschaftliche Fakten, bereichert durch seine eigenen anregenden Erlebnisse und Erfahrungen. Auf faszinierende und berührende Weise begegnen einander ein gelebtes Leben und statistische Ergebnisse. Und es entsteht das Porträt eines charismatischen Querdenkers im Spiegel seiner astrologischen Leidenschaft. Mit beispiellosem Engagement und eisernem Willen organisieren Gerold Biner und seine Kollegen aus Zermatt den Aufbau einer Rettungsstation und ein Ausbildungsprogramm in Nepal. Dabei erleben sie wunderbare Fortschritte, aber auch dramatische Rückschläge. Eine Abenteuergeschichte, der es nicht an persönlichen Stellungnahmen fehlt, sei es zur Leichtsinnigkeit mancher Berggänger oder zu Extremsportarten, die den Tod herausfordern. Liebe – Das Geschenk des Himmels Soul Sex Gerold Biner redet Klartext und kontert die Kritik an den Schweizer Bergrettern, die im Zusammenhang mit Rettungseinsätzen auf dem Dach der Welt entstanden ist. 224 Seiten 352 Seiten 240 Seiten 256 Seiten CHF 27.90 CHF 29.90 CHF 29.90 CHF 37.90 Kailash Arkana Scorpio Orell Füssli ISBN 978-3-424-63096-1 ISBN 978-3-442-34163-4 ISBN 978-3-943416-85-5 ISBN 978-3-280-05525-0 Ramona Gilomen, 24, wohnt in Grenchen und arbeitet bei Stauffacher in Bern. Sie hat sich zur Buchhändlerin ausbilden lassen, weil sie sehr gern liest und ihre Freude am Gelesenen gern weitergibt. Am allerliebsten sind ihr Fantasybücher und Comics – kein Wunder also, arbeitet sie bei Stauffacher in der Comic- und Fantasyabteilung. «Fantasy bietet mehr als unsere bekannte Welt», erklärt sie ihre Leidenschaft, «denn die Autorinnen und Autoren müssen sich an kein Naturgesetz halten.» Ihr Tipp: «Das Lied des Blutes» von Anthony Ryan. «Der Krieger Vaelin Al Sorna ist mit seinen rund 30 Jahren bereits eine Legende. Man nennt ihn Hoffnungstöter – weil er einst den Hoffnungsträger umbrachte, den Nachfolger des Kaisers. Der kaiserliche Geschichtsschreiber wird beauftragt, die Geschichte vom Ende des Kriegers zu schreiben, denn Al Sorna ist auf dem Weg zu seinem letzten Duell. In diesem ersten Band der Reihe ‹Rabenschatten› erfahren wir, wie der Krieger zum Hoffnungstöter wurde, wir besuchen die Orte, an denen er ausgebildet wurde, wir machen mit seinen Weggefährten Bekanntschaft – und erkennen, woher der Krieger seine Macht hat. Die Geschichte ist ein gewaltiges Epos. Ihr einziges Fantasy-Element ist die Magie; sie spielt in einer realistisch anmutenden Welt, die ziemlich genau unserem Hochmittelalter entspricht. Ich finde, dass unter all den Neuerscheinungen im High-FantasyBereich jährlich etwa zwei wirklich überzeugen – ‹Das Lied des Blutes› ist eine davon. Ich mag solche Bücher, auf die man sich so richtig einlassen kann. Und mir gefällt an diesem Serien-Auftakt vor allem, dass die Charaktere vielschichtig sind. Die Personen haben Ecken und Kanten, und auch der Held hat Dinge gemacht, auf die er nicht stolz ist – er ist sehr menschlich.» Kai Mader, 32, wohnt in einem kleinen Vorort von Basel auf deutscher Seite. Weil er gern liest, stieg er vor etwa zehn Jahren mit einem Praktikum in den Buchhändler-Beruf ein. Seit vier Jahren leitet er die Fantasy-Abteilung bei Thalia, die mit Abstand grösste ihrer Art in Basel. Sein Tipp: «Chronik des Cthulhu-Mythos I + II» von H.P. Lovecraft. «Viele Kritiker setzen Lovecrafts Einfluss auf die moderne Literatur dem von Edgar Allen Poe gleich. Oft begegnen wir den Werken des Amerikaners, ohne dass uns das bewusst wäre – Anspielungen und Auszüge gibt es in zahllosen Büchern, Filmen und Computerspielen. ‹Chronik des Cthulhu-Mythos› vereint Lovecrafts Werke über die ‹grossen Alten›. Der Einfluss und die Herkunft dieser mächtigen und uralten Wesen werden in insgesamt 17 Kurzgeschichten und Novellen dargelegt. Tapfere Forscher werden von ihren ungeheuren Entdeckungen in den Wahnsinn getrieben. Neugierige Narren experimentieren mit verbotenem Wissen. Und Dinge, die keinen Namen haben sollten, entsteigen den Tiefen der Ozeane. Lovecraft schafft es auf einzigartige Weise, etwas Fremdes und Unheimliches in unsere so geordnete Welt einbrechen zu lassen. Jede der 17 Geschichten ist fesselnd. Liest man sie jedoch alle nacheinander, erkennt man die Parallelen und das grosse Gesamtbild, das so viele Schriftsteller beeinflusste. Die Werke wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geschrieben und unterscheiden sich daher auch sprachlich vom Stil moderner Autoren.» Das Lied des Blutes (Rabenschatten 1) Chronik des CthulhuMythos I + II Anthony Ryan 775 Seiten CHF 35.90 Klett-Cotta H. P. Lovecraft 499 Seiten CHF 21.90 Festa Katharina Kromer, 30, lebt in Wutach, etwa eine halbe Stunde von Schaffhausen entfernt. Seit vier Jahren arbeitet sie bei Thalia Schaffhausen. Buchhändlerin wurde sie, «weil ich schon immer sehr gern las und nicht studieren wollte». Am liebsten verschlingt sie FantasyRomane für Jugendliche und Erwachsene. Ihr Tipp: «Die Seiten der Welt» von Kai Meyer. «Dieser Roman dreht sich um Bücher und Bücherwelten, und das lässt natürlich das Herz jeder Buchhändlerin höher schlagen – und auch jenes aller anderen Bücherfreunde. Im Mittelpunkt stehen die Bibliomanten: Magier, die mit Hilfe von Büchern zaubern und durch Bücher an einen anderen Ort oder in eine andere Welt springen können. Furia ist die Tochter eines Bibliomanten. Zusammen mit ihrem Vater unternimmt sie einen Sprung durch ein Buch. Dabei kommt der Vater ums Leben, und als Furia in ihre Welt zurückkehrt, geht es drunter und drüber. Ihr Bruder wird entführt, sie selbst entkommt ihren Verfolgern nur knapp und muss um ihre Freiheit kämpfen. Die Rettung liegt für sie in Libropolis, der magischen Stadt der verschwundenen Buchläden, in die man nur auf Einladung gelangt ... ‹Die Seiten der Welt› liest sich superlockerflockig und bleibt immer spannend. Man wird förmlich hineingesogen in diese magische Bücherwelt. Das Allerbeste aber ist der Schluss, der mich sehr überrascht hat und alles Vorangehende in einem anderen Licht erscheinen lässt. Er ist sozusagen das iTüpfelchen, das dieses Buch zu etwas ganz Besonderem macht. Alle Leserinnen und Leser von ‹Tintenherz› und der ‹Unendlichen Geschichte›, in denen ja auch Bücherwelten im Zentrum stehen, werden von ‹Die Seiten der Welt› begeistert sein.» Die Seiten der Welt Kai Meyer 560 Seiten CHF 29.90 Fischer FJB 40 | BUCHTIPPs Mein Buch | 41 Books Nr. 4/2014 Ohne Buchhandlung geht es nicht! Wir möchten von Kundinnen und Kunden wissen: Welches ist Ihr liebstes Buch? Heute antwortet Susanne Stahl aus Zell. Getroffen haben wir sie bei Orell Füssli in Winterthur. Thomas Gonschior, Christa Spannhauer Hermann Alexander Beyeler, Gerd J. Schneeweis Peter Prange Christa Schmeide Als Gefangene in Auschwitz waren Esther Bejarano, Yehuda Bacon, Éva Pusztai-Fahidi und Greta Klingsberg einem der schwersten Angriffe auf die Menschlichkeit in der Geschichte der Zivilisation ausgesetzt. Wie gelang es ihnen, diese Erfahrung zu überstehen? Was gab ihnen die Kraft zum Weiterleben? Der «Bozzetto» Michelangelos, der 1534 auf einer Holztafel geschaffene Entwurf für die Gestaltung des Wandfreskos zum «Jüngsten Gericht» in der Sixtinischen Kapelle, wird 1546 von einem liebesblinden Kardinal seinem angestammten Platz im Vatikan entrissen. Er wird einmal über halb Europa herrschen. Doch als er seiner Lebensliebe Rosina von Krain begegnet, ist Maximilian I. von Habsburg noch ein Bettelprinz, der sich am verarmten Wiener Kaiserhof nach Ruhm und Ehre sehnt. Angetrieben von seiner Idee, das alte römisch-deutsche Kaiserreich wiederaufzurichten, wirbt er um Maria, die Erbin von Burgund. Fortan wird er ein Zerrissener sein in der Liebe zu zwei ganz unterschiedlichen Frauen – und im Zwiespalt zwischen Kalkül und Gefühl. Das Leben schreibt die besten Geschichten. Deshalb hat sich Christa Schmeide entschieden, einen Roman zu schreiben. Es ist die traurige, lustige, glamouröse, gefährliche und sexy Story von Claire Prosniaki. Sie war Stewardess und Chefhostess auf einer Privatyacht, bereiste das Mittelmeer, erlebte das mondäne Leben in Monaco und musste lernen, mit brenzligen Situationen umzugehen. Mut zum Leben Thomas Gonschior und Christa Spannbauer porträtieren vier Menschen von beeindruckendem Lebensmut und unzerstörter Hoffnung. Ihre Schilderungen bezeugen: Neben dem Leiden des Holocaust gibt es noch etwas anderes. Nämlich den Triumph der Menschlichkeit über die Unmenschlichkeit, der sich in einer grossen Liebeserklärung an das Leben kundtut. Bozzetto Der Schweizer Galerist Bilgrin und der ehemalige Rechtsanwalt Prückner finden mithilfe der wundersam begabten Sofie heraus, welch blutige Spur der Bozzetto auf seinem Weg quer durch die europäische Geschichte hinterlassen hat. In der Holztafel verborgen, kämpft das Gute mit dem Bösen – bis zum heutigen Tag. Bei dem Versuch, den Fluch des Bozzetto zu bannen, sieht sich das Trio plötzlich einer völlig neuen, tödlichen Bedrohung gegenüber ... www.bozzetto-dasbuch.de Ich, Maximilian, Kaiser der Welt Maximilian war der letzte Ritter des Abendlands und der erste Kaiser der Neuzeit. Im Mittelalter verwurzelt, stiess er das Tor zur Renaissance auf. Seine dramatische Lebensgeschichte erzählt Erfolgsautor Peter Prange ebenso sachkundig wie mitreissend. First Class Flüge und Bruchlandungen Neben all dem führte sie einen unerbittlichen Kampf gegen die Ungerechtigkeit, die ihr widerfuhr, als man eine Testament-Unterschrift fälschte. Auf dem Tiefpunkt ihres Lebens angekommen, fand sie eine neue Heimat in der Schweiz. Eine Achterbahn der Gefühle – und ein Buch mit vielen autobiografischen Zügen. Geht es um Bücher, hat Susanne Stahl keine Berührungsängste. «Ich bin Viel- und Querbeetleserin!», sagt die 56-jährige Erwachsenenbildnerin. Es hänge von der Situation ab, welches Buch sie jeweils aus dem Regal ziehe. «Abends im Bett muss es zum Beispiel etwas sein, das nicht so spannend ist, dass es mich um den Schlaf bringt – aber natürlich darf es auch nicht so langweilig sein, dass ich die Lust verliere.» An regnerischen Sonntagen nimmt sie auch einmal einen Klassiker zur Hand, der den Tag literarisch aufhellt. «Nur historische Romane lese ich keine mehr», sagt sie. «Das Genre war vor einiger Zeit, als zum Beispiel ‹Die Päpstin› auf den Markt kam, ganz interessant. Mittlerweile finde ich es aber zu kommerziell.» Der Gang in die Buchhandlung ist für Susanne Stahl unverzichtbar. «Ich bestelle nicht gern Bücher im Internet. Ich möchte in einem Buch blättern können, bevor ich es kaufe, und mich nicht nur auf den Klappentext verlassen müssen, der ja sowieso nur PR ist.» So habe sie schon Entdeckungen gemacht, die sie aufgrund der Sprache oder der Idee faszinierten. «Gefällt mir ein Autor, schaue ich oft, was er oder sie sonst noch geschrieben hat.» Manchmal kauft sie ein Buch auch nur deshalb, weil ihr das Cover zusagt. «Da ist dann aber auch der eine oder andere Fehlgriff dabei», gesteht sie lachend. Damit die heimische Bibliothek nicht aus allen Nähten platzt, gibt sie viele der ausgelesen Bücher in der Familie, an Freunde oder an Brockenhäuser weiter, «auch wenn mir das Ausmisten manchmal schwer fällt». Für unsere Rubrik empfiehlt Susanne Stahl «Hüsnü, hilf!» der Kolumnistin, Autorin und Regisseurin Güzin Kar. In diesem Buch fragt sich die Autorin, was in ihrem Leben schief laufe – und findet die Antwort beim türkischen Lebemann Hüsnü. Als dieser von einer Zeitung als «Kummertante» engagiert wird, avanciert Hüsnü gar zum ratgebenden Liebling der Leserschaft. «Das Buch macht unheimlich Spass», sagt Susanne Stahl, «denn Güzin Kar spielt mit mehr als einem doppelten Boden.» Hüsnus Kolumne in «Tiefdeutsch» sei köstlich, aber trotz allem Humor könne man auch QUASTHOFF & FROWIN WANDERFUL 208 Seiten 589 Seiten 672 Seiten 272 Seiten CHF 29.90 CHF 30.90 CHF 29.90 CHF 29.90 Weissbooks Weissbooks FISCHER Scherz WOA Verlag ISBN 978-3-944305-57-8 ISBN 978-3-86337-069-5 ISBN 978-3-651-00069-8 ISBN 978-3-9524265-1-7 für sich etwas herausziehen. «Es werden eigentlich alle Themen, die einem auf dem Herzen liegen könnten, behandelt. Und die Antworten sind so schlagfertig, dass sie einem im Gedächtnis bleiben.» Ein weiterer Vorteil sei schliesslich, dass sich das Buch gut in kleinen Häppchen lesen lasse – die ideale Bettlektüre also! Hüsnü, hilf! Sofortglück für alle Güzin Kar 224 Seiten CHF 24.90 Kein & Aber BUNDESORDNER 2014 Leben There’s no Piz Like Show Piz S0 7. DEZ MI 17. – SA 20. DEZ / FR 26. – SO 28. DEZ DO 8. – SO 18. JAN / FR 30. JAN / SA 31. JAN 17.00 Uhr 20.00 Uhr, SO 17.00 Uhr Ein satirischer Jahresrückblick 624 Seiten CHF 27.90 Luchterhand Keine Kunst 20.00 Uhr, SO 17.00 Uhr Kartenbestellung und weitere Infos: www.casinotheater.ch oder Telefon 052 260 58 58 42 | IM SCHAUFENSTER IM SCHAUFENSTER | 43 Books Nr. 4/2014 «Selbst der schleimige Xenophyophore ist irgendwie cool» In seinem modernen Bestiarium «Wahre Monster» beweist der englische Wissenschaftler und Schriftsteller Caspar Henderson, dass die Fabelwesen in unseren Märchen, Mythen und Science-Fiction-Romanen nicht halb so eigenartig sind wie die Kreaturen, die tatsächlich in unseren Wäldern, Wüsten und Ozeanen fleuchen. Sein Buch ist ein Geschenk für alle: für Naturliebhaber, Fans des Grotesken – und Bücherfreunde. «Ich liebe es, Dinge zusammenzubringen, die auf den ersten Blick nicht zusammenzupassen scheinen.» © Matthes & Seizt Berlin Hanspeter Künzler Caspar Henderson Caspar Henderson wuchs in London auf und studierte in Cambridge. Als Journalist beschäftigte er sich von Anfang an mit Umweltfragen und Menschenrechtsproblemen. Seine Beiträge erschienen unter anderem in der Financial Times, OpenDemocracy, New Scientist, The Ecologist und Green Futures. 1999 wurde er mit dem IUCN-Reuters-Preis für Umweltjournalismus in West- und Mitteleuropa ausgezeichnet. Daneben wirkte er in einer Arbeitsgruppe mit, die versuchte, Politiker in die Geheimnisse der Wissenschaft einzuweihen. Seit 2008 ist er als Autor tätig. «Für den Naturphilosophen gibt es kein natürliches Objekt, dass zu wenig wichtig wäre oder zu banal», schrieb der englische Forscher John Frederick Herschel im 19. Jahrhundert: «Eine Seifenblase ... ein Apfel ... ein Kieselstein ... er wandelt inmitten von Wundern.» Der englische Schriftsteller Caspar Henderson hat sich diese Maxime zu Herzen genommen. In einem Buch präsentiert er ein Sammelsurium von Tieren, die über derart verrückte Eigenschaften und Fähigkeiten verfügen, dass kein Mensch sie je hätte erfinden können. Dabei schlägt er einen verspielten Bogen zwischen dem römischen Naturforscher Plinius dem Älteren über die imaginären Tierwelten von Jorge Luis Borges und Italo Calvino zu den neuesten Erkenntnissen der modernen Tiefseeforschung. Das Meisterwerk wurde bereits als «work in progress» – als im Entstehen begriffenes Buch – mehrfach ausgezeichnet. Jetzt liegt es auch auf Deutsch vor. Books traf den Autor in London. Books: Caspar Henderson, wie sind Sie auf die Idee für Ihr wunderbar süffiges und doch so tiefsinniges Buch gekommen? Caspar Henderson: Eines Tages unternahm ich mit meiner Familie einen Ausflug aufs Land. Es war ein herrlicher Sommertag, wir picknickten an einem Flüsschen, bald schlief die Kleine zufrieden ein. Ich kramte in meiner Tasche nach Lesestoff und förderte «Das Buch der imaginären Wesen» von Jorge Luis Borges zutage, das mich daheim vom Regal her angelacht hatte. Bei der Lektüre kam mir plötzlich der Gedanke, dass viele real existierende Tiere wesentlich eigenartiger sind als all diese erfundenen Biester – und dass unser Wissen schlicht noch nicht ausreicht, ihr Wesen zu erfassen. So packte mich die Neugierde. Das Buch enthält viele Fotos und Illustrationen. Die gezeigten Kreaturen wie etwa der Dornteufel aus der australischen Wüste oder gar die beiden streitenden Plattwürmer könnten der Kinderbuchwelt des «Grüffelo» entstiegen sein. Ich will nicht predigen, sondern Staunen, Freude und Überraschung auslösen – und vor allem eine durchaus kindliche Lust fördern, mehr über die Natur wissen zu wollen. Ein roter Faden durch das Buch ist natürlich die Tatsache, dass wir uns in einer Phase der massiven Veränderungen befinden. Der Einfluss des Menschen auf unsere Biotope ist enorm. Auf der anderen Seite entdecken wir ständig wieder neue Tiere – oder wir entdecken neue Dinge über Tiere, die wir bereits zu kennen glaubten. Erst heute Morgen ging die Meldung durch die Medien, vor der Küste Australiens sei ein bisher unbekanntes Tier entdeckt worden, das vielleicht mit einem vermeintlich vor 542 Millionen Jahren ausgestorbenen Organismus verwandt ist. Das Buch soll die Vielfalt der Natur preisen und gleichzei- tig zum Nachdenken über die Verantwortung des Menschen in der Natur anregen. Sie strecken in Ihrem Bestiarium die Fühler weit über die Welt grotesker Tiere hinaus. So beginnt ein Kapitel bei den Würmern und endet beim Philosophen Bertrand Russell und dem tschechischen Schrifsteller Karel Capek. Dazwischen treffen wir auf die Dichter Samuel Taylor Coleridge und William Blake. Eine Randnotiz zu Blake führt die Leserschaft gar noch weiter hinaus aus dem Alltag in die metaphysische Welt eines Gedichts, in dem die «dunkle geheime Liebe» des «unsichtbaren Wurms» die Rose erkranken und sterben lässt. Was mich an einen Ausspruch von Winston Churchill erinnert: «Alle Menschen sind Würmer. Aber ich bin ein Glühwurm.» Ich liebe es, Dinge zusammenzubringen, die auf den ersten Blick nicht zusammenzupassen scheinen. Italo Clavino schrieb ein Vorwort für eine Neuausgabe der Naturgeschichte von Plinius dem Älteren und prägte dort den Ausdruck «unerwartete Gegenüberstellungen». Solche Kombinationen können unversehens neue Einsichten ermöglichen, ähnlich, wie ein überraschender Reim einem Gedicht eine neue Richtung geben kann. Ich liebe übrigens auch diese Randnotizen. Randnotizen waren im Mittelalter und in all den alten Bestiarien, mit denen die Forscher vergangener Epochen das Leben zu erklären versuchten, ein beliebtes Stilmittel. Wie haben Sie die Tiere im Buch eigentlich ausgewählt? Leicht fiel die Auswahl wahrhaftig nicht. Dieses Projekt könnte die ganze Bibliothek von Babel füllen! Um das Gebiet einzuschränken, hielt ich mich ans Alphabet. Mindestens im Englischen gibt es für jeden Buchstaben ein Tier – wobei ich mir mit X eine Ausnahme zugestand, das war ein kleiner Scherz. Des Weiteren wählte ich Tiere aus, die es mir erlaubten, einen spezifischen Aspekt der Tierwelt genauer unter die Lupe zu nehmen. Sie schaffen das Kunststück, einen Text zu schreiben, der spannend ist wie ein Krimi, dabei aber von Informationen und philosophischen Seitensprüngen strotzt. Ihre Leseliste muss gigantisch sein. Hocken Sie rund um die Uhr in der Bibliothek? Ich brauche eine neue Brille. Meine armen alten Augen sind ruiniert vom vielen Lesen und Schreiben. Aber erst wenn ich mich auch körperlich betätige, kann ich gut arbeiten. Ich laufe sehr gern und paddle mit dem Kajak im Fluss. Aber mein ganzes Leben fühlt sich manchmal an wie ein Rennen zwischen Lernen und Vergessen. Der Dornenkronenseestern, der seinen Magen ausspuckt und umstülpt, um seine Opfer zu verdauen, noch bevor er sie «frisst»; der Axolotl, der abgebissene Gliedmassen nachbilden kann; das Bärtierchen, das problemlos Tempera- turen zwischen -272,8 und +151 Grad Celsius überlebt – haben Sie unter all diesen Freaks ein Lieblingstier? Ich könnte jetzt ein oder zwei Tiere nennen, aber es wäre eine Lüge. Ich mag sie alle, auch die, die oberflächlich gesehen widerlich erscheinen mögen. Selbst der Xenophyophore, dieses schleimige Ding, das in 4000 Meter Tiefe über den Ozeanboden kreucht, ist irgendwie cool. Ein Tier aber hat mir ganz besonders Eindruck gemacht – der Krake. Seine Intelligenz ist erstaunlich, und er hat noch viele andere, bemerkenswerte Eigenschaften. Seine Arme – Tentakel ist das falsche Wort! – sind bedeckt von Nerven, die so etwas wie ein vernetztes Gehirn darstellen. Darum bewegen sich die Arme auch noch, wenn man sie, wie es in gewissen Ländern Sitte ist, bei lebendigem Leibe abschneidet. Seit ich dieses Buch geschrieben habe, bringe ich es nicht mehr fertig, Tintenfische zu essen. Wahre Monster: Ein unglaubliches Bestiarium 340 Seiten CHF 52.00 Matthes & Seitz 44 | kINDERWELT KINDERWELT | 45 Da steckt Musik drin! Singende Igel und rockende Jungs: Diese Bücher stecken voller Musik. Ausgewählt wurden sie von Nicole Stäuble, der Kinderbuchexpertin der Frauenfelder Filiale von Orell Füssli. Marius Leutenegger ein Ei legt! Der Igel hockt sich hin und drückt und drückt, doch kein Ei will kommen. Endlich ist Ruhe! Die Tiere feiern zusammen ein Fest, nur Pavarotti hockt seufzend in seinem Nest. © Arena / Illustration von Sophie Schmid Leider aber ist nun doch niemand zufrieden: Die Tiere merken, dass ihnen Pavarottis Gesang, der sie zuvor so nervte, fehlt. Sie können nicht mehr schlafen, und die Situation ist jetzt noch schlimmer als am Anfang. Da kommt dem Eichhörnchen die rettende Idee: Wir schieben Pavarotti ein Ei unter, damit er sich wieder für eine Nachtigall hält! «Igel Pavarotti. Du bist toll, so wie du bist» von Sophie Schmid. «Mögen Kinder Musik ganz besonders? Ich kann das nur in Bezug auf meinen eigenen Buben beurteilen, und dann lautet die Antwort eindeutig ja. Als ganz kleines Kind nahm er Gegenstände nicht in den Mund, sondern klopfte mit ihnen auf den Boden, um zu hören, welcher Klang entsteht. Vermutlich sind für jedes Kind gewisse Sinne besonders wichtig. Heute stelle ich einmal Bücher vor für die ‹Ohrenkinder›: Alle meine Empfehlungen handeln von Musik. Auf ‹Igel Pavarotti. Du bist toll, so wie du bist› von Sophie Schmid stiess ich beim Durchblättern der Kataloge mit den Herbst-Neuerscheinungen – und ich fühlte mich von den Zeichnungen sofort angesprochen. Als ich das Buch dann in den Händen hielt, war ich schlicht begeistert: Schon das allererste Bild ist so schnügelig, und es kommt immer besser und besser. Der Igel Pavarotti singt unermüdlich Tag und Nacht, und das nicht einmal schlecht. Er singt, weil er davon überzeugt ist, eine Nachtigall zu sein. Für die Tiere im Wald wird die ständige Singerei zum grossen Ärgernis, denn sie können nachts nicht mehr schlafen. Alle sind mit den Nerven am Ende und haben dunkle Augenringe. Schliesslich entscheiden sie: Wir müssen Pavarotti endlich klar machen, dass er keine Nachtigall ist. Diese Geschichte fetzt total, und die Zeichnungen sind einfach ein Genuss. In den inbrünstig singenden Igel habe ich mich sofort verliebt. Und die Tierchen mit den Augenringen sind einfach köstlich. Das ist ein ganz tolles Bilderbuch, das man wieder und wieder erzählen kann. Doch der Igel lässt sich nicht von seinem Irrtum abbringen. Die Tiere zeigen ihm eine richtige Nachtigall, aber er sagt nur: ‹Ich bin halt eine spezielle Sorte.› Sie erklären ihm, dass Nachtigallen Nester bauen, aber er baut halt einfach auch eines – wenn auch ein sehr wackliges. Und den Hinweis, Nachtigallen würden fliegen, kontert er mit einem mutigen Sprung in die Tiefe. Richtig begeistert hat mich auch ‹Die Nacht, in der ich supercool wurde› von Juma Kliebenstein. Hauptfiguren sind die etwa zwölfjährigen Buben Karli und Martin. Sie haben in den Sommerferien herausgefunden, dass Karli eine tolle Stimme hat – und dass Martin unbedingt Schlagzeug lernen will. Die beiden melden sich zum Musikunterricht an und erweisen sich sofort als ziemlich talentiert. Deshalb bewerben sie sich auch, als eine neue Schulband gesucht wird. Aber ein Sänger und ein Schlagzeuger machen natürlich noch keine Band, und deshalb müssen die zwei ziemlich viele Schwierigkeiten überwinden, damit aus ihrem Traum etwas wird. Eine Bande macht ihnen das Leben zusätzlich schwer. Dann aber kommt den Tieren die rettende Idee: Pavarotti soll doch beweisen, dass er eine Nachtigall ist, indem er wie eine solche Der Anziehung dieses Buchs kann man sich fast nicht entziehen. Die beiden Hauptfiguren sind derart sympathisch, dass man sie © Oetinger / Illustration von Alexander Bux Books Nr. 4/2014 Karli und Martin lassen es krachen: «Die Nacht, in der ich supercool wurde» von Juma Kliebenstein. einfach ins Herz schliessen muss. Karli hat Segelohren und wird schnell knallrot, ausserdem bekommt er immer eine piepsige Stimme, wenn er nervös ist. Die beiden sind Jungs, wie Jungs sind – mit all ihren Sorgen und Nöten. Dieses Buch eignet sich ideal für alle jungen Musikangefressenen, und ich werde es auch Lehrern zum Vorlesen empfehlen. Supercool an ‹Die Nacht, in der ich supercool wurde› finde ich, dass man den Song, den Karli und Martin komponieren, im Internet hören kann – unter www.oetinger.de/supercool. Darüber hinaus ist das Buch auch fast so etwas wie ein Leitfaden, wie man eine Band gründet: Karli und Martin machen es einem detailliert vor. Auch in meiner dritten Empfehlung geht es auf coole Weise um coole Musik. ‹Rock War – Unter Strom› von Robert Muchamore lässt sich allerdings nicht so einfach zusammenfassen. Das Buch bildet den Auftakt zu einer Serie, und vieles ist in dieser ersten Folge noch nicht so klar. Grundsätzlich geht es um einen grossen Band-Wettbewerb – eben den Rock War –, und im Mittelpunkt stehen drei Hauptfiguren, die weit auseinander wohnen und noch nichts miteinander zu tun haben. Da ist zum Beispiel Jay. Er spielt Gitarre und ist mit viel Herzblut bei der Sache. Aber er weiss: Seine Band ist so schlecht, dass er mit ihr nicht weiterkommt. Also muss er sich neue Leute suchen. Dabei hat er eigentlich schon genug zu tun mit seiner Familie, denn seine Geschwister sind alle kriminell und stehen mit einem Fuss im Gefängnis. Eine andere Figur ist Summer, die bei ihrer kranken Grossmutter lebt. Die beiden sind wirklich arm, und die Grossmutter braucht ständig neue Sauerstoffflaschen, die von Summer die Treppe hochgeschleppt werden müssen. Summer tut einem richtig leid. Ein anderes Mädchen weiss, dass Summer eine tolle Stimme hat, will sie für die eigene Band gewinnen und lädt sie zu sich nach Hause ein. Die Familie des Mädchens ist sehr reich, und der ganze Luxus beeindruckt Summer natürlich tief. Die dritte Hauptfigur schliesslich ist Dillon. Er ist ein ziemlicher Herumhänger und macht ständig Ärger. Durch Zufall lernt er eine Band kennen, die mit der Technik nicht klar kommt, und hilft ihr. Darauf wird er zu ihrem Haustechniker. Dillon lädt alle zu sich nach Hause ein, und wir erfahren, dass sein Vater ein superreicher Sänger ist ... Der Rock War liegt ständig in der Luft, er wird aber erst in einer späteren Folge der Serie stattfinden. Ich hätte gern mehr erfahren über Jay, Summer und Dillon, und ich freue mich bereits sehr auf die Fortsetzung – die werde ich sofort verschlingen. Die Hauptpersonen sind faszinierend, vielschichtig und realitätsnah. Sie müssen sich richtig durchs Leben kämpfen, haben auch schwierige Zeiten, und damit können sich sicher viele Jugendliche identifizieren. Das Buch eignet sich für Jungs und Mädchen ab etwa 13 Jahren. Leider habe ich keine Ahnung, wie viele Bücher der ‹Rock War› am Ende umfassen wird. Der Autor Robert Muchamore ist aber bekannt für eher längere Serien. Das ist in diesem Fall vielversprechend – denn so etwas wie ‹Rock War›, bei dem die Musik derart im Zentrum steht, habe ich noch nie gelesen.» Nicole Stäuble, 41, ist Buchhändlerin bei Orell Füssli in Frauenfeld; sie hat einen vierjährigen Sohn. «Ich machte bereits meine Lehre zur Buchhändlerin bei Orell Füssli», erzählt sie. Schon in der Lehre seien Kinder- und Jugendbücher für sie das Grösste gewesen, denn «dieser Bereich ist so vielseitig – und fast so etwas wie eine Buchhandlung in der Buchhandlung!» Ausserdem könne man die Kundinnen und Kunden, die Kinderbücher suchten, richtig beraten: «Die meisten Leute sind dankbar für Empfehlungen, weil sie sich mit den Neuerscheinungen nicht so gut auskennen.» Igel Pavarotti. Du bist toll, so wie du bist Sophie Schmid 32 Seiten CHF 19.90 Arena Die Nacht, in der ich supercool wurde Juma Kliebenstein 256 Seiten CHF 19.90 Oetinger Rock War – Unter Strom Robert Muchamore 384 Seiten CHF 19.90 cbt 46 | KOCHBÜCHER Kunst oder Steinzeit? Neue Kochbücher regen mit originellen Ansätzen dazu an, neue Wege der Essenszubereitung und der Ernährung auszuprobieren. Markus Ganz «Willkommen in der Steinzeit!», schreiben Keris Marsden und Matt Whitmore am Anfang ihres Kochbuchs «Paleo – Die Steinzeitdiät». Die beiden Fitnesstrainer aus London wissen natürlich, dass früher nicht alles besser war, schon gar nicht in der frühesten Epoche der Menschheitsgeschichte: Die Höhlenmenschen wurden höchstens 35 Jahre alt. Doch führen die Autoren die heute viel höhere Lebenserwartung vor allem auf den Siegeszug der modernen Medizin zurück. Sie resümieren: «Dummerweise werden wir zwar älter, bleiben aber nicht gesund.» Und dies sei nicht nur auf Zeiterscheinungen wie Stress und Bewegungsmangel, sondern zu einem guten Teil auch auf ungesunde Ernährung zurückzuführen. Und da wird deutlich, dass es nicht um Verzicht, sondern um lustvolles Essen geht. Auch typische «Sucht»-Speisen wie Schokoladenkuchen und Pizza fallen nicht aus den Traktanden. Wer von Getreide abrät, muss allerdings alternative Rezepte anbieten können. Bei der Pizza führt dies zu einem originellen Rezept, bei dem der Teigboden aus geraspeltem Blumenkohl, Eiern und Büffelmozzarella gemacht wird. Kunst irgendwie zugänglicher zu machen». Sie gibt Anleitungen, wie man Werke bekannter Künstler nachbilden kann – mit einer Scheibe Toast, geröstetem Brot oder einem Pfannkuchen als Leinwand. Wie wär’s mit Frida Kahlos «Selbstporträt», Piet Mondrians «Komposition mit Rot, Blau und Gelb» oder Pablo Picassos «Marie-Thérèse, mit aufgestütztem Ellenbogen» zum Frühstück? Ereignis auf Instagram Ida Frosk versteht ihre Objekte nicht als wirkliche Kunst, sondern als Gebrauchskunst: Sie werden zubereitet, um gegessen zu werden. Doch der Blog der norwegischen Hobbyfotografin wurde auf der Plattform Instagram zum Ereignis: «Art Toast Project» hat inzwischen über 200’000 Followers. Im Buch finden sich auch Beispiele, die von Zeichentrickserien Teigboden mit geraspeltem Blumenkohl Keris Marsden und Matt Whitmore beschreiben in der ersten Hälfte des Buchs ausführlich die Grundlagen dieser Steinzeitdiät und begründen sie auch mit zahlreichen Verweisen auf wissenschaftliche Studien. In der zweiten Hälfte geht es an die praktische Umsetzung mit vielen Rezepten, die meist einfacher Natur sind. Gründe zum Selberkochen auf, wie bereits einige Titel verraten: «Weil Schokoladenpudding Männer nachts in die Küche lockt», «Weil man von türkischen Spezialitäten in Ohnmacht fallen kann» oder «Weil Sauerkraut Pickel verschwinden lässt». Aus manchem Titel spricht jedoch auch die engagierte und zuweilen esoterisch angehauchte Ernährungswissenschaftlerin, die zu gesundem Essen motivieren und vor Gefahren warnen möchte: «Weil Buchweizen-Blinis vor Krampfadern schützen», «Weil Mikrowellen den Durst unserer Zellen veralbern» oder «Weil Aluminium womöglich Alzheimer verursacht». Für Sie probiert: Pfannkuchen «Der rosa Hai» Dieses Frühstücksgericht aus dem nebenan besprochenen Buch «Kunst aufessen» ist vom Film «Der weisse Hai» von 1975 inspiriert. Paleo – Die Steinzeitdiät Keris Marsden, Matt Whitmore 272 Seiten CHF 19.90 Goldmann Essen wie Familie Feuerstein Deshalb propagieren Keris Marsden und Matt Whitmore eine Steinzeitdiät, die auf Obst, Gemüse, Eier, Fisch und Fleisch setzt. Von raffiniertem Zucker, künstlichen Süssungsmitteln sowie Getreide inklusive Teigwaren und Hülsenfrüchten raten sie ab. Tabu sind auch verarbeitete Lebensmittel, da diese stark mit ungesunden Zusatzmitteln angereichert seien. Die beiden Fitnesstrainer sind aber nicht sektiererisch und lassen Milchprodukte zu, damit einem das Essen besser schmeckt. Denn «gesund heisst nicht fad und langweilig», betonen sie. Und immer wieder blitzt Humor auf, etwa wenn sie fragen: «Wissen Sie, wie es Menschen geht, die eine fettarme Diät machen? Wir schon.» Und sie führen an, dass «Fett nicht fett macht». Tatsächlich setzen sie beispielsweise Butter, aber auch Eier und Fleisch, oft reichlich ein. KOCHBÜCHER | 47 Books Nr. 4/2014 Kunst aufessen – Bildschöne Frühstücksideen Ida Frosk 160 Seiten CHF 24.90 Antje Kunstmann «Wissen Sie, wie es Menschen geht, die eine fettarme Diät machen? Wir schon.» Kunst zum Essen Dass man Speisen kunstvoll anrichten kann, ist nicht nur Restaurants von Spitzenköchen oder der japanischen BentoTradition vorbehalten. Ida Frosk alias Ida Skivenes geht in ihrem Buch «Kunst aufessen – Bildschöne Frühstücksideen» noch einen Schritt weiter. Im Buchteil «Toast-Kunst-Projekt» nimmt sie den Begriff «Food Art» wörtlich, um «grosse und Filmen inspiriert wurden. Und bei vielen der vegetarischen Rezepte geht es offensichtlich vor allem darum, Kinder zum Essen eines gesunden Frühstücks zu animieren. Denn welches Kind würde schon auf einen «Panda-Porridge» oder einen «Giraffenpfannkuchen» verzichten? Geschichten zum Rezept Ganz schön mutig ist der Ansatz von Anke Nussbücker. In ihrem Buch «111 Gründe, selbst zu kochen» verzichtet sie mit wenigen Ausnahmen auf Bilder der Gerichte – und damit auf eines der wichtigsten Verkaufsargumente für Kochbücher. Stattdessen setzt die deutsche Autorin auf kurze Geschichten, mit denen sie die Leserschaft zum Kochen – «eines der sinnlichsten Vergnügen» – verführen möchte. Oft vergnüglich sind denn auch diese Erzählungen, die meist persönliche Erlebnisse mit dem Hintergrund eines Gerichts verbinden. Anke Nussbücker führt gute 111 Gründe, selbst zu kochen Anke Nussbücker 288 Seiten CHF 15.90 Schwarzkopf & Schwarzkopf Für zwei hungrige Personen ZUTATEN: 150 g Hüttenkäse 2 Eier 1 mittelgrosse reife Banane 20 g Haferflocken 60 g feines Vollkornmehl 1 TL Backpulver ½ TL Salz Heidelbeerjoghurt, frische und getrocknete Heidelbeeren, Trockenpflaume, Mandelblättchen, Banane Zubereitung: Hüttenkäse, Eier und Banane mit der Hand oder in der Küchenmaschine zu einer feinen, geschmeidigen Masse verrühren; will man mit der Spritzflasche Figuren spritzen, ist die Küchenmaschine besser, weil keine Stückchen bleiben, welche die Tülle verstopfen würden. Die trockenen Zutaten mischen und die Hüttenkäse-Ei-Banane-Mischung gründlich unterrühren. Die Masse sollte ziemlich dick sein. Falls sie zu dick ist, etwas Milch unterrühren. Bei mittlerer Hitze ovale Pfannkuchen golden backen. Nach dem Abkühlen mit Heidelbeerjoghurt bestreichen. Zwei getrocknete Heidelbeeren oder Rosinen als Augen auflegen. Das Maul aus einer flach gedrückten Trockenpflaume zuschneiden und scharfe Zähne aus Mandelblättchen einsetzen. Frische Heidelbeeren als Wasser um den Hai verteilen und einen kleinen mutigen Bananenmenschen am oberen Tellerrand schwimmen lassen. 48 | WETTBEWERB VERANSTALTUNGEN | 49 Books Nr. 4/2014 Das Literatur-Kreuzworträtsel Veranstaltungen Unter den richtigen Lösungen verlosen wir Gutscheinkarten von Orell Füssli Thalia: 1. Preis: CHF 200.–, 2. Preis: CHF 100.–, 3. Preis: CHF 50.–, 4. bis 10. Preis: je CHF 20.–. 30. Kinderparadies bei der Zuschauer- NOVEMBER 18. Wirz Thalia Aarau terrasse im Flughafen Zürich Märlistunde für die Kleinen 20 Uhr Das Team präsentiert: Buchtipps für Erwachsene, Jugendliche und Kinder 18. Stauffacher Bern 14–15 Uhr MÄRZ 6.Thalia Baden Veranstaltet von Orell Füssli und dem Flughafen 11.ZAP Brig 20 Uhr Raumstation Sehnsucht 19.30 Uhr «Radio» DEZEMBER Lesung mit Pedro Lenz 2.Stauffacher Bern 20 Uhr «Immer schön langsam» Comic-Lesung mit Ralf König 19 Uhr Nacht der Frau 18.Wirz Thalia Aarau 20 Uhr Lesung mit Diccon Bewes 19. Thalia Basel 20 Uhr Raumstation Sehnsucht 4. Comic-Lesung mit Ralf König Orell Füssli am Bellevue, Zürich 20.30 Uhr «Mindfuck Love» Lesung mit Petra Bock 19. Vogel Thalia Winterthur 20 Uhr «Hypnose – Gesundheit und Heilung auf natürlichem Weg» Vortrag von Hansruedi Wipf mit Demonstration 20. Thalia Thun 18.30 Uhr «Anastasia – Die letzte Zarentochter» Kinderbuch-Vernissage mit Annemarie Stähli, musikalische Begleitung von Anna-Lena Schulz 24. ZAP Brig 19.30 Uhr «Der Mann der Armut. Franziskus – ein Name wird Programm» 7. Kinderparadies bei der Zuschauerterrasse im Flughafen Zürich 14–15 Uhr Märlistunde für die Kleinen Veranstaltet von Orell Füssli und dem Flughafen 14. Kinderparadies bei der Zuschauerterrasse im Flughafen Zürich 14–15 Uhr Märlistunde für die Kleinen Veranstaltet von Orell Füssli und dem Flughafen FEBRUAR 21.Stauffacher Bern «Radio» 20 Uhr Lesung mit Pedro Lenz Vortrag von Niklaus Kuster mit Bilderschau 25. Thalia Bern 23.Kellerbühne St. Gallen «Die 3??? – Der gefiederte Schrecken» Lesung mit Christian Gasser, veranstaltet von der Kellerbühne in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Rösslitor Lesung von Christoph Dittert 27. Thalia Basel 25.Thalia Basel 17.30 Uhr «Vegan Love Story» 20 Uhr «Radio» Buchpräsentation mit Rolf Hiltl und Reto Frei; Gespräch & Degustation. Moderation: -minu 29. Thalia Bern 20 Uhr «Rakkaus» 20 Uhr Lesung mit Pedro Lenz 10 Uhr «Anastasia – Die letzte Zarentochter» Kinderbuch-Lesung mit Annemarie Stähli, musikalische Begleitung von Anna-Lena Schulz ✁ Lösungswort: Bis zum 6. Januar 2015 in einer Filiale von Orell Füssli, Thalia, Stauffacher, ZAP, Meissner oder bei Rösslitor Bücher abgeben – oder per E-Mail senden an: [email protected]. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. 29. Meissner Bücher, Aarau «Globis Schweizer Küche» Adresse Mitmach-Aktion für Kinder ab vier Jahren – mit Wendolina, Globi und Koch Albi von Felten Wortkabarett mit Mambo Kurt 26.Hotel National Bern 20 Uhr «Montecristo» Lesung mit Martin Suter, veranstaltet von Stauffacher Bern PLZ / Ort Lösungswort (04/2014) RABENSCHATTEN Lösungswort (04/2014) RABENSCHATTEN Mit der Angabe ihrer E-Mail-Adresse akzeptieren die Teilnehmenden die Teilnahmebedingungen. Die Orell Füssli Thalia AG ist berechtigt, die angegebenen Daten zu speichern – und sie für den Versand des kostenlosen Newsletters von buch.ch, thalia.ch und books.ch sowie zu Markt- oder Meinungsforschungszwecken zu nutzen. 14 Uhr Vorname / Name «Heimorgel to Hell» E-Mail Alle Veranstaltungen finden Sie auf www.books.ch, www.thalia.ch und www.buch.ch 50 | KOLUMNE Books Nr. 4/2014 Schweizer Autorinnen und Autoren erzählen in Books, warum sie schreiben. Heute: Kaspar Schnetzler Zum Journalismus, am Anfang meines Erwachsenenlebens, kam ich, weil mich der Ehrgeiz trieb, meinen Namen in der NZZ veröffentlicht zu sehen. Das war etwas! So bin ich ins Schreiben geraten. Meinen ersten Roman, «Der Fall Bruder», deklarierte ich als Kleinkrimi. Mit ihm brachte ich meine unbewältigte deutsche Vergangenheit zur Sprache. Das war in den 68er-Jahren, als das Thema sowohl von den jungen Gegenwartspolitikern als auch von den Alten mit Vergangenheit aus unterschiedlichen Gründen verdrängt war. Kam dazu, dass kein seriöser Autor – und welcher deutschschreibende Autor war nicht seriös – je daran gedacht hätte, sich auf die Ebene eines Krimis herabzulassen. Damals. Die Grenze zwischen E-Literatur (E wie Ernst, was seriös belehrend bedeutete) und U-Literatur (U wie Unterhaltung, was zum Vergnügen ohne Mehrwert bedeutete) war mauerhoch gezogen. Zweimal ausserhalb, fuori le mura, gelegen, fand mein Erstling keinen Zugang zum deutschen Literaturbetrieb, auch nicht durch den Schweizer Nebeneingang. Ich kehrte zum Journalismus zurück und wurde dort freundlich aufgenommen. Der Wunsch, ein eigenes Buch in Händen zu halten (siehe unten), blieb aber lebendig. Seit Ricco Bilger und Dario Benassa mich in ihren bilgerverlag Zürich aufgenommen haben, schreibe ich dicke, seriöse Romane. Warum? Ich habe drei Antworten parat. Zum einen handle ich Erfahrungen ab, die mich ein Leben lang beschäftigten. Im Roman «Die Gilde» ist es eine bestimmte Berufsgruppe und das Verhalten ihrer Mitglieder. «Das Gute» ist die Geschichte einer unauffälligen kleinbürgerlichen Familie. Zum zweiten ist es mir mehr als einmal passiert, dass mir wie aus dem Nichts, das es nicht gibt, die Schlussszene eines Romans einfiel, ausformuliert bis zum letzten Buchstaben im letzten Satz. Eine A4-Seite lang. Was blieb mir anderes übrig, als die Geschichte zu schreiben, die zu diesem Ende führt? Darum habe ich die Romane «Kaufmann und das Klavierfräulein», «Nach Berlin» und als neuesten «das modell» geschrieben. Drittens liebe ich das Handwerk des Erzählens. Es ist ein erhebendes Gefühl, Menschen literarisch nachzubilden, Figuren zu erschaffen, ihnen eine Umwelt zur Verfügung zu stellen, ein Leben zu geben, ein Schicksal, das sie zum Handeln bringt. Und dieser Ausgangslage eine erzählerische Struktur zu geben, die der Leserin, auch dem Leser ermöglicht, meine fiktive Geschichte in Bezug zu ihrem faktischen Leben zu setzen. Gelingt mir das, fühle ich mich wie «der kleine Gott der Welt». Das ist ein guter Grund zu schreiben. Schliesslich das Wohlgefühl, das ich während all der Jahre, die ich Bücher schreibe, nie losgeworden bin: am Ende eines langen kreativen Prozesses, der sich abgesehen vom mechanischen Schreiben grösstenteils im seelisch-geistigen Bereich abspielt, ein eigenes Buch als Gegenstand in den Händen zu halten. Das ist ein sehr schönes Ge- fühl. Aber noch schöner ist es, das Gewicht des Buchs zu spüren und mir einzubilden, es seien nicht Karton, Papier und Druckerschwärze, sondern meine Worte, die das Gewicht ausmachen. Das ist ein guter Grund weiter zu schreiben. © Ayse Yavas ... weil ich es vor 65 Jahren in der ersten Klasse der Primarschule bei Herrn Beglinger im Schulhaus Hirschengraben in Zürich gelernt habe. Schreiben? Ich habe Kartonschnipsel aus dem Setzkasten geklaubt und die Buchstaben auf der Setzleiste zu «Roti Rösli im Garte» aufgereiht. Mit Ernst. In der vierten Klasse habe ich im Klassenverband auf Diktat von Lehrer Schmid die Stahlfeder am Federhalter (Ende abgekaut) Linie für Linie über Heftseiten hin «auf ab, auf ab, auf ab» geführt «und Bogen und Bogen und Bogen» gezogen. So habe ich Schönschreiben gelernt, Belletristik im wahrsten Sinn des Worts. KASPAR SCHNETZLER Kaspar Schnetzler, 72, hat an der Universität Zürich und der Freien Universität Berlin studiert und mit dem Doktorat abgeschlossen. Als Lehrer arbeitete er für die Kantonsschule Zürich, als freier Journalist hauptsächlich für die NZZ. 1993 wurde er mit dem Zürcher Journalistenpreis ausgezeichnet. 1977 versuchte er das erste Mal, sein germanistisches Wissen über die Erzählkunst praktisch anzuwenden. Für seinen Roman «Der Fall Bruder – Neues aus New Hampshire» erhielt er den Preis der Schweizerischen Schillerstiftung. Es folgten Erzählungen, Theaterstücke, Satiren, Essays sowie eine Auszeichnung und drei Stipendien. Im bilgerverlag Zürich hat er bis heute fünf Romane veröffentlicht, soeben folgenden: das modell 270 Seiten CHF 35.90 bilgerverlag RAUS. ABER RICHTIG. Transa – Die beste Auswahl an hochwertiger Ausrüstung für Travel & Outdoor. Basel I Bern I Luzern I St. Gallen I Winterthur I Zürich www.transa.ch ! U E N Water Protection Optimaler Schutz vor Wasser tap2flip Bequem blättern mit die Rückseite Fr. 159.–